Literaturgefluester

2014-08-02

Nummer sechs

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:35

Das erste „Frankreichbuch“, das ichr für meinen „Elsaß-Urlaub“ ausgesucht und mitgenommen habe, ist das kleine Bändchen „Nummer sechs“ von Veronique Olmi, das ich einmal bei den Bücherschränken bei „Literatur im März“ gefunden und mitgenommen habe.
Durch die offenen Bücherschränke bin ich lange nicht zum Lesen gekommen, denn der Name Veronique Olmi sagte mir eigentlich nichts.
Dann bin ich bei den Blogs darauf gestoßen, habe das Buch auf meine Leseliste gesetzt, nachgelesen oder ergooglet, daß Veronique Olmi, 1962 in Nizza geboren wurde, also für einen Elsaß Urlaub vielleicht nicht ganz passend, ich habe inzwischen aber ein weiteres Buch von ihr beim letzten Morava-Flohmarkt gekauft und eine Neuerscheinung gibt es, glaube ich, auch, die jetzt überall sehr angepriesen wird.
Im Klappentext wird sie als Frankreichs bekanntste junge Theaterautorin gelobt, das Buch ist aus dem Jahr 2003 und ihre bildhafte Sprache kann man in dem kurzen knapp hundert Seiten Roman sofort erkennen.
Da geht es um Fanny, die Nummer sechs, das sechste Kind von Doktor Delbast, der jetzt schon hundert und wahrscheinlich auch ein wenig dement ist. Er wird jedenfalls nach dem Tod der Mutter von ihr betreut, beziehungsweise in ein Alterheim gebracht, weil Fanny alleinerziehend und Sektretärin ist und sich die anderen Geschwister wenig um den Vater kümmern, beziehungsweise sich nur seine Sachen unter sich aufteilen.
Fanny, die jüngste, die sich immer ein wenig übergangen fühlte, wollte aber nur seine Briefe aus dem ersten oder zweiten Weltkrieg haben und so geht es dahin mit den Erinnerungen, beziehungsweise den Bildern des kleinen Romans, die das Leben und die Kindheit Fannys beschreiben
Es beginnt mit einem Foto der Familie am Strand in einem Sommerurlaub, alle Geschwister und das spanische Hausmädchen Maria sind darauf, nur Fanny fehlt, sie fühlt sich übergangen, nicht ernstgenommen, wird von den Hausmädchen aufgezogen und von dem Vater, der Arzt ist, nicht behandelt, weil der das bei seinen Kindern nicht will.
Fanny liest die Briefe des Vaters aus dem ersten Weltkrieg, der sich schuldigig am Tod seines Bruders fühlt, versucht eine Beziehung zu ihm aufzubauen oder wiederherzustellen, was aber bei dem Hundertjährigen nicht oder nicht mehr gelingt, Fannys Tochter, die sich in der Pubertät befindet und sich gegen die Mutter auflehnt, meint, daß sie zu streng sei und dem Vater alles verbiete, aber Fanny hat auch Angst vor den Geschwistern, fürchtet, daß sie ihr die Betreuung des Vaters wieder wegnehmen könnten, wenn sie ihm, was er gern möchte, Alkohol trinken läßt.
Ein besonders schönes Bild ist noch dieses, wo die Geschwister mit einem großen Fest, den hundersten Geburttagkra des Vaters feiern, aber er ist nicht dabei, weil er an diesem Tag krank ist, Fanny bringt ihm etwas von dem Festessen mit.
Eigentlich ein sehr trauriges und auch ein sehr berührendes Buch mit sehr wichtigen Themen, die uns alle betreffen und mich auch sehr interessieren, was da sehr kurz auf knapp hundert Seiten in sehr eindrucksvollen Bildern dargestellt wird.

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