Nun also die Besprechung meines „Elsaß-Vorbereitungsbuch“, das mir der Alfred so getreulich schenkte und, daß ich am Freitagabend, als wir am Campingplatz in Eguisheim eingetroffen sind, zu lesen begonnen habe, da ich mich ja immer gerne erst vor Ort mit den Reisevorbereitungsbüchern beschäftige.
„Wohin Sie auch reisen, mit diesen Büchern sind Sie schon dort“, steht am Buchrücken.
Und etwas weiter unten wird noch die Frage, „Was ist ein Elsäßer“, eine Frage, mit der ich mich auch schon beschäftigte, gestellt und beantwortet.
„Ein guter Elsäßer ist ein Franzose. Könnte man sagen. Und ein sehr guter Elsäßer? Ist fast schon wieder ein Schwabe, also ein halber Deutscher! Rainer Stephan kennt sich aus im Dryecksland zwischen Deutschland und Frankreich: Er schreibt vom Straßburger Münster, den Burgen, dem berühmten Flammkuchen und dem vorzüglichen Wein. Und am Ende ist eines sicher: Ein Elsäßer ist ein Elsäßer, punktum.“
Rainer Stephan, der Autor der Gebrauchsanweisung ist Jahrgang 1948 und hat eine elsäßische Großmutter, wie noch am Klappentext steht.
„Er lebt heute als Journalist in München und für die Süddeutsche-Zeitung.“
Außerdem scheint er ein gewisser Skeptiker zu sein und den Spagat zu probieren, einen Reiseführer zu schreiben und sich gleichzeitig über Reiseführer und Leute, die sie lesen oder damit Gegenden, wie beispielsweise das Elsaß, bereisen, lustig zu machen.
Er gibt aber auch einige Antworten, die eine, die, wie beispielsweise ich, nicht sehr viel über das Elsaß wußte, als sie auf dem Campingsessel saß und in dem Buch blätterte, sehr gut brauchen konnte.
Denn das Elsaß ist das „Dreyeckland“, wie es im ersten Kapitel heißt, in Frankreich, zwischen der Schweiz und Deutschland gelegen und das war ja eine Frage, die ich mir auch schon gestellt habe.
Spricht man dort Deutsch, Französisch oder Elsäßisch und wie ist das mit der Geschichte?
Ein bißchen habe ich diese Frage durch das Buch und durch meinen Aufenthalt beantwortet bekommen und Rainer Stephan geht gleich zu den Burgen weiter, was auch interessant ist, weil ich ja am Campingplatz zu den „trois chateaux“ in der „Gebrauchsanweisung“ blätterte und da noch nicht sehr viel von der „Hohkönigsburg“, die Stephan, etwas respektlos „eine Art Disneyland für Mittelalterfans“, nennt, wußte.
Stephan empfiehlt auch die Burg Nideck, bekannt aus der Chamisso Ballade „Das Riesenspielzeug“ zu besuchen und bedauert, daß sich die meisten Touristen mit den in den Reiseführern empfohlenen Burgen, wie eben der „Hohkönigsburg“ begnügen.
Er gibt aber auch ganz andere Tips, wie den zum Beispiel, den Supermarkt Cora zu besuchen, den es in der Umgebung von Colmar gibt, weil man da die Weine, die Pasteten und die anderen berühmten Mitbringseln, viel billiger als sonstwo kaufen kann und tändelt am Anfang auch ein bißchen mit dem Frauennamen herum.
„Cora ist ein Supermarkt oder was hätten Sie gedacht?“
Das ist aber schon ein Vorgriff, denn das nächste Kapitel beschäftigt sich mit der „Sauerkrautfalle“ und da geht es, wie man es sich schon denken kann, um das elsäßische Essen und da ist ja das „Choucroute“ sehr bekannt, wird empfohlen und man sieht es überall die Touristen essen.
Stephan macht sich wieder über das „Kraut-Kraut“, denn das Wort ist ja aus dem französischen „choux“ und dem elsäßischen „krüt“ „doppelgemoppelt, lustig und erzählt genau, daß es in den Restaurants meist mit fetten Würsten und Bauchfleisch, aber auch mit Fischen und Spätzli serviert wird.
Dann gibt er noch eine Beschreibung der berühmten „Baeckeofe“, das ist das Lamm, Schwein und Rindfleisch, das zuerst vierundzwanzig Stunden marniniert und dann mit Zwiebeln und Kartoffeln im Backofen gebacken wird und meint, daß man das heute nicht mehr sehr oft im Restaurant bekommen würde, weil die Herstellung Zeit kostet. Hier irrt er sich, glaube ich oder hat sich durch sein Buch vielleicht etwas geändert, habe ich das Gericht ja in mehreren Restaurants auf der Karte gesehen.
Die nächsten Kapitel gelten der Beschreibung der Stadt Straßburg, für die man sich, wie er rät, Zeit nehmen soll, denn es gibt ein Straßburg auf europäisch, italienisch, französisch und ein deutsches gibt es auch.
Er empfiehlt den Besuch des Münster und beschreibt, daß dieses eine eigene Bauhütte hat und widmet ein eigenes Kapitel derselben. Einen Wald besitzt das Münster auch, denn die Reparaturen erfordern natürlich sehr viel Holz und das sind interessante Aspekte, auf die ein gewöhnlicher Tourist alleine wahrscheinlich nicht kommt.
Ein Kapitel über die Vogesen gibt es natürlich auch und da meldet sich wieder der Zyniker und rät, daß man, wenn man aus der Schweiz oder aus Österreich kommt, ja nicht sagen soll, daß die Berge daheim höher sind, denn das wissen die Elsäßer, die meistens sehr übertreiben und alle ihre Gerichte oder Wanderwege typisch nennen, was den Touristen wieder verwirrt, selber auch.
Im Kapitel „Es muß ein Wein sein“ rät er vom Besuch der Weinfeste ab, denn die kann man auch zu Hause in Deutschland oder sonstwo haben, erzählt ein bißchen was über die Weinstraßen und bedauert, daß die in den Fereienzeiten sehr befahren sind, so daß die Straßen verstopft und man vor den Ortseinfahrten im Stau stehen muß, etwas, was ich eigentlich nicht so erlebt habe und das „Storchenfest“, die Weinmesse oder die Weinverkostungen eigentlich sehr interessant und lustig fand.
Er schwärmt auch von einem Elsaß ohne Touristen, meint, daß man als Fremder nicht sehr oft die Gelegenheit hätte, in die Wohnungen der Einheimischen eingeladen zu werden, weil die kleiner, als die in Deutschland wären und erzählt auch von den Sozialwohnungen, wo die nach Elsaß zugezogenen „Ausländer“ leben würden.
Ein interessants Buch, ob man es als Lektüre ohne ins Elsaß zu fahren lesen kann oder soll weiß ich nicht, denn ich habe es ja zu lesen begonnen, als ich schon dort war, aber von dem meisten darin beschriebenen noch nicht sehr viel Ahnung hatte, jetzt habe ich die ein bißchen und kann einiges vergleichen.
Wie gut oder typisch diese Gebrauchsanweisungen wirklich sind, es gibt, wie man auf den letzten Seiten lesen kann, eine ganze Reihe davon im „Piper-Verlag“ „für Amerika, Amsterdam, Barcelona bis Venedig und Wien, kann ich wahrscheinlich erst erfassen, wenn ich die von Monika Czernin über „Wien“ geschriebene, einmal im Schrank finden sollte.
Die für Elsaß war aber schon des Spagates wegen einen Reiseführer zu schreiben und sich gleiczeitig ein bißchen lustig darüber zu machen, sehr interessant und so habe ich das Lesen des Buches sehr genossen und meinen eigenen Reisebericht über die vierzehn Tage im Elsaß gibt es natürlich auch.
2014-08-15
Gebrauchsanweisungen für das Elsaß
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