Literaturgefluester

2014-08-25

Der Puzzlemörder von Zons

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:23

In den Schreibratgebern wird von der Genreübergreifung immer abgeraten. Der unter dem Pseudonym, Catherine Shepherd, schreibenen 1972 geborene und in dem rheinischen Städtchen Zons lebende Autorin, scheint sie aber gelungen zu sein. Hat sie doch in ihrem ersten Zons-Krimi, den sie 2012 als E-Book veröffentlichte, das Mittelalter mit der Gegenwart verbunden und ist damit so erfolgreich geworden, daß er nun beim „Lago-Verlag“ herausgegeben wurde.
So beschreibt das Buch, das abwechselnd im fünfzehnten Jahrhundert, als auch in der Gegenwart spielt, auf der einen Seite, die grausamen und bestialen Frauenmorde, die 1495 in dem kleinen rheinischen Städtchen, das es wirklich gibt und von dem ich mir auch einige Vidos angesehen habe, passierten.
Im Buch gibt es auch einen von der Autorin gezeichneten Plan des Städtchen, das von einer Mauer umgeben ist und das an jeden Ende einen Turm hat, den Zoll-den Mühlen und den Krötschenturm angegeben und das Städtchen hat auch eine Stadtwache und Bastian Mühlendorf, der Chef der solchen, mit der schönen Marie verlobt, soll diese aufklären.
Er hat auch Aufzeichnungen darüber gemacht und die sind in das Stadtarchiv gewandert und so bekommt in der Gegenwart, die Journalistik-Studentin Emily den Auftrag für die „Rheinische Post“ eine Artikelserie über diese Morde zu schreiben. Emily lebt, glaube ich, in Köln, hat aber in Zons eine Freundin namens Anna und die besucht sie, um ihren Auftrag ausführen zu können.
Anna hat großen Kummer, hat ihr doch ihr Freund Martin, als sie ihn fragte, ob er sie heiraten will, verraten, daß er eigentlich schwul ist und mit seinem Freund Christopher zusammenziehen will und dann ist er auch noch verschwunden.
So sitzt Anna, eine erfolgreiche Bankerin, des Nachts auf einer Bank, schaut in den Himmel und hat dabei eine seltsame Begnung, trifft sie doch einen jungen Mann, der ganz altmodisch spricht und Bastian scheint er auch zu heißen.
Das ist schon eine Reise in die Vergangenheit, eine zweite scheint stattzufinden, als Emily das Stadtarchiv besucht, um sich die diesbezüglichen Unterlagen heraussuchen zu lassen. Dort ist alles alt und muffig und der Archivar scheint ein seltsamer hinkender Mann zu sein, der Emily mit lüsternen Augen verfolgt, so daß ihr Angst und Bange wird.
Dann geht es wirklich ins Mittelalter und da werden zwei Frauen ermordet, die vom Mörder zuerst mit Rotwein betäubt wurden, dann schneidet er ihnen die Haare ab und graviert in ihre Schädel seltsame Zeichen und Buchstaben ein. Da der Mörder zwischenzeitlich gefangengefnommen wurde, findet man im Juddeturm auch seltsame Zeichen, der Mörder kann aber leider entwischen und so setzt sich Bastian Mühlenberg mit diesen Zeichen auseinander und er kann sie auch fast entziffern, die Zahlen haben, was mit den Türmen zu tun, die Buchstaben offenbar mit den Nachnamen der Frauen, die dritte im Turm eingravierte Zahl ist ein Z, so daß Bastian, allle Jungfrauen des Städtchens deren Namen mit Z. beginnen, beim nächsten Vollmond, wo die vorangegangenen Morde passierten, besonders bewachen läßt. Es geschieht ihnen auch nichts. Nur leider ist daraufhin seine Braut Marie verschwunden.
In der Gegenwart ist es Emily inzwischen gelungen, das herauszufinden und ihren Artikel zu schreiben, der in der Zeitung aber nicht so, wie von ihr erwartet, erscheint, denn in der Gegenwart passiert in Zons inzwischen auch Schreckliches.
Zuerst wird ein toter Mann in einem Auto gefunden und dann eine Frauenleiche, auf deren Kopf man auch diese seltsame Tätowierungen findet. Hier wird von einem Kommissar Bergmann ermittelt, der aber im Dunklen tappt und erst auf die richtige Spur kommt, als er Emilys Artikelserie liest, denn es scheint sich um einen Nachahmungstäter zu handeln.
Die zweite tote Frau wird gefunden, die dritte soll Anna sein, die entgeht aber ihrem Schicksal, denn sie wird wieder von dem jungen Mann namens Bastian gewarnt, der sie sie zum Mühlenturm bestellt. Er kommt dort nicht hin, aber der Kommissar, der sich inzwischen in Emily verliebt hat, kann den Fall klären und den Mörder verhaften.
Der Fall im Mittelalter wurde nie ganz geklärt, zumindest ist der Mörder verschwunden, nur Bastian sitzt vor seiner Mühle und hört ein Geräusch.
„Mit einem Ruck fuhr er hoch. Er konnte nicht glauben, was er dort sah. Fortsetzung folgt – Ende“ ist zu lesen und das hat Catherine Shephard auch getan.
Es gibt inzwischen einen Sichelmörder von Zons“ und einen „Zons-Krimi“ namens „Kalter Zwilling“, alle spielen in Zons, im Mittelalter und in der Gegenwart und in allen kommen sowohl der Stadtwächter Bastian, als auch Emily, ihre Freundin Anna und Kommissar Bergmann vor.
Wie diese Verbindung von Gegenwart und Mittelalter in einer Serie vor sich gehen kann und nicht langweilig oder abgelutscht wird, finde ich interessant. Denn immer kann es ja nicht Visionen geben und ob sich die Dinge wirklich so oft wiederholen können, ohne langweilig zu werden, scheint auch spannend.
Der Autorin scheint es aber gelungen zu sein, ist sie mit ihrem dritten Buch doch auf den 2. Platz beim „Indie-Buchpreis“ der Leipziger Buchmesse gekommen.
Eine Web-und eine Facebookseite hat sie auch und im Buch gibt sie ihren Lesern Informationen über die Stadt Zons und fordert sie auf ihr Feedback zu geben.
Mein Rat könnte sein, die Sprachwelten des Mittelalters und die unserer Alltagssprache vielleicht noch ein bißchen genauer zu differenzieren. Denn ich denke, daß Bastian Mühlenberg ein „Amt“ und keinen „Job“ bei der Stadtwache bekommen hat und, daß der Bauernhof des Mörders den er aufsucht, „Dienstboten“ und keine „Angestellten“ hatte.
Ansonsten bin ich aber eugierig wieder etwas von Catherine Shepherd zu lesen, denn erfolgreiche Indie-Romane interesieren mich ja sehr und bei „Lago“ habe ich vor kurzem auch schon einen solchen gelesen.

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