„Zeitgeschichten“ ist das Thema der heurigen „Linken Wort Lesung“ am Volksstimmefest.
„No na!“, könnte man sagen, 1914 und 1934 und die „Linke Wort Lesung“ selber gibt es zum neununddreißigsten Mal.
Ich habe mich ja entschlossen, obwohl Christoph Kepplinger, das nicht so gerne sieht und lieber einen für das Fest geschriebenen Text hat, das zweite Kapitel aus den dreizehn zu nehmen, die Geschichte der DDR, ihr Aufstieg oder ihr Fall feiert zwar gerade kein Jubiläum, die Zeitgeschichte des Ernst Schwarz ist aber interessant, obwohl ich ja fast auch etwas zum ersten Weltkrieg hätte, aber auf den werden sich ohnehin alle beziehen habe ich gedacht, was dann gar nicht so war.
Und dann das Wetter. Regen war angesagt, das hat, glaube ich, schon Christoph Kepplinger in seinem letzten Mail befürchtet und in St. Pölten hats den ganzen Vormittag geregnet, als ich dann aber mit Schirm und Regenjacke in Richtung Jesuitenwiese gegangen bin, war das zwar ein Slalom um die Pfützen am Weg, nur die kleinen Kinder sind hindurchgeplanscht, geregnet hat es aber nicht und die Lesung ist auch bald losgegangen.
Nächstes Jahr scheint sie ihr vierzigsten Jubläum zu feiern, Arthur West hat sie initiert und war haben einmal mit dem Arbeitskreis schreibender Frauen dort gelesen, ich dann regelmäßig ab 1989, Helmut Rizy hat dann die Organisation von Arthur West übernommen und als die Volksstimme in die Krise kam, gab es ein oder zwei Jahre auch kein Fest.
Dann habe Roman Gutsch und Christoph Kepplinger die Organisation übernommen und neuen Schwung beziehungsweise neue Leser gebracht, sprich die jungen Talente wie Nadine Kegele oder Gertraud Klemm, die dann beim Bachmannpreislesen und die Publikumspreise gewinnen.
Roman Gutsch hat sich dann aus der Organisation zurückgezogen, so organisert Christoph Kepplinger inzwischen allein und heuer gibt es auch ein Buch, wie ich schon in St. Pölten im „Standard“ las mit dem Namen „Jesuitenwiese“ ein interaktiver Roman wenn ich das richtig verstanden habe, wo man den Schatz der KPÖ der irgendwo im Gelände versteckt ist aufspüren kann.
Nun ja, nun gut, die Anthologie vom letzten Jahr „Ausverkauf“ wurde mir jedenfalls von Christoph Kepplinger übergeben.
Und ich war in der ersten Lesestafel oben auf der Bühne, obwohl es ja nicht mehr geregnet hat und die Bücher wieder im Bücherzelt des „Zentrums Donau“ und der mir bisher unbekannte Werner Lang, ein Mitglied des „Werkkreises der Literatur der Arbeitswelt“ hat begonnen und es war interessant zu beobachten. wie vielschichtig man das Thema „Zeitgeschichten“ interpretieren kann.
Elfi Resch hatte dann etwas aus ihrer Familiengeschichte und vom ersten und vom zweiten Weltkrieg, da heiratet einer seine Braut, bevor er einrückt, denn, wenn er fällt, bekommt sie eine Witwenpension und der Vater rettet auch die Gewerkschaftskartei.
Dann kam Axel Karner mit Gedichten aus dem „Rosaroten Balkon“ und danach ich mit einem Teil der Lebensgeschichte des Ernst Schwarz, die ich ja für sehr interessant halte.
Gerald Jatzek hatte „Reisegedichte“ und sang dazu mit seiner Gitarre, so daß man sich vorstellen kann, wie es ist, wenn der Lastwagen durch St. Pölten rollt und in seinem Inneren überleben Menschen das Geschlepptwerden nicht.
Manfred Chobot hatte auch etwas aus einem Geschichtenband, interessant übrigens wieviele der Autoren sich nicht an die Auflage gehalten haben und schon Gedrucktes vortrugen.
Hilde Schmölzer zum Beispiel mit ihrem „Hexenbuch“ 1986 erschienen in einem christlichen Verlag unter Kardinal König war das möglich, danach kam Hermann Groer, der mochte das nicht, so wurde der Verlag aufgelöst und das Buch ein Bestseller, was ja auch ein sehr interessantes Stück Zeitgeschichte ist.
Bernhard Erich Kaute, der schon im letzten Jahr Gedichte gelesen hat, hatte wieder kritische zum zweitens Weltkrieg und zur Datenvorratsspeicherung und noch einiges mehr.
Nadja Bucher las den geschichtlichen Strang aus ihrer „Wilden Gärtnerin“ und Jimmi Lend aus der Steiermark, war glaube ich, für mich eine Neuentdeckung. Ein weiteres junges Talent und Kurto Wendt hatte für die Lesung extra einen Text geschrieben.
„Acht Minuten Optimismus“, das war glaube ich, unsere Lesezeit, darin ging es um den Polizeieinsatz und die Hausbesetzung der Pizzeria „Anarchie“ im Juni, ist oder wird aber auch in einem seiner Bücher enthalten sein und Julya Ranibnowich, die glaube ich, zum ersten Mal am Volksstimmefest gelesen hat, die ich aber schon öfter im Publkum sah, brachte einen Auszug aus dem Roman mit dem sie berühmt geworden ist, nämlich „Spaltkopf“.
Antonio Fian habe ich im Publikum gesehen, Ilse Kilic, Fritz Widhalm und und und…
Zum Kaffee und Kuchen sind dann die Autoren gar nicht so gekommen, die Musik die auf den Bühnen gegeben wurde, wahr vielleicht verlockender, Sigi Maron beispielsweise auf der „Volksstimme Bühne“ und am Sonntag wird es weitergehen.
Mit den Fotos wird es da vielleicht ein wenig schwierig werden, hat sich da ja der Alfred schon am Samstag ausgetobt und neben, wie ich finde, wunderschönen Portraits aller Lesenden, noch ein paar der Besucher hineingestellt. Die Renate Sassmann ist eine alte Freundin aus der AUGE beziehungsweise aus der Hofmühlgasse, ist ihr Sohn ja einmal mit der Anna in die gleiche Alternativschule gegangen. Ein kleines Kind ist zu sehen und der Sohn von Christoph Kepplinger hat sich zuerst vom Alfred nicht fotografieren lassen, sondern sich hinter seinen Papa versteckt, dafür ist seine Frau ganz oben rechts zu sehen und weiter unten mit der Kamera Christiane Maringer, die zweite Fotografin vom linken Wort, deren schöne Fotos vom letzten Jahr in der Anthologie zu sehen sind.
Am Sonntag wieder zwölf AutorInnen und vorher bin ich auch noch ein bißchen auf die Audio-Guide Tour des Buches „Jesuitenwiese“ gegangen, das mir der Alfred inzwischen kaufte und ich auch zwei der Unterschriften der Autoren habe, die es unter dem Namen Fanny Blisset herausgaben und das Wetter war diesmal umgekehrt, während es auf dem Hinweg, wo wir noch die Eisgutscheine am Schwedenplatz einlösten, noch schöner war, begann es dann Mitten in der Lesung zu schütten, so daß ich unter eine überdeckte Tischreihe flüchtete, aber dort saß Leute, die sich eigentlich unterhalten wollten, so daß es schwierig war, den sprachlich anspruchsvollen Texte, die Eva Schörkhuber etc hatten, zuzuhören. Zuerst begann aber Rosemarie Thümiger, die extra wegen der Lesung aus Tirol angereist war und mit der ich ja einmal, lang lang ists her einen Text in dieser „Buben dürfen weinen, Mädchen dürfen pfeifen-Anthologie“ hatte.
Sie las einen Text über ihre Großmutter, die kein eigenes Zimmer für sich allein hatte, sondern zuerst mit ihren Eltern, dann mit Kolleginnen auf der Lehrstelle und schließlich mit dem Mann und den Kindern zusammenwohnte.
Güni Noggler, ebenfalls aus Tirol kommend, war wieder sehr politisch und verstand die Zeitgeschichte im Sinne einer Utopie „Es wird in Kürze eine Zeit geben, wo keiner mehr….etc“
Doris Nußbaumer, bei der ich ja vor kurzem gelesen habe, las eine Geschichte aus ihrem „Pandora-Buch, wo eine junge Frau sich entschließt Mathematikeri oder Atomphysikerin zu werden, auch sehr utopisch, aber in der ersten Lise-Meitner Anthologie haben sie und ich ja auch je einen Text drinnen und Thomas Northoff las Kurz- oder Einsatzgedichte und erntete damit großen Beifall.
Auch Elfriede Haslehner-Götz las mir schon Bekanntes, nämlich ihre Lebensgeschichte von der Kindheit in Mähren, dann bei der Großmutter in der Steiermark, bevor es wieder nach Wien zurück ging und Stephan Eibl Erzberg, der mir seine „Gedichte zum Nachbeten“ ein zweites Mal schenkte, hatte ebenfalls Bekanntes, nämlich seine Gedichte, die wöchentlich in der Wiener Zeitung erscheinen „Für immer Steirer-Steirerin sein….,ect“, „Für immer Peter Westenthaler sein“, war dann schon die Steigerung der Gedichte.
Dann kamen die begabten jungen Frauen und der Regen, wo ich unter dem Regendach, wenn ich mich nicht irre auch Theodora Bauer erkannte, deren Debutroman, ich ja gerne lesen würde.
„Rot ist eine stumme Farbe“ hieß Eva Schörkhubers Text, die ich jetzt ja schon das dritte oder vierte Mal auf dem Volksstimmefest lesen hörte.
Isabella Breier und Katrin Forstner sind zwei mir bisher unbekannte Autorinnen mit sehr schönen Texte. Peter Clar kannte ich schon von Elfriede Jelinek Forschung und auch vom Volksstimmefest und seinen Krimis und Eva Woskas-Nimmervoll Text über eine „Tante Mitzi“ hat mir sehr gut gefallen.
Am Schluß hörte der Regen dann wieder etwas auf und es kam Markus Köhle, der in der Straßenbahn steckengeblieben war, gerade rechtzeitig, um noch etwas über die „Hypo Alpen Adria“ zu erzählen und das Publikum zwischendurch immer „Aus Kärnten!“, brüllen zu lassen.
Nachher war es voller beim Kaffee und Kuchen, die Gespräche über Literatur sehr angeregt und im nächsten Jahr gibt es das „Linke Wort“ schon vierzig Jahre. Ich bin schon sehr gespannt und stelle mein Archivgernezur Verfügung.
liebe eva, mit großer neugier lese ich immer nach dem volksstimmefest deinen bericht über die lesung „linkes wort“. vielen dank dafür und auch für die wirklich schönen porträts aller beteiligten.
Kommentar von Christoph Kepplinger — 2014-09-01 @ 16:26 |
Vielen Dank für die jahrelange Archivarbeit. Freu mich auch auf den 40er…
Kommentar von Peter Clar — 2014-09-02 @ 12:44 |
Ist ein schönes Foto
Kommentar von jancak — 2014-09-02 @ 12:48 |