Wieder einmal „Textvorstellungen“ in der „Alten Schmiede“, diesmal moderiert von Renata Zuniga, die mich ja für den 2. 12. auch zu solchen eingeladen hat und unter dem Motto „Phantasie und Wirklichkeiten“, drei sehr starke Texte von drei Frauen, von denen mir zwei schon bekannt waren, die nur scheinbar und auf dem ersten Blick nicht zusammenpassten, präsentierte.
Denn was ist Phantasie und Wirklichkeit, das „Mädchen von Ravensbrück“ von Susanne Ayoub, wo ich schon einmal bei einer Lesung war, ist wahrscheinlich nicht erfunden.
Aber keine reine Biografie, wie die Autorin betonte, sondern, weil sie in einem „Ravensbrück-Gedenkverein“ Mitglied ist und zu den diesbezüglichen Sitzungen geht, eine Mischung von vielen Geschichten, die des Mädchens Leni, das in für ihre Mutter Widerstand in einer kommunistischen Gruppe leistet, verahftet, verhört und gefoltert wird, sich eine Phantasiegestalt ausdenkt und nach dem Krieg in eine Ausstellung geht, wo sie Informationen über ihren damaligen Folterer bekanntgibt, nur leider hatte der einen falschen Namen.
Erfunden höchstwahrscheinlich auch nicht viel an der Geschichte von Christl Greller „Stiegenhäuser“, die im Erzählband „Im Narrenturm“ enthalten ist und die von einem Stiegenhaus erzählt, wo man in der Nacht Geräusche hört, die Schritte von einem Zeitungsausträger wahrscheinlich, ein Mann aus dem nahen oder fernen Osten, ein Flüchtling, Gastarbeiter oder Asylant, wie das halt so ist und die Leute herkommen, die die schlechtesten Jobs machen und dann wiederholt sich die Geschichte, geht Haifa, Beirut und Ramalla und immer sind es dieselben Stiegenhäuser, nur manchmal sind sie mehr oder weniger angeschossen und haben nur mehr Treppen, aber keine Wände und auch keine Austräger, die ihre Zeitungen hinauftragen und der Kreis schließt sich und kehrt wahrscheinlich wieder nach Wien zurück, wo es der Sohn einer der Frauen in einer der Städte ist, der seine Zeitungen in das heile Haus schleppt, die Angst ist aber überall gleich und Kriegserinnerungen, vielleicht an Ravensbrück wird es vielleicht auch hier noch geben.
Christl Greller hat, wie Renata Zuniga erzählte, einen Preis dafür bekommen und ich habe den dramatischen Aufbau als sehr originell und spannend empfunden, was auch für die dritte Geschichte, der mir bisher unbekannten Dorothea Nürnberg gilt, die wahrscheinlich mehr der Phantasie zuzuordnen ist, aber vielleicht auch nicht ganz und auch an dieser Geschichte, war für mich Realistin etwas faszinierendes, warum bin nicht ich auf diese Idee gekommen, aber ich bin ja eigentlich keine Katzenfreundin, obwohl ich manchmal Katzenbücher lese und am „Katzenfasching“ teilnehme, schamanisch bin ich auch nicht und das ist wohl der Ursprung von „Gatito der kleine Katzenprinz“ und die Autorin ist Katzenmutter beziehungsweise Liebhaberin und der Gatito, was auf Spanisch Kätzchen oder Kater heißt, ist wohl auch wirklich und gehört zum Haushalt der Autorin und ich dachte nach den starken Kriegsgeschichten, was soll jetzt das Märchen vom gestiefelten Kater? Habe mich geirrt und war fasziniert von der Idee, daß da eine Katze herumgeht und ihre Aufgabe darin sieht, einer depressiven Pianistin, einem dementen Pensionisten und einem kleinen Mädchen zu helfen und ich glaube auch, das passiert in der Wirklichkeit, kann passieren, obwohl mir, ich wiederhole, der schamanische Hintergrund fehlt und ich von den Indianern in den Regenwäldern und ihren Beziehungen zu Tieren keine Ahnung habe und so haben diese drei Texte doch sehr gut zusammengepasst und man sieht wieder, wieviel an guter Literatur und guten Einfällen, jenseits des Mainstreams und der Listendiskussion passiert und daß es gut ist, sich dafür zu interessieren, weil da zu Einfällen kommt, beziehungsweise sehr interessante Geschichten und Texte kennenlernen kann.
2014-09-29
Phantasie und Wirklichkeiten
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