Bei meiner übervollen 2014 Leseliste habe ich inzwischen resigniert, lasse einiges aus und lese das, was ich heuer wirklich noch lesen will, da sind die Geburtstagsbücher dabei und dann die aktuelleren, interessanten Bücherschrankfunde, wie Koytek & Steins „Der Posamentenhändler“, „Leo Perutz Preis“ von 2011, aber eigentlich habe ich von dem Buch schon im Dezember 2010 gehört, da verloste es Klaudia Zotzmann, auf ihrem Adventkalender, ich habe es nicht gewonnen, dafür Andreas Pittler „Chuzpe“, dann gewann es beim Hauptverband und vor einiger Zeit im Bücherschrank gefunden, spannend, spannend und mich interessierend. Das Duo Koytek, Stein hat inzwischen, glaube ich, weitere Bücher geschrieben und auf der Buch-Wien vorgestellt und habe mich jetzt über das an die 470 Seiten Buch hergemacht, das wirklich nicht sehr leicht zu lesen ist.
Da gibt es einmal einen sehr unkonventionellen Ermittler, vielleicht ist er auch klischeehaft, Conrad Orsini, hatte mal Jus studiert, war dann bei der Polizei, jetzt ist der Privatdetektiv, der ist auch ein besonders guter Beobachter und da wird er einmal von einer Dame besucht, die ihm einen Auftrag gibt.
Hatten wir das nicht schon mal bei Agatha Christie und bei vielen anderen Krimis?
Wir haben natürlich und die Dame erzählt ihm, ihr Vater, der fünfundachtzigjährige Heinrich Novak, seines Zeichen einer der letzten Posamentenhändler Wiens, das sind die, die die Kordeln und die Schnürre, die es früher bei den Vorhängen gab, verkaufen, wurde ermordet.
Die Täter sind schon gefaßt, jugendliche Drogensüchtige, aber die Auftraggeberin, eine Frau Sopphie Pfeifer, fühlt sich um ihr Erbe geprellt und Orsini beginnt zu ermitteln, das heißt er geht in den siebenten Wiener Gemeindebezirk, in die Zieglergasse, dort wo das Literaturhaus und auch der erste offene Bücherschrank steht, ob das Buch von dort her stammt, weiß ich jetzt gar nicht, es könnte ja auch aus dem „Wortschatz“ kommen, der alte Heinricht hatte das Geschäft und sein Zinshaus, in dem er mit seiner Frau und seinem Sohn Karl lebte, aber ungefähr an der Stelle des Kastens Zieglergasse/ Westbahnstraße, dem Novak-Land, wie Orsini es nennt und der beginnt dann in dem Grätzel zu recherchieren und Koytek und Stein zeichnen ein Bild von dieser Gasse, wie es es nicht gibt und auch höchstwahrscheinlich 2010, als das Buch entstanden sein dürfte, nicht gegeben hat.
Denn keine Rede vom Literaturhaus und dem Bücherschrank, dafür ist die Zieglergasse Opfer von Bauspekulanten, die die Gasse zu Tode renovieren, Obdachlose Engagieren, damit sie die letzten Mieter vertreiben, bevölkert und Orsini spaziert in den verbliebenen Geschäften herum, einem alten Friseur, eine erotische Trafikantin, ein Altwarentandler, der auch der einzige Freund des pedantischen Heinrich gewesen ist, dabei hat er selber Schwierigkeiten, nämlich Probleme mit einer Paula, einer ehemaligen Polizeikollegin, die trifft er jetzt wieder, bzw. ermittelt er mit ihr und die hat auch ein Kind und saufen tut der gute Conrad auch sehr viel.
Er treibt sich auch herum in der Gegend, trifft einen Kohlenhändler und einen Ingenieur von einer der Baufirmen und dann einen Edip, einen Organisator, der die illegalen Bauarbeiter in einem Notquartier zusammenpfercht. Zuerst wird Orsini zusammengeschlagen, säter Edip, er tut sich mit Paula zusammen, umgeht die Polizei, trifft sich mit der Witwe und den Kindern, und dem Bruder des Toten, der in einem Altersheim, sprich dem Pfelgeheim Baumgarten, das es inzwischen, glaube ich, auch nicht mehr gibt, dahinvegitiert.
Es werden auch zwei Kinderleichen gefunden und mit den Konten des Alten ist auch nicht alles in Ordnung. Am Schluß wird alles aufgeklärt und ein Handy muß sich Orsini im Zuge der Ermittlungen auch noch zulegen, er erwischt ein sehr kompliziertes, kommt damit nicht zuerecht, als alles erledigt ist, erledigt er sich noch von seinem Handy und Orsini ist auch ein ausgeprochener Spaziergänger, ein Wien-Flaneur und so ist das Buch, allen, die das „Unnütze Wien-Wien“ mit ein bißchen Spannung gepaart haben wollen, sehr zu empfehlen.
Am Anfang des Buchs steht, daß es mit dem Wahrheitsgehalt, der Orte, etc nicht so ganz stimmt und, daß alle Personen der Handlung natürlich erfunden und etwaige Ähnlichkeiten Zufall sind und bei der Preisverleihung damals, wurde, glaube ich, erwähnt, daß das Buch am meisten im Sinne Perutz sein soll.
Das kann ich, da ich den noch nicht gelesen habe, nicht beurteilen, ein eher ungewöhnlicher und sehr dicker Krimi würde ich sagen, ein ungewöhnlicher Ermittler und ansonsten alle brennenden packenden Thmen, die man sich von einem Kriminalroman erwartet, wie ich unlängst wieder hören konnte.
2014-10-01
Der Posamentenhändler
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