Literaturgefluester

2014-10-03

Hollywood in Winter

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:40

Der Roman, 1996 bei „Haymon“ erschienen, der nach Lydia Mischkulnigs Auftritt und Gewinn beim Bachmannlesen in jenem Jahr erschienen ist, ist ein Fund aus dem Bücherschrank und ich habe die Autorin mit ihrem Erstling „Halbes Leben“ bei „Droschl“ erschienen und sehr experimentell, kennengelernt, den ich im Zelt der „Buchkultur“ bei „Rund um die Burg“ vor Jahren bei einem Bücherqiz gewonnen habe.
Den Bachmannpreis hat die 1963 in Klagenfurt geborene Autorin durch ihr sehr schnelles Lesen, einer High Society Geschichte, was in der Jury auch bekrittelt wurde, daß das ja etwas aus einer dieser Hochglanzmagazine sein könnte, gewonnen. Bei „Schwestern der Angst“, viel später erschienen, ist mir wieder diese Rasanz und die Übertreibung aufgefallen.
Aber da war die literarische Karriere schon gemacht und „Hollywood im Winter“, eine Parodie auf die Festspielstadt Salzburg und das Geschehen dort, obwohl der Name, glaube ich, niemals fällt, hat sicher dazu beigetragen.
Ein anderer Ton, aber wieder die Überhöhung, das Pathos, das für eine Festspielstadt und den Kulturbetrieb auch passend ist.
Der Roman wurde, glaube ich, auch bei der damaligen Buchwoche im Rathaus vorgestellt und ich habe daraus gehört, jetzt erst gelesen, wo ich die Autorin immer wieder in der „Alten Schmiede“ sehe, manchmal im Publikum, manchmal am Podium, denn sie moderiert öfter und ist auch da überhöht und außer Atmem.
Atemlos auch das Geschehen in der ungenannten Festspielstadt, da gibt es den Industriellen Tauschitz, der sich seine Kunst und seine Festspiele offenbar weihevoll inszeniert, er hat aber auch einen Regisseur dazu, einen Herrn namens Berg und ein Turmzimmer in seiner Residenz, in dieses darf Jahr für Jahr ein auserwählter Künstler einziehen, diesmal ist es Berg selbst, er soll nämlich den „Ödipus“ inszenieren, und die Hauptrolle spielt Cäsar, der Sohn des Industriellen, bew., der von seiner Frau Edith und natürlich, damit sein Blut sehr künstlerlisch wird, ein Seitensprung mit dem Regisseur, aber alles bestens inszeniert.
Der kleine Cäsar bekommt den Koffer für den kleinen Künstler zu Weihnachten oder zum Geburtstag geschenkt, da ist alles drin für den Weg nach oben, der Dirigentenstab, aber auch irgendwo weit unten ein Stück Papier zum Schreiben, vorerst kommt er zum Studieren nach Amerika, während seine Schwester Antonia, die glücklosere, ins Fitneßstudio geht oder zu den Psychogurus, aber auch im Festspielbüro aushelfen darf und fleißig mitintrigiert.
Die amerikanischen Festspielpräsidenten kommen auch auf Besuch und laden die Kinder im Winter, wenn die Festspiele vorbei sind, nach Hollywood ein, daher der Name des Romans.
Eine Schauspielerin namens Ulli Fessler gibt es auch, die soll die Iokaste spielen, das heißt alles anpinkeln, denn Berg inszeniert selbstverständlich modern.
Das Festspielgetreiben in der Stadt wird auch geschildert, da gibt es ein Lokal, das wie ein Kehlkopf aussieht, aus der Stimmritze dringt die Musik, man sieht Lydia Mischkulnig ist eine Meisterin der Übertreibung und bei den Proben kommt es zum Bruch zwischen dem Regisseur und seinem Ensemble, er verläßt die Bühne fährt mit dem Lift auf die Festung, ein Tourist mit Zeitung beobachtet ihn dabei und wird entthront, denn Cäsar ist selbstverständlich der Held des Abend, entmachtet seine Schöpfer, Berg wird aus dem Turmzimmer hinausgeschmissen, Cäsar zieht hinein und später zum Triumph nach Amerika, mit seiner Familie hat er sich, ganz dem Stück gemäß dabei überworfen, sie ist aber trotzdem stolz auf ihn.
Interessant dieses zwanzig Jahre alte Buch Ende September, wenn die Festspiele wiedermal vorüber sind, zu lesen und zu denken, dieser Intrigantenstadel ist wieder mal an mir vorbeigegangen, ich bleibe ja in Wien und leider darunter, neben der Literatur zu stehen und zu hören zu bekommen, daß ich leider zu wenig Werk zu bieten habe oder halt eine Sachbuchautorin bin, nein, daß man Selbstverlegtes nicht nimmt, wurde mir nicht gesagt, leide darunter zu manchen Preisverleihungen keine Einladungen zu bekommen und natürlich auch keine Preise, aber im Sommer war ich sowieso im Elsaß und in der Festspielstadt Salzburg werden die Intrigen vielleicht inzwischen auch ganz anders sein.
An dem Pathos im Buch, an seiner Überhöhung und Überspitzung hat die Realistin in mir wiedermal ein bißchen gelitten und das neue Buch der Autorin hätte ich auch gern gelesen, es ist aber noch nicht zu mir gekommen.

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