Kriegsfamiliengeschichten bei den „Textvorstellungen“ mit Angelika Reitzer in der „Alten Schmiede“, die sich von den eher experimentellen Texten, den Realisten zuzuwenden scheint, obwohl der Debutroman, der 1990 geborenen Theodora Bauer „Das Fell der Tante Meri“, den ich gerne lesen würde und der mir auch von Andrea Stift versprochen wurde, eher der Kategorie der jungen österreichischen Sprachtalente zuzuschreiben zu sein scheint.
Ich sehe die Autorin ja immer bei diversen literarischen Veranstaltungen, sie ist in verschiedenen Schreibgruppen, wie die, die sich in der „Gesellschaft für Literatur“ präsentiert und ihr Roman wurde auch einmal auf Anna Jellers Facebookseite vorgestellt.
Eine richtige Vorstellung hatte ich trotz der Einführung der berühmten Buchhändlerin offenbar doch nicht so bekommen, scheint der Roman doch sehr vielschichtig zu sein und nicht nur um die Erbschaft zu gehen, die der Ferdl von der Tante Meri in Chile macht.
Es gibt zwei Zeitebenen, die letzten zwei Kriegsjahre und dann die Achtzigerjahre mit der Waldheim-Geschichte.
Die junge Autorin, die ein Gipsbein hatte, hat zwei Kapitel daraus gelesen, das zweite, wo eine Anni, eine Friseurin, zu dem Rapidspiel ihres Bruders ins Hütteldorfer Stadion fährt, dabei die Bekanntschaft eines Soldaten macht und dann noch einen hohen Nazifunktionär kennenlernt und dann den Beginn mit dem Ferdl als Protagonisten, der mit seiner Mutter und der Tante Meri Weihnachten feiert. Der Christbaum steht im kalten Vorhaus, die Mutter zerstreitet sich mit der Tante und verschwindet und der Ferdi trinkt sich mit Tee mit Rum an und speibt dann in den Garten.
Die Sprache ist sehr einfach, direkt, fast umgangssprachlich, wie Angelika Reitzer in ihrer Einleitung betonte und es geht, wie die Autorin erklärte, um das Verdrängen, der Nazivergangenheit, die in den Achtzigerjahren durch die Waldheimgeschichte wieder hochkam, so daß es dem Ferdl, als er in Chile die Naziuniform seines ihm bisher unbekannten Vaters findet, nicht mehr so gelingt.
Die zweite Leserin und ihre Familiengeschichte ist eine mir bekannte, nämlich Ruth Aspöcks „Der Krieg nach dem Frieden“, von Angelika Reitzer als Familienmonolog bezeichnet, daß mir die autobiografischen Anteile dabei auffielen, habe ich schon geschrieben. Die Ruth hat diesmal besonders die Rosa, Ursula Marie Stellen ausgewählt, die auf den Mißbrauch Rosas durch den Vater hinwiesen.
Angelika Reitzer wunderte sich in der Diskussion, daß die Töchter dem Vater trotzdem liebevolles Andenken bewahrten, wunderte sich auch über das „gemeinsame“ Kind der beiden Schwestern. Rosa zieht ja Ursulas Sohn auf und fragte nach dessen eventueller Schädigung und die Ruth erklärte, daß es ihr in dem Buch darum ging, die Beschädigungen zu zeigen, die der Krieg an den damals lebenden Menschen hinterlassen hat.
Der dritte Text des 1949 geborenen Malers und Restaurators Max Kübeck ist seine autobiografische Familiengeschichte, die er selber, obwohl bei „Czernin“ erschienen, für nicht biografisch hält, sondern die Biografie seiner Familie schrieb, weil es schon einige solcher gab, mit denen er nicht zufrieden ist und die beginnt tatsächlich mit einer Familienaufstellung, wo der Protagonist, seine Eltern und seine fünf Brüder aufzustellen hat und in die Vergangenheit seines Vaters Stefan Maria zurückgeht, der 1942 wegen Homosexualität in Gestapohaft saß. Daß er aus einer aristrokratischen Familien stammte, war ihm fast peinlich, der Therapeutin gegenüber zuzugeben.
Die „Alte Schmiede“ auch gut besucht, mit einigen bekannten und auch unbekannten Gesichtern und es sicherlich sehr spannend in die Familiengeheimnisse der Kriegs-und Nachkriegszeit einzutauchen und manche Leichen beziehungsweise Uniformen in den Kellern und Kästen zu finden.
2014-10-30
Familienaufstellung
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