Marie Ebner von Eschenbach, eine der adeligen Frauen des vorvorigen Jahrhunderts, die als Schriftstellerinnen in die Öffentlichkeit traten, in den Schulbüchern zu finden waren und auf den Geldscheinen und die jetzt Anfang des einundzwanzigstes, wo viel mehr Frauen schreiben und es den Adel nicht mehr wirklich gibt, in Vergessenheit geraten, beziehungsweise dank den Damen des „Residenz-Verlags“ jetzt in einer vierbändigen Leseausgabe wieder aufgelegt werden.
In der Straßergasse haben wir mit der Frau Professor Friedl, die Geschichte mit dem Muff gelesen, die sehr beeindruckend war.
Ist das „Krambambulli“ oder nicht, das weiß ich eigentlich gar nicht wirklich? In der Schreibwerkstatt der Eveline Haas, die ich ja ab 2000 einige Zeit besuchte, haben wir einen Text von ihr als Vorlage zu einer eigenen Arbeit genommen, es könnte das „Gemeindekind“ gewesen sein, auch das weiß ich nicht mehr so genau und als ich für die Ruth Aspöck den Text zu „Poesie und Brotberuf“ geschrieben habe, habe ich mich auch auf sie bezogen.
Bei der Betty Paoli-Veranstaltung wurde sie, glaube ich, erwähnt und in den Schränken habe ich vor einiger Zeit das „Gemeindekind“ gefunden und auf meine Leseliste gesetzt.
Aber ansonsten ist das neunzehnte Jahrhundert schon lange her und der Adel sowieso von mir sehr weit entfernt.
Dann habe ich wahrscheinlich in der „Residenz“ Vorschau von dem Buchprojekt gelesen, die 1830 geborene Dame, die wir eigentlich nur als alte Frau, bzw, als Matrone kennen, ist ja 1916 gestorben und feiert bald ihr Jubeläumsjahr beziehungsweise ihren hundertersten Todestag. Dann habe wir die Bertha von Suttner, die wir ja heuer feierten, wahrscheinlich wieder vergessen, der „Residenz-Verlag“ wandte sich aber an die „Wien-Bibliothek“, die 1930 um zehntausend Schilling den Eschenbach Nachlaß von ihrem Neffen aufkaufte und an Daniele Striegl, Eveline Polt Heinzl und Ulrike Tanzer, um bis dahin eine vierbändige Leseausbgabe herauszugeben.
Zwei Bände sind inzwischen schon erschienen und wurden heute in der „Wien-Bibliothek“ vorgestellt. Die Idee war Marie von Ebner von Eschenbach und ihr sozialkritisches Werk, das sich mit der Frauenfrage und der sozialen Ungleichheit beschäftigte, zu entstauben und auch von einem eventuellen Kitschverdacht zu befreien und da es im Handel offenbar nur mehr die „Reclam-Ausgaben“ für die Schulen gibt, in den drei Bänden, der vierte ist, glaube ich, eine Biografie, die Daniela Strigl schreiben wird, ein bekanntes einem unbekannten Werk gegenüberzustellen.
So gibt es in Band eins „Aus Franzenbad“ und „Das Gemeindekind“. In Band zwei ist „Lotti, die Uhrmacherin“ und „Unsündbar“ erschienen.
Alfred Pfoser eröffnete, dann kam Claudia Romeder vom Verlag und danach stellten die drei Germanistinnen, die zwei Bände vor und erzählten etwas aus dem Leben der Baronin Ebner von Eschenbach, die als Dramatikerin begonnen hat, mit achtzehn einen um siebzehn Jahre älteren Mann geheiratet hat oder heiraten mußte und sehr bedauerte, daß sie nicht, wie ihre Brüder Latein und Griechisch lernen durfte, sondern wahrscheinlich Französisch und Klavierspielen und dann kam als erstes die Brieferzählung „Aus Franzensbad“, wo sich sich über die Gesellschaft lustig machte und die Frauen, die so lange Kleider trugen, daß man ihre Füße nicht mehr sieht.
Ihrem Mann dürfte das nicht so gefallen haben und einige Freundinnen haben sich von ihr, wie sie in ihrem Tagebuch schrieb, deshalb abgewandt, mit dem „Gemeindekind“ konnte sie ihren Moritz dann wieder aussöhnen. Er hat das Buch in zwei Tagen ausgelesen. In der Wien-Bibliothek las die Schauspielerin Gerti Drassl, die Textbeispiele. Da sind zwei Kinder, die der Gemeinde zu Last fallen, weil ihre Eltern ins Gefängnis kommen, das Mädchen kommt zur Schloßherrin in Pflege, der ältere Bruder zu einem Trinker und kann sich offenbar trotzdem emanzipieren bzw. behaupten.
In „Lotti, die Uhrmacherin“ wird dann 1880, eine weibliche Meisterin und unverheiratete Frau geschildert, was wahrscheinlich auch sehr ungewöhnlich war und in „Unversöhnbar“ geht es um den Ehebruch.
Arthur Schnitzer hat ständig zeitgleich darüber geschrieben, einer adeligen Dame nahmen die Kritiker das offenbar nicht so ab, die Ebner Eschenbach wurde offenbar auch sehr kritisiert und ist als sozialkriitsche Autorin in die Literaturgeschichte eingegangen. War um Neunzehnhundert sehr berühmt und ist inzwischen offenbar nur mehr in den Schulbüchern zugängig.
Der „Residenz-Verlag“ und die drei Germanistinnen finden sie aber sehr frisch und zeitgemäß und so haben sie sie entstaubt und ich fand es sehr interessant, mich nach der Bertha von Suttner jetzt vielleicht auch mit der Ebner von Eschenbach zu beschäftigten.
Peter Henisch war im Publikum, Eva Geber, Julia Danielczyk und dann die, die sich bei Wein und Brot mit mir unterhalten und mit mir reden. Es gab auch einen Büchertisch, aber ich habe ja das „Gemeindekind“ auf meiner Liste und vielleicht werden auch die anderen Bücher zu mir kommen. Vor allem die Biografie wäre ja sehr interessant.
2014-10-22
Marie Ebner von Eschenbacht entstaubt
2014-10-21
Kanada
„Zuerst will ich von den Raubüberfällen erzählen, den meine Eltern begangen haben. Dann von den Morden, die sich später ereigneten. Der Raubüberfall ist wichtier, denn er war eine entscheidende Weichenstellung in meinem Leben und in dem meiner Schwester. Wenn von ihm nicht als Erstes erzählt wird, ergibt der Rest keinen Sinn!“, beginnt Richard Fords vor zwei Jahren auf Deutsch erschienener Roman „Kanada“ und die Kritik war voll hingerissen.
Elke Heidenreich schwärmte im Schweizer Literaturclub davon in höchsten Tönen, fand den Erzählstil am Anfang nur ein wenig zu bedächtig, bemerkte aber beim zweiten Lesen, jedes Wort ist wichtig und Dennis Scheck empfahl in seiner Sendung „Wenn Sie in diesen Herbst nur ein Buch kaufen, dann dieses!“
Ich habe es vor fast einem Jahr im „Wortschatz“ gefunden, mich auf das Lesen gefreut und bin jetzt ein wenig verwundert über die überschwengliche Experteneuphorie, denn ich fand das Ganze eigentlich ein wenig aufgesetzt und nicht ganz nachvollziehbar, die Jugenderlebnisse eines alten Mannes, Richard Ford wurde 1944 in Jackson, Missisippi geboren, sein Held, Dell, 1945, der Lehrer ist, zum Zeitpunkt der Geschichte bald in Pension gehen wird und da auf seine Jugenderlebnisse zurückblickt, die zwischen August und Oktober 1960 sein Leben sehr verändert haben, das sonst wahrscheinlich sehr langweilig und bürgerlich gewesen wäre. Eine Frau, ein Eigenheim, seine Schüler, keine Kinder, wenn es da nicht die zwei Morde und den Banküberfall gäbe, das, was sich ich ein guter amerikanischer Junge eben von einem Abenteuerlichen Leben erträumt. Die Schriftsteller schreiben es auf und der deutsche Sprachraum ist begeistert, denn die Amerikaner schreiben die große Literatur und sind unerreichbare Vorbilder.
Präzis und sehr genau ist es geschrieben. Mir erschienen die Ereignisse um diesen Bankraub, den ich absolut nicht nachvollziehen konnte und der mir äußerst unsinnig erschien, sehr sehr langatmig. Die Jungen spielen aber halt Räuber und Gendarm und lesen Karl May und die Indianer spielen in Dells Jungendasein auch eine sehr wirkliche Rolle, da sie in seiner Umgebung angesiedelt sind.
Große Sätze und Lebensweisheiten gibt es auch immer wieder, wie „unser Leben ist jetzt ruiniert, obwohl wir ja noch eine Menge davon übrig haben und irgenwie füllen können!“, wie Berner ihren Bruder schreibt.
Eine Danksagung gibt es Schluß auch und die Kritiker sprechen von „Schuld und Sühne, vom Grenzen überschreiten“ oder überhaupt vom großen Epos.
Es beginnt in einer sehr langweiligen amerikanischen Kleinstadt, nach Kanada geht es erst viel später. Im zweiten Teil der Geschichte und so habe ich die Namensgebung auch nicht ganz verstanden. Im Sommer 1960, Dell ist fünfzehn, träumt vom College, auf das er gehen möchte, vom Schachspielen und vom Bienenzüchten und lebt mir seiner Zwillingsschwester Berner und seinen Eltern Bev, einem ausgeschiedenen Air Force Soldaten, der jetzt Grundstücke verkauft, beziehungsweise gestohlene Kühe und seiner Mutter, einer intellektuelleren Jüdin, die unterrichtet, Gedichte schreibt und gar nicht zu diesem Kleinstadtvater passt in dem Nest namens Great Fall.
Sie überlegt auch dauernd die Trennung, tut es aber nicht, sondern beschließt, als Bev Geld braucht, um die Indianer bei diesem Kuh-Deal zu bezahlen, mit ihm eine Bank zu überfallen.
Wie logisch das ist, muß mir einer mal erklären, aber ich träume auch öfter davon den Nobelpreis zu bekommen und dann sagt mir sicher jemand, das wäre unrealistisch!
Die Beiden lassen also ihre Kinder, die ja eigentlich Jugendliche sind, Berner träumt schon vom Heiraten und Durchgehen mit ihrem Freund, in dem Haus zurück und fahren in eine andere Kleinstadt, um dort wie Bonnie und Clyde ihren Bankraub zu begehen. Sie stellen sich dabei sehr idiotisch an, fahren dann nach Hause zu den Kindern, verstecken das erbeutete Geld im Auto. Die Polizei beobachtet sie ein paar Tage lang, bevor sie sie verhaftet, das kann ich auch nicht ganz nachvollziehen, bringt sie dann weg und sagt noch „Um die Kinder kümmern wir uns, Mam, die gehören jetzt uns!“
Die rechtschaffene Mutter will aber nicht, daß sie in Jugendgefängnis kommen, so soll sie eine Freundin über die Grenze schmuggeln, als die aber kommt, ist Berner mit ihrem Freund schon weg, nur Dell kommt, statt aufs College, nach Kanada, in eine noch ödere Gegend, zu einem Arthur Remlinger, der ein Hotel mit Buffbetrieb besitzt und Gänsejagden für Sportsfreunde organisiert.
Dell muß dort die Zimmer aufräumen und bei den Jagden helfen, träumt immer noch von der Schule, sagt Arthur Remlinger, der sich um ihn kümmern soll, aber nichts davon, erfährt nur, daß es in der Nähe eine für gefallene Mädchen gibt und fährt dort mal hin, was in einem grotesken Fiasko endet. Die Nonnen kreischen auf, die Mädchen grapschen nach ihm, nun gut, die Seele ist ein weites Land und mit Fünfzehn ist man in der Pubertät, Dell aber in der Wildnis und bekommt von einem sehr seltsamen Wildhütererzählt, daß Remlinger vor fünfzehn Jahre aufs College wollte, aber eine Bombe legte, wo dann ein Mensch ums Leben kam. Er flüchtete nach Kanada, wurde Hotelbesitzer und jetzt fünfzehn Jahre später, sollen zwei Männer auftauchen, die ihm nach dem Leben trachten, bzw. ihn den Gerichten zu führen wollen.
Die kommen auch, werden in die Wildnis verfrachtet und Remlinger nimmt Dell mit, als er sie erschießt. Der Junge muß dann auch noch die Leichen wegräumen helfen, bevor es ein paar Tage später nach Winnipeg in die Schule geht.
Im letzten, viel kürzeren Teil, steht Dell kurz vor seiner Pensionierung und für die diesbezügliche Party haben seine Schüler ergooglet, daß ihn irgendwo ein Bvv sucht, weil er sich um seine schwerkranke Schwester kümmern soll.
Das führt zu einem Schock, denn Dell will nichts mehr von seinem Vater wissen, die Mutter hat sich im Gefängnis umgebracht, aber vorher eine Chronik geschrieben und die den Kindern zukommen lassen. Berner, die dreimal verheiratet war und jetzt Krebs hat, beruhigt ihn aber, sie hätte nur ihren Namen geändert und so sehen sich die Geschwister noch einmal wieder und der Jugendtraum hat sich wahrscheinlich erfüllt oder wie die letzten Sätze lauten „Wir versuchen es. Wir alle. Wir versuchen es.“
Ein Roman, der mich, wie schon den Zeilen zu entnehmen, ein wenig unbefriedigt zurück läßt, aber wahrscheinlich liegt das daran, daß ich kein Junge bin, von Wildwestromanen nicht so viel halte und auch nicht so ganz sicher bin, daß uns die großen Amerikaner wirklich so viel in ihrem Schreiben voraus sind oder uns nur sehr bestimmt ihre Themen aufdrücken, von denen wir dann so begeistert sind.
Einen Inzestversuch, das hätte ich jetzt fast vergessen, gab es in der letzten Nacht, bevor es nach Kanada geht auch noch. Richard Ford, der Autor von „Independenttag“ und „Pulitzerpreis-Träger“, weiß eben, wie man es machen muß und welche Themen man in seine Geschichten zu verpacken hat, damit alle „Ah!“ und „Oh!“ schreien.
2014-10-20
Schamrock-Festival
Das Schamrock-Festival der Dichterinnen ist, glaube ich, eine Intitative der Künstlerin Augusta Laar, die auch am Samstag in die GAV aufgenommen wurde und fand das erste Mal 2012 in München statt.
Eine Initiative, das weibliche Dichten zu fördern, die weibliche Scham zu überwinden und im Rockn Roll etc auszudrücken, wie ich es verstanden habe.
Friederike Mayröcker, die im Dezember neunzig wird, hat eine Grußbotschaft gesendet und angekündigt, daß sie lesen würde, wenn das Festival in Wien stattfinden wird, das Literaturhaus hat reagiert und so hat das Fetival heute in Wien begonnen und wird am Wochenende in München weitergehen.
Eigentlich ein tolles Programm, wenn man sich für die experimentellen lyrischen Stimmen interessiert und so war es fast ein wenig seltsam, daß das Literaturhaus nicht wirklich voll war.
Es hat aber schon um sechs angefangen, weil es um zehn noch ein Konzert gab.
Christel Fallenstein hat mit Friederike Mayröcker gerade das Literaturhaus betreten, als ich mit meiner Büchertasche vom Bücherschrank gekommen ist.
Das Begrüßungskomitee aus Barbara Zwiefelhofer und den Veranstalterinnen stand schon bereit und ein bißchen Stammpublikum hat es auch gegeben.
Der Lehrer aus Retz, Rudi Pollack, Erika Kronabitter und sogar Julia Danielczyk ist kurz erschienen.
Begonnen hat es mit der Präsentation des heute erschienenen neuen Buchs von Friederike Mayröcker und weil sie bald neunzig wird, wird es im November und Dezember im Literaturhaus und in der „Alten Schmiede“ noch eigene Festivals geben und das Geburtstagsbillet für sie habe ich schon am Samstag bei der GAV-GV unterschrieben.
Sehr starke, eigentlich biographische Prosatexte, die die alte Dame da verlesen hat und ihre Bücher anschließend signierte.
Dann kamen die jüngeren Dichterinnen, nämlich Andrea Grill mit ihrem zweiten bei Otto Müller erschienenen Gedichtband, den ersten hat mir ja der Alfred bei einer Buch-Wien Veranstaltung gekauft, er ist aber noch immer ungelesen. Sonja Harter, die zwar bei der APA arbeitet aber schon vergriffene Gedichtbände hat, hat gelesen und die Slowening Anja Golob.
Dann gabs eine Pause und es folgte Nora Gomringer, der Poetry Star, den ich beim vorigen „Literatur und Wein – Festival“ in Göttweig kennenlernte und die hat heute eine Klasse bei der Schule der Dichtung geleitet und ihre Studenten, bzw. die lyrischen Ergebnisse gleich in Literaturhaus mitgenommen und da gab es eine Überraschung, nämlich zwei bekannte Gesichter Claudia Bittner, die vor Jahren zweimal den „Siemens Literaturpreis“ gewonnen hat und jetzt beim „Podium“ publiziert und Luis Stabauer, den ich vor ziemlich genau einem Jahr bei einer Kleinverlagmesse im Amtshaus Hietzing kennenlernte und inzwischen drei Bücher von ihm gelesen habe.
Die Beiden und zwei weitere Frauen präsentierten ihre Workshoptexte, da gab es zuerst das „Alphabet der Wörter“, dann Texte, die zu zwei von Nora Gomringer am Westbahnhof gefundenen Gegenständen entstanden sind und nach einer kurzen Textpräsentation noch eine Toncollage, die von allen gemeinsam gesungen wurde.
Dann präsentierte Nora Gomringer, die in Bamberg eine Schule des Schreibens oder ein Literaturhaus leitet ihre Texte, las Gesichte, bzw. stellte sie ihre „Monster Poems“ vor, von denen es auch drei Beispiele auf Postkarten gab, die man sich vom Büchertisch nehmen konnte.
Danach gabs wieder eine Pause, das Publikum hatte sich schon ziemlich gelichtet, Ottwald John war aber erschienen und hat zu seinen Veranstaltungen eingeladen. Dann noch ein Konzert mit Augusta und Kalle Laar, bzw. ein „electro -acoustic- poetry duo“ namens „Kunst und Unfall“ oder einen Tisch, wo eine Reihe Gummipuppenfiguren und andere Spielzeuge aufgereiht waren und die Beiden saßen dahinter und machten ihre Installationen und am Wochenende geht es, wie geschrieben, in München mit einer erweiterten Besetzung weiter, da wird auch Christine Huber lesen, aber auch Poetinnen aus den verschiedensten Ländern und wer von meinen Lesern in der Nähe von München wohnt, dem kann ich die Teilnahme sehr empfehlen.
2014-10-19
Lesestatus
Mit Blick auf meine Leseliste, ist am neunzehnten Oktober ein Lesestatus angesagt, denn da noch an die fünfzig ungelesene Bücher auf ihr stehen, werde ich mein 2014 „Lesepensum“ wohl nicht schaffen, beziehungsweise den Appetit größer als den Magen erkennen oder zugeben, die Rezensionsexemplare sowie die Bücherkastenfunde waren zu viel.
Es gibt eben viel zu viele Bücher, das ist eine Binsenweisheit, die ich immer höre, nie glaube, beziehungsweise sie als Ausrede empfand, wenn sie einer oder eine auf meine Bücher anzuwenden versucht.
„Es gibt eben zuviele Bücher, da kann ich mich mit deinem Selbstgemachten nicht auch noch befassen!“
Etwas was ich öfter hörte und mich so traf, daß ich es für mich versuchte, besser zu machen und mich allem widmen wollte, den Alten und den Neuen und seit man in den Bücherkästen soviel finden kann, tue ich mir etwas schwer und habe auch meine eigene Lesegeschichte, die heißt, daß ich immer gern und viel gelesen und gesammelt habe und als dann 2010 Bücherschränke aufkamen, mein Regal bald voll hatte, so daß sich Ende des Jahres die Bücher im Badezimmer stapelten, ich ein neues Regal anschaffte und auch meine Leseliste im Winter 2010 ständig veränderte. Denn da hatte ich mir eine Herbstleseliste angelegt und mich dann ständig vom Neudazugekommenen abbringen lassen und etwas anderes gelesen.
2011 begann ich dann mit meiner „Hundert-Bücherliste“, habe sie überschritten, mich aber mehr oder weniger an die Reihefolge gehalten und das war dann der Beginn meiner Endlosleseliste und die nächsten Jahre habe ich, abgesehen von den Rezensionsexemplaren, die Reihefolge auch immer eingehalten. Es gab aber noch einiges Ungelesenes in meinen Regalen, was nicht auf der Liste stand, so daß die immer länger wurden und sich immer mehr in die Zukunft ausdehnten.
Anfang des letzten Jahres, habe ich dann meine Bücherbeschränkungspläne gewälzt, beziehungsweise sie ausgetüffelt, aber doch nicht eingehalten, bzw. stattdessen, so alles Ungelesene auf meine Listen gesetzt, so daß die bis 2025 anwuchsen. In diesem Jahr habe ich sie dann noch bis auf die Zahl hundertfünfzig pro Jahr angefüllt, denn mein Lesepensum ist auch von Jahr zu Jahr angewachsen, 2013 hatte ich aber schon ein Buch mehr auf meiner Jahresliste, als sich dann wirklich ausging.
Jetzt hätte ich 186 und wenn ich mich nicht verzählt habe, hundertsechsunddreißig davon gelesen und fünfzig Bücher schaffe ich in den zweieinhalb noch verbleibenden Monaten nicht mehr, also wird etwas überbleiben, aber was mache ich dann mit den Ungelesenen Büchern?
Auf welche Listen setzte ich sie und was lasse ich aus? Ich war ja schon Ende des letzten Jahres so überfüllt, daß ich die Geburtstagsbücher in das nächste Jahr reihte und dann habe ich im vorigen Herbst auch noch einiges sehr Interessantes gefunden oder sonstwie bekommen und war Angang des Jahres nicht sicher, ob ich jetzt mit der „Poschmann“ der Shortlistennominierten von 2013, der Margarita Kinster, dem Kultubuch des letzten Jahres, mit der Marijana Gapaneko und dem Buch über die „Gruppe 47“, die mich ja sehr interessierten beginnen sollte oder doch streng die Liste hinunterlesen?
Ich habe mich Anfangs dafür entschieden, aber dann kam immer mehr Neues dazu und im Sommer das Sommerlesen mit einer unerwarteten Bücherkiste des „Hermagoras-Verlages“, so daß ich nach dem Sommer, als auch noch ein paar Rezensionsexemplare dazugekommen sind, resignierte und dachte, Richard Fords „Kanada“, was mich dann sogar ein wenig enttäuschte, will ich in diesem Jahr noch lesen, die „Glasglocke“ und die Geburtstagsbücher.
Dann bleiben wahrscheinlich einige alte Bücher und vielleicht auch ein paar Chick Lits wie die Rosamunde Pilcher über, die man vielleicht nicht unbedingt lesen muß, aber ich will ja nicht aussortieren…
Luxusprobleme, ich weiß, das habe ich bei ähnlichen Artikeln immer geschrieben und bin auch stolz darauf, daß ich soviel Auswahl habe.
Die Weihnachtsbücher, die sich im Laufe des Jahre angesammelt haben, kommen dann auch und im nächsten Jahr fange ich wieder mit sehr viel schönen Bücher, auf die ich mich schon freue, mit dem Lesen an. Da stehen ja die von der Karin Struck ganz oben und dann habe ich bei dem Augustin Flohmarkt wirklich schöne dBp Preis Bücher von 2009 oder 10 gefunden, die erst auf eine spätere Liste gekommen sind und dort werden dann auch die heurigen Geburtstags- und Weihnachtsbücher stehen, wo ich mir ja schon die von der Marlene Streeruwitz wünschte, Thomas Melles „3000 Euro“ würde ich sehr gerne lesen, Dave Eggers „The Circle“ und und.
Wenn ich 2015 alles schaffen will, dürften nicht mehr als zwanhzig bis dreißig neue Bücher dazukommen und Leselisten ab 2025 sind auch nicht wirklich sinnvoll, noch dazu, wo ich die Übersicht bald verliere, in Harland zwar ein neues Bücherregal auf mich wartet, das aber noch aufgestellt werden muß.
Wie ich das schaffe, weiß ich noch nicht und habe ich auch erst vor kurem ein schönes Buch von Sabine Gruber und von Arno Geiger sein erstes Buchpreisbuch gefunden.
Das Alte, die Vicki Baums, die Joe Lederer und die Pearl S. Bucks, die ich auch ziemlich vollzählich gesammelt habe, will ich aber auch gern lesen und die John Knittels bzw. den Traven aus dem Bücherkasten meiner Eltern.
Man kann nicht alles lesen, ich will es aber gerne und so jongliere ich herum, schreibe immer wieder einen Bcherstatusartikel und ich finde es auch toll, wenn die Leute soviel schreiben und habe immer den Kopf geschüttelt, wenn sich jemand darüber beschwerte und das Tolle an den Bücherschränken ist ja auch, daß man seine Bildungslücken füllen und manchmal wirklich wahre Schmankerl findet.
Man kann nicht alles lesen, sich aber bemühen, die richtige Balance zwischen dem Balanceakt, die Quadrartur des Kreises zu kreieren, zu finden und jetzt kommt ohnehin bald die Buch-Wien mit einer Lesenacht und weiteren Bücherbergen und dann die Weihnachtsgeschenke, die vielleicht bald in die Bücherschränke wandern und die Frühlingsvorschauen, von denen dann die Bücherblogger eifrig berichten, wird es auch bald geben und wenn man das Schreiben nicht vergißt, ist das Lesen auch sehr schön…
Die große Liebe
Jetzt kommt ein Roman von den großen älteren Herren der deutschen Literatur, von denen ich in der Zeitschrift „Volltext“ lese, die in Frankfurt und in Leipzig bei Dennis Scheck oder auf dem blauen Sofa auftreten, die in Hildesheim unterrichten und die Romane über die großen Lieben der alten Männer schreiben. Wilhelm Genazino ist ein solcher, Hans-Ulrich Treichl, Hanns-Josef Ortheil, vom letzteren stammt der 2003 erschiene Roman „Die große Liebe“ und erzählt in einer sehr präzisen genauen Schilderung, langsam und bedächtig eine wahrscheinlich ganz alltägliche Geschichte, die jeden von uns passieren kann, die mal schiefgeht und mal klappt, hier scheint sie zu klappen und darüber war ich mir, im Gegensatz zu anderen Rezensenten am Anfang gar nicht so sicher.
Einer der auf Italienisch Giovanni heißt, ein Fernsehjournalist, fährt mit dem Zug nach Italien „Plötzlich das Meer“, sind die ersten Worte des Buchs und die finden sich später wieder in dem schwarzen Notizbuch des Protagonisten, der Italienisch spricht und deshalb von den Leuten in San Benedetto auch sehr herzlich und gar nicht wie ein Tourist empfangen wird und das ist er auch nicht. Er soll für einen Film recherchieren, deshalb hat ihm sein Kameramann Rudolf seine Kamera mitgegeben und deshalb besucht er am nächsten Tag auch das Meeresbiologische Intitut des Städtchen, gerät dort mit dem Wärter Antonio aneinander, der ihm nicht glaubt, daß er angemeldet ist, holt dann aber doch die Dottoressa, die Direktorin des Instituts und die große Liebe beginnt.
Sie beginnt nicht gleich, die Dottoressa, eine wunderschöne Frau in einem grünen Kleid, namens Franca führt ihm zuerst in dem Museum herum und empfiehlt ihm an Dottore Alberti, der ihm am nächsten Tag das Weitere zeigen soll.
Die Dottoressa empfiehlt ihm auch ein Restaurant, dort begegnen sich die beiden im Laufe des Tages, geraten aber nicht aneinander und der Vortrag von Dottore Alberti am nächsten Morgen ist sehr langweilig. Die Dottoressa kommt dazu, geht mit ihm Essen und entführt ihn aufs Land und am nächsten Tag ist der Hotelier Carlo, der seinen Gast schon mal auf Austern und Muscheln einlädt, sehr besorgt und warnt, denn die Dottoressa ist mit Dottore Alberti verlobt und dringt man in Italien in eine solche Beziehung, hat man das ganze Dorf gegen sich.
Die Beziehung geht aber weiter, nimmt die schöne Franca doch sehr energisch die Zügeln in die Hand, es kommt zu Sex in einer Badekabine und zu einer Übernachtung in einem ländlichen Hotel, auch hier wird der Held von einem freundlichen Wirt zu einem Festessen eingeladen. Ich bin in Italien über das übliche Touristengeschehen nie hinausgekommen, ich spreche aber nicht Italienisch.
Und als der Held am nächsten Tag am Markt filmt, kommt es zu einer grotesken Begegnung mit Gianni Alberti, der Held beginnt ihn wie wild zu filmen und der verfolgt ihn auch, muß aber nach Ascona, um dort die Leitung eines Instituts zu übernehmen, wohin ihn Franca eigentlich folgen sollte.
Die fährt mit ihrem Giovanni aber noch einmal aufs Land und in ein Hotel, der Wirt Carlo schaltet sich ein, Alberto hätte Giovanni im Hotel gesucht, wo schon die Feigen, die er am Markt kaufte, langsam vor sich hinfaulen. Eine schöne Metapher, in diesem metaphernreichen Stimmungsbild. Franca bestellt ihren Verlobten zu sich, um ihm alles zu offenbaren, der Held geht inzwischen essen, bestellt dort Kutteln und als er bei der Nachspeise ist, ruft Franca an, Gianni will mit ihm sprechen und so kommt der in das Restaurant, teilt mit ihm die Nachspeise und fragt ihm was er von Franca will?
„Sie ist die große Liebe!“, antwortet der schlicht und der Rivale schleicht von dannen, während der Held einkaufen geht, um der hungrigen Franca in ihrem Hotelzimmer essen zu bringen.
Die Bedrohung geht aber weiter, der Museumswärter Antonio hat auch noch gewarnt, Franca zu nahe zu kommen und als er wieder in San Benedetto ist und die Fischer filmen will, bedrohen ihn die auch und zerren ihn auf ein Boot, wo er gerade noch im letzten Moment flüchten kann.
Franca hat aber schon einen Plan, wie es mit der großen Liebe weitergehen soll. Den verrät sie erst ihren Vater, mit dem sie sich am Abend trifft und am nächsten Tag, dem Tag der Abreise des Helden, in ihrer Wohnung.
Sie wird nächste Woche einen Monat Urlaub nehmen und ihm nach München folgen. So etwas hatte ich kürzlich schon bei Francoise Sagan gelesen und hier geht es schief, in der „Großen Liebe“ von Hanns-Josef Ortheil scheint es zu klappen. Denn die beiden treffen sich tasächlich am übernächsten Freitag in einer kleinen Münchner Trattoria. Das heißt er ist schon ein Stunde vorher da und bestellt die Flasche Wein für sie.
„Sind Sie ganz sicher, oder wollen wir nicht lieber warten?“, fragt der Kellner.
„Nein!“, sagte ich, „ich bin ganz sicher“ und dann bewegte sich der Kellner zum Eingang hin „Buona sera Signora! Sie werden bereits erwartet!“
Ein kleiner Eindruck von dem schlichten lakonischen Ton in dem diese Liebesgeschichte erzählt wird. Irgendwo in den Rezensionen habe ich auch etwas von der „Toskana-Fraktion“ gelesen, die befriedigt werden muß und, daß es in dem Buch, um eindringliche Beschreibungen vom guten Essen und einer schönen Landschaft geht.
Ein Buch für den Italien Urlaub vielleicht. Ich habe es an einigen warmen Oktobertagen in Wien gelesen und vor ziemlich genau einem Jahr im Bücherschrank gefunden.
„Hecke“, habe ich schon gelesen und der 1951 in Köln geborene Schriftsteller ist in seiner Jugend, wie er Dennis Scheck einmal in Leipzig oder Frankfurt erzählte und auch in „Wikipedia“ steht, für einige Jahre verstummt.
Jetzt scheint er nicht nur wieder zu sprechen, sondern es auch zu verstehen, vielleicht ganz banale Liebesgeschichten in einer sehr sehr eindrucksvollen Art und Weise zu erzählen.
2014-10-18
Bei der GAV
Dieses Wochenende gab es wieder die traditionellen GAV-Veranstaltungen, des größten österreichischen Autorenvereins, der sich 1973 als Gegenbewegung zum konservativen PEN in Graz gegründet hat und bei dem ich seit 1987 Mitglied bin, das heißt die Generalversammlung ist seit einigen Jahren nur noch am Samstag, am Freitag findet aber seit 2009, um vierzehn Uhr der kulturpolitische Arbeitskreis statt, den Ruth Aspöck organisiert und wo wir im kleinen Kreis in der „Alten Schmiede“ zu aktuellen gesellschaftspolitisch literarischen Themen diskutieren und das Ergebnis dann am Samstag der GV berichten.
Diesmal ging es um „Muttersprache-Vatersprache“, sowie die „Euphorismen der Gier“ worunter „Die Sprache der Werbung, der Banken und die der Dichter und Dichterinnen“ zu verstehen ist und Ruth hatte eine ehemalige Simultandolmetscherin, der EU-Kommission in Brüssel eingeladen, die zehn Sprachen spricht und uns einiges über Zweisprachigkeit und das Leben in verschiedenen Sprachwelten erzählte.
Ein interessantes Thema, wobei mich weniger das EU-Dolmetschen interessierte, sondern, wie sich zum Beispiel die Sprache der hier lebenden Türken und Serben etc in den Dialekt vermischt.
Ich habe da ja einmal einen Dialekt Workshop bei der El Awadalla besucht, wo Illir Ferra einiges von seiner verlorenen Muttersprache erzählte und wie es uns mit dem halben Pidgin Englisch das wir ja zwangsläufig sprechen oder hören, wenn wir den Computer öffnen geht, ist ja auch sehr spannend.
Interessant ist es auch mit den Schreiben in der Nicht Deutschen Muttersprache, beim Bachmannpreis haben da in den letzten Jahren einige Autorinnen gewonnen, die Russisch oder Slowenisch als erstes hörte und bei Sprache der Werbung fällt mir die Humanic-Werbung ein, die es vor einigen Jahrzehnten gegeben hat und die die österreichischen Experimentellen dazu geworben hat.
Wolf Haas ist auch Werbetexter gewesen, bevor er seine berühmten Krimis schrieb und dann geriet ich noch in Disput mit Marlen Schachinger, als die Ruth von den Morden in den Krimis sprach, die sie stören und ich das mit der Spannung erwähnte, die man ja in Schreibseminaren lernt, bzw. dort hört, daß man beim Schreiben immer an das Schlimmste denken soll, was einem je passierte, wo ich ja als Psychologin meine Einwände hätte, denn dann interessierts die Leser.
Über gute oder schlechte Literatur haben wir auch ein bißchen diskutiert, ich habe da ja mein Problem, daß alles immer so gut sein muß, denn wie definiert man solches und wer bestimmt was das ist?
Damit wurde es fünf und damit ging es in die große Pause bis um sieben in der „Alten Schmiede“ die Lesung der im letzten Jahr aufgenommenen Mitglieder stattfand und diese Veranstaltung, die es auch seit einigen Jahren gibt, finde ich sehr interessant, weil man sich da informieren kann, wer aller in die GAV möchte und was die neuen GAV-Mitglieder schreiben, was allerdings ein bißchen theoretisch ist, weil das Publikum zu achtzig oder neunzig Prozent aus GAVlern bestand und siebzehn Autorinnen und Autorinnen wurden im letzten Jahr aufgenommen.
Vierzehn haben davon gelesen, Cordula Simon, die, glaube ich, in der Ukraine lebt und die im Vorjahr sowohl in Klagenfurt gelesen hat, als auch bei den „Alpha-Finalisten“ war, hat sich entschuldigt, Daniel Zipf, der gerade in Amerika ist, ließ seine Kurzgeschichte von einer Kollegin lesen und Hubert Sielecki, von dem ich, glaube ich, schon mal bei einem „Tag der Freiheit des Wortes“ einen Film sah, hatte wieder einen mit einem Text von Gerhard Rühm, „Der längste Kuß“ wo er diesen in verschiedenen Arztkostüme verkleidet, genußvoll rezitierte.
Auch sonst war es spannend, gab es doch eingeleitet von Gerhard Jaschke Lyrik und Prosa von mehr oder weniger bekannten jüngeren und älteren Autoren, von denen ich ein paar vom Namen her kannte, mit einigen schon gelesen habe, bzw. auch im Vorjahr bei der Aufnahme ein Veto einlegen durfte, etc.
Andrea Drumbl, Max Höfler, Hans Jörg Liebscher, Nicole Mahal, Dominika Meindl, Heinz Pusits, der einmal in Ruth und Roberts Schreibgruppe war und einmal in der „Alten Schmiede“ lesen hätte sollen, aber seinen Termin versäumte, Eva Scheufler, Hannah Sideris, die ich vom Amerlinghaus bzw. der „Poet Night“ kenne, Beatrice Simonsen, Marion Steinfellner, Birgit Unterholzner, Gabriele Vasak, Monika Vasik und Ursula Wiegele.
Am Samstag ging es dann weiter mit den Todesmeldungen. Helga Pankratz und Lutz Holzinger sind im letzten Jahr gestorben und dann wurde wild über das neue Literaturmuseum, das im nächsten Jahr eröffnet werden soll, diskutiert.
Das Konzept stammt noch von Wendelin Schmidt Dengler, Grillparzers ehemalige Arbeitsstädte steht dafür zur Verfügung und die IG-Autoren waren besorgt, daß es vielleicht auf Kosten der Autorenförderung gehen könnte.
Jetzt ist Bernhard Fetz und Johanna Rachinger auf die GAV zugekommen, daß sie ein paar Veranstaltungen dort machen kann, was heftige Bedrohungsphamtasien, bis dazu, daß Google, das Ganze finanzieren könnte auslöste.
Es werden für die Veranstaltungen aber immer Orte gesucht und vielleicht wäre das Literaturmuseum ein solcher, wo auch eine der Großveranstaltungen stattfinden könnte.
Die Veranstaltungsvorschläge für 2015 wurden diskutiert, Ruth bzw. Robert haben da ja „Westbahn-spontan“, die Ergebnisse unserer Schreibegruppe eingereicht.
Berichte der Regionalvertreter gab es und am Nachmittag wurden die Neuaufnahmen diskutiert.
Da war ich ja zweimal, von 20003-2005, vielleicht in der Aufnahmejury, nachher klappte es nie mehr, obwohl ich mich immer wieder meldete, weil ich mich für neue Texte ja sehr interessiere.
Seit einigen Jahren habe ich mir aber angewöhnt, für mir bekannten Autoren, die von der Jury abelehnt wurden, ein Veto einzulegen.
Nun ist meine gruppendynamische Stellung nicht gerade groß, eher das Gegenteil, aber manchmal schließen sich Kollegen an und meistens wird an den Samstagnachmittagen sehr wild diskutiert.
So auch heute und nach einigen Stunden waren Corinna Antelmann, Gertrude Maria Grossegger, Sigrun Höllrigl, Susann Immelkeppel, Marianne Jungmaier, Augusta Laar, Stephan Roiss, Britta Steinwendter, Magda Woytzuck und Anton Blitzstein aufgenommen, der jetzt auch wieder beim „Ohrenschmaus“ einreichen darf und als anerkannter Art-Brut-Künstler sicherlich eine Bereicherung für die GAV sein wird.
Eine Diskussion über die Doppelmitgliedschaft GAV-Pen, was, wie 1973 beschloßen wurde, eigentlich nicht sein darf, es aber trotzdem immer wieder gibt, gab es auch und dann das traditonelle Abendessen im Gasthaus Pfudl, wo ich mich wieder einmal wunderte, wieviele Leute das „Literaturgeflüster“ kennen und mich darauf ansprechen.
2014-10-17
Genosse Wang fragt
Genosse Wang, ein junge Chinese, blitzgescheit, schnell lernend, so daß er zuerst in einer Parteiakademie und dann in der Redaktion des „Volksblatts“ landete, ist, wie am Buchrücken von Cornelia Vosperniks erstem Roman, nach zwei Sachbüchern über China, steht, der tragisch komische Held der Geschichte, die Einblick in das neue China und, wie das mit der Presse und den „Grenzen der menschlichen Kommunikation“ geschieht. Genosse Wang ist ein Zweifler, ein ewig Zaudernder, fast ein Autist, der, während seine Frau von ihm Gefühle haben will, den Kaugummi anstarrt, der auf einer Parkbank klebt und sich ständig fragt, ob er vielleicht verrückt ist?
Er macht sich auch Sorgen, wenn er auf einem Parteiempfang statt seinem Vorgesetzten Li, die rote Seidenkrawatte als Präsent erhält und traut sich dann nicht sie zu tragen und er ist auch, weil er der Genossin Zhang, die ihm im Büro immer so freundlich Tee nachschenkt, imponieren will, auf der Suche nach der perfekten Frage.
Denn er ist ja Journalist und wird als solcher von seiner Zeitung zu Pressekonferenzen geschickt und das scheint in China so zu funktionieren, daß man seine Fragen vorher einreichen muß und dann ausgewählt wird, sie zu stellen und das sehr blumig und umständlich formuliert.
So denkt er sich die nach der Todesstrafe aus und stellt sie dann doch anders und während er noch mit sich in Zweifel ist, gerät er in den Strudel des Geschehens. Das heißt, er erscheint pünktlich zum Gespräch mit seinen Vorgesetzten, Li nicht, der lügt den Chef dann auch noch an, so daß Wang ohne zu wissen, wie im geschieht, dessen Stelle, Zimmer und Aufträge bekommt und es ist köstlich zu lesen, wie sich der Zauderer, den niemand ernst nimmt und sogar die Süßkartoffelverkäuferinnen auf die Schuhe spuken, plötzlich zum Vorgesetzten verwandelt, indem er der dicken Putzfrau in der Küche Befehle erteilt und sie auch am Weiteressen auf einer Kartonschachtel hindert.
Dann wird Wang statt Li zu der nächsten Pressekonferenz geschickt und weiß die Frage nicht, die eingereicht wurde, so stellt er eine andere, die nach der Rolle des Westens und sieht sich, nachdem er sie gestellt hat, schon in der Todeszelle, weil es aber zufällig ins Konzept passte, passiert das Gegenteil. Wang wird wieder befördert, klettert die Karriereleiter weiter hinauf, was ihn nach wie vor verwirrt, aber seine Mutter, eine sehr rauhe Person, die er um Rat fragt, kann ihn dabei nicht helfen. Sie schnauzt ihm an und verlangt von ihm nur, daß er endlich für eine bessere Wohnung für sie sorgen soll, sonst kann ihr Söhnchen aufsteigen, wie er will, das ist ihr egal, so daß ihm nichts überbleibt sich auf die Bank vor sein Büro zu setzten und erscheinende Genossin Zhang endlich zu fragen, ob sie mit ihm heute morgen oder immer und ewig essen gehen will?
Ein sehr interessantes Buch, der 1969 geborenen Journalistin, die drei Jahre Chinakorrespondentin war und jetzt die ORF-Journale moderiert. Sie hat auf der ersten „Rund um die Burg neu-Veranstaltung“ daraus gelesen und, als ich sie nachher was fragte, mir gleich das Buch signieren wollen.
Ich habe aber gewartet, bis ich es im Bücherschrank gefunden habe und dann sehr gern gelesen, denn China und die chinesische Literatur, von der ich ja nicht sehr viel Ahnung habe, interessiert mich sehr und nach dem ich mit dem Da Sije ein bißchen Schwierigkeiten hatte, bzw. den Protest hinter den blumigen Schilderungen nicht ganz verstanden habe, habe ich mich ein bißchen in sie eingelesen. Dann selber ein Kapitel bzw. eine Biografie nach einem der Bücher geschrieben.
Pearl S.Buck gehört vielleicht auch zur China Literatur wie Daniel Vare mit dem „Schneider der himmlischen Hosen“, eines von den für den Frankfurt Schwerpunkt 2009 übersetzten Bücher habe ich noch auf meiner Liste und auf der chinesischen Mauer bin ich per Video Show von Alfreds Fotos, der jetzt da dort war, vor kurzem auch ein bißchen herumspaziert und habe die verschleierte Führerin gesehen, die das wegen ihrer Sonnenallergie tun mußte, aber trotzdem touristische Gruppen durch die Sonne und die Hitze begleitet, was für unsere Begriffe eher unvorstellbar ist.
2014-10-16
Zur Zeit nur für immer
Daniel Wissers Literaturperformance, schon die zweite im Literaturhaus, die erste habe ich versäumt, weil eine andere Veranstaltung, habe aber darüber gebloggt und wurde von einem Leser gerügt, daß ich die Art der Veranstaltung nicht richtig wiedergegeben habe.
Nun ja, ich war nicht dabei und Robert Huez erklärte heute auch bei der Veranstaltung, daß Daniel Wisser Textperformances einzigartig sind, also weder eine Lesung noch eine Theorie, wie der Autor zwischen seinen Vorträgen erstes auch erklärte, keine Lesung, noch eine Buchpräsentation, die vorgetragenen Texte gibt es auch nicht zu kaufen und zu diskutieren gibt es auch darüber nichts, also eine einzigartige Textperformance und das merkte man schon daran, daß das Literaturhaus wieder mit Leuten vollgefüllt war, von denen ich die meisten nicht kannte.
Daniel Wissers Fanpublikum vielleicht, der 1971 geboren wurde und außer Autor noch Musiker des ersten Wiener Heimorgelorchesters und Verleger ist?
Bei den Poetry Slams und den Textperformances sollen ja öfter die Massen kommen, während die üblichen Lesungen, wie man beispielsweise letzte Woche merken konnte, nicht so viele Leute anziehen, aber das war eigentlich auch nicht so üblich, sondern eine Lesetheateraufführung einer inzwischen offenbar vergessenen Dichterin.
Daniel Wisser kenne ich seit einer Lesung im Rahmen des „Fröhlichen Wohnzimmers“ im Amerlinghaus, als er sein erstes bei „Ritter“ verlegtes Buch vorstellte, dann folgten zwei Bücher im „Klever-Verlag“, mit Ausschnitten aus dem ersten hat er, glaube ich, beim Bachmannpreis gelesen, aus dem zweiten habe ich beim „Musa“ gehört und er ist auch, das kann ich jetzt gleich anmerken, damit mit Eva Menasse und Erwin Uhrmann Finalist beim Alpha-Literaturpreises geworden, der ja Anfang November vergeben wird.
Jetzt gab es aber die zweite Literaturperformance vor vollen Haus im Literaturhaus und das spielte sich folgendermaßen ab, daß sich Daniel Wisser ziemlich starr vor ein Mikrophon stellt und dann immer drei Textstücke perfomierte.
Auswendig oder aus dem Stehgreif, ist vielleicht gar nicht so leicht zu unterscheiden, wenn es die Texte nicht zum Kaufen und zum Signieren gibt und man nachher nicht darüber diskutieren kann.
Es waren jedenfalls lauter skurrile kleine Geschichtchen mit kurzen Titeln, wie „Film“, „Hitze“, „Luft“, „Tanz“ etc, die von Leuten mit interessanten Namen, die interessante Sachen machten, wie um sechs Uhr früh Bier trinken oder sechsunddreißig Jahre schweigen oder durch den Weltraum fliegen, erzählten.
Immer drei Stücke hintereinander und dazwischen erzählte Daniel Wisser etwas dazu, nämlich, daß man nicht darüber diskutieren soll und, daß die Inhalte nicht zusammenpassen, obwohl es doch Überschneidungen gab und es auch Blockweise geordnet schien, denn in der Mitte kam das neue Projekt, Texte über Filme, die Daniel Wisser in achtzig Stücken zu neunzig Prozent nacherzählen will.
Wien-Texte über die Ringstraße, die nicht rund ist und über die Zusammenstellungen beim Heurigenbuffet, gab es auch und was zum Nachdenken und zum Philosophieren, obwohl die Leute auch ziemlich viel zu lachen hatten..
Einen Büchertisch gab es natürlich trotzdem, mit den Wisser-Büchern und Wein und Saft, für den interaktiven Teil, wie er betonte und ich finde es sehr spannend eine Seite an dem Autor zu entdecken, die mir unbekannt war, da ich ihn bisher nur als traditionellen Leser kannte und jetzt natürlich gespannt bin, ob er beim „Alpha“ gewinnen wird, obwohl die Konkurrenz zur Eva Menasse wahrscheinlich sehr groß sein wird.
Richtig, den Titel sollte ich noch erklären, das war auch eines der kleinen Stückchen, wo es um einen Stadtschreiber ging, der den Text für eine Kirche, glaube ich, zuerst schreiben und später um vierzehn Worte kürzen sollte, so daß das „Zur Zeit nur für immer“ über blieb.
2014-10-15
Pixel oder Papier?
Ich gehe nicht mehr sehr oft zu den Wiener Vorlesungen, dieser sehr prominenten Veranstaltungsreihe, die Hubert Christian Ehalt, im Wiener Rathaus und auch an einigen anderen Veranstaltungsorten zu den verschiedensten kulturpolitischen Themen veranstaltet, nur wenn es ins literarische Programm passt und man es flüstern kann, könnte man so sagen, habe ich ja mit der „Alten Schmiede“, dem Literaturhaus, der „Gesellschaft für Literatur“ etc, genug zu tun.
Aber diesmal war so ein Abend, ging es doch um die Frage, ob das E-Book das gedruckte Buch ersetzen kann und wird?
Eine Frage die ich oder die mich schon seit einigen Jahren verfolgt und wo ich schon die unterschiedlichsten Diskussionen hörte und sich inzwischen zwischenzeitlich sicherlich auch sehr viel verändert hat.
Die letzte Diskussion, wenn man einmal von Wolfgang Tischers Buchmessenpodcast, der ja ein unbestreitbarer Vorreiter für das E-Book und das Selfpublishing ist, absieht, war bei „Rund um die Burg“ mit Petra Hartlieb und einigen anderen.Ich habe deshalb auch die ersten beiden Runden der Lyrikbim versäumt und das später sehr bereut, denn außer Petra Hartlieb fulminanten Kampf gegen den bösen „Amazon“ war nicht sehr viel Neues zu hören.
Diese Diskussion dafür sorgte schon Professor Ehalt, der ja ein wirklicher Intellektueller ist und sehr gut formulieren kann, war sicherlich viel anspruchsvoller und das Podium mit drei Damen, die das literarische oder bibliophile Lebens Wien, wie der Professor formulierte, besetzt.
Petra Hartlieb, die Buchhändlerin und Krimiautorin, die jetzt auch ein Buch über ihre Buchhandlung herausgegeben hat, Julia Danielczyk vom Kulturamt der Stadt Wien, die glaube ich, vorher in der Wien-Bibliothek tätig war, zuständig für die literarischen Förderungsansuchen, Erfinderin der „Literatur im Musa“ und, wie ich glaube, literarisch sehr engagiert, sehe ich sie doch öfter bei literarischen Veranstaltungen, wenn die Eröffnungsreden schon vorbei sind und sie eigentlich nicht mehr dort sein müßte und Martina Schmidt, die Leiterin des Deuticke Verlags.
Ein prominentes Podium für wahr und die Reihen in dem schönen Festsaal im alten Rathaus gar nicht einmal zu besetzt.
Margot Koller habe ich gleich beim Eingang getroffen, ist sie doch schon wegen der GAV-Sitzungen am Freitag und am Samstag nach Wien gekommen und Hubert Christian Ehalt leitete auch ohne die obligatorische „Amazon“ Beschimpfung ein, sondern stellte zuerst die Frage nach der Lesebiografie und meinte dazu, daß seine Studenten keine mehr hätten oder sie ihm nicht preisgäben. Aber vielleicht haben sie nicht Foucault oder Proust gelesen sondern Karl May und das darf man vielleicht nicht sagen.
Martina Schmidt und Julia Danielczyk haben aber zuerst Enid Blyton und später Proust gelesen. Petra Hartlieb kam nicht aus so einem leseaffinen Haushalt und ich eigentlich auch nicht oder schon, hat mich der Bücherschrank, der zuerst im Wohnzimmer und später im Schlafzimmer meiner Eltern stand, als meine Schwester in das Wohnzimmer übersiedelte, sehr geprägt und meine Leserbiografie sicher auch durch die Schulbibliothek.
Die städtischen Büchereien haben mich nicht sehr begeistern können, erinnere ich mich da eher an verknöcherte älteren Damen, die sagten „Du darfst pro Woche nur einen Krimi lesen!“
Aber „Onkel Toms Hütte“ hat mich sehr geprägt, später dann der „Don Carlos“, man kann das vielleicht auch psychologisch deuten und dann habe ich lange und sehr intensiv Hedwig Courths Mahler gelesen und behaupte, daß man dabei ein Berlin Bild der Zwischenkriegszeit bekommt, was man sonst nicht so leicht findet.
Nach der Matura habe ich viel Thomas Mann gelesen und Doderer, Thomas Bernhard folgte, den ich jetzt nicht mehr so gut aushalte und inzwischen lese ich mich ja sehr intensiv durch den literarischen Krautgarten der Gegenwartsliteratur, kenne hier eigentlich keine Berührungsängste.
Der Proust ist bisher an mir vorbei gegangen, an den Kafka nähere ich mich sehr vorsichtig an und ich lese, da ich ja eine Sammlerin bin und die Bücherschränke sehr eifrig frequentiere, vorwiegend analog, obwohl ich nicht rieche taste schmecke und diese Vergleiche eigentlich recht blödsinnig finde, glaube ich schon, daß ein PDF kein Buch ist, obwohl ich sie schon gelesen habe und man sie auch lesen kann.
Ich habe im Vorjahr einen E-Bookreader zu Weihnachten bekommen und den inzwischen ziemlich verstauben habe lassen, im Dezember staube ich ihn aber ab und lese daraus, wenn er noch funktioniert, Charles Dickens „Weihnachtsmärchen“, weil das dort enthalten ist.
Hubert Christian Ehalt stellte viele sehr gewichtige Fragen und wies auch auf ein Symposium hin, zu dem die Vorlesung sozusagen den Auftakt bildete.
„Zurück in die Zukunft- digitale Medien und historische Buchforschung“ kann man sich morgen und übermorgen in der Wienbibliothek geben. Leider bin ich da schon ziemlich ausgebucht, aber ich bin ja eine, die sich ohnehin sehr viel und oft im Internet aufhält, über das E-Book und die Selfpublishingtendenzen eigentlich Bescheid weiß und auch weiß, daß der „Hanser Verlag“ inzwischen die „Hanser Box“ gestartet hat, eine E- Bookreihe mit kleinen feinen Texten, die jeden Mittwoch nur im Netz erscheinen.
Martina Schmied hat dagegen ihren Kindle bereitwillig ihrer Kollegin überlassen und macht E-Books nur, weil sie es muß, ähnlich wie Petra Hartlib, deren neues Buch auch als e-Book und auch bei „Amazon“ erscheint und ich stelle es mir sehr interessant vor, ihr mit dem „Amazon -Päckchen“ am Postamt zu begegnen, sie mich fragt, „Was haben Sie denn da Böses!“ und ich „Ihr Buch!“, antworte.
Eine Frage, die natürlich Utopie ist, denn ich kaufe nicht beim „Amazon“, ziehe die „Wunderbare Buchhandlung“ höchstens aus dem Bücherschrank, aber dann würde ich sie natürlich sehr gerne lesen.
Julia Danielcyk ist dem E-Book aufgeschlossener, als die beiden anderen Damen. Sie scheint es zu verwenden, aber auch einige Gefahren darin zu sehen und die Diskussion war auch sehr interessant, weil sich sehr viel Fachpublikum, das sehr differenziert fragte oder erzählte, im Saal befand.
Ein Herr rief wieder zum lokalen Kaufen auf und eine PEN-Autorin erzählte über ihr Schreiben. Ein Buchforscher war da, dem das Symposium gewidmet ist und ich denke, daß wir alle noch nicht wirklich wissen können, wie die Veränderung im Buchmarkt verläuft.
Ein Problem ist auch das Lesen, wenn wir zwanzig oder dreißig Prozent funktionale Analphabeten erzeugen und die noch durch Handies, SMS und anderes abgelenkt sind, werden sie vielleicht nicht mehr freiwillig zu so etwas Altmodischen wie einem Buch greifen.
Es gibt aber auch Internetromane mit neuen spannenden Möglichkeiten und da schieden sich auch die Ansichten am Podium, aber spannend, daß einige Leute im Publikum sagten, daß das für sie keine Frage des „entweder oder“ sondern des „und“ wäre, im Urlaub die Flaterate mit den sechshundertausend Büchern im Kastel, da denke ich auch, daß man die in zwei Wochen gar nicht braucht und zu Hause das gute schöne Buch, Margot Koller, mit der ich mich manchmal dazwischen unterhielt und vielleicht dadurch die Nachbarn störte, bemerkte eine Renaissance von bibliophilen Ausgaben und Petra Hartlib erzählte von einem Zugerlebnis, wo sie mit einem Krim im Abteil saß und ein älterer Herr im Kindle zwischen zwanzig Büchern zappte.
Aber eine Anleserin bin ich auch nicht, ich lese das Meiste fertig und ein wenig wurde auch davor gewarnt, daß die Autoren bei der Flatrate nur ihr Honorar bekommen, wenn die Leser mehr als zwanzig Seiten lesen, da folgte dann wieder die Warnung vor dem gläseren Menschen, die auch Julya Danielcyck ernst nahm und bei Wolfgang Tischer habe ich vorige Woche ja von Autoren gehört, die den Kontakt mit ihren Lesern auf ihren Websites und Leserunden suchen und sie über den Ausgang und Fortführung ihrer Romane mitbestimmen lassen.
2014-10-14
Wieder Ohrenschmaus-Jurysitzung
Heute ging es wiedermal zur „Ohrenschnmaus-Jurysitzung“, dem Literaturpreis für und mit Menschen mit Lernbehinderung, der 2007 von Franz Joseph Huainigg intitiert wurde.
Ich war von Anfang an dabei, Otto Lambauer, mein zeitweiliger literarischer Verstärker, der mir nach einer langen Pause, jetzt wieder Kommentare schreibt, hat mich hineingebracht, beziehungsweise bei mir angefragt, wie man zu der Preisverleihung ins Literaturhaus kommt?
Das war die Zeit, wo ich für meine „Mittleren-Lesung“ ausgeladen, bzw. nicht mehr zugelassen wurde. So kam ich bei der ersten Preisverleihung zu einer schönen Lesung von schönen Siegertexten.
Ab 2008 fand die Preisverleihung dann im Museumsquartier statt und ab da habe ich auch darüber berichtet.
Schöne Texte, schöne Preisverleihungen, schöne Siegertexte und immer wieder neue Talente.
So zum Beispiel Renate Gradwohl die 2007 mit „Küssen lernen“ gewonnen hat, ein Text der auf die Schokolade kam und der mich an Ernst Jandl erinnerte.
Es gab auch einen kleinen Plagiatsskandal, beziehungsweise Mißverständnisse wer da jetzt einreichen darf? Nur Menschen mit Downsyndrom oder vielleicht auch Legastheniker oder depressive Akademiker?
Anton Blitzsteins literarische Texte, den ich ja von seinen Katzenbildern kenne, habe ich dadurch kennengelernt.
Michaela König, die glaube ich, nie gewonnen hat, mich aber zu der „Mimi“ anregte und die inzwischen, obwohl noch recht jung, genauso gestorben ist, wie Sahrah Lutschaunig, deren „Wilde Kirschen“ mich 2009 begeistert haben, Gewinnerin der Prosakategorien, bei den Lebensberichten gab es 1928 in Vorarlberg geborene Autorin nämlich Josefine Bitschnau, die wie andere Autoren, immer wieder einreichte und auch immer wieder auf die sogenannte Ehrenliste kam, die, glaube ich, von der Anfangs Jurorin Friedl Hofbauer, die ja heuer gestorben ist, initieert wurde.
Sonst ist Barbara Rett in der Jury, Felix Mitterer hat den Ehrenschutz, Kurt Palm war dabei und soll wieder hineinkommen, Niki Glattauer, Andrea Stift und Ludwig Laher habe ich hineingebracht, Heinz Janisch war schon von Anfang an drinnen.
Es gab oder gibt die Kategorien Prosa, Lyrik, Lebensbericht, voriges Jahr wurde, glaube ich, mit neuen Kategorien experimentiert und immer wieder sehr viele schöne Texte.
2010 war David Sylvester Marek Preisträger, der immer wieder sehr seltsame Texte mit Figuren wie „David Bergretter“ und „Lena Raubkatze“ hat und den Oberösterreicher Peter Gstöttmeier, der mit dem handgeschriebenen Mundart Text „Söbständi“, 20011 gewonnen hat, habe ich auch dort kennengelernt, im Vorjahr brachte er, glaube ich, einige Kochrezepte und stand immer wieder auf der Ehrenliste und die Preisverleihungen waren auch immer sehr prominent besetzt, der Herr Minister Töchterle, die Frau Minister Schmidt, beide sind nicht mehr in dieser Funktion, haben immer schöne Reden gehalten, ein künstlerisches Programm gab es auch und die „Ohrenschmaus-CD“, das „Ohrenschmaus-Buch“ zum Fünfjahresjubiläum in der „Edition der Provinz“ erschienen und immer wieder die gute „Zotter Schokolade“ mit einem Preisgedicht auf der Schleife.
Eva Singer hat das früher organisiert, jetzt tut es Evelyn Pammer und die Jurysitzungen fanden meistens im Oktober, entweder im Albert Schweitzer Haus oder im Parlament statt. Heute war wieder das Parlament an der Reihe und die heurigen Texte sind, glaube ich, vor zwei oder drei Wochen gekommen.
178 Einreichungen, die meistens eher kurz, ein paar lange waren auch dabei und dann die Qual der Wahl und dann geht esmeistens sehr schnell.
2008 wurde von der genannten Jury nur eine Vorwahl getroffen, die Endentscheidung lag dann bei den Vorjahres-Preisträgern, das scheint nicht ganz geklappt zu haben, jetzt gibt es wieder nur eine Jury und zu den Kategorien sind wir heute auch wieder irgendwie zurückgekommen. Haben drei schöne Texte ausgewählt und ein Gedicht für die Schokolade.
Welche wird natürlich nicht verraten, dafür aber Ort und Datum der Preisverleihung: Museumsquartier Ovalhalle, erster Dezember, ich glaube um achtzehn Uhr oder achtzehn Uhr dreißig und verrate, daß ich da die Laudatio für einen der Siegertexte halten werde.
Die anderen Laudatoren werden Felix Mitterer, Ludwig Laher, der immer sehr schöne Preisreden hält und Heinz Janisch sein.
Hinkommen, wenn man sich für die vielleicht ein bißchen andere Literatur, die nicht auf den Buchpreislisten und in Klagenfurt zu finden ist, interessiert!
Man wird staunen, wie spannend Menschen mit sogenannter geistiger oder intellektueller Behinderung schreiben können und welche Talente immer wieder zu finden sind.
Es gibt auch eine „Ohrenschmaus-facebook-Seite“ und eine Website, wo man sich weiter informieren kann.