Oktober Musa diesmal mit Dieter Sperl und Gabriele Petricek beide Stipendiaten der Stadt Wien des Jahres 2014 und bei Dieter Sperl, dem experimentellen, dem sperrigen, war ich mir nicht ganz sicher, ob er nicht schon im Vorjahr bei den MUSA-Lesern war. Vielleicht war er im Publikum und auf jeden Fall habe ich ihm in der „Alten Schmiede“ schon zweimal gehört. Zuerst aber kam Julia Danlelczyk mit der Einleitung und die wies auf den heute stattfindenden Tagebuchtag, eine Veranstaltung, die es seit einigen Jahren gibt und die offenbar sehr erfolgreich ist, hin, denn Julia Dalieczyk sah Parallelen zu den beiden Lesenden, schien sie mit dem Tagebuch zu verbinden, was allerhöchstens bei dem 1966 in wolfsberg geborenen Sperl zutreffen könnte, der einige Tagebuch genannte Texte oder Veröffentlichungen hat, die aber Aphorismen, literarische Splitter, Anmerkungen und sogar Kochrezepte sind.
Einen solchen Text las er, schöne Sätze und dann, wie seine Mutter „Scheiterhaufen“ zubereitete, was Franz Morak über die Stipendiaten sagte, das was sehr zynisch. Als er Staatssekretär war, hat er auch gesagt, daß der Künstler die Kreativität hätte, sich über „Blau Schwarz“ hinwegzuphilosophieren und in dem Film über Erzherzog Johann mit Tobias Moretti, den ich mir vor kurzem angesehen habe, hat er auch einen sehr zynischen Kaiser Franz I dargestellt.
Dieter Sperl las seine schönen experimentellen Sätze, kämpfte dazwischen mit dem Mikrophon. Danach kam Gabriele Petricek, die ich ich jetzt schön länger nicht bei Veranstaltungen gesehen habe. Es hat auch ihr Hut gefehlt. Sie war aber sehr elegant, ist Canetti-Stipendiatin und hat einen Text aus einer Anthologie gelesen, der im Rahmen einer Tausendjahrfeier des Stiftes Melk entstanden ist, da wurden offenbar einige Autoren, ich natürlich nicht, eingeladen, einen Text über den heiligen Koloman zu schreiben und Gabriele Petricek hat das höchst künstlerisch getan und dann noch dementsprehend entrückt vorgetragen.
Sie fährt mit dem Zug in Richtung Westen, Salzburg, Innsbruck, löst dabei Kreuzworträtseln, in St. Pölten bleibt der Zug länger stehen, eine Durchsage erscheint, es gibt einen Sonderzug nach Melk, auf einmal erscheint ein seltsamer Mann in einem schwarzen Anzug, der den Koffer der Ich-Erzählerin nimmt, sie zu diesem Zug bringt, mit ihr nach Melk fährt und dann eine wahre Suada seiner Leiden auf sie losläßt, der heilige Koloman, war offenbar ein Ire, der deutschen Sprache nicht mächtig, wurde in Stockerau ermordet und dann geschah ein Wunder und seine Gebeine ruhen seit tausend Jahre in Melk.
Eine sehr schöne künstlerische Geschichte, die Gabriele Petricek da verkürzt gelesen hat, Anspielungen auf Leopold Bloom, den Bloomsday und James Joyce gibt es auch.
Gabriele Petricek hat auch ein Buch über Joyce geschrieben und dürfte Mitglied eines Geheimbundes sein, der sich jeden Freitag in einem Restaurant trifft, um dort Innereinen zu verspeisen.
Nun gut, die Geschmäcker sind verschieden. Nachher gab es wieder Brot und Wein, aber nur sehr wenige, die sich um den Tisch drängten. Alle meine Bekannten waren nicht da. Nur Wolfgang Helmhart tauchte irgendwann auf, mit dem ich mich lange über mein Work on progess, meinen gegenwärtigen „Nanowrimo“ unterhielt, mit dem ich auch wieder sehr gut weitergekommen bin.
Inzwischen gibt es schon 19.750 Wörter oder sechzehn Szenen bzw. einundvierzig Seiten. Die Veronika hat ihre Patientenverfügung zum Patientenanwalt gebracht, am nach Hause weg rosa und blaue Wolle für die Erstausstattung ihres Enkelkindes, das Moritz oder Larissa heißt, wenn es geboren werden wird, gekauft. Vor ihrem Haus wieder Hubert Fabian getroffen, der ihr Cardinalschitten bringt und dann ruft Paula an und sagt, es gibt eine Komplikation, das Kind wird möglicherweise behindert sein.
So weit so what und wieder flott dahin und ich fürchte fast, weiter als dreißig bisvierzigtausend Worte werde ich nicht kommen. Aber dazwischen werden ohnehin einige Unterbrechungen sein, das Geburtstagsfest, die „Buch-Wien“, die „Literatur im Herbst“ und in Ungarn, wo ich schreiben kann, werden wir kein Internet haben.
Aber wenn ich vordergründig fertig bin, werde ich, habe ich mir vorgenommen, Material sammeln, einen zweiten oder dritten Handlungsstrang einführen, Szenen schreiben, etc. Wenn es sein muß alles wild durcheinander, mit dem Ziel bis zum Dreißigsten die fünfzigtausend Worte zu schaffen und danach in Ruhe ordnen und korrigieren.
Cornelius Hell, der diese Woche, in den „Gedanken für den Tag“ zu hören ist und Georg Trakl gedenkt, der sich vor hundert Jahren eine Überdosis Morphium oder dergleichen gegeben hat, weil er den ersten Weltkrieg als Sanitäter nicht mehr ausgehalten hat, war auch im Publikum und den werde ich wahrscheinlich auch in der Donau Louge bei der „Buch-Wien“ treffen und so wie es aussieht, wurde ich nicht für das Literatur Quiz ausgewählt was natürlich nichts macht, aber trotzdem schade ist.
2014-11-05
Stadt Wien Stipendiaten und fünfter Nanowrimotag
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