Bei der Aufzählung meiner gestrigen Geschenke, habe ich auf eines der lieben Iris vergessen, das zwar ein bißchen quergekommen ist, aber meinen Geschmack getroffen hat, nämlich „Gany Med goes Europe“, das klingt zwar ein bißchen unverständlich, ist aber eine tolle Sache, denn da wurden einige der österreichischen Gegenwartsautoren aufgefordert sich ein Bild im kunsthistorischen Museum auszusuchen und einen Text darüber zu schreiben.
Das ist zwar nicht so ganz neu und ich war auch schon im kunsthistorischen Museum bei einer Mayröcker Veranstaltung und die „Alte Schmiede“ hatte auch mal was, wo ein Text zu einem Bild gelesen wurde, aber das war eine Performance, eine Jacqueline Kornmüller hat die Texte, die von Schauspielern gelesen, getanzt, bespielt etc wurden, inszensiert. Es war wegen des besonderen Erfolges auch eine Wiederholung und die Inszenierung wird es außer Wien auch in Breslau und in Budapest geben, womit das „Europe“ erklärt ist. Das „quer“ bezieht sich, auf etwas, was schon mein Geburtstagsfest betroffen hat, nämlich eine Parallelveranstaltung, hat am Freitag ja die „Literatur im Herbst“ angefangen und ist am Samstag weitergegangen.
So habe ich einiges da versäumt, bzw, bin ich um halb sechs von dort weggegangen, aber wie sagt, so schön der Alfred „Man kann nicht alles haben!“ und eigentlich hätte ich so früh gar nicht weggehen brauchen, die Veranstaltung begann erst um sieben, aber auf der Eintrittskarte ist etwas von sechs gestanden, so war ich schon einige Minuten nach sechs da und stand vorläufig im Regen, während der Alfred und die Iris, die schon früher gekommen waren, drinnen waren.
Ich war aber nicht allein und habe mich wieder mal gewundert, wieviele Leute für eine literarische Veranstaltung vierunddreißig Euro zahlen, während ich ja den Gratiseintritt gewohnt bin.
Um viertel sieben wurde hineingelassen, man bekam ein Programm in die Hand gedrückt. Auf meinem stand „Beginnen Sie Ihren Rundgang mit dem roten Pfeil!“, aber vorerst hieß es warten.
Das heißt, man konnte sich ein Klappstockerl bei der Garderobe holen und nach einigen Minuten kam eine Frau im roten Kleid und legte sich in der Halle auf den Boden, eine andere kam hinzu und ging um sie herum, berührte sie. Alfred erklärte mir, das sei die Mercedes Echerer, immer mehr Schauspieler kamen, zuletzt ein älterer Mann in einem Schwanenseekostüm, als sich der zu lang herumdrehte, beschwerte sich jemand aus dem Publikum „Wann können wir endlich zu den Bildern, das ist doch blödsinnig!“
Um sieben war es dann soweit, die Eintrittssperren wurden weggelassen. Wir folgten dem roten Pfeil und kamen zuerst zu dem Bild „Lots Tochter“ und zu dem Haderlap Text „Die Stimme“. Eine junge Frau saß auf den Besucherstühlen und erzählte von der Vergewaltigung ihrer Schwester durch ihren Vater und, daß sie noch die Wärme der Haut auf ihren Brüsten spüren könne.
Ein typischer Hadalap Text, stark und eindringlich, dann ging es weiter zu Peter Paul Rubens „Haupt der Medusa und Anna Kim. Hier performten zwei Frauen. Maria Bill sprach den Text, die Tänzerin im roten Kleid, die sich zuerst auf den Boden gelegt hatte, drehte sich auch hier herum und zeigte, daß sie ziemlich wenig anhatte und ich saß so schlecht, daß ich den Text nicht gut verstanden habe. Außerdem stellten sich ein paar Frauen vor mich hin, aber das Publikum begann sich dann sowieso zu verteilen und den Text den die „Strotter zum „Heiligen Hyronimus“ vortrugen, mußte man sich auf Audo-Casette anhören.
Milena Michiko Flasar hat etwas zu der „Apfelschälerin“ von Gerard Ter Borch geschrieben, das von Nicole Heesters vorgetragen wurde. Das habe ich aber nicht gleich gefunden und dann war es schon zu Ende. Es waren zwar Non Stop Performances, aber als ich hinkam war gerade eine Pause, so habe ich nur später einen Teil gehört und bin zuerst zu einem Geiger gegangen, der einen „Walzer“ von Johanna Doderer zu einem Bild von Pieter Breugel spielte. Dann ging es zur Mercedes Echerer und der „Saalaufsicht“ ein Text von dem mir unbekannten Lajos Parti Nagy, auch zu einem Bild von Pieter Bruegl und der Text war sehr interessant, ging es doch um ein Kind, das eine Saalaufseherin von den alten Maler haben wollte und um eine Frau Direktor, der sie das erzählt. Der Text, den Franz Schuh zu zur „Hölle“ von Herri met de Blues geschrieben hat, war auch sehr interessant und sehr sozialkritisch, ging es da ja um das Leben und Sterben in den Sozialbauwohnungen und die Schauspielerin Sona McDonald lag dazu in einem Spitalsnachthemd in einem Krankenhausbett.
Einen Text von Angelika Reitzer zu einem Bild von Tizian gab es auch und noch einmal Musik von Johanna Doderer, die getanzt wurde.
Dann ging es zur „Beweinung Christis“ und zu Josef Winkler, da habe ich auch nur ein bißchen hineingeschnuppert. Ab dann wurde es aber konkreter, weil ich schon die halbe Runde hatte und wußte, daß ich mir Zeit lassen konnte, da von sieben bis zehn gespielt wurde und es ging dann in den „Wald“ zu einen sehr beeindruckenden Text, den Martin Pollak über die Nazivergangenheit seines Großvaters geschrieben hat. Wieso ihm das ausgerechnet zu einem Bild von Guiseppe Arcimboldo eingefallen ist, ist mir nicht ganz klar, ist aber vielleicht mit der Biografie des Autors zu erklären.
Dann gabs zweimal Peter Estherhazy zu einem Bild des „Dogen Francesco Erizzo“ von Bernardo Strozzi und dem von „Graf Phillipp Ludwig Wenzel Sinzendorf namens „Der plötzliche Tanz“, da traf ich dann den Mann in dem Ballettkostüm und dazwischen gab es noch Julia Stemberger mit einem Doron Rabinovici Text namens „Ambra“, der die Behauptung aufstellt, daß der Holofernes gar nicht von der Judith, sondern von einer Putzfrau geköpft wurde und interessant ist auch, daß es in dem Saal zwei Bilder zu diesem Thema gab.
Nachher trafen wir uns alle wieder in dem Kaffee und tauschten unsere Meinung aus. Ich fand die Performance sehr spannend, die Verbindung der Gegenwartsliteratur mit den alten Bildern, die mir alleine inzwischen nicht mehr gefallen würden. Die Eingansperformance hätte ich zwar weggelassen und natürlich wäre ich auch gerne eingeladen worden, einen Text dazu zu schreiben, kann das aber, wenn ich will, natürlich für mich selber machen und so danke ich der lieben Iris sehr, mich ins kunsthistorische Museum gebracht zu haben.
Die Veranstaltung wäre sonst an mir vorbeigegangen, obwohl ich einmal beim Kino unter Sternen, sogar Eintrittskarten fürs Museum gewonnen habe, aber als ich die mit der Ruth einlösen wollte, hatte ich sie schon verloren.
Ich habe aber schon einen Text über das KHM geschrieben, feiert in „Kerstins Achterl“ dort doch der kleine Hector seinen Geburtstag und den meinen habe ich in wenigen Stunden.
2014-11-08
Rundgang durch das KHM
Kommentar verfassen »
Du hast noch keine Kommentare.
Kommentar verfassen