Literaturgefluester

2014-11-09

Schnelle Reise durch den Norden

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:23

Im November gibt es seit einigen Jahren die „Literatur im Herbst“, das ist eine Veranstaltungsreihe von Walter Famler, die es einige Zeit parallel zu der „Literatur im März“, die es schon in den Neunzehnhundertsiebzigerjahren gegeben hat, stattfand.
Seit einiger Zeit gibt es nur mehr die im Herbst, die meistens einem Land, Griechenland, Rumänien, Bulgarien, etc gewidmet war und weil die Veranstaltung oft zeitgleich mit meinem Geburtstagsfest stattfand, bin ich auch erst sehr spät hingegangen.
Seit ich blogge oder auch schon ein bißchen früher, bemühe ich mich zwar das zu tun, aber wenn die Eröffnung zeitgleich mit meinem Geburtstagsfest, das es seit den Neunzehnhundertachtzigerjahren gibt, geht es nicht und voriges Jahr habe ich auch nur hineingeschnuppert, weil wir ja in Ungarn waren. Dorthin fahren wir heuer erst nächste Woche, aber am Freitag war mein Fest, so habe ich die Eröffnungsreden versäumt und auch die ersten Leser von denen ich aber hörte, daß nicht alle gekommen sind. Das war zwar schon 2009 der Fall, als Herta Müller kommen sollte, aber durch den Nobelpreis absagte und am Samstag, wo ich eigentlich gehen hätte können, kam mir die liebe Iris zuvor und fragte mich, noch ehe ich das Programm bekommen hatte, ob ich mit ihr und Alfred zu „Gany Med goes Europe“ gehen wolle. Zwar hatte ich da noch keine Ahnung, daß sich unter diesen sperrigen Namen, eine so schöne Veranstaltung verbarg, sagte aber zu und so ging ich am Nachmittag, die Vormittagsveranstaltung in der „Alten Schmiede“ ist diesmal am Samstag ausgefallen, ins „Odeon Theater“, aber sehr bald wieder weg und hörte mir eigentlich nur die Übersetzerdiskussion mit Bernhard Strobel, der Tor Ulven, einen geborenen und 1995 wahrscheinlich an Krebs verstorbenen norwegischen Dichter, der den Preis der Hotlist bekommen hat und mit seinen Prosatexten ein Star war, an. Die zweite Dichterin, die vorgestellt wurde, ist die Schwedin, Mare Kandre in den Sechzigerjahren geboren und 2005 durch einen Autounfall ums Leben gekommen, interessant, daß es sich um zwei relativ jung verstorbene Dichter handelte und ihr Buch aus dem die Übersetzerin las, heißt „Der Teufel und Gott“
Dann sollte der Russe Denis Osokin kommen, hat aber abgesagt, so daß der Kurator der Veranstalter, Erich Klein erklärte, warum zu den nordischen Autoren, das Thema der heurigen Veranstaltung ist ja „Norden“ auch die Russen gezählt werden. Dann las ein Schauspieler den Text „Aus Kasan, zu den Mari und rund um die Wolga“
Dann kam ein „Bekannter“, nämlich der Schwede mit österreichischer Mutter und griechischen Vater Aris Fioretos, den ich schon in der „Alten Schmiede“ und auch heuer in Göttweig hörte. Er las wieder der „Halben Sonne“, wo es um den Tod seines Vaters ging, so daß es mir nicht ganz so schwer fiel, das „Odeon“ zu verlassen und mich in Richtung KHM aufzumachen.
Da habe ich die „Russische Gedichte I – Session“ versäumt, was aber nicht so schlimm war, denn am Sonntag ging es damit um elf in der „Alten Schmiede“ weiter.
Da traten nämlich unter Leitung von Erich Klein wieder die Lyriker Michail Eisenberg, 1948 in Moskau geboren und Jelena Fanajlowa, 1962 geboren, in Moskau lebend, auf und Jelena Fanajlowas Langgedicht „Meine ukrainische Familie“ ist auch im „Hammer“ abgedruckt. Es wurde nochmals gelesen und es gab auch eine Diskussion über die Rolle der Lyrik und die Situation in der Ukraine.
Es scheint da einige Dichter zu geben, die den Anschluß an die Krim wollen und die wohl eine ähnliche Rolle, wie Peter Handke bezüglich Serbien, spielen.
Am Nachmittag ging es mit „Nordischen Reisen“ und den „Nordischen Vatersuchen“ weiter. Wieder bunt gemischt Russland und skandinavische Dichter, was ja eigentlich eine riesige Mischung ist und man nur ein paar Dichter kennenlernen konnten, aber die waren interessant.
Olli Jalonen zum Beispiel, 1954 in Helsinki geboren mit seinem Reiseroman „Vierzehn Knoten nach Greenwich“ oder der Isländer, wieder ein anderes Land, Guomundur Andri Thorsson, der einen Roman in sechzehn Erzählungen präsentierte, der mich ein bißchen an meine „Dreizehn Kapitel“ erinnert.
Da fährt eine Slowakin in einem bunten Kleid durch die Dörfer, um am Abend einen Chor zu dirigieren und in jeder Erzählung kommt sie vor.
Robert Reinagl las die deutschen Texte und nach einer Pause, wo ich mich mit Trude Kliber unterhilt, ging es mit der Finnin Rosa Liksom weiter, die schon den Einleitungsvortrag „Finnland, Lappland, Russisch und ich“ hielt.
Sie ist, glaube ich, eine Lappin, trug rote Strümpfe, einen bunten roten Rock, hat lange in Russland gelebt und in dem Roman, der präsentiert wurde, ging es um eine Fahrt in der Transib, die eine junge Finnin macht und dabei mit einem russischen Trinker und wahrscheinlich auch Kriminellen, im selben „Abteil Nr. 6“ fährt.
Sigrid Combüchen, die nächste Lesende, wurde 1942 in Deutschland geboren, lebt in Schweden und hat einen „Damenroman“ geschrieben, wo es um ein Frauenleben in den Neunzehndreißgierjahren geht.
Dann gab es wieder eine Pause und es wurde wieder Russisch, nämlich mit Alexander Illetschewski, dessen Roman „Matisse“ noch nicht erschienen ist, aber sehr interessant sein dürfte, weil es ein sehr problematisches überfülltes Moskau mit seinen Aussteigern, Obdachlosen und Straßenkindern schildert und den Star, Vladimir Sorokin, der dann folgte, habe ich schon zweimal gehört und auch ein Buch von ihm gelesen und wenn ich mich nicht irre, hat er vor zwei Jahren anläßlich der Buch-Wien im Literaturhaus auch aus dem „Schneesturm“, der am Sonntag präsentiert wurde, weil sein neues Buch erst nächstes Jahr erscheint, obwohl Erich Klein behauptete, daß in Österreich daraus noch nicht gelesen wurde. Ein Buch, das wie im neunzehnten Jahrhundert beginnt, ein Landarzt muß zu Patienten, um ihnen ein Medikament zu bringen, weil eine Epidemie ausgebrochen ist, ein Kutscher soll ihn fahren, es gibt einen Schneesturm. Daran spann sich eine lange Diskussion mit Sorokin, der Deutsch spricht, seit einiger Zeit auch in Berlin lebt und Erich Klein eigentlich nicht sagen wollte, ob Putin der „Böse“ ist oder das Flugzeug in Donezk deshalb abstürzte, weil es in einen Schneesturm gekommen ist.
Das Buch spielt jedenfalls, auch wenn man es nicht gleich merkt, 2040 und die Epidemie verwandelt die Menschen in Zoombies und der Schneesturm ist, wie Sorokin betonte, der dritte Protagonist, neben dem Landarzt und dem Kutscher, weil er ein wichtiges russisches Element verkörpert.
Interessant diese Kurzexursion in den Norden, von der ich einiges versäumte und man auch darüber diskutieren kann, ob ein eigener Schweden, Russland, Norwegen, Finnlandblock, etc, nicht effektiver wäre, aber wer weiß, ob es die „Literatur im Herbst“ noch so lange geben wird, es wird ja überall eingespart.

2 Kommentare »

  1. Liebe Frau Jancak,

    vorerst wünsche ich Ihnen alles Gute zu ihrem Geburtstag!!!

    Es freut mich, dass ich beim Lesen ihres Blogs einige „Gemeinsamkeiten“ von uns beiden gefunden habe.
    Sie schreiben von einem „Bekannten“, Aris Fioretos, welchen ich auch zufällig gestern im Autoradio beim Nachhausefahren „kennenlernen“ durfte.

    Andrea Hauer hat ihn im Radio Ö1 vorgestellt und live interviewt! Ich habe da gehört, dass er mit drei Sprachen aufgewachsen ist. Griechisch, Deutsch und Schwedisch, welche seine Sprache der Liebe geworden ist!

    Was haben Sie über diesen interessanten, polyglotten Schriftsteller erfahren können?

    Jetzt versuche ich wie Sie ins KHM zu gehen (2. Anlauf), was ich mir gestern abends als Ziel für heute gesteckt habe!

    mit freundlichen Grüßen
    Ihr Manfred Lagler – Regall

    Kommentar von Manfred Lagler-Regall — 2014-11-09 @ 12:47 | Antworten

    • Vielen Dank für Ihre Wünsche, vielleicht mögen Sie das nächste Mal zu meinem Fest kommen? Wenn Sie mir Ihre Adresse geben lade ich Sie gerne ein! Vorerst kann ich nur auf meine Lesung in der „Alten Schmiede“ am 2. Dezember aufmerksam machen, wo ich wieder aus den „Dreizehn Kapitel“ lesen werden, aber ein anderes, als im „Republikanischen Club“.
      Bezüglich Aris Fioretos habe ich nicht viel Neues gehört, war aber einmal in der „Alten Schmiede“ als er aus den „Letzten Griechen“ las und in seinem neuen Buch, geht es um das Sterben seines Vaters. Das habe ich bei der „Literatur und Wein“ in Göttweg gehört, so daß ich mit ruhigen Gefühl früher weg ins KHM gegangen ist. Diese Veranstaltung kann ich, auch wenn sie etwas teuer ist, empfehlen, die nächste Performance ist am 19. 11. und dann am 26. 11. 6. 12. und 10. 12.

      Kommentar von jancak — 2014-11-09 @ 22:42 | Antworten


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