Literaturgefluester

2014-11-18

Das Vermächtnis der Eszter

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:46

In Ungarn kommt ein Ungarn-Buch, eines das ich vor kurzem im Schrank gefunden hatte, „Das Vermächtnis der Eszter“, des vor einigen Jahren wiederentdeckten und wiederaufgelegten,1900 in Kaschau heute Slowakei geborenen Sandor Marai, der 1948 nach Italien und in die USA emigrierte und sich, ich glaube, in San Diego 1989 das Leben nahm.

Die „Glut“ habe ich gelesen, es ist aber glaube ich, nicht sehr viel hängen geblieben. Dieser kleine Roman, es sind etwas über hundertsechzig Seiten, 1938 geschrieben, liest sich sehr leicht und er hat die Schwermütigkeit vergangener Zeiten, die heute gar nicht mehr zu verstehen sind.

Da ist Eszter, eine fünfundvierzigjährige Frau, die irgendwo am Land wahrscheinlich mit Verwandten in einem Haus in Ungarn lebt, Geld ist nicht viel da, aber das schuldenfrei Haus, wo eskeinen Stromanschluß gibt, weil das die verstorbene Mutter so wollte, nachher hat man ihn auch nicht eingeleitet. Die am Morgen in den Garten Dahlien schneiden geht  und ihre Liebes- bzw. Lebensgeschichte erzählt.

Vor zwanzig Jahren war sie in einem Mann verliebt, Lajos, ein Schwindler, ein Gauner, der den Frauen schöne Geschichten erzählt und ihnen dabei das letzte Hemd aus dem Kasten und die letzten Marmeladegläser aus der Speisekammer stiehlt. Alle wissen davon, alle sind machtlos und hingerißen von seinem Charme. Er hat aber leider ihre Schwester geheiratet, die ihm zwei Kinder geboren hat und inzwischen verstorben ist.

An dem Tag an dem Eszter im Garten Dahlien schneidet, wird Lajos nach zwanzig Jahren wieder erwartet und man erfährt bevor er kommt, einige seiner Geschichten. Da gibt es einen Ring, der Vilma, das ist die Schwester, gehörte, ein angeblich wertvoller Ring, am Tage ihres Begräbnis hat ihn Lajos mit großen Worten Eszter übergeben, die ihn für seine Tochter Eva aufbewahren soll.

Jetzt stellt sich heraus, der Ring ist nichts wert, alles wertvolle hat der Gute Lajos längst veräußert, der an diesem Nachmittag in das Landhaus kommt, mit seinen zwei Kindern, die inzwischen halbwüchsig oder fast erwachsen sind, einem jungen Mann, Evas Verlobten und einer älteren Frau, seine Mutter stellt sich später heraus, der junge Mann hat noch einen tibetanischen Hund im Arm.

Lajos läßt  von der Familie den Kutscher bezahlen und fragt dann Eszter gleich, ob das Haus schuldenfrei ist, dann kommt Eva und erzählt etwas von drei Briefen die Lajos vor zwanzig Jahren Eszter kurz vor seiner Hochzeit geschrieben hat, in dem er ihr ihre Liebe erklärte und sie anflehte mit ihm durchzugehen. Leider hat Eszter diese Briefe nie bekommen. Jetzt will Eva Geld von Eszter und Lajos hat schon einen vorbereiteten Vertrag in der Tasche in dem Eszter ihm, der schon wieder Schulden hat, das Haus überschreibt.

Der Notar, ein Freund der Familie, warnt, Eszter hat aber schon unterschrieben, am Nachmittag reisen die Gäste ab, nehmen die Marmelade und die Blumen mit und der letzte Satz des Romans, der wahrscheinlich eher eine Erzählung ist, laute, „Dann bin ich eingeschlafen“

Eine wahrhaft seltsame und für heutige Begriffe unverständliche Geschichte, man möchte sie rütteln diese somnabulen Frauen, die alles wissen und trotzdem sehenden Blick in ihr Unglück laufen. Interessant, daß sie von einem Mann geschrieben wurde und  auch die Jahreszahl, wo in Europa alles wackelte, kein Stein auf dem anderen blieb. nachher kam der Kommunsimus und die Frauen wurden wahrscheinlich ein wenig aufgeklärter.

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