Literaturgefluester

2014-11-22

Mayröcker-Symposium

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:40

Am zwanzigsten Dezember wird die „Fritzi“ neunzig Jahre alt. Zu diesem Anlaß gibt es derzeit eine Menge Veranstaltungen und Symposium, die die alte Dame, die, wie ich glaube, den Tod fürchtet, sehr genießt, bei einem war ich schon im Literaturhaus und jetzt gibt es dort noch auf Anregung ihrer „Vertrauten“ Christel Fallenstein ein Übersetzersymposium mit Fried- Lecture, denn am Sonntag wird ja der Erich Fried Preis an Judith Hermann vergeben.

Ich habe mir also den Freitag und Samstagnachmittag freigehalten, bis ich darauf gekommen bin, daß die Workshops offenbar interne Veranstaltungen sind und ich bin keine Übersetzerin, die Mayröcker-Texte ins Chinesisce, Japanische oder Ungarische  übersetzt, also hatte ich den Freitag Nachmittag frei, eine zwei Uhr Stunde zu machen, einen Befund zu schreiben und dann noch eine CD von Daniel Glattauers „Geschenkt“ zu hören und das Hörbuch vorauszubloggen.

Um sieben ist es dann mit der Fried Lecture, ein Vortrag eines Fried-Preisträgers oder sonstigen Prominenten am Vorabend des Preises, losgegangen, die diesmal von Peter Waterhouse, einem früheren Preisträger, gehalten wurde und der zerlegte sehr genau und langatmig und wahrscheinlich auch sehr genüßlich ein von Friedericke Mayröcker in den Sechzigerjahren geschriebenes Gedicht, dann kam er zu Erich Fried und dazwischen landete er noch auf dem Morzin Platz in dem berühmten Hotel Metropol, wo glaube ich, ja der Fried-Vater, verhaftet und gefoltert wurde.

Dann kam er zu einem Fried-Gedichtband über Vietnam und danach kam die Geehrte selber mit einer  Lyrik-Session. Ich finde ja die Mayröcker Texte sind keine Gedichte sondern verdichtete Tagebucheintragungen und Lebenssplitter, der Applaus war trotzdem sehr lang und eine ihr gewidmete „flugschrift-Ausgabe“ und einen „Feribord-Leporello“ gab es ihr zu Ehren auch und dann das Getränkebuffet, von dem ich nur rasch ein Achterl getrunken und mich ein bißen mit einer der Stammbesucherinnen unterhalten habe, denn nachher gings zu Patrick üblichen Herbstfest in die „K u. K-Holzwerkstatt“ und am Samstag gings mit einem Workshop und dann mit dem Roundtable-Gespräch „Mayröcker übersetzen“ weiter, wo unter der Leitung von Walter Hinderer vier „Scardanelli-Übersetzer“ über ihre Arbeit und die Probleme dabei diskutierten.

Juliana Kaminskaja aus St. Petersburg hat es ins Russisch übertragen, Jose Luis Reiner Palazon aus Sevilla ins Spanische, Liselotte Pope-Hoffmann ins Englische und die Rumänin Julia Schiff, mit der ich schon am Freitag ins Gespräch gekommen bin, ins Ungarische. Die vier hatten zuerst ein Statment vorbereitet, wo es bei dem Spanier und der Englsich Übersetzung um die Fragen ging, wie werktreu oder kreativ das Übersetzen sein muß?

Julia Schiff erzählte von ihrer Begegnung mit Friederike Mayröcker und wie sie von Hölderin zu ihr gekommen ist. Ihre Übersetzung ist auch noch nicht ganz fertig und das Buch auch noch nicht erschienen und die Russische Übersetzerin erzählte auch sehr impulsiv von ihren Problemen.

Im Ungarischen gibt es eine Zeitform nicht, so mußte alles im Präsens übersetzt werden und auch bestimmte Worte fehlen und um den Mayröcker Duktus und Sound ging es auch.

Walter Hinderer zitierte Goethe und Walter Benjamin und aus dem Publikum kamen Fragen, ob man jetzt übersetzen oder übertragen soll, womit de rSpanier Probleme hatte und den Unterschied nicht verstand, spannend auch die Unterscheidung zwischen „setzen“ und „tragen“, wenn man es wörtlich nimmt.

Gemeint ist damit, glaube ich, aber, daß, das „übertragen“ im Sinne einer Nachdichtung zu verstehen ist und über das Wort zu Wort Übersetzen hinausgeht.

Am Schluß trat dann die Frau Mayröcker auf, las eines ihrer Gedichte vor und die Übersetzer folgten.

Spannend war da vor allem die englische mit der deutschen Vision zu vergleichen, weil man das ja einigermaßen verstehen kann und ich habe mit dem Übersetzen, seit ich mich mit Übersetzerworkshops und Symposien beschäftige, ja überhaupt meine Probleme, weil mir erst dadurch klargeworden ist, wie viel man da auch falsch machen, beziehungsweise, wenn man der Sprache nicht mächtig ist, nicht korrigeren kann.

Die Frau Mayröcker schien aber damit zufrieden und die sehr lebhafte Russin erklärte noch, daß man nicht nur in Sprachen übersetzen, sondern auch in Formen und Zeichen kann und präsentierte einen Band aus der Edition Splitter, wo es um eine handgeschriebene Übersetzung von Angelika Kaufmann geht.

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