Literaturgefluester

2014-11-23

Erich Fried Preis an Judith Hermann

Filed under: Uncategorized — jancak @ 16:26

Den „Erich Fried-Preis“  gibt es, seit 1990, er wird  von der internationalen „Erich Fried-Gesellschaft vergeben und vom Bundeskanzleramt der Republik Österreich finanziert.

Ein einziger Juror oder Jurorin ist für die Auswahl des Preisträgers verantwortlich, die Preisverleihung findet immer im November um Frieds Todestag, 22. November 1988 im Litereraturhaus statt und ich gehe meistens hin.

Das heißt früher einmal, als beispielsweise Elfriede Gerstl die Preisträgerin war, war die Verleihung, glaube ich, im Akademietheater und man mußte sich dafür Karten besorgen, da war ich nicht. Ich glaube, aber schon 2005, als Yaak Karsunke der Preisträger war und seit 2008 habe ich darüber gebloggt.

2007 war  Peter Waterhouse, der diesmal die Lecture gehalten hat, 2008 Alois Hotschnig, 2009 Esther Dischereit, 2010 Terezia Mora, 2011 Thomas Stangl, 2012 Nico Bleutge, 2013 Rainer Merkl und jetzt hat die Jurorin Monika Maron, den Preis an die 1970 in Berlin geborene Judith Hermann verliehen.

Man sieht, die Deutschen wechseln sich mit den Österreichern ab und es ist ein Preis, den ich auch sehr gern bekommen würde, halte ich mich ja für eine politische Autorin, aber die Juroren kannen wahrscheinlich weder meinen Blog noch meine Bücher und so verfolge ich das Preisgeschehen von der Zuschauerseite mit den nicht reservierten Plätzen.

Eine Besonderheit der „Fried Gesellschaft“ ist auch, daß man sich um die Mitgliedschaft nicht bewerben kann, sondern dafür ausgewählt werden muß,  Heinz Lunzer, der ehemalige Literaturhausleiter ist,  glaube ich, derzeit der Präsident, Rolf Schwendter war das auch schon, Karin Invanscisc, Gustav Ernst, Robert Schindel, Elfriede Jelinek, die ganze heimische Autorenprominenz und auch ein paar deutsche, sind glaube ich Mitglieder und die Preisverleihungen in der Bibliothek des Literaturhauses am Sonntag, um elf sind immer sehr feierlich mit ebenfalls viel Prominenz und reservierten Plätzen.

Es gibt jedes zweite Jahr ein Symposium, da war ich auch schon bei einigen, sonst nur die Preisverleihungen, das soll aber, wenn das Geld kommt, anders werden, erklärte Anne Zauner, die Kuratorin in ihrer Rede und diesmal gab es auch schon zusätzlich das „Friederike Mayröcker Übersetzer-Symposium“.

Die Frau Mayröcker ist auch meistens  im Publikum und wahrscheinlich auch Mitglied, diesmal hat sie sich entschuldigt, vielleicht waren die Lesungen am Freitag und Samstag und die Teilnahme an den Workshops sehr anstrengend. Christel Fallenstein war aber da  und auch Politiker, so beispielsweise der deutsche Botschafter, der eine Rede hielt.

Robert Huez eröffnete, Anne Zauner erzählte was zu der Geschichte der Preisverleihungen, dann kam der, in Princeton lebende Walter Hinderer und hielt eine Laudatio auf Monika Maron, von der ich schon einige Bücher gelesen habe.

Der Minister Ostermayer kam auch, zeigte seine lange Rede, die bis hin zu den Urhebergesetzen reichen würde, hielt sie aber nicht, sondern begnügte sich mit dem Gratulieren und die Preisträgerin, die als begnadete Erzählerin gilt und mit ihrem ersten Erzählband „Sommerhaus, später“  gleich in den Literaturhimmel aufgestiegen ist.

Beim „Short Story Symposium“ vor drei Jahren war sie in Wien und hat sie vorgelesen.

Den zweiten Band „Nichts als Gespenster“ habe ich mir eingetauscht, als ich einen der „Luitpold Stern Preise“ mit Buchgutschein gewonnen habe. 2000 war es, wenn ich mich nicht irre, den muß ich, genau, wie „Alice“, den dritten Band, den ich im Winter im Schrank gefunden habe, noch lesen.

Jetzt ist ein Roman erschienen „Aller Liebe Anfang“, der auch auf der „Buch-Wien“ und im Literaturhaus vorgestellt wurde, den ich erst bekommen muß.

Aber „Sommerhaus später“ hat mich sehr beeindruckt und mich vielleicht auch ein bißchen von meiner „Short Story-Phobie“ geheilt und die Preisrede war auch sehr interessant.

Denn es stellt sich warhscheinlich immer die Frage, wie man sie mit Erich Fried und seinen Werken verbinden soll und jetzt bekommen ja bald Leute Preise, die in KG oder Schule gingen, als Erich Fried gestorben ist.

Judith Hermann war achtzehn und begann mit einem Gedicht, das in einer Collage in ihrem Zimmer in ihrem Elternhaus gehangen ist. Fünfundzwanzig Jahre später war sie zwei Wochen in ihrem Haus in der Uckermark, die jetzt  durch Sasa Stanisic berühmt geworden ist und macht sich Gedanken über die Bürde, die es bedeutet, diesen Preis zu bekommen.

Man sollte ja meinen, die Annahme von 15.000 Euro sollte nicht so schwer sein und die meisten Schriftsteller werden sich auch freuen, davon ein Jahr zu leben, bis vielleicht der nächste Preis oder Stipendium kommt und ich glaube auch nicht wirklich, daß man verpflichtet ist, sich in Erich Fried einzulesen.

Notfalls könnte man  auch um halb elf oder auf der Zugfahrt ins Wikipedia gehen.

Aber Judith Hermann nahm es genau und Frieds Werke in die Uckermark, das jetzt ein kleines verlassenes Dörfchen mit ein paar Einwohnern, einer alten Frau und zwei Kindern ist und las über das Sterben von Erich Frieds Vater nach. Der wurde ja 1938 von der Gestapo so gefoltert, daß er in der Nacht darauf starb. Fried ist daraufhin nach England gegangen und als die vierzehn Tage in der Uckermark vorbei waren, wurde in das Haus eingebrochen und jemand hat ein Hakenkreuz an die Wand gemalt.

Judith Hermann ist eben eine Meisterin des Erzählens und es war, glaube ich, auch eine der beeindruckensten Reden, die ich in den letzten Jahren hörte.

Dann gabs das Fotoshooting, Sekt und Gespräche und im nächsten Jahr wieder ein Symposium, von dem Anne Zauner schon den Namen sagte, über „Facts und Fiction“ soll es, glaube ich, gehen und  das berühmte Gedicht „Es ist was es ist“ wurde von Judith Hermann auch zitiert.

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