Wieder Literaturhaus und diesmal ein sehr volles Haus, als ich zehn vor sieben vom Bücherschrank in der Zieglergasse kam, den besuche ich immer bevor ich ins Literaturhaus gehe und diesmal habe ich außer zwei Mozart-CDs auch ein Buch gefunden, daß ich trotz meiner wahnsinnslangen Bücherliste, die den Alfred und die Presse Frau vom „Deuticke Verlag“, den Kopf schütteln läßt, ein Buch gefunden, das ich noch in diesem Jahr lesen will, wenn ich die noch wartenden Rezensionsexemplare, sowie die Margarita Kinstner und die Marjana Gaponeko hinter mir habe, nämlich Ruth Picardies „Es wird mir fehlen das Leben“, weil es zu meinem „Work in progress“ passt, aber es geht hier um einen Writer in Residence, der Mittwochabend in Verbindung mit „Austria Kulturkontakt“ und dem ponischen Kulturinstitut, im Literaturhaus gelesen hat.
Nämlich um Jacek Dehnel, dem Star der jungen polnischen Literatur, 1980 in Danzig geboren, in Warschau lebend, der jetzt zwei Monate lang in Wien „Writer in Residence“ ist und seinen im Vorjahr bei „Hanser“ erschienenen Roman „Saturn. schwarze Bilder der Familie Goja“ vorstellte.
Zugegeben, ich habe von Roman und Autor, bevor ich ins Literaturhausprogramm blickte, noch nichts gehört und bin zur Lesung hingegangen, weil es keine entsprechende Parallelveranstaltung gab, in der Hauptbücherei haben glaube ich, irgendwelche Finnen gelesen, aber da ich die „Hanser-Facebook-Seite“ seit cirka einem Jahr regelmäßig verfolge, war meine Entscheidung bald getroffen und ich dachte noch, daß ich da wahrscheinlich die polnische Gemeinde treffe und so war es auch, eine lange Schlange vor dem Damenklo und einen zweisprachigen Büchertisch von der polnischen Buchhandlung ausgerichtet.
Barbara Zwiefelhofer begrüßte, Anne Zauner war ebenfalls da, und stellte Martin Pollak vor, der nach der Lesung ein Gespräch mit dem Autor, einem jungen Mann mit kurzen Haaren, schwarzen Anzug, Krawatte und ich glaube auch einer Uhrkette, der sehr kommunikativ und freundlich war und zu seinen Antworten oft lachte, führte.
Dann kamen die Honoratoren, nämlich der Herr, der offenbar jetzt statt Annemarie Türk für „Kulturkontakt Austria“ zuständig ist.
Barbara Zwiefelhofer erklärte noch, es hätte schon im Juni oder Juli einen Abend gegeben, wo zwei Übersetzerinnen präsentiert worden war, dann kam ein kurzen Stück auf Polnisch aus dem Buch, wo es, der Autor ist auch Maler, um die Familie Goja, den Vater Francisco, der, wie Martin Pollak erklärte, in dem Buch durchaus unsympathisch, nämlich triebhaft und verfressen, dargestellt wird und, um Javier, der einzige von seinen zwanzig Kindern, der überlebte und um vierzehn Fresken, die in dem Haus in der Unglücksstraße in Madrid gemalt wurden und wo nicht so ganz klar ist, ob die jetzt vom Vater oder vom Sohn stammen, geht.
Der Vater ist mit seinem Sohn jedenfalls sehr unzufrieden, findet ihn verweichlicht, weil er sich weigert mit ihm in ein Bordell zu gehen, die Mutter liegt dauern im Bett, um sich von ihren Schwangerschaften zu erholen, der Vater verliert später auch sein Gehör.
Es geht auch um die vierzehn Bilder, die in dem Buch, das auf Deutsch viel dicker, als in der polnischen Originalausgabe ist und der Schauspieler Helmut Bohatsch, las einige Stellen: Fransico, Javier erzählt und dann noch zwei Bildbeschreibungen.
Auf der polnischen Ausgabe ist das Bild „Saturn frißt seine Kinder“ abgebildet, da hat der Autor darauf bestanden, auf der deutschen ein viel harmoserres, das glaube, ich die “ Entführung“ heißt. Martin Pollak fragte nach warum? Marketingstrategie vielleicht, weil die Leute dann das Buch nicht kaufen würden? Es gibt eine italienische, holländische, französische Übersetzung, aber keine spanische, weil sich die Spanier von keinen Polen Goja erklären lassen wollen?, wie Martin Pollak vermutete.
Ein Spanier im Publikum widersprach und der Autor erklärte , daß ihm die Familiengeschichte interessiert hätte, er ist der Sohn einer Malerin, hat das Buch seiner Mutter gewidmet, war aber nicht im Prado zur Recherche und spricht auch nicht Spanisch, was im Publikum kritisiert wurde.
Eine Frau, die sich später sehr viele Bücher signieren ließ und sich als Dehnel Fan bezeichnete, fragte auf Polnsich, was er von Schreibwerkstädten hält? Da antwortete er zuerst das übliche, daß man schreiben nicht lernen könne, später, daß er solche Workshops schon gehalten hätte, daß man aber lesen lesen lesen solle, um das Schreiben zu erlenen, leider seien die Leute viel zu faul dafür.
Das trifft immer einen wunden Punkt bei mir, obwohl ich bei den Lesern sicherlich ganz oben stehe, aber ich habe auch ein Trauma, als einmal im „Ex Libris“ vor vielen vielen Jahren Andre Heller einem Moderator antwortete, daß die Diletanten nicht schreiben sollen, weil sie den großen Goethe damit beleidigen würde.
Aber Andre Heller tut das ja auch, nur ich habe offenbar immer das Gefühl, daß ich mein Schreiben mit Zähnen und Klauen verteidgen mǘße, wird es ja nicht anerkannt und der Autor zitierte auch eine Frau aus eine seiner Schreibwerkstätten, die meinte, keine Zeit zum Lesen zu haben, weil sie zwei Kinder hätte und schreiben wolle.
Ist sie Homer?, hat, glaube ich der Autor gefragt und ich habe den Kopf geschüttelt, dann mein Glas Wein getrunken, ein paar Käsestangen dazu gegessen und Martin Pollak gefragt, was ich seit dem Geburtstagsgeschenk der Iris wissen wollte, warum er zu dem Arcimboldo-Bild, den Text über die Nazi-Vergangenheit seines Großvaters geschrieben hat?
Das heißt, ich glaubte es ohnehin ein bißchen schon zu wissen, habe ich ja den „Toten im Bunker“ gelesen, die Frage passte aber gut zum Thema, dann wartete ich die Autogrammschlange ab und fragte Jacek Dehnel auf Englisch welche Bücher er lesen würde?
Er zeigte mir gleich ein sehr dickes, mein dickes über Sadomaso-Sex, das ich gerade lese, liegt im Badezimmer und antwortete mir, auf meime Frage, welche Österreicher er lesen würde, Thomas Bernhard, Hut ab. Ich würde mir ja auch wünschen, da die Leute mehr lesen, kann das Argument, daß sie das vielleicht deshalb nicht tun, weil sie Angst hätten, den Stil des Autors anzunehmen, aber auch verstehen.
Jacek Dehnel sagte mir, was stimmt, bei Thomas Bernhard könne das leicht geschehen, aber, wenn man viele Autoren liest, bekommt man einen eigenen Stil. Das stimmt auch und ich bin eine Vielleserin, aber für mich ist, wie wahrscheinlich auch für Jacek Dehnel würde ich mal vermuten, das Schreiben, das Wichtigste. Er ist wahrscheinlich mehr anerkannt, als ich, muß sein Schreiben nicht so verteidigen und eine Wtierin in Residence wird höchstwahrscheinlich so bald nicht aus mir, habe ich eute ein sehr liebes Mail von der Frau Bogensberger, der Literar Mechana bekommen, die mein Ansuchen wegen der Autoren Wohnung in Venedig gestern noch einmal behandelt haben.
Aber leider leider, eh schon wissen, ich habe mir nichts anderes erwartet, aber schade ist es doch!
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