Literaturgefluester

2014-11-20

Dreißig Jahre Picus-Verlag

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:46
Publikum

Publikum

Die Gewürztraminer

Die Gewürztraminer

Aus Ungarn zurückgekommen, lockten wieder die Veranstaltungen, denn im Literaturhaus wurden die Preisträgerinnen des Open Mike, dieser in Berlin stattfindenen Veranstaltung, wo die jungen Talente, die später große Karrieren machen, herausgefiltert werden, vorgestellt.

Ich habe meine eigene Open Mike Geschichte, gab es ja soetwas vor cirka fünfzehn Jahren auch in Wien, von einer Bezirksrätin veranstaltet, wo sich einmal soviele Leute meldeten, daß ausgeknobelt wurde, wer lesen durfte.

Ich natürlich nicht und als ich dann las, habe ich nichts gewonnen und der gelangweilte Beirksrat sagte „Es gibt jeder sein Bestes, ich weiß!“ und gähnte wahrscheinlich dabei vor sich hin

Aber darum geht es bei dieser Berliner Veranstaltung nicht, wo im Vorjahr Sandra Gugic gewonnen hat, Kathrin Röggla, Terezia Mora, Tillmann Rammstedt etc entdeckt wurden und Andreas Maier sowie Marion Poschmann in der Jury waren.

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Alexander Potyka

Alexander Potyka

Ich dachte zuerst, daß ich dorthin nicht gehen könne, weil wir noch in Ungarn sind, als ich aber darauf kam, daß wir von dort schon  am frühen Nachmittag zurückkommen, hatte ich schon die Einladung zu dem Verlagsfest „Dreißig Jahre Picus Verlag“ in der Tasche und Verlagsfest interessieren mich nun mal, so daß ich die Open Mike Veranstaltung im nächsten Jahr einplanen werde, falls es die noch gibt, die Schweizer Buchpreisträger wurden heuer auch nicht mehr im Literaturhaus vorgestellt, aber Buzzaldrin war in Berlin hat von dort gebloggt und das Picus Verlagsfest war sehr interessant und sehr exclusiv.

Im Theater am Petersplatz hat es stattgefunden, dort wo einmal, lang lang ists her Arthur West einenen seiner Gedichtbände präsentierte und der Sonderzahl-Verlag einmal seine Einakter präsentierte gemeinsam mit der „Alten Schmiede“ präsentierte.

Das Theater wurde inzwischen wie Alexander Potyka in seiner Einleitungsrede erwähnte, inzwischen mehrmals umgebaut, es heißt inzwischen auch sicher anders und Alexander Potyka hat dort einmal eines seiner Kinderbücher präsentiert und jetzt eben das Verlagsfest, um das dreißig Jahre Bücher machen zu feiern, daß wie der Verleger sagte, trotz aller Schwierigkeiten und Hürden immer noch Spaß machen kann.

Es gibt ja eine Reiselesereihe, die von mehr oder weniger bekannten Autoren, durch die gesamte Welt führt. Martin Ammanshauser schreibt darin und hat am Samstag sein letztes Buch bei der Buch-Wien vorgestellt und die von Cornelius Hell über Ungarn hätte ich mir vorher bei „Freytag und Berndt“ fast eingetauscht. Es gibt Kinderbücher und auch eine Reihe von Autoren, die dort verlegen. Alexander Potyka erwähnte Ivan Invanje den Milo Dor zum Verlag brachte. Bei den jüngeren Frauen sind Theodora Bauer, Andrea Kern, etc zu erwähnen.

Zdenka Becker, die eines ihrer Bücher, dort verlegte, habe ich gesehen, Daniela Striegl, Egyd Gstättner, Martin Ammanshauser und viele mehr, aber davon später, denn die Verlagsautoren spielten in dem Festprogramm noch eine große Rolle, haben sich Alexander Potyka und Dorothea Löcker zu ihrem Fest doch etwas Besonderes ausgedacht.

Dorothea Löcker

Dorothea Löcker

Stefan Slupetzky

Stefan Slupetzky

Zuerst die Festrede mit der Verlagsgeschichte, die sie im Duett hielten, interessant für mich, daß Dorothea Lücker, die Tochter von Reinhard Federmann ist, von dem ich auch schon einiges gelesen haben. Es gibt inzwischen eintausendzweihundert Bücher (neunhundert steht in Wikipedia) von Autoren wie Judith J. Taschler, die inzwischen von sich reden macht, Egyd Gstättner, der Vielschreiber aus Kärtnen und und und….

Der größte Verlagserfolg wurde das wurde das Buch von Ceija Stojka, die damit berühmt wurde und auf die Geschichte der Roma und Sinti aufmerksam machte und zum Verlagsfest  einen Auftragskrimi mit dem bezeichnenten Namen „Mordserfolg“, eine Anthologie, zu der sie sechzehn Autoren einluden, einen Text  zu schreiben, in dem die Zahl dreißig vorkommen sollte, Stefan Slupetzky, Cordula Simon und Rene Freund haben ihre Texte daraus gelesen, zuerst haben aber die „Gewürztraminer“ aufgespielt und dazwischen immer auch.

Stefan Slupetzkys Krimi „Specht Nummer dreißig“ bezog sich gleich auf das festliche Ereignis, denn der Specht ist ja das Markenzeichen des Verlags und es beginnt mit dem Satz, daß der Erzähler seinen Schulfreund ermordet hätte, denn die beiden waren sich spinnefeind, beziehungsweise Rivalen, als sie vor dreißig Jahren zusammen zur Schule gingen. Da sollte man für den Naturkundeunterricht etwas in Sachen Specht sammeln und der eine übertrumpfte den anderen und so ging es weiter mit den Spechtblicken, sie spannten einander das schöne Mädchen aus, dann studierte der eine Germanistik, der andere Philosophie, fuhren später Taxi, um schließlich Schriftsteller zu werden und der dreißigste Specht ist dann der Mord, bez. der Anfang der Geschichte.

Cordula Simons Geschichte, die ja inzwischen beim Bachmannpreis  gelesen hat, vom Literaturhaus präsentiert wurde und im vorigen Jahr beim „Alpha“ zu den Finalisten kam, hatte  auch das Wort dreißig, aber nichts von Autoren und nichts vom Picus-Verlag, das blieb erst wieder Rene Freund vorbehalten, sie beschrieb eine Wahnvorstellung, da bildet sich einer ein einen Roboter zur Frau zur haben und am Schluß fließt Blut und bei Rene Freund verschwinden plötzlich die Autoren zuerst Franzobel, mit dem fängt es an, dann Theodora Bauer, Zdenka Becker,  Rudi Habringer, etc bis es neunundzwanzig sind, der letzte ist er dann selber und Dan Brown hat die dreißig eingefangen, damit sie ihren „Picus-Code“ schreiben, als die Lesung soweit war, war die Hälfte des Publikums schon beim Buffet, die anderen kamen nach, es gab Gulasch und was mit Gemüse, aber zum Gulasch bin ich in Ungarn wegen der vielen Gänseleber ohnehin nicht gekommen und nachher gabs ein paar Insidergespräche hzu hören, wie es ist, wenn sich die Autoren mit der Jurorin über den Bachmannpreis unterhalten.

Cordula Simon

Cordula Simon

Renee Freund

Renee Freund

Barbara Neuwirth war auch da und Susanne Scholl und Tanzmusik gab es nachher auch und die Anthologie als Geschenk des Verlages zum Mitnehmen.

Also auf weitere dreißig schöne Jahre, ein paar Fotos dazu gibt es auch und Andrea Kerns Buch, wahrscheinlich eine der jüngsten Picus-Autorinnen habe ich vor kurzem gelesen, das der Theodora Bauer wird vielleicht noch kommen.

Ungarischer Literaturstreifzug

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:23

In Ungarn ein literarischer Literaturstreifzug, das bietet sich vielleicht an, habe ich doch, als wir im vorigen November mit dem Familienbadeurlaub begonnen haben, meine Bücherbestände durchforscht und einiges gefunden, denn Ungarn war ja, glaube ich 2000, Gastland bei der Frankfurter Buchmesse, da war ich dort und habe einiges mitgebracht und Walter Famler hat in seiner „Wespennest-Reihe“ einige Ungarn Bücher herausgebracht, die er nachher bei der Literatur im März in den Bücherturm stellte. Davon ist einiges bei mir geladet und habe es im Vorjahr nach Bük mitgenommen, aber nicht gelesen und in der vorigen oder vorvorigen Woche hat offenbar ein Ungar seine Buchbestände in den offenen Bücherschrank geräumt, leider waren sie auf Ungarisch, daher für mich nicht so interessant. Es gibt aber die literarischen Übersetzer und da war ich schon bei einigen Veranstaltungen und habe mich einmal auch mit György Buda unterhalten und ihn, glaube ich, auch gefragt, was ich nach Ungarn als Lesestoff mitnehmen soll? Cornelius Hell, den ich das einmal, bezüglich Litauen fragte, hat auch ein paar Ungarn-Reiseführer herausgegeben, die war ich am Samstag fast dabei einzutauschen, als ich das Margareten-Buch, das mir die Ingrid zum Geburtstag schenkte, umtauschen wollte. Den Szilard Borbely, der eigentlich gepasst hätte, gab es dort nicht, also bin ich mit einem tollen Buch von Imre Kertesz, mit drei tollen Geschichten, das mir fast in meinen Bücherbergern verlorengegangen wäre, eines von Sandor Marai, von dem ich schon im Frühjahr ein anderes mit hatte, nach Bük gefahren und auf der Buch-Wien bzw. bei der Donau Lounge oder beim Stand des Balassi Instituts gab es einige Broschüren, die ich mir ebenfalls mitgenommen habe. „Publishing Hungary“,“New Windows on hungarian literature“, heißen die zum Beispiel und sind, wie man sich schon denken kann auf Englisch, also auch die Leseproben der Autoren, von denen mir die meisten unbekannt waren. Aber was habe ich von der ungarischen Gegenwartsliteratur schon alles gelesen? Einiges schon, Von Geörgy Dalos, der seit einiger Zeit in  Berlin lebt und den ich gelegentlich in Wien treffe „Der Fall des Ökonomen“, zum Beispiel, ein paar andere Bücher von ihm, beispielsweise auch die aus der „Edition Wespennest“, stehen noch auf meiner Liste. Bei einer Peter Esterhazy-Veranstaltung war ich einmal in der Hauptbücherei und im vorigen Jahr habe ich in Bük die „Pendragon-Legende“ gelesen, das Buch von Ernö Szep, das ich lustigerweise in der „Englischen Flagge“ von Imre Kertesz wiedergetroffen habe, die „Jungen von der Paulstraße“, von Franz Molnar, die mich einmal im Fernsehen fast zum Weinen brachte und Magda Szabo habe ich im Frühjahr gelesen. Alles quer durch den Krautgarten, wie das bei mir üblich ist und einen ungarischen Lyriker habe ich auch einmal in der „Alten Schmiede“ getroffen. Vieles noch auf meiner Leseliste, wie beispielsweise eine Anthologieen-Band, den ich im Winter gefunden habe und ursprünglich minehemne wollte, bis ich den Marai und die Szabo bekommen habe, was für einige zukünftige Ungarn-Aufenthalte reichen wird und „Gespräche über Ungarn“ gab es im Frühjahr auch, aber da war eher die politische Situation gemeint und wenn man sich ein bißchen über das zeitgenössische Literaturgeschehen einlesen will, ist die „Donau Lounge“ der „Buch Wien“, die es hoffentlich auch im nächsten Jahr wieder geben wird, sehr zu empfehlen. Also spannend, was ich noch alles finden und lesen werde und ich bin jetzt, was die ungarische Literatur betrifft,  ein bißchen sensibilisiert.

2014-11-19

Die englische Flagge

Filed under: Uncategorized — jancak @ 14:34

Eigentlich habe ich ja ein Jungendbuch von Magda Szabo nach Bük mitnehmen wollen, dann habe ich das in der Schnelligkeit in meinen Bücherstößen, die im Schlafzimmer an der Wand aufgereiht sind, nicht gefunden und bin stattdessen auf die „Englische Flagge“, Erzählungen des Nobelpreisträgers von 2002, Imre Kertesz gestoßen und damit einen guten Griff getan, denn die drei Geschichten sind sehr politisch und dadurch für mich äußerst interessant. Bei der „Eine Stadt- ein Buch Aktion“ hat es einmal eine Drehbuchfassung des „Roman eines Schicksallosen“ gegeben, die mich nicht so begeistern konnte.

Jetzt bin ich sehr interessiert in der Badewanne gelegen und habe erfahren, wie ein wahrscheinlich Traumatisierter, aus Auschwitz zurückgekommener junger Mann, das Nachkriegs-Budapest erlebt. Der Ich-Erzähler, nun ein älterer Mann, wird von seinen Schülern gedrängt, doch von  der „Englischen Flagge“ zu erzählen und tut das auch mit vielen Drehungen und Wendungen. Weiß er doch nicht, wo er damit anfangen soll? Bei Richard Wagner oder seinem eigenen Leben, aber ein ganzes Leben nachzuerzählen ist  unmöglich. Nicht nur aus Platzgründen, sondern, weil man es selber wahrscheinlich nicht so gut kennt. So beginnt er, als er zwanzig war. Ein Jungjournalist und sich das Budapest, das er aus seinen Kindertagen kannte, sehr verändert hat. Die Redaktion in der er arbeitet, hat das auch, es gibt Fleischmarken in der Stadt, kein Fleisch dazu. Aber ein Hotel, das den Besatzern gehörte, da gibt es Fleisch zum doppelten Preis. So ißt der Jungjournalist, der schon nicht mehr viel von den Menschen und vom Leben hält, manchmal dort ein Schnitzel auf Vorschuß, bevor er in seine Redaktion geht. Die Jungjournalisten müßen dort zur politischen Schulung. Die wird von einem wichtigen Redakteur gehalten und es ist wahrhaft brillant, wie der Nobelpreisträger das „Show not tell!“, versteht, so als hätte er diese amerikanischen Writingseminare besucht.

Hat er wahrscheinlich nicht, aber der Redakteur schwitzt bei seinem Vortrag, hat einen roten Kopf und tritt immer wieder auf den Balkon hinaus, um auf die Straße hinauszusehen. Nachher läßt er sich viel Zeit mit der Verabschiedung, hört gar nicht zu reden auf und als der Jungjournalist schließlich auch auf den Balkon hinausgeht, sieht er den Wichtigen gerade auf die Straße hinauskommen. Dort steht ein schwarzes Auto und zwei schwarzgekleidete Herren geleiten ihn höflich hinein. Das ist der Anfang vom Schrecken, vielleicht schon das Ende oder sind wir mittendrin? Der Jungjournalist hat wahrscheinlich schon viel erlebt und beschreibt die Typen in seiner Redaktion auch großartig. Da gibt es ein siebzigjähriges Männchen, einen Stenographen, der versucht seine Schwerhörigkeit zu verbergen, damit er nicht in Pension geschickt wird, als ob es nicht andere Probleme geben würde, der fragt den Jungredakteur für welches Theater er Freikarten haben will?  Der entscheidet sich für die „Walküre“, obwohl  Wagner gerade in Ungnade gefallen war und die Panzer rücken in Budapest auch gerade an.

Vorher fährt aber ein Auto mit der englischen Flagge vorbei und so ist diese Geschichte, zur Mahnung für die Jüngeren, die Nachwelt, am Geburtstag des Älteren, endlich erzählt.

Vorher gibt es aber noch eine Stelle wo dem Jungjournalisten ein Buch von einem Schriftsteller bzw. Journalisten in die Hände kommt, der einen Roman geschrieben hat, wo der Protagonist sowohl eine Beziehung zu einer feinen reichen Dame als auch zu einer armen Parfumverkäuferin hat und ich dachte, das kenne ich, das habe ich schon bei meinem vorvorigen Ungarnaufenthalt gelesen. Dann fällt ein paar Seiten weiter der Name Ernö Szep, der erwähnte Roman scheint zwar „Adamsapfel zu heißen, aber Szerb schreibt Kertesz, hätte sich damals immer nur mit „Ich war Ernö Szep!“, vorgestellt.

In der zweiten, dem „Spurensucher“ wird es dann kafkaesk und surreal, tritt da ja auf fast hundert Seiten, ein Abgesandter auf, der sich in eine Stadt aufmacht und dort die verschiedensten Erfahrungen und Begegnungen hat.

Auch surreal aber trotzdem realistischer ist dann die dritte, das „Protokoll“, denn da scheint imre Kertesz von sich und seinen Erfahrungen von 1991, also nach der Wende zu erzählen, wo er für ein paar Tage nach Wien fahren will, um für eine Übersetzung, bzw. ein Stipendium alles zu ordnen. Er hat einen Termin beim Ministerialrat U(ngar) im Ministerium, eine Platzkarte für den internationalen Zug und Viertausendschillig, weil er die aber nicht richtig deklariert, muß er sie abgeben, an der Grenze aussteigen und darf nur mit einer Sondergenehmigung der grauen Herrn,  den internationalen Rückzug nehmen, aufzahlen muß er dafür auch.

50.111 Wörter oder neunzehnter Nanowrimo-Tag

Filed under: Uncategorized — jancak @ 14:06

Ich bin fertig, hurrah, obwohl das in den letzten Tagen gar nicht so einfach war, aber nachdem die Buch-Wien zu Ende war und wir auf Erholungsurlaub in Ungarn, habe ich wieder geschrieben und geschrieben. Aber im Hotel Repce eigentlich kein Internet, das was es gab, sehr schlecht im Zimmer zu empfangen war, schien vom  Repce Gold, in dem wir die letzten beide Male genächtigt hatten und das genau gegenüber liegt, zu kommen und ab Dienstag Mittag war es überhaupt weg, so daß ich mich jetzt die Lobbies gesetzt habe. Aber zum Weiterschreiben brauche ichkein Internet, nur Ideen und der Anschluß an die „Vor-Buch-Wien Zeiten“ ist eigentlich ganz gut gelungen. Aufmerksame Leser werden von mir wissen, daß ich mit dem Schreiben eigentlich kein Problem habe, ich schreibe viel und schnell, eher mit den fünfzigtausend Worten, weil ich ja auch schon in den beiden letzten Jahren viel früher damit fertig war. Im Vorjahr, als ich an der Verbrüderung schrieb, fehlten mir noch fünftausend Worte, diesmal waren es glaube ich vierzehntausend und die habe ich von Sonntag bis Dienstag auch im Bad geschrieben, dann hatte ich etwa sechsundvierzigtausend und war auch noch nicht fertig, stand aber an einer Scheide, weil ich nicht recht wußte, welchen Weg ich für die letzten sechstausend wählen sollte. Die Veronika braucht und hat eigentlich keine Sterbehilfe, sie läßt sich nur einfach nicht behandeln, das war sehr bald klar und so dümpelte es die ersten vierzigtausend Worte auch sehr flott dahin. Sie lernte Hubert Fabian kennen, machte ihre Patientenverfügung, verriet der Paula doch ihre Diagnose, ließ sich von Susi Reiter Reiki behandeln, haderte ein bißchen mit dem lieben Robert, besuchte Oma Rosa, strickte Babyjäckchen, Elefanten und graue oder blaue Mäuschen, aber wie lange kann man das tun? Sie wird am Ende sterben, das war bald klar und der Moritz wird kein Down Syndrom haben, sondern ganz normal und standarmäßig auf diese Welt kommen, aber wo bleibt die Wende? Das wird ja allmählich fad und wie schildert man einen Sterbeprozeß? Hilft es den“ Lothar“  nochmal zu lesen, das waren meine Montagfragen? Den habe ich zwar mit, aber noch nicht aufgeschlagen. Es wird ein Weihnachtsfest geben, wo sich die ganze Familie beim Robert und seiner zweiten Frau trifft, so weit war ich gestern mit fehlenden sechstausend Worten und wußte es gibt noch ein Begräbnis und eine ganz normale Geburt. Aber wie komme ich dahin?. Mit einem Perspektivenwechsel? Ich könnte der Paula und auch den Robert noch eine Stimme gebe,  natürlich, aber wie fange ich das an? So weit war ich gestern Nachmittag, als das Internet zu spinnen anfing und nicht funktionierte und dann beim Abendessen wußte ich nicht weiter. Vielleicht hilft spazierengehen oder etwas anderes machen? So ein Heilbad könnte ja auch inspirieren, obwohl die vielen Dicken, die sich da am Abend mit fetten Schnitzeln vollstopfen vielleicht doch nicht ganz passend sind. Am Abend kam dann die Erleuchtung, das Weihnachtsfest hatte ich schon hinter mir, aber es gibt noch einen Silvester und da werden die Susi Reiter und der Hubert Fabian kommen und die Susi wird ein rosa Glücksschweinchen mitbringen. Dann kann die Veronika nicht mehr ihre Schiwegermutter besuchen und als die Paula  zu ihr kommt, macht ihr der Hubert Fabian auf und sagt „Gut, daß Sie kommen, Ihre Mutter hat schon auf sie gewartet!“ Next ist dann das Begräbnis, wo der Robert wieder sagt, sie hätte sich doch  behandeln lassen sollen und die ganz normale Geburt des ganz normalen Moritz vier Monate später. So weit, so what, nur leider fehlten noch ein paar hundert Worte, also gibt es noch eine Szene fünfzig, noch ein paar Wochen später, wo die stolze junge Mutter ihren Moritz in den rosa Strampelanzug hüllt und mit ihm und Hannes zum Grab marschiert, um sich dort sowohl mit Robert, als auch mit Oma Rosa zu treffen. Damit wares es 50.111, die letzten fünf allerdings noch nicht korrigiert. Also werden es wieder ein paar weniger werden und insgesamt waren es ein paar tausend mehr, weil ich alles mindestens einmal durchkorrigierte. So ganz, wie ich es wollte, ist es nicht geworden und vielleicht ist auch wieder viel Eva Jancak drinnen, muß wohl so sein, denn ich kann und will nicht aus meiner Haut heraus und jetzt korrigieren, korrigieren. Vielleicht noch ein wenig erweitern, umändern, etc, aber das funktioniert nie bei mir und muß auch nicht. Ich sitze jetzt in der Lobby vom Repce Gold, wei,l als ich nach dem Mittagessen in die Lobby des Repce kam, dort zwei Leute schon den Stecker angesteckt hatten und das Internet  nicht mehr ging. Hier geht es und ich bin mit meinem vierten Nanwrimo wieder fertig, habe diesmal, glaube ich am längsten dazu gebraucht und war doch in zwei Wochen mit Unterbrechung mit dem Rohtext fertig, hätte jetzt zwar noch zehn Tage zum Weiterschreiben, bin aber offenbar auch im Inhalt schnell und dicht, denn die Geschichte von der Krebserkrankung der Veronika Sieberer ist eigentlich fertig und ich finde sie ganz ehrlich auch sehr interessant.

2014-11-18

Das Vermächtnis der Eszter

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:46

In Ungarn kommt ein Ungarn-Buch, eines das ich vor kurzem im Schrank gefunden hatte, „Das Vermächtnis der Eszter“, des vor einigen Jahren wiederentdeckten und wiederaufgelegten,1900 in Kaschau heute Slowakei geborenen Sandor Marai, der 1948 nach Italien und in die USA emigrierte und sich, ich glaube, in San Diego 1989 das Leben nahm.

Die „Glut“ habe ich gelesen, es ist aber glaube ich, nicht sehr viel hängen geblieben. Dieser kleine Roman, es sind etwas über hundertsechzig Seiten, 1938 geschrieben, liest sich sehr leicht und er hat die Schwermütigkeit vergangener Zeiten, die heute gar nicht mehr zu verstehen sind.

Da ist Eszter, eine fünfundvierzigjährige Frau, die irgendwo am Land wahrscheinlich mit Verwandten in einem Haus in Ungarn lebt, Geld ist nicht viel da, aber das schuldenfrei Haus, wo eskeinen Stromanschluß gibt, weil das die verstorbene Mutter so wollte, nachher hat man ihn auch nicht eingeleitet. Die am Morgen in den Garten Dahlien schneiden geht  und ihre Liebes- bzw. Lebensgeschichte erzählt.

Vor zwanzig Jahren war sie in einem Mann verliebt, Lajos, ein Schwindler, ein Gauner, der den Frauen schöne Geschichten erzählt und ihnen dabei das letzte Hemd aus dem Kasten und die letzten Marmeladegläser aus der Speisekammer stiehlt. Alle wissen davon, alle sind machtlos und hingerißen von seinem Charme. Er hat aber leider ihre Schwester geheiratet, die ihm zwei Kinder geboren hat und inzwischen verstorben ist.

An dem Tag an dem Eszter im Garten Dahlien schneidet, wird Lajos nach zwanzig Jahren wieder erwartet und man erfährt bevor er kommt, einige seiner Geschichten. Da gibt es einen Ring, der Vilma, das ist die Schwester, gehörte, ein angeblich wertvoller Ring, am Tage ihres Begräbnis hat ihn Lajos mit großen Worten Eszter übergeben, die ihn für seine Tochter Eva aufbewahren soll.

Jetzt stellt sich heraus, der Ring ist nichts wert, alles wertvolle hat der Gute Lajos längst veräußert, der an diesem Nachmittag in das Landhaus kommt, mit seinen zwei Kindern, die inzwischen halbwüchsig oder fast erwachsen sind, einem jungen Mann, Evas Verlobten und einer älteren Frau, seine Mutter stellt sich später heraus, der junge Mann hat noch einen tibetanischen Hund im Arm.

Lajos läßt  von der Familie den Kutscher bezahlen und fragt dann Eszter gleich, ob das Haus schuldenfrei ist, dann kommt Eva und erzählt etwas von drei Briefen die Lajos vor zwanzig Jahren Eszter kurz vor seiner Hochzeit geschrieben hat, in dem er ihr ihre Liebe erklärte und sie anflehte mit ihm durchzugehen. Leider hat Eszter diese Briefe nie bekommen. Jetzt will Eva Geld von Eszter und Lajos hat schon einen vorbereiteten Vertrag in der Tasche in dem Eszter ihm, der schon wieder Schulden hat, das Haus überschreibt.

Der Notar, ein Freund der Familie, warnt, Eszter hat aber schon unterschrieben, am Nachmittag reisen die Gäste ab, nehmen die Marmelade und die Blumen mit und der letzte Satz des Romans, der wahrscheinlich eher eine Erzählung ist, laute, „Dann bin ich eingeschlafen“

Eine wahrhaft seltsame und für heutige Begriffe unverständliche Geschichte, man möchte sie rütteln diese somnabulen Frauen, die alles wissen und trotzdem sehenden Blick in ihr Unglück laufen. Interessant, daß sie von einem Mann geschrieben wurde und  auch die Jahreszahl, wo in Europa alles wackelte, kein Stein auf dem anderen blieb. nachher kam der Kommunsimus und die Frauen wurden wahrscheinlich ein wenig aufgeklärter.

2014-11-17

Zurück zum Nanowrimo

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:17

Nun habe ich seit Mittwoch nichts mehr bezüglich des Nanowrimo geschrieben, nachdem ich in  der ersten Woche, wie in meiner Statistik ersichtlich, sehr gut vorangekommen bin.  Da hat die Kurve stetig zugenommen, obwohl ich wirklich erst am ersten November mit dem Schreiben begonnen habe, die in der Schreibegruppe und beim „Writersstudio-Schnuppertag“ konzipierten Szenen zwar handschriftlich vor mir liegen hatte, aber nicht wirklich abgeschrieben habe und bis zum Freitag, meinem Geburtstag bin ich mit dem Plot auch zügig weitergekommen. Da hatte ich am Donnertag davor ja schon einiges konzipiert, die Personen eingeführt, ecetera und in der hektischen Nacht vom Freitag auf den Samstag ersten November hat es mit der ersten Szene, dem Zusammenbruch bei der Tagung auch nicht geklappt.

Die habe ich dann gelöscht, am Montag in der ersten Woche das Vorhandene korrigiert und dann jede Szene zweimal, bis zum Freitag, wo das Fest vorzubereiten war. Trotzdem am Freitag und am Samstag ein paar Szenen und dann am Montag, glaube ich, noch einmal.

Dann kam der Frauengesundheitstag im Rathaus, die Buch-Wien, die ich ja intensiv nutzte und jetzt sitze ich in Bük im Hotel Repce und quäle mich mit dem Internet, das eigentlich aus dem Nachbarhotel kommt und und das ist wohl das Entscheidende, der Handlungsfaden ist weg oder nur sehr vage und verschwommen vorhanden. Dafür der Gedanke „Ich kann es nicht, ich kann es nicht!“, schon wieder da, der auf der „Buch-Wien“ wo mich einige der „wichtigen“ Herren ja ziemlich ignorierten und es so viele Bücher gibt, noch verstärkt wurde.

Dazu kommt, daß ich auch ein bißchen den Faden verloren habe, beziehungsweise von dem, über das ich schreiben wollte, eigentlich ziemlich abekommen bin.

Ich wollte ja über die Sterbehilfe und wer die, bei der Veronika verübt schreiben, weil ich mich bei den Literaten immer ein bißchen geärgert habe, wenn die dann aus Hilflosigkeit ihren Frauen im Koma oder Demenz erdrosseln, ersticken, erschießen, etc und damit noch den Bachmannpreis gewinnen.

Das Buch des Ernst Lothar wollte ich umschreiben und jetzt hat die Veronika Krebs und will sich nicht behandeln lassen. Sie verlebt ihre letzten Tagen, bzw. diese nach der Diagnose, knüpft neue Freundschaften, eigentlich ein beliebtes Thema bei mir, das sich, wie ein roter Faden durch meine Bücher durchzieht.

Ihre Tochter bekommt ein Kind mit einem möglichen Down-Syndrom, sie strickt für Oma Rosa rosa Elefanten und für den kleinen Moritz solche Strampelanzüge, freundet sich mit ihrem delogierten Nachbarn an, der ihr seine Hüte schenkt, streitet sich mit ihrem Ex, der sie behandelt wissen will und stirbt vielleicht irgendwann irgendwie dahin.

Ein bißchen dünn würden meine Kritiker jetzt vielleicht sagen und Balzak, Flaubert, Thomas Bernhard und vielleicht Franz Kafka schreiben anders! Natürlich klar!

Die Idee dem Ganzen drei Erzählstimmen zu geben ist auch da und sollte vielleicht noch ausgeführt werden. Da ist aber auch das Zeitproblem, nämlich der November.  Jetzt ist bald der siebzehnte, also noch dreizehn Tage, wo ich auch Zeit zum Schreiben habe und derzeit noch an die zwölftausendfünfhundert Worte brauche.

Die habe ich gedacht, schreibe ich jetzt im Bad, im Hotel, etc so vor sich hin, achthundertneunundzwanzig wären es noch pro Tag, wenn ich bei meiner Schreibrate bliebe und  ab Dezember kann ich ergänzen, erweitern, einen Roman daraus machen, vielleicht den Habe noch einmal lesen etc.

Ich bin eigentlich nicht wirklich unzufrieden, denn daß ich die fünfzigtausend Worte zusammenbringe, weiß ich, daß das dann keinen wirklich interessiert, leider auch und meine Familie, die  noch am ehesten Verständnis dafür hat, spottt auch „Den Nanowrimo kann auch ein Affe schreiben, denn es kontrolliert ja keiner, was du da schreibst!“

Aber bei mir geht es nicht darum, daß ich fünfzigtausend Mal das Wort „Scheiße“ hochlade, sondern, daß ich mir vielleicht wirklich ein Jahr für einen Roman Zeit lasse und dann kommen die Kritiker und sagen „Schön!“ „Wunderbar!“, „Eine neue Stimme“,  laden mich zum Bachmannlesen, nach Rauris etc ein und setzen mich auf eine Buchpreisliste.

Warum ist das bei mir eine unerfüllbare Utopie und bei den anderen selbstverständlich, weiß ich nicht so wirklich, wohl aber, daß ich für den „Nanwrimo“ eigentlich schon „darüber“ bin, aber trotzdem Spaß daran haben möchte, obwohl der Monat November für mich ungünstig ist und das vermutlich auch so bleiben wird.

Ist aber auch egal, ob ich am dreißigsten die fünfzigtausend Worte habe oder nicht. Ich werde sie wahrscheinlich haben und dann in Ruhe noch einmal den Habe lesen, den Plot ausbauen oder umschreiben, ect…

Da man diesmal in der „Schreibwerkstatt“ nicht mehr so einfach die Statistik mitlesen kann und ich keine Buddies habe und auch nicht wüßte, wie ich solche bekomme, schaue ich ein bißchen bei den Schreibprozessen der Klaudia Zotzmann, die inzwischen bei „Gmeiner“ verlegt, der Louisa Rabenschwarz und der Melpomene K mit und die Schreiben auf ihren Blogs immer, wie schwierig es ist, Familie und Beruf mit dem „Nanwowrimo“ zu verbinden, halten aber mehr oder weniger tapfer durch.

Da liegt meine Problemlage ein bißchen anders und jetzt sollte ich vielleicht wieder mit dem Korrigieren und in den Handlungsfaden hineinkommen Zeit lassen und so ein Heilbad kann bezüglich Plot vielleicht auch inspirierend sein.

Am Sonntag habe ich seit fünf Tagen wieder drei Szenen geschrieben, ein bißchen ziel- und planlos, irgendwie beschäftigt mich ja jetzt die Frage, wie die Krankheit bei der Veronika verläuft?

Die hat ihre Kreislaufkrisen, geht aber zur „Buch Wien“ und vielleicht gibt es dort einen Verleger, so einen  selbstbewußten Herrn, der sie anschnauzt und von ihr verlangt, daß sie schön brav „Bitte!“, sagt, wenn sie  ein Stück vom Schinken haben will.

Das ist bezüglich Handlung vielleicht ein bißchen konstruiert, aber authentisch und auf der „Buch-Wien“ ist die Veronika schon und hat da auch ihre Kollegin Nora getroffen.

Die Paula, die zwar jetzt schon fast in Italien ist, könnte auch mit den Ärzten Schwierigkeiten haben, die von ihr verlangen, ein mögliches Downie nicht zu bekommen, weil das ja unverantwortlich wäre. Das wäre der zweite Handlungsstrang und der dritte, daß der Robert Krebs hat, er könnte sie aber auch attackieren, bedrohen, seine Mutter umbringen, etc, um schön spannend und auch ein bißchen abgehoben zu sein.

Bein Weihnachtsfest mit der Familie könnte das passieren. Eine graue Maus für den Robert und einen schönen alten Hut für Oma Rosa etc, auch noch geben.

Auf der „Buch Wien“ habe ich auf der „FM4- Bühne“ in ein Buch hineingehört, das glaube ich „Dreiundzwanzig Tage“ heißt und da war in dieser Zeit der Tod des Helden prophezeit, wenn ich es richtig verstanden habe und der lernt dann eine schönes tolles Mädchen kennen.

Also weitermachen mit dem Nanowrimo, vielleicht komme ich in die Handlung wieder hinein, wenn ich jetzt in einer  diesbezüglich stimulierenden Umgebung bin, die spöttischen Rufe, bezüglich des Affens, kann ich ja überhören und, daß ich durch das Bloggen viel weniger gehemmt und auch viel lockerer bezüglich der Stimme, die mir sagt, daß ich nicht schreiben kann, wurde, ist auch geschehen.  Das sagen mir dann zwar vielleicht meine Kritiker oder die Leute denen ich das fertige Buch  in einem Jahr oder so zeigen werde, die Nanowrimo-Mails gehen aber alle in die Richtung, „Die Welt braucht deinen Roman!“, was zwar so nicht stimmt, aber aufmuntern kann.

2014-11-16

Am Zug

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:59

Während der „Buch-Wien“ kann man Zug fahren, das heißt, sich in einen solchen setzten von sich von den Autoren der gleichnahmigen soeben bei „Residenz“ erschienenen Anthologige „Geschichten übers Bahnfahren“ vorlesen lassen.
Herr Blaha wird das vielleicht tun, wie er mir auf meinen Geburtstagsfest erzählte, ich bin in den Messenhallen verblieben, denn der Verlag hat mir das Buch freundlicherweise nach Hause geschickt, in dem sich unveröffentlichte, wie veröffentlichte Geschichten in alter und in neuer Rechtschreibung von mehr oder weniger Bekannten befinden und das Thema Zugfahren ist für mich auch ein bewegendes.
Jetzt fahre ich ja kaum mehr mit einem und kenne mich mit den Unterschieden zwischen „Westbahn“ und ÖBB“ auch nicht so aus. Gibt es das Bahnmonopol ja nicht und auch keinen Südbahnhof mehr und früher bin ich manchmal zu Weihnachten oder anderen Festtagen, meist vom Westbahnhof nach Amsterdam, Hamburg etc gefahren, einmal sogar nach Kopenhagen und kann mich noch gut an die etwas füllige Rumänin erinnern, die mir erzählte, wie schön das Leben unter Ceaucescau sei.
Das gibt es auch nicht mehr und zwischen 1992 und 1998 wahrscheinlich, bin ich von St. Pölten nach Wien gependelt und von dort wieder zurück, gearbeitet, meinen Vater betreut und dazwischen was übers Bahnfahren geschrieben.
„Ich reise jeden Tag“, das in der Zeitschrift „Morgen“ veröffentlicht wurde. In den neuen Zuggeschichten veröffentlichen andere.
Karl-Markus Gauß zum Beispiel, der ein großer Reisender ist und „Bartok-Bela-Express, Ungarn“ schon in den „Wirtshausgesprächen“ bei „Otto Müller“ veröffentlicht hat.
Da berichtet er von einem Gyula, der in Wirklichkeit anders heißt, aber sonst schwört Gauß, ist alles wahr, der einmal in der Woche von München, seiner neuen Heimat, zurück nach Budapest zu seiner inzwischen geschiedenen Frau und seinen Kinder fährt und sich schämt, wenn die deutschen Fußballfans im Speisewagen Radaux machen und alle Kellner „Imre“ nennen.
Der heurige Bachmannpreisträger Tex Rubinowitz, ist am 24. Dezember 1984 mit seiner Freundin mit der Transib gefahren. Das heißt, er hat am Westbahnhof den Zug bestiegen, wurde von einem russischen Schaffner mit Goldzähnen begrüßt. Das Ganze war spottbillig, ein dreistelliger Eurobetrag und ich kann mich erinnern, daß mir in den Siebzigerjahren Adi Pfaffinger, der inzwischen lange schon gestorben ist, erzählte, man könne um sech- oder achthundert Schilling nach Peking fahren.
Das hätte ich damals gerne, mich aber nicht getraut. War wahrscheinlich auch nicht so einfach, mußte man sich doch Visen besorgen. In Moskau mußte man aussteigen, im Hotel Kosmos übernachten, dann in einen anderen Zug, wo einen eine andere Schaffnerin erwartete, einem ständig Tee aus ihrem Samowar nachgoß und dazu „Wollen Sie ein Buskuit?“, fragte, auch wenn Tex in seinem Abteil Disco machte oder seine Freundin küßte. Die Beziehung überstand auch nicht den Peking Aufenthalt, China war eben viel zu fremd und Tex fuhr über Shanghai mit einer Fähre ohne sie wieder zurück.
Daniel Kehlmann, der berühmte hat, kann ich mich erinnern, 2003 „Ich und Kaminski“ geschrieben, da war ich bei einigen Lesungen. Einen Auszug gibt es in dem Buch. Da fährt der Erzähler ein Unsympathler, der eine Biografie über den Maler Kaminski schreiben will, mit mehreren Zügen in das kleine Örtchen, wo der lebt, beleidigt dabei die Menschen, die er in den Zügen trifft und ärgert sich, daß er sich auf den Toiletten nicht rasieren kann.
„Mein Leben in vollen Zügen und die Wandlung der Grenze“ von Julya Rabinowich ist eine Geschichte, die wahrscheinlich nicht aus „Spaltkopf“ kommt, aber einen ähnlichen Inhalt hat. Eva Rossmann hat keinen Krimi geschrieben, sondern ein Gespräch zwischen zwei Bahnreisenden, wo es um einen Affen geht, den der eine gesehen hat.
In „Wohin die Reise geht“ erinnert sich der „Residenz Autor“ Peter Rosei an seine Reisen, er ist ein Vielreisender und mit H. C. einmal von Berlin irgendwohin gefahren und erinntert sich, daß der Schaffner zu ihm sagte „Nehmen Sie die Beine von der Bank herunter!“, worauf H.C. antwortete „Ich bin kriegsgeschädigt.“
Dazu habe ich auch eine Erinnerung aus meinen Pendlerleben, an die Zeit, wo die Flüchtlinge aus dem Krieg in Ex-Jugolsawien nach Österreich kamen, traumatisiert und empfindlich waren und ein Bosnier empfand es als persönliche Beleidigung, als ich meine Füße auf die Sitzreihe gegenüber legte, obwohl ich das fast immer tat und sich niemand darüber aufregte.
Ilija Trojanow, ebenfalls ein Vielreisender hat einen Auszug aus einem „Afrika-Buch“ in dem er über das Bahnfahren dort berichtet, das noch einmal ganz anders ist und Anna Weidenholzer, die junge Star-Autorin des Verlags berichtet von „Franz“ beziehungsweise einem Lokal am Bahnhof Linz, das es nicht mehr gibt, was viele Erinnerungen und Assoziationen auslöst.
Michael Köhlmeiers Text hatte ich schon gelesen und Susanne Scholls „Leere Worte“ waren sehr beeindruckend. Da fährt ein frustriertes graues Mäuschen von Bozen nach Wien zurück, ärgert sich über die Männer und darüber, daß eine alte Emanze mit zwei Teenagern an ihrem Tisch im Speisewagen Platz nimmt. Die erzählt etwas von den Demonstrationen ihres Lebens. Dann kommt plötzlich Grenzkontroole. Haben wir nicht Schengen? Für die Illegallen, die nach Deutschland zu ihren Onkeln wollen gilt das nicht.
„Nix Deutschland, zurück, du nicht weiterfahren!“ und sie fängt zu schreien an.
Am Naschmarkt ist mir vor kurzem etwas Ähnliches passiert.
Alois Brandtstetter und Julian Schutting sind zwei „Residenz Autoren“ deren letzte Bücher ich, wie „Emmas Schweigen“ lesen durfte. Von der ehemaligen Burg-Schauspielerin Erika Pluhar, die eine Begegnung im Speisewagen von zwei nicht mehr jungen Menschen, schildert, kenne ich auch schon einiges.
Von Gerhard Roth gibts einen Auszug aus der „Winterreise“. Da fährt einer mit seiner Frau im Schlafwagen nach Italien, läßt sein Leben Reuvue passieren, dann besucht ihn auch noch der Tod…
„Das Leben in vollen Zügen geniessen“ rät uns Kurt Palm, auch ein „Residenz Autor“, was den Vorteil hat, daß ich die meisten Bücher kenne und er hat, als Kind in Bahnnähe aufgewachsen, schon einiges mit und in den Zügen erlebt, ärgert sich nicht über die bei „Mc Donald“ essen, denn die Bahn ist eine demokratische Angelegenheit, da dürfen auch die „Fastfoodfresser“ fahren und auch nicht über die schlechten Englischkenntnisse der Durchsagensprecher, sondern findet es einen Traum, daß es einmal einen Zug mit Namen „6O Jahre Katholische Frauenbewegung gab und findet, daß man „Züge mit solchen Namen unter Denkmalschutz stellen sollte.“
Das mit dieser Anthologie zu tun, wäre wohl zu überhöht. Man sollte sie aber lesen, weil man dann einen guten Eindruck der österreichischen Gegenwartsliteratur erhält, da diese aber, wie ich immer schreibe, sehr reichhaltig ist, kann man, wenn man außerhalb Wiens wohnt, im November noch etwas anderes tun, nämlich mit dem Zug dorthinfahren und dann im KHM spazierengehen, wenn man sich nicht, die Texte, wie schon erwähnt in Zug anhören will. Vielleicht läßt sich beides auch verbinden.

2014-11-15

Buch-Wien und rundherum

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:00
Eva Nagl-Jancak

Eva Jancak

Roland Girtler

Roland Girtler

Am Mittwoch gab es im Rathaus die Fachkonferenz bzw. Festveranstaltung zu „15 Jahre Frauengesundheit – gestern-heute-morgen, die von der Frauenbeauftragten Beate Wimmer-Buchinger und ihrem Team organisert wurde, das  mich immer zu ihren Veranstaltungen lädt. Beim zehn Jahrestag vor fünf Jahren war ich auch, da gab es ähnlich wie heute, den ganzen Tag Essen, dazwischen bin ich noch zum Ehrenkreuzverleihung von Konstantin Kaiser auf die andere Seite des Rathauses gegangen und am Abend in Literaturhaus, wie es eine Rolf Schwendter Festveranstaltung gab, die gab es diesmal leider nicht mehr, dafür wurde die Buch-Wien eröffnet, so habe ich den Sekt Empfang und die Rounder Girls versäumt, aber auf der Buch-Wien war, wahrscheinlich weil Benedikt Föger Präsendent des Hauptverbandes ist, diesmal ohnehin alles anderes und das auch im räumlichen Sinn. Die Messebuchhandlung ist gleich beim Eingang, das Publikum muß also durchgehen, „wenn sich“, wie er in seiner Eröffnung betonte,  „der Buchhandel, die größte Halle des größten Messegeländes der Stadt mietet und dafür noch Eintritt zahlt. Das glaube ich zwar immer noch nicht, daß das sehr viele Leute tun und der Herr vom „Amalthea-Verlag“, den ich am Montag beim „Alpha-Preis“ getroffen habe, sagte mir auch, das Ausstellungsgelände wäre diesmal kleiner, die ORF Bühne hat aber auch ein neues Out Fit mit  einer Bücherwand im Rücken. Es gab außer Jury Andruchowytsch Eröffnungsrede und Bedendikt Fögers Einleitung auch keine Eröffnungsreden von Politikern und auch das Buffet war diesmal anders, kein Gulasch und kein Kaiserschmarrn, sondern ein paar Brötchen und gefüllte Semmerln und um acht begann „Die lange Nacht der Bücher“, wo man um drei Euro schon auf die Messe konnte. Die Aussteller sollten also zu ihren Ständen und die Leute betreuen und bekamen vom Verband eine Flasche Sekt dafür. Juri Andruchowytschs Eröffnungsrede „Der Preis der Werte“ war sehr politisch und handelte von den Zuständen in der Ukraine, was zu erwarten war,  Christl Greller, die ich  beim Buffet im Literaturcafe traf, meinte sie wäre sehr lang gewesen, aber insgesamt war die Eröffnung diesmal, glaube ich, sehr knapp. Denn ab acht gab es ein Programm und zwar zuerst ein Konzert von Atwenger auf der ORF Bühne. Martina Lessing kochte auf einer Kochbühne, die diesmal auch woanders ist, Daniel Glattauer las wahrscheinlich aus „Geschenkt“, ein Buch das ich von der Anna in der Hörbuch Form zum Geburtstag bekommen habe, das ich gerade am Hören bin und das ich sehr toll finde.

Stefan Gmünder

Stefan Gmünder

Dominik Kamalzadeh

Dominik Kamalzadeh

Ich war aber bei der Forum-Bühne, denn da gab es  ab neun das Bücherquiz, auch erstmals und dafür konnte man sich im Internet schon seit Wochen bei vier oder fünf Fragerunden beteiligen. Ich habe es gemacht und Wolf Haas, einem der Moderatoren, auch dreimal mehr oder weniger originelle Fragen gestellt. Eine war, was er mit dem Hut von Elfriede Gerstl machte, den er einmal bei einer IG-Benefizveranstaltung im Jahr 2000 ersteigert hat, wurde aber nicht ausgewählt. Frau Führer, bei der ich das bedauerte, sagte mir, ich hätte noch eine Joker-Chance, das heißt. es gab zuerst eine Runde mit zwei der Auserwählten. Günter Kaindlsdorfer moderierte und die Fragen hatten nur teilweise mit Literatur zu tun, die habe ich fast alle gewußt,  die anderen, wo man zum Beispiel auch Berge und Hymnen erraten mußte, eher nicht. Dann kam eine Publikumsfrage. Wer war der Regisseur von Elfriede Jelineks „Sportstück“? Das wußte ich nicht, hatte also meine Chance mitzuspielen vertan, dafür konnte aber das Publikum Bücher gewinnen und da ich wußte, daß Nadine Kegele aus Vorarlberg kommt, habe ich jetzt ihr „Eidechsenbuch“ und brauche Benedikt Föger nicht nocheinmal darum angehen und wie Franzobel wirklich heißt, wußte ich auch, also habe ich jetzt seinen neuen Krimi. Mehr meinte Günter Kaindlsdorfer dürfte ich nicht herauaschreien, so hielt ich das mit Otto Brusatti und Marlene Streeuwitz zurück, was ich erfahren habe, als ich bei der literarischen Soiree die „Schmerzmacherin“ gewann, aber die „Nachkommen“ habe ich  schon zweimal bekommen und brauche sie kein drittes Mal. Der Quiz war also spannend und die literarischen Fragen gar nicht so leicht, er hat auch fast zwei Stunden gedauert. Der erste Preis war ein Buchgutschein für tausend Euro, was würde ich mit soviel Büchern machen und wann würde ich sie lesen? Der zweite Preis einer um dreihundert. Gewonnen haben zwei Damen, darunter auch die Stundentin, die das mit Einar Schleef wußte. Die beiden Herren, die in den beiden Runden verloren, gewannen je drei Flaschen Vetliner, auch nichts für mich, denn ich trinke ja keinen weißen Wein und ab Donnerstag ging es, wie gewohnt ab neun Uhr los. Das heißt, da startete das Programm für Schulklassen mit exclusiven Veranstaltungen.

Eva Menasse

Eva Menasse

Die Erwachsenen, beispielsweise die Pensionisten, die freien Eintritt hatten, konnten ab zehn Uhr Gerhard Loibelsberger von dem ich  schon ein Buch gelesen haben, mit einem seiner historischen Krimis, bzw. Geschichtenband „Kaiser, Kraut, und Kieberer“ hören, vorher oder dazwischen gab es die Möglichkeit sich im Weleda-Zelt Cremeproben für die reife Haut zu holen, beziehungsweise sich an den Ständen umzusehen. Um elf gabs auf der FM4 Bühne ein Autorinnengespräch mit Saskia Jungnickl, die ein Buch über den Selbstmord, bzw. Suizid ihres Vaters geschrieben hat und auf der ORF-Bühne stellte der Reiseschriftsteller Martin Ammanshauser eines seiner Reisebücher vor und erzählte davon, wie es einem solchen auf seinen Reisen geht. Dann traf ich mich zum Mittagessen mit dem Alfred in der „Grünen Hütte“, die Kochbühne, die „Lebensart“ heißt und sich an anderer Stelle befindet, habe ich den ganzen Tag leer gesehen, also werde ich mir am Freitag etwas zu Essen mitnehmen müßen, weil der Alfred da nach St. Pölten, um sein Auto von der Werkstatt abzuholen, fährt. Am Nachmittag ging es auf den vier fünf oder sechs Bühnen munter mit Parallelprogrammen, die sich teilweise wiederholten, weiter, die Schüler waren schon verschwunden und auf der Donau Lounge stellte der Rumäne Mircea Catarescu den dritten Teil einer Trologie  „Die Flügel“ vor, wo es um den Fall des eisernen Vorhanges geht. Es wurden  hauptsächlich Stellen gelesen, wo es um den kleine Mircea ging, der seine Erfahrungen mit dem Leben und den Mädchen machte. Da habe ich dann auch erfahren, daß es am Abend wieder eine Bank Austria Literaris Veranstaltung mit den Bank Austria Literaris Preisträgern gab, um vier hat eine davon, die bosnische Lyrikerin Adisa Basic, die ausgezeichnet Deutsch spricht, gelesen, vorher war ich aber noch auf der ORF Bühne, wo es Poetry Slam mit Stefan Abermann, ein Buch aus dem „Milena-Verlag“ und dann Marlene Streeuwitz mit ihrer „Reise einer jungen Anarchistin“ in Griechenland gab. Um fünf trat dort dann Kristina Pfoser auf und machte das Kultur-Journal, das live in Ö1 gesendet wurde, ein Gespräch mit Jochen Jung, Daniel Glattauer und Daniela Striegl, was ein Bestseller ist und was den Unterschied zwischen der Besten und der Bestsellerliste ausmacht? Daniel Glattauer freute sich mit „Gut gegen Nordwind“ auf eine solche gekommen zu sein und wurde dann von Kritiker in Residence Volker Hage interviewt. Das war sehr interessant und damit war der erste Messetag zu Ende, an den Ständen wurde Sekt serviert und ich disponierte um, denn eigentlich habe ich wieder in Literaturhaus zu Heinrich Steinfest gehen wollen. Die „Bank Austria Literaris Lesereise“ fand aber im „Haus der Musik“ statt, was näher war, ein Buffet gab es auch, die Preise an solche scheint es nicht mehr zu geben, traten doch lauter Bekannte auf und außer dem Buch von Adisa Basic habe ich alle anderen Bücher schon gelesen.

Reinhardt Badegruber

Reinhardt Badegruber

Edith Kneifl

Edith Kneifl

Nämlich Palmi Ranchev „Ein bißchen Glück für später“, Florin  Lazarescu, der ebenfalls lesen sollte, ließ sich entschuldigen, aber Boris Cheronskij aus der Ukraine war da, der weil man in Odessa eher Russisch spricht, als Russe angekündigt wurde. Weiter gab es ein Interview mit Gyorgy Dalos, der in der Jury des Preises war. Katja Gasser moderierte, der Schauspieler Nikolaus Kinsky hat gelesen und beim Buffet habe ich mich außer mit der Autogrammsammlerin und dem Stammbesucher, der auch zu meinem Geburtstagsfest gekommen ist, mit Palmi Ranchev auf Englsch über die österreichische Literatur unterhalten. Er mag Thomas Bernhard, scheint aber sonst ein großer Lyrikfan zu sein. Am Freitag ging es zuerst ein bißchen weiter mit einem bei „Milena“ wideraufgelegten Ersten Weltkriegbuch und dazu, zum Thema passend auf der Forum Bühne Texte von Josef Roth. Dann gings wieder zur Donau-Louge, wo für mich interessant, weil wir bald nach Ungarn fahren, Szilard Borbely, der sich Anfang des Jahres umgebracht haben dürfte, Roman „Die Mittellosen“ vorgestellt wurde. Leider bin ich zur der Einleitung von Cornelius Hell ein bißchen zu spät gekommen, so daß ich von der Biografie des Autors nicht viel mitbekommen habe. Vorher war ich noch bei der Hauptbühne,  da stellte der israelische Autor Meir Shalev, von dem ich ein Buch auf meiner Leseliste habe, seinen neuen Roman vor und zur Donau Lounge kam um eins Eröffnungsredner Jjuri Andruchowytsch mit seinem Beitrag in der Anthologie „Euromaidan“, den ich, glaube ich, schon im April in Göttweig oder Krems hörte, so daß ich nicht ganz geblieben bin, sondern ein bißchen herumwanderte. Die Kochbühne war inzwischen in Betrieb genommen,  es gab ein Hendl mit Safranreis, eine ziemlich große Portion, danach hörte ich mich in einiges hinein, wanderte hin und her, blieb dann bei Nadine Kegeles neuen Roman, den ich ja inzwischen habe, hängen und folgte ihrer blumigen und ziemlich extravertierten Beschreibung über das Leben nach dem Klagenfurter Publikumspreis und der Frage, ob ihr Roman jetzt ein Frauenroman ist oder nicht, sie plant jedenfalls noch vier Fortsetzungen, ich bin gespannt, ob auch dann die Bücher zu mir kommen werden.

Richard Schuberth

Richard Schuberth

Erwin Riess

Erwin Riess

Dann gings wieder zur ORF Bühne, da war gerade der Herr Bundespräsident angetreten und stellte die bei „Wieser“ erschienene oder geplante Jirsi Grusa Gesamtausgabe vor. Die Familie des verstorbenen Autors war da und sehr viel Prominenz. Dann ging es weiter mit der Politik bzw. Juri Andruchowytsch nämlich mit einer Diskussion über fünfundzwanzig Jahre Mauerfall bzw. Ende des eisernen Vorhang, der Direktor des Collegium Hunarium, bzw. der Donau Lounge war noch da und die Slowakin Etela Farkasova, die ich, glaube ich, schon beim PEN-Frauentag kennengelernt habe. Günter Kaindsdirfer moderierte. Zdenka Becker, die vorige Woche einen Preis des Landes NÖ bekommen hat, saß im Publikum. Den Rest des Messetages verbrachte ich  vor der Kochbühne, wo zuerst ein ebenfalls sehr extroviertierter Burgenländer „Kaufs Leute, mein neues Buch, ich hab ein kleines Kind!“,Rote Rüben Risotto kochte, dann kam ein Runmäne und kochte Spezialitäten aus dem Donau Delta, ein Dolmetscher erklärte, Erdäpfelfrikadellen mit Lachseiern, Fisch und Polenta und dann noch eine Flade mit Feigen, ein bißchen rumänischen Weißwein gab es dazu auch, dann war es schon Zeit für die Wiener Vorlesung mit Herta Müller im Rathaus, die ich ja 2009 bei der Literatur im Herbst versäumte. Jetzt war sie da und Hubert  Christian Ehalt erklärte, daß dem Ganzen ein Gespräch mit Angelika Klammer  Mein Vaterland war ein Apfelkern“, das jetzt in Buchform erschienen ist, vorausging. Die ehemalige „Residenz“ bzw.“ Jung und Jung“ Lektorin Angelika Klammer leitete ein, dann kam ein Gespräch mit Christian Ehalt, der die Nobelpreisträgerin wieder zu ihrer Lesebiografie befragte. Sie ist vom Dorf  mit den deutschen Minderheit weg nach Bukarest zum Studium gegangen, war dort viel im Goethe Institut, wo sie Canetti gelesen hat und erzähltewieder viel von ihren Traumatisierungen. Was sie noch schreiben wird, erkundigte sich Christian Ehalt am Schluß. „Über NSA und Social Media? „Nein, die Securitate beschäftigt mich noch genug!“ Als ich nach Hause kam, wartete ein neues Buch auf mich, nämlich das „Graphic-Novel“ „Irmina“ und da hat mich der Verlag ja an den Stand und zum gestrigen Sektempfang eingeladen, was ich leider in der Hektik ein wenig versäumte, mir den Stand aber noch am Samstag anschauen will. Der begann mit einigen Besorgungen bezüglich meines Geburtstagsfestes. Gab es da ja noch einen Leiner-Gutschein für ein Frühstück, das ich dann doch nicht einlösen konnte und die Ingrid hatte mir das Margareten-Buch nochmals geschenkt, das tauschte ich dann bei „Freytag und Berndt“ um, hätte, da das ja eine Reisebuchhandlung ist und wir morgen nach Ungarn fahren, mir eigentlich ein Ungarn-Buch vorgestellt, aber den Szilard Borbely hatten sie nicht, die Cornelius Hell Ungarn Bücher hätten preislich nicht gepasst, so ist es Juij Wynnytschuks „Im Schatten der Mohnblüte“ geworden. Das ist zwar ein Ukrainer, wurde aber auch auf der Donau-Lounge vorgestellt. Auf der war ich Samstags nur kurz, bin ichwegen der Gutscheineinlös- und Umtauschaktionen erst um elf auf der Messe eingetroffen und um halb eins habe ich mich  wieder mit dem Alfred in der „Grünen Hütte“ getroffen, ein Gansl gegessen und dann mit ihm den Nachmittag in der Messehalle verbracht. Zuerst sehr lange in der Buchhandlung, dann sind wir ein bißchen herumgelaufen, wurde vom  Herrn Wieser ein bißchen lächerlich gemacht, als ich auch ein Stück vom Schinken haben wollte, in dem er  verlangte, daß ich laut „bitte“ sagte, was ein bißchen kindergartenmäßig ist und er mich, als er meine Rezension in seinem Programm abdruckte, vorher auch nicht fragte, was er eigentlich sollte. Aber ich habe manchmal Probleme mit autoritären Männern, die mich übersehen oder nicht so ernst nehmen.

Dann landeten wir im Literaturcafe, wo der „Alpha-Preis“ beziehungsweise Eva Menasse von Stefan Gmünder präsentiert wurde, Erich Riess aus seinem Herrn Groll las, Edith Kneifl  mit Reinhard Badegruber zwei neue Bände ihrer „Tatort-Serie“vorstellte und auch Richard Schuberth zu hören war. Dann entschwand der Alfred zu einem Fußballmatsch, von dem schon Günter Kaindlsdorfer schwärmte und ich ging zuerst zur Weinverkostung zur Lebensart-Bühne, da gab es aber nur mehr die Weißen, die ich nicht so mag und so verbrachte ich die letzte halbe Stunde wieder bei der „Exil-Preis-Verleihung“, wo ich ja schon wußte, daß Ljuba Arnautovic den ersten Preis gewonnen hat und ich auch die Preistexte neben mir liegen habe. Damit ist die Buch-Wien 2014 für mich beendet, da es morgen zwar nicht mit dem Zug, aber nach Ungarn geht, da liegen schon ein paar Broschüren in meinem „Donau Lounge Leinensack“, außerdem nehme ich mir einen Sandor Marai und einen Imre Kertez zum Lesen mit und um die Eindrücke abzurunden, verlinke ich noch mit Neyashas  Bericht von der „Langen Nacht der Bücher“ und dem von Wolfgang Tischer zu den Stuttgartner Buchwochen, wo Österreich Gastland ist.

Zu Neyashas Bericht sollte ich vielleicht noch ergänzen, daß man sehr wohl einen oder mehr Tage auf der Buch-Wien verbringen kann, auch wenn ich Donnerstag Morgens meistens denke, was mache ich da bis Sonntag? Es wird immer interessant und Studenten hatten bei der Bücher-Nacht und am Donnerstag ohnehin freien Eintritt und mit dem „Bücherspaß“ kostete es den ganzen Tag auch nur vier Euro fünfzig, was eigentlich erschwinglich ist und denn man darüber bloggt, wird man wahrscheinlich auch eine Gratiskarte bekommen.

2014-11-14

Die Gruppe 47

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:54

Jetzt kommt die Besprechung des Sachpuchpreises der Leipziger Buchmesser von 2013 des 1956 geborenen Literaturkritikers Helmut Böttgers, der schon mal in der Jury des deutschen Buchpreises war und das ich mir im Vorjahr zum Geburtstag wünschte. Denn, wie es war, als, wie der Untertitel lautet „Die deutsche Literatur Geschichte“ schrieb, interessiert mich ja sehr und als ich Ende der Siebzigerjahre in den „Arbeitskreis schreibender Frauen“ kam, habe ich gedacht, das wäre jetzt das Pendant dazu, denn die berühmte Gruppe hat es ja nur bis 1967, also zwanzig Jahre gegeben. Ein Wideraufnahmeversuch wurde 1977 von Marcel Reich Ranicky mit dem „Bachmannmann-Preis“ gestartet.
Daß ich nicht sehr viel darüber wußte, wurde mir beim Lesen klar, obwohl ich die meisten Namen kannte, die da herumschwirrten. Aber die Geschichte, wo und wie das stattfand, wer und von wem man eingeladen wurde und was dann geschah, wird zum Glück von Helmut Böttiger mit einer Einleitung, einem Vorspiel, einundzwanzig Kapitel und einem Anhang ausführlich dargestellt.
Der Name kommt von einer anderen spanischen Autorengruupe, die sich „Generacion del 98“ nannte und gegründet wurde sie von dem 1908 geborenen Hans Werner Richter, einem Organisationstalent und Pädagogen, der die Gruppe zusammenhielt, wie Böttiger schreibt, er war auch Schriftsteller und hat einige Male bei den Treffen gelesen, aber dann herrschte eisiges Schweigen, bevor sich der erste mit „Klischee, ein Klischee nach dem anderen!“, meldete, weshalb er auch mit dem Vorlesen hörte, obwohl er auch einige Preise für seine Nachkriegsromane bekommen hat.
„Linus Fleck“ habe ich gelesen, ein paar seiner Bücher stehen noch auf meiner Liste.
Man sieht, es wurde auch dort kritisiert und das sehr scharf und verwerfend, Marcel Reich Ranicki hat es dann auch nach Klagenfurt gebracht und die Treffen fanden zuerst mehrmals, dann nur noch einmal im Jahr an unterschiedlichen Orten an.
Das erste, war, wie im „Vorspiel“ beschrieben wird, in einem Haus am See, das heute zu einem Campingplatz gehört und damals eine etwas excentrische Frau besaß, Ilse Schneider Lengyel, die Böttiger „Die Hexe vom Bannwaldsee“ nennt.
Zu Essen gab es damals wenig, die Nachkriegsdichter waren ständig hungrig und wenn einmal, was später geschah, ein Bürgermeister ein Faß Wein stiftete, so betranken die Dichter sich und fingen an einander wüst zu beschimpfen.
Hans Werner Richter mußte vermitteln, war aber vielleicht auch ein wenig kriegsgeschädigt, antisemitisch, konservativ oder was auch immer, jedenfalls verglich er Celans Vortragsweise der „Todesfuge mit Goebels und von der „Emigrantensprache“ hat er auch nichts wissen wollen.
Auch das geschah erst bei späteren Treffen. Jetzt waren einmal vorwiegend Männer eingeladen, neben Richter schien auch Alfred Andersch eine Rolle zu spielen.
Sie gaben auch Literaturzeitschriften, wie den „Ruf“ oder den „Skorpion“ heraus und einen „Preis der Gruppe 47“ gab es auch.
Den ersten hat Günter Eich, der Ehemann von Ilse Aichinger mit seinem Gedicht „Inventur“ gewonnen.
Der zweite Preisträger war der katholische Dichter Heinrich Böll, damals noch nicht sehr bekannt, späterer Nobelpreisträger und jetzt, wie ich fürchte wieder in die Vergessenheit versinkend.
Wolfgang Borchert und sein Kriegsheimkehrerdrama „Draußen vor der Tür“ spielte natürlich auch eine Rolle, das, wie Böttiger meint, vielleicht auch deshalb so berühmt wurde, weil der Autor kurz darauf an den Kriegsfolgen verstarb.
Die Treffen fanden dann an anderen Orten statt, Richter dürfte die Autoren dazu eingeladen haben und hat versucht, eher noch unbekannte Talente dafür auszuwählen und der Grund für die Treffen, dürfte, genau, wie die GAV-Gründung ein Abgrenzen von der Naziliteratur gewesen sein.
Die jungen Talente wollte nach vorn, ein paar hatten vielleicht schon ein paar Gedichte in der NS-Zeit publiziert, es kamen aber bald die neuen Stimmen.
1951 in Bad Dürkheim, etwa, wie Böttiger in dem Kapitel „Fräulein Kafka“ aufführt.
Denn da tauchten neben Ilse Aichinger, auch Paul Celan und Ingeborg Bachmann auf und Fräulein Ilse, die dritte Preisträgerin, hat, die vierte war dann schon die Bachmann, die Geschichte „Der Gefesselte“ gelesen, die offenbar so dem damals modernen „Kafka Sound“ verbunden war, daß man sie als „Fräulein Kafka!“, titulierte.
Sie ist aber mit ihrer „Größeren Hoffnung“ bekannt geworden und hat wahrscheinlich auch Günter Eich bei diesen Treffen kennengelernt.
Jedenfalls ist das Hochzeitsfoto im Buch abgebildet. Hans Werner Richter war der Trauzeuge.
Die Bachmann hat Richter in Wien kennengelernt, als er dorthin kam, um Hans Weigel für den „Sender Rot weiß rot“ zu interviewen, dort war die Bachmann Redakteurin, ließ ihn eine halbe Stunde vor einem leeren Schreibtisch warten, auf dem nichts, als ihre Gedichte lagen.
Das schon zu der Mischung von Raffinesse und Naivität, wie sie oft empfunden wurde.
Das Vorlesen ihrer Gedichte mit zerbrechender Stimme, Tränen dabei und das Verlieren von Taschentüchern oder anderen Gegenständen, die dann die Männer aufheben mußten.
Aber doch auf ihren Erfolg, ihre Karriere interessiert, so schrieb Paul Celan, den sie zu ihrem ersten Treffen bei der Gruppe mitgenommen hat, einem Freund wütend, daß sie ihn mit ihrem „Getue“ in den Schatten stellte, dann kam noch Richter mit dem „Goebbels-Vergleich“ und die Damen baten ihn mit Tränen sich zu entschuldigen.
In einer zweiten Generation werden Uwe Johnsson, Hans Magnus Enzensberger, Günter Grass mit seiner „Blechtromme“, Martin Walser, der sich sehr für den Außenseiter Arno Schmidt, der nie zu den Gruppentreffen kommen wollte, obwohl er einmal für einen Preis vorgesehen war angegeben. Ein weiterer Außenseiter ist Wolfgang Koeppen, mit seiner Trilogie „Tauben im Gras“, das ich einmal gelesen habe, „Das Treibhaus“ und „Tod in Rom“.
Im April 1954 fand die Tagung auf Intitative Ingeborg Bachmanns, die schon in Rom lebte, in Cap Circeo, an einem geschichtsträchtigen Ort statt, wo der Sage nach „Männer in Schweine“ verwandelt wurden.
Die Bachmann hatte in den Fünfzigerjahren zuerst eine Verhältnis mit dem Komponisten Hans Werner Henze, den sie bei den Tagungen kennenlernte, später eines mit Max Frisch und auch anderen Gruppenmitglieder hatten damals eine Italiensehnsucht, wollten nicht mehr in Deutschland leben, sondern siedelten sich in bella Italia an.
Einen Streit zwischen „Realisten und Sehern“ gab es auch. Helmut Heißenbüttel der zu den zweiteren gehörte, wurde nicht verstanden, ebenso wie das Bachmann Gedicht „Liebe: dunkler Erdteil“ von dem es einen unerlaubten Mitschnitt gab.
Dann stieß Günter Grass in die Gruppe, der in den fünfziger Jahren, ein etwas schlampig aussehender Bohemien war, in Paris lebte, per Autostop zu seinen Verlegern fuhr, aber hauptsächlich Zeichner und Zeichnerer war.
Von Richter wurde er „desperat wie ein bettelnder Zigeuner“, gesehen.
Er trat zuerst, von Walter Höllerer gefördert, als Lyriker auf. Dann las er 1958 im Gasthof Adler in Großholzleute plötzlich zwei Kapitel aus einem Roman, Marcel Reich Ranicki hörte zu schreiben auf, alle blickten auf und flüsterten Richter ins Ohr, daß er den schon lange nicht mehr vergebenen Preis bekommen müße.
Es war aber kein Geld vorhanden, wohl einige Verleger und Lektoren im Saal, die telefonierten und rasch waren fünftausend Mark beisammen. Grass stand derweil bei einem Schnaps, während ihm Richter mitteilte „Schon wieder fünfhundert mehr!“
Ja, so kanns gehen und für die „Blechtrommel“ sollte Gras sogar den „Bremer Literaturpreis“ bekommen. Allein der Senat war dagegen, zuviel Pornografie, da müßte man den Text ja in den Schulbüchern verbieten. Es gab Proteste von Bachmann, Celan und Uwe Johnson, aber Reich Ranicki schrieb in der „Zeit“ einen üblen Veriß, den er später revidierte.
Trotzdem fand die Tagung 1957 in einem viel feudaleren Rahmen, nämlich in Schloss Elmau statt und alle wollten hin, obwohl sich schon wieder die Generationen zu spalten begannen.
Ein Kapitel ist dem jungen Ehepaar Gisela Elsner und Klaus Roehler, ihrer tragischen Liebes- und Lebensgeschichte gewidmet und dann geht es zu den Kritikern, die allmählich kamen, die Gruppe dominierten und Hans Werner Richter das Leben schwer machten.
Walter Jens, der später an Demenz erkrankte und im Vorjahr starb, Walter Höllerer, der Lyriker, „Akzente-Herausgeber“ und Universitätsprofessor, Joachim Kaiser, später kamen dann noch Marcel Reich Ranicky und aus der DDR Hans Mayer hinzu. Es gibt einen Text von Martin Walser, wo einem jungen Autor erzählt, was alles passieren wird, wenn er seinen großartigen Text endlich bei der Gruppe 47 lesen darf.
Günter Eich und Ilse Aichinger drohten, wenn Reich-Ranicky nicht ausgeladen wird, nicht mehr zu lesen, nahmen das dann wieder zurück und so wurde der Großkritiker mit seiner berühmten Art weiter eingeladen.
Das Fernsehen kam irgendwann auch dazu und Walter Höllerer begann Eventlesungen zu inszenieren zu denen bis zweitausend Leute kamen, die dann teilweise im Regen standen und „West-Berlin wurde plötzlich die Hauptstadt der deutschsprachigen Literatur.
Das fünfzehnjährige Bestehen der Gruppe wurde gefeiert und machte Richter wieder Sorgen, hatten sich doch soviele Kritiker, Störer oder andere Stimmen angesagt, daß er Walter Höllerer in einem Brief, um Studenten bat, die für Eingangskontrollen sorgen und von den „105 Eingeladenen haben bis jetzt 93 zugesagt“, er brauchte also Betten, Betten und vielleicht noch ein weiteres Hotel.
Neue Stimmen, wie der aus Schweden zurückgegkommene Peter Weiss und Johannes Bobrowski aus der DDR tauchten auf und ein Preis sollte nach dem legendären von Günter Grass gewonnenen, auch wieder vergeben, wo Johannes Bobrowski, der 1962 an einer verschleppten Blinddarmentzündung bzw. Peniclinunverträglichkeit verstarb, Weiss besiegte.
Politische Troubles bzw. einen Vergleich mit der Reichsschriftstellerkammer gab es auch und immer wieder Proteste gegen die Alleinherrschaft von Hans Werner Richter, der dann die Tagum in Schweden in Situna organisierte, zu der Ilse Aichinger, Alfred Andersch, Ingeborg Bachmann, Heinrich, Böll, Wolfgang Hildesheimer, Uwe Johnson, Siegfried Lenz, Günter Eich und Martin Walser absagten.
Andere kamen und posierten, es hatte sich überhaupt schon die dritte Generation gebildet, so las das Wiener Gruppen Mitglied Konrad Bayer, dem ein „blendender Vortrag, irgendwo zwischen Karl Valentin, Helmut Qualtinger und konkrete Poesie“ attestiert wurde. Später wurde er verrissen, kurz darauf brachte er sich, allerdings aus familiären Gründen, um.
Erich Fried trat auf und war Hans Werner Richter zuerst gar nicht so willkommen und das Multitalent Hans Magnus Enzensberger entfaltete sich, ebenso wie der der heurige Büchner-Preisträger Jürgen Becker, von dem schon einige Bücher auf meiner Liste warten, Nicolas Born trat auf, der damals neben Handke als der berühmteste Sprachveränderer galt und wurde verrissen, den ich erst kennenlernte, als seine Tochter beim Bachmannpreis gelesen hat.
Es wurden aber auch Seminare im Literarischen Colloquium Berlin organisiert, an denen Elfriede Gerstl, die damals dort lebte, teilnahm und Publikationen wo sie über ihre Sexualität befragt wurde gab auch.
1966 fuhr die Gruppe nach Princeton, USA und da tauchte ein „schwarzhaariges schüchternes Mädchen mit einem schwarzen Hemd und einer Beatle-Frisur“ auf, der junge Peter Handke, der die Literaten beschimpfte, den amerikanischen Jungfrauen „I want to fuck you“, nachrief und schlagartig die deutsche Beat-Generation gründete.
1967 wurde Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschoßen und das langsame Ende der Gruppe nahte, 1967 in der „Pulvermühle“.
Zwar hätte es 1968 eine Tagung in der CSSR geben sollte, aber der „Prager Frühling“ war am 21. August schlagartig zu Ende und es gab einen Entschluß erst wieder dort zu tagen, wenn Prag frei sei.
Das wurde dann 1990 getan, wo Günter Grass, der inzwischen für die SPD Wahlwerbung macht, Hans Werner Richter im Rollstuhl durch die Gegend fuhr.
1977 hat Marcel Reich Ranicki sozusagen als Nachfolgeveranstaltung, den „Bachmannpreis“ gegründet, als er die Jury verließ, gründete er das „Literarische Quartett“, das es glaube ich, bis 2000 gab.
Nachfolgerin war dann Elke Heidenreich mit ihrer Sendung „Lesen“ gibt es auch nicht mehr, seit sie sich über das Fernsehen beschwerte, als Reich-Ranicki vor lautender Kamera einen Fernsehpreis ablehnte. Marcel Reich Ranicki ist im vorigen Jahr gestorben, viele andere der berühmten Mitglieder auch, manche setzen und setzen sich noch zusammen, wie etwa Günter Grass und Martin Walser und halten Nachreden und Helmut Böttiger, der für das Buch“ einen Preis auf der „Leipziger Buchmesse“ bekommen hat und auch in der Jury des DBp war, der vielleicht auch soetwas, wie eine Nachfolgerveranstaltung ist, schreibt auf den letzten Seiten:
„Was von der Gruppe 47 geblieben ist, ist nicht ihre gesellschaftspolitische Stoßrichtung oder ihr Selbstverständnis von der Verantwortung des Schriftstellers. Es ist vielmehr die mit ihr einhergehende „Eventisierung“ des literarischen Geschehens, es sind die unumgänglichen Marketingkonzepte für die Verbreitung von Literatur, für ihre Vermittlung und Rezeption.“
Das alles gibt es inzwischen viel mehr und viel öfter als einmal im Jahr, die Leser bleiben vielleicht ein wenig auf der Strecke oder wissen nicht, ob sie jetzt digital oder analog, Verlaggedrucktes oder Selfpublischprodukte konsumieren sollen und mein literarischen Wissen wurde durch das Buch sehr aufgefrischt, obwohl, wie ich bei einem Blick in „Wikepedia“ feststellte, auch hier, einiges davon steht, was vielleicht auch ein wenig die Veränderungen zeigt.

2014-11-13

Kindfrau

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:15

Das „Lolita-Thema“ neu entdeckt, aufgerollt von einer fünfundzwanzigjährigen, in St. Pölten geborenen, jungen Frau, die Deutsch und Geschichte studierte, an ihrer Dissertation schreibt und deren Debutroman bei „Picus“ erschienen ist, eine weitere „Unter Dreißigjährige“ in meiner Sammlung junger literarischer Talente, auf die ich von Robert Eglhofer aufmerksam gemacht wurde, der mir ihre Lesung bei der „Buch-Wien“ empfahl.
Spannend, spannend, könnte man so sagen, obwohl ich am vorigen Samstagabend nach meiner „Nanowrimoarbeit“ eher schwer in das Buch hineingekommen bin, das aus vier Teilen besteht und immer wieder „Kursive-Abschnitte“ hat, die zum Überfliegen auffordern, obwohl man dadurch vielleicht Wichtiges übersieht. Denn das Buch springt locker von der Gegenwart in die Vergangenheit zurück, hat manchmal auch zwei Erzählstimmen und die Heldin ist Angelika, eine Lehrerin, die gerade ihren fünfunddreißigsten Geburtstag feiert.
Ihr Mann heißt Erich, liebevoll besorgt, teure Geschenke machend, aber nicht viel Zeit habend, weil immer in Sachen seiner Karriere unterwegs, von einer Beförderung zur anderen, daher viel im Büro oder auf Dienstreise, wovon er ihr dann liebevolle SMSe schreibt.
Er will ein Kind, sie eigentlich nicht.
In dieser Ausgangslage begegnet sie Vincent wieder, einen um dreiundzwanzigjährigen älteren Mann und kommt in ihre Kindheit zurück, als sie zwölf war und es zu einer Beziehung, einer unerlaubten Begegnung zwischen ihnen kam.
Denn Mißbrauch ist ja jetzt das große Thema und in aller Munde, manchmal wird vielleicht auch nicht ganz so gut damit umgegangen und Andrea Kern, die junge Frau und Lehrerinnentochter erzählt, daß Angelika vielleicht gar nicht so unschuldig daran war, vielleicht diese Beziehung haben wollte, brauchte, etc, stückchenweise wird das aufgerollt.
Im ersten längeren Teil begibt sich Angelika nach der Schule auf die Suche nach dem Mann, nach ihrer Vergangenheit, lügt Erich, wenn er sie anruft, an, daß sie zu Hause über ihren Verbesserungen säße, kramt in alten Zeitungsausschnitten, wo man erfährt, daß die Geschiche aufgeflogen ist, der Mann verhaftet wurde und ins Gefängnis kam und sich zuerst Polizisten, später dann wohl eine rothaarige Psychologin, um die Kleine kümmerten. Die Wahrheit aus ihr herausholen wollten, aber Angelika verstummt.
So erlebt ihr Mann Erich sie jedenfalls, der schon einmal verheiratet war und vielleicht auch um einiges älter ist.
Das ist schon der zweite Teil des Buches, als Angelika nach einem Unfall im Krankenhaus liegt und er sie besucht, bzw. diesen in SMS ihr anzukündigen versucht.
Zuerst liegt sie im Koma und er redet auf sie ein, um ihr Unbewußtes wieder zu erwecken, dann ist sie wach, läßt sich aber von der Schwester eine Schlaftablette reichen, damit sie nicht mit ihm reden muß.
Der dritte Teil passiert zwei Jahre später, da ist der Mann wieder geschäftlich unterwegs und läßt per SMS Lia, das ist die Katze, nicht das Kind, wie man vielleicht vermuten könne, grüßen, er komme bald nach Haus.
Angelika ist etwas orientierungslos, die Schularbeiten sind schon korrigiert, da ruft die Kollegin oder Freundin Karin an und lädt zu einem Kinobesuch und sie sieht sie Vincent wieder.
Es kommt zu einem Gespräch, einer Verabredung am nächsten Tag in einem Cafe, er läßt sie eine dreiviertel Stunde warten, kommt dann doch. Sie erzählt ihm den Lebenslauf, der eigentlich von Erich stammt, sie ist beruflich sehr erfolgreich, viel unterwegs, während ihr Mann Lehrer ist und ihr über den damaligen Mißbrauch oder die Beziehung und Erwartungen von Kindern viel erzählen kann.
Vincent erzählt von seinem damaligen Gefängnisaufenthalt und, daß er eigentlich nicht allein schuldig war, sie hat es auch gewollt, vielleicht mitverführt, er hätte aber die Grenzen setzen müßten, (sagt Erich, der von Angelikas Vergangenheit gar nichts weiß) und davon, daß er mit einer siebenundfünfzigjährigen Frau mit Brustkrebs verheiratet ist, die alles weiß. Weil sie eine vierzehnjährige Tochter hat, hat er ihr alles erzählt. Sie sind zur Therapie der Frau in der Stadt, die Tochter begleitet sie und geht, während der Behandlung mit dem Ersatzvater, Daddy hat ihn Angelika immer genannt, weil sie nicht Papa sagen wollte, shoppen oder in den Zoo, obwohl der Lehrer Erich immer sagt, daß Vierzehnjährige das gar nicht wollen.
Angelika verfolgt Vinenct in der Straßenbahn, mietet sich für zwei Tage in das Hotel ein, in dem er mit seiner Familie wohnt, erzählt Erich per Handy sie wäre zu Haus, verfolgt Vincent und Clarissa am nächsten Tag, kommt auch mit der Frau ins Gespräch und wird von Vincent in ihrem Zimmer entdeckt.
Der vierte Teil passiert wieder zwei Jahre später, jetzt ist Angelika schwanger, es wird ein Mädchen, obwohl sie sich doch einen Jungen wünschten und geht mit dicken Bauch in ein Cafe, um sich Kuchen zu bestellen und Honig in den Ingwertee zu träufeln.
Eine sehr interessante Geschichte, vor allem, weil sie von einer so jungen Frau erzählt wird, die das Thema ganz anders, als bisher üblich, aufzurollen versucht.
Interessant auch die Karriere Andrea Kerns zu verfolgen und zur Lesung werde ich ja nicht kommen können, da ich nur bis Samstag auf der Buch-Wien sein werde, weil wir am Sonntag wieder nach Bük ins Bad fahren werden.

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