Im Dezember werden immer die Preise der Stadt Wie“n verliehen, den für Literatur hat heuer, der 1944 geborene Wilhelm Pevny bekommen, dessen Name mich schon lange begleitet, „Alpensaga“ mit Peter Turrini beispielsweise, von dem ich, glaube ich, aber, noch nicht viel gelesen habe.
Am Dienstagmorgen war er im „Leporello“, da wurde auch sein neuer bei „Wieser“ erschienener Roman „Im Kreis“, vorgestellt, wo es um einen Straßenbahnfahrer geht, der den ganzen Tag den Ring umkreist und dabei auf philosophische Gedanken kommt.
Die Preisverleihung war um elf im „Wappensaal“ diesmal war ich pünktlich und habe außer einigen bekannten Prominenten, wie Robert Menasse, Erich Klein, ein Vorjahrspreisträger, Julia Danielczyk etc auch Günther und Christa von der Sladky-Wandergruppe gesehen, die ich eigentlich erwarten hätte könne, hat mir der Günther bei der Wanderung während des Fototreffs in Klosterneuburg im Oktober ja erzählt, daß er mit Wilhelm Pevny befreundet ist.
Er hatte sich auch den neuen Roman gekauft und ihn vom Preisträger signieren lassen und als der Saal gefüllt war, kam Stadtrat Mailath-Pokorny ans Mikrophon und erzählte einbißchen was zu den Stadt Wien-Preisen, die es seit 1947 gibt, wo jährlich die Sparten Literatur, bildende Kunst, Architektur, Musik Wissenschaft, Volkskunst etc, mit Preisträgern ausgezeichnet werden.
Alle zwei Jahre wird der „Ernst Krenek-Preis“ vergeben, den diesmal Johanna Doderer, deren Werke ich kürzlich im KHM hören konnte, bekommen hat.
So waren auch Eingangs zwei Musikstücke, eines von Krenek und eines von ihr zu hören, dann ging es los mit der Festrede, die immer der Literaturpreisträger, also Wilhelm Pevny halten muß, der das sehr geschickt tat, als er zuerst von den Ablehnungen sprach, Satre hat ihn nicht angenommen und auch ein Krieger bei Asterix nicht. Er hätte einmal Fußballweltmeister werden wollen und Meisterschwimmer, jetzt ist es mit der Literatur geworden und das Preise annehmen oder ablehnen hat auch immer etwas mit Peinlichkeit zu tun und mit Neid, wenn andere ihn bekommen, obwohl man sich eigentlich für geeigneter hält. Da weiß ich auch ein Lied davon zu singen bzw. habe ich diesbezügliche noch unerfüllte ehrgeizige Wünsche, es kam aber schon Julia Danielczyk auf die Bühne und stellte im Schnellverfahren die Geehrten vor.
Patrick Pulsinger war der Musikpreisträger, von ihm gabs am Schluß etwas Elektronisches zu hören, unter den vier bildendenden Kunst-Preisträgern war auch Gerhard Rühm, ein Doppeltalent und schon Literaturpreisträger, den Preis für Volkskunde hat der Soziologe Roland Girtler bekommen, über dessen Lust fürs Fahrradfahren und Vagabundieren, ich auf der „Buch-Wien“ etwas hören konnte. Jetzt hatte er einen Anzug an und sagte „Küß di Hand!“, zu mir, als ich ihm später gratulierte und die Lust aufs Fahrradfahren teilt er mit Konrad Paul Lissmann, dem Philosophen, der ebenfalls einen Preis bekommen hat.
Das Architekten-Duo PRAG wurde ausgewählt und bei der Wissenschaft waren es der Genetiker Josef Penninger und Barry Dickson, sie bekamen ihre Urkunde, achttausend Euro, Christa erzählte mir, daß Roland Girtler, die seinen schon verplant hätte, einen Blumenstrauß und standen für die Fotografen bereit.
Der Publizist Walter Schübler, den ich jetzt fast vergessen hätte, hielt die Dankesrede, auch eine Eigenheit der Preiszeremonie, daß da der Sprachgewandteste für alle ausgewählt wird.
Dann gabs den elektronischen Kunstgenuß, den Wein und die Brötchen, man konnte den Preisträger gratulieren und die Hände schütteln und am Abend haben Wilhelm Pevny und Walter Schübler im MUSA aus ihren Werken gelesen.
Als ich den Veranstaltungsraum zehn vor sieben erreichte, war es so voll wie nie, so daß noch extra Sesselreihen aufgestellt wurden und ich ziemlich hinten saß.
Ottwald John setzte sich neben mich und erklärte mir, er hätte mich gestern viel gelesen, weil er am 12. 12. in Kassel über Rolf Schwendter referieren würde und eine weitere Ernst Kostal Gedenkveranstaltung gäbe es auch.
Dann kam Wilhelm Pevny zu ihm und gab ihm die Hand und nach einer Weile begann die Veranstaltung beziehungsweise Präsentation des neuen Romans „Im Kreis“, wo es wie der Autor später erklärte, um die kleinen Leute geht.
Der Ich-Erzähler fährt um den Ring und erfindet sich seine eigene „Denkmalogie“, also keinen Lueger und der Nestroy neben dem Goethe, damit sich die zweit ergänzen können und außerdem gäbe es die vielen kleinen Helden des Alltags, die eigentlich auch geehrt gehören würden.
Also den, der täglich mit seinen starken Armen eine Frau vier Stockwerke in die Arztordination hinunterträgt, weil es im Haus keinen Lift gibt oder der Apothekergehilfe, der mehr von der Medizin versteht, als die gelehrten Ärzte und der Straßenbahnfahrer kennt auch seine Kunden und beobachtet, wie sie in die Tram einsteigen und ihre Masken ablegen würden.
Eine halbe Stunde dauert die Fahrt um den Ring, die es jetzt ja nicht mehr gibt, bei „Rund um die Burg“ bin ich vor einigen Monaten trotzdem einige Runden gefahren und Julia Danielczyk wies Wilhelm Pevny, dann auf eine 1951 von Fred Wander geschriebene Erzählung hin, wo auch eine Straßenbahn vom zweiten Bezirk nach Floridsdorf fährt und sie Soziologie und die Masken der kleinen oder auch großen Leute beobachtet.
Dann kam, der mir bis heute unbrekannte Walter Schübler, der über Kuh forscht und deshalb einen Aufsatz über die Kaffeehausliteraten brachte und sich darüber empörte, daß Hoffmannsthal, Roth, Kraus, Altenberg, Kuh und Friedell zu solchen gezählt würden, was zu Beginn des vorigen Jahrhunderts als Schimpfwort galt, zu den Philosophen die sich damals auch dort getroffen hätte, würde dagegen niemand Kaffeehausphilosphie sagen.
Dann gabs wieder Brot und Wein und viele mir unbekannte Gesichter, von den Stammgästen des MUSAs war eigentlich nur Gabriele Petricek da und wenn man an das Wien heute denkt, sollte einem wirklich mehr als Mozart, „Die braune Scheiße“ und die Kaffeehausliteraten des vorigen Jahrhunderts einfallen, denke ich, die Nobelpreisträgerin zumindestens oder Thomas Bernhard, aber auch der „Ohrenschmaus“, die Leute unter Dreißig und die, die bei den „Textvorstellungen“ lesen und und und….
Was den Advent betrifft kann ich anmerken, daß ich bei Klaudia Zotzmanns Adventkalender ein Buch gewonnen habe, obwohl ich meine endlos lange Leseliste ja wieder einmal beschränken wollte.
Wie es scheint, bringe ich das nicht zusammen, aber Julia Danielczyk und Wilhelm Pevny und wahrscheinlich auch Lojse Wieser wünschen sich ohnehin mehr Leser und ich bin ja eine solche, auch wenn ich inzwischen nicht mehr oft ins Kaffeehaus gehe, also sicher nicht in den Ruf einer Kaffeehausliteratin komme.
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