Weihnachtsgeschichten der 1922 in Schlesien geborenenen Ilse Gräfin von Bredow, die in Hamburg als Journalistin tätig war und schon viele Geschichten geschrieben hat.
„Ich und meine Oma und die Liebe“, sowie „Benjamin, ich habe nichts anzuziehen“, sind zwei Bände in einem mit je neun bzw. zehn Weihnachtsgeschichten, ein Fund aus dem Bücherschrank und die Geschichten sind vielleicht ein bißchen ungewöhnlich bzw. weniger spannungsgeladen auskonzipiert, wie gewöhnt.
So beschließt in „Die Nusshörnchen“ die fünfundachtzigjährige Gesa, diesmal nicht Weihnachten bei Anna und ihrer Familie zu feiern. Sie schützt diesbezüglich eine Verkühlung vor, denn sie will die heilige Nacht diesmal in einem Naturreservat verbringen, dann verläßt sie schon in der U-Bahn der Mut und zum Glück kommt der Neffe um sie abzuholen und die von Anna selbstgebackenen Nußhörnchen beginnen zu frohlocken.
Dann lernt eine etwas distanzlose Tochter, die mit ihrer Art alle Männer vertreibt, doch einen Liebsten kennen und bringt ihn, der gerne Weihnachten zu Hause feiern will zu ihrer Familie mit und in der nächsten Geschichte, leiden alle darunter daß sich zu Weihnachten immer Tante Bertha mit ihrem Gatten zur Familie einlädt.
In der Titelgeschichte des ersten Bandes, geht es um eine jugendliche Großmama, die mit der Enkeltochter nach Ägypten fährt und zu Weihnachten, die Familie überrascht, daß es bald einen kleinen Onkel geben wird, während in „Einer zuviel“, ein Ehepaar den Christbaum schmückt und dabei an ihre Tochter Jessica denkt, die erwartet wird und in der Vergangenheit durch ihre Entwicklungsstufen einiges Leben, wie die Maus Nutella, ins Haus brachte. Jetzt ist sie glücklich in Brasilien und kommt nur zu Weihnachten auf Besuch, nur leider läutet das Telefon und Jessica kündigt an, daß sie für immer bleiben wird, weil die Ehe in Brüche geht und in „Ihr Kinderlein kommet“ geht es auch um eine rüstige Oma, die ins Seniorenheim zieht, ihrem Enkel ihren Hof vermacht, der verliert dadurch seinen Job und seine Freunin und gründet eine „Arche Noah“, wo dann alle mehr oder weniger fröhlich Weihnachten feiern.
In Jugendliebe stirbt das Evchen Richter und der Witwer Herbert Felten, der nach dem Tod seiner Frau Ruth mit einer Spinne lebt, beschließt zum Begräbnis zu fahren, tut es und kehrt mit Katze Lenchen, dem Liebling der Verstorbenen zurück. Dann gibt es im ersten Band noch zwei Geschichten, in der einen feiert wieder eine Familie Weihnachten, die Töchter müßen für die Verwandten Handarbeiten herstellen und schummeln dabei, die Mutter lädt einen alten Oberst ein und ein Mops spielt auch eine Rolle, während in der anderen ein Mann seine Frau zu Weihnachten mit einem Haus am Land überrascht, im nächsten Jahr, als sie sich im Gegensatz zu ihm schon an das Landleben gewöhnt hat, kauft oder tauscht er wieder die vorige Wohnung zurück.
Die Titelgeschichte des zweiten Bandes, der wieder mit Seite sieben beginnt und sinnigerweise „Keine Chance für Lola!“, heißt, ist wie einige Geschichten der alten Dame, die am 14. April dieses Jahres in Hamburg gestorben ist, ambivalent, stammt aber sicher aus dem Erleben und zeigt auch den feinen Humor der Adeligen, die die Nachkriegszeit und das Wirtschaftswunder erlebte. Da ist Madeleine, die zwar wahrscheinlich Magda heißt, aber so heißt man heutzutage ja nicht mehr, sie will Topmodel oder Serienstar werden, ein Wunsch der wahrscheinlich von ihren ehrgeizigen Eltern stammt, die dann darüber stöhnen, wenn die Kleine „Ich hab nichts anzuziehen!“, lispelt. Sie hat aber zum Glück einen lieben Nachbarn, einem ehemaligen Zoowärter, der ein bißchen ausglich und den Ersatzopa spielte und bei Madeleine auch eine „Affenliebe“ erzeugte, die die Puppe Lola im Kinderzimmer verdrängen. Der kommt nach einem Schlaganfall ins Heim, die Kleine besucht ihn häufig und verwirrt die Schwester am Empfang durch ihr herausgeputzes Aussehen, als er aber um Weihnachten stirbt gibt es Tränen und von ihm zu Weihnachten ein letztes Geschenk, ein Äffchen, das man aufziehen kann und das dann den Nachkriegsschlager „Benjamin, ich hab nichts anzuziehen!“, trällert.
In „Geliebte Landplagen“ geht es, wie bei der Gräfin Bredow öfter, um drei alte Damen, die nicht mehr Autofahren können und beschließen endlich einmal Weihnachten zusammen zu feiern, was dann an den Anurfen der Kinder scheitert und die Taxis fahren sie dorthin.
In „Spaß gehabt“ sind es zwei Schwestern, von denen die eine immer im Schatten der anderen stand, denn die tollte Bettina nahm dem Evchen immer alles weg, zuerst die Spielsachen, dann die Männer, den Horsti und den Rudolf, den hat Bettina geheiratet, jetzt hat er auch einen Schlagenfall erlitten und sich zu einem Nörgler entwickelt und die Schwester ruft bei dem Evchen, das inzwischen in der Stadt lebt und einen eigenen Freundeskreis hat, an und lädt sie zu Weihnachten zu sich ein. Die will zuerst nicht, kommt dann aber doch und Bettina zieht sich zum Verwundern aller mit einem Asthmaanfall ins Krankenhaus zurück, hat aber schon vorgekocht, so daß es für Rudolf und Evchen, der schließlich gar nicht so viel nörgelt, wunderschöne Weihnachten werden. Bettina kommt danach zurück, erkundigt sich suiffisant „Na ein bißchen Spaß gehabt?“ und bekommt noch einen Blumenstrauß und einen Brief vom Horsti, der inzwischen Chefarzt geworden ist und Bettina, für die schönen Tage, die er mit ihr im Krankenhaus verbringen konnte, dankt und in „Unverhofft kommt oft“ geht es um ein Putzteufelchen, das sich zwar alle ihre Männer wegputzt, bzw. vertreibt, am Schluß von einer alten Neunzigjährigen eine schöne Eigentumswohnung mit viel Silber, das sich herrlich putzen läßt, erbt.
Weiter geht es mit den Geschichten der Nachkriegskindergeneration, die sich noch Jahrzehnte später an Lungenhaschee als Weihnachtsessen erfreut, das benachteiligte Lieschen erweist sich als gute Tiermutter und ein Ehepaar, nicht zu Unrecht wird die feine Ironie, am Büchrücken gelobt, das sich ebenfalls benachteiligt vorkommt und gerne an der Prominenz der anderen mitnascht, verkauft seinen Stolz, das Entchen Luise an einen Herrn der Upperclass und kauft sich dafür einen Fernseher.
Ein Junge lernt ausgerechnet am Weihnachtsbabend sprechen, als seine Eltern eine eher schwierige Bürokollegin einladen und eine alte Frau namens Monika verwechselt bei den Weihnachtsbesuchen ihre Söhne und löst dadurch große Verwirrung aus.
Köstlich, köstlich diese Nachkriegsgeschichten, die sich ein bißchen über die Aufbaugeneration lustig zu machen scheinen, ein bißchen antiquiert wirken und doch offebar erst 2011 geschrieben oder herausgegeben wurden.
Das wohl berühmteste Bredow-Buch „Kartoffeln mit Stippe“ hätte ich vor kurzem im Schrank gefunden, habe es aber gemäß meinen neuen Vorsätzen, liegen lassen.
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