Noch ein Weihnachtsbuch und diesmal ein spirituelleres „Gesegnete Weihnachten“ aus dem „Herder-Verlag“, ich habe es, glaube ich, im Jänner oder so in dem kleinen Kästchen bei der Buchhandlung „Kuppitsch“ gefunden, wo die vielleicht ihre unverkauften Weihnachtsbücher entsorgten und im Vorwort stellt Ulrich Sander, der schon mehrere „Herder-Weihnachtsbücher“ herausgegeben hat, dieses hier ist der Weihnachtssonderband 2013, die Frage ob „Weihnachten nicht alle Jahre wieder dasselbe ist?“ und beantwortet sie damit, daß man das Fest anders erlebt, wenn es das erste Fest des ersten Kindes ist oder das erste, nach dem der geliebte Partner etc, verstorben ist.
Das habe ich schon einige Male erlebt, ist ja mein Vater 1995 und mein Schwiegervater vor zwei Jahren am Freitag vor Weihnachten verstorben und zur Seelenmesse meiner Schulfreundin Edith Brocza bin ich auch einmal an einem achten Dezember hinausmarschiert und diesmal habe ich am Samstag den neunzigsten Geburtstag von Friederike Mayröcker mit Ö1 gefeiert und am Tag darauf kam die Todesnachricht der Schlagerlegende, ich sage das jetzt mal so, Udo Jürgens, der kurz nach seinem achtzigsten Geburtstag „mitten aus dem Leben“ hinausgerissen wurde.
Ein Weihnachten, das vielen dadurch vielleicht, trotz all dem Streß, das das ruhigste Fest des Jahres, ja vielleicht macht, im Gedächtnis bleiben wird.
So fragt die Sozialpädagogin Andrea Schwarz, die auch schon bei „Herder-Weihnachtsgeschichten“ mitgeschrieben hat, gleich zu Beginn „Und was haben Sie vergessen?“, während Gert Böhn und Johannes Pausch „Das Leben entschleunigen“ wollen und auch der 1961 geborene Theologie Professor Kristian Fechtner spricht von „Entrümpeln“ und stellt sich vor, wie er in seiner Weihnachtsstube zuerst einmal die Weihnachtsmänner und die Lichterorgeln hinausschmeissen wird.
Dann kommt er zu den persönlichen Erinnerungen und da wird es vielleicht schon schwieriger, denn natürlich kann ich loslassen, daß ich als Kind Weihnachten nicht so positiv erlebt habe, denn da ist die Mutter vom Kindergarten oder dem Kleiderladen, wo sie putzte, nach Hause gehetzt, hat bis in die Nacht weitergeputzt und am nächsten Tag gab es dann Streit mit dem Vater, der mir erklärte, daß es es keine Geschenke gibt, wenn ich nicht „an das Christkind“ glaube, was er wohl für pädagogisch hielt. Kann ich vergessen natürlich, aber dann fehlt ein Teil meiner Biografie und das erste Weihnachten ohne ihn und den Gang zur Wotrabakirche vor zwei Jahren, will ich eigentlich nicht vergessen.
Dann geht es weiter mit dem „Zu sich kommen“, was für die Christen, wie wahrscheinlich auch für alle andere Menschen, sehr wichtig ist, innehalten vom Putzen, einkaufen, erledigen und „Achtsam“ auf das große Fest warten, wie uns der Franziskanerpater Richard Rohr erklärt.
Margot Käßmann bringt in ihrem Text „Ein Licht anzünden“ zuerst einmal ein Gedicht von Jochen Klepper, da gibt es keine Biografie im Anhang, so googlete ich nach, daß der 1903 in Beuthen an der Oder geborene, einer der bedeutensten Dichter von geistigen Liedern im zwanzigsten Jahrhundert ist. 1942 sollte seine Familie deportiert werden, so ist er am 10. Dezember mit ihnen gemeinsam in den Freitod oder Selbstmord gegangen.
Das war der erste Teil des Buchs, der „Auf den Weg zum Fest“ begleiten sollte.
Der zweite ist dem „Wunder von Weihnachten“ gewidmet und da wird zuerst die „Biblische Weihnachtsgeschichte“ erzählt. Es gibt ein Gedicht von „Novalis“ und eine Weihnachtsgeschichte aus Dänemark, von Christa Spilling-Nöker, erzählt.
Da kommen „Weihnachtsgäste“ in ein Dorf, klopfen beim reichen Bauern an, der sie natürlich abweist, die Armen geben ihnen Quartier und schlachten ihren Widder (was kann das arme Tier dafür, kann man jetzt fragen, aber ich bin auch keine Vegetarierin) und dürfen sich am Schluß soviel, wie der Widder Häörner hatte wünschen. Sie wünschen sich ihr „tägliches Auskommen und einen Platz“ im Himmel. Die Gäste gehen und die Kuh und die Sau bekommen aufeinmal viele kleine Nachkommen, so daß das Paar reich bzw. wohlhabend wird, das läßt den Reichen keine Ruhe, sie fragen nach und als die Weihnachtsgäaste im Jahr darauf wiederkommen ist natürlich Platz im Haus für sie. Sie dürfen sich auch was wünschen und lügen den Gästen vor, daß ihr Widder vier Hörner hätte. Also gut, vier Wünsche, nur schade, daß die Reichen damit nicht umgehen können und so vertun sie die Gelegenheiten und haben am Schluß zwei Pferde weniger als davor.
Aus Russland gibt es dann die Geschichte vom „Heckrubel“, der am Weihnachtsabend in die Tasche kommt und solange dortbleibt, so lange man keine unnützen Dinge kauft und nur an sich denkt und im dritten Teil „Jeder Mensch hat ein Geheimnis“, geht es um besinnliche Texte, die sich mit der Rolle Maria, als alleinerziehende Mutter, Josef als betrogender Ehemann und damit, daß man den heiligen Josef als Krippenfigur nur im Dreierpack mit Maria und dem Kinde kaufen kann, beschäftigen
Teil vier wird wieder literarischer, erzählt da doch Hans Christian Andersen vom „Tannenbaum“ und Gedichte Friedrich Wilhelm Weber und Christian Morgenstein, die sich mit dem Christbaum beschäftigen gibt es auch.
Und ich bin von meiner Weihnachtsfilmphase, die in eine Weihnachtsdepression mündete, über die Mayröcker-Phase schon lange wieder ab und zu meiner Leseliste und den Büchern, die ich heuer unbedingt noch schaffen will, zurückgekommen.
Meine zwei Weihnachtswünsche, die ich hätte, wenn mich jemand danach fragte, habe sich noch nicht erfüllt und ich habe auch noch keine Kommentierer gefunden, die von meinen Blog so begeistert sind, daß sie mich vielleicht für den N-Preis vorschlagen würden, hatte am Sonntag aber, oh Wunder, dreihundertsiebenundsiebzig Zugriffe, ungefähr doppelt soviele, wie sonst, Weihnachten ist also doch eine hoffnungsvolle Zeit, auch wenn sich das das als Eintagsfliege herausstellen dürfte.
Und das Dummie der „Anna“, die inzwischen an die Druckerei gegangen ist, habe ich auch schon bekommenund durchgesehen.