Es ist ein Pläydover für das Rauchen, das 2011 bei „Klever“ erschienene, als letztes von der 2010 an Krebs verstorbenen Autorin Adelheid Dahimene autorisiertes Werk.
Eine Geschichte in sieben Kapitel, ein Road oder Trainmovie, die Ich-Erzählerin sitzt im Zug von Wien nach Zürich, nach Salzburg unterwegs, um sich dort zu trennen, einen Hausstand aufzulösen, etc, es ist offenbar der Zeitpunkt, wo das Rauchen in den Zügen gerade verboten wurde, die Aschenbecher also alle zugeschmweißt, damit man nichts mehr hineinschmeißen kann.
Die Ich-Erzählerin greift, wie zufällig nach einen, nicht um zu rauchen, sondern nur, um ihn reflexhaft zu betätigen, und erlebt sich an die Wand genagelt, hochgeschnellt und gekreuzigt „meine Arme plötzlich hochgerissen durch die Erkenntnis, ein vollständiger entmündigter und überwachter Mensch zu sein“ steht auf Seite neun des Kapitels „Stationen“ und so sitzt sie bis Zürich im Zug, neben einem Farbigen mit Kopfhörern, zwei lesenden Frauen, eine hat einen Fantasyroman, die andere Alfred Adler dabei, eine dritte Frau gibt es auch noch, der Servicemann Anatol kommt und serviert Mineralwasser, der Vergewaltiger Karim taucht auf, als die anderen das Abteil verlassen haben und der Ungar Anatol befreit sie in Zürich aus ihrer Qual, schraubt sie los und gemeinsam lösen sie dann auch noch alle andere Aschenbecher, wohl um sich gegen die Entmüdigung zu wehren und das Zugmovie beginnt, eine irrwitzige Odysse, wie im Klappentext beschrieben steht.
„Die Autorin entwirft für aussterbende Stämme, wie den unseren einen grellen Mix aus Satire, Comic und Krimi-xein Hohelied auf die „Virginier“
Und so geht es es weiter, zwischen Wien, Paris, Venedig, Budapest, München, Linz und Villach, wird die rauchende Erzählerin, die eigentlich nach Salzburg will, um ihren Hausstand aufzulösen, hinundhergerissen, auf der Suche nach Anatol, dem Servicemann und der Flucht vor Karim, dem Vergewaltiger.
SMSs werden geschrieben Kündigungen und Vermißtenanzeigen angedroht, eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gibt es auch, denn auf der Rückfahrt von Zürich nach Salzburg wird von allem im Abteil lustig geraucht und der daran hindern wollende Schaffner von einem Passagier niedergeschlagen, während die anderen untätig zusahen, ja so ist es wohl für die Kettenraucher, wenn man sie am Rauchen hindern will.
Die 1956 in ÖO geborene Adelheid Dahimene habe ich 1996 in Klagenfurt kennengelernt, als sie beim Bachmannpreis gelesen hat, in dem Jahr darauf hat sie auch bei „Rund um die Burg“ gelesen und ich habe sie glaube ich, auch einmal in der „Alten Schmiede“ und vielleicht auch bei einer „Wohnzimmerlesung“ gehört.
Es gibt eine Fülle von Veröffentlichungen in der „Bibliothek der Provinz“, bei „Klever“, „Residenz“ etc, sie hat mehrere Preise gewonnen und für Kinder Jugendliche und Erwachsene geschrieben.
„Die Rauchernovelle“ ist mein erstes Dahimiene-Buch und stammt aus dem Abverkaufstapel bei „Thalia“ in der Kremsergasse.
Die Silouette eines rauchenden Frauenkopfes ist am Cover zu sehen, im Netz habe ich gerade die Literaturhaus- Rezension von Emiliy Walton gelesen und bin als Nichtraucherin diesem Pläydojer für den blauen Dunst „Rauchen kann ihre Gesundheit zerstören und ihr Leben verkürzen“, steht ja jetzt auf den Packungen, wie auch in dem Buch geschrieben steht und steht vielleicht auch mit dem frühen Krebstot der Autorin in irgendeinen Zusammenhang, ein wenig ambivalent, aber froh etwas von ihr gelesen zu haben, die mich damals in Klagenfurt, ähnlich wie Arno Geiger sehr beeindruckt hat.
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