Wieder einmal Literatur im Musa mit zwei Stipenditaten bzw. Förderungspreistrager und Canetti-Stipendium 2014 Bernhard Strobel und Lydia Mischkulnig und zwei Gegensätze, wie sie gar nicht anders sein können. Ein Zufall höchstwahrscheinlich aber sehr sehr interessant, ist ja der 1982 geborene Bernhard Strobel ein Erzähler par Excellence. Drei Erzählbände hat der junge Mann geschrieben, die ich bei einigen Lesungen hörte und er sagte auf Julia Danielczyks Frage auch, daß er nichts anderes könne und seine Form, er ist auch Übersetzer aus dem Norwegischen und hat Skandinavistik studiert, ist, daß er alles knapp und klar sehr lapidar und auch sehr realistisch erzählt.
Die ersten zwei Erzählbände sind bei „Droschl“ erschienen, beim dritten weiß ich es gar nicht so genau, die Geschichte, die er daraus gelesen hat, heißt jedenfalls „Schattentheater“ und da spricht ein Mann nicht mit seiner Frau und seinem Sohn, bzw. denkt er über die Beziehung nach. Er war in der Nacht zu lange bei einem Polterabend und hat auch zuviel getrunken, die Frau ist sauer auf ihm am nächsten Tag, als sie den Sohn zu einem Fußballspiel fahren. Sie reden nicht sehr viel miteinander, der Sohn verschwindet mit seinem Essen in seinem Zimmer, der Braten bleibt stehen, er geht in den Garten hinaus und träumt dann, daß etwas Schreckliches passiert. Aber keine Blutspuren im Zimmer des Sohnes, wo er vorher ein Schattentheater gesehen hat und dann von einem Mord träumte. Er geht dann in den Garten und zerstört die Blumen und das Gemüse, das vorher liebevoll anlegte.
Julia Danielczyk fragte dann, wie üblich ihre Kanditaten sehr genau aus und Bernhard Strobel, der in Wien geboren wurde und im Burgenland lebt, sagte, daß er Eigenheime und Häuslbauer hasse und, daß das seine Reaktion darauf zu schreiben sei.
Dann kam Lydia Mischkulnig mit ihrem neuen Roman „Vom Gebrauch der Wünsche“, die Ähnlichkeit zu Thomas Glavinic ist wahrscheinlich zufällig, bei „Haymon“ erschienen und trotz Anfrage leider nicht zu mir gekommen, aber ich kenne Lydia Mischkulnig schon sehr lange, habe ich ja ihr bei „Droschl“ erschienenes „Halbes Leben“ als sehr experimentell empfunden, ihre sprachliche Rasanz, dann 1996 in Klagenfurt erleben können und den danach erschienenen Roman, habe ich vor einiger Zeit im Schrank gefunden.
„Schwestern der Angst“ hat mir Gerlinde Tamerl geschickt und da bin ich mit der Autorin atemlos durch die Überladenheit der Charaktäre gehetzt und im neuen Roman ist das ebenso. Lydia Mischkulnig, die vor kurzem in Japan unterrichtet hat, wird immer sprachgewaltiger, mit barocker Üppigkeit läßt es sich vielleicht umschreiben, eine Überladenheit der Worte, ein Hetzen durch die Szenerie und es geht, um einen Mann namens Leon, der zuerst, Lydia Mischkulnig hat, wenn ich richtig gesehen habe, von rückwärts nach vor und dann wieder zu Mitte gelesen und dabei ihre zwanzig Minuten Lesezeit, gehörig überzogen, mit einer Imgard Muscheln gegessen, dann wird die arisierte Villa beschrieben in der er mit seiner Mamu aufgewachsen ist und wo die Mummutbäume standen, dann geht es in seine Ehe mit einer Schriftstellerin namens Elsbeth und da träumt er nicht so karg und sprachlos, wie Bernhard Strobels Helden, davon, daß er sie mit der Schreibmaschine erschlägt und die Gehirnmasse spitzt herum und nachher geht es noch ums Tangotanzen.
Lydia Mischkulnig hat Julia Danielczycks Fragen dann auch sehr wissenschaftlich beantwortet, was sie mit der Schilderung ihres Charakters erreichen wollte und die Aggressivität bleibt bei der Zuhörerin haften, die Überladenheit und die Geschwindigkeit mit der sie durch ihre Handlung hetzt.
Danach wies Julia Danileczyck auf die März-Verantaltung hin und auf die Vorlesung „Autorinnen über Autorinnen“, die heuer schon am nächsten Dienstag im Rathaus stattfindet, wo Marlen Schachinger ihre Rede auf Betty Paoli halten wird und da habe ich mich fast gewundert, Marlen Schinger beim Symposium in der „Gesellschaft für Literatur“ getroffen zu haben, aber nicht sehr lang, hat mir doch Karin Wozonig, das ist die Frau mit der Diplomarbeit über B.P am übernächsten Tag, ich glaube, aus Hamburg gemail und mich auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht, weil sie meinen Bericht gelesen hat.
Die Literatur geht manchmal wundersame Wege und Julia Danielczyk wunderte sich, als ich ihr das erzählte, daß ich noch nicht in ihrem Verteiler bin, obwohl ich sie ja zweimal angeschrieben habe und um eine Einladung zu den Preisen der Stadt Wien gebeten habe, aber manches dringt doch zu mir und auch umgekehrt, so habe ich Konstantin Kaiser der mit Andrea Pauli im Publikum war, erzählt, daß ich ihm bei der Besprechung von Gesa Olzcuks neuem Buch, die nächste Woche erscheinen wird, verlinkte, daß ich doch eine ganz gute Erzählerin sei, wenn ich nicht so manche Schnitzer mache, wird schon so sein, denke ich mir inzwischen, was habe ich aber davon, wenn ich das nur so en passant höre und nichts wirklich damit weitergeht?
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