Wiedermal ein Wochenende als Einzeldeligierte bei der GV der IG-Autoren, Berufspolitik für eine, die ja eigentlich sehr jenseits steht und trotzdem oder wahrscheinlich gerade deshalb so begierig, Jahr für Jahr zu den Sitzungen geht. Seit den Achtzigerjahren, das habe ich schon einmal geschrieben, tue ich das schon, zuerst war das, glaube ich, in der Annagasse, da kann ich mich daran erinnern, wie Gerhard Kofler mit einer Aktentasche kam und daraus ein Buch, wahrscheinlich seines, nahm und es jemanden gab oder zeigte, später dann im Literaturhaus.
Es beginnt Samstag um zehn oder eine halbe Stunde später, bis die Beschlußfähigkeit gegeben ist, so steht man herum, trinkt Kaffee, ißt von dem bereitstehenden Kuchen, nimmt sich die Anträge, die später behandelt werden oder tratscht und plaudert mit den Kollegen, die oftmals aus den Bundesländern angereist kommen und die man nur einmal im Jahr nämlich bei den IG-Autoren sieht oder auch andere, die Frauen vom Arbeitskreis oder vom Lesetheater, die waren heute eher dünn gesäht, aber die Rizys waren da, Christl Greller, die mir später ihr „Podium-Gedichtbändchen“ zum runden Geburtstag schenkte und andere, von denen ich nur die Gesichter, aber nicht die Namen kenne.
Um halb elf eröffnete Gerhard Ruiss, entschuldigte einige Kollegen, gab den Rechnungsbericht durch und erzählte wieder einmal, was die IG alles so, trotz schrumpfenden Budgets für ihre Mitglieder macht. Auftritte bei den Messen in Leipzig oder Frankfurt, den Stückebörsekatalog und die Aushandlung des Mustervertrages, der ja vor kurzem groß gefeiert wurde.
Peter Paul Wipplinger, ein engagiertes Vorstandsmitglied fragte, wann wieder Geld für das „Handbuch der IG Autoren“ da sei, das letzte ist, glaube ich von 1995 oder Anfangs 2000, also total veraltet und wieder wurde diskutiert, ob sich da eine Printausgabe überhaupt lohnt?
ich sage nein, denn wenn die fertig ist, ist der erste schon gestorben oder umgezogen und die Adresse stimmt nicht mehr, aber Gerhard Ruiss, von dem ich am Morgen im Schrank das Gedichtbändchen „Cafe Sarajewo“ gefunden hätte, aber leider hatte ich mir das Büchlein vor Jahren, als der „Thalia“ noch „Amadeus“ hieß und in der unteren Marihilferstraße angesiedelt war, um zehn Schilling gekauft, was Gerhard Ruiss, als ich ihm das damals erzählte, sehr empörte, das seine Bücher in Abverkaufskisten liegen, ist der Meinung, daß die IG das Personal nicht hat, eine Online-Ausgabe zu betreuen.
Dann folgte Ludwig Laher auf das Podium und stellte eine Studie vor, die der für die IG erstellte, nämmlich eine Befragung von dreihundert ausgewählten österreichischen Autoren, Selfpublisher waren natürlich ausgeschloßen, als ob die nicht schreiben könnten, wie sie es mit der Rechtschreibung hielten und interessant ist, etwa zehn Prozent halten sich an die alte, zehn an die neue und der Rest mischt.
Da habe ich ja auf meinen Blog die Erfahrung gemacht, daß ich immer wieder darauf angeschrieben werde, daß ich mich an die alte halte, bzw. überhaupt an meine eigene und ich war Anfangs verwundert, weil ich dachte, das täten alle, die jüngeren haben die neue aber inzwischen in der Schulde gelernt und verwenden sie wahrscheinlich deshalb, die meisten Autoren mischen und die IG unterstützt, was ich auch sehr tröstlich finde, die individuelle Schreibweise, will sich in ihren Aussendungen aber an die Mehrheitsmeinungen halten. Das wurde auch abgestimmt und interessant ist da, daß die meisten Autoren, sich bezüglich des scharfen „ß“ angepasst haben. Ich, wie man sieht, nicht und wurde da auch schon einmal angegriffen.
Es ging dann weiter mit Fragen bezüglich der Zentralmatura und dem Deutschunterricht, das soll jetzt Deutsch und Literatur heißen und eine Leseliste soll es auf Empfehlung der IG auch geben, in der Ausbildung der Studenten soll die Literatur aber nur sehr verkürzt vorkommen, so nach dem Motto, daß der Student nach bestandener Prüfung den Hörsaal verläßt und laut „Juchu, nie wieder lesen!“, schreit.
Das ist ein Witz, aber es gibt in Niederösterreich ein Projekt, das heißt „Schulhausroman“, da schreiben Autoren, wahrscheinlich auch keine Selfpublisher mit Hauptschülern an einen Roman, um ihre Kreativität zu fördern, ihr Selbstbewußtsein zu steigern, sie von Gewalt und Extremissmus abzuhalten, etc und obwohl das sicher ein sehr förderbares Projekt ist, wurde der Geldhahn abgedreht.
Dann gab es die Mittagspause mit dem traditionellen Würstlbuffet, Wurst und Käse und Obst gab es auch und ich unterhielt mich mit O.P. Zier über seinen neuen Roman, den ich vor kurzem gelesen habe und mit Judith Gruber, die meinen Blog regelmäßig liest, etwas später über die Störungen, die ich mit meinem verschmutzen Lüfter hatte.
Dann ging es weiter mit den Anträgen, über den ORF und darüber, daß das Funkhaus ausgegliedert und Ö1 vielleicht eingestellt werden soll, haben wir schon früher diskutiert, Peter Paul Wipplinger hatte noch zwei über rechtsradikale Äußerungen und die Familienministerin will das gedruckte Schulbuch abschaffen und durch ein I Pad in der Hoffnung ersetzen, daß die Schüler dann so vom Computer genug kriegen, daß sie am Nachmittag auf Bäume klettern.
Auch eine seltsame Idee, aber insgesamt scheint das Kulturgut Buch und das Lesen schon ein bißchen bedroht zu sein.
Es gab noch einmal Kaffee und Kuchen und um halb sechs wieder Wurst und Käse und am Sonntag wird es mit Anträgen von El Awadalla und anderen, bezüglich Lesehonorae, Antragsformulare etc, weitergehen.
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