Sollte sich je ein Lieraturwissenschaftler mit meinem Werk oder meinen Blog befassen, wird ihm oder ihr mein leichter Hang zu den literarischen Verwechslungen auffallen.
Ich nenne das ja immer ein bißchen legasthen, wenn mich jemand darauf anspricht, bin aber 2003 am Samstag bevor ich das zweite Mal in Graz beim Ö1 Qizz antratt und mich gegen meine ärztliche Konkurrenz nicht durchsetzen konnte, ins Radiokulturcafe gegangen, weil da eine Sendung über Alexander Sacher- Masoch lief, weil ich dachte, das kommt vielleicht und habe ihn natürlich mit dem Leopold verwechselt.
Die Linda kann man auch mit der Andrea Stift verwechseln oder mit der Andrea Winkler und die Evelyn Grill mit der Andrea, aber nein, das passiert mir nicht, da habe ich bloß einmal einen Namensartikel darüber geschrieben, aber als ich Ende der Achtziger- Anfang der Neunziger Jahre in Harland saß und einen Verlag für meine „Hierarchien“ suchte, habe ich die auch an den „Weilburg-Verlag“ des Peter Zumpf geschickt, der war in Wiener Neustadt und ich habe von ihm, wie ich meinte, ein liebes Brieflein bekommen, etwa „Das ist sehr interessant, obwohl wirs leider nicht bringen können!“
So habe ich es jedenfalls verstanden, dann machte es der Jack Unterwieger, schickte ein Exemplar an „Literatur aus Österreich“, die damalige niederöstereichische Literaturzeitschrift, in der es mir, glaube ich, nur einmal über Umwegen gelungen ist, etwas zu veröffentlichen, obwohl es mir der Johannes Twaroch sehr lang versprochen hat, Peter Zumpf hats besprochen und eine vernichtende Kritik hingelegt, etwa so „Wenn man das nicht gelesen hat, hat man auch nichts versäumt, etc!“, etwas, das ich zwar auf meinen Blog auch schon hörte, aber nach dem ersten Brief nicht ganz verstand, ja damals war ich noch naiv und um zu erklären, was das ganze mit den Verwechslungen zu tun hat, in dieser Edition ist auch ein Bädchen „Weinstein“ von Peter Schuster, dem Mitherausgeber erschienen, das irgendwie zu mir gekommen ist und das in Harland im Küchenregal steht und heute wurde in der „Alten Schmiede“ die zweitelige Werkausgabe von Bruno Weinhals 1954-2006 „Sprachdenker und Geschichtensucher“ in der Literaturedition Niederösterreich von Helmut Neundlinger herausgegeben, vorgestellt.
Da habe ich gedacht, das wäre der Autor dieser Edition und bin hingegangen, weil ich mich ja für das literarischen Lebens Niederösterreich im besonderen und auch überhaupt interessiere.
Die Veranstaltung war auch hochkarätig besetzt, was mich ein wenig gewundert hat und vielleicht schon ein bißchen an eine Verwechslung denken ließ, aber wahrscheinlich bin ich dem Autor schon in der „Literatur aus Österreich“ oder im „Podium“ begegnet, jedenfalls hielt Evelyn Polt-Heinzl ein Referat und hat bei der Herausgabe mitgearbeitet und Manfred Mixner, der in den Achtzigerjahren, als ich noch wild herumschickte, Rundfunkredakteur gewesen ist, jetzt ist er in Pension, lebt in Schweden und hat zwei Romane in der „Editon Keiper“ veröffentlicht. Wenn ich wieder nichts verwechsle, habe ich, als ich noch in der Otto Bauergasse wohnte, von ihm eines meiner Manuskripte zurückbekommen und da war dann auch eines eines anderen Autors drinnen, was ich sehr interessant fand.
Außerdem stand noch die Tochter, eine 1993 geborene Germanistikstudentin, am Programm und das Publikum scheint, wenn ich es richtig mitbekommen habe, aus Freunde der Familie und Studienkollegen der Tochter bestanden zu haben.
Gabriele Ecker war natürlich auch da, Kurt Neumann leitete ein und Helmut Neundlinger, den ich vor kurzem bei einer Wendelin Schmidt Dengler Werkpräsentation gehört haben dürfte, erzählte, daß der Nachlaß an das Land Niederösterreich“ gegangen ist und er mit der Herausgabe beauftragt war, was viel leichter war, als bei Schmidt-Dengler, weil sehr geordnet und er hat auch Briefe gefunden, die zwanzig Jahre alt waren und sich auf eine Lesung in der „Alten Schmiede“ bezogen. Kurt Neumann hat Bruno Weinhals eingeladen und noch ein paar andere Mitlesende vorgeschlagen, aber die haben ihm nicht gefallen, so daß er schließlich mit anderen gelesen hat.
Dann gab es gleich noch eine Assoziation mit der „Alten Schmiede“, nämlich den „Odysseus“, mit dem hat sich Bruno Weinhals nämlich sehr beschäftigt und hat zuerst eine Erzählung darüber geschrieben, später ein Romanprojekt geplant, das allerdings nicht fertig wurde, bzw. als nächstes von der Edition veröffentlicht werden wird.
Helmut Neudlinger las ein Stück daraus und Manfred Mixner machte seine literaturwissenschaftlichen Anmerkungen dazu. Dann kam Kurt Neumann auf die Bühne und las ein Stück aus einer Abenteuergeschichte „On the Rocks“, anschließende kam Evelyne Polt-Heinzl mit ihren Erläuterungen.
Sie hat die Abenteuergeschichten, davon scheint es mehrere zu geben, als Studentin gelesen, sie sind in der „Edition Maori“ erschienen und sie erklärte dann genau, warum sie zu früh oder zu spät gekommen sind, um bekannt zu werden.
Manfred Mixner kam noch mit der Assoziation eines anderen schwer verlegbaren Dichters, der es nicht ganz in den Literaturbetrieb geschafft hat, ein Steirer namens Wilhelm Muster und dann kam Roxane Dalinger und las Gedichte ihres Vaters. Sie hat auch einen Beitrag in dem Buch über die väterliche Bibliothek, die sie zum Lesen gebracht hat, das weckte dann bei mir Assoziationen, aber meine Tochter studierte nicht Literaturwissenschaft und trägt meine Bibliothek, die ich ihr einmal vererbe, vielleicht zu den offenen Bücherschränken, wenn es die dann noch geben sollte.
Bruno Weinhals war auch noch Musiker und so ist eines der Gedichte auch seiner Gitarre gewidmet und sie erzählte, daß es unmöglich war, bei ihm aufzuwachsen und seine Musik nicht zu hören, mit seinen Gedichten bzw. seiner Literatur hättte sie sich erst später beschäftigt, da ist die Herausgabe der zwei Bände gerade richtig gekommen.
Die habe ich mir dann angeschaut um herauszukommen, ob Bruno Weinhals, der mit dem „Weilburg Verlag“ und dem „Weinstein“ ist, eine Dame, die die Bücher für Freunde kaufte, erzählte mir, daß er in Stockerau aufgewachsen ist und sie im gleichen Haus mit ihm lebte und mein Hang zu den literarischen Verwechslungen hat mich heute wieder um eine Anekdote reicher gemacht.
Ich habe beim Nachgooglen jedenfalls herausgefunden, daß die Edition schon im Herbst im Literaturhaus vorgestellt wurde, da ist sie offenbar an mir vorbeigegangen. Bei „Amazon“ gibt es noch keine Rezensionen und der Abend hat mich an den über Alfred Paul Schmitt erinnert, den ich vor einigen Jahren hörte und über mein Schreiben, ich bin ja auch eine literarische Außenseiterin, die unverdrossen ihren Weg weitergeht, kann ich denen, die es interessiert, berichten, daß ich, nachdem ich gestern während einer abgesagten Diagnostik, alle Fenster und auch sonst die Praxiswohnung putzte, frei bin für die „Verwandlungen einer Bibliophilin“, die erste Szene habe ich ja schon am Freitag geschrieben, als eine Klientin nicht gekommen ist und am Montag korrigiert, jetzt habe ich die zweite, wo die Yasmin Bilic aus dem Haus, wo die Großmutter Hausbesorgerin ist, rennt und sich Sorgen über das Verschwinden ihrer Freundin Selma macht, geschrieben, korrigiert muß sie noch werden und ich bin frei mich so weit es geht in das Romanprojekt, für das ich die letzten Wochen ja einiges recherchiert und gelesen habe, einzulassen.
Mal sehen, ob und wie es mir gelingt und wie lange ich dazu brauchen werde?
Ich bin die Dame, die im selben Haus, genauer im selben Gebäudekomplex, dem Gewerbehof in Stockerau, wie das Kind Bruno Weinhals gewohnt hat. Damit hat sich auch schon die persönliche Bekanntschaft. Besser kannte ich seine Eltern, besonders seinen Vater, der im Kaufhaus Hellmer gleich gegenüber die Schuhabteilung leitete. Viele Jahre später, nach Studium und längeren Auslandsaufenthalten, stieß ich in den frühen 80erJahren zufällig auf seinen Namen, als ich im Literaturhaus in Wien nach Texten zeitgenössischer Autoren für meine AHS-Oberstufenschüler/innen suchte. Bruno Weinhals war also Schriftsteller geworden und beschäftigte sich ausgerechnet mit Odysseus (womit sonst, wie wir mittlerweile erfahren haben); leider nicht das, wonach ich damals suchte und dessen Qualität sich mir auf die Schnelle auch nicht erschloss – für diese Lektüre muss man sich Zeit nehmen, wie ich mittlerweile weiß und welcher Mühe ich mich jetzt gerne unterziehe. Im Herbst vergangenen Jahres hörte ich seinen Namen in einer Literatursendung auf Oe1 erwähnt und wurde neugierig. Es gelang mir das „Fabulierbuch“ (2000) billig antiquarisch zu erstehen (noch war ich skeptisch und nicht bereit mehr Geld für etwas auszugeben, was mir vielleicht nicht gefallen würde) und seitdem hat mich Bruno Weinhals an seiner Angel! Dieses schlanke Buch ist eine literarische Kostbarkeit (beim Ritter Verlag noch auf der Backlist erhältlich), die mehrfache Lektüre einfordert, aber auch belohnt. Zugleich kann ich aber auch die Vorbehalte der verschiedenen Verlage nachvollziehen, die zwar die hohe Qualität der einzelnen Texte erkannten, sich aber nicht zur Publikation entschließen konnten. Zu eigenwillig musste ihnen die Textauswahl erscheinen, zu uneindeutig die Zuordnung der Textsorten in fixe Kategorien.
Die Texte der neuen zweibändigen Ausgabe der Niederösterreichischen Literaturedition stammen aus anderen Quellen (wohl aus Gründen des Copyright), aus dem nicht mehr existierenden Maioli-Verlag bzw. aus dem Nachlass. So fehlt leider „Odysseus‘ Heimkehr“ (eigentlich unverzichtbar in einer Anthologie mit Texten von Weinhals), aus dem Herr Neundlinger einen Abschnitt vorgelesen hat.
Das bringt mich zur Veranstaltung in der Alten Schmiede. Die hochkarätige Besetzung war für mich nach meiner Auseinandersetzung mit den mir zugänglichen Texten von Bruno Weinhals nicht verwunderlich und doch hätte ich mir noch Besseres erhofft: nämlich einen wirklich kompetenten Rezitator (Herr Neumann war noch am besten), der die äußerst präzise und dabei dichte Sprache hätte zur Geltung bringen können. Diese Sprache braucht den Nachhall am Ende jedes Satzes, jeder Phrase. Frau Polt-Heinzl hat die Abenteuergeschichten (aus „Alle Namen der Welt“) in den passenden literaturhistorischen Rahmen gestellt, aber offensichtlich nicht das „Fabulierbuch“ gekannt, denn sonst hätte sie sich nicht zu der Feststellung verleiten lassen, Weinhals‘ Texte wären bei aller Komplexität eh relativ leicht zugänglich, man müsse sich nicht in jedes Wort vertiefen. Diese Texte sind wirklich nicht kulinarisch, nährend aber schon.
P.S. Ich werde bei Ihren Blog öftermal vorbeischauen, liest sich anregend.
Kommentar von Mag. Brigitte Dobes — 2015-02-28 @ 19:19 |
Vielen Dank für die sehr interessanten Zusatzinformationen, wie schon erwähnt, war ich wohl auf einer völlig falschen Fährte, als ich zu der Buchpräsentation in die „Alte Schmiede“ gegangen bin, habe ich doch Bruno Weinhals offenbar für Peter Schuster gehalten.
Trotzdem müßen mir sein Name und seine Texte schon irgendwo untergekommen sein.
Auf meiner Leseliste habe ich nichts gefunden, ich denke nach wie vor, wahrscheinlich in Literaturzeitschriften.
Für mich war es ein spannender Abend und weil ich auch Psychologin bin, hat mich besonders, das was die Tochter über ihren Vater sagte, berührt.
Die Qualität des Lesens ist mir da nicht so wichtig, vielleicht weil ich auch öfter lese und keine ausgebildete Schauspielerin bin, aber die Texte, die ich beispielsweise im Rundfunk hatte und die von Schauspielern gelesen wurden, haben mir meistens nicht gefallen, weil man das wahrscheinlich subjektiv anders wertet.
Evelyne Polt-Heinzl ist, glaube ich, eine sehr kompetente Literaturwissenschaftlerin, die sich mit sehr vielen unterschiedlichen Themen beschäftigt, da muß man dann wohl auch oft in die Sache hineinspringen und hat sich vielleicht nicht so mit allem so beschäftigen können, weil die Zeit die man hat, wahrscheinlich auch begrenzt ist.
Da ich ja selber keine Ahnung von Bruno Weinhals Werken hatte, ist mir da nichts aufgefallen, mich hat eher beeindruckt, daß sie sagte, sie hätte ihn schon als Studentin gelesen.
Fein, daß Sie mich gefunden haben, vielen Dank für Ihre Zusatzinformationen, mal sehen, was ich noch über Bruno Weinhals hören oder lesen werde, jetzt bin ich ja sensibilisiert und werde sicher nach seinen Werken greifen, wenn ich sie einmal in den Bücherschränken, in die ich ja öfter schaue, finden sollte, weil mich die sogenannten literarischen Außenseiter und Einzelstimmen sehr interessieren und ich sie wahrscheinlich, wie die Puzzlestückchen in mein literarischen Weltbild hineinfügen möchte.
Kommentar von jancak — 2015-02-28 @ 19:34 |