Die 1970 geborene Oberösterreicherin Marlen Schachinger, kenne ich, glaube ich, aus der Zeit, als sie ihr erstes Buch „Morgen, vielleicht“ bei Ruth Aspöck verlegte, das habe ich, glaube ich, mit ihr bei einem Fest für Kurt Neumann getauscht, dann habe ich eine Zeitlang mit ihr in der Frauenlesegruppe des ersten Wiener Lesetheaters gelesen und sie bei den Jour Fixes im Cafe Engländer getroffen.
Ich bin dann dort nicht mehr hin, weil ich ja, weil keine Schauspielerin, nicht so gerne die Texte anderer lese, lieber zuhöre oder selber schreiben und Marlen Schachinger, die damals, glaube ich, unterrichtet hat, hat inzwischen Karriere gemacht.
Einige der Frauen, die ich um das fröhliche Wohnzimmer, um das Lesetheater oder die „Edition Exil“ herum kennengelernt habe, haben das inzwischen, Lisa Spalt und Julia Rabinowich ist das inzwischen gelungen, anderen nicht und Marlen Schachinger hat auch irgendwann beim Klagenfurter Literaturkurs teilgenommen.
Dann habe ich sie einmal bei dieser Leipziger Lesung Hausdurchsuchung oder so in der Hauptbücherei mit einem Tonband getroffen und kurz darauf habe ich bei einer Veranstaltung über Schreibwerkstätten im Literaturhaus erfahren, daß sie eine eigene Schreibakademie hat. In der Zeit des Lesetheaters hat sie einige Bücher bei „Kitab“ etc verlegt und einen Krimi, den mir der Alfred bei einer Lesung in der Hauptbücherei, die sie schon hatte, kaufte und den ich dann für das „Thalia“ oder „Amadeus-Magazin“ besprach, die Rezension ist aber nicht erschienen.
Vor zwei Jahren sind zwei Romane von ihr erschienen, einen „Ihre Werke folgen ihnen nach“, habe ich gelesen, weil er ja auch über den Literaturbetrieb geht, ein Thema, das mich sehr verfolgt, letztes Jahr hat sie in Klagenfurt, glaube ich, eine Bachmannvorlesung gehalten und in der GAV-Jury war sie auch einmal und hat sehr streng bewertet.
Beim Betty Paoli Symposium im Jänner habe ich sie wieder gesehen, zwei Tage später hat mir Karin Wozonig gemailt, sie würde heuer die „Autorinnen feiern Autorinnen-Vorlesung über Betty Paoly“ am zehnten Februar im Rathaus halten und als ich dann bei ihr nachgegooglet habe, habe ich noch herausbekommen, ihr neuer Roman bei Otto Müller erscheint demnächst. Wow, die einen haben Erfolg, die anderen nicht und der Sinn dieser Frauenvorlesung ist es, glaube ich, auch, vergangene, vielleicht vergessene Autorinnen wieder zu entdecken.
Julia Danielczyk hat diese Reihe eingeführt. Letzten Juni hat Marlene Streeruwitz über Bertha von Suttner gesprochen und nächstes Jahr wird das, wie Julia Danielcyk in ihrer heutigen Einleitung erklärte, Ruth Klüger über Maria Ebner von Eschenbach tun, die da dann einen runden Jahrestag hat.
Da hätte ich gleich einen Einwand, denn es gibt auch andere vergessene Autrinnen, außer den drei genannten Adeligen, Else Feldmann würde mir da einfallen oder wenn die SPÖ schon ein „von“ will, Hermynia zur Mühlen, Grete und Urbanitzky oder Joe Lederer, Gina Kaus, Annemarie Selinko, Elisabeth Freundlich, Alma Johanna König, etc.
Betty Paoly ist aber sicher auch sehr interessant, obwohl sie, wie ich merkte, als ich nach dem Symposium ihren Namen eingab, gar nicht so unbekannt zu sein scheint, wie die Veranstalter meinen.
Gibt es da ja Karin Wozonig, die einen eigenen Blog über sie führt, ihre Gedichte, sonst vergriffen, sind auch im Netz zu finden.
Ich habe mich auf die Veranstaltung sehr gefreut, freue mich auch auf Marlen Schachingers neues Buch, und bin gespannt, ob sie vielleicht die nächste „Veza Canetti- Preisträgerin“ wird, aber da gibt es ja noch Judith Gruber Rizy, Angelika Reitzer, Lydia Mischkulnig und hundert andere Frauen und der Stadtsenatssitzungssaal, das ist der mit den Portraits der Bürgermeister, wo die Leute immer über das Lassnig-Portrait von Helmut Zilk schimpfen und ich darüber mit einer Dame ins Gespräch kam, begann sich langsam zu füllen.
Hubert Christian Ehalt eröffnete mit einer schönen Rede zu dem schönen Fest, zu dem wir gekommen wären, schade, würde ich da mal unken, daß es dazu nachher kein Brot und keinen Wein, wie bei den MUSA-Veranstaltungen gibt, denn das gehört ja irgendwie zu einem Fest, es gab aber einen wohlgefüllten Büchertisch mit all den Paoli-Biografien und Romanen, die es gibt und Marlene Streeruwitzs Festrede gibt es inzwischen auch schon zu kaufen und eine „Furche-Ausgabe“ mit einem Auszug der Schachinger Rede, die den Titel hatte „Ich war ein Weib und kämpfte wie ein Mann, oh Hoffnung du Scheherezeade“, das ist ein Zitat, bzw. eine Paoli Gedichtzeile und der Schachinger Vorrtag war sehr artifiziel und viel weniger spöttisch geladen, wie der der Frau Streeruwitz, lustig nur der Schachinger Satz, sie würdn in der weiblichen Form sprechen, die Männer wären mitgemeint und dann hüpfte sie vom neunzehnten ins einundzwanzigste Jahrhundert nach vorne und wieder zurück.
Erzählte von ihren Schreib- und Leseerfahrungen vor ihrem Laptop im Computerzeitalter, von einem N. und einen Aufenthalt in einer Therme, zitierte dazwischen immer wieder Paoli Gedichte, sprach von der Tarockrunde, die die drei Damen Ida, Betty und die Gräfin abgehalten haben, nahm, glaube ich, selber an einer solchen teil und erzählte immer wieder viel von der narrativen Erzählhaltung, schließlich ist Marlen Schachinger Literaturwissenschaftlerin und Schreibschulenleiterin.
Es war sehr lang und sehr gelehrt und man wird das Buch demnächst, wie Julia Danielczyk erwähnte, kaufen können und am Ende der Veranstaltung gab es noch, genau wie in der Gesellschaft, ein Musikstück, ein junger Rumäne spielte eine der Paoli-Gedichtvertonungen auf seiner alten Geige, die zur Zeiten der Paoli entstanden ist, so daß es doch sehr festlich war.
Karin Wozonig, habe ich gehört, ist deshalb nach Wien gekommen, ich bin aber nicht mit ihr ins Gespräch gekommen, habe mich stattdessen mit Elfriede Haslehner und Erika Parovsky unterhalten, die die „Anna“ von mir kaufte, um am Ende wieder auf mein Schreiben zurückzukommen oder an den Anfang, denn da hat Hubert Christina Ehalt ja erwähnt, daß sehr viele Autorinnen mit oder ohne i im Publikum wären.