Literaturgefluester

2015-02-02

Reise durch die Odyssee

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:14

In der „Alten Schmiede“ gab es wieder einmal eine „Stunde der literarischen Erleuchtung“ mit anschließender „Vorlesung zur Literatur“ und diesmal ging es noch ein bißchen weiter zurück in die Weltgeschichte.

Das ist wohl auch der Sinn dieser montäglichen Stunde, seine Literaturkenntnisse ein wenig aufzufrischen und so wurde die 1959 geborene Deutsche Barbara Köhler, die unlängst erst im literarischen Quartier eine Vorlesung das „Wiener Kolloquium zur neuen Poesie“, während ich mit Margot Koller in einem Konzert gewesen bin, gehalten hat, eingeladen, sich mit Homer und der „Odyssee“ zu beschäftigen.

„Umstritten“ steht im „AS-Programm“ nach dem Namen in der Klammer, was mich ein bißchen verwirrte und ich nach und nach verstanden habe, daß das wohl ein bißchen wie bei Shakespeare ist, bei dem ich auch keine besondere Expertin bin.

Kann ein Einzelner wirklich die vierundzwanzig Gesänge verfaßt haben, da gibt es wohl verschiedene Meinungen und den Dichter können wir da wohl genausowenig fragen, wie Herrn von Lohenstein, ob er bei seinem Langgedicht an Geschlechtskrankheiten dachte, wie die Psychologin in mir, vorige Woche vielleicht ein bißchen keck vermutete.

Ich bin, wie ich immer sage, als ehemalige Hauptschülerin keine Expertin der griechischen Sagen, die sind an mir ziemlich vorbeigegangen, bzw. in Bruchstücken immer wieder gekommen, bin ich ja als Studentin sehr viel in die Oper gegangen.

Aber Homer habe ich weder in der Übersetzung noch im Original gelesen, so hatte ich nicht sehr viel Ahnung was heute auf mich zukommen wird und war ganz ehrlich auch nicht so ganz begeistert und wäre wahrscheinlich, wenn es ein entsprechendes Alternativprogramm gegeben hätte,  dorthingegangen, was auch so wieder nicht stimmt, denn Richard Weihs hätte es im „Textstand“ gegeben, aber zu ihm gehe ich erste nächste Woche und lasse da den Benedikt Lebedur aus.

Barbara Köhler schien auch so etwas vermutet zu haben, dann aber doch einige Homer-Experten im Publikum entdeckt zu haben, denn sie entschuldigte sich am Anfang, daß sie vielleicht zuviel erzählen und vorlesen würde und begann dann in der ersten Stunde, also bei der Erleuchtung mit dem Original, las ein paar Stellen durch die „Reclam-Übersetzung“ von 1979, die man am Büchertisch auch kaufen konnte.

Dann hat sie aber auch eigene Publikationen, nämlich „Niemandsfrau -Gesänge zur Odyssee“ und „Neufundland“, durch die las sie sich, glaube ich, auch ein bißchen und  erzählte sehr viel von den vierundzwanzig Gesängen und, wie das so ist mit der Penelope mit ihrem Gewebe, daß sie nachts immer auftrennte um nicht heiraten zu müssen und der  Kirke und den Schweinen etc, ist.

Wie geschrieben für mich ziemliches Neuland und doch wieder nicht, denn vom trojanischen Pferd habe ich natürlich schon etwas gehört und „Telemach“ von Michael Köhlmeier steht auf meiner Leseliste.

Zwei Neuerungen scheint es im neuen Jahr auch zu geben, die ich als sehr angenehm empfinde, nämlich nur eine halbe Stunde Pause, zwischen den zwei Veranstaltungen und den Ort muß man auch nicht wechseln.

Allerdings gab es diemal kein Buffet, ein Glas Wein und ein paar Soletti wären vielleicht gut gewesen, aber man muß inzwischen wahrscheinlich überall sparen und so bin ich nur im Zeitschriftensaal gestanden, habe mir ein paar Gerstl- Wimmer-Karten und die neuesten „Feribords“ herausgesucht und Dine Petrik zugehört, die einem älteren Herrn, der wahrscheinlich auch ein Dichter ist, weil er sagte, daß er in Klagenfurt einmal lesen will, die ihm erzählte, daß sie gerade „Stoner“ liest.

Ein paar junge Männer waren auch im Raum, die sich durch die Zeitschriften lasen und später teilweise sehr interessante Fragen stellten, denn im zweiten Teil ging es um einen Köhler-Text, der sich auch mit „Penelopes Gewebe“ beschäftigte.

„Wie anfangen“ las die Autorin mehrfach vor, erzählte dann von einem Vater mit seinen sieben Söhnen, die Geschichten hören wollen, daß es bei der Odyssee, um das Geschichten erzählen geht, hat sie schon im ersten Teil erwähnt und eine Graphik projeziert, die auch in ihrem „Neufundlandbuch“ zu sehen ist und, wo die Orte enthalten sind, die in den vierundzwanzig Gesängen vorkommen.

Jetzt beschäftigte sie sich mit den Worten, beziehungsweise mit den Übersetzungen, bei einem solchen Monsterwerk gibt es natürlich sehr viele und auch sehr viel Falsches und so sprang die Autorin wieder durch den Text und hinterließ dem staunenden Publikum je nach Vorwissen  einen mehr oder weniger großen Eindruck.

Wahrscheinlich war dieses bei den anderen aber größer als bei mir, denn es gab sehr viele Fragen und auch sehr viele Assoziationen. So fragte, glaube ich, einer der jungen Männer nach Christa Wolf, die sich ja auch mit diesem Thema beschäftigt hat und James Joyce und Franz Kafka, das wurde früher schon erwähnt, Vergil und Dante natürlich auch und Platon, wie Dine Petrik anmerkte.

Der junge Mann der neben mir saß, stellte die Frage, ob Homer nach seiner Schöpfung ein Butterbrot gegessen hat, man sieht die Odyssee ist sehr anregend und es gibt sie in mündlicher Überlieferung und auch in sehr viel Verschriftung, die man schon in der Bibliothek von Alexandria fand.

Kurt Neumann wies  wieder auf den Büchertisch und ich bin zwar eine sehr unerschrockene Leserin, an das Original und auch an die Nachdichtungen werde ich mich wahrscheinlich nicht so schnell heranmachen, obwohl der „Ulysses“ steht ja auf meiner Leseliste und irgendwann wird er an die Reihe kommen.

2015-02-01

Die Reinheit des Mörders

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:26

Von der 1966 in Belgien geborenen Autorin  Amelie Nothomb findet man öfter Bücher im Bücherschrank.

„Im Namen des Lexikons“ habe ich vor einem Jahr gelesen, jetzt stand „Die Reinheit des Mörders“, Nothombs Erstlingswerk, 1992 erschienen, auf meiner Leseliste, mit dem sie ihren Ruhm begründet hat und es ist, wie man in den Rezensionen lesen kann, kein üblicher Krimi, sondern eine sehr überhöhte Satire auf den Literaturbetrieb.

Da gibt es einen über achtzigjährigen, fettleibigen und äußerst unsympathischen Nobelpreisträger, Pretexat Tach mit Namen, der nur mehr ein paar Monate zu Leben hat, weil er an einem seltsamen Krebs leidet, den außer ihm nur Sträflinge auf einer Insel hatten und der beschließt, in seinen letzten Tagen ein paar Interviews an ausgewählten Journalisten zu geben.

Sein Sekretär sucht die aus und so erscheinen an vier Tagen, im Jänner 1991, als gerade der Golfkrieg beginnt, ein paar solche bei ihm und blitzen ab.

Der Erste betrinkt sich beim Interview, dem Zweiten kommt das Kotzen, ob der Schilderung, des vielen Fetts, das der Fettleibige, der im Rollstuhl sitzt und von einer Pflegerin einmal am Tag gebadet wird, täglich verzehrt, der Dritte bekommt daraus, daß die zweiundzwanzig Bücher des Nobelpreisträgers, der schon vor einigen Jahren zu schreiben aufgehört hat, ohnehin nicht gelesen werden, beziehungsweisen haben das die Journalisten nicht, die ihn besuchen, der vierte, daß er noch Jungfrau oder eigentlich Jungmann, wie es meiner Meinung nach, korrekter heißten sollte, ist oder vielleicht war es umgekehrt.

Die Journalisten treffen sich jedenfalls nach den Interviews immer in einem Cafe und spielen sich gegenseitig die Tonbänder vor.

Am fünften Tag erscheint eine junge Frau und o Gott, Pretexat Tach, ist doch ein Frauenfeind und so schmeißt er sie zuerst hinaus, sie geht aber nicht, sondern bringt ihn dazu, daß er sich bei ihr entschuldigt „Ich bitte um Verzeihiung, Mademoiselle!“, muß er sogar im richtigen Tonfall sagen. Dann bekenn sie ihm, daß sie alle seine Bücher Zeile für Zeile gelesen hat, sie zählt sie ihm und die Frauenfiguren, die darin vorkommen, auch auf.

Ein Buch fehlt dabei und das ist das, um das es geht, denn die Journalistin, Nina mit Namen hat auch, über was man nichts weiß, seine Kindheit recherchiert. Er war bis siebzehn ein schlanker schöner Jüngling, ist in einem Schloß aufgewachsen, bei den Großeltern, nachdem seine Eltern gestorben sind und hatte mit seiner schönen Cousine Leopoldine, ein Liebesverhältnis und ihr den Schwur abgenommen, daß sie nie erwachsen werden, sondern sich umbringen, wenn es soweit ist.

Das tut er dann bei ihr, als die Regel das Wasser, in dem sie baden, färbt. Er erwürgt sie, zündet das Schloß an und beginnt zu freßen, schreibt seine zweiundzwanzig Bücher, das letzte „Die Reinheit des Märders“ bleibt unvollendet, aber jetzt kann Tach es ja weiterschreiben, ihm ein Ende geben und ist auch entsetzt, daß es zwischen ihm und Nina keine persönliche Verbindung gibt, die sie recherchieren ließ, wie ja sonst in den Romanen üblich.

Sie ist nicht die Enkeltochter des Hausmädchens oder des Verwalters, sondern offensichtlich nur an Literatur interessiert und hat mit ihm auch eine Wette abgeschlossen, daß er vor ihr kriechen muß, wenn er sie verliert.

Das hat er getan, so stößt sie ihn auf den Boden, er spürt Erstickungsgefühle und hat, als er wieder am Rücken liegt oder sitzt, nur mehr das unbändige Verlangen, das Nina, zu der er nun in Liebe verfallen ist, dasselbe an ihm vollzieht, wie damals er an Leopoldine.

Sie tut es, bespricht ihr Tonband danach mit sachlich ruhigen Worten und „Die Wege, die zu Gott führen, sind unerforschlich. Noch unerforschlicher sind die Wege, die zum Erfolg führen. Im Anschluß an diesen Vorfall riß man sich um die Werke von Pretexat Tach. Zehn Jahre später war er ein Klassiker“, lauten die letzten Sätze.

Ob dieser dann auch gelesen wurde, steht nicht mehr in dem Buch, wir können darüber rätseln und auch, was es wirklich ist, daß die Bücher der widerlichsten Menschen, die nur das Negative und Entsetzliche schreiben, so erfolgreich werden und warum wir uns am Bösen ergötzen, Krimis lesen und die Autoren alles so erhöhen müssen, damit es uns als Literatur und Lesenswert erscheint, wenn wir das wirklich tun.

Ich muß mich da auch an meiner eigenen Nase nehmen, denn ich lese und sammle ja all die Bücher, obwohl ich  eigentlich gegen Gewalt und gegen den Negativismus beispielsweise eines Thomas Bernhards bin, selbst ganz anders und viel weniger erfolgreich schreibe, aber das offenbar immer noch ergründen und herausfinden möchte.

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