Jetzt wird es wieder etwas literarischer von den Krimis geht es zu Ruth Schweikerts poetischer Sprache, die 1965 in der Schweiz geboren wurde und 1994 beim Bachmannlesen einen Preis gewonnen hat.
„Augen zu“ ist ihr erster Roman, 1998 zuest bei „Amman“ erschienen. Ich habe eine TB-Ausgabe im Schrank gefunden und er ist wahrscheinlich insofern biographisch, da er hauptsächlich 1996 am dreißigsten Geburtstag der Malerin Aleks Martin Schwarz spielt, die richtig Alexandra Martina heiß, spielt.
Bei „Amazon“ habe ich eine Rezension gefunden, wo die Rezensentin meint, wegen der vielfältig miteinander verknüpften Lebensläufe und Fallschilderungen nicht viel verstanden und sich mehr auf die poetisch schöne Sprache verlassen zu haben und ich, die darin geübter bin, habe mich mit den assoziationsartigen Verknüpfungen vielleicht auch ein wenig schwer getan, aber eine interessante Schilderung der Nachkriegsgeneration gelesen. Davon gibt und gab es wahrscheinlich viele. Ruth Schweikert tut das und das ist wahrscheinlich auffällig, scheinbar distanziert.
Die dreißigjährige Malerin liegt an einem Freitag,“ am sechzehnten Juni 1994 um neun Uhr fünfzehn im Bett mit dem nicht mehr ganz jungen Mann, Raoul Felix Lieben, wird mit ihr ein Kind zeugen, das später namenlos und vor seiner Geburt sterben wird.“
Ungefähr so hüpft Ruth Schweikert in neun Kapitel mit schönen Überschriften, einen Vor- und einen Nachspann nach vor und zurück und erzählt vom Leben jener Malerin, die in einer Kleinstadt mit zwei Brüdern aufgewachsen ist, die Mutter eine Deutsche, ist kriegsgeschädigt, weil sie 1942, glaube ich, bei einem Bombenangriff, ihre Familie verlor, das verleitete sie zum Trinken, die Ärzte verordneten Medikamente, die Tochter verleugnet daraufhin ihre Weiblichkeit, beginnt sich zu schneiden, wird zu einem Psychologen geschickt, wo sie offenbar Stunde um Stunde um ihr Geld schweigen darf.
Sie ist mit Achtzehn, nach der Matura schon schwanger von zu Hause weg und nach Zürich gegangen. Hier hat sie mit Philiph zwei Kinder, die manchmal vom Vater betreut werden. Sie hatte auch eine Beziehung zu einem Silvio, die sie wegen dem Juden Raoul verließ, der Kriegsberichterstatter ist und in der Welt herumreist, um Kindersoldaten zu interviewen.
Ihr Vater hat ihre Mutter verlassen, läßt sie aber noch in dem Haus wohnen und besucht sie auch manchmal. Die Mutter kommt in die Psychiatrie und nimmt sich dort mit Pharmaka das Leben, so daß sich die Familie nach Alexs dreißigsten Geburtstag bei ihrem Begräbnis wiederfindet.
Da drückt ein junger Pfarrer Alexs ein Briefchen in die Hand, das sie nach Wunsch der Mutter, bei der Trauerfeier lesen soll. Da bezieht sich die Mutter darauf, wie es war im Krieg ihre Familie zu verlieren, worauf einer der Söhne, der wie der Bruder Jus studierte, die Halle verläßt.
Alex hat vor ihrer Malerkarriere sich auch als Schauspielerin versucht und da mit ihrer Freundin Ulrike zusammengewohnt und es gibt auch eine tschechische uneehliche tochter des Vaters die auch Alexandra heißt und wird einige Zeit nach der Totgeburt,ein neues Kind bekommen.
All das wird durcheinander, von vorne nach hinten und wieder zurück in einer sehr schönen Sprache erzählt. Details aus Malerbiografien werden erwähnt und Ruth Schweikart scheut auch nicht von dem Klischee, des in der Waschmaschine mitgewaschenen Kindes zurück.
Ein spannendes Stück schöner Literatur, dem man das Bemühen um die Sprache anmerkt und das deshalb auch als literarisch gilgt, könnte man so sagen.
Warum es „Augen zu“ heißt, habe ich nicht ganz verstanden, aber wahrscheinlich sind die Verdrängungen der Familienidyllen und des Wohlstandbürgertums damit gemeint.
Von Ruth Schweikert habe ich, glaube ich, noch „Ohio“ auf der Leseliste.
Kommentar verfassen