Literaturgefluester

2015-05-11

Weltbefragung

Der 1965 in Sofia geborene Ilija Trojanow ist ein sehr politischer Mensch und Autor. Weltbürger, der auf den verschiedensten Teilen dieser Erde gelebt hat, ist er auch und ich habe ihn anläßlich des Südafrika Schwepunktes, als es die „Literatur im März“ noch gab, kennengelernt. Da ist er gerade, glaube ich, gerade von Johannesburg nach Wien gekommen, hat das Festival mitkuratiert und sich in Wien niedergelassen. Den „Weltensammler“, sein Kultbuch habe ich vom Alfred einmal zu Weihnachten bekommen und gelesen, dann war ich einmal im Kino bei „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“, inzwischen gibt es den „Überflüssigen Menschen“ und eine Gesprächsreihe im Augarten-Radius zu gesellschafts-politischen Themen, wo ich bei einem Abend war, hat es auch einmal gegeben. Ich war glaube ich auch bei der Präsentation seines Romanes „Eistau“ in der „Alten Schmiede“, der, glaube ich, auch auf der Longlist des dBP gestanden hat. Dann hat es auch ein Bulgarien-Buch gegeben und wahrscheinlich noch viel anderes und jetzt eine neue Gesprächsreihe in der „Alten Schmiede“, wo zum Thema „Weltbefragung“ von ihm „sechs Gespräche mit gelehrten mahnenden und visionären Petrsönlichlichkeiten der Zivilgesellschaft“ geführt werden, wie im „Schmiede-Programm“ steht. Die Veranstaltung ist in Zusammenarbeit mit der Obdachlosenzeitschrift „Augustin“ und heute war der erste Abend mit Christian Felber von „Attac Österreich“ und „Gemeinwohl Ökonomie“, ein Name der mir nicht viel sagte. Den anderen offenbar schon, denn als ich den Kellersaal um dreiviertel sieben erreichte, war es voll, wie sonst vielleicht bei der Friederike Mayröcker und die meisten Leute habe ich nicht gekannt, also nicht die üblichen Stammbesucher. Gut, das Besucherverhalten ist mir immer ein Rätsel und ich verschätze mich meistens dabei und dann kam auch schon Kurt Neumann und stellte die neue Reihe vor, danach folgte Robert Sommer, der Chef oder leitende Redakteur der Straßenzeitung und las einen Text zum Thema Wohlstand, denn das war das Motto des Abends. „Wohlstand ist mehr“ oder „Wohlstand ist meer“, für alle die meine Rechtschreibung anprangern, beides ist richtig, denn es ist dabei um das Meer gegangen, wo die Österreicher in den Sechzigerjahren, als der Nachkriegswohlstand angefangen hat, haufenweise hingefahren sind. Natürlich nicht alle, die Obdachlosen waren nicht dabei und so hat Hubsi Kramer einen Film von vier Straßenverkäufer gemacht, die in Venedig Eis aßen. Und die die aus Afrika, Syrien etceter mit einem Schlepperboot in den europäischen Wohlstand hinüberkommen wollen, finden oft ihr ihr Grab im Meer.

Das war der literarischste Text des Abends, denn der 1972 in Salzburg geborene Christian Felber, der Politikwissenschaften, Romanistik, Psychologie und Soziologie studierte, hat zwar offenbar auch einmal einen Lyrikband herausgegeben, jetzt unterrichtet er seine Wirtschaftsphilosophie aber offenbar auf der WU und er machte gleich weiter damit und hielt einen sehr ökonomischen Vortrag, bei dem zumindest ich mir recht schwer tat, da ich doch sehr am gesellschaftspolitischen Geschehen, weniger aber an der Ökonomie interessiert bin. Ilija Trojanow stellte kurze Zwischenfragen und so ging es eine Stunde lang dahin und es wurde davon geredet, daß der Staat immer autoritärer wird, ein bißchen ging es auch über das gescheiterte Experiment des realen Sozialismus, wie Christian Felber es nannte, dann kehrte er den Psychologien heraus, sprach von Kommunikation, Zuhören und Wertschätzen, danach über die Vermögenssteuer und schließlich über das Glück. Was das Ganze mit dem Wohlstand beziehungsweise, den Wohlstandsverlierern, die die Augustin Straßenzeitung verkaufen, zu tun hat, war mir nicht immer klar. Am Schluß kam aber das Experiment, das nach Christian Felber immer klappt und das beweisen soll, daß sich die Leute doch nicht alle eine Villa am See oder sonstwo wünschen. Denn man sollte die Augen schließen und sich vorstellen, wo man wann im Leben am Glücklichsten war und da kommt dann nur bei den Provakateuren die Villa heraus. Stimmt, ich tat mir recht schwer, den Glücksmoment zu orten, das ist genauso, wie wenn mich jemand fragt, wer mein Lieblingsautor oder mein Lieblingsbuch ist, hu keine Ahnung und dann fällt mir meistens „Thomas Bernhard nicht mehr!“, ein und die „Dämonen“ von Doderer, habe ich einmal gern gelesen, der „Don Carlos“ hat mich einmal fasziniert und noch viel früher „Onkel Toms Hütte“, was vielleicht einiges über meine psychische Struktur aussagt, aber jetzt ging ess ja nicht über Literatur oder doch vielleicht, denn Ilija Trojanow, der sich auch nicht für einen einzigen Glücksmoment entscheiden konnte, sagt wahrscheinlich auch sehr viel aus über den Globetrotter, wies schon am Anfang auf die Bücher von Christian Felber hin,“ die man sich zum Normalpreis kaufen konnte.“ Der fragte dann nach der Buchpreisbindung und es wurde kurz darüber diskutiert, daß es eine Katastrophe wäre, wenn sie fiele. Da habe ich zwar auch eine etwas differenziertere Meinung, beziehungsweise kaufe ich mir die Bücher eher, wenn sie einen, zwei oder höchstens drei Euro kosten und die Leute, um mich herum kamen dann mit ihren Glücksmomenten, wie Tiere, Natur, Taufe und Hochzeit, etc, da ist mir dann schon die literarische Anerkennung eingefallen und die Villa, ich gebe es gerne zu, nicht. Christian Felber war zufrieden, Ilija Trojanow kündete noch einen zweiten Abend mit ihm über das Glück an, aber im Mai und Juni geht es mit Stefan Schulmeister und Konrad Paul Lissmann weiter zur Erforschung, wie man die Lebensbedingungen ändern könnte, einen Infotisch gab es auch mit Foldern übrer das „Gemeinwohl Ökonomie“, offenbar eine soziale Geldanlangeinitiative und mit Stefan Schulmeister kann ich noch anmerken, habe ich einmal gemeinsam in der Rahlgasse gelesen, als dort die Anna in er Schule war und es eine Benefizveranstaltung, um irgendetwas anzuschaffen, ging.

Und im Vorjahr gab es unter Kuration von Angelika Reitzer ja auch eine umfangreiche Veranstaltungsreihe über den gesellschaftlichen Diskurs.

2015-05-10

Vorschau auf „Im Namen des Vaters“

Filed under: Schreibbericht — nagl @ 00:40
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vater

Die siebenundfünzigjährige Online-Journalistin Veronika Sieberer bricht während einer Tagung zusammen, bekommt im Allgemeinen Krankenhaus eine Pankreas-Krebsdiagnose und erfährt, daß sie ohne entsprechende Behandlung wahrscheinlich nur mehr einige Monate leben wird.

Während sie sich nun zwischen Operationen, Chemo- Strahlen und Alternativtherapien zu entscheiden versucht, begleitet sie ihre sechsundzwanzigjährige Tochter Paula durch die erste Schwangerschaft, beginnt für den Enkel Jäckchen, Strampelanzüge, Häubchen, Schühchen zu stricken und kann auch ihrem Nachbarn Hubert Fabian, einem ehemaligen Hutfabrikanten, der in eine Seniorenresidenz übesiedelt ist, helfen, die Reste seiner Kollektion aufzufinden.

 

Nachdem ich auf das  Dummie von „Miranda Schutzengelchen“, das aam Donnerstag gekommen ist, korrigierte, ich werde übrigens den Beginn daraus am 2. Juni beim Margaretner Fest für Kunst und Kultur zwischen siebzehn  und einundzwanzig Uhr im  Amtshaus Margareten lesen, gibts hier gleich drei Fragen für das neue Buch zu beantworten, das es dafür nach Erscheinen zu gewinnen gibt:

1. In welchen Rahmen wurde es wann geschrieben?

2.Welches Buch, das ich im Sommer gelesen habe, hat mich dazu inspiriert?

3.Warum gibt es Stoff- und Stricktiere auf dem Cover zu sehen?

Viel Spaß beim Rätselraten, ich hoffe auf rege Beteiligung, wenn das Buch erschienen ist, löse ich die Fragen auf, zur Beantwortung derselben können vielleicht die Schreibberichte ein wenig helfen:

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2015-05-09

Die Dachkammer

Filed under: Bücher — jancak @ 00:09
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„Die Dachkammer“ der erste Roman, des 1935 in Subotica geborenenen und 1989 in Paris gestorbenen jugoslawischen Schriftsteller Danilo Kis ist ein Fund aus dem Bücherschrank, ausgeschieden aus der „Freizeitbibliothek der Nationalbank“ und von Danilo Kis ist derzeit oft im Radio zu hören, legt „Hanser“ seine Werke wieder auf, eine Biografie über ihn ist auch erschienen und wurde am vorigen Sonntag in „Ex Libris“ besprochen.

„Die Dachkammer“, ein handlungsarmes Buch, habe ich in einer Rezension, von denen im Netz nicht viele zu finden sind, gelesen, am Klappentext steht etwas von einem übermütigen Liebes- und Künstlerroman, der auch eine Parodie von Künstlerromanen darstellt.

So kann man den zwischen 1959 und 1960 in Belgrad geschrieben Roman, auf Deutsch ist er 1986 bei „Hanser“ erschienen und ich glaube, noch erhältlich, wohl auch bezeichnen.

Geht es da ja um einen Orpheus, das ist ein Dichter, und um eine Eurydike, das ist seine unglückliche Liebe und um einen Astronomen namens Bock Allwissend, es geht auch, wie schon der Name sagt, um eine Dachkammer, die scheint, habe ich auch irgendwo gelesen, sich in Belgrad zu befinden, ich hätte eigentlich auf Paris getippt, gibt es in dem Buch ja ganze Passagen auf Französisch, es wurden allerdings auch ein paar Worte im Original auf Deutsch geschrieben.

In der Dachkammer gibt es Ratten, Mäuse, Schaben und so flüchtet der Dichter auf Reisen in die Südsee, als er von dort zurückkommt, bringt er Muscheln mit und Bock Allwissend hat sich inzwischen an die Hausmeisterin herangemacht, die ihm Modell steht, soll sie doch in dem Roman den er schreibt als Prototyp aller Hausmeisterinnen vorkommen, das ist wohl die Parodie auf das Künstlerleben.

Seitenweise kommen auch Inschriften, Speisekarten und andere experimentelle Passagen vor, die auf Latein hätte ich jetzt ganz vergessen, das bezieht sich wahrscheinlich auf das übermütig.

Eine Handlung nachzuerzählen ist schwer, gibt es ja nicht wirklich eine solche, obwohl das Buch mehrere Kapitel hat, es gibt aber einige sehr eindruckvolle Stellen, etwa die wo der Held eine Hundemarke findet und sich dann einen Ring daraus schmieden will, die Freunde wollten auch ein Lokal gründen, deshalb die seitenlange Speisekarten und dort salzige Sardellen gratis servieren, damit sich die Gäste extra viel Wein dazu bestellen, das Projekt geht aber schief und am Schluß kommt Orpheus in die Dachkammer zurück um einen Roman über die solche zu schreiben.

Richtig, die Laute kommt natürlich auch vor und wird von der Hausmeisterin für eine Flöte gehalten und einer erzählt Orpheus noch, wie es kommt, daß seine Freundin Pelze trägt, obwohl er nur lumpige Anzüge hat.

Er geht in das Kaufhaus während der Stoßzeit, läßt sich den Pelz verpacken, geht dann an die Kasse um zu bezahlen, nur stempelt er das Wort bezahlt selbst auf die Quittung. Warum er das nicht auch bei Anzügen macht, die erstaunte Frage.

„Geht nicht, dann wäre ich ein Dieb!“

Danilo Kis, lese ich auf der „Hanser-Seite“ zählt zu den bedeutensten  europäischen Autoren der Gegenwart. Sein Werk umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays. Neben dem Schreiben arbeitete er auch  als Übersetzer aus dem Ungarischen, Französischen und Russischen.

Interessant also auch seine Biografie zu lesen oder seine neu aufgelegten Romane, so bin ich gespannt, was ich von dem ungarisch serbischen Autor noch zu mir kommt.

2015-05-08

Liebesnacht

Filed under: Bücher — jancak @ 00:13
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Der 1938 in Basel geborene und vorigen April in Zürich verstorbene Urs Widmer ist ein Meistererzähler, ein Schelm und ein Fabulierer könnte man noch anfügen, zumindestens habe ich den Eindruck, nachdem ich mich jetzt in der Badewanne in dem verzweifelten Versuch den Inhalt zu erfassen, durch seine Erzählung „Liebesnacht“, ein Fund aus dem Bücherschrank und vom Vorleser an einigen Stellen angestrichen, durchgelesen habe.

Das zweite Buch, das ich von ihm habe, „Im Kongo“, das demnächst folgen wird, habe ich einmal von einer Psychotherapeutenkollegin auf einem meiner Geburtstagsfeste geschenkt bekommen und zweimal habe ich den Meister auch in der „Alten Schmiede“ gehört, beim zweiten Mal, seinem Portrait, habe ich dann seine Bücher auf meine Leseliste gesetzt und keine Ahnung gehabt, daß ich den Dichter des letzte Mal gesehen habe.

Es gibt auch eine umfangreiche Bibliographie von der ich glaube ich den Herrn Adamson, während eines Frankfurt-Surfing bin ich darauf gekommen, am liebsten lesen würde, habe das Buch auch schon in einer Abverkaufskiste gefunden, allerdings haben mich die fünf oder sieben Euro dann doch abgeschreckt.Ich bin ja sehr sparsam.

2013 war er auch auf der Longlist des dBp.

Zur 1982 erschienenen Liebesnacht, die es zu „25 Jahre detebe“ um zehn Mark gegeben hat.

„Im Elsaß  sitzen die Freunde zusammen“, habe ich als ich mit dem Buch schon fertig war, dem Rücken entnommen, wenn ich das vorher schon gewußt hätte, hätte ich das Buch im Vorjahr auf meinen Elsaß-Urlaub mitnehmen können, so bin ich, ganz ehrlich während des Lesens nicht daraufgekommen, daß es im Elsaß spielt und hätte, das ehemalige Wirtshaus in dem Dörfchen eher der Schweiz zugeordnet.

Aber vielleicht habe ich etwas überlesen, denn es passiert in dem Buch, in der Nacht, ja sehr viel, obwohl ich einer Rezension entnehme, daß nichts passieren würde, als daß einige Freunde beim Wein zusammen sitzen und über ihre ersten Lieben erzählen.

Es beginnt jedenfalls mit Joseph Conrad und hat auch sonst  viele literarische Anspielungen, von denen ich sicher nicht alle verstanden habe und dann kommt nach einer längeren Einleitung, der Freund Egon über die Felder, mit einem Rucksack und vielleicht einem Koffer, da ist sich der Erzähler, der offenbar Schriftsteller ist, nicht sicher, er kommt aus Argentinien zurück, wo er, wie auch sonst auf der Welt viele Kinder und auch Frauen hat und dann setzen sich die Freunde, ein alterer Versicherungsmann, der Erzähler mit seiner Frau und noch ein Paar zum Wein und erzählen, während die Kinder mit Bausteinen, einer Schaukel und dem Hund spielen und schon sind wir mitten drin in den Geschichten oder den Fabuleien, von denen manche einfach hängen bleiben, manche eher mühseliger zu erfassen waren. Zumindest ist das mir so ergangen.

Egon und sein Freund waren jedenfalls viel auf Reisen, sprechen sowohl Französisch, wie auch Deutsch ziemlich fließend und der Ich-Erzähler und das ist die Geschichte, die mir am eindringlichsten erschienen ist, reist einmal mit einem Schiff auf eine griechische Insel. Da liegen die Griechen seekrank herum, nur ein zwölfjähriges Mädchen kommt zu ihm und spricht ihn auf Französisch an, dann wird es von seinem Bruder abgeholt, das ist der Wirtsohn des einzigen Hotels, dort wird er einquartiert. Das Hotel hat vier Zimmer und wenn er in seines will, muß er durch die drei anderen gehen, die von einem Franzlsen, einem englischen Paar und einer Italienerin bewohnt werden. Er klopft vorher immer an und die Italienerin zieht sich erschreckt die Decke über den Kopf.

Dann gibt es den Wirten, den Sohn, noch eine ältere Tochter und einen Angestellten, ob auch eine Mutter dabei ist habe ich jetzt vergessen, die Kleine sieht er jedenfalls nur noch einmal während einer Hochzeit.Er darf dann auch auf ein Luxusschiff und bei dessen Besitzerin übernachten, das heißt er erwacht morgens in ihrer Kajüte. Da reist er dann verschreckt ab und bekommt von der älteren Schwester einen Brief, daß sie sich als seine ewige Braut betrachten würde, weil sie einmal seine Hand gehalten hat. Er antwortet nicht.

Er war dann noch lange in Frankreich und hatte eine Bezihung zu einer neunzehnjährigen Hebamme, die ihn zu ihren Freundinnen mitnahm, die sich Sachen erzählten, die „ich glaube nicht, daß ein Klassentreffen emeritierter Gynäkoligen wissendere Witze erzählen kann“, während Egon auf seinen Aufenthalten in Arabien, Amerika, etc, mit einem kraushaarigen Kind durch die Highways reitet, in der Nacht in Motels übernachtete und Zwischenstops einlegen mußte, weil das Pferd nicht mehr mitkann.

Eine der Geschichten ist auch, wie der Ich-Erzähler seine Frau kennenlernte, dazu braucht er mehrere Ansätze und sie gerät dann auch sehr phantastisch und das Bild, wo er in die Dorfschule kommt, wo die Lehrerin so aussieht, als würde sie noch den Laib Brot in der Hand halten, den sie vorher an die Kinder verteilte, erinnerte mich an Werthers Lotte.

Inzwischen fällt die Decke von dem ehemaligen Gasthaus, die Kinder sind schon eingeschlafen, die Frauen haben sie aber nicht zu Bett gebracht, nur versucht den größten Schutt wegzuräumen, damit man weitererzählen kann.

Am Morgen nimmt dann Egon seinen Koffer, den er nun doch bei sich hat und verschwindet wieder durch die Felder und das Kind fragt nach ihm.

„Es stand vor mir am Bett, ein zuckerbestäubter Zwerg mit großen runden Augen, und fragte mich, wo der Mann mit dem Schnauz und den Zähnen hin sei, als ich es ihm sagte, weinte es.“

„Angesichts der auch schon literarisch erfaßten geschwätzig-kaputten Sprachlosigkeit heutiger Paarbeziehungen, ist die Poesie dieser Geschichte, ist die Wärme und Bestimmtheit dieser Liebe ein Hoffnungsschimmer, ein unaufdringliches Plädoyer für Gefühle in einer Welt geregelter Partnerschaften, die ihren Gefühlsanalphabetismus hinter Barrikaden von Alltagsslang verstecken“, schreibt Barbatra von Becker, vom Norddeutschen Rundfundk, Hannover, am Buchrücken ein wenig unverständlich.

Ein interessantes Buch und ein Nachruf auf den großen Sprachmeister, der auch einmal das Klagenfurter Wettlesen eröffnet hat.

2015-05-07

Vom Haus des Meeres zur Schreibgruppe

Es nähert sich wieder der Muttertag und da werde ich seit einigen Jahren regelmäßig von der Bezirksvorstehung Mariahilf zu einer Muttertagsfeier eingeladen, weil wir  früher in der Gumpenddorferstraße wohnten und da war ich zweimal im Haus des Meeres und war von dem Blick auf Wien und dem Tropenhaus, wo man die Äffchen und die Schildkröten beobachten kann, so begeistert, daß das Haus des Meeres Einklang in die „Radiosonate“ gefunden hat, denn da geht die Natalie in den Ferien dort hin, küßt ihren Freund und sieht ihre Mutter mit Boris Alkemirov im Cafe erscheinen und beim zweiten Mal war ich früher dran, habe ich draußen hingesetzt und eine Kindergartengruppe beobachtet, die vorher jausnete und die Erzieherin, die Kinder vom Taubenfüttern abhalten wollte, weil das jetzt ja verboten ist.

„No food for birds, only food for kids!“, diese Beobachtung macht jetzt die Fritzi Jelinek in der „Absturzgefahr“.

Dann war ich dreimal im Pensionistenhaus am Loquaiplatz, einmal mit meiner Cousine Irmi, die auch einmal in der Gumpendorferstraße wohnte und im vorigen Jahr wollte ich auch hingehen, aber leider war zeitgleich die Besprechung für das „Margaretner Fest für Kunst und Kultur“, für das ich heuer wieder eingeladen bin, so daß sich das nicht ausgegangen ist.

Jetzt hat auch Mariahilf einen neuen Bezirksvorsteher und der war im Lift des Haus des Meeres, als ich um zwei in den letzten Stock hinaufgefahren bin, denn da gibt es jetzt ja ein Restaurant und noch eine Aussichtsterrasse, beim letzten Mal wurde das, glaube ich, schon erwähnt, da konnte man sich auch das „Flakturm-Mueseum“ anschauen, das war diesmal nicht zugängig, aber die Bezirksrätin Elisabeth Zoumboulaki-Rottenberg begrüßte, dann kam der Bezirksvorsteher und zwei Kindergruppen einer Volksschule brachten je zwei Lieder auf die Mütter, beziehungsweise auf die Frauen, ganz egal ob sie jetzt Kinder haben oder nicht, wie auch der neue Bezirksvorsteher betonte.

Es gab Kaffee und Kuchen und nachher einen Händedruck des Bezirksvorsteher und eine Blume von den Wiener Gärtnern einen Schokotaler vom Haus des Meeres gab es auch und dann bin ich wieder einige Stunden auf und ab gerannt, habe einer Schildkröte beim sich Wenden zugesehen, die Äffchen beobachtet und vor allem den Blick auf Wien, der von ganz oben noch viel schöner ist.

Einen „Ratgeber für den schönsten Lebensabschnitt“ gab es auch, ja man wird alt, obwohl eines der Lieder an eine Mama gerichtet war, die gerade erst dreißig war, aber dort wird man erst ab fünfundfünzig oder so eingeladen und die Bezirksrätin, die ich  einmal bei der Schreibwerkstatt der Mariahilfer Frauenwochen  kennenlernte und die mich dann zu einer Lesung eingeladen hat, hat wieder gemeint, sie hätte eine eventuelle Lesung für mich, weil der Bezirk etwas für Kultur machen will.

Im Low-Budget Bereich ist also etwas los und offenbar nicht nur der fünfte Bezirk sehr rührig und da schmerzt es dann vielleicht ein bißchen weniger, daß die Kulturgewaltigen so über mich hinwegsehen und am Abend gab es  wieder was Literarisches, nämlich die Schreibgruppe „Westbahn-Spontan“, die ja von Robert Eglhofer gegründet wurde weil er gerne in der Gruppe schreibt, seit 2013 haben er und Ruth das getan, dann haben die beiden offenbar die Geduld verloren und wollten die Gruppe mit der Lesung im März beenden.

Mir wäre das egal gewesen, denn ich kann ja auch alleine schreiben, Peter Czak hat das nicht zugelassen und wegen mir die Termine auch auf Donnerstag verlegt, weil wir ja am Freitag öfter nach Harland fahren, leider hat er dabei die Feier-und Ferientage nicht berücksichtigt, so konnte ich im April nicht, weil ich da schon in Harland war und heute hätte ich eigentlich auch nicht gekonnt, weil wir ursprünglich die Radtour auf zwei Wochen ausdehnen wollten.

Jetzt fahren wir erst am nächsten Mittwoch und das ist vielleicht ganz passend, denn das Thema der heutigen Gruppe, wo außer mir auch die Ruth, der Peter Czak und die Doris Kloimstein war, war das „Reisen“, das war. glaube ich. noch vom letzten Mal über und die Mehrzahl, zwei Stimmen, haben sich dafür entschieden, ich habe „Muttertag“, „Muttertagsfeier“ und „Haus des Meeres“ vorgeschlagen, weil ich von dem Nachmittag so beeindruckt war, aber „Reisen“ ist  auch ein sehr interessantes thema, obwohl ich eigentlich nicht so besonders reiselustig bin, weil ich in meiner Freizeit lieber schreiben will, so habe ich zuerst nicht recht gewußt, worüber ich schreiben soll?

Dann habe ich mit der Radtour angefangen und davon, daß ich halt nicht so gerne reise. Aber ich habe schon darüber geschrieben, in den „Dreizehn Kapitel“ zum Beispiel, da will die Laura ihre Bücher lesen, während die Uschy Bischof auf Reisen geht. Ich habe dann die Radtour der Ruth erwähnt und ihre Lesung in Krems mit der ich vor einigen Jahren meine Sommerfrische begonnen habe.

Es war also ein sehr ergiebiges Thema, über das man viel schreiben könnte, leider war es recht schwierig sich zu konzentrieren, weil sich die Herren im vorderen Raumlautstark über den zweiten Weltkrieg und auch über das Onanieren unterhielten, so daß es eigentlich eine sehr lustige Schreibgruppe war oder auch bedenklich, die Stammtischgespräche über World War II oder sehr bezeichnet, daß das tatsächlich noch so ist, wie die Volksseele denkt, etc.

Nachher gab es bei uns sehr intensive Gespräche über das Schreiben und den Literaturbetrieb, da sich Peter Czak, der sich, glaube ich, überlegt ob er in die GAV eintreten soll, s erkundigte, wie das so mit dem Schreiben läuft?

Und ich hatte auch einiges herzuzeigen, nämlich das Dummie der „Miranda“, das heute gekommen ist und das Cover vom „Im Namen des Vaters“, wo die Vorschau bald erscheint.

Ein sehr literarischer Tag also, wo ich, das kann ich noch erwähnen, auch mein Regal im Spieltherapiezimmer aufräumte  und beim Friseur gewesen bin.

2015-05-06

Wieder einmal MUSA

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 23:07
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Die letzte Literatur im MUSA habe ich ja ausgelassen, weil da ja Karwoche war und ich schon am Dienstagabend nach Harland gefahren bin, die einzige seit Bestehen dieser Veranstatlungsreihe, wo die Stipendiiaten und Preisträger der Stadt Wien präsentiert werden.

Man kann bei mir also ziemlich vollständig nachlesen, wer aller  bei der Stadt Wien ein Stipedndium oder einen Preis bekommt und da macht man eine wahrscheinlich nicht sehr neue Feststellung, es sind die experimentellen Autoren und auch die Dramatiker, zumindest gibt es drei Dramatikerstipendien und zwei von den Stipendiaten wurden heute, bevor das MUSA in die Sommerpause geht, am ersten Mittwoch des Junis wird zwar Friederike Mayröcker Ehrenbürgerin, aber das ist eine andere Veranstaltung, dazu braucht man eine Extraeinladung und die ist, Dank, der lieben Christel Fallenstein heute zu mir gekommen, vorgestellt und dazu noch Margret Kreidl, die zwar ein Literaturstipendium bekommen hat, aber auch Dramatisch schreibt und die Dramkiker waren die 1986 geborene Anna Gschnitzer, die ich bei der Studentenlesung I kennengelernt habe und Ferdinand Schmalz, nicht Schmatz, der Professor für Sprachkunst und höchst experimenteller Autor, wie die schlampige Eva im ersten Moment gelesen hat, sie war damit aber offenbar nicht allein, fragte Julia Danielcyk doch bei Gespräch nach dem Namen, des 1985 Geborenen, dessen Stücke schon im Burgtheater und im Zürcher Schauspielhaus gespielt werden. Der ist natürlich ein Pseudonym und angeblich kannte der etwas stärkere junge Mann den Professor der Sprachkunst nicht, er dürfte aber gern essen, ein Freund hat ihn etwas üppig gezeichnet und schon war der Künstlername da und Ferdinand Schmatz soll angeblich schon mit seinem neuen Stück „dosenfleisch“ irgendwo eingeladen worden sein.Ferdinand Schmalz wirkte aber sehr sympathisch und offen und erzählte von seinem Tryptichon, der erste Teil heißt „Am Beispiel der Butter“ der dritte soll irgendwas mit „Herzerl“ heißen und das Stück das im Casino am Schwarzenbergplatz aufgeführt werden wird, besteht aus vielen Monologen und aus drei seltsamen Leuten die sich an einer Tankstelle treffen und einem Fernfahrer der durch das Stück führt.

Der junge Autor wirkte sehr sympathisch und seine Monologe fielen mir durch ihre Wortschöpfungen auf und ein bißchen Sozial- oder Gesellschaftskritik liegt auch darin.

Sehr spannend also und fast schade, daß ich eigentlich nicht ins Theater gehe, aber Dank dem MUSA beziehunsweise Julia Danielcyk bekomme ich auch so ein bißchen was davon mit.

Und Anna Gschnitzer, die Dramatikerin, die ich das erste Mal bei der „Studentenlesung“ im Literaturhaus hörte, erinnerte mich ein bißchen an Peter Handkes Publikumsbeschimpfung, obwohl ich die nicht wirklich kenne.

Da stellte sich die junge Frau an das Mikirophon und sprach „Keine Angst, wir haben alles geprobt, wir werden sie genau beobachten, etc!“, hinein und im Hintergrund lief ein Video einer Tanzperformance und das Ganze wurde gestern in München uraufgeführt und morgen noch einmal dort wiederholt.

Und Margret Kreidl ist meines Wissens zwar keine wirkliche Dramatikerin, ihr Stück „Schwalben Falten“ das auf der Hot List dieser Indeüpendent Verlage stand, wurde von ihr aber vor kurzem im „Kabinetttheater“ aufgeführt und jetzt las sie aus ihrem Buch Einfache Erklärung-Alphabet der Träume“, für das sie sowohl ein Stipendium als auch eine Buchprämie bekommen hat. Und das besteht aus zwei Teilen im ersten erzählt sie Träume die sie erfunden bzw. aus Traumbüchern konstruiert zu haben scheint und im zweiten Teil gibt sie immer eine „einfache Erklärung“, weil die Journalisten von den Autoren ja immer die Bücher in ein bis zwei Sätzen zusammengefasst haben wollen.

Und die einfachen Erklärungen wären dann in eta „Gedichte werden nicht gebügelt“ oder „Über allen Gipfeln ist Ruh.“

Ich bin ja weder eine Dramatikerin noch eine experimentelle Autorin, so habe ich mit diesem Abend, sagen wir einmal, nicht so besonders viel anfangen können.

Margret Kreidl und das unterscheidet sie von vielen anderen Autoren, die mich irgnorieren und wegsehen, wenn ich sie grüßen will, ist auf mich zugegangen, hat mit mir angestoßen und sich dann noch extra von mir verabschiedet.

Ich kenne sie von der GAV bzw. von den IG Autoren und war glaube ich schon bei einigen ihrer Veranstaltungen. Nachher gab es wieder Brot und Wein, Wolfgang Helmhart, ein MUSA Stammbesucher und die Angela, eine Stammbesucherin waren da und viele, die mich eben nicht grüßten oder nicht gesehen haben und jetzt geht das MUSA in die Somerpause und beginnt im Oktober das dritte Jahr mit der neuen Veza Canetti Preisträgerin, wo ich ja den geheimen Verdacht habe, daß das Julia Rabinovich sein könnte.

Mal sehen wer es wird, ich liege mit meinen Schätzungen ja meistens weit daneben, bin aber sehr gespannt und werde mich bis dahin in mein Sommerloch beziehungsweise mein Sommerschreiben begeben, aber auch im Reading!!!Room lesen und vorher noch beim „Fest für Kunst und Kultur“ im Amtshaus Margareten ein Stückchen aus der „Miranda“, die es bis dahin vielleicht schon geben wird, das „Dummie“ soll jedenfalls morgen kommen, bis dahin kann man die Gewinnfragen, die es auf der „Vorschau“ gibt noch beantworten und da Buch nach Erscheinen gewinnen.

2015-05-05

Stimmen

Es ist ein sehr poetischer, leiser, psychologischer Krimi, den die  1936, bei Fiesole geborene Dacia Maraini, die einige Zeitlang, die Gefährtin Alberto Moravias war und von der ich schon „Bagheria“ und „Kinder der Dunkelheit“ gelesen habe, da erzählt.

Eine sehr psychologische Geschichte, die auch Zeit für scheinbar Nebensächliches hat und sehr stimmungsvoll Szenen des römischen Alltagsleben der Neunzehnneunziger Jahre so nebenbei erzählt und außerdem war sie, die Feministin, wie ich „Wikipedia“ entnehme, eine der ersten, die das Thema Gewalt an Frauen, Kindesmißbrauch etc, salonfähig bzw. in die Literatur hinein brachte.

So handeln ja auch die „Kinder der Dunkelheit“ davon und da gibt es auch schon die zahnspangentragende Kommissarin Adele Sofia, halb Südtirolerin mit Tiroler Stube, halb Sizilianerin, die auch noch mit einer Frau zusammenlebt, die taucht in dem, wie am Buchrücken steht, „raffinierten Psychothirller“ wieder auf, die Protagonistin ist aber die Ich-Erzählerin Michela Canova, eine Rundfunkjournalistin, wahrscheinlich Dreißigjährig, die von einem Fortbildungsseminar in Mailand in ihre römische Wohnung zurückkehrt und von der Hausmeisterin Stefana erfährt, daß ihre Nachbarin Angela Bari mit mehreren Messerstichen ermordet wurde.

In siebenundfünfzig Kapitel wird der Fall nun aufgeklärt und „Stimmen“ heißt das Buch, weil die Rundfunkjournalistin, die oft am Mischpult sitzt, die Musik auflegt und sich über den Psychiater Baldi ärgert, der zu Hause, den weiblichen Anruferinnen, die ihm ihre Probleme schildern, oft seltsame Antworten gibt, ein Faible für Stimmen hat.

So läuft sie ständig mit ihrem „Nagra“ herum und nimmt die Stimme von Anglela Baris Verwandten und Bekannten auf, denn ihr Rndfunkdirektor hat ihr auch ein Angebot gemacht eine Serie über ungeklärte Gewalttaten an Frauen zu machen und die will sie an Hand des Falles ihrer Nachbarin aufrollen und die hat offenbar auch auf ihrem Antwortbeantworter angerufen und hat ihr dort ihre Stimme hinterlassen

Es gibt noch eine Reihe anderer seltsamer Begegnungen, so eine Inschrift an der  Hauswand gegenüber, die ständig wechselt, bzw. vom Hausmeister überpiselt wird, „KÜMMERDICH UM DEINEN EIGENEN DRECK!“, beispielsweise ist eine davon. Dann gibt es noch die Beschreibung eines seltsamen Mannes, der im Haus herumschleicht und einmal sogar mit Michela im selben Aufzug fährt.

Von dem hat Angelas Schwester Ludovica, eine chronische Lügnerin und ehemalige Psychiatrieoatientin Michela erzählt und während im Rundfunk Professor Baldi, den Frauen seine Ratschläge gibt, ruft eine Prostiutierte namens Sabrina an und erzählt, Angela hätte auch diese Profession ausgeübt.

Da kommt dann der Zuhälter Nando ins Spiel, er ist der Mann in Aufzug und er dingt auch in Angelas Wohnung ein, um dort eine Kassette zu entwenden und sie Michela zuszspielen und da wären wir wieder bei den Stimmen, denn darauf ist die von Angela, die Märchen erzählt, die alle von Töchtern und ihren gewalttätigen Vätern handelt.

Adele Sofia, die Michela ständig zum Essen einlädt und sehr gute Knödel macht, nimmt das nicht ernst, Nando Pepi wird aber doch verhaftet, als er sich im Gewand eines Scheichs nach Kuweit aus dem Staub machen will.

Seine DNA beweist aber, er war es nicht. Zwar hat sich inzwischen auch die Prostiutierte Sabrina umgebracht, die Spur weist aber weiter, zum Stiefvater Glauco Elia und sogar zu Michelas Freund, Marco, der sich gerade in Angola befindet und dort unerreichbar ist.

Der Stiefvater, der inzwischen von der Mutter Auguster geschieden ist, eine dreißigjährige jüngere Kindfrau geheiratet hat, die gerade in der Nacht des Mordes ein Kind gebiert, so daß der Bildhauer vorrübergehend ein Alibi hat.

Michela macht sich auf den Weg zu seinem verwunschenen Haus, rettet dabei eine verletzte Schildkröte, sie ist, wie die ermordete Angela sehr tierliebend, hat die doch immer ein Kilo Hackfleisch gekauft um die herumstreundenden Katzen damit zu füttern, was heute wohl verboten wäre.

Der Bildhauer schickt Michela aber auch ein Tonband, während er sich an einen sicheren Ort begibt, auf dem er von seinen Kindfrauen, beziehungsweise Beziehungen seinen Stieftöchtern erzählt und richtig Micheala verstorbener Vater taucht in ihren Träumen und Visionen auch immer auf und ich habe 2015, dank der offenen Bücherschränke einen inzwischen wahrscheinlich längst vergriffenen Krimi gelesen, der sehr eindringlich von der Gewalt an den italinischen und wahrscheinlich auch anderen Frauen erzählt und nachweist, daß Thriller auch sehr leise sehr poetisch und manchmal surreal sein können.

2015-05-04

Reden vom Schreiben

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 21:12
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Das Literaturmuseum das zur Nationalbiblitohek gehört und das vor zwei Wochen mit einem freien Wochenende eröffnet wurde, war ja während seiner Entstehung sehr umstritten.

Die IG Autoren haben sich, glaube ich, mit der Befürchtung dagegen gewandt, daß dann die Gelder, die den Autoren zu Gute kommen sollen, dorthin fließen könnten, die Organisatoren haben sich das, glaube ich wieder, zu Herzen genommen und hat die GAV eingeladen, dort eine Veranstaltungsreihe zu machen.

„Reden vom Schreiben – Autorinnen und Autoren im Gespräch“, vielleicht hat Bernhard Fetz, der Direktor, auch deshalb eingeladen, weil sich die GAV 1973 in Abgrenzung vom konservativen PEN abgespaltet hat und damals alle wichtigen Autoren, wie breispielsweise Friederike Mayröcker, Ernst Jandl, Marie Theres Kerschbaumer, etc, ihre Mitglieder waren.

Bei der letzten GV wurde jedenfalls heftig darüber diskutiert und jetzt werden vier Veranstaltungen stattfinden, wo jeweils ein schon arivierter GAV-Autor mit einem, einer jüngeren unter der Leitung von Renata Schmidkunz und Klaus Nüchtern diskutieren und die erste Veranstaltung fand heute zwischen Robert Schindel und Anna Weidenholzer statt.

Da könnte man natürlich fragen, warum wurden keine anderen Autoren, als die und Marie Therese Kerschbaumer, Clemens Berger, Sabine Gruber, Thomas Havlik, Josef Winkler , bzw. Sophie Reyer eingeladen, den Wohnzimmerkreis beispielsweise oder Ruth Aspöck, Peter  Campa, Thomas Northoff und und ich, ich wäre ja vielleicht auch eine interessante Kanditatin, spielt es aber nicht, weil dann vielleicht  nicht so viele Leute kommen, besonders viele waren heute aber auch nicht da, aber einige Autoren, wie Sabine Gruber, Marie Therese Kerschbaumer, Gustav Ernst, Petra Ganglbauer die derzeitige GAv-Präsidentin und ich natürlich, aber ich gehe zu vielen Veranstaltungen  und Bernhard Fetz, der mich nicht zu kennen scheint, hat bei der Aufzählung auch auf mich sowie auf Gustav Ernst vergessen, der letzte wurde dann korrigiert und Renate Schmidkunz, wie Bernhard Fetz in der Einleitung erzählte, hat viel beim Fernsehen gearbeitet und moderiert jetzt die Sendereihe „Im Gespräch“.

Bei Ruth Aspöcks Buchpräsentation in der Hauptbücherei hat sie auch moderiert und sie stellte als erstes die beiden Autoren vor, Robert Schindel  1944 geboren und seit 1986, glaube ich, freier Autor, Anna Weidenholzer 1984 geboren und seit 2010 freie Autorin, erzählte dann etwas von den Lebensläufen der beiden, Robert Schindel, der Sohn jüdischer Kommunisten, in der Studentenbewegung sehr aktiv und sehr berühmt geworden durch seinen Roman „Gebürtig“, Leiter von verschiedenen Literaturwerkstätten, wie die Leondinger Akademie und Mitbegründer des Hochschullehrgangs Sprachkunst, Anna Weidenholzer, in Linz geboren, die nach dem Studium als Journalistin arbeitete, hat dort auch Kurse belegt, dann hat sie einige Preise gewonnen, der Erzählband, nicht Roman, „Der Platz des Hundes“ ist 2010 erschienen, „Der Winter tut den Fischen gut“, 2012, dafür war sie für den Leipziger Belletriktik Preis nominiert, Priessnitz Preis 2013, Stadt Wien Stipendium und und und.

Ich verfolge ja Anna Weidenholzers literarische Karriere schon von ihren ersten Veröffentlichungen in der „Wortlaut-Anthologie“ und den legendären „Textvorstellungen“ von Angelika Reitzer. Sie hatte auch ihre Auftritte im Literaturhaus und hat jetzt kürzlich bei fünfzig Jahre Dokumentationsstelle für neue Literatur gelesen und Schreibgespräche dieser Art sind mir auch nicht ganz unbekannt, so interviewt Julia Danielcyk ihre Stipendiaten ja auch immer sehr genau und Renatea Schmidkunz wollte es ebenfalls sehr gründlich wissen, fragte nach den Schreiborten und ob mit der Hand geschrieben wird, beziehungsweise, wie der Computer das Schreibverhalten beeinflußt?

Robert Schindel schreibt im Cafe Zartl am Vormittag, Anna Weidenholzer tut das wahrscheinlich in ihrer Wohnung und setzt sich dazu Kopfhörer auf.

Die beiden waren auch schon einmal gemeinsam in Peking auf einem Schriftstellerkongreß und haben sich dort viel über Literatur unterhalten, ob sie zu Lesungen ihrer Kollegen gehen wurden sie gefragt? Robert Schindel tut das, glaube ich, ziemlich regelmäßig, zumindest sehe ich ihn da öfter, er erwähnte die Kollegin Elfriede Gerstl, die das sehr oft tat, so viel schafft er nicht, würde es aber gern.

Er interessiert sich auch für die jungen Autoren, deshalb auch die Gründung der verschiedenen Schreibwerkstädten und als er jung war, war er sehr politisiert und wollte eigentlich nicht in bürgerlichen Verlagen wie „Suhrkamp“ verlegen, das ist ihm dann aber doch passiert und jetzt lobte er das hervorragende österreichische Stipendiumswesen, von dem man sich eine gewisse Sicherheit erwarten kann.

Das betrifft nun auch nicht alle, ich habe beispielsweise nie eines bekommen, aber ich habe einen Brotberuf und wahrscheinlich auch ein verkehrtes Bild vom Literaturbetrieb, gehe ich ja sehr oft zu Lesungen und blogge über Literatur, wahrscheinlich um mich „in“ zu fühlen, das hat mir ja einmal Hans Raimund vorgeworfen, ist aber nicht ganz so falsch.

Dann kamen auch kurze Textproben, zwei Gedichte aus Robert Schindels im August erscheinenden neuen Lyrik- Band und von Anna Weidenholzer eine schon veröffentlichte Geschichte.

Linz ist für sie wichtig, hat sie noch erwähnt, für Robert Schindel ist das Wien und das trifft, füge ich  hinzu, auch auf mein eigenes Schreiben zu.

Wien ist da sicherlich mein literarischer Ort, obwohl ich inzwischen nicht mehr im Cafehaus schreibe. In meiner Studentenzeit habe ich es getan, da habe ich auch mit der Hand vorgeschrieben, inzwischen schreibe ich direkt in den Computer, seit ich mich das erste Mal am „Nanowrimo“ beteiligt habe.

Anna Weidenholzer und Robert Schindel scheinen beide eine Mischform zu verwenden und scheinen sich, obwohl das Alter und das Geschlecht verschieden ist, in ihrem Schreiben auch nicht unähnlich zu sein.

Robert Schindel ist ein sehr politischer Autor, Anna Weidenholzer schreibt eher realistisch, die Unterschiede sind wahrscheinlich schon, daß bei den in den Neunzehnachtziger Jahren geborenen, eine gewiße Politisierung fehlt, das war auch eine Frage von Renate Schmidkunz.

Dann war es aus, Bernhard Fetz bedankte sich bei allen und ein Herr aus dem Publikum beschwerte sich, daß er nicht mitdiskutieren konnte.

„Wir haben uns entschloßen, das nicht zu tun!“, erklärte Renate Schmidkunz hölich, vielleicht hat sie bei Ruth Aspöck Veranstaltung in der Haptbücherei diesbezüglich schlechte Erfahrung gemacht, da dort die Diskutantenrelativ scharfe Fragen stellten.

Die nächste Veranstaltung wird am 20. Mai zwischen Marie Therese Kerschbaumer und Clemens Berger stattfinden und das wird sicherlich sehr spannend sein, ist ja Clemens Berger, wie ich im MUSA hören konnte, einer der sich dem Literaturbetrieb entzieht und Marie Therese Kerschbaumer ist, glaube ich, auch eine scharfe Diskutantin, aber da werden wir in Deutschland auf Radreise  sein und ich kann gleich verraten, daß ich heute auch eine Einladung bekommen habe, darf ich nämlich am 8. Oktober, bei einer Ernst Hinterberger-Geburtstagslesung  im Cafe Industrie wo er sehr viel geschrieben hat, ein Stückchen aus seinen „Kleinen Leuten“ lesen.

Schreibfortschritte

Es gibt solche, auch wenn meine Leser, die bei mir oft das Gleiche lesen, mir das vielleicht nicht glauben, der Alfred mit meinem vielen Schreiben überfordert scheint und bei mir die Resignation wohl schon sehr zugenommen hat und obwohl ich mit dem Schreiben an der  „Bibliophilin“, die jetzt „Die Pensionsschockdepression oder Selmas Kopftuch“ heißen wird, zuerst sehr zufrieden war.

In den letzten Tagen war ich das nicht mehr, denn das erste Kapitel war wohl wirklich nicht sehr gelungen, der Einstieg, der sehr schnell und unerwartet, während des Wartens auf eine Klientin, die nicht gekommen ist, hölzern erfolgte.

Damit habe ich mich das verlängerte Wochenende beschäftigt, habe korrigiert und korrigert, da ein Wort und einen Satz verändert und das beim nächsten Durchgang wieder rückgängig gemacht, dazwischen habe ich mir „You tube-Videos“ über das „Leben mit Kopftuch“, „Ehrenmorde“ und „Hassprediger“ angehört und zur Titeländerung ist es gekommen, weil die Thekla nicht die Hauptperson ist.

Das sind wohl die Selma oder ihre Freundin Yasmin und diese Szenen sitzen auch vielleicht besser, aber mit der ersten war ich lange unzufrieden, obwohl ich zwischendurch immer wieder dachte, ist ja ohnehin egal, denn auch wenn sie gelingt, wird es niemand merken, weil es niemanden interessiert.

Ich schreibe so gut ich es kann und besser geht es eben nicht, dann packte mich aber doch der Ehrgeiz, weil ich mich ja verbessern will und habe heute morgen, noch ehe ich mit Dacia Marainis „Stimmen“ in die Badewanne stieg, die Szene, die ich gestern an sich fertig korrigierte, aber das Hölzerne war immer noch da,  komplett verändert und versucht sie ein bißchen stimmiger und authentischer zu machen.

Wenn ich sie demnächst korrigiere, werde ich sehen, ob und wie weit  gelungen ist, aber eigentlich stimmt es ja, es ist wirklich egal, weil es niemanden interessiert und höchstwahrscheinlich auch niemand lesen will.

Aber die Literatur ist mir wichtig, auch wenn meine Kritiker mir das nicht glauben, und da ich jetzt meine Hemmung so ziemlich verloren habe, kann ich auch an mir arbeiten und mich zu verbessern versuchen, versuchen die Rohtexte „fertiger“ zu machen, auch wenn mir das wahrscheinlich nicht wirklich gelingen wird und es, wenn es geschehen sollte, wahrscheinlich  keiner merkt.

Mal sehen, die Leser können sich überzeugen, wenn es es soweit ist, daß das Buch erscheint, das wird vielleicht im Herbst so sein und im Sommer werde ich mit dem Korrigieren fertig werden und mich dann an die „Sommergeschichte mit der Sarah Winter“ machen oder wenn das Korrigieren länger braucht, den Sommer durchkorrigieren und im November mit der „Nika Weihnachtsfrau“ den „Nanowrimo“ schreiben.

Ich habe ja trotz Resignation und Schreibdepression fortgesetzte Pläne und das finde ich sehr gut, auch wenn der Alfred und wahrscheinlich auch andere „Schreib nicht soviel, wir kommen mit dem Lesen nicht nach!“, schreiben.

Es ist aber trotzdem etwas weitergegangen, nämlich das korrigierte Manuskript des „Miranda Schutzengelchens“ an den „Digitaldruck“, der mir jetzt ein „Dmmie“ schicken wird und wenn das in Ordnung ist, gibt es dann das Buch, ob vor oder meinem Urlaub, wo wir die Donau entlang radeln werden, ist noch nicht klar.

Bis dahin kann man auch noch die drei Fragen der Vorschau auflösen und das Buch gewinnen, beziehungsweise ein Rezensionsexemplar bestellen.

Es wird wahrscheinlich auch bald wieder eine Vorschau mit drei neuen Fragen geben, wo man dann, nach Erscheinen, das wird wohl noch ein paar Monate dauern „Im Namen des Vaters“ gewinnen kann, denn da gibt es jetzt auch schon ein Cover und damit tue ich mir ja immer schwer.

Habe ich ja schon sämtliche Fotomotive abgeforstet. Was könnte man für die „Sterbehilfegeschichte“ nehmen?

Ein Foto vom AKH? Da müßte ich mit dem Alfred hinfahren. Aber ist das wirklich originell? Was passt noch? Ach ja, ins Spieltherapiezimmer gehen, das Arztköfferchen vom Regal hinunternhemen und die zwei Stofftiere dazulegen, die auf der Matrazze liegen.

Da gibt es einen blauen Elefanten, den mir, bzw. der Anna, einmal die Elfi schenkte, den sie wärend ihrer Ergotherapie gestrickt hat und ein undefinierbares Tier aus Stoff, das, glaube, ich aus Annas Schulzeit stammt, gibt es auch.

Rechts und links neben dem Arztkoffer drapiert, da ja die Veronika sich in einem Handarbeitsgeschäft Wolle kauft und damit für ihr ungeborenes Enkelkind, bzw. ihre demente Schwiergermutter Stofftiere strickt.

So ein kindliches Sujet für dieses ernste Thema passt recht gut und das Bild, kann ich gleich verraten, ist sehr gut geworden, so daß ich mich schon auf die Vorschau freue und mir die passenden Fragen für mein literarisch interessiertes Publikum ausdenken werde.

Beteiligt euch Leute! Es gibt das Buch, sobald es erschienen ist, zu gewinnen.

Inzwischen werde ich an der „Bibliophilin“ weiterkorrigieren, vielleicht bekomme ich da einen halbwegs brauchbaren Eva Jancak-Text zusammen und ein passenden Cover brauche ich dann auch.

Hat wer vielleicht eine Idee? Für Vorschläge bin ich dankbar und kann dafür vielleicht auch ein Buch nach Wahl in Aussicht stellen, falls sich doch jemand für mein so angeblich unliterarisch Selbstgemachtes interessieren sollte.

2015-05-03

Die Töchter Allahs

Filed under: Bücher — jancak @ 00:22
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Es geht gleich weiter mit der Hintergrundrecherche für die „Pensionsschockdepression oder Selmas Kopftuch“ wie die „Bibliophilin“ jetzt wahrscheinlich heißen wird, und zwar mit Geraldine Brooks „Die Töchter Allahs“, das ich zeitgleich mit „Gefangen in Deutschland“ in den Schränken gefunden habe.

Das Buch der 1955 in Australien geborenen Journalistin, die als UN-Sonderkorrekspondentin in New York gearbeitet hat und die sehr viel die arabischen Länder bereiste, wurde aber in den Neunzigerjahren geschrieben und behandelt in den einzelnen Kaptieln, die alle mit einem Vers aus dem Koran eingeleitet werden, vornehmlich das Leben von Frauen der Oberschicht in Saudi-Arabien, Iran, Ägypten etc und seit den Neunzigerhahren hat sich sicherlich viel geändert und das Leben einer Oberschichttochter in einer Saudi-Arabischen Privatschule unterscheidet sich sicherlich auch sehr von den jungen Hauptschülerinnen Deutschlands und vielleicht aus Österreich, die in der Schule von türkischen Mitschülern, als „Huren“ beschimpft werden, weil sie kein Kopftuch tragen, Schweinefleisch essen und vielleicht auch Sex vor der Ehe haben.

Interessant ist es aber allemal und auch sehr flott geschrieben, schildert die Journalistin, die glaube ich, wegen ihrem Mann zum Judentum konvertierte, doch im Vorwort, wie sie in Saudi-Arabien ein Hotelzimmer haben will, aber keines bekommt, weil sie kein Mister sondern eine Missis ist.

Als sie dann in der Lobby übernachtet will, holt der Portier die Polizei und die gibt ihr dann nach längeren Hin und Her die Sondererlaubnis, doch dort zu übernachtet und so wird sie in ein Extrazimmer geführt.

Die einzelnen Kapiteln handeln in den verschiedenen arabischen Ländern und sie behandeln verschiedene Themen zu Frauenfragen und Frauenunterdrückung und zeigen manchmal  die Absurditäten, der jeweiligen Gesetzeslage, etwa die, daß die Töchter Allahs in einer der Saudi-Arabischen Privatschule, neben Englisch, Mathematik etc auch Unterricht in Automechanik erhalten.

„Warum das?“, die erstaunte Frage an die tiefverschleierte Direktorin. Dürfen sie in dem Land doch nicht Autofahren. Ja, doch, aber es ist gut, wenn sie sich überzeugen können, ob es stimmt, wenn ihr Fahrer ihnen erzählt, daß der Motor einen Schaden hat.

Es wird auch viel von den Frauen des Phropheten Mohameds erzählt, um die Lage der Frau, wie Geraldine Brooks, sie erlebte zu erläutern, die besipielsweise zu einem Tee bei der Witwe und der Tochter von Khomeini eingeladen war, die Tochter war Philosophie-Professorin und schien sich sehr für die Lage der Frauen im Iran einzusetzen, so hat sie beispielsweise Sportwettkämpfe ermöglicht, denen ein eigenes Kapitel gewidmet ist.

Gab es da ja einmal eine eigene Frauenolympiade, die streng von den Männern abgeschottet stattfand, Teilnehmerinnen waren vorwiegend Frauen aus den ehemaligen sowetischen Staaten wie Aseribeidshan, weil das die Saudis finanzierten, die Frauen durften ohne Erlaubnis die Hotelanlage nicht verlassen, eine ehemalige malaysische Polizistin wehrte sich dagegen und als es zum Fotoshooting kam, haben die Frauen auch ihren Hidschab abgelegt,  sich gepudert und geschminkt, obwohl das sonst ja streng verboten ist.

Die Frauen dürfen auch ihr Haar nicht zeigen und von den Männern nicht angesehen werden, was in Saudi Arabien auch zu einer absurden Situation führte, als Geraldine Brooks mit einem Universitätsprofessor sprechen wollte, ihre Begleiterin aber aufs Klo mußte, so hat er das Zimmer verlassen müßen, denn er darf mit einer Frau nicht allein bleiben.

Geraldine Brooks hat auch lange in Kairo gearbeitet und erzählt da von der Wandlung ihrer Assistentin, die zuerst ziemlich freizügig und sehr bemalt herumlief,  dann allmählich konvertierte, sich verschleierte, sich aber trotzdem eine Bauchtanzausrüstung kaufte, weil sie vor ihrem Mann tanzen will.

Geraldine Brooks war mit der Königin Nour  von Jordanien, wie im Vorwort steht, fast befreundet und schildert in einem Kapitel deren Weg an der Seite von Königs Hussein und ihren Einsatz für die Frauen.

Ein Kapitel ist der Frauenverschleierung gewidmet und es werden auch die Hochzeitsrituale im Irak geschildert, beziehungsweise eine schlaflose Nacht der Journalistin, weil rundherum der Lärm der Hochzeitsgesellschaften zu hören war, denn „Saddam Hussein hatte angeordnet, daß die Iraker heiraten und sich vermehren sollten, um so die an der Kriegsfront verursachten demographischen Schäden zu beheben.“

In dem Kapitel die „Konvertiten“, schildert sie das Leben ihrer amerikanischen Freundinnen, die sich mit Moslems verheiratet hatten und erzählt, wie sie es mit der Verschleierung hielten, beziehungsweise ihre kleinen Töchter aufwuchsen ließen und erzogen.

Es gab aber, um wieder zu den Widersprüchlichkeiten zurückzuzukommen, neben den islamischen Sportlerinnen, auch muslimische Kämpferinnen, denn „Der Dshihad gilt auch für Frauen“ und so bindet sich Hadra Dawish ein Kopftuch unter ihre Militärmütze,  sie hat, glaube ich, auch einen Kampfanzug an und „Anfangs auch immer Probleme mit dem Schießen im Liegen.“

Das Kapitel „Die Weisheit erlangen“, widmet sich der Frauenausbildung, das heißt den Privatschulen und  Universiäten in Saudi-Arabien, beziehungsweise denen am Gazastreifen.

In Saudi-Arabien ging und geht es ja sehr streng zu. Die Frauen dürfen nichts ohne die Zustimmung ihrer Männer, Söhne oder sogar Enkel unternehmen, da die Männer, die Frauen aber nicht anschauen, bzw. sich mit ihnen alleine  aufhalten dürfen, gibt es im Bankbereich, im Gesundheitsbereich und bei der Bildung, Bereiche, wo die Frauenarbeit erwünscht und notwendig ist und in einem Kapitel werden auch die Mühen der berufstätigen ägyptischen Frau beschrieben, die zum Haushaltseinkommen beitragen darf, in dem sie beispielsweise tief verschleiert irgendwo als Sekretärin arbeitet. Dann fährt sie stundenlang in einem überfüllten Bus nach Hause, kocht zuerst den Männern in der Wohnung Tee, dann geht sie aufs Dach, füttert dort die Vögeln, dreht zwei Tauben den Hals um, um sie für die Männer zu braten,  putzen und waschen muß sie natürlich auch, weil sie zwar ihr Gehalt mit ihrem Mann, aber der sich nicht mit ihr die Hausarbeit teilt.

Weibliche Politikerinnen gibt es auch und die sind manchmal noch konservativer als die Männer und am Schluß wird noch beschrieben, wie in Ägypten die Bauchtänzerinnen nach und nach, oft von den Saudis bezahlt, sich aus ihren Beruf zurückzogen und ihr sündiges Verhalten aufgaben und sich von einem Imam zum Tragen eines Schleiers bekehren ließen, so daß sich Geraldine Brooks zum Trotz ein Bauchtanzkostüm kaufte, Unterricht nahm und in einem entsprechenden Lokal, um die Ehre der Frauen zu retten, auftrat.

Im Nachwort geht sie ihre Soveniers, die sie von ihren jeweiligen Reisen mitbrachte, durch, bei den meisten sind das ja die Fotos von den besuchten Ländern, bei ihr die Kleidungsstücke, die sie für ihre Berufsausübung brauchte, die Tschadors, Kopftücher und auch die Hochzeitsschuhe, die noch mit Kamelblut getränkt waren, wie die Söckchen die sie sich kaufen mußte, weil sie die islamischen Anstandkontrolleure ohne diese nicht in eine Teheraner Bank hineinließen.

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