„Den Ohrenschmaus– Literatur für und von Menschen mit Lern- sprich kognitiver Behinderung“ wird es bald zehn Jahre geben. Der liebe Otto hat mich 2007 in die Jury gebracht und seither sitze ich jeden Oktober über hundert Texten und Anfang Dezember, am Tag der Behinderten, wird dann im Museumsquartier der Preis vergeben. „Kein Mitleidbonus, sondern echte Literatur!“, sagen dann die Veranstalter und der Wissenschaftsminister und die für Unterricht und Kunst halten die Laudaties, geraten dabei in schwärmen und wiederholen ersteres solange, bis der letzte begriffen hat, daß das eben ein besonderer Preis, nämlich ein solcher im Ghetto der Behinderung ist. Niki Glattauer, der jetzt ein paar Jahre in der Jury war, hat wegen Überlastung seinen Sitz zurückgelegt und dazu gemeint, daß er kein Behindertenghetto will und so, wie die Behinderten jetzt in den Integrationsklassen sitzen und die Integrationslehrer, wenn der Klassenlehrer erkrankt ist, die Klasse übernehmen müssen und die Behinderten erst recht nicht zum Zug kommen, sollen, die mit den Behinderungen jetzt beim Bachmannpreis lesen, etc. Das ist ein alter Hut, das hat, glaube ich schon beim ersten Ohrenschmaus, als es noch die Pressekonferenz im Radiokulturcafe gegeben hat und ich anschließend zur Rattour mit der Ruth von Ybbs nach Regensburg aufgebrochen bin, gegeben, ich habe dann gemeint, daß man das vielleicht entfernen sollte, um nicht falsche Erwartungen und Hoffnungen zu wecken. Aber gut, ich bin ohnehin dafür, daß jeder schreiben, malen, dichten, etc, darf wie er will und an sich ist das Problem leicht zu lösen, denn es hindert ja keiner, den mit den Lernbehinderungen, um Preise einzureichen und in der GAV um Aufnahme zu ersuchen. Anton Blitzstein hat das im letzten Jahr getan, aber der ist ja ein Sonderfall, weil, trotz Sonderschule, nicht nicht Lernbehindert, sondern eher einer mit Psychiatrieerfahrung und Franz Joseph Huainig, der Initiator des „Ohrenschmauses“ hat am Dienstag um zehn ins Parlament zu einem Brainstroming eingeladen, wie man den zehnten Geburtstag des Ohrenschmauses feiern soll. Dabei hat er selber Geburtstag gehabt, ich glaube es war sein fünfziger, denn zum vierzigsten ist ihm die Idee mit dem „Ohrenschmaus“ gekommen und so gab es Donuts zum Kaffee und einige Ideen, wie man den zehnten Jahrestag, dieses, wie ich glaube, doch sehr wichtigen Literaturpreises feiern könnte, sind auch gekommen. Und am Nachmittag hat Susanna Wouk wieder zu einem musikikalischen Geburtstag durch Margareten eingeladen. Es sind ja Festwochen und im vorigen Jahr gab es schon einen, wo wir mit drei Sängern durch den Berzikgegangen und an jeder Ecke stehen geblieben sind um Lieder von Mozart, Schubert oder Wienerlieder zu hören. Damals bvin ich nur ein Stückchen mitgegangen, weil anschließend das Lesetheater Berhta von Suttner gelesen hat, diesmal wäre der Bloomesday gewesen und im Literaturhaus gefeiert worden. Aber soweit bin ich nicht gekommen, sondern im Hotel Falkensteiner bei der Weinverkostung hängen geblieben, das ist das, zu dessen Eröffnung ich vor einenhalb Jahren eingeladen wurde, vorher wurde die Lebenshilfebibliothek an eine Uniinstitut feierlich vergeben und auf die Ohrenschmaustexte von 2013 habe ich auch gewartet, es gibt also so was wie Deja vue Erlebnisse und der musikalische Rundgang hat in der St. Josefskirche angefangen, wo Schubert beerdigt wurde. Es waren die gleichen Sänger, wie im letzten Jahr diesmal hatten sie aber musikalische Begleitung und Schubert haben sie in der Kirche, vom Hochwürden eingeleitet, auch gesungen. Dann ging es ins Bezirksamt, wo es eine kleine Ausstellung des Bezirksmuseums über die Margaretner Musiker gab. Falco ist der berühmteste und vor dem Bezirksamt wurde „Margareten nur du allein, sollst der Bezirk meiner Träume sein!“, gesungen, was ich ein wenig kitschig fand. Es ging aber gleich weiter und heuer gab es auch Überraschungsgäste und Überraschungseinlagen, so ein sehr kritisches Wienerlied in einem Modegeschäft und in der Pizzeria „La gondola“, gab es die erste Labung, Prosecco, Schinken und Käse zu verkosten und natürlich italienische Lieder, dann ging es wieder zu den Arbeitergesängen in den Kreisky-Park und alle durften „Bella Cia“ singen. Die japanische Sängerin Yuko Mitani hatte sich Verstärkung mitgebracht und so wurde auch ein japanisches Arbeiterlied gesungen und dann ging es in das Haus, wo Bruno Kreisky geboren wurde und zu einem Augenoptiker, der mit Falco in die Schule gegangen ist. Der ist zwar jetzt in Kuba, hat aber einen Film gedreht und Sekt Orange und Knabberstangen in seiner Praxis aufgestellt und die letzte Station war im Hotel Falkensteiner, wo Wiener Lieder und Operretten „Wien Wien nur du allein“ oder „Im Prater blühen wieder die Bäume“ gesungen wurde. Da gab es dann auch eine Weinverkostung und was zu essen und richtig, das hätte ich jetzt vergessen, eine Tanzeinlage gab es auch und die Tänzer kann man wieder beim Wiedner Hauptstraßen Fest Anfang Juli bewundern, wo ich mich auch zum Lesen angemeldet habe. Und noch was Trauriges, Harry Rowohlt, der begnadete Übersetzer von „Angela Ashes“ und anderem, den ich vor einigen Jahren in St. Pölten im Cinema Paradiso hörte, ist gestorben.
2015-06-17
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