Ganz genau weiß ich selber nicht mehr, woher ich das Bändchen „Jiddische Gedichte“ – übertragen von Hermann Hakel, herausgegeben von Armin Eidherr in der „Theodor Kramer Gesellschaft“ gemeinsam mit dem „Lynkeuas-Verlag“, 2001, habe, aber ich denke, es könnte von einem der Büchertürme bei „Rund um die Burg“ stammen und in mein Bücherregal gewandert sein.
Dann gabs das Buch über Hermann Hakel „Ein besonderer Mensch“ bei der „Gesellschaft für Literatur“ am „Zur freien Entnahme oder gegen eine kleine Spende-Tisch“, ich habs gelesen und dann die „Jiddischen Gedichte“ auf meiner Bücherliste eingetragen und nun auf dem sehr heißen Hochschwab-Wanderwochenende gelesen.
Ein besonderer Mensch, der 1911 in Wien geborene und 1987 dort gestorbene Hermann Hakel?
Nun ich glaube er war in den Fünfziger und sechzigerjahren in Wien neben Hans Weigel und Rudolf Felmayer sowas wie der Reich Ranicky für die Literatur, der Förderer junger Talente, wie Ingeborg Bachmann etc und die zwei oder drei Herren haben sich, glaube ich, auch über ihre Entdeckungen zerstritten.
Erika Danneberg, die ich im „Arbeitskreis schreibender Frauen“ kennenlernte und die eine Zeitlang mit ihm verheiratet war, hat, glaube ich kein gutes Haar an ihm gelassen und Dine Petrik, die eine Biografie über Hertha Kräftner, auch eine seiner Schützlinge schrieb, hat das ebenfalls getan.
Ein autoritärer älterer Herr, der durch die Kriegserlebnisse, die Emigration nach Italien, etc, sehr geprägt wurde, denke ich und kann mich erinnern, daß ich in den Achzigerjahren auch einmal Texte an die von ihm herausgegebene Zeitschrift „Lynkeus“ geschickt und wie ich mich zu erinnern glaube, eine sehr freundliche und erklärende „Warum nicht-Antwort“ bekommen habe.
Hermann Hakel hat sich auch, wie Armin Eidherr, ein Mitarbeiter der Kramer Gesellschaft im Vorwort schreibt, sehr um das Judentum und die jüdische Literatur gekümmert, ist in den Neunzehnhundertzwanziger Jahren in die Bukawiner gereist und dann hat er auch „in der Hitler-Zeit in italienischen Anhaltelaggern viele Emigranten aus Polen, Bessarabien, der Ukraine und der Bukawina“ kennengelernt.
Er hat dann angefangen Gedichte aus der jiddischen Sprache ins Deutsche zu übertragen, wieviel genau er davon veröffentlicht hat, habe ich dem Vowort nicht so ganz entnommen, 2001 hat sich die Kramer-Gesellschaft gemeinsam mit Emmerich Kolovic, dem Hakel Nachlaßverwalter, der Übertragungen angenommen und ein sehr schön illustriertes Bädchen herausgegeben, in dem Gedichte von vierzig jiddischen Dichter und Dichterinnen enthalten sind, die zwischen 1862 und 1935 geboren wurden und von denen ich außer Marc Chagal, dem Maler und Itzig Manger niemanden kenne.
Die meisten entnehme ich den Lebensläufen sind nach Amerika emigirert.
Israel Stern 1884- 1942 ist im Warschauer Getto umgekommen. Von den meisten sind nur ein oder zwei Gedicht enthalten, von Chagall und einigen anderen auch mehrere.
Die meisten Gedichte gibt es nur in der deutschen Übertragung, bei einigen wird das jiddische Original gegenübergestellt, einen Lebenslauf des Autors gibt es am Schluß auch und die darin enthaltenen Begriffe, wie beispielsweise Sch´mah Jisroel, Schächter, Seder, etc werden genau erklärt.
Ein buch für Anfänger der jiddischen Literatur oder des Judentums, wie Armin Eidherr in seiner Einleitung auch meint und empfiehlt, daß man sich mehr mit der jiddischen Dichtung beschäftigen sollte.
Sollte man natürlich, sie wird vermutlich nich so einfach zu bekommen sein, mir ist eigentlich nur Josef Burg, der in dem Band nicht enthalten ist, vielleicht hat er keine Gedichte geschrieben bekannt und so habe ich mich recht begierig in die Gedichte der mir unbekannten und meist längst verstorbener Dichter gelesen und kann meinen Lesern hier auch nur ein paar Beispiele und den Ratschlag sich selber weiter mit den Dichtern zu beschäftigen geben, was man beispielsweise bei den Veranstaltungen der „Kramer Gesellschaft“ ein bißchen tuen kann.
„In den roten Tropfen tunk ich meine Feder“ so lautet auch der Titel des Buches, der nicht am Cover, aber auf der ersten Seite zu finden ist und das ist aus einem Gedicht von Rachel Fischman die 1935, also die jüngste der enthaltenen Autorinnen, in Philadelphia gaboren und 1984 in Israel gestorben ist, das „Sabbat“ heißt.
„In den roten Tropfen tun ich meine Feder, wünsch mir, eure Finger sollen brennen von der Sonne meiner Woche, von der Woche heiß und rot.“
Und dann hat mich, um in dem Buch wieder zurückzublättern Josef Rolnik, der 1879 in Weißrußland geboren und 1955 in New York gestorben ist, mit seinem dem jiddischen Romanschriftsteller Ejsik Raboj gewidmeten Gedicht sehr beeindruckt.
„Ich und der Dichter Ejsik Roboj sind Nachbarn Tür an Tür manchmal geh ich zu ihm, manchmal kommt er zu mir.
Nur Bretter sind zwischen uns beiden, ein wenig übertüncht und einer hört des anderen Schritt, ich rechts, er links.
Wir kennen einander von der Henry Street bald fünfundzwanzig Jahr. Wir waren eins, heut sagt man von uns: Das ist schon fast nicht mehr wahr.
Ich arbeite in einem Wörter-Stell und er bei „Seibl und Minx“. Ich bin und blieb ein bißchen rechts und er ist durchaus links.“
Durchaus interessant sich in eine unbekannte, wahrscheinlich leider längst vergangene Welt mit meist wahrscheinlich unbekannten Dichtern und Dichterinnen, die aus Polen, Weißrußland, der Bukowina, etc stammen, einige wurden auch von Stalin hingerichtet, die meisten sind, wie erwähnt in New York gestorben und viele haben Bücher und Gedichtbände veröffentlicht, die wahrscheinlich inzwischen ebenfalls unbekannt und vergriffen sind.
Sicherlich ein Verdient Hakels sich damit zu beschäftigen, zu übertragen und herauszugeben, wie autoriär und frauenfeinlich er vielleicht sonst noch war und auch ein Verdienst der „Theodor Kramer Gesellschaft“, die Gedichte herauszugeben, die jetzt lange ungelesen bei mir herumgelgen sind, ich jetzt aber einen wahrscheinlich nicht zu kleinen Eindruck davon mitnehmen konnte, aber natürlich muß man auch hier mehr und weiterlesen, in der Zeitsschrift „Zwischenwelt“, die ich regelmäßig zugeschickt bekomme, kann man das auch ein bißchen tun.
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