Literaturgefluester

2015-08-20

Fünf Kopeken

Filed under: Bücher — jancak @ 22:06
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Jetzt kommt noch kein Longlistenbuch, obwohl ich Steffen Kopetzkys „Risiko“ schon halb gelesen habe, sondern eines, das 2013 nicht darauf stand, obwohl es in den Blogs sehr besprochen wurde und ich es, glaube ich, vorige Pfingsten im „Bücherschrank“ fand.

Sarah Strickers „Fünf Kopeken“

Ein Leseexemplar, nicht vor dem sechszehnten August 2013 zu besprechen, also ziemlich genau zwei Jahre alt und in all dem neuen Longlisten- und Neuerscheinungstrouble wahrscheinlich schon vergessen, wenn es nicht eine TB-Ausgabe gibt, so daß, die, die es noch nicht kennen, nachlesen können.

Ein seltsames Buch würde ich fast sagen und bin, glaube ich, nicht so begeistert, wie die „Klappentexterin“ die das Fehlen auf der LL 2013 sehr bedauerte, eine eigentlich normale Geschichte, wäre sie nicht, ähnlich wie Tillmann Rammstedts „Kaiser von China“, meiner meiner Meinung nach, zu künstlich komisch aufgebläht und sehr abgehoben, wie es die Schreibeschulen warhrscheinlich haben wollen und alles, was nur möglich ist, in die Geschichte einer wahrscheinlich um Neunzehnhundertsechzig geborenen Frau, hineinstopfen.

„Meine Mutter war sehr häßlich. Alles andere hätte mein Großvater ihr nie erlaubt“, beginnt also diese Mutter Tochter Geschichte.

Von der Mutter erzählt, von der Tochter aufgeschrieben.

„Nie war Häßlichkeit schöner, Liebe nie gemeiner und Sprache selten solch sein Fest wie in Sarah Strickers fulminatem Debutroman“, steht im Klappentext und da ist also die fünfzigjährige namenlose Mutter, von ihrer unerfüllten Liebe wird sie ein paar Mal, glaube ich, „Buba“ und Schneider heißt sie auch, nach ihrem Vater, dem „Mode Schneider“, der war im Krieg Wehrmachtssoldat und in russischer Gegangenschaft und jetzt weiß er alles besser, ist der Haustyrann und tyrannisiert seine Frau, seine Tochter und die Angestellten in seinem Modegeschäft,etc.

Er ist auch ein bißchen schrullig, beziehungsweise wird er von Sarah Stricker in ihrer  sehr direkten Art  überzeichnet, will er doch aus seiner häßlichen Tochter unbedingt ein Wunderkind machen, die das auch ist, in allem die Beste und dadurch sehr einsam und so muß sie Klavierspielen, tanzen, singen und später natürlich Medizin studieren und im Geschäft mithelfen und wenn der Vater die Verkäuferinnen hinausgeschmissen hat, neue aussuchen, muß sie auch.

Sie muß auch, als sie vierzehn ist und das noch gar nicht will, auf eine Party gehen, der Vater zwingt sie dazu und haut ihr eine runter, als sie früher nach Hause kommt, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat, statt sich wie er es wollte, zu amusieren.

Dann kommt die Wende und dem Großvater erzählt jemand, daß man im Osten die besten Geschäfte machen kann, so verlegt er seinen Laden, ohne die Familie zu fragen nach Berlin, die Tochter, die, die Geschichte, mit Fünfzig krebskrank und kurz vor ihrem Tod, der Ich-Erzählerin, die gerade als Journalistin angefangen hat, erzählt und von ihr aufgefordert wird, doch schon den Bestseller zu schreiben oder den „Kisch-Preis“ zu gewinnen, man sieht der Apfel fällt nicht weit vom stamm, weigert sich das erste Mal und redet dem Großvater ein, die Anforderungen an der Berliner Uni wären nicht so hoch, wie an der, wo sie studiert.

So befiehlt der Großvater ihr zu bleiben, holt sie aber bald nach, als die Schwägerin stirbt, denn er braucht Ersatz im Geschäft, so kommt sie und findet gleich einen Mann, der sie liebt und dem Großvater auch ein tüchtiger Geschäftspartner ist, die Großmutter, die in der Geschichte ein bißchen schlecht wegkommt, für ihre gute Küche loebt, aber die Mutter liebt ihn nicht, sondern verliebt sich in einen ukrainischen Juden, der ihr Nachbar ist und in einem portugiesischen Restaurant kocht.

Wie sie ihn kennenlernt, ist auch ein eher seltsames Kapitel. Sarah Stricker hat manchmal eine sehr langatmige Erzählweise, die nichts ausläßt,  wo ich manchmal ausgestiegen bin und absurd ist  auch einiges, was da passiert, wie die zu großen Unterhosen, die die Großmutter der Mutter aufdrängt.

Sie liegt dann mit ihrem Arno krank in der Wohnung, von der Wohnung oben kommt Lärm, sie geht hinauf, verliebt sich in Alex oder Sascha und erzählt ihm, daß sie eine Tochter namens Anna hat, dabei ist sie nicht einmal noch verheiratet, erzählt ihm auch, sie wäre Freseuse und müßte noch für ihr Examen lernen, denn sie ist auch eine Meisterin des Lügens. Das ist mir auch ein wenig überhöht und unverständlich, auch wenn es sich vielleicht lustig liest.

Aber während Arno sie liebt, tut das Alex nicht, behandelt sie schlecht, sie läuft ihn nach und vernachläßigt Arno und Alexander erzählt sie immer ihre Tochter wäre bei ihren Eltern.

Es kommt, wie es kommen muß, Alex verläßt sie, vorher hat sie Arno schon verlassen. Der kommt aber wieder zurück, aber jetzt will sie ihn nicht mehr, sondern das Kind, die Tochter Anna mit der sie schwanger ist, allein aufziehen, die Prüfungen durch die sie zuerst gefallen ist, holt sie mit Bravour nach, arbeitet eine Zeitlang, sowohl als Ärztin, als auch in dem Geschäft.

Später schupft sie nur noch den Modeladen, erkrankt würde ich jetzt einmal sagen, wegen all der hektischen Überforderung frühzeitig an Krebs, erzählt der Tochter in Eiltempo ihre Geschichte auch die von der fünf Kopekenmünze, die Alex ihr schenkte und stirbt.

Die Tochter trifft dann noch einen alten Antiquitätenhändler, der ihr eine solche Münze unter die Nase hält und sie traut sich nicht zu fragen, ob er Alex ist?

Ich würde das Ganze viel weniger überhöht, dafür aber realistischer erzählen, also das mit den Lügen weglassen und den Leistungsdruck, unter dem wahrscheinlich auch Sarah Stricker litt, die 1980 in Speyer geboren wurde, die deutsche Journalistenschule in München besuchte, für ihren Debutroman  ausgezeichnet wurde und jetzt in Israel leben dürfte, weniger absurd und übertrieben darstellen.

Aber ich weiß schon, dann wäre es den Lesern zu banal und dann wollen sie es nicht lesen, wenn die Mutter der Protagonistin nur ein ganz gewöhnliches Mädchen und nicht von allem, die schönste, häßlichste, intelligenteste, etc wäre.

2015-08-19

Der Longlistenstart

Hurrah, hurrah, könnte man sagen, ich kann, wenn ich am Freitag mit dem Alfred zu Sladkys Wandergruppe aufbreche, Gertraud Klemms „Aberland“ mitnehmen, denn das hat mir der liebe Alfred in Leipzig schon gekauft und wenn ich jetzt, wie ich hoffe, es irgendwie nach St. Pölten und zum „Thalia“ schaffe, werde ich, wenn möglich und vorhanden mit Alina Bronskys „Baba Dunjas  letzte Liebe“ oder Valerie Fritschs „Winters Garten“ starten, denn beide sind, glaube ich, eher dünne Bücher und die Bronsky noch leichter zu lesen als die wahrscheinlich sehr ästhetisch komplizierte Valerie Fritsch.

Ein Wortrauschbuch in einer Buchhandlung lesen, mal sehen, wie es geht, es gibt aber noch andere Auswahl und für die, für die das jetzt ein bißchen unverständlich finden, die Longlist des dBps 15, die diesmal heiß erwartete, ist da und sie ist, wenn man sich vorher ein bißchen in die Verlagsvorschauen umblickte oder das bei Buzzaldrins „Favoritencheck“ tat, gar nicht so überraschend.

„Ich habe schon sechs Bücher gelesen!“, hat Sophie Weigand von „Literaturen“ gepostet.  Ich noch keines, aber Gertraud Klemm schon auf meiner Leseliste und die meisten anderen Bücher sind mir wenigstens vom Titel her bekannt.

Beginnen wir also mit Alino Bronskys „Baba Dunjas“ letzte Liebe, von ihr habe ich „Scherbenpark“ gelesen, das sie beim Bachmannlesen 2008 vorstellte und diesen Sommer bei meinem Longlisten- bzw. Augustin Flohmarkt- Lesen „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“.

Ralph Dutli „Die Liebenden von Mantua“, wurde bei den Bloggervorschauen mehrmals genannt, der Autor stand mit „Soutines letzter Fahrt“ 2013 auf der Liste und das Buch habe ich mir um drei Euro gekauft, als die letzte der beiden Buchhandlungen auf der Wieder Hauptstraße vorige Ostern zusperrte.

Jenny Erpenbeck „Gehen ging gegangen“, das Buch hat, glaube ich, Buzzaldrin empfohlen und ich hab von Jenny Erpenbeck, glaube ich, was auf meiner Liste, aber sonst noch nicht viel Ahnung.

Valerie Fritschs „Winters Garten“, natürlich ja, war nicht anders zu erwarten, wurde oft als Favorit genannt, ich habe das Buch am Montag in der Hand gehabt und fast gekauft, es kostet siebzehn Euro fünfzig, aber vielleicht kann ich es so lesen und die junge Autorin habe ich einmal bei Angelika Reitzers „Textvorstellungen“ in der „Alten Schmiede“kennengelernt, das ist mir das Sprachrauschtalent der jungen Frau mit der dünnen Bachmannstimme aufgefallen, als sie dann beim „FM4Preis“ gewonnen hat, hatte ich die Aufrufe auf meinen Blog, wahrscheinlich war ich damals die Erste, wo man etwas finden konnte, dann „Verkörperungen“, die GAV-Aufnahme, da habe ich wie bei Weidenholzer und bei einigen anderen jetzt berühmten Autoren, ein wenig veten dürfen, war aber natürlich nicht allein damit und die „Welt ist meine Innerei“, für den „Alpha 2013“ nominiert.

Als Angelika Reitzer „Winters Garten“ in der „Alten Schmiede“ vorstellte, war die sehr voll. Dann kam der Bachmannpreis, ein doppelter Gewinn, ein begeisteter Klaus Kastberger und jetzt die Longlistennominierung, bin gespannt wies weiter geht und ob sie es auf die Shortlist schafft?

Heinz Helle „Eigentlich müßten wir tanzen“, der Autor hat, glaube ich, mal beim Bachmannpreis gelesen, sonst weiß ich nicht sehr viel über ihn, aber ich frage ja demnächst die Bücher an oder finde es vielleicht in den Buchhandlungen.

Gertraud Klemms „Aberland“ habe ich schon erwähnt, die Autorin hat bei „Arovell“ ihr erstes Buch publiziert, kommt glaube ich aus Petra Ganglbauers Schreibwerkstatt, dann kam „Droschl“, vorher noch das Volksstimmefest und eine Frauenlesung im „Werkl im Goethehof“, der Bachmannpreis und die Begeisterung der Juroren, die ich ganz ehrlich, nicht ganz nachvollziehen konnte, dachte ich doch, die Frauenbewegung ist längst vorbei beziehungsweise selbstverständlich, ist sie nicht, wie man am Beispiel Ronja von Rönne sieht. Also brauchen wir wahrscheinlich doch das Buch und ich brauche es, damit ich mit dem lieben Otto im Toten Gebirge etwas zu diskutieren habe.

Rolf Lappert „Über den Winter“, der stand glaube ich, auch schon mal auf der Shortlist und habe ich von ihm schon etwas gelesen?

Inger Maria Mahlke Wie ihr wollt“, die Autorin hat beim Bachmannpreis mit Cornelia Travincek gelesen und ihr damaliger Text bzw. Buch hätte mich sehr interessiert und jetzt habe ich glatt Steffen Kopetzkys „Risiko“, das mir noch nichts sagt, ausgelassen.

Ulrich Peltzers „Das bessere Leben“, sagt mir auch nicht viel, von Ulrich Petzer habe ich aber, glaube ich, mal etwas gefunden und Sigrid Löffler war, glaube ich ebenfalls, einmal sehr empört, daß er nicht auf einer Longliststand. Jetzt steht er darauf und wir können ihn zu lesen anfangen.

Peter Richter „89/90“ Buch und Autor sind mir ebenfalls unbekannt. Also ran ans Lesen.

„Monique Switters „Eins im anderen“ hat heuer beim Bachmannpreis gelesen, hat nicht gewonnen, wurde aber sehr gelobt und jetzt muß’ich doch die Frau Knoch anschreiben, ob sie mir ein Rezensionsexemplar schickt?

Clemens J. Setz „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ ein langer Titel und hat nicht Tobias Nazemi vom „Buchrevier“ geschrieben, daß Autoren mit langen Titeln keine Chance beim dBp haben?

Ich habe mir gleich gedacht, daß das vielleicht nicht ganz stimmt und der junge Steirer war mit den „Frequenzen“ schon mal nominiert, ich glaube sogar auf der Shortlist, mit dem Erzählband „Die Liebe des Mahlstädter Kindes“ hat den „Leipziger Buchpreis“ gewonnen und Gedichte hat er glaube ich auch geschrieben.

Anke Stelling „Bodentiefe Fenster“ ist glaube ich auch für die „Hotlist“ nominiert und die Blogs haben das Buch besprochen und darüber diskutiert.

Ilija Trojanow „Macht und Widerstand“, der Autor ist mir als Wienerin ja kein Unbekannter, hatte er ja erst eine Reihe in der „Alten Schmiede“, die glaube ich noch nicht ganz angeschlossen ist.

Den „Weltensammler“ habe ich gelesen und der stand, glaube ich, auch einmal auf dieser Liste.

Vladimir Vertib „Lucia Binar und die russische Seele“ auch kein Unbekannter, auch wenn ich bei meinen österreichischen LL-Tips komplett auf ihn vergessen habe und bisher auch noch auf keiner diesbezüglichen Lesung war, ich habe aber irgendwann einmal Ottwald John wo getroffen, der mir sagte, daß er zu einer solchen Lesung geht, denn das ist ein tolles Buch, also Juroren und Bloggerpaten aufpassen und nominieren!

Kai Weyand „Applaus für Bronikowski“ sagt mir auch noch nicht sehr viel.

Auf Franz Witzels „Die Erfindung der roten Armeefraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969“, auch ein elendslanger Titel bin ich durch die Blogs aufmerksam geworden und interessiert mich sehr, dann gibt es noch Christine Wunnikes „Der Fuchs und Dr. Schimamura“ und wieder keine Ahnung und Ferdidun Zaimoglus  „Siebentürmerviertel“ ist ein alter Bekannter, ich habe glaube ich zwar noch nichts von ihm gelesen, habe ihn aber in Leipzig öfter getroffen und auf den Longlists ist er glaube ich auch schon gestanden.

Eine tolle Auswahl, bin gespannt, was die Blogger dazu sagen und wie sie kritisieren werden?

Ich tue das ja nicht sehr viel, bemerke nur, daß ich Helmut Kraussers neues Buch auch für sehr interessant finde und es mir eigentlich erwartet hätte, aber das trifft ja, wie ich schon geschrieben habe auf 167(000) andere Bücher zu, sowie auf die, die auf meiner Longlist 2015 stehen würden und jetzt gehe ich es an mit meinem Longlistenlesen, damit ich am zwölften September, wenn möglich, meine Shortlist habe, obwohl ich, wie meine Leser wissen, im Auswählen  nicht sehr gut bin, werde aber die Verlage anschreiben, nach St. Pölten fahren und meine Leser vielleicht nochmals bitten, mir vielleicht eines der Bücher zu borgen oder mit eines von meinen zu tauschen und wenn ich für den Anfang ein oder zwei PDFs bekommen könnte, wäre das auch sehr fein!

Ansonsten freue ich mich über Kommentare und eine kleine Diskussion auf diesen Blog, denn ich bin heuer und wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren, auch eine Buchpreisbloggerin.

2015-08-18

Willi auf ein Wort

Nach der „Absurden Menschheit“ wird es, bevor es an das Longlistenlesen geht, noch einmal schwierig, denn jetzt ist Band  4, 5, 6, der Williologie „Willi auf ein Wort- eine Retourkutsche“, selbstgemachtes aus dem Loma-Verlag, des lieben Rudi Lasselsberger an der Reihe und ich habe mir mit „Willi auf Kur“ und „Willi, wo bist du?“, ja schon ein bißchen schwer getan.

Das steigert sich nun, denn der 1965 geborene GAV-Kollege, experimentelle Autor und zeitweiliger Leser und Kommentator des Literaturgeflüsters, macht es mit seinem schrägen Humor, seinem Hang zur Selbstdarstellung und Performance einer nicht leicht und so geht die Retourkutsche im dritten weißen Willi Bändchen im rasanten Monologstil voran.

Jetzt ist zwar nichts mehr handgeschrieben, bis auf die Zeichnungen und Illustrationen, die es zwischendurch immer gibt, trotzdem ist das Lesen nicht einfach, denn man könnte sagen, das Wort des Willis, ist ein wahrer Monolog, ein Wortrausch in dem Sinn, daß es auf den hundert Seiten ohne Innezuhalten vorwärts geht und das bezieht sich auch auf die Satzzeichen und Abteilungen, die gibt es in dem Buch nicht, auf die nimmt der Rudi keine Rücksicht und so wird da über die Zeilen geschrieben und ich dachte nur meine Leser finden meine Sprache manchmal unverständlich.

Da wird von Hochdeutsch in den Dialekt geschwankt und wieder zurück und der Willi, der liebe Bub des Rudi Lasselsberger, der seinen Weg vornehmlich durch den fünften Wiener Gemeindebezirk von der „Bunten Kuh“ ins „Little Stage“ beispielsweise macht, hier manchmal der Friederike Mayröcker in der Zentagasse begegnet oder auch der Wiener Gruppe, H. C. Artmann zum Beispiel, wobei der sich wieder zwischen den Zeilen verliert, schwankt vom hundertsten ins tausendsten, da wird von der Politik, schwarz blau und auch vom Alfred Gusenbauer erzählt und dann wieder vom Winnetou und den Fernseh oder Filmaufnahmen deselben, während die Vroni, die Kellnerin in der „Bunten Kuh“, das Bier auszappt und der Rudi oder der Willi seine Sprachspielereien betreibt:

„Aber ist er deshalb ein  Schoshone? Oder ein Appatsche?, Kommantsche? Oder was  sonst auch immer? Was ist mein Bub? Sollen wir auch wer fra die Vera fragen? Wer?  was? wen? wie? Identität? 6 Sinn? Egal? Weiß nicht? Auf jeden Fall: Danke , ja, danke Mama“ Dankee ja?“

Man sieht vielleicht schon, es ist nicht leicht mit der Retourkutsche, der realistischen Schreiberin und Leserin wird es vom lieben Rudi so gar nicht gemacht.

Obwohl es ein Nachwort gibt:

„Ja jetzt in Ruhe die Brillen absetzen, den Tequila, köstlich mit Zitrone und Salz, nach wie vor, ja und das Notizbuch ein Randerl weglegen, ja auch den schwarzen Stift, der Gestalt am anderen Ende der Theke zuprosten. Willi, mein Bub, öffne das Gatter, laß die wilden Pferde los. Ja, und da kommt auch schon Fury, der schwarze Hengst, er hat dich gehört.“

Dann gibts noch ein Inhaltsverzeichnis, einen Lebenslauf mit der Werkangabe, das heißt den  „loma Bänden“, die bis 2012 erschienen sind.

Was es dann von Rudi Lasselsberger gibt, außer den „Krankenstand“, den ich Ende des letzten Jahres gelesen habe und wie weit er mit seiner „Williologie“ schon gekommen ist, weiß ich eigentlicht nicht so genau, hier reißt meine Information ab, hat er mir ja einmal einen ganzen Schwung seiner Bände gegeben, die ich nach und nach auf meiner Leseliste auflese, so daß ich gar nicht sagen könnte, was mir in seinem Werk außer „Franz in Linz“ noch alles fehlt.

Anfang des Sommers habe ich jedenfall mit ihm im „Lesegarten“ gelesen und da hat er auch gesungen und im „El Speta“, das in dem Buch auch erwähnt wird, habe ich mit ihm gelesen, beim Volksstimmefest, der Poet Night, auf meinen Geburtstagsfest und und, denn es gibt ja offenbar zwischen  dem experimentellen Performator, der schon Mal auf der Toilette seine Gstanzerln singt oder Mozartkugeln durch die Gegend schmeißt und der realistisch schreibenden Autorin Berührungen, nicht nur, daß wir beide in der GAV-Mitglied sind und unsere Bücher beide selbst verlegen wahrscheinlich.

Jedenfalls habe ich den Rudi, glaube ich 1987 in Linz kennengelernt, als er damals im Jägermayerhof Stadtschreiber wurde und treffe ihn gelegentlich in der „Alten Schmiede“, bei den GAV-Veranstaltungen und gelegentlich schreibt er mir auch einen Kommentar oder übergibt mir seine Bücher, so daß ich zumindest teilweise, wie ich mir einzubilden glaube, eine Rudi-Spezialistin bin.

 

2015-08-17

Joe Berger im Sommerlesetheater

Joe Bergers Prosatexte aus dem Nachlaß und verstreut Publiziertes wurde 2009 vom „Ritter Verlag“ unter dem Namen „Hirnhäusl“ herausgegeben, da war ich bei der Buchpräsentation in der Wien Bibliothek, ich glaube, es gab sogar ein Symposium und eine Ausstellung und jetzt wurde der „von der Presse als Querkopf, Provokateur und Poseur“ bezeichnete 1939 geborene und 1991 verstorbene Autor vom Lesetheater aufgeführt und das Pelikanstüberl des Gasthaus Sittls war bummvoll als ich es erreichte.

Hilde Schmölzer, Hilde Langthaler und und und Christian Katt, der vor zwei Wochen den „Einstein“ gelesen hat, war der Veranstalter und gelesen wurde in zwei Blöcken mit einer Pause, einen Frauen und einen Männerblock, ob Zufall oder Absicht weiß ich nicht, aber zuerst lasen Helga Eichler, Eva Fillipp, mit der ich unter Schwarz  Blau einmal bei einer Widerstandslesen in Eisenkappl gelesen und bei Longo Mai übernachtet habe, Heidi Hagl und Hanna  Held und es begann mit einem Text namens die „Wiederholung“, da hat sich einer verheiratet und trifft seine Jugendliebe und alles wiederholt sich oder beginnt von vorn, obwohl er ja der Einfachkeit halber nur mehr mit einer Person Sex haben wollte.

Dann kamen Notizen aus einem Kalender, wo alles aufgeschrieben wurde, mit wem er den Maiaufmarsch verbrachte, daß die Ruth ein Kind von ihm will und seine Mutter ein Verhältnis mit einem Delikatessenhändler hatte, der zur Begrüßung einen Obstler mitbrachte.

Briefe an das Christkind gab es auch und Texte zum österreichischen Provinzialismus beziehungsweise zur österreichischen Seele, die sich dann im Männerblog, wo Ottwald John, Richard Weihs, Christian Katt und Thomas Northoff gelesen haben wiederholte.

Da gab es dann auch einen Störer oder Stänkerer, der zuerst allgemeinen Unmut und Geschrei erregte, dann von Christian Katt hinausgeworfen wurde, während Ottwald John meinte, daß man das aushalten müße, wahrhschein hat der Joe zu seinen Lebzeiten, wie ja, glaube ich, auch der Hermann Schürer ebenfalls sehr oft gestänkert und wurde oft hinausgeschmießen.

Jetzt hat Letzterer ein Ehrengrab neben Wilhelm Szabo am Zentralfriedhof, der Joe wird wohl in Kaltenleutgeben begraben sein, wo er auch geboren wurde und lebte.

Es kamen dannTexte zur österreichischen Seele, die von einem Professor Sigmaul Leid erläutert wurden und dann Texte zu Bilder eines Vorarberger Malers, der Joe Berger ein Honorar dafür zahlte, daß er, wie Ottwald John erläuteterte bei der Fahrt von Dornbirn nach Wien im Speisewagen versoffen hätte.

Ich bin ja auch einmal mit dem Koffer von Werner Kofler im Abteil nach Klagenfurt gefahren, der sich dann die ganze Zeit nicht mehr blicken ließ und Joe Bergers zerstreute Texte sind manchmal scharf zynisch, manchmal lustig, manchmal skurril und manchmal auch ein bißchen unverständlich.

Ottwald John und Christian Katt wiesen auch auf die Bücher, sowie auf die Festveranstaltung zu fünfundzwanzig Jahre Lesetheater hin, die am siebzehnten September um siebzehn Uhr stattfinden wird.

Bei der Zwanzigjahrfeier war ich ja sehr involviert, die fünfundzwanzigste ist bis jetzt dagegen eher an mir vorbeigegangen.

Inoffizielles Handlungsdilemma

Am Mittwoch wird die Longlist des deutschen Buchpreises bekanntgegeben und die glorreichen Sieben, die  darüber ab Donnerstag bloggen wollen, scharren jetzt schon in den Startlöchern, beziehungsweise sprinten sie von dort heraus, laufen  mit dem einen oder anderen Artilkel nach vorn und stecken mich damit an.

Denn seitdem  die Bücherbloggen vor etwa sieben Wochen ihre heurige Aktion bekanntgegeben haben, schwanke ich hin und her, soll ich auch mitmachen, mir die Bücher kaufen und dafür vier bis fünfhundert Euro ausgeben, was ich ja nicht so gerne mache oder nicht?

Vor zwei Wochen kam mir die Erkenntnis, daß ich  einfach in den „Thalia“ in die Kremsergasse fahren und dort bis Ende August die Bücher lesen könnte und ab Anfang September mache ich in Wien damit weiter und nehme noch den „Kuppitsch“, den „Morawa“ etc dazu und weil ich möglichst bis zur Shortlistvergabe damit fertig sein will, fange ich gleich nach Bekanntgabe der Liste damit an und warte nicht erst auf den Samstag, wo ich mich mit dem Alfred am Markt treffe, um mir von ihm meine Weihnachts-und Geburtstagsgeschenke schon früher kaufen zu lassen.

Kann ich nicht, ist mir ein bißchen später eingefallen, geht nicht, denn vom einundzwanzigsten bis dreiundzwanzigsten August ist ja Wanderwochenende mit dem Lehrer Sladky und da sitze ich zwar höchstwahrscheinlich mit dem lieben Otto im toten Gebirge und kann mit ihm über die Longlist diskutieren, aber die Bücher kann er mir nicht borgen, hat er mir schon gesagt, als wir ihm vor ein paar Sonntagen in Traismauer getroffen haben, denn er liest alles auf dem „Kindle“ und da geht das nicht.

„Shit, Scheiße, Scheibenhonig!“, da brauchen wir ja gar keine Festplattenabgabe, wenn das Bücherverleihen auf diese Art und Weise ausgeschloßen und man sich alles kaufen muß, aber in die Buchhandlungen kann man lesen fahren und das tue ich dann gleich am Mittwoch und am Donnerstag, dann habe ich schon ein oder zwei Bücher gelesen, bevor wir am Freitag losfahren.

„Shit, Scheiße, Scheibenhonig!“, geht ebenfalls nicht, ist mir  etwas später eingefallen, denn am Mittwoch um elf wird diese Liste bekanntgegeben, dann blogge ich darüber, schreibe die Verlage an, ob sie mich beim Lesen unterstützen wollen, mache mir mein Mittagessen und meinen Mittagschlaf und dann ist es wahrscheinlich schon vier oder fünf und nicht mehr viel Zeit zum Lesen.

Also nur am Donnerstag, was aber höchstwahrscheinlich auch nicht gehen wird, denn da ist ja in St. Pölten die Frequency, wie ich vorige Woche schon beim Radfahren merken konnte, denn die Absperrgitter sind schon aufgestellt. Vielleicht werden die mich dann nicht fahren lassen und was lese ich inzwischen?

Was bei meiner überlangen Leseliste kein Problem ist, denn ich habe ja noch ein Leseexemplar von Sarah Strickers „Fünf Kopeken“, das 2013 nicht auf die Longliste kam und von Ruth Cehra, die mit „Bora“ vielleicht auf die heurige Liste kommt,  „Zehntelbrüder“, dann habe ich noch von Sybille Lewitscharoffs „Blumenberg“ auf meiner Leseliste, was auch einmal bei den Longlistenbüchern war, das wäre dann zwar nicht das aktuelle, passt aber auch irgenwie zum Buchpreisbloggen und welche Bücher kommen heuer überhaupt auf diese Liste?

Das wurde in Frankfurt glaube ich letzten Mittwoch entschieden, während ich noch darüber nachdachte, denn ich lese ja keine Verlagsvorschauen, also fielen mir nicht sehr viele deutsche Kanditaten ein, österreichische schon, da bin ich firmer , gab Buzzaldrin ihren großen Favoritencheck und eine Reihe anderer „infoffizieller wilder Blogger“  schloßen sich ihr an und machten ebenfalls ihre Vorschläge, so daß damit wahrscheinlich locker die geheime Liste der hundersiebenundsechzig und wahrscheinlich noch ein paar anderer Bücher, die auf der Hotlist oder bei kleineren Verlagen stehen, diskutiert wurden.

Spannend, spannend und wenn ich nicht Roger Willemsen „Die Enden der Welt“ zu lesen angefangen hätte und am Donnerstag ein anderes Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen hätte, hätte ich mich schon in den „Thalia“ setzen und mit der Valerie Fritsch beginnen können, denn da sagt mir mein Gefühlt, die steht wahrscheinlich darauf, dann noch sicher Vea Kaiser, der Arno Geiger, die Dana Gricorcea und und, ging aber nicht, denn ich war damit bis Freitag beschäftigt und da war dann schon der Alfred in Harland, um alles für sein Fest vorzubereiten, zum „Thalia“ fahren ist sich aber nicht ausgegangen, so habe ich überlegt, das mit einem Hunderter vielleicht allein zu tun.

Ich würde schon nicht so falsch kaufen, aber will ich wirklich soviel Geld für Bücher ausgeben, die ich dann ein paar Monate später in den Schränken umsonst oder beim „Morava“ um einen zwei oder drei Euro finde?

Ich wollte nicht,  bin in die andere Richtung gefahren und hoffte darauf, daß vielleicht „Aberland“ auf der Liste steht, denn das steht schon in Harland und das könnte ich dann auf dem Berg mitnehmen, mit dem Otto darüber diskutieren und vielleicht gibt es doch nicht alle Bücher auf dem „Kindle“ und ein Hardcover ist dabei.

Bei Buzzaldrin und den anderen Bloggern konnte ich auch öfter etwas von Doris Knechts “ Wald“ lesen und da ist mir eigefallen, daß die Anna das einmal erwähnte und ich habe ja eine  lesende Tochter, also fein, wenn das kommt, borge ich es mir aus.

Geht nicht, mitnichten, meine Leser werden es schon ahnen, denn die Anna ist auch eine E-book Leserin.

„Shit, Scheiße, Scheibenhonig!“ und der Alfred hat zu seinem Geburtstag zwar eine Menge Geschenke, aber keine Buchpreisbücher bekommen, denn der Rest der Menscheit, abgesehen von der Bloggerszene, interessiert sich, glaube ich, nicht die Bohne für den deutschen Buchpreis, das hat ja glaube ich schon einmal Wolfgang Tscher bemerkt, als er sich mit Peter Stamms „Agnes“ auf die Straße stellte um das Buch im Sinne einer Buchverschenkungsaktion anläßlich des „Welttags“  zu verschenken.

Aber ich könnte Glück haben und hinter einem Rezensionsexemplarleser den offenen Bücherschrank erreichen, habe ich dann heute gedacht, als ich auf das Postamt gehen mußte, um an die Deutsche Bibliothek in Leipzig, die Belegexemplare, die sie habenwollen „Miranda Schutzengelchen“ und „Anna kämpft gegen das Vergessen“ zu schicken.

Das war dann natürlich nicht so und der „Wortschatz“ sogar eher mit Groschenheftchen bestückt, das was die Leute halt wirklich lesen und in der Zieglergasse gab es einen schönen Katalog von der Ausstellung „Wien 1938“ aus dem Gedenkjahr 1988 und einges ältere, aber nichts was ich für die Liste brauchen könnte, also doch zum „Thalia“ gehen?

Ich war auch dort und Sarah Strickers „Fünf Kopeken“ habe ich mir auch schon von meinem Badezimmerstapel heruntergenommen und werde es, falls mich nicht noch am Abend das Glück packt, wahrscheinlich vorläufig beginnen, denn die Bücher, die wahrscheinlich auf dieser Liste stehen, lagen zwar auf, ich habe sie aber liegegelassen, auch Valerie Fritschs „Winters Garten“, Klaus Modiks „Konzert ohne Dichter“ und das neue Buch der Alina Bronsky, das sicher auch sehr interessant ist, aber das ist auch der Helmut Krausser, den die Blogger gerade lesen, der Ralf Rothmann wahrscheinlich, der nicht auf dieser Liste steht, weil er sich den Streß nicht antun will und und…

As ich dann nach Hause gekommen bin, lag ein Buch im Postfach, fein, super, eine Spende eines meiner Leser,  der es mit einem meiner Bücher tauschen will, mitnichten nichts davon, nur das Belegexemplar des Alfreds für die neuen Volksstimmeanthologie vom Linken Wort 2014, weil er ja die vielen schönen Fotos dafür macht.

Meine bekomme ich direkt am Volksstimmefest, das hat mir Christoph Kepplinger schon so gemailt, damit er sich die Portkosten erspart und die sind ja, wie ich immer merke, sehr hoch, vor allem wenn man die falschen Kuverts verwendet, aber jetzt habe ich mir zehn weiße gekauft, kommentiere den anderen Buchpreisbloggern eifrig,  bin schon sehr gespannt und morgen erscheint noch eine Rezension von mir über ein Buch des lieben Rudis, das es sicher nicht auf diese Liste schafft, weil es schon 2012 erschienen ist und ich bin gespannt, wie mein weiteres Leseverhalten aussehen wird, ob sie mich am Donnerstag nach St. Pölten fahren lassen und auf den Berg kann ich mir  notfalls Luis Stabuers „Atterwellen“ mitnehmen, das steht zwar höchstwahrscheinlich auch nicht auf der Liste, sollte ich aber lesen und hat im entferntesten auch etwas mit dem Toten Gebirge beziehungsweise mit dem Salzkammergut zu tun.

2015-08-16

Absurde Menschheit

Filed under: Bücher — jancak @ 11:55
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Stellen  wir uns vor die Spezies Menschheit verschwindet einfach von diesem Planeten, durch einen Unfall, eine Reakterkatatastrophe, einen kriegerischen Angriff oder so, heute, morgen oder in tausend Jahren  und dann kommen die Außerirdischen und möchten gerne wissen, wie war das doch damals mit den Menschen?

Wie waren sie und finden ein kleines Büchlein von einem „Trockennasenaffen“ namens Gard Menneberg, der in vierundvierzig vergnüglichen Kapiteln und dann noch mit ein paar Anleitungen im Umgang mit ihnen, davon erzählt und das alles mit einem „vergnüglichen Augenzwinkern“, falls doch ein paar Menschen dieses Büchlein lesenn, um alles über ihre „skurrille Selbstüberschätzung zu erfahren oder das, was „Voyageur eigentlich über die Menschheit berichten hätte müssen“, also etwas ganz anderes, als das, was da in den Siebzigerjahren ins All geschickt wurde.

Wie ist sie also diese Spezies Mensch? Sehr seltsam, wie man sich denken kann und so wird schon am Anfang ein Bild von ihren aufgezeichnet, das einem Matadormännchen zu gleichen scheint und im Kapitel vier wird die Frage gestellt, wie die Menschheit entstanden ist und damit beantwortet, daß man es eigentlich nicht weiß.

Aber einiges weiß man, beziehungsweise wird  an Beispielen erklärt. Die Menschen sind anmassend und neigen zur Selbstüberschätzung, fürchten sich, obwohl sie doch so groß und mächtig sind, vor kleinen Spinnen und würden zwar niemals ihre Hunde essen (mit Ausnahme vielleicht in China, füge ich jetzt an), füttern ihre Hündchen aber mit Rinderleber und dann gibt es noch die Vegetarier, die nur das Obst esen, was von den Bäumen fällt, seltsam, seltsam, wie das genauso ist, daß sie soviel schlafen und die Säuglinge, die dann allmählich etwas munterer werden, glauben fliegen zu können, die Menschen neigen ja, wie wir schon lasen, zur Selbstüberschätzung.

Das wird ihnen allerdings schnell in den Schulen ausgetrieben und dann arbeiten sie ihr Leben mit drei Wochen Urlaub im Jahr hart und sind auch nicht glücklich, obwohl die meisten doch sehr wohlhabend sind und genug zu essen haben, aber ihre schlechten Eigenschaften sind der Neid und so ist der Arbeiter, dem Manager sein gutes Leben neidig und der beneidet wieder seinen Gärtner, etcetera, etcetera.

Über das Kapitel „Freiheit“ kommt man zur Gier und damit zur Erkenntnis, daß die Spezies Mensch den Futternapf stehenlassen würde, wenn ein größerer in Sichtweite wäre und so weiter uns so fort, bis er  letztendlich vor der vollen Schüßel, die nur in seinem Kopf existierte, verhungert wäre, das führt zu den Kriegen der Geschichten oder auch zu Jesus Christus, dem Freiheitskämpfer, der die Wucherer aus den Banken verjagten, in seinem Namen wurden dann die größten Kriege, die Kreuzzüge und die Inquisition mit ihren grauslichen Folterungen entfacht, aber auch die Schlagwörter „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, ließ Köpfe rollen, so daß es mich, ganz ehrlich wundert, daß da jeden vierzehnten Juli ein großes Fest gefeiert wird, aber weiter mit dem Absurditäten der Menschheit.

Da hätten wir noch die Völlerei oder die Adipositias und sehr lustig finde ich die Beschreibung, daß das Übergewicht verboten werden sollte, weil die Fetten dann zu träge zum kämpfen wären und es keine Kriege mehr geben würde.

„Na dann!“, könnte man sagen, aber die WGKK vertritt mit ihren „Rund um gsund-Programmen“ wahrscheinlich redlichere Motive.

Danach kommen wir zum Sex und zur Liebe und da würde ich dem lieben Autor wieder einmal männliche Motive oder ein männliches Bild unterstellen, wenn er da von den Keuchscheitsgürteln spricht und davon, wie sich die Frauen ihre Männer aussuchen und die dann glauben laßen, sie hätten sie erwählt.

Er räumt aber auch ein, daß es männliche Prostiutierte gibt und bringt ein Beispiel, wo die Geliebte nur Marzipan essen durfte, damit sie ihrem Liebhaber in den Mund urinieren konnte, na prost könnte man da sagen.

Die Unterschiede zwischen Mann und Frau werden erklärt, sie will quasseln, er seine Ruhe haben, eine Erkenntnis, die schon wahre Bibliotheken füllt und dann kommen wir zum Altern, dem Tod, dem Ende im Pflegeheim und auf die Umweltzerstörung und wir haben einen humoristisch philsosophischen Eindruck über die „Absurde Menschheit“ und das, was wir wahrscheinlich ohnehin schon mehr oder weniger wußten bekommen.

Ein wenig schade finde ich, daß man über die Identität des Trockennasenaffens Gard Meneberg, obwohl er mir in das Buch eine sehr liebe und persönliche Widmund geschrieben kann, sowohl über seine Seite noch über die des Verlags eines kleinen oberösterreichischen, der mich gefunden hat und sich von meiner überlangen Leseliste im Gegesatz zu anderen Verlagsmenschen, die diese offenbar auch ein wenig absurd fanden, nicht abschrecken hat lassen, nicht sehr viel erfährt, obwohl der Autor über eine eigene Website verfügt, dort aber nur eher Unverbindliches über sich erzählt.

Das Buch ist zuerst elektronisch erschienen, jetzt in der Printform erhältlich und allen, die über sich und über die kleinen oder größeren menschlichen Absurditäten schmunzeln wollen, wahrscheinlich zu empfehlen.

2015-08-15

Zwei Geburtstage und ein Fest

Filed under: Alltagsgeplauder — jancak @ 23:28
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Am fünfzehnten August 1915 wurde meine Mutter geboren, wäre also, wenn sie nicht schon 1991 gestorben wäre, heute hundert Jahre alt geworden und ausgerechnet heute gab es bei uns in Harland bei St. Pölten ein großes Geburtstagsfest auf das sich der Alfred schon seit Wochen vorbereitete, Sachen bis hin zu Bänken einkaufte und einen Kühlschrank mietete, um Bier und andere Getränke darin zu kühlen, sein sechzigster Geburtstag, der am neunten August, also schon vor einer Woche stattgefunden hat.

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Da waren wir am Hochschwab wandern und wollten eigentlich anschließend ins Gasthaus Holzer in Neuberg an der Mürz essen gehen, das ich vor Jahren kennenlernte, als es dort das Fest für Gerhard Rühm, sicher auch zu einem seiner Geburtstage gab und wir seither gerne dorthin essen gehen, wenn wir vom Hochschwab kommen.

Aber leider gab es dort eine Taufe und keinen Platz und der Seewirt am Erlaufsee, wo wir es stattdessen versuchten, hatte keinen Restaurantbetrieb, so fand das Geburtstagsessen um vier Uhr Nachmittag in einer Konditorei in Mariazell statt, Rindfleischsalat und anschließend einen Eisbecher für den Alfred und zum Fest am Tag des hundersten Geburtstag meiner Mutter wurde gegrillt.

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Lammfleisch Cevapcici, Rindfleisch, Gemüse etc und der Alfred hat seine Bürokollegen und die meisten unserer Bekannten eingeladen und sich sogar jemanden organisiert, der mit einer Grillschürze das Grillen übernommen hat. Der Karl, mit dem der Alfred sonst nach China oder Australien fährt, hat für ihn fcotografiert, so daß er sich seinen Gästen widmen konnte und da waren einige Bekannte, die ich schon einige Jahre nicht gesehen habe, dabei.

Und natürlich eine Menge Geschenke, obwohl der Alfred ein Geschenkmuffel ist und eigentlich gar nicht so gerne solche haben will, hat er von der Ruth Aspöck und dem Robert Eglhofer, die auch gekommen sind, ein schwarzes Leiberl bekommen, Bücher von der Ute aus Leipzig, die wir vor kurzem bei ihrem Sechziger besucht haben, leider waren keine solche dabei, die auf der langen Liste stehen hätten können, denn darauf habe ich vielleicht gehofft, so daß ich sie ab Mittwoch, wenn diese Liste dann bekanntgegeben wäre, mir sie ausborgen hätte können, aber leider sind unsere Freunde nicht so bibliophil und der Alfred ist es eigentlich auch nicht, daß er sich für Buchpreisbücher interessiert.

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Er hat aber von der Ute Sebastian Fitzeks „Noah“ bekommen und ein Buch über Reiner Kunze, den die Ute sehr verehrt und dann ein Buch über die Alpen und ansonsten Wein, Sekt, Gewürze und von der Anna eine Grillschürze, die er aber auch nicht angelegt hat.

Ein langes Fest im Garten mit Leuten, die ich lange nicht gesehen habe und auch mit solchen, die auch zu meinen Geburtstagsfesten kommen, literarische Gespräche mit dem Robert und der Ruth, mit der Ute und mit der Felizitas.

Zwei Hunde waren auch dabei, der Ouzo und dann noch eine Hundedame, die der Freund der Iris mitgebracht hat und der fünfzehnte August, in Österreich ein Feiertag, ist auch ein besonderer Tag, ein Sonntag, wie meine Mutter, die eigentlich das Jahr zweitausend erleben wollte und das nicht geschafft hat, immer sagte und am fünfzehnten August vor drei Jahren waren wir in Litauen an der kuhrischen Nehrung und wollten eigentlich ins Thomas Mann Haus, das er dort einige Sommer bewohnte, aber leider war in Litauen auch ein Feiertag und das Häuschen also geschlossen und vor einem Jahr waren wir in Ansbach und sind von unserer Elsaß Reise zurückgefahren.

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Dort war kein Feiertag, so daß wir  vorher Milch, Brot, etcetera für das Frühstück einkaufen konnten, zwei Tage vorher wurde die Longlist 2014 bekanntgegeben und ich habe in der Buchhandlung in Ansbach danach gefragt und im Radio, als wir zurückgefahren sind, haben wir ein Interview mit Roger Willemsen über sein Buch über das Parlament gehört und von dem, der heute sechzig Jahre alt geworden ist, habe ich ja kürzlich „Die Enden der Welt gelesen“, so daß ich ihm, der heute sechzig wurde und seinen Geburtstag vielleicht wieder auf einem Ende der Welt verbringt, noch einmal alles Gute wünschen kann!

Am Cover der „Wiedergeborenen“ gibt es übrigens ein Jugendfoto meiner Mutter, ganz rechts und dann noch eines als junge Mutter mit meiner Schwester, beide aus der World War II Zeit und das Cover von „Selmas Kopftuch“ wird die schöne alte Puppe meiner Mutter ziehren, die jetzt mit einigen anderen alten Puppen, am Tischchen unterm Fenster im Harlander Schlafzimmer sitzt.

2015-08-14

Die Enden der Welt

Filed under: Bücher — jancak @ 10:02
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Obwohl es schon bald ans Longlistenlesen geht, kommt jetzt noch ein richtiges Sommerbuch, ein Reisebuch der Extreme sozusagen, nämlich Roger Willemsen „Die Enden der Welt“ und ich kenne den deutschen  Publizisten und Fernsehmoderator, der morgen sechzig wird, von meinem Frankfurter Buchmessensurfing.

Da wurde er wohl interviewt oder ist mir aufgefallen und dann habe ich sein Reisebuch, wo er wirklich oder metaphorisch, die Enden der Welt erkunden wollte, irgendwann einmal im Schrank gefunden und inzwischen auch das, wo er sich ein Jahr lang ins Parlament setzte und  die Zustände dort beschrieb.

Irgendwie ein seltsames Buch, denn die Welt hat ja kein Ende, sondern ist eine Kugel und man kann sie wohl auch nicht auf einmal bereisen, also sind die Reisen, die in den zweiundzwanzig Kapitel beschrieben werden,  in  drei Jahrzehnten absolviert und Roger Willemsen, entnehme ich „Wikipedia“ ist ein Vielreisender, der viel für Hilfsorganisationen an den Enden unterwegs ist und „Der Aufbruch ist in der Eifel“, da sitzt oder liegt Willemsen am Bett eines krebskranken Jungen, der erfahren hat, daß er bald sterben wird und der sagt, nach dieser Diagnose „Mir ist fad?“

„Wie kann das sein?“, denkt Willemsen, „wenn er doch nur mehr so wenig Zeit zu leben hat?“, legt sich zu ihm und reist mit ihm im Kopf durch die Welt und wo will er hin? Natürlich an das Ende.

Das zweite Kapitel heißt dann  „Gibraltar“ und das ist ein britisches Hoheitsgebiet am Ende von Spanien, beginnt aber in Tokio, wo Willemsen, die vielen gleichgekleideten Mädchen beobachtet und sich sehr einsam fühlt.

So ruft er in Hamburg eine Freundin an und verabredet sich mit ihr zehn Tage später durch Spanien, bis hin nach Marokko zu reisen.

Dann geht es an ein anderes berühmten Ende, nämich an den Himalaya.

Dort interviewt er einen hundertdreijährigen Asketen, der das Ende der Welt schon bald nahen sieht, nimmt an Begräbnisritualen teil und spricht mit Monika, der Leiterin einer Hilfslorganisation.

Ein weiteres Ende ist Isafjördur, in Island, wo schon Jahre keine Morde geschahen, so daß der Polizist im Wirtshaus sitzt und von dem Mann erzählt, der den Duschvorhang im wahrscheinlich einzigen Hotel küßte, als sich dort einmal eine schöne Touristin einquartierte.

„Der letzte Vorhang“ ist, behauptet Willemsen in Afrika, dort gibt es Schwarze, Farbige oder „einfach Afrikaner“ und die wollen, füge ich jetzt mal hinzu, bevorzugt weg vom Ende, in die Festung Europa, riskieren oft ihr Leben dafür und landen, wenn überhaupt in einem überfüllten Erstauflager in Lampedusa oder Traiskirchen.

Dann geht es nach Minsk, Weißrussland, vormals eine der Sowetrepubliken, das merkt man immer noch, schreibt Willemsen, an dem Verordnungswahn, dann geht er ins Krankenhaus und besucht dort einen Alten und legt ihm ein paar Salzgurken an das Bett.

Patagonien, ist, schreibt Willemsen, ein verbotener Ort und  trifft dort Lili, die war sieben und lebte in Santiago, als dort 1973 der Putsch kam, da gab es ab zwanzig Uhr ein Ausgangsverbot, so nahm sie als die Mutter um diese Zeit noch nicht zu Hause war, den  kleinen Bruder an die Hand und irrte mit ihm durch die Straßen, obwohl die Soldaten von den Dächern schossen.

Jetzt ist Lili Selbstversorgerin, schlachtet selbst und kocht Marmelade und mit Willemsen fährt sie in die evakuierte Stadt Chaiten, die das ist seit 2008 dort der Vulkan ausbrach und irrt mit ihm durch die Ruinen, in denen inzwischen Tramper hausen.

In „Timbuktu“ über das ich vor kurzem einen Film gesehen habe, trifft er sich mit den Tuaregs, während er in „Bombay“, das jetzt Mumbai heißt, ein Bordell besucht und in „Tangkiling“ erzählt er zuerst von den Transmigrationsprogrammen der Holländer, die hunderttausende Menschen von Java nach Borneo übersiedelten, dann begleitet er ein  vierzehnjähriges Mädchen, das auf einem Holländerfahrrad, die „schlechte Straße“ ins Gymnasium fährt, dabei oft die Lehrer nicht antrifft, da sich diese lieber auf Land beackern und aufs Goldwaschen verlegen, sich dabei aber eine Atemwegserkrankung zugezogen hat.

Dann geht es nach Sibirien, dort wo früher die Straflager der Verbannten lagen, nach „Kamtschatka“ und nach Petropawlows, der „dreckigsten Stadt“ Russland und dorthin reist man nicht allein, sondern mit der Dolmetscherin Nastja, dem Chauffeur Sergej und Galina für die bürokratischen Angelegenheiten, dann treffen sie noch auf Kolja und Jelena, die zum Kraftwerk wollen. Sie schließen sich ihnen an und am Ende kommt es auch noch zu erotischen Beziehungen mit Jelena.

Die gibt es in Birma, im „Strand“, dem besten Hotel mit der alleinreisenden Britin Belinda, mit der er das Zimmer teilen muß, wahrscheinlich nicht und dann geht es dem schlechten Gewissen wegen des kolonialen Hotels am nächsten Tag mit einem Billigticket nach „Mandalay“ weiter. Dort trifft er in der „Holzklasse“ das Buchbinderpaar Khin Maung und Mariam, die in einer gesperrten Zone wohnen, das Meer sehen wollten, aber keine Erlaubnis dazu bekamen, so daß sie mit ihrem Truthan und der roten Festkleidung, die sie für diese Wallfahrt trugen, wieder zurückmußten.

Zum „Fuciner See“ in die Abbruzzen geht es auch, aber nur, weil Willemsen in den Achtzigerjahren eine Frau in der Nationalbibliothek kennenlernte, die wie besessen an „Kafka“ arbeitete.

Der „Hungerkünstler“ schien sie besonders zu faszinieren, so zog sie sich zur „Auszehrung“ in ein Nonnenkloster zurück. Die Nonnen schmissen sie hinaus, so rief der besorgte Vater, der die Tochter zurück an den See holte, Willemsen an und der fand den See ausgetrocknet, die Tochter noch mehr abgezehrt, die sich dann noch weigerte mit dem Vater im selben Zimmer zu übernachten und heute lebt sie nicht mehr, hat sie doch, wie Willemsen schreibt „ihren Ausgang“ aus den Enden der Welt gefunden.

In Goree, dem „Sicheren Hafen“, eine Insel vor Senegal wurden in den vorigen Jahrhunderten die Sklaven verschickt, man kann das Cape Coast Castle oder das „Dachau Schwarzafrikas“, das inzwischen zu einem Museum gegen Sklaverei geworden ist, heute noch besichtigen.

Nelson Mandela war dort, Johannes Paul II, Bill Clinton und seine Gattin Hillary, während heute die Nachfahren der Sklaven Schmuck und  Sonnenbrillen an die Weißen verkaufen und der Hoteldirektor nachweist, daß „Goree im Sklavenhandel gar keine wichtige Rolle spielte.“

Dann gehts nach Hongkong, dort wo ich mit dem Alfred und der Anna, als es noch eine britische Kolonie gewesen ist, auch ein paar Tage lang war, in einem dieser hohen Hotels wohnte, wo die Gepäcksstücke der An-und Abreisenden unter ein Netz gestapelt werden, durch die Stadt wanderten, nach Vicktoria, wo glaube ich, die langen Rolltreppen sind, hinaufwanderten und auch mit einem Schiff von einem Teil der Insel zur anderen fuhren.

Nach Afghanistan geht es  auch, dort war ich noch nie, dafür kommen, glaube ich, derzeit sehr viele Flüchtlinge von dort zu uns  und Willemsen schildert traditionelle Hochzeiten, wo die Braut noch auf einem Kamel zurm Bräutigam gebracht wird, obwohl es doch schon Motrräder gibt.

Zum Königreich Tonga geht es auch und von dort nach „Toraja“, also wieder nach Indonesien, zu den Totengebräuchen, die, wie wahrscheinlich einiges innerhalb und außerhalb der Ränder, ein wenig makaber sind. Da werden die Verstorbenen nämlich solange aufgebahrt und einbalsamiert, bis man das Geld für die Ochsen, die dann in einem Ritual geschlachtet werden, zusammen hat und die Toten, die man auf den Straßen findet, bleiben einfach liegen.

Im „Kongo“ war ich vor kurzem, obwohl Roger Willemsen vom Außenamt  die Reise abgeraten wurde, zu gefährlich, denn ständig Krieg und Kindersoldaten, aber es gibt auch die Musik und Papa Wemba, einen berühmten Sänger, den Willemsen begleiten oder filmen soll, was auch nicht so einfach ist.

Dann geht es in die Opiumhöhlen von „Chiang Mai“ im Norden Thailands und von dort zurück ins gute alte Italien, wo ich früher auch öfter war, von Florenz nach Orvietto um den berühmten Dom zu besuchen und eine Frau zu besuchen, haben wir es geschnallt, Roger Willemsen ist natürlich ein sehr männlicher Schreiber und dann zum Höhepunkt der Gefühle, an den „Nordpol“, dorthin geht es auch für den Individualisten nur mittels einer Gruppenreise und so habe ich in einigen Badewannesessions in ein paar Tagen, die ganze Welt bereist, obwohl ich ja, wie ich immer schreibe, eigentlich nicht so reiselustig bin und meine Sommer am liebsten in der Sommerfrische von Harland bei St. Pölten verbringe, darüber auch mal einen Sommerroman schreibe und meine Radtouren in Richtung Wilhelms– oder Herzogenburg mache.

Bei Roger Willemsen, dem Intellektuellen, wie ihn die „Amazon Rezensenten“ nennen, von denen viele bei dem Buch ausgestiegen sind und es sowohl mit einem oder auch fünf Sternen bewerten, ist das anders.

Seine schlechte Sprache wird dort, bemängelt, die ist mir naturgemäß nicht aufgefallen, aber auch nicht seine große Intellektualität. Ich denke eher, da ist ein Priveligierter, der es sich leisten kann, um die Welt zu reisen oder dorthin geschickt wird und der in seinem männlichen Selbstbewußtsein etwas oberflächlich darüber plaudert.

Sicherlich sehr spannend, auch für die Nichtreiselustige, obwohl auch ich  bei manchen Kapiteln ausgestiegen bin und jetzt alles Gute Roger Willemsen zum morgigen Geburtstag!

„Keine Ahnung, wo Sie den verbringen werden?“

Am Südpol oder vielleicht auf Recherche im überfüllten Aufnahmelager von Traiskirchen, was zur Abwechlung auch sehr wichtig wäre, bei mir gibt es jedenfalls zwei Geburtstage und ein Fest zu feiern!

2015-08-13

Im Kongo

Filed under: Bücher — jancak @ 00:38
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Jetzt kommt das zweite Urs Widmer Buch auf meiner Leseliste, „Im Kongo“, 1996 erschienen und das erste Kapitel klingt für einen Urs Widmer erstaunlich realistisch, obwohl es fängt mit einem Traumgarten an, in dem der Altenpfleger Kuno, seine Kindheit verbringt. Es ist Krieg und er schwärmt hinaus zu den Vögeln und den Blumen, die es da in Zürich geben soll und eines Tages liegt die Mutter tot im Gras, von einem Bombenangriff wahrscheinlich getroffen, es dauert lange bis der Vater, in Uniform kommt, die Leiche entfernt, die größere Schwester übernimmt den Haushalt und das Leben geht weiter.

Dann, fünfzig Jahre später, schießt der Vater inzwischen über achtzig mit seiner Armeepistole ungedalden auf den Postboten, die Polizei erscheint und Kuno muß den Vater in das Altenheim bringen, in dem er Pfleger ist.

Dort gibt es eine Schwester Anne, der Vater zieht in das Zimmer aus dem gerade eine Frau gestorben ist und Kuno erzählt einmal dem Zimmernachbarn einen Herrn Berger von seinem besten Freund Willi und das er kein Schicksal hat.

Willi hatte eines und hat dem Kuno in der Schulzeit einmal die Pausenbrote weggegessen und sich von ihm einsagen sallen, dann ist er mit seiner Freundin Sophie in den Kongo, um dort Bierbrauer zu werden und als der Vater in das Zimmer kommt, fällt er Herrn Berger in die Arme, denn das war sein bester Mann und Kuno war sein Führungsoffizier, in dem Regiment, das „Wiking“ hieß.

Denn der Vater war im Nachrichtendienst, wie er dem Sohn jetzt erst erklärt und Herr Berger die Geschichte erzählt, wie er, ein Erfinder eines optischen Gerätes, das die Nazis haben wollten, vom Führer nach Berchtesgarden eingeladen wurde, mit ihm soff, Eva Braun im Nachthemd saß und dann von Hitler auch noch seine Geheimtelefonnummer zugesteckt bekam, die ihm dann auch vor der Gestapo rettete.

Am nächsten Morgen begegnet Kuno vor dem Altersheim Willis Vater, der ihm in den Kongo schickt, denn es ist schon lange keine Nachricht und kein Geld mehr vom Sohn gekommen.

Die Hinfahrt erweist sich als etwas problematisch, am Zoll wird ihm sein ganzes Gepäck konfisziert, die Taxisfahrt ist überteuert und die Bootsfahrt nach Kisangani war auch recht abenteuerlich.

Der Weg in die Bierfabrik war schweißtreibend, schließlich sind wir ja in Afrika und der flotte Kuno schlägt auch noch eine Mitfahrgelegenheit aus.

Dann kommt er an, sieht eine flotte Schwarze namens Saba, die ihm erklärt, daß ihr Vater Willi und die Mutter Sophie, beide Schwarze, die Direktoren sind, Willi hat jetzt Mordsphantasien, sieht sich auch schon niedergemetztelt, als der tiefschwarze Wille, der auch noch abenteuerlich gekleidet ist, erklärt, er weiß auch nicht, wie er und Sophie schwarz geworden sind.

Er lädt ihn aber auf eine Stammesfete ein, das heißt, er muß als sein Wesir mitkommen und wird schwarz angemalt, dort trifft er einen Löwenkönig, der ihm genau, wie einstens Hitler bei Herrn Berger, eine geheime Telefonnummer gibt, aber erst einmal fliegt er wieder nach Hause, denn Willi schickt ihm mit einem Testament, das sein Vater unterschreiben soll, dorthin zurück.

Im Flugzeug erkennt er, er ist tiefschwarz mit weißen Bart, hat auch schon einen Paß mit einem solchen Foto und als er so in das Altenheim kommt, ist Schwester Anne, die ihm immer sagte, daß er warten kann, bis er schwarz ist, bevor sie ihn heiraten würde, gleich hingerissen.

Die Väter sterben und Kuno fliegt mit Anne, die sich auch transformiert, in den Kongo zurück. Willi fliegt mit Sophie dafür nach Zürich, um sein Erbe anzutreten und Kuno wird vom Löwenkönig zuerst bei einem Stammesüberfall gerettet, dann zieht er sich in den Busch zurück, um seine Geschichte und die des Kongos aufzuschreiben.

Eine abenteuerliche Geschichte, vielleicht könnte man sie auch rassistisch interpretieren oder satirisch auf jeden Fall und  hat mir sehr gut gefallen. Besser als der andere Urs Widmer, den ich vor kurzem gelesen haben.

Ich habe das Buch vor Jahren von einer meiner Psychologenkolleginnen zu meinem Geburtstagsfest geschenkt bekommen und es lange liegen gelassen, jetzt aber in einem kleinen „Urs Widmer In Memoriam Schwerpunkt“, wie man sagen könnte, gelesen, dessen „Reise an den Rand des Universums“ 2013 auf der Longlist des dBp gestanden ist. Das und den „Herrn Adamson“ müßte ich erst finden, aber jetzt geht es vorerst ohnehin an das neue Longlistenlesen.

2015-08-12

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Filed under: Büchergeschichten,Buchpreisbloggen — jancak @ 00:43
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Am  neunzehnten August um elf Uhr, also in einer Woche, wird die heurige Longlist des deutschen Buchpreises vergeben und da wir uns  derzeit in der Sommerflaute befinden, der Rohtext meines Sommerromanprojektes fertig ist und ich mich  vor einer Woche endgültig dazu entschieden habe, die heurige Longlist, wenn möglich auf- und durchzulesen, gibt es an dieser Stelle Spekulationen, wer heuer auf dieser Liste stehen könnte? Wenn man auf die Seite des deutschen Buchpreises geht, kann man erfahren, daß die siebenköpfige Jury aus hundertsiebenundsechzig Büchern, die von hundertzehn deutschen, österreichischen und schweizer Verlagen eingereicht wurden, die zwanzig Bücher aussuchen wird, die, glaube ich, im letzten Jahr erschienen sein müssen, ab der Preisvergabe bis zur Shortlistenveröffentlichung oder so.

Eine spannende Frage über die man spekulieren kann, obwohl es natürlich viel mehr als  hundertsiebenundsechzig Bücher gibt, von denen dann ab neunzehnten August hundertsiebenundvierzig Bücher überbleiben werden, wo man dann bedauern oder sich empören kann „Was dieses Buch ist nicht darauf, Skandal, was ist denn das für eine Jury?“ Ich meine ja immer, daß das ganz natürlich ist, denn es gibt mehr als zwanzig gute Bücher und eigentlich ist diese Reduktion auf die zwanzig, die sechs, das eine beste, sowieso ein Unsinn oder was wahrscheinlicher ist, eine Marketingstrategie, um die Leute auf das Lesen beziehungsweise auf das künftige Weihnachtsgeschenk aufmerksam zu machen. Die siebzigtausend jährlichen Neuerscheinungen, die es geben soll, kann man nicht alle lesen, sechs oder ein Buch aber schon und da ist es wahrscheinlich eine gute Idee jährlich ab August, wenn man gerade vom Urlaub zuurückkommt, die Leute auf das Lesen aufmerksam zu machen.

Seit 2005 gibt es diesen Preis  und seit damals heftige Spekulationen über seinen Sinn und tiefe Empörung, weil dann ja jedesmal ein Haufen guter Bücher für schlecht erklärt wird. Ich gehe ja vom mündigen Leser und der müdigen Leserin aus und denke, daß es  eine gute Idee ist, neben dem Buchpreisbüchertisch, den es in den meisten Buchhandlungen gar nicht gibt, einen mit den anderen Büchern hinzustellen und man kann und sollte ohnehin lesen, was man will.

Trotzdem fiebere ich seit ich darüber blogge auch jedes Jahr ein bißchen mit, wer wird dann darauf stehen? Stelle ein paar Spekulationen an und war in den letzten Jahren  auch manchmal erstaunt, wenn Bücher daraufgestanden sind, die ich eigentlich nicht erwartet hätte. Ludwig Lahers „Verfahren“ vielleicht oder das Buch von Joachim Mayerhoff, das von Michael Ziegelwagner im letzten Jahr und und jetzt denke ich, daß der Sinn der Longlist vielleicht ist, aus der Bücherneuerscheinungsvielfalt eine möglichst große Bandbreite auszusuchen, die jeden Geschmack treffen kann, daher auch der Reinhard Jirgl, wo dann alle schreien „Wau, das kann man nicht lesen, das ist viel zu schwer!“, etc. Aber Krimis, Chit Lits und Jugendbücher also das, was die meisten Leute lesen, sind sowieso nicht dabei, also fehlt wieder eine Menge der Bandbreite und keine Gedichte und keine Kurzgeschichten, da war ich zum Beispiel im Vorjahr eine Weile erstaunt, daß die Karen Köhler mit ihren neuen Buch „Wir haben Raketen geangelt“ nicht daraufgestanden ist, bis ich daraufgekommen bin,  das sind Kurzgeschichten.

Tobias Nazemi, einer der heurigen glorreichen Bücherblogger, hat sich Gedanken über die „Marketingtricks der Büchermacher“  gemacht und gemeint, daß es auf das Cover, den Titel, die Buchdicke etc ankommt, damit wir in der Buchhandlung nach den Büchern greifen. Bei mir ist es eindeutig der Autorenname, kenne ich den, dann interessiert mich das Buch, bei den angeführten Dimensionen denke ich, daß da die Auswahl wahrscheinlich beim Lektoriat und nicht erst bei der Jury pasiert. Der Lektor höre ich manchmal, sucht den Buchtitel aus und wenn ich so auf die Longlists der lestzten Jahre schaue, dann finde ich Titel wie „Nichts von euch auf Erden“,“Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“, also auch nicht sehr kurz. Was wird aber heuer auf dieser Liste stehen? Seitdem ich heuer darüber grüble, ob ich da mitlesen soll oder nicht, denke ich auch darüber nach, was da zu finden sein wird  und bin da erst einmal daraufgekommen, daß ich gar nicht soviele deutsche Bücher nennen kann.

Ich schaue zwar immer beim „Bachmannpreis“ eifrig mit, lese aber kaum Vorschauen, also fiel mir außer dem neuen Roman der Annika Reich nicht viel ein, dann fiel der Name Ralph Rothmann, aber dazu kam gleich die Meldung, der hat sich mit „Im Frühling sterben“, nicht nominieren lassen, was vielleicht auch schon als Skandal gehandelt wird.

Bei den Österreichern fielen mir dagegen viel mehr Titeln ein, wahrscheinlich bin ich eine patriotische Leserin, also Vea Kaisers neuer Roman könnte daraufstehen, hoffentlich der der Valerie Fritsch Winters Garten“, Olga Flors „Ich in Gelb“ vielleicht, sicherlich der Arno Geiger, und und.

Von den Schweizern habe ich dann auch noch gehört, daß Ralph Dutli, dessen „Soutines letzte Fahrt“ ja auf meiner Leseliste steht, ein neues Buch hat und Michael Fehr  auch ein Bachmannpreisträger hat „Simeliberg“ herausgebracht, aber das, lese ich gerade, ist eine Erzählung.

Also hurtig darauflos spekuliert, die neue Bachmannsiegerin Dana Grigorcea hat ja auch ein neues Buch und dann gibt es noch Klaus Modiks „Konzert ohne Dichter“, wenn man nachdenkt oder bei den Blogs nachschaut, fallen einem schon mehr als zwanzig Bücher ein.

Kerstin Pistorius von „Atalantes Historien“, auch eine Buchpreisbloggerin, hat da schon ihre Auswahlliste erstellt. Mal sehen, wieviel Treffer sie haben wird und wie gut ich in meinen Spekulationen liege?

Ach ja, Michel Bergmanns „Weinhebers Koffer“ und Michael Degens „Der traurige Prinz“ könnten auch noch als Überraschungstreffer daraufstehen, weil das vielleicht Bücher sind, die viele interessieren und dann ein paar junge unbekannte Autoren und und…

Also lassen wir uns überraschen und vergessen nicht, daß es auch eine Hotlist gibt, wo dann die sogenannten Indie-Bücher darauf stehen und dann gibt es  noch die Selfpublischer, sowie meine drei im letzten Jahr erschienenen Bücher, die sicher nicht auf der Liste stehen, aber auch zum über den Tellerrand schauen verlocken können und dann gibt es noch die Bücher von den letzten Buchpreislisten und die, die es nicht daraufgeschafft haben, die auf meiner elendlangen Bücherliste stehen und die ich mir für 2015 zu lesen vorgenommen habe.

„Fünf Kopeken“ wär das beispielsweise eines, das es, wie die „Klappentexterin“ auch eine glorreiche Bücherbloggerin, meinte, 2013 nicht auf die Liste schaffte und dann „Blumenberg“ von Sybille Lewitscharoff, das es es 2011 schaffte, ich aber, wenn ich jetzt noch zwanzig neue Bücher lesen möchte, wahrscheinlich wieder einiges Ungelesene am Ende des Jahres von meiner Liste streichen muß.

Ach ja, es gibt zuviele Bücher, weil immer mehr Leute schreiben und immer weniger lesen, was wahrscheinlich weniger schön, als das erstere ist. Acht oder neuen Bücher lesen die Deutschen und die Österreicher jedes Jahr, habe ich einmal wo gehört, da geht sich die Longlist  schon nicht aus und vierzig Prozent tun es gar nicht, weil sie Schulen als funktionale Analphabeten verlassen. Für die gibt es dann die „Leichter lesen-Programme“ und vielleicht die Jugendbücher und für die, die sich für die Longlist interessieren, bald zwanzig Bücher über die man sicher herrlich streiten kann.

Buzzaldrin postet auf ihrer Facebookseite schon Bücherschachteln, dessen Inhalt sie noch nicht verrät und die glorreiche Jury hat in Frankfurt auch schon getagt und ein halbes Büffet dabei zurückgelassen.

Jetzt könnte ich, wenn ich in Harland nicht gerade Roger Willemsens „Die Enden der Welt“ angefangen hätte und ein Rezensionsexemplar erwarte, was wahrscheinlich nicht auf dieser Liste steht, zum „Thalia“ in die Kremsergasse fahren und schon einmal auf Risiko „Winters Garten“ zu lesen beginnen. Ich kann aber auch ganz geduldig, bis zum nächsten Mittwoch warten und in Wien Anne Fadiman „Ex Libris-Bekenntnisse einer Bibliomanin“, vom Badezimmerstapel nehmen, was sicher auch passend ist.

Eine Information kann ich auch noch nachtragen: Sabine Gruber wird die heurige „Veza Canetti-Preisträgerin“ sein.

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