Zum neunzigsten Geburtstag von Ernst Jandl, der am ersten August neunzig geworden wäre, gab es im Literaturmuseum ein Archivgespräch „Ich sein Sprachenkünstler“ mit Michael Lentz, Ferdinand Schmatz und Yoko Tawada, moderiert von Ronald Pohl vom „Standard“.
Bernhard Fetz leitete ein und erzählte etwas von dem großen Meister, den er schon durch seinen Vorlaß kannte, jetzt ist der Nachlaß aufgearbeitet, ein Fest, beziehungsweise Ausstellung hat es vor fünf Jahren in der „Wien Bibliothek“ auch gegeben und im Literaturmuseum, das man diesmal von sechs bis neun bei freiem Eintritt besuchen konnte, gibt es das Video wo Ernst Jandl laut „Napoleon“ schreit, dieses Lautgedicht, hat der Bachmannpreisträger Michael Lentz, später auch gelesen.
Zuerst gab Ronald Pohl, ebenfalls Dichter und zeitgleich mit mir in die GAV aufgenommen, eine Einleitung und erzählte, welche Arten von Gedichten es geben würde, dann leitete er zu der in Tokyo geborenen Yoko Tawada über, die ich 1996 in Klagenfurt kennenlernte, als sie dort beim „Bachmannpreis“ gelesen hat.
Da habe ich sie, glaube ich, zuerst am Klo getroffen und mich gewundert, daß sie einen Sitzpolster mit sich führte und später hat mir ihr Text, der glaube ich, von einer Fahrradfahrt durch Hamburg, sie lebt oder lebte auch dort, handelte, sehr gefallen und ich hätte ihr, glaube ich, den Preis gegeben, mir nur gedacht, sie wird die Konkurrenz von Josef Winkler nicht aushalten, der auch und zwar glaube ich ein Stück aus „Dohmra“ gelesen hat Gewonnen hat dann ein Herr Bremer und das hat mich sehr erstaunt.
Inzwischen habe ich einiges von ihr gehört, sie ist, glaube ich, auch im „Wohnzimmerkreis“ aufgetreten und scheint, Kunststück, eine experimentelle Dichterin zu sein und die Aufgabe der Eingeladenen war auch, wie Bernhard Fetz vorher noch erklärte, Jandl Gedichte und auch Eigenes zu lesen.
Das tat Yoko Tawada, in dem sie von der „Jandlbrotfabrik“ erzählte, in der sie literarisch backen lernte und dann ein diesbezügliches Plakat hochhob, später erzählte sie noch auf die Frage, wo und wie sie Jandl kennengelernt hätte, daß das dadurch geschehen sei, daß man sie immer wieder darauf angesprochen habe, daß sie so wie Jandl schreibe, dann hat sie begonnen sich für ihn zu interessieren.
Dann kam Michael Lentz, der Bachmannpreisträger von 2001, sein „Muttersterben“ habe ich gelesen, weil ich es bei „Thalia“ mal um einen oder zwei Euro bekommen habe. er war auch in Wien, als in der „Alten Schmiede“, das Jandl Grundbuch „Laut und Luise“ vorgestellt wurde und er sagte, daß in dem früh erschienenen Werk, das „Suhrkamp“, glaube ich, nicht verlegen wollte, schon der ganze Jandl enthalten sei, eine Andeutung, daß die Spätwerke, in denen sich Jandl mit seinem Körper beschäftigte, dieser Qualität nicht mehr standhalten konnte und es wurde auch diskutiert, ob Jandl so ein guter Jazzinterpret, Jazzdichter oder Jazzkenner gewesen sei. Er hat sich jedenfalls sehr dafür interessiert und das war auch bei dem „Fest für Ernst Jandl“, zu hören, dem ich in den Neunzigerjahren in Mürzuschlag beiwohnen konnte.
Michael Lentz interpretierte dann die Lautgedichte, wie das berühmte „Napoleon“ und als es an seine eigenen Gedichte ging, sagte er, daß in seinen Werken, soviel Jandl enthalten sei, daß er gar nichts extra herauspicken müsse und las dann sehr schnell einigevor.
Dann kam Ferdinand Schmatz, 1953 in Konrneuburg geboren, Jandl-Preisträger, Direktor des Instituts für Sprachkunst und ebenfalls experimenteller Dichter, der dann die Gedichte Jandls interpretierte, in denen er sich Rilke lustig machte, beziehungsweise über ihn schrieb.
In der Diskussion wurde über Jandl und dem Jazz gesprochen, jeder konnte sagen, wie er durch ihn beeinflußt wurde und Ronald Pohl wollte noch wissen, was von Jandl überbleiben würde?
Eine Frage, die mich einigermaßen erstaunte, weil ich dachte, daß man das gar nicht in Frage stellen kann, aber die Ute hat das Buch, das ihr der Alfred einmal mitbrachte, auf dem Flohmarkt verkauft, weil er ihr zu derb und zu fäikal war und ich bin eigentlich auch kein besonderer Jandl-Fan und keiner der experimentellen Dichtung.
Aber die „Humanisten“ werden bleiben, hörte ich, ein Stück, das ich 2000 im Theater in der Gumpendorferstraüe, als Prostest gegen schwarz blau, gesehen habe, „Laut und Luise“ natürlich und noch einiges anderes mehr.
Ich war ja einmal mit dem Alfred und der Anna, als sie zwischen drei und fünf Jahre alt war, am Nationalfeiertag im „Neunzigerhaus“, da hat er gelesen, die kleine Anna ist herumgerannt und hat ihn wahrscheinlich gestört, da hat er auf den Tisch gekloppft und sie laut nachgeahmt, so daß der Ordner auf uns zugekommen ist, um sie zu entfernen.
Jetzt hat Bernhard Fetz einen Brief vorgelesen, den Jandl in den späten Neunzehnneunzigerjahren an eine Schulklasse geschrieben hat, wo er von „Wortspargedichten“ geschrieben und sie ermuntert hat, zu dichten, um ihre Mütter zu erfreuen, wie er auch wegen seiner Mutter zu schreiben angefangen hat.
Neben mir ist der pensionierte Lehrer gesessen, der ein bißchen den Jandl oder Schmid-Dengler Nachlaß aufgearbeitet hat, die Frau Schmid-Dengler war da.
Friederike Mayröcker nicht, was mich ein wenig wunderte und ich hoffe, daß sie nicht krank ist.
Christel Fallenstein, die auch fehlte, hat ja, wie ich vor einem Monat von ihrem Mann erfuhr einen Schlaganfall gehabt und jetzt kommen noch die Todesmeldungen, ist doch Helmut Karasek, wenige Tage bevor das „Literarische Quartett“ wieder aufgelebt wurde, in Hamburg gestorben und heute kam zu Mittag die Nachricht, daß auch Hennig Mankell mit siebenundsechzig Jahren seinem Krebs erlegen ist.
Und am Schluß etwas Erfreuliches bezüglich der Buchpreiszone, ich habe jetzt alle Bücher. Fünf muß ich ja noch lesen, den Lappert und den Helle hat mir der Alfred vor einer Woche beim „Thalia“ in St. Pölten gekauft, den Witzel habe ich mir von der Trude Kloiber gewünscht und den Vladimir Vertlib und den Ulrich Peltzer hat mir der liebe Otto zum Literaturmuseum gebracht.
Er hat schon elf Bücher gelesen, liest gerade den Witzel, will bis nächste Woche noch alle Shortlistbücher schaffen, tippt auf den Peltzer oder den Witzel als neuen Buchpreisträger und meint, daß der Peltzer gar nicht so schwer zu lesen ist, wie ich im Netz öfter hörte und jetzt noch einmal zu Ernst Jandls „Wortspargedichten“ und seinen Brief an die Schüler, denen er riet mit den Worten zu sparen, denn Goethe, Schiller, Heine haben auch solche Gedichte geschrieben. Man kann natürlich auch einen Roman mit tausend Seiten schreiben, aber das sollte man sich überlegen, hat er gemeint. Clemens Setz hat sich dafür entschieden und ich bin schon auf Seite siebenhundert und kann jetzt alle Longlistbücher lesen, auch wenn ich bis November dazu brauche.
Kommentar verfassen