Während ich am Feiertag meine ungelesen bleibenden 2015 Leselistenstöße in die Regale zurückräumte, die 2016 Bücher heraussuchte und Schwierigkeiten beim Finden hatte, habe ich wieder begonnen meine inzwischen aktualisierte Bücherliste weiterhinunterzulesen, bin ich mit dem Buchpreislesen bis auf das Buchpreisbuch jetzt ja fertig und ich sollte Karin Ivancsics „Aufzeichnungen einer Blumendiebin“ lesen, aber da war ja noch Anne Fadimanns „Ex Libris“ und Bücher über Bücher sind ja interessant und faszinieren mich, obwohl ich das bei „Buzaldrin“ gewonnene „Buchhandlungsbuch“ auf meinen Schlafzimmerbücherstapel bei der Wand geräumt habe.
Eigentlich sollte ich das Buch auch wegräumen, wenn ich noch den „Circle“, die Ruth Cerha, die Eva Menasse und die neuen Bücher lesen will, aber dann habe ich es doch genommen und bin damit in die Badewanne gegangen, denn die „Bekenntnisse einer Bibliomanin“ sind ja interessant, bin ich ja höchstwahrscheinlich auch eine solche und schreibe auch gerne über das Bücherlesen.
Anne Fadiman war mir kein Begriff, leider gab es im „Diogenes-TB“, ein Fund vom offenen Bücherschrank, die ich jetzt ja länger vernachläßigt habe, keine Biografie.
„Wikipedia“ belehrte mich, daß das eine 1953 in New York geborene Essayistin und Reporterin ist, die offenbar auch aus einer bibliphien Familie stammt.
Das Büchlein über Bücher ist in siebzehn Kapitel gegliedert und manche waren für mich ein wenig irritierend, manche vertraut und das von den beiden Bibliotheken, die ihre und die ihres Mannes, die sich dann irgendwann einmal vereinen, fand ich originell. Da war dann auch die Frage, nach welchen Gesichtspunkten man Bücher ordnen soll, nach dem Alphabet, nach der Farbe, nach der Größe, etcetera?
Ich würde sagen, das ist eine Platzfrage und ich habe inzwischen soviele Bücher und so wenig Platz, daß sich diese Frage bei mir erübrigt. Duplikate gebe ich weg. Interessant ist die Frage, wie das dann ist, wenn man den doppelten „Mobby Dick“ entsorgt hat und die Ehe bricht entzwei?
„Wortungeheuer und Bandwurmwörter“ war für mich ein überraschendes Kapitel, da ist es um sehr unbekannte Worte gegangen, die in meinem Bibliophilenleben keine Rolle spielen, auch das vom „Kuriositätenkapinett“, wo Anne Fadmann aus einem Buch über Scotts Polarexpedition zitierte.
Dann gibt es noch ein Kapitel, wo sie ein Buch ihrer Urgroßmutter, das diese für ihre hervorragenden schulischen Leistungen „Eines über die wahren Bestimmungen der Frau“, erwähnt, das von einem Geistlichen geschrieben wurde, der die Mädchen belehrte gute Hausfrauen und Mütter zu werden. Sie liest es während sie ihre Tochter stillt und wird es ihr dann vermachen, wenn sie auch Mutter ist.
Ein mehr oder weniger wertvolles Antiquitätenstück und ich habe auch das berühmt berüchtige „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ einer Frau Dr. Johanna Haarer in meiner Sammlung, wo drin steht, daß man die Kinder schreien lassen soll, um sie nicht zu verwöhnen.
Vertrauter oder was ich erwartet hatte, ist das Kapitel mit der Frage, wie man mit seinen Büchern umgehen soll? Anne Fadiman erwähnt hier eine Europareise mit ihren Eltern und ihrem Bruder, der ein Buch offen im Hotelzimmer liegen ließ, das Zimmermädchen steckte ein Lesezeichen hinein und schrieb dazu „Tun Sie das Ihrem Buch nicht an!“
Da scheiden sich wohl die Geister. Darf man Eselsohren machen und was hineinschreiben? Ich gehöre zu der Fraktion, die sagt man darf, Lesezeichen ist mein Bleistift, ich streiche alles an, um mich wie ich mir einbilde, später für das Bloggen zu erinnern, ich betrachte Bücher sozusagen als meine Gebrauchsgegenstände, deshalb stelle ich sie nach dem Lesen auch nicht in den offenen Bücherschrank.
Das nächste Kapitel ist den Autogrammen und den Widmungen gewidmet. Ich bin keine Autogrammsammlerin, hole mir nur höchst selten solche und mag auch keine Widmungen, weil ich finde, daß sie die Bücher verschandeln, habe aber natürlich welche, weil ich viele Bücher aus den Schränken hole und die sind dann ganz interessant.
Anne Fadimann zitiert ein Beispiel, daß Shaw einmal ein Buch mit seiner Widmung in einem Aniquariat gefunden hat, er hats gekauft, es noch einmal gewidmet und an den Adressat zurückgeschickt.
Ich habe einmal eines der Ruth mit Widmung im Schrank gefunden und sie gefragt, ob sie es haben will und es ihr zurückgebracht.
Weiter geht es mit Anne Fadiman bibliophiler Familie, die Mutter war im Krieg Berichterstatterin und sehr empört, als ihr ihr Redakteur die Artikel klaute und ungenannt veröffentlicht, es gibt also ein Kapitel über Plagiate. Da habe ich ja auch schon einige miterlebt und die Familie hat die Eigenschaft des unerschöpflichen Korregierens. Sie können es im Restaurant nicht lassen die Rechtschreibfehler anzuprangern und die Mutter hat ein dickes Kuvert mit all den Fehlern ihrer Zeitschrift, die sie ihrer Redaktion mal schicken will.
Das ist wohl Erbsache, Anne Fadiman spricht von Familiengen oder würde ich vermuten ein Schichtproblem, denn die sozialistische Unterschichttochter war in der Straßergasse eigentlich sehr stolz auf ihre Rechtschreibfehler, verteidigt sie noch immer mehr oder weniger und kann eigentlich nicht wirklich verstehen, warum man, daß nicht mehr mit scharfen „ß“ schreiben darf, wo ich es doch in der Schule so lernte.
Ein wichtiges Kapitel ist aber auch das Lesen lernen und Anne Fadiman wiederholt die wichtige Beobachtung, daß Kinder das von ihren Eltern lernen, nur aus den vorgelesen Bekommenen werden Leser, die schönsten Kinderbücher im Kinderzimmer nützen nicht, wenn die Regalbretter im Wohnzimmer leer sind und da kommen wir schon zu den Antiquariaten.
Anne Fadismanns Mann führte sie einmal zum Geburtstag zu einem solchen, zurück kam sie mit acht Kilo Büchern. Ich habe ehrlich keine Ahniung, wieviel Bücher das sind, würde aber schätzen, daß das gar nicht so viel sind und für die braucht man dann Platz, so hat Anne Fadimann auch einmal in einem Antiquariat ein teures dünnes Büchlein von einem englischen Premierminister gefunden, das „Über Bücher und ihre Unterbringung“ hieß, der war ein Büchernarr und hat genau aufgeschrieben, wie man am besten die meisten unterbringen kann.
Anne Fadiann studiert aber auch Versandkataloge, solche die Pfannen und keine Bücher verkaufen und hat ein Kapitel ihrer ersten Schreibfeder gewidmet.
Da gibt es auch einen Absatz, wo jemand einen Vogel tötete, weil er unbedingt eine Feder brauchte, um was aufzuschreiben, ein sehr männliches Verhalten von Sir Walter Scott, das mich eher abstößt. Einer hat auch einmal seine Farbänder ausgetauscht und reinigen lassen und jetzt schreibt man sowieso am Computer und es gibt keine Originilae mehr.
Anne Fadimans Buch ist in den Neunzigerjahren erschienen, wo ihre Kinder noch klein waren und wird wahrscheinlich heute, als schon zweiundsechzigjährige auch anders lesen und schreiben.
Sie berichtet auch, daß man an die Orte gehen soll, wo die Bücher geschrieben wurden. So hat Thomas Babington Macaulay Titus Livius am Trasimener See gelesen, wo die punischen Kriege statt fanden und in drei Stunden fünfzehntausend Römer starben, etwas was ich eigentlich auch nicht im Original lesen will, während sie mit ihrem Mann George am Grand Canyon über „Die Erforschung des Colorado River und seiner Canyons“ las.
Es gibt ein Kapitel über Bücher über Bücher, die meisten sind auf Englisch angegeben und unterscheiden sich wahrscheinlich von meiner Sammlung, aber mir ist noch eingenfallen, daß ich da auch etwas von Nick Hornby gelesen habe.
Es gibt eine lange Danksagung und ich kann noch erwähnen, daß es in Ö1 schon lang am Sonntag eine Sendung namens „Ex Libris“ gibt, die ich mehr oder weniger regelmäßig höre.
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