Literaturgefluester

2015-12-04

Ungarn

Filed under: Bücher — jancak @ 21:52
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Weiter geht es mit den „Modernen Erzählern der Welt“  Literatur aus Ungarn, die 1957 herausgegeben wurde und Erzählungen enthält, die in etwa um den zweiten Weltkrieg spielen.

Den ersten Teil habe ich während unseres Frühjahrsaufenthalts in Bük, teilweise im Freien auf einer Bank in der Sonne gelesen, jetzt geht es weiter in der Badewanne, die das Hotel Repce ja hat, was allerdings weil es dann im Stockwerk unten tropfte, zum Teil nur möglich war.

Bis György G. Kardos, von dem ich in Harland eine ganzes Buch liegen habe, bin ich im April gekommen, jetzt habe ich weiter mit dem 1912 geborenen Geza Ottlik und seiner Erzählung „Am Donaukai“ gemacht, da geht ein Schauspieler im Krieg in der Nacht über die Donaubrücke zu Freunden um dort zu übernachten, damit der nicht verhaftet wird, am Morgen ist die Brücke weg, er ist verwundet, muß einige Woche bei dem Mädchen Lona bleiben und glaubt, daß seine Frau bei einem Bombenabwurf ums Leben kam, was aber nicht passierte.

In der Erzählung „Jetzt und in alle Ewigkeit“ des 1893 geborenen Pal Szabo, wird ein Schloß neu verteilt, beziehungsweise zerstört, weil es erst eine Demokratie geben kann, wenn es keine Schlößer mehr gibt, wie einer der Dorfbewohner zu sagen pflegt.

„Beim Zöllner“ der Erzählung, des 1902 geborenen Gyula Illyes muß einer der aus Rom und Paris kommt, an der Grenze alle seine Sachen auspacken und in der Erzählung „Gottes Geschöpfe“ des 1931 geborenen Istvan Szabo will ein Kind wissen, wie ein Mensch entsteht und versucht seinen Lehmfiguren Leben einhzuhauchen, was seine Mutter in Rage bringt.

Der 1918 geborene Ivan Mandy, dessen Spezialität es ist, wie in der Biografie beschrieben steht, das Leben der kleinen Leute darzustellen, beschreibt in „Biller war hier“, das Leben eines Studenten, der in der Zeit wo die reichen Leute und die Witwen der Offiziere abgeholt und in ein Arbeitslager gebracht werden, der von Vorträgen in Lehrlingsheimen für die Volksbildung lebt, aber nur Augen und Gedanken für seine Margit hat, die ihm in einem Cafe sitzen ließ und sich mit einem Ingenieur traf.

„Biller war hier!“, schreibt er auf eine Wand und seine Spuren verwischen sich.

In den nächsten zwei Geschichten in Josef Lengyels, 1896- 1975, „Nekeresi berichtet über Nesterov“ und in des 1894 geborenen   Tibor Derys „Liebe“ geht es um Flucht, beziehungsweise überraschende Entlassung aus Lager beziehungsweise Gefängnis.

Maker die Erzählung des 1902 geborenen Endre Illes „Andris“, da ist ein Junge am Vormittag allein zu Haus, die Eltern in der Arbeit, die Schwester in der Schule und er plant sich einen schönen Tag zu machen.

Das heißt er läßt sich an einem Seil in die sich darunter befindende Doktorwohnung und klaut dort vierhundert Forinth, dann geht er ins Gasthaus essen, die Mutter, die Friseuse ist, schickt ihn dorthin, weil das einfacher ist, wenn sie nicht vorkochen muß, er kauft sich Zigaretten und geht dann, statt zur Schule nach Hause und probiert noch etwas Besonderes aus.

Als der Vater am Abend von der Arbeit nach Hause kommt, findet er den Jungen am Seil erhängt.

In „Wolfsabenteur“ von Imre Sarkadit, 1921-1961, hetzt ein Schifahrer in angeblicher Todesangst einen Wolf zu Tode und in den „Bericht über fünf Mäuse“ des 1921 geborenen Miklos Meszölny, wird in den Weihnachtstagen, ab dem zwanzigsten Dezember, eine Mäusefamilie ausgerottet, dafür ergibt sich in Erzsebet Galgoszis „Doppelfeiertag“ eine junge Lehrerin in Budapest einem Mann und der 1934 geborene György Modova läßt einen Schauspieler, den „Ungarischen Vater“ spielen, der seinen Sohn zuerst im Namen des Kaisers, dann in den der Sozialisten, Kommunisten in den Krieg hetzt, bis er schließlich im Museum steht.

Die 1917 geborene Magda Szabo, von der ich schon ein Buch gelesen habe, läßt einen ungarischen Emigranten, der in Hamburg, Stockholm, Rom lebte und dort seine Verwandten empfing mit den Gedanken spielen wieder nach Ungarn zurückzukehren, was zu seinem Erstaunen, der Familie gar nicht gefällt.

Der 1932 in Budapest geborene Akos Kertez, der in seinen Erzählungen, die am Ende der Fünzigerjahre erschienen sind, die das Leben der Arbeiter überzeugend schildert, demonstriert das in dem Neuen, während der 1926 geborene  Gyula Hernadi in „Schenkungsurkunde“ einen Brief an „Seine Exzellenz General Charles de Gaulle, Präsindent der Republikc Frankreich“ schreibt.

Die 1932 geborene Anna Jokai beschreibt eine „Ungarischstunde“, wo die Lehrerin nicht zum Unterrichten kommt, weil ihr die Kinder von ihren blauen Flecken und den Prügeleien, denen sie ausgesetzt sind, erzählen und in Istvan Csurkas „Happening“ geht ein Intellektueller mit einem Küchenmädchen ins Bett, beziehungsweise in den Winkel hinter der Küche, wo dieses steht und wundert sich sowohl über den Schmutz, als auch die vielen Bücher in der Zimmer-Küche-Wohnung, in der sie mit Mutter und Schwesterlebt, das Bild ihres Bräutigams, der sich umbrachte, steht am Bettkästchen, das er gleich erkennt, weil es nicht „Stalin“ ist und sie trägt auch feine Unterwäsche, weil sie herzkrank ist und daher öfter in Ohnmacht fällt.

Peter Nadas, der mit Geburtsjahr 1942, jüngste Autor dieses Bandes,  schildert einen sehr ausgelassenen Kindergeburtstag zu dem der kleine Sany eingeladen wurde und Istvan Csaszar, 1936 geboren,  in „Nichts als Einbildung, oder?“ das verhinderte Bohemienleben oder die Dreiecksgeschichte zwischen Geza, Anna und Karoly und dann gibt es noch „Mininovellen“ von Istvan Örkeny, die unter anderen auch einen Fragebogen beinhalten: „Was halten Sie von der Vereinsamung des Menschen im XX. Jahrhunders? Sprechen Sie manchmal mit den Hausmester oder „Was halten Sie von der Regierung? „Finden Sie sie gut, schlecht oder würden Sie lieber in Wien leben?“

Spannende Erzählungen aus dem vorigen Jahrhundert unseres Nachbarlands von einigen bekannten und einigen wahrscheinlich längst vergessenen Autoren.

Inzwischen hat sich nicht nur das pollitische System verändert, so daß es gut ist, daß ich auch Anna Mwangis Roman auf diesen Ungarn-Aufenthalt mitgenommen habe.

Terezia Moras „Einzigen Mann auf dem Kontinent“ werde ich dann später lesen.

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