Literaturgefluester

2015-12-12

Quasikristalle

Filed under: Bücher — jancak @ 00:25
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Auf die Idee,  einen Roman zu schreiben, der von einer Figur ausgehend, zum nächsten Kapitel über eine andere, eine Geschichte erzählt, bin ich, glaube ich, gekommen, als ich im Radio eine Vorschau auf Eva Menasses „Quasikristalle“ hörte.

Da habe ich gedacht, Daniel Kehlmann hat das mit „Ruhm“  auch einmal so gemacht und bin mit der Laura Augustin, der Nika Weihnachtsfrau, etcetera losgezogen und es ist natürlich nicht so geworden, wie geplant, sondern eine eher lineare Geschichte, die in jedem der dreizehn Kapitel, einen anderen Protagonisten oder Protagtonistin hat.

Von Eva Menasse, der 1970 geborene Halbschwester des berühmten Roberts, den ich öfter im Cafe Sperl sitzen sah, einmal bei einer Benefizveranstaltung in der Rahlgasse, statt ihm einen Essay zusätzlich zu einer Szene aus meiner „Viertagebuchfrau“ las, weil er, was ich schon erwartet hatte, absagte, der einmal in der „Alten Schmiede“ den Kritiker Paul Jandl  sehr provozierte und wenn ich ihm bei Preisverleiungen im Rathaus sehe, immer mit den Politikern über seine Meinung diskutieren höre, habe ich ihren ersten Roman „Vienna“ gelesen.

Die „Quasikristalle“ sind 2013 erschienen, 2014 hat sie dafür, sehr voraussagbar, den „Alpha-Literatur-Preis“ gewonnen, den 2015 nicht, wie von mir erwartet Valerie Fritsch, sondern Karin Peschka bekommen hat und weil meine Leseliste ja so lang ist und immer länger wird, habe ich den Roman jetzt erst gelesen, dafür habe ich das mit „Watschenmann“ schon im Vorjahr getan.

Mit „Quasikristallen“ gelingt Eva Menasse also etwas, was mir nicht gelungen ist, nämlich einen Roman aus dreizehn Erzählungen zu machen oder dreizehn Geschichten von Personen zu erzählen, die alle etwas mit der Heldin Xane oder Roxane Molin zu tun haben, obwohl die in den einzelnen Geschichten nicht die Hauptrolle spielt und Quasikristalle heißt es, um die Brüchigkeit aufzuzeigen, wie ich dem Klappentext entnehme, weil wenn man dreizehnmal ein Licht auf eine Person wirft, immer etwas anderes herauskommt, offenbar so, wie bei dem Elefanten, der von drei Blinden abgetastet wird und jeder hat ein anderes Bild.

Da ist also Judith im ersten Kapitel, ein vierzehnjähriges Mädchen, das eine depressive Mutter hat und einen Vater, der Konditor ist, aber an einer verfallenen Jugendstilvilla herumbaut und in die lädt Judith ihre Freundin Xane ein, um sie ihrer anderen Freundin Claudia abspenstig zu machen, die dann diesen Sommer einem Gehirnschlag erliegt.

Dann geht es, Jahre später weiter zu einem Professor oder Dozenten, der für einen erkrankten Professor, eine Exkursion nach Auschwitz machen soll, die meisten Studenten sagen aber ab, so wird für Ersatz gesorgt, eine der einspringenden Personen ist die angebliche Nichte des Professors, der gar keine Kinder hat und Bernay, der Held verliebt sich in die Frau mit der roten Bluse, während er mit seiner Geliebten Paula telefoniert und die Teinehmer durch das KZ führt.

Dann geht es zu einem Altösterreicher, der der jungen Xane, die etwas mit PR macht, eine Wohnung in seiner Villa vermietet und aus dem Häuschen gerät, als er sie nackt auf den Balkon liegen sieht.

Er hält sich nämlich am Dachboden Frettchen und versteckt dort auch Glasscherben mit deren Hilfe er die Balkone seiner vermieteten Wohnungen kontrolliert und er hat auch ein geschnitztes Jesuskindchen, das Xane fotografieren will und dann sitzt er mit seiner Familie vor dem Fernseher und sieht Xane in einer Diskussion, wo sie an Hand des Fotos demonstriert, daß „sich die meisten Österreicher immer noch weigerten, sich an die Verbrechen zu erinnern, die direkt vor ihrer Haustür, ja vor ihren Augen stattgefunden hätten, stattdessen bekreuzigen sie sich und fütterten fröhlich ihre Frettchen.“

Dann geht es nach Berlin zu Sally, das ist Judiths Schwester Salome, die dort in einer Bar singt, dazwischen kellnert und ihrer vierhährigen Tochter Baby drei Tropfen Diazepram auf ein Stück Würfelzucker träufelt, wenn sie sich die Babysitterkosten bei Frau Hilpert nicht mehr leisten kann. Die trifft Xane in einer Galerie wieder, wo sie in der Partyküche Rosen aus Kartotten schnpselt, die dann wieder abserviert werden. Xane und ihr Freund Mor kümmern sich um Sally, deren Mutter inzwischen Selbstmord begangen hat und dann besucht Sally Xane in der Klinik, wo sie nach einer Eileiterschwangerschaft liegt und beklagt, keine Kinder zu haben, während Sally ihres gar nicht wollte und der Rechtsanwalt Mor immer Drohbriefe schreibt, wenn sie sich um seine aus der ersten Ehe kümmern will.

Dann kommt ein Kapitel über eine Kinderwunschärztin, ein Kabinettstück kann man sagen, wo man sehr viel alles über die Kinderwunschproblematik mit den ganzen Fachausdrücken erfährt. Frau Doktor hat auch zwei Kinder, über die sie mit ihrer Haushaltshilfe kommuniziert, welche Fußballdress die für sie bügeln soll und ihre Wunsch- bzw. Problempatienten, eine davon ist Xane, die kommt wieder in ein paar Sätzen vor, wird aber schwanger, bekommt einen Sohn und trifft im nächsten Kapitel einen Nelson im Bus, das ist ein alter berühmter Mann, Opfer eines Bürgerkriegs, in dem er seine Frau verloren hat, mit dem tritt sie in Beziehung, betrügt ihren Mor aber offensichtlich nicht wirklich, sondern tritt im nächsten Kapitel selber als Erzählstimme auf, wo sie anhand des Fremdgehens ihrer Freundin Krystzyna ihre Beziehung zu Mor und seinen zwei Töchtern aus erster unglücklicher Ehe, die inzwischen bei ihr leben undm die sich in der Pubertät gegen die Stiefmutter auflehnen oder ihre Depressionen bekommen, reflektiert.

Das nächste Geschichte gehört der Stieftochter Viola und dann kommt eine aus der Sicht eines Mitarbeiters von Xanes Agentur, der um der Kreativität wegen zu ihr gegangen ist und sich dann bei der Chefin doch nicht durchsetzen konnte, denn die ist wie die Freundin Kryztyna weiß sehr stur und macht aus allem ein Theater, so wie sie plötzlich auf Besuch nach Wien kommen will und dann erfahren die Freundinnen, nachdem sie abgewimmelt haben, daß Xane in einer Klinik liegt.

Der alte Vater wird zu einem runden Geburtstag in Wien besucht, am Schluß schreibt der Sohn der Mutter einen Brief, die sich nach Mors Tod eingebildet hat, nach Wien zurückzuziehen und dort offenbar noch mit einem Mann in einer bürgerliche Villa nach Sivering zieht, dazwischen kommt dann noch ein Kapitel, das scheinbar gar nichts mit Xane zu tun hat, denn es ist aus der Sicht einer Journalistin geschrieben, die ein Buch über Sterbehilfepraktiken geschrieben hat und dadurch soviel Aufsehen erregte, daß sie sich in eine sicherheitsgeschützte Wohnung zurückzieht und alle Zeiten ihre Paßwörter ändert, trotzdem bekommt sie einen Anruf bezüglich eines geheimnisvollen Sterbefalles und während sie diesbezüglich recherchiert beobachtet sie auf dem Platz vor ihrem Balkon ein altes Paar, wo er plötzlich, während sie liest, einen Schlaganfall bekommt.

Ein interessantes hochgelobtes Buch einer hochgelobten Promijournalistin und Promischriftstellerin, das auch ein bißchen in der intellektuellen Promiszene spielt und die das, was mir in den „Dreizehn Kapitel“ vorschwebte, konsequenter durchgezogen hat.

Mir fehlte der Mut dazu, jetzt weiß ich auch warum, weil nämlich wenn man dreizehn Menschen ihre Erfahrungen und Eindrücke über eine Person schildern läßt, am Ende dreizehn Geschichten, in diesem Fall mit sehr vielen aktuellen Themen vom Kinderwunsch bis zur Holocaustvewältigung, aber wahrscheinlich doch kein linearer Roman herauskommt, wie es bei den „Dreizehn Kapitel“ viel banaler und weniger abgehoben wahrscheinlich doch gelungen ist, wenn ich das Ganze auch wegen seiner Kürze eher eine Erzählung nenne.

2015-12-11

Fremde Geografien

Filed under: Bücher — jancak @ 00:21
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Jetzt geht es gleich wieder zur „Edition Exil“ und zu der 1990 in Bulgarien geborenen Antina Zlatkova, die seit 2009 in Wien lebt und 2012 den „Exil-Preis“ für Lyrik gewonnen hat, ein Preis, der nicht jedes Jahr vergeben wird.

Das Buch wurde im vorigen Jahr bei der „Edition-Exil entdeckt-Veranstaltung“ vorgestellt und ist zweisprachig erschienen.

„Jedes Gedicht ist ein Mensch, jedes Gedicht ist ein Übersetzungsversuch des Selbst durch eine fremde Kultur, eine poetische Körperstudie über die Anatomie der Welt“, steht am Buchrücken.

Anton Thuswald hat das Buch rezensiert, das in mehrere Teile gegliedert ist.

So gibt es die „Mystifikationen der Stadt“, „Topographie des Körpers“ und den namensgebenden Titel „Fremde Geografien.“

Im ersten Teil können wir ein bißchen Bulgarisch lernen. Werden da doch einige Namen vorgestellt und wir erfahren, daß Ida „Ich komme“ heißt, Valya „ich regne“, Goran kommt vom Wald, Sharzad beideuted Sherazade, etcetera und Zacharina bedeutet natürlich Zucker:

„So verkostet man das leben  buchteln bücher streusel und glasur doch manchmal fehlen mir der feuchte blätterteig die dicken nüsse und der sirup die die zunge einzuschläfern wissen“

Zum „Bäcker“ geht es dann auch „dann schlüpft die sonne aus dem dotter und zerfließt im roggenteig die nacht rinnt dünn und flüssig im gärschrank hebt sich der tag“

Man sieht in Antina Zlatkovas Gedichten, die sich auch immer wieder an ihre Familie erinnert, kulinarisch sinnlich zu.

Und wenn im „kaffeehaus“ „um elf zugesperrt wir““betrachtet die kellnerin lange alle reste zeichnet in den sud das portrait eines gastes und leckt den löffel ab“, ob es in den wirklichen Kaffeehäusern wirklich so poetisch zugeht?

Ebenfalls sehr poetisch das Gedicht vom „tabakverkäufer“ „mein vater gestern angekommen asche und ein stück papier“

In der „topographie des körpers“ geht es durch den Körper. Es gibt „schulterblatt“, „beckenkamm“ und „atlas-Gedichte“.

Der Süße des „baklava“ entkommen wir trotzdem nicht „in ihrem mund zerbröckeln halbwache erinnerungen wie baklava“ und „handlesen“ wendet sich den kochenden Frauen zu „frauen die kochen haben andere hände hügelig salzig und feucht“

In „fremde geografien“ geht es  in die weiten dieser Welt, wir kommen nach Java, Uzbekistan, Istanbul und eine „rückkehr“ gibt es auch „in der hemdtasche schwitzt der zettel jetzt bin ich endlich in wien“

Sehr poetische Gedichte einer sehr jungen Frau, von der wir noch mehr und öfter hören sollten.

Christa Stippinger sucht ja für Werkstattautorinnen, wie sie bei Veranstaltungen immer sagt, größere Verlage nach dem in der Edition Exil erschienenen Debutbändchen. Mal sehen wie es hier gelingt.

„Deuticke“ und „Droschl“ machen wahrscheinlich keine Lyrikbände, in Österreich sind im letzten Jahr aber einige Lyrikreihen entstanden, in denen Antia Zlatkovas Gedichte sicher passen.

2015-12-10

Rekord-Hitze & Jahrhundert-Winter

Filed under: Bücher — jancak @ 00:52
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Jetzt bin ich schon wieder etwas meiner Zeit voraus, nämlich bei  Daniel Jokesch & HYDRAs Jahresrückblick, den diese aus den Schlagzeilen vom Jänner bis Oktober erstellten, man sieht „Holzbaum“ hatte es noch eiliger und es ziehrt natürlich der Bilanzencrash das Cover des Jahrbuchs, vereint mit aufmunternden Worten an den Absteigenden: „Schau! Wenn man zurückblickt, geht es wieder bergauf!“

Wie wahr, sagt da die Verhaltenstherapeutin! Aber blicken wir uns durch die „Cartoons & Schagzeilen“, wo sich die Zeichnungen mit den Schlagartikeln munter ablösen.

So beginnt es schon mal mit den „tollsten Schlagzeilen, die wir 2015 gerne gelesen hätten!“, wie die vom Überstundenabbau Bürgermeister Häupls beispielsweise oder die über die Schlepperdienste der Innenministerin Mikl-Leitner.

Dann gehts zu einem nachgemachten Rorschachtest. Für die Psychodiagnostikerin  besonders interessant und ich bekenne gleich, ich hätte „zwei freundliche Hippos“ und nicht den „Villacher Fasching“ erkannt.

Das „Heisere Bezirksgericht“ gibt es auch und schwarze Cartoons zum Untersuchungsausschuß, die „Dunkel ins Dunkle“ bringen sollen.

Dann wird ein Frühstück bei einem Separatistenführer beschrieben, der die „Freie Volksrebublik Meidling“, für alle Nicht-Wiener, das ist ein Bezirk Wiens, ausgerufen hat und eine „Katzenplage in Traiskirchen“ gibt es auch, die aber wahrscheinlich  längst behoben ist, denn die Österreicher sind bekanntlich tierliebend.

Dann kommt und ich gebe es gerne weiter, eine Werbedurchsage, denn Weihnachten naht bestimmt und Werbung für Daniel Jokeschs „Holzbaum-Bücher“ kann ich auch machen, habe ich ja alle drei gelesen.

Im Jahrbuch kommen wir indessen zum Film und zu Facebook und da lautet die Werbedurchsage „Das Buch für den Leser von morgen, gararantiert ohne komplizierte Schriftzeichen“ Von Teilnehmern der Pisa-Studie empfohlen.

Erraten, die Daumen zieren das Cover vom „Neuen von der Frankfurter Buchmesse.“

Mit Facebook geht es weiter,  dann kommen wir zu Angelika Merkl und zum islamischen Staat, der uns dieses Jahr   sehr bewegt und erschüttert hat, obwohl die Anschläge von Paris der letzten Wochen ja noch nicht eingearbeitet sind.

Wahlprognosen gibt es auch und Vorschläge für Hassposter: „Ab fünf Uhr wird zurückgepostet!“

Wer noch ein Weihnachtsrezept benötigt, dem sei „Jamie Olives Weihnachtshuhn Kriechenland“ empfohlen und einen Artikel „Beim Finger des Varoufuckis!“, gibt es auch.

Dann kommt Sport, beziehungsweise das österreichische Fußballwunder und am Schluß geht es natürlich in den „Jahresausblick 2016“, wo man sich schon einmal die Prognosen für das kommende Jahr holen kann.

Das „Jahreshoroskop für Rassisten und Misanthropen“ gibt es auch und wer jetzt neugierig geworden ist, mehr und das alles viel genauer und sich die Cartoons von Daniel Jokesch anschauen will, dem ist das Jahrbuch wirklich zu empfehlen.

„Sind Sie sicher, daß Sie 2015 beenden wollen? Beenden Abbrechen, Guten Rutsch!“

Ein bißchen habe ich ja auch in die Präsentation am ersten Dezember hineingeschaut, ein Gläschen Sekt getrunken und zwei Knallfrösche geworfen.

2015-12-09

Zwei Buchvorstellungen

In der „Alten Schmiede“ stellt jetzt Angelika Reitzer unter dem Titel „Lesung und Lesart – neuzuentdeckende Bücher“ vor und diesmal waren es zwei kleine feine von steirischen Autoren und die 1971  geborene Angeilka Reitzer ist ja auch Steirerin, nämlich Franz Weinzettl und Andreas Unterweger, alles mehr oder weniger gute bekannte.

Den 1955 in Feldbach geborenen Franz Weinzettl kenne ich eher weniger oder sagen wir, er ist mir eher als Autor des früheren „Residenz-Verlags“ bekannt und das dort 1990 erschienene Buch „Im Pappelschatten“ habe ich auf meiner 2016 Leseliste.

Also eine Neuentdeckung des Autors, der inzwischen bei der „Edition Korrespondenzen“ verlegt und da über Züge und jetzt über Friedhofbesuche geschrieben hat.

„An der Erde Herz geschmiegt“ heißt der Band, der wie Angelika Reitzer einleitete von Friedhofbesuchen erzählt, die der Besucher in der Weltstadt, der Hauptstadt, der Heimatstadt, etcetera absoviert. Namen werden nicht genannt, mal besucht er mehrmals am Tag einen, mal weniger, er geht dort zu den Gräbern von flüchtigen Bekannten, sucht aber auch, die von Schriftstellern auf, denn er ist selbst ein solcher uns schreibt dann darüber.

Die erste Geschichte hat Franz Weinzettel gelesen, da geht es zuerst an das eine Ende der Weltstadt, zu einem  Verwandten, den er zwar im Leben gemieden hat, ihm jetzt aber eine Kerze stiftete, dann ans andere Ende auf den jüdischen Friedhof, wo man eine Kopfbedeckung tragen muß.

Angelika Reitzer fragte im anschließenden Gespräch nach der Recherchearbeit und ob Franz Weinzettel auch jetzt noch auf Friedhöfe gehen würde, er tut es nicht, denn dieses Thema ist jetzt abgeschlossen und das nächste wird irgendwann folgen, so wie er auch jetzt nicht mehr als sonst mit Zügen fährt, aber da manchmal noch auf  sein diesbezügliches Buch angesprochen wird.

Dann ging es weiter zu Andreas Unterweger und den habe ich 2008, glaube ich, über Andrea Stift kennengelernt, mit der ich ja damals eine Blogbekanntschaft hatte.

Da ist auch sein erstes „Droschl-Buch“ „Wie im Siebenten“ erschienen, das habe ich inzwischen auch auf meiner Leseliste.

Dann folgten „Du bist mein Meer“ und  „Das kostbarste aller Geschenke“ wo sich der  1978 in Graz geborene, der inzwischen in Niederösterreich lebt und Vater ist, „Notizen“ zu seiner Vaterschaft machte und jetzt ist das „Gelbe Buch“, wieder bei „Droschl“ erschienen, wo es um eine Kindheit im gelben Haus, im gelben Land geht und wo, wie Angelika Reitzer in der Einleitung erklärte, verschiedene poetologische Textformen vereint wurden.

Das erste Kapitel handelt von einem „Alten Waschbär“ und sollte eigentlich ein Kinderbuch werden.

Das wollte der Verlag auch nicht haben, Andreas Unterweger hat aber weitergeschrieben, dann war der Lektor zufrieden und so ist das „Gelbe Buch“ mit einem roten Cover entstanden und Andreas Unterweger, den ich schon öfter bei Lesungen hörte, ist wirklich ein eher unkonventioneller Autor mit unkonventionellen Ideen und so geht es in der Kindergeschichte, zu der Andreas Unterweger durch sein Haus in Niederösterreich, das eigentlich rosa ist, beziehungsweise durch die Landschaft dort inspiriert wurde, um einen Biber, der jeden Morgen schwimmt, im Sommer tut er das, denn die Sommer sind hell und schnell, während die Winter lang und dunkel sind, der Großvater kocht den Buben Tomatensauce, die sie nicht mögen und bei der Nennung des Namens das Gesicht verziehen, während Paradeissauce ihr Lieblingsessen ist, geht.

Interessant das vierte Buch von Andreas Unterweger, der fünf Jahre daran geschrieben hat, spannend  was er als Nächstes schreiben wird, aber ich habe ja noch den Erstling zu lesen und freue mich darauf.

Und am Donnerstag werde ich von meinem Psychologiekollegen Wolfram Huber Besuch bekommen, der sich in seiner Pension intensiv mit Bertha von Suttner und Alfred Fried interessiert und mich deshalb schon einmal besuchte.

Ich habe  auch durch ihn angeregt, die Nobelpreisträgerin in mein „Schutzengelchen“ einbezogen. Das Buch, dem Wolfram gewidmet, über das er mit mir sprechen will.

2015-12-08

Restliches Adventwandern

„Alles Gute – Adventwandern durch den siebenten Bezirk,- habt keine Angst es ist Kultur, statt sinnloses Punschtrinken!“, werde ich heuer versäumen, habe ich vorige Woche während unseren Badeaufenthalts in Bük geschrieben, weil den ganzen Tag Praxis, dreimal Diagnostik, zwei Befundbesprechungen, ein paar Stunden und voriges Jahr habe ich es wegen dem achten „Ohrenschmaus“ und vor zwei Jahren bin ich zwischendurch ins Literaturhaus abgewandert, weil ich zur „Sisyphos-Verlagspräsentation“ wollte.

Ansonsten bin ich seit einigen Jahren regelmäßig mitgewandert, entweder von der Hauptbücherei zum Museumsquartier oder umgekehrt, mit zwischendurch halbstündigen Kulturstationen und Punsch und Kekse gab es auch.

Dann ist es sich mit den Befundschreiben der beiden Kinder, die ich um zehn und um zwei Uhr hatte, sehr gut ausgegangen, die fünf Uhr Diagnostik ist nicht gekommen, also hätte ich, wenn ich nicht um sieben Uhr noch eine Stunde gehabt hätte, die zweite oder dritte Station geschafft, so bin ich um viertel neun ins Amerlinghaus gekommen, das diesmal wieder dabei war, einmal hat sich ja das fröhliche Wohnhzimmer dort präsentiert und ein paar seiner Bücher verschenkt, um acht hätte es eine Tanzperformance geben sollen, war aber nicht, also durch die Punschstandl zum Filmhaus Spittelberg, da gab es dann einen Film über den Hungerstreik und die Besetzung der Votivkirche von 2012, als Kardinal Schönberg den Streikenden erklärte, daß der Staat und die Kirche sie nicht sterben lassen würde, war es dann aus und es ist zurück ins Amerlinghaus gegangen, wo auf der Straße getanzt wurde.

Gesungen und musiziert wurde auch, wieder mit Stefan Sterzinger, Helmut Neugebauer und Sebastian Schwarz, moderiert von Helge Hinteregger, der immer „Fürchtet euch nicht, es geht zur Kultur!“, durch das Megafon rief.

So ging es in das MQ, in das Architekturzentrum, wo es Punsch und Kekse gab und einen Film, den Kinder zu der Frage was ist das MQ und wozu braucht man es?, gedreht hatten, dann weiter in den „Dschungl Wien“, diese Stationen bleiben immer gleich, dazwischen hat es diesmal wieder einiges Neues, darunter einen Besuch im „Salon für Kunstbuch in der  Mondscheingasse gegeben.

Im „Dschungl Wien“, sang Futurlove, ein junger Schwarzer zwei Lieder und erklärte, daß er Kinder liebe, so gab es noch ein Schlafliedchen als Zugabe und im Tanzquartier verteilte eine rotgekleidete Frau Weihnachtskarten und wünschte sich Glückwünsche vom Publikum, dazu gab dann Ingwertee mit Rum und Zitrone und ein paar Aufstrichbrote und bekannte Gesichter gab es auch zu sehen und so scheine ich auch heuer entgegen meinen Unkerufen, doch zu ein bißchen Adventstimmung zu kommen.

Die Weihnachtsdekorationen sind  inzwischen  aus dem Keller geholt und  Daniel Glattauers „Weihnachtshund“ habe ich zu lesen angefangen und weil das ein Adventkalender ist, habe ich am Sonntag bis zum sechsten zum Dezember gelesen und ab jetzt jeden Tag ein Kapitel und am vierundzwanzigsten gibts dann die Besprechung.

Den Film habe ich mir  im vorigen Jahr angeschaut und bin danach in eine Art Weihnachtsdepression beziehungsweise Filmrausch abgeglitten und habe mir fast bis Neujahr einen Weihnachtsfilm nach dem anderen angesehen.

Ach ja, ich bin eine romantische Seele, das habe ich mir bis jetzt erspart, dafür gibt es ja den eigenen Adventkalender und den habe ich ja in Ungarn brav korrigiert und inzwischen auf 48.237 Worte, beziehungsweise hundertacht Seiten hinuntergebracht.

Die zwei Sezenen die erste, das sind zehn Seiten und dann noch die siebzehnte, weil ich ja im Read!!ingroom“ am Siebzehnten beim „Adventfestival“ lese, habe ich mir inzwischen auch vorbereitet und wenn ich nächste Woche wieder einen Leerlauf habe, werde ich noch einmal auf die Mariahilferstraße recherchieren gehen, damit ich für meine „Nika Weihnachtsfrau“ die richtige Stimmung erspüren kann.

Jetzt gibts einen Feiertag, den achten Dezember, Maria Empfängnis, da haben die Geschäfte offen, die Nika steht auf der Straße, wir waren zweimal bei einem Brunch bei der Ruth und einmal bin ich zur Wotrobakirche hinausmarschiert um an der Verabschiedung meiner Schulfreundin Edith B. teilzunehmen.

Ja und ein Geburtstagsfest habe ich bei all dem Praxis und Adventtrubel auch versäumt, Anton Blitzstein hat mich nämlich zu seinem sechsundfünfzigsten eingeladen und mit vegatarischen Schmankel gelockt, aber weil das schon um achtzehn Uhr und in der Heiligenstädterstraße gewesen wäre, ist sich das leider nicht ausgegangen.

2015-12-07

Der Circle

Jetzt komme ich langsam langsam zu den Geburtstagsbüchern des vergangenen Jahres und da zu einem sehr umstrittenen Bestseller, den es inzwischen als Taschenbuch gibt, so daß ich Freitags in der Mittagspause des „Jelinek-Müllers Symposiums“ bei „Kuppitsch“ etwa eine dreiviertel Stunde darin weitergelesen habe.

Nämlich Dave Eggers der „Cirkel“ ein Buch das von den einen mit George Orwells „1984“ verglichen wird, von den anderen für kitschig beziehungsweise, unliterarisch gehalten wird.

Mich, eine eifrige Bloggerin, die auch sehr viel Privates in mein literarisches Tagebuch hineinstellt, die sich politisch sehr engagiert, aber kein Handy und keinen Facebookaccount hat, hat das Buch natürlich sehr interessiert und ich muß sagen, ich bin begeistert und habe abgesehen von Anfangsschwierigkeiten, da war es für mich nicht ganz leicht, in das Buch hineinzukommen, sehr intensiv darin gelesen, einen ganzen Sonntagvormittag in der Badewanne, bis das Buch an den Rändern  schwarze Flecken von der schwarzen Buchhülle hatte, die mir zu Weihnachten 1972, glaube ich, eine Schulfreundin in der Straßergasse schenkte.

„1984“ habe ich auch gelesen, vor mehr als dreißig Jahren und es hat mich ebenfalls schwer beeindruckt und ich denke man kann die beiden Bücher nicht vergleichen oder doch vielleicht, wenn auch auf andere Art und Weise.

George Orwell war, habe ich gehört, durch den World war II, traumatisiert und wollte dagegen anschreiben und das, was er geschildert hat, war, was die technischen Möglichkeiten betrifft, sehr sehr weit von der Wirklichkeit von 1948 oder 1949, wo das Buch ja geschrieben wurde und erschienen ist, entfernt, wo es vielleicht gerade erst das Fernsehen gab, aber noch nicht überall, nach Österreich ist es erst in Fünfzigerjahren gekommen. Es spielt in dem Buch aber, glaube ich, eine große Rolle, denn dadurch werden die Menschen ja überwacht, aber kein Internet, kein Facebook, kein Google und kein Twitter.

Heute gibt es das alles und ich denke, daß das, was der „Circle“ schildert, das Buch spielt, glaube ich in der Zukunft, vom Technischen alles schon möglich und auch anwendbar ist.

Das, glaube ich, ist der Unterschied, daß von einer Wirklichkeit ausgegangen wird und was die angebliche mangelnde literarische Qualität betrifft, nun es ist kein experimenteller Roman und auch keiner der sprachlich sehr kompliziert angelegt ist, bei „Amazon“ habe ich, glaube ich, gelesen, daß alles so linear geschildet und sehr voraussebar ist.

Linear geschildert vielleicht schon, vorhersagbar finde ich gar nicht, gibt es da  ganz im Gegenteil ganz überraschende Wendungen und wenn ich mich nicht irre, ist das Konzept, glaube ich, schon nach dem großen Vorbild angelegt oder nachempfunden.

Da ist also Mae, eine junge Frau, die Psychologie studiert hat, eine Zeitlang in einem sehr altmodischen Betrieb gearbeitet hat und nun durch die Vermittlung ihrer Freundin Annie in den Circle kommt, das ist ein IT-Unternehmen, das Goolgle, Facebook, Twitter, etc aufgekauft hat und alle Accounts bzw. Passwörter vereint und so das Leben für die User einfacher und angenehmer macht.

Das ist überhaupt, die große Aufgabe des Konzerns, das Leben für alle angenehmer und die Menschen besser zu machen und so staunt Mae, die aus eher einfachen Familienverhältnissen kommt und durch ihr Studium hochverschuldet ist, über den Luxus, der auf dem Firmenareal herrscht.

Am ersten Tag darf sie gar nicht arbeiten, sondern wird von Annie und von anderen Cirklern herumgeführt, es gibt Luxusrestaurants, Animierprogramme, Therateraufführungen, Sportmöglichkeiten und auch Wohnheime, wo die Angestellten schlafen können, wenn sie Überstunden machen und nicht nach Hause gehen wollen und das alles kostenlos.

Dann wird Mae eingeschult, sie muß am Anfang irgendwelche Kundenprogramme betreuen und wird nachher gleich bewertet, das Ziel sind hundert Punkte, wenn man die nicht erreicht, muß man ein Follow up schicken und sein Ranking verbessern und von seinen Chefs wird man nur gelobt.

Trotzdem natürlich überwacht, so muß Mae gleich ziemlich viel unterschreiben, sie bekommt einige Computer in ihr Büro gestellt und wird am Anfang auch sanft gerügt, als sie am Abend nach Hause, beziehungsweise zu ihren Eltern geht, ihr Vater hat Parkinson und Schwierigkeiten mit der amerikanischen Sozialversicherung, die seine Behandlung nicht bezalen will und dadurch die sozialen Programme versäumt, so hat ein Mitarbeiter sie zum Beispiel eingeladen zu seinem Abend zu kommen, sie hat das nicht beachtet, der ist tief gekränkt und sie muß sich entschuldigen.

Mae ist aber ehrgleizig und arbeitet an ihrem Sozalprogramm, so steigt ihr Wert nach und nach im Ranking und bei der gesundheitlichen Untersuchung bekommt sie gleich einen Chip eingeplanzt, damit alle ihre Werte offen sind, denn das sind die Werte der Cirkler „Transparenz“.

„Eigentum ist Diebstahl“ „Heilen ist Teilen“, aber das sind Maes eigene Worte und die wird sie erst viel später sagen, wenn sie schon bald eine kleine Kamera um ihren Hals geschnallt hat, um alle ihre Schritte aufzunehmen.

Erst einmal lernt sie bei den diversen Parties zwei interessante Männer kennen, Francis mit einer schwierigen Kindheit, der an einem Programm arbeitet, wo Kinder Chips implantiert bekommen, damit sie vor Gewalt und Entführungen sicher sind, denn nur darum deht es im Cirkle und Kalden, das ist ein seltsamer Typ, unauffindbar, schon alt, mit grauen Haaren, die Cirkler sind alle jung und dynamisch, so daß Annie in ihm bald einen Spion vermutet.

Einen dritten Mann gibt es auch noch, Mercer, das ist ihr Juendfreund, aber der will von ihr bald nichts mehr wissen, als sie seine Luster aus Hirschgeweih, die er erzeugt, ohne sein Wissen online stellt und sich die Follower bei ihm melden, denn Mercer ist in diesem Punkt ein wenig altmodisch und lange nicht so internetaffin wie Mae.

Als aber Francis, die Liebesnacht, die er mit ihr verbringt, online stellt ist sie wieder entsetzt und verlangt die Löschung, aber das geht in einem Konzern wie dem Circle nicht, der von den drei Weisen gegründet Bailey, Stanton und Ty, gegründet wurde.

Mit Bailey kommt sie bald in Kontakt, zuerst einmal führt Annie sie in sein Büro, das darf aber niemand wissen. Aber das geht in diesem Konzern auch nicht, denn „Privatheit ist ja Diebstahl an der Information für die Allgemeinheit, wo alle alles wissen sollen, um davon zu profitieren und so bekommt Mae bald ein kleines Problem.

Sie ist nämlich eine leidenschaftliche Kanufahrerin, gibt das in ihrem Account aber nicht an und als sie eines Abends spät von ihrem Eltern kommt und sich ein Boot ausborgen will, ist der Verleih schon verschlossen.

Sie findet aber ein zu spät zurückgegebenes Boot, borgt es sich einfach aus und wird beim Zurückkommen schon von der Polizei erwartet. Denn der Konzern hat inzwischen überall Überwachungskameras installiert und Maes Handy hat das, glaube ich, auch gemeldet.

Die Besitzerin kennt Mae zwar und sagt „Kein Problem!“, der Konzern weiß es aber sofort und Mae wird von Bailey zur Rede gestellt und gehört in weiterer Folge zu den ersten transparenten Mitarbeitern, die mit einer Kamera, um den Hals fortan herumlaufen.

Die Politiker tun das bereits und die, die sich weigern oder sogar von „Überwachung“ sprechen, werden kurz darauf als Drogenhändler oder Pornographen entlarvt.

Mae beginnt den ganzen Konzern zu filmen und ihren Usern alles zu zeigen und wenn sie mit Annie oder auch mit Kalden allein sprechen will, muß sie sich aufs Klo zurückziehen, denn nur dort darf man die Kamera ausschalten.

Das wollen meist die anderen, Mae nicht, denn die ist von der Wundertätigkeit des Konzerns, ihr Vater ist inzwischen auch mitversichert, überzeugt und schlägt bei einem Meeting auch vor, daß alle einen Zwangsaccount bekommen sollen, denn nur so können alle wählen, ihre Meinung sagen und man kann den Staat viel Geld ersparen.

Alle sind begeistert, außer Kalden und Mercer, die Mae warnen und von ihr  eine Umkehr wollen.  Sie schlägt die Warnungen in den Himmel und hat nur ein Problem, als bei einer öffentlichen Abstimmung und der Frage „Ist Mae Spitze?“, das nur 97% smilten.

Sie tat das natürlich auch nicht, aber wer sind die bösen anderen? Das kostet sie ein paar schlaflose Nächte, bis Francis ihr erklärt, daß sie das ganz leicht erherausfinden kann, denn im Konzern ist  alles öffentlich und mit ihrer Freundin Annie gibt es auch Probleme, denn die, eine Nachfahrin der Mayflower-Generation, also aus ganz blauer Familie, ist die Testperson in einem Programm, die die Vergangenheit erforscht und eigentlich hätte Mae das machen wollen.

Es endet aber ohnehin nicht gut für Annie, stellt sich doch heraus, ihre Vorfahren waren Slavenhändler und der Vater und die Mutter sind ihrer Jugend nackt herumgelaufen und einem Ertrinkenden haben sie auch nicht geholfen.

Mit Annie geht es also abwärts, dafür mit Mae aufwärts, als sie demonstriert, wie einfach es ist, einen Menschen auszuforschen. Zuerst wird das an einer Kriminellen demonstriert, dann beginnt sie aber Mercer zu suchen, der vor dem Konzern in den Wald geflohen ist und treibt ihn dadurch in den Tod.

„Das macht nichts!“, sagt Bailey.

„Er war psychisch krank und wollte sich nicht helfen lassen und mit einem selbstfahrenden Auto, das der Konzern wahrscheinlich bald erzeugen wird, wird das auch nicht mehr passieren!“

Inzwischen werden noch Haifische gefüttert, um die Überlegenheit des Stärkeren zu demonstrieren und dann entpuppt sich Kalden als einer der Drei, der von seinem eigenen Programm erschrocken, Mae um Hilfe bittet. Sie weigert sich aus Loyalität zu dem Konzern, aber keine Angst, Ty oder Kalden wird nichts passieren.

Er darf in der Firma mit einem Büro ohne Aufgabe und Funktion als Berater verbleiben, denn die Firma ist ja menschenfreundlich und will für alle nur das Beste.

Das unterscheidet den Roman wahrscheinlich von „1984“, das nichts „wirklich Böses“ in ihm geschieht, außer daß Haifische Seepferdchen fressen, was sie aber im wirklichen Leben wahrscheinlich auch tun und die Menschen glücklich sind, weil sie mit Chips herumlaufen und ständig voten können sollen und dürfen.

Wie gesagt, im wirklichen Leben gibt es die Möglichkeit zu all dem, wahrscheinlich schon. Aber es muß keiner ein Handy und einen Facebookaccount haben, obwohl auch das immer schwieriger wird und man immer wieder davon hört, wie gerne und wie weit wir selber unsere Freiheit aufgeben und uns zu gläseren Menschen machen lassen.

So ist der Roman sicherlich ein Spiegel und eine spannende Geschichte, die aufzeigt, was alles passieren und wie leicht das alles entgleiten kann und ich denke, jeder der sich dafür interessiert, sollte ihn lesen und darüber nachdenken, wie weit man gläsern werden und sich Chips, etc, implantieren lassen will.

Ansonsten ist es ein Roman der Jetztzeit und vielleicht auch eine Satire, des 1970 geborenen Dave Eggers, von dem ich inzwischen auch „Ein Hologramm für den König“ in den Bücherschränken gefunden habe.

2015-12-06

Die Kinder des Genossen Rakosi

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Jetzt ist es sich doch für den Debutroman, der kurz nach dem zweiten Weltkrieg in Budapest geborenen Anna Mwangi, die 1963 nach Wien übersiedelte, als Hauptschullehrerin tätig war und 2012 den Exil-Preis gewonnen hat, ausgegangen und das Buch passt ganz gut zu den Erzählungen der Ungarn-Anthologie, weil man auch ein bißchen über die ungarische Geschichte erfährt.

So beginnt es 1949 in Budapest mit den stalinistischen Säuberungen, da werden nachts zwei kleine Mädchen, Etelka und Kati aus dem Schlaf geweckt, weil Männer die Wohnung durchsuchen, der Puppe den Kopf abdrehen und ihnen dann „Weiter schlafen!“, befehlen, die Großmutter ist ratlos, die Mutter weint, der Vater, sieht Etelka aus dem Fenster wird verhaftet und weggeführt.

„Verreist“ wird die Großmutter sagen, die Mutter wird kurz darauf den kleinen Janos entbinden, dann wird die Familie in ein Kaff an die tschechische Grenze deportiert, wo die Eltern des Vaters und seine Familie wohnen.

Hier geht Etelka in die Schule zu Frau Hody, die damit ihre Kinder studieren dürfen, ihren Mann, einen Offizier, denunziert hat, jetzt bereitet sie sich auf den Besuch des Bezirksschulinspektors und dann auf den Genossen Rakosi, dem Präsidenten vor.

Dem soll Etelka ein schönes Gedicht aufsagen, der Präsident ist gerührt und fragt Etelka, wo ihr Vater ist?

„Im Gefängnis!“ und Frau Hody wird strafweise in ein kleineres Dorf versetzt.

Ja so war es damals in Ungarn, aber dann ist Stalin gestorben, der Vater wird entlassen, kommt wieder zu Ehren und die Familie nach Budapest zurück. Dort wohnen sie in einem Haus, wo auch Laszlos Molnar mit seiner Familie wohnt, das war Janos Folterer, jetzt wird er zum Bibliothekar degradiert und Etelka freundet sich mit seiner TochterVirag an.

Als es 1956 zum Aufstand kommt, versteckt er sich in Janos Kasten und  Janos darf mit seiner Familie nach Wien, die Leitung des ungarischen Reisebüros übernehmen.

Da hat Etelka schon maturiert und sich vorher in Budapest mit einem afrikanischen Studenten angefreundet, in Wien tut sie das mit Walter auch und zieht mit ihm, da studiert sie schon Englisch, zusammen, es gibt aber große Schwierigkeiten mit der Bevölkerung.

Walter wird angezeigt und abgeschoben und Etelka erfährt, daß sie von ihm schwanger ist.

Als nur ein ablehnender Brief von ihm aus Nigeria kommt, daß sie mit der Heirat noch warten soll, weil er keine Arbeit hat, beschließt sie doch auf den Rat ihrer Mutter zu hören und fährt nach Budapest zur Abtreibung.

Die Mutter nimmt Bestechungsgeschenke für die Ärzte und die Schwestern mit und lädt auch ihre Freunin Marina ein in der schönen Wiener Diplomatenwohnung zu wohnen, aber die gerät in Schwierigkeiten, als sie versucht Regenmängel zu schmuggeln und dabei verhaftet wird.

Sie kommt frei, in dem sie sich verpflichtet bei Janos und Ilona zu spitzeln und so wird der Vater heim nach Ungarn berufen, dort verhaftet, die Familie soll nachkommen, aber die weigert sich und sucht um Asyl an.

So ziehen sie in ein ungarisches Flüchtlingshäuschen und fürchten sich vor ihren Nachbarn, die sie für Spitzel halten, war doch schon sowohl die Budapester, als die Wiener Diplomatenwohnung verwanzt, nur die Küche war davon frei, so daß man sich nur dort ungestört unterhalten konnte.

Etelka hat Schwierigkeiten mit der Englischprüfung, der strenge Professor läßt sie wegen ihres Akzents nicht durch, obwohl sie eine gute Studentin ist, so wird sie im Burgenland Hauptschullehrerin und entzweit sich mit ihren Eltern als sie zu John, auch ein afrikanischer Student zieht, der jedoch mit seinem Studium Schwierigkeiten hat, beim Bau arbeitet und aus Kummer trinkt.

Trotzdem heiratet sie ihn, ob die Ehe hält oder schief geht, wird nicht erwähnt, nur daß sie 1990, als die Wende gekommen und die Eltern schon gestorbensind, in den Akten über ihren Vater und ihre Familie blättert und erfährt, wer sie aller bespitzelt hat und wer die Wanzen in die Wohnungen legte.

Ein sehr interessantes Buch, das wahrscheinlich autobiografische Züge der Autorin hat, das zeigt, das man niemand trauen kann, daß alle alle verraten und auch die Kommunisten sich für Schmuck und Pelzmäntel interessierten und gerne schmuggelten, um ihre Geschäfte zu machen. Wird wohl so gewesen sein.

Die Autorin habe ich vor einigen Wochen aus ihrem Buch im Literaturhaus lesen hören, wo sie schnell und hastig daraus vorgetragen hat und von Barbi Markovic, die auch gelesen hat, sehr gelobt und bewundert wurde.

2015-12-05

Samstag, 5. Dezember

Filed under: Textbeispiel — jancak @ 00:38
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Am Samstag gab es natürlich einen Krampus mit einer Butte auf dem Rücken, heraushängender Zunge und einer großen Rute hinter dem Adventkalenderfester und erinnerte Nika, daß heute nicht nur der zweite Einkaufssamstag war.

Streß pur auf der Mariahilferstraüe, wie ihr Klaus Seidler gestern vorsorglich eingeprägt hatte.

„Da gehts dann rund zu, Frau Magister und Sie können beweisen, was Sie können!“, hatte er gedroht und als sie sich erkundigt hatte, warum es keine Weihnachtsfrau am ersten Einkaufssamstag vor dem Kaufhaus gegeben hatte, hatte er die Achseln gezuckt.

„Aus Einspargründen und weil heute erst der erste Dezembersamstag ist, hat das der Vorstand so beschlossen! Wenn Sie mich fragen, eine Schnapsidee! Es ist aber so! Ich sitze nicht im Vorstand und habe keine Stimme und so naht Ihre Bewährungsprobe erst morgen!“, hatte er geantwortet und hinzugefügt, daß er besondere Pünktlichkeit von ihr erwarte!

„Aye, Aye, Sir!“, hatte Nika geantwortet, ihn angegrinst und die Hand auf ihre Weihnachtsfraumütze gelegt.

Bei sich hatte sie gedacht, daß der Krampus sie nichts anging, denn zum Glück war der Vorstand nicht auf die Idee gekommen, sie für heute in ein schwarzes Fellkostüm zu stecken und ihr eine rote Filzzunge anzukleben. Es war aber doch etwas anders. Denn in dem Sack, der im Magazineurbüro für sie bereit lag, steckten statt „Naps“ und „Stollwerks“ kleine Krampus- und Nikolausfiguren und sie versuchte sich vorzustellen, daß die der kleinen Jessica  besondere Freude bereiten würden, die versprochen hatte, auch heute wieder auf der Mariahilferstraße zu erscheinen und Weihnachtseinkäufe zu machen.

Vielleicht machten sie auch dem Burschen mit der grauen Decke Freude, aber der war nicht da. Der Platz beim Eingang, an dem er die letzten Tage gekauert  und vor sich hingestarrt hatte, war verwaist. Fürchtete er sich ebenfalls vor dem Krampus oder hatte Widerlich Seidler seine Drohung wahr gemacht und die Polizei gerufen? Sie wußte es nicht und hatte keine Ahnung. Dagegen schien seine Voraussage zu stimmen, daß viel los war. Denn die Straße war schon um halb zehn überfüllt und besonders viele Kinder drängten sich um ihren Sack.

„Hallo, Frau Weihnachtsfrau, hast du auch etwas für mich? Ich bin sehr brav gewesen! Ich will einen Nikolo, wie meine Schwester und keinen Krampus, denn das ist Diskriminierung!“, rief ein kleiner Knirps, zwickte das Schwesterlein in den Arm und sie bemühte sich die Drohung der Mutter zu ignorieren, daß die Frau Weihnachtsmann, wenn er so unartig sei und die Moni ärgere, bestimmt keinen Nikolo für sie habe!

„Einer ist noch da!“, sagte sie unbewegt, streckte ihm den solchen entgegen und gab der Mutter, noch ehe sie protestieren konnte, einen Flyer in die Hand.

„Und das ist für die Mama, damit sie auch nicht leer ausgeht!“

Der Kleine steckte den Nikolo in den Mund. Dann zwickte er die Schwester nochmals in den Arm und rief „Ätsch, Ätsch!“

Nika bemühte sich schnell wegzusehen, weil sie von der Mutter keine Belehrung, wie „Sehen Sie, Frau Weihnachtsfrau, das habe ich Ihnen gleich gesagt!“,  hören wollte.  Sollte der Kleine seinen Nikolo haben, wenn er keinen Krampus wollte! Daß man seine Schwestern nicht schlagen durfte, mochte ihm seine Mutter beibringen, obwohl die Achtung des Mannes vor der Frau, schon sehr wichtig war.

Das mußte der Kleine, der inzwischen mit seiner Mama und der Schwester verschwunden war, noch lernen,  während ihr Traummann Harald Schwabeneder solches zu beherrschen schien und ihm würde sie einen der Krampusse überreichen, wenn er nach Dienstschluß auf sie wartete und mit ihr auf eine Krampusparty ins „Jazzland“ gehen würde.

Denn dazu hatte er sie eingeladen, nachdem er herausgefunden hatte, daß sich Nika auch für Jazz interessierte, während die Spurensuche in Vera Mosebachs Praxis ein Flop geworden war.

Dorthin war sie mit ihrem Traummann gestern, um viertel acht zwar aufgebrochen, aber Vera hatte ihnen den Tatort, weil von der Polizei noch nicht freigegeben, nicht zeigen können.

„Ich darf zwar, haben mir die Polizisten erlaubt, meinen Beruf ausüben, die Klienten müßen aber zu Dr. Dorfler aufs Klo und sehr gut für meinen Ruf als Psychotherapeutin sind diese Schlagzeigen nicht!“, hatte sie geklagt und auf die Sammlung der „Österreich-Heute-Nummern“, hingewiesen, die auf ihrem Tisch lagen.

„Dem kann ich mich nur anschließen!“, hatte die Schwester hinzugefügt und wiederholt, daß Joe Prohaska nicht aufhörte, sie zu verfolgen und seine Verantwortung für sein Kind einzufordern.

„Dem scheint der sogenannte Mord ins Veras Praxis egal zu sein! Im Gegenteil scheint er ihn dafür zu verwenden, mich unter Druck zu setzen! Was ihm zwar nicht gelingen wird, denn ich will mit keinen Mann zusammenleben und Zoe-Philipa allein aufziehen! Aber wenn er sich ans Jugendamt wendet, könnte ich Schwierigkeiten bekommen und die Kollegen und der Chef schauen mich auch schon scheel an!“, hatte sie gesagt und hilfesuchend auf Harald Schwabeneder geblickt, der sich zu versichern beeilte, das er tun würde, was er konnte und das war auch geschehen.

Im „Samstag-Standard“, den Nika auf den U-Bahn-Sitz gefunden hatte, war ein etwas emotionsfreierer Artikel erschienen, der sich für das Recht der gleichgeschlichtlichen Frau auf ein Kind einsetzte, erschienen, während die Gratiszeitungen weiterhetzten und Ruth verdammten, weil sie zwar mit Joe Prohaska ins Bett gegangen war, nun aber nichts von ihm wissen wollte!

„Das konnte doch nicht sein!“, hatte eine Reporterin namens Carmen Corner geunkt.

„So weit darf man  nicht gehen! Das hieße doch die Frauenbewegung und ihre Ziele mißzuverstehen und eine solche Gesellschaft will ich nicht haben!“, hatte sie geschrieben und sich für die Rechte des armen Joe Prohaskas eingesetzt, während sie offenbar  nichts dagegen hatte, daß Peter Kronauer jetzt unschädlich war.

Trotzdem durfte ihnen Vera das Klo und die angebliche Tatwaffe nicht zeigen. So hatte Harald Schwabeneder ihnen nur versichert, weiter objektiv zu schreiben und ihr ins Ohr geflüstert, daß er gern mit ihr auf eine Krampusparty gehen würde.

Sollte sein, wenn sie nicht zu müde war, denn der Ansturm auf ihre Krampusse und Nikolos ließ nicht nach. Sie hatte schon dreimal nachfassen müssen und ihre Mittagspause  fast versäumt.

„Bitte sehr!“, sagte sie daher, als sie mit einem neuerlich gefüllten Sack auf die Straße gekommen war und hielt einem älteren Mann mit einem Dreitagebart, dessen grauer Mantel falsch zugeknöpft war und der Hauspatschen, statt Straßenschuhe an den Füßen hatte, einen Flyer entgegen. Wo hatte sie ihn schon gesehen?, dachte sie dabei, schien er ihr doch bekannt und noch ehe sie zu einem Ergebnis gekommen war,  fragte er, ob sie nicht nicht an ihn erinnern könne?

„Am Dienstag sind wir gemeinsam in der U-Bahn gefahren! Erinnern Sie sich nicht mehr, Weihnachtsfrau? Als der Zug verspätet war, weil wieder so ein armer Teufel auf die Schienen gesprungen ist? Ich bin auf die „Parkinson-Ambulanz“ zur monatlichen Untersuchung ins AKH gefahren, Sie haben mir von ihrem ersten Arbeitstag als Weihnachtsfrau erzählt. Jetzt treffe ich Sie wieder, was ein erfreulicher Zufall ist!“, stellte er fest und wollte wissen, wie es ihr als Weihnachtsfrau gefalle?

„Ausgezeichnet!“, beeilte sie sich zu antworten und bestätigte, daß sie sich auch über den Zufall freue.

„Machen Sie Weihnachtseinkäufe?“, fragte sie dann mit Blick auf seine Hauspantoffeln, die dafür nicht sehr geeignet waren und er schüttelte den Kopf.

„Eigentlich will ich nur Milch, Brot, Kartoffelpürree, Gemüse und etwas Schinken für das Wochenende besorgen! Und einen Adventkranz! Den natürlich auch, denn den habe ich noch nicht in der Wohnung, obwohl heute schon der zweite Adventsamstag ist! Sie wissen, ich habe „Parkinson“,  da fällt esr mir schwer, das Haus zu verlassen und oft gelingt das auch nicht! Mein Zittern steht mir im Weg und das Anziehen geht dann auch nicht gut!“, sagte er mit einem Blick auf seinen falsch geknöpften Mantel.

„Ich wohne im Haus gegenüber und weil es nicht weit zum „Merkur-Markt“ ist und mir das Zubinden der Schnürsenkel große Mühe macht, bin ich mit den Hausschuhen losgezogen, um die paar Sachen einzukaufen und auch den Adventkranz, denn vorige Woche, wissen Sie, ist es mir so schlecht gegangen, daß ich das Haus nicht verlassen konnte und am Dienstag habe ich auf der Ambulanz solange warten müssen, daß ich darauf vergessen habe!“, sagte er mit einem so tieftraurigen Blick, daß Nika ihre Vorschriften  vergaß und ihm schnell einen ihrer Nikolos entgegenstreckte.

„Den darf ich Ihnen als Trost überreichen! Adventkränze habe ich leider keine in meinen Sack!“, scherzte sie und hoffte, daß weder die Spione von der FPÖ, noch Klaus Seidler sie sehen würde, aber der schien am Samstag nicht ins  Büro zu kommen, jedenfalls war er ihr noch nicht begegnet.

„Ich hoffe, Sie mögen Süßes!“, fügte sie  hinzu und er schaute sie dankbar an. Versuchte sogar ihre Hand zu küssen, was das Zittern seiner Hände aber nicht zuließ.

„Sie sind sehr freundlich zu einem kranken Mann, der wie ein Sandler aussieht, aber keiner ist! Das werde ich Ihnen nicht vergessen und wenn ich kann, mich gerne revanchieren! Denn Sie haben mich durchschaut! Ich bin ein Süßer und wollte mir ohnehin einen Briochekrampus für das morgendliche Frühstück besorgen, wenn ich es bis zum „Merkur“ schaffe! Denn wissen Sie, die hat meine Frau, als sie noch bei mir war, immer zu Nikolo gebackent! Damals haben meine Hände auch nicht gezittert und es war ein Leichtes, einen Adventkranz zu besorgen! Heute schaffe ich es nicht einmal im Taxi auf den Zentralfriedhof,  um ihr ein Weihnachtsgesteck zu bringen!“, sagte er und sah sie so traurig an, daß Nika nicht wußte, was sie antworten sollte. So griff sie in den Sack, um ihm auch einen Trostkrampus entgegenzustrecken, aber er schüttelte den Kopf.

„Ein Stück reicht, denn wenn ich zuviel Süßes esse, steigt mein Cholesterinspiegel, ich bekomme Altersdiabetes und meine Ärzte schimpfen! Aber vielleicht will die junge Dame den Krampus haben!“, sagte er, auf Jessica Nikolic weisend, die näher gekommen war.“

„Na klar!“, antwortete die munter.

„Vielen Dank, Frau Weihnachtsfrau! Sehe Sie, ich habe Wort gehalten! Bin wieder da und gehe in das Kaufhaus! Da kann der Chef meiner Mama nichts dagegen haben, wenn ich Handschuhe für die Oma kaufe und in den „Merkur“ will ich auch! Da soll ich für die Mama einiges besorgen und Sie wollen, habe ich gehört, auch dorthin?“, sagte sie, auf den alten Mann zeigend.

„Wenn Sie möchten, werde ich Sie begleiten und Ihnen die Sachen in die Wohnung tragen, denn wir haben in der Schule gelernt, daß man in der Adventszeit gute Taten setzen soll, um seine Chance auf Weihnachtsgeschenke zu erhöhen! „Aktion Weihnachtswichtel“ heißt da! Wenn Sie wollen, bin ich Ihre Wichteline und weil ich dafür eine Belohnung verdient habe, gibt mir die Frau Weihnachtsmann auch noch einen Nikolo, denn für den Krampus bin ich  viel zu brav!“

Auszug aus der „Nika Weihnachtsfrau“, meinem heurigen „Nanowrimo“, aus der ich auch am siebzehnten Dezember um 19. 30 im „Read!!ingroom“ in der Anzengrubergasse lesen werde und alle meine Wiener Leser und Leserinnen herzlich dazu einlade!

2015-12-04

Ungarn

Filed under: Bücher — jancak @ 21:52
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Weiter geht es mit den „Modernen Erzählern der Welt“  Literatur aus Ungarn, die 1957 herausgegeben wurde und Erzählungen enthält, die in etwa um den zweiten Weltkrieg spielen.

Den ersten Teil habe ich während unseres Frühjahrsaufenthalts in Bük, teilweise im Freien auf einer Bank in der Sonne gelesen, jetzt geht es weiter in der Badewanne, die das Hotel Repce ja hat, was allerdings weil es dann im Stockwerk unten tropfte, zum Teil nur möglich war.

Bis György G. Kardos, von dem ich in Harland eine ganzes Buch liegen habe, bin ich im April gekommen, jetzt habe ich weiter mit dem 1912 geborenen Geza Ottlik und seiner Erzählung „Am Donaukai“ gemacht, da geht ein Schauspieler im Krieg in der Nacht über die Donaubrücke zu Freunden um dort zu übernachten, damit der nicht verhaftet wird, am Morgen ist die Brücke weg, er ist verwundet, muß einige Woche bei dem Mädchen Lona bleiben und glaubt, daß seine Frau bei einem Bombenabwurf ums Leben kam, was aber nicht passierte.

In der Erzählung „Jetzt und in alle Ewigkeit“ des 1893 geborenen Pal Szabo, wird ein Schloß neu verteilt, beziehungsweise zerstört, weil es erst eine Demokratie geben kann, wenn es keine Schlößer mehr gibt, wie einer der Dorfbewohner zu sagen pflegt.

„Beim Zöllner“ der Erzählung, des 1902 geborenen Gyula Illyes muß einer der aus Rom und Paris kommt, an der Grenze alle seine Sachen auspacken und in der Erzählung „Gottes Geschöpfe“ des 1931 geborenen Istvan Szabo will ein Kind wissen, wie ein Mensch entsteht und versucht seinen Lehmfiguren Leben einhzuhauchen, was seine Mutter in Rage bringt.

Der 1918 geborene Ivan Mandy, dessen Spezialität es ist, wie in der Biografie beschrieben steht, das Leben der kleinen Leute darzustellen, beschreibt in „Biller war hier“, das Leben eines Studenten, der in der Zeit wo die reichen Leute und die Witwen der Offiziere abgeholt und in ein Arbeitslager gebracht werden, der von Vorträgen in Lehrlingsheimen für die Volksbildung lebt, aber nur Augen und Gedanken für seine Margit hat, die ihm in einem Cafe sitzen ließ und sich mit einem Ingenieur traf.

„Biller war hier!“, schreibt er auf eine Wand und seine Spuren verwischen sich.

In den nächsten zwei Geschichten in Josef Lengyels, 1896- 1975, „Nekeresi berichtet über Nesterov“ und in des 1894 geborenen   Tibor Derys „Liebe“ geht es um Flucht, beziehungsweise überraschende Entlassung aus Lager beziehungsweise Gefängnis.

Maker die Erzählung des 1902 geborenen Endre Illes „Andris“, da ist ein Junge am Vormittag allein zu Haus, die Eltern in der Arbeit, die Schwester in der Schule und er plant sich einen schönen Tag zu machen.

Das heißt er läßt sich an einem Seil in die sich darunter befindende Doktorwohnung und klaut dort vierhundert Forinth, dann geht er ins Gasthaus essen, die Mutter, die Friseuse ist, schickt ihn dorthin, weil das einfacher ist, wenn sie nicht vorkochen muß, er kauft sich Zigaretten und geht dann, statt zur Schule nach Hause und probiert noch etwas Besonderes aus.

Als der Vater am Abend von der Arbeit nach Hause kommt, findet er den Jungen am Seil erhängt.

In „Wolfsabenteur“ von Imre Sarkadit, 1921-1961, hetzt ein Schifahrer in angeblicher Todesangst einen Wolf zu Tode und in den „Bericht über fünf Mäuse“ des 1921 geborenen Miklos Meszölny, wird in den Weihnachtstagen, ab dem zwanzigsten Dezember, eine Mäusefamilie ausgerottet, dafür ergibt sich in Erzsebet Galgoszis „Doppelfeiertag“ eine junge Lehrerin in Budapest einem Mann und der 1934 geborene György Modova läßt einen Schauspieler, den „Ungarischen Vater“ spielen, der seinen Sohn zuerst im Namen des Kaisers, dann in den der Sozialisten, Kommunisten in den Krieg hetzt, bis er schließlich im Museum steht.

Die 1917 geborene Magda Szabo, von der ich schon ein Buch gelesen habe, läßt einen ungarischen Emigranten, der in Hamburg, Stockholm, Rom lebte und dort seine Verwandten empfing mit den Gedanken spielen wieder nach Ungarn zurückzukehren, was zu seinem Erstaunen, der Familie gar nicht gefällt.

Der 1932 in Budapest geborene Akos Kertez, der in seinen Erzählungen, die am Ende der Fünzigerjahre erschienen sind, die das Leben der Arbeiter überzeugend schildert, demonstriert das in dem Neuen, während der 1926 geborene  Gyula Hernadi in „Schenkungsurkunde“ einen Brief an „Seine Exzellenz General Charles de Gaulle, Präsindent der Republikc Frankreich“ schreibt.

Die 1932 geborene Anna Jokai beschreibt eine „Ungarischstunde“, wo die Lehrerin nicht zum Unterrichten kommt, weil ihr die Kinder von ihren blauen Flecken und den Prügeleien, denen sie ausgesetzt sind, erzählen und in Istvan Csurkas „Happening“ geht ein Intellektueller mit einem Küchenmädchen ins Bett, beziehungsweise in den Winkel hinter der Küche, wo dieses steht und wundert sich sowohl über den Schmutz, als auch die vielen Bücher in der Zimmer-Küche-Wohnung, in der sie mit Mutter und Schwesterlebt, das Bild ihres Bräutigams, der sich umbrachte, steht am Bettkästchen, das er gleich erkennt, weil es nicht „Stalin“ ist und sie trägt auch feine Unterwäsche, weil sie herzkrank ist und daher öfter in Ohnmacht fällt.

Peter Nadas, der mit Geburtsjahr 1942, jüngste Autor dieses Bandes,  schildert einen sehr ausgelassenen Kindergeburtstag zu dem der kleine Sany eingeladen wurde und Istvan Csaszar, 1936 geboren,  in „Nichts als Einbildung, oder?“ das verhinderte Bohemienleben oder die Dreiecksgeschichte zwischen Geza, Anna und Karoly und dann gibt es noch „Mininovellen“ von Istvan Örkeny, die unter anderen auch einen Fragebogen beinhalten: „Was halten Sie von der Vereinsamung des Menschen im XX. Jahrhunders? Sprechen Sie manchmal mit den Hausmester oder „Was halten Sie von der Regierung? „Finden Sie sie gut, schlecht oder würden Sie lieber in Wien leben?“

Spannende Erzählungen aus dem vorigen Jahrhundert unseres Nachbarlands von einigen bekannten und einigen wahrscheinlich längst vergessenen Autoren.

Inzwischen hat sich nicht nur das pollitische System verändert, so daß es gut ist, daß ich auch Anna Mwangis Roman auf diesen Ungarn-Aufenthalt mitgenommen habe.

Terezia Moras „Einzigen Mann auf dem Kontinent“ werde ich dann später lesen.

2015-12-03

Advent in Ungarn

Filed under: Alltagsgeplauder — jancak @ 00:00
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Der Advent beziehungsweise der Monat Dezember ist angebrochen und da gibt es im „Literaturgeflüster“ ja meistens sehr viel Weihnachtliches.

„Dieser Blog ist garantiert weihnachtsstimmungsfrei!“, habe ich, glaube ich, bei „Buchrevier“ gelesen, bei mir ist das anders, obwohl ich nicht katholisch bin und eigentlich auch keine Konsumentin, aber keine Weihnachtshasserin.

Es gibt zwar keinen Christbaum und wenn es nach mir ginge, auch keinen Adventkranz, aber ich hole mir Anfang Dezember aus dem Keller die Weihnachtsdekorationen und schmücke damit Wohnung und Praxis und Weihnachtsbücher lese ich seit einigen Jahren in diesem Monat auch bevorzugt, seit mich „Leselustfrust“ 2010, glaube ich, auf diese Idee gebracht hat, habe auf meiner Leseliste schon eine diesbezügliche Sammlung und grabe sie pünktlich im Dezember heraus.

So ist das schon einige Dezember im „Literaturgeflüster“ gewesen, aber heuer ist es etwas anders, denn erstens gibt es außer dem „Weihnachtshund“, den ich nächste Woche zu lesen beginnen werde, kein Weihnachtsbuch auf meiner Liste und zweitens hat diesmal der Advent bei mir wirklich schon im November angefangen und zwar am ersten mit dem „Nanowrimo“, wo ich ja eine Art Adventkalender geschrieben habe.

Bis zum einundzwanzigsten November habe ich das glaube ich getan, dann war ich mit einigen Schummeln, mein Zählwerk war ein bißchen anders, als das offiziele von der „Nanowrimoseite“ und dann habe ich auch noch ein neues Update bekommen, so daß auf meinen Zählwerk keine fünfzigtausend mehr waren, als ich das „Winnerlogo“ hochgeladen habe, fertig und die vorige Woche war ich mit meiner Praxis und einigen literarischen Events, wie beispielsweise dem „Jelinek-Müller Symposium“ so beschäftigt, daß ich mit dem Korrigieren, nicht über den zweiten Dezember hinausgekommen bin und jetzt ist der dritte Dezember und wir sind nach dem „Nanowwrimo“ wieder mit Kind Kegel und der Schwiegermutter nach Bük ins Bad gefahren, um dort den Rest der Woche zu verbringen und weil Montag und Dienstag in meiner Praxis sehr hektisch war, sind die Weihnachtsdekorationen noch immer im Keller und im Wohnzimmer steht nur der Mispelstrauß, den mir eine Klientein schon eine Woche vorher brachte, aber sonst könnte ich im Dezember ja mit dem Korrigieren, der „Nika Weihnachtsfrau“ beschäftigt sein, am siebzehnten lese ich daraus auch im „Read!!!ingrom“, also alles bestens, auch wenn es heuer nur Weihnachtsbuch zum lesen gibt, schreibe ich mir das zweite ja gerade selber und in Ungarn habe ich mir vorgenommen, werde ich gleich weiterkorrigieren und das passt dann auch zum Monat und wenn ich wieder zurück bin, kann ich noch einmal auf die Mariahilferstraße gehen, und mir die im Weihnachtstrubel anschauen, um das bis jetzt geschriebene ein bißchen zu adaptieren.

Wir sind jetzt glaube ich das fünfte Mal in Bük im Bad, 2013, haben wir nach meinem Geburtstag damit angefangen, da wollten wir zwar eigentlich eine Kreuzfahrt machen, die hat aber nicht stattgefunden, seither hat es sich  eingebürgert, im Herbst beziehungsweise im Winter und dann im Frühling dorthin zu fahren und inzwischen kommen auch die Anna und der Andreas mit.

Die Oma geht ins Thermalwasser, ich habe zweimal am „Nanowrimo“ geschrieben und im Frühling die „Anna“, beziehungsweise an der „Selma“ korrigiert, die ich diesmal als Ausdruck wieder mit habe, um sie durchzusehen, damit sie möglichst noch in diesem Jahr in die Druckerei gehen kann.

Dann will ich wie geschrieben am „Adventkalender“ weiterkorrigieren, um einmal durch zu sein, bevor ich damit in den „Read!!ingroom“ gehe und zum lesen habe ich mir die „Ungarn-Anthologie“ mitgebracht, die ich im Frühling angelesen habe, „Die Kinder des Genossen Rakosi“ und die Terezia Mora.

Also eigentlich eine Menge für vier Tage, so daß mein Adventkalender ein wenig spärlich ausschauen könnte, beziehungsweise sich am Beginn mit den Ungarn-Reisenotizen vermischen wird und eigentlich wird es im Bad in Bük auch nicht so viel Neues zu sehen geben, von dem ich die letzten Male nicht schon geschrieben habe.

Wir sind wieder im Hotel Repce, weil wir im „Repce Gold“ keinen Platz bekommen haben, das Internet ist nicht besonders und die Buffets vom Abend und vom Morgen sind mir wahrscheinlich auch schon bekannt, beziehungsweise habe ich darüber schon einmal eine Glosse gemacht.

Im weißen Bademantel im Morgen nach dem reichhaltigen Frühstück ins Bad stapfen, die Oma geht ins Wasser, ich setze mich irgendwohin und klimpere, bis mich ein alter Mann tadelnd ansieht und fragt, wie lange ich noch schreibe oder eine Frau mir aufträgt, zu schreiben, daß eine Mann seine Hosen nicht wechseln will.

Diesmal werde ich wahrscheinlich nicht soviel klimpern, weil das Korrigieren leiser vor sich geht, aber von der Situation in Ungarn bekommt man  hier  nicht sehr viel mit, wo sehr viele ältere Ostdeutsche oder Österreicher Wellness Ulaub machen.

Vielleicht kann ich ein es ein bißchen mit der Weihnachtsstimmung verbinden und schauen, ob es bei den Standeln draußen vor dem Bad einen Adventmarkt gibt und die habe ich in Wien in der letzten Woche auch ein bißchen besucht, war ich ja am Freitag in der Mittagspause während des Symposiums auf drei.

Auf dem beim Rathaus, dann bei dem am Hof und auf der Freyung und am Sonntag sind wir mit der Anna auf dem Spittelberg Punsch trinken gegangen und waren vorher auf dem neuen beim Naschmarkt, wo wir am Rückweg auch noch den Schluß einer Art Weihnachtsshow gesehen haben.

Also diesmal vielleicht ein etwas abgespeckter oder etwas anderer Adventkalender im „Literaturgeflüster“,  das xxx-small gibt es ja nicht mehr im Amerlinghaus und den Adventrundgang zwar am Montag, aber da habe ich soviele Stunden, daß ich es wahrscheinlich nicht schaffe hinzugehen.

Mals sehen, einige Adventkalenderfenster von der Nika Weihnachtsfrau gibt es ja auf jeden Fall zu verlinken und sonst habe ich ja noch sehr viele Bücher von meiner Leseliste zu lesen, die ich in diesem Jahr noch unbedingt schaffen will, die mir vielleicht den Platz für Adventliches wegnehmen.

Wenn aber das Buch der „Nika Weihnachtsfrau“ im nächsten Jahr erschienen ist, kann ich es  zum Herunterladen auf den Sideboard des Blogs stellen und meinen Leser etwas Adventliches anbieten.

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