Literaturgefluester

2016-01-31

Die Banalität des Guten

Ein Gegenzitat zu Hannah Arendts „Banalität des Bösen“, die in diesem Buch, auch dem 1942 in Wilna hingerichteten Feldwebel Anton Schmid gedachte, der dort versuchte, dreihundert Juden das Leben zu retten.

Der 1963 in St. Pölten geborene Manfred Wieninger, der sich nach seiner „Marek Miert Krimi-Reihe“ zunehmend mit Verfolgung und Widerstand in NÖ beschäftige, das Lager, um den Viehofener See entdeckte und das Buch „Faustpfand“ geschrieben hat, sowie 2013 den „Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und Exil“ erhalten hat, hat darüber, wie ich dem Impressum entnehme, schon 2014 einen „Roman in Dokumenten“ im Verlag der „Theodor Kramer Gesellschaft“ herausgegeben, der am 21. Jänner im Bezirksmuseum Brigittenau präsentiert wurde.

Von Feldwebel Schmied habe ich aber  schon im Jahr 2014 durch Ö1 und das „Radio für Zeitgenossen“ erfahren und das Lesen des sehr gut dokumentierten Buches, ob es wirklich ein Roman ist, darüber kann man diskutieren, ist auch sehr interessant.

Wurde Anton Schmid, der mit seinem Bärtchen ein wenig an Hitler erinnern kann und ein offensichtlich sehr lebensfreudiger Mann war, wie man den abgebildeten Fotografien entnehmen kann, doch 1900 in Wien geboren und hatte in der Brigittenau ein Elektrogeschäft.

Er war verheiratet, seine Tochter Gerta oder Gertrude, der er aus Wilna viele Briefe schrieb, wurde 1921 geboren, 1940 wurde er in die Wehrmacht eingezogen, zum Feldwebel ernannt, auch davon gibt es im Buch einige Fotos in der Wehrmachtsuniform und in Wilna stationiert, wo er eine „versprengte Sammelstelle“ und einen Tapezierbetrieb mit jüdischen Zwangsarbeitern leitete.

Dort versuchte er Juden, die in Willna zu Hauf erschossen wurden, gefälschte Papiere zu vermitteln und aus dem Krisengebiet zu schmuggeln, wurde dabei aber verraten und 1942 erschossen.

Das, was man in „Wikipedia“ auf einer Seite nachlesen kann, erweckt nun Manfred Wieninger mit vielen Details und Originalbelgen, Briefen, Zeugenaussagen, sowie den schon erwähnten Fotos, zum Leben.

Es beginnt mit zwei englischen Gedichten für Anton Schmid, dann wird von der Hinrichtung und dem Brief des Gefängnispfarrer an Frau Steffi, von  der Kindheit, bis wiederum dem Ende, 1942 und dem, was danach geschah erzählt.

Zwei der von Anton Schmid Geretteten, waren der jüdische Schriftsteller Hermann Adler und seine Frau Anita. Hermann Adler, der in Würzburg an einer Sonderschule Lehrer war, mußte nach der Machtübernahme in die Tschechoslowakei fliehen und kam über Polen und Lemberg nach Litauen, seine Frau Anita stammte aus Wien.

Auch der Lebensweg der Beiden, die 2001 sowie 1997 in Basel gestorben sind, wird genau und detailreich geschildert, so daß man sich von den damaligen Geschehnissen ein sehr gutes Bild machen kann und in den Briefen Anton Schmids an seine Frau und seine Tochter erfahren kann, wie es damals gewesen sein mag.

„Es geht mir gut!“,, schreibt er immer wieder und erwähnt die Schnitzel und die Schweinebraten, die ihm seine Kameraden kochten. Er schickte auch sehr viele Würste und Fleischwaren nach Wien und schreibt immer wieder, wie gerne er nach Hause kommen würde, schreibt von Urlauben, die offenbar nie zustanden kamen und versteckte während dieser Zeit in seiner Dienstwohnung Juden, stattetete sie mit falschen Papieren aus und ließ sie damit auch in der Kompanie arbeiten.

Hermann und Anita Adler wollte er auch in seinem Dienstwagen nach Wien zu seiner Frau bringen, ein Plan, der offenbar nicht zustande kam.

Die Familie ließ, nach dem sie vom Tod Anton Schmids erfuhr, eine Seelenmesse lesen, wurde dabei aber offenbar von Hausparteien beschimpft und eine Fensterscheibe wurde eingeschlagen.

Es gab dann sehr bald, nämlich 1968, einen Spielfilm im ZDF.

Es scheint auch andere Bücher über Anton Schmid zu geben, die Sendung „Diagonal“ hat sich, glaube ich, auf ein solches bezogen und ein Weg beziehungsweise, ein Gemeindebau ist in Brigittenau, ein Bezirk von Wien, auch nach ihm benannt, sowie in Deutschland eine Kaserne, die es aber offenbar nicht mehr zu geben scheint.

Manfred Wieninger ist mit Christiane M. Papst, der das Buch auch gewidmet ist, 2002 nach Vilnius gefahren, hat dort gemeinsam mit einer Dolmetscherin das Militärgefängnis, wo Anton Schmid hingerichtet wurde und das jetzt ein Wohnhaus ist, besucht und mit einem Zeitzeugen gesprochen. Auch nach dem Grab wurde gesucht, das sich aber „heute leider nicht mehr lokalisieren ließ“.

Ein wirklich interessantes Buch mit sehr vielen Briefen und Dokumenten, das ich zu lesen sehr empfehlen kann.

 

2016-01-30

Die letzte Liebe meiner Mutter

Filed under: Bücher — jancak @ 00:02
Tags: ,

Weiter gehts mit der „alten Bücher Challenge“ beziehungsweise meiner Leseliste, nämlich der „Letzten Liebe meiner Mutter“, des 1972 in Belgien geborenen  Dimitri Verhulst, dessen Bestseller „Die Beschissenheit der Dinge“ ich vor einem Jahr gelesen habe.

Ich bin ja eine gute „alte Bücher-Leserin“ und Stammbesucherin der Bücherschränke, von da stammt „Die Beschissenheit“, die „Letzte Liebe“ kommt von einem „Tahali“ 3.99 Abverkauf her.

Wieder ist es vermutlich autobiografisch, so steht es  im Klappentext, der kleine Jimmy, elf Jahre alt, fährt mit seiner Mutter Martine und ihrem neuen Freund oder Mann Wannes mit einem Bus eine Woche lang auf Schwarzwaldurlaub und das wird in der Verhulstenschen Art witzig, sarkastig, kräftig und deftig erzählt, ein Kontrast zur Brigitte Kronauer, aber mehr mein Stil, wenn es bei mir vielleicht nicht ganz so kräftig deftig ist.

Sein Vater, ein Alkoholiker hat die Mutter geschlagen und mußhandelt, sie ist Näherin in einer Fabrik, der neue Vater Wannes, froh eindlich eine Frau, aber gleich eine mit Kind? gefunden zu haben, ist Arbeiter in einer Autofabrik, die Mutter Martine ist sparsam bis zum Geiz, wie das die kleinen Leute, die nicht viel haben, eben sind und so wehrt sie sich auch zuerst gegen die Urlaubsreise. Dann stimmt sie doch zu, packt zwei große Koffer, ein Bügeleisen kommt hinein, jede Menge Tabletten, aber auch Ersatzbettwäsche, weil man der im Hotel nicht trauen kann und dann kommen sie fast zu spät zum Bus, denn sie muß noch einmal zurückgehen und nachschauen, ob ohnehin alles abgesperrt ist, diese Gelegenheit nützt Wannes seinem Sohnemann einzureden, daß er ihn mit Papa, Vater oder Pa anreden soll, worauf der beschließt überhaupt nicht mehr zu reden.

Das hält er zwar nicht lange durch und ein, um vier Jahre älteres Mädchen sitzt dann auch noch im Bus und bald neben ihm. Die Busfahrt wird köstlich geschildert, es ist die erste der Familie Impens, während die anderen schon das zehnte, elfte Mal in den Schwarzwald zu den Fleischbergen und den Kuckucksuhren fahren. Sie geht über Frankreich, was Wannes nicht einkalkulierte, deshalb keine Franc bei sich hat. Das Ganze dürfte in den Siebzigerjahren spielen, wenn ein autobiogrfisch ist, wären es die Achtziger. Aber der Busveranstalter bietet seinen Gästen, was Besonderes, nämlich einem Besuch bei Mc Donald, den es in Frankreich, aber offenbar noch nicht in Belgien gibt.

Ich war das erste Mal  in Stockholm beim Mc Donald, das war Mitte Siebzig, den am Schwarzenbergplatz hat es dann in Wien 1977 oder 1978 gegeben.

Die fünfzehnjährige Heloise empfiehlt dem Kleinen einen Bic Mac, die anderen fragen noch Bik was? und mokieren sich über den amerikanischen Schweinefraß.

Dafür gibts im „Knusperhaus“, dem Schwarzwaldquartier Rostbratwürstl, Rinderbraten, Schwarzwälderkirschtorte und Martine ißt und ißt, während  Wannes enttweder vom Mc Donald Fraß oder vom Zwetschegenwasser, das er der Runde spendieren muß, Durchfall bekommt.

Vorher ißt Martine ihrem Jungen noch aus Nervisität die ganze Schokolade weg, worauf die gewitzte Heloise gleich fachmännisch kneißt, daß sie schwanger ist.

Es kommt zu Konflikten zwischen Nicht-Vater und Sohn, der überlegt einen Handtaschendiebstahl, wobei er sich erwischen lassen will, um den erstaunten Fragenden zu verkünden, daß er das deshalb tat, weil er seinem echten Vater eine Ansichtskarte mit einer „Zentzi mit nackten Busen und Bierkrüge stemmend“ schicken wollte, aber der Liebhaber seiner Mutter weigterte sich sie zu bezahlen.

So geht es die ganze Woche dahin und die Fernsehserie, die man damals in Begien sah „Home is whre my children cry“ wurde, sehr zu Martines Leidwesen versäumt.

Auf den letzten zehn Seiten beginnt das zweite Kapitel. Da ist Jimmy schon ein Greis, hat eine Pflegerin, die ihn bestiehlt, er ist Philosoph geworden, Heloise hat ihm das damals vorgeschlagen und Wannes ihn deswegen angeschrien, daß er ihn nicht so brüskieren soll und die Mutter hat ihn noch gefragt, wie ihm der Name „Kenneth“ gefällt?

Jetzt bekommt er Besuch von seinem zwölf Jahre jüngeren Bruder mit diesen Namen, den er offenbar noch nicht oft gesehen hat, denn  oder Wannes haben den Elfjährigen damals, nach der Reise hinausgeworfen und jetzt sechzig oder siebzig Jahre später ist es offenbar Zeit zum Versöhnen oder sich all das zu erzählen…

Interessant vielleicht noch ein Zitat oder eine Beschreibung von dem was Wannes für Bildungsbürgertum oder kulturelle Interessen hält, nämlich fünf Bücherim Jahr zu lesen, manchmal in Kino gehen, auf den Fußballplatz und eine politische Meinung haben. Und dafür nimmt er in den Urlaub auch zwei Konsaliks mit, kommt aber eigentlich nicht recht zum Lesen.

2016-01-29

Wenig bis nichts

In dieser wunderbaren literarischen Woche ist es noch einmal ins Literaturhaus gegangen, diesmal zu einer „GAV-Veranstaltung“ wo sich die experimentelle Szene oder zumindest ein Teil davon präsentierte und im Gegenteil zum Mittwoch, wo es voll war mit Wolfgang Popps Freunden und Bekannten, war es eher leer.

Es war auch ziemlich finster, als ich ins Literaturhaus kam und die Bühne war von zwei vorgehängte Papierstreifen zum Teil verhüllt.

elffriede.aufzeichnungssysteme, wie sie sich jetzt nennt, scheint die Veranstaltung organisiert zu haben und den Teilnehmern Harald Gsaller, Sabine Maier, Dieter Sperl, Birgit Schwaner und Oliver Schulz, das Motto und ein paar Textbaussteine vorgegeben zu haben und dann machte jeder seinen Text,  performierte und wußte, wie mir Birgit Schwaner sagte, vorher selber nicht genau, was kommt.

Sabine Maier und elffriede nahmen an den beiden Seiten der Bühne Platz, Barbara Zwiefelhofer eröffnete und las einen Eröffnungstext. Ein solcher ist auch im Literaturhausprogrsamm zu finden, wo die Veranstaltung mit „Textpräsentationen“ angekündigt ist.

„was geschieht wenn ein teil vom ganzen verschwindet? was bedeutet dies für andere teile, die noch da sind? geht es um das große ganze oder um kleine ein(zel)heiten und welten oder um das einenicht ohne das andere? es geht im großen und ganzen um verschwindend geringes, beiläufiges, scheinbar nichtiges, zu wort kommen könnte eine hochkonzentrierte wahrnehmung, die intensive eindrücke „schwach“ verarbeitet und ungeordnet, gebrochen, vielleicht roh und sperrig, dann wieder flüssig widergibt, als etwas, das übrig bleibt und sich, ohne den zusammenhang, den sie verloren oder einfach über den haufen geworfen hat, dennoch behauptet als eigenständiges, die rezeption als konstruktiven teil einschliessendes: kleinste einheiten (kleinstheiten), die form annehmen und verlieren, unspektakuläre spektakel, fast beiläufig, nahezu nichtig, begonnen, abgebrochenes…es geht  um die identität der texte und bilder. umso mehr, wenn deren referenz verschwindet, schon zu lebzeiten“

Was verstanden? Ich auch nicht viel, umsomehr da die Lesenden ohne sich vorzustellen auftraten oder ihre Texte auf den Papiervorhängen präsentierten.

Ein paar von ihnen habe ich gekannt, Dieter Sperl zum Beispiel, der auch die Zeitschrift „flugschrift“ herausgibt und zwei Nummern, eine von elffriede und eine von Harald Gsaller lag auch zur freien Entnahme auf oder „Als Geschenk für Sie!“, wie Barbara Zwiefelhofer anschließend erläuterte.

Der kam nach den ersten Textprojektionen, die, wenn ich es inzwischen richtig verstanden habe, von Sabine Maier waren, die mir immer noch ziemlich unbekannt ist.

Von Dieter Sperl habe ich übrigens heute nachmittag ganz zufällig im Schrank ein kleines rotes, mit Widmungen sehr beschriebenes Heftchen gefunden, das er gemeinsam mit dem im letzten Jahr verstorbenen Helmut Schranz, 1992 herausgegeben hat „Damals vor Wort“.

Jetzt hat er wieder viele schöne aber eher zusammenhanglose Sätze, von denen die am falschen Ort sind, von seinen Verwandten, etcetera, etcetera, gelesen, es war auch Sound dabei.

Dann kam die 1960 in Frankenberg geborene Birgit Schwaner, die ich vom Lesetheater kenne und die einmal den „Siemens-Preis“ gewonnen hat und die auch „Radio-Kunst“ macht.

Sie las, glaube ich, Traumseqenzen von Fischen und von Schmetterlingen, H. C. Artmann kam auch vor, einmal als Schulmeister an der Tafel, einmal in einem Gefängnis, wieder eher zusammenhanglose schöne Sätze, dazwischen immer wieder Projektionen und elffriede las von einer Literaturstipendiatin und deren Erlebnisse mit dem Schreiben und anderen Dingen.

Der ebenfalls 1960 geborene Harald Gsaller war mir eher als Name ein Begriff, es kann auch sein, daß ich einmal etwas von ihm gefunden aber noch nicht gelesen, weil zu experimentell, habe und er führte auch eher in esoterische Welten und machte auch eher fernöstliche Turnübungen, projezierte dabei aber auch wieder schöne Landschaftsbilder und las aus einem englischen Buch.

Daß der mir ebenfalls unbekannte Oliver Schultz mit Demenzkranken arbeitet, hat Barbara Zwiefelhofer in ihrer Einleitung erwähnt und er las offenbar Texte, die aus Gespräche mit ihnen entstanden sind und die sich auf den Tod und auf Opfer bezogen. Der Krieg kam auch immer vor und am Schluß tauchte dann auf der einen Vorhanghälfte das Wort Ende auf, während elffriede auf der ihren Beginn hinschrieb.

Sehr interessant und sehr experimentell,  ein Teil der österreichischen Literatur und gut zu den anderen Teilen passend, die ich mir diese Woche gegeben habe, die Unterschiede machen es deutlich, denke ich und man könnte wieder fragen, was geschieht, was bleibt, was nimmt man sich mit und was man davon verstanden oder nicht?

Hahnrei Wolf Käfer und Marius Gabriel vom Lesetheater sind auch gekommen und eine Frau mit einem kleinen Hund war da, was vielleicht auch dazu passt oder nicht und wem das alles zu abstrakt ist, der kann sich auch noch unter www.elffriede.net informieren.

Und etwas anderes von einer anderen Elfriede, was ebenfalls sehr interessant ist, kann ich noch vermelden, nämlich von El Awadalla, der Dialektautorin, die ich einmal im „Arbeitskreis schreibender Frauen“ kennenlernte, die 2000 die Widerstandslesungen organisierte und die 2005 glaube ich die „Millionenshow“ gewonnen hat, die ist nämlich eine sehr interessante und originelle Frau, will sie doch neben Andreas Khol, Alexander van der Bellen, Norbert Hofer, Irmgard Griss und Rudolf Hundstorfer für das Amt der Bundespräsidentin kanditieren.

2016-01-28

Übersetzerworkshop

Ich interessiere mich ja für ungarische Literatur, seit wir in den letzten Jahren ein paar Mal in Bük waren, ich in der Donau Lounge der „Buch Wien“ einiges davon mitbekommen und sich auf meiner Bücherliste auch einiges an ungarischer Literatur angesammelt hat.

Thema der Frankfurter Buchmesse war Ungarn auch einmal und so habe ich aufgehorcht, als heute in der „Gesellschaft für Literatur“ die Ergebnisse eines Übersetzerworkshops mit österreichischen und ungarischen Autoren angekündet war.

Vorgestellt habe ich mir wahrscheinlich etwas anderes, als das was mich dann erwartete, es war aber sehr interessant, ich habe vier jüngere ungarische Autoren kennengelernt, die ich bisher nicht kannte und auch meine Kenntnisse von der österreichischen Nachwuchsliteratur ein wenig aufgefrischt und vor allem mitbekommen, daß es einen „Joszef Attila Kreis“ gibt, der jährlich ein Literaturfestival veranstaltet, in diesem Rahmen hat im vorigen August, der Übersetzerworksho stattgefunden, wo sich drei österreichische und drei ungarische Autoren trafen und an Hand von Rohübersetzungen miteinander arbeiteten, da, wenn ich es richtig verstanden habe, die Österreicher nicht Ungarisch, die Ungarn zum Teil nicht Deutsch sprachen, so daß die Diskussion bei der heutigen Präsentation auf Englisch, die Lesungen auf Ungarisch und hauptsächlich auf Deutsch stattfanden.

Ursula Ebel hat das eingeleitet, moderiert wurde die Veranstaltung von dem 1982 in Gyula geborenen und in Wien und Budapest lebenden Zoltan Lesi, der dann die drei Autorenpaare vorstellte, die ihre Texte lasen.

Das waren zuerst die mir unbekannte 1979 in Wien geborene Leichtathetin und Literaturwissenschaftlerin Julia Lajta- Novak, die auch einen Band mit Sportgedichten mit dem Titel „Federwach des Vorwärts“ herausgegeben hat.

Sie las eine sehr witztige Geschichte von einer Fahrt mit dem 13 A, wo sie die Veränderungen der Passagiere, die sich zuerst nur stumm transportieren lassen, beschreibt, als sie entdecken, daß im Bus ein Vogel ist und dann noch eines ihrer Gedichte und dieses Gedicht wurde von dem 1985 in Budapest geborenen Imre Bartok übersetzt.

Der hatte  eine Geschichte, die von einem Schüler handelte, die er sich offenbar selber übersetzte, zumindest las er zuerst ein paar Zeilen auf Ungarisch und dann die Übersetzung vor und er hat auch einen Roman über drei Philosophen Wittgenstein, Heidegger und  Marx, die in New York für Terroristen gehalten werden, herausgegeben, sowie Gedichte von Celan und Rilke übersetzt.

Danach kamen die Lyriker, nämlich die 1986 geborene Orsolya Fenyvesi und Isabella Breier, die ich schon einmal in der „Alten Schmiede“ hörte, die war aber erkrankt, so lasen die anderen ihre Gedichte, beziehungsweise Orsolya Fenyvesi ihre Übersetzung und das dritte Paar war die 1978 in Wien geborene Maria Seisenbacher, die offenbar auch japanischer Abstammung ist, die eine Literaturzeitschrift herausgibt, schon einmal in „Wartholz“ gewonnen hat und auch bei einem „Leichte Sprache-Verein“ mitmacht und in der „Edition Atelier“ ein Buch mit dem Titel „Ruhig sitzen in festen Schuhen“ wo es um „Alzheimer“ geht, herausgegeben hat, ihr ungarischer Partner war der 1982 geborene Gabor Mezel, der schon Übersetzungen in Deutsch und Tschechisch hat, auch von ihm gab es Gedichte und dann eine Diskussion über die Erfahrungen und Erlebnisse des Workshops.

 

2016-01-27

Wolfgang Popps wüste Welt

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 22:27
Tags: , , ,

Diese Woche ist eine durch und durch literarische und die Saison, die etwas zögernd angefangen hat, hat hiermit wirklich begonnen.

Am Montag Josef Winkler in der „Alten Schmiede“, gestern Mirko Bonne in der „Gesellschaft für Literatur“ und heute war ich mir nicht ganz sicher, ob ich meinen zweitausendfünfhundertsten „Literaturgeflüsterartikel“ nicht der Besprechung von Dimitri Verhulst „Die letzte Liebe meiner Mutter“ widmen werde, denn ich bin ja, seit ich anläßlich der „Buch-Wien“ beim Ö1 Quiz mitgespielt habe, Mitglied des Ö1-Clubs und da habe ich einmal nach einer Club-Sendung dort angerufen, um Gratiskarten für eine Führung beim Volkstheater zu bekommen und die sich meldende Dame, sagte „Gratuliere, gratuliere!“ und war dann gleich weg.

Bei einem weiteren Anruf erklärte mir wahrscheinlich eine andere Dame, sie hätte nur „Ich wünsche Ihnen viel Glück!“, gesagt und der der Abend war frei für eine weitere Literaturveranstaltung und da bin ich ja unersättlich und nach wie vor sehr interessiert und es gab auch einiges im Angebot, nämlich eine Diskussion über die „Flüchtlingsfrage“ höchst aktuelle und die Leute spaltend bei den Wiener Vorlesungen und Wolfgang Popp im Literaturhaus.

Das ist ein Ö1 Redakteur und ein mir bekannter Name, wahrscheinlich von dort und nicht so sehr von seiner Literatur, obwohl er auch auf der letzten „Alpha-Shortlist“ mit seinen „Verschwundenen“ gestanden ist, also nichts wie hin und als ich kurz nach halb sieben meine gewöhnliche Runde zum Bücherschrank machte, standen schon Leute rauchend vor dem Portal und dann war es sehr voll, bis auf zwei, drei Leute keine Stammbesucher, sondern besonders chic gekleidete Personen, die sich mit Küßchen begrüßten und einen nicht zu überhörbaren Lärmpegel hatten.

„Ö1 ist hier!“, sollte später Barbara Zwiefelhofer bei ihrer Begrüßung sagen. da gab es Widerspruch, ich stimmte aber zu, habe ich doch Kristina Pfoser entdeckt, Petra HartliEb allerdings auch und Stephan Eibel-Erzberg, der mich begrüßte und eine Freundin Katrin Peschkas, die einmal den „Exil-Preis“ gewonnen hat.

Wolfgang Popp wurde jedenfalls 1070 in Wien geboren und hat eine Trilogie des Verschwindens geschrieben, mit dem zweiten Teil kam er auf die „Alpha-Shortlist“, den dritten „Wüste Welt“ stellte er im Literaturhaus vor und da geht es um einen eher farblosen Erzähler, einen Musiker, der eines Tages ein seltsames SMS von seinem Bruder bekommt, daß er ihn suchen soll.

So startet er auf in die Wüste beziehungsweise nach Marokko und bekommt dort einige Spuren gelegt.

So erinnert sich im Flugzeug, die Stewardess nicht an seinen  Bruder, der Autovermieter aber schon und der gibt ihm einen Agatha Christie Roman, den der, obwohl Nichtleser, vergessen hat, dort findet er  eine Hotelanschrift, dann trifft er einen Führer, der ihn dorthin führt, wo der Bruder vor einer Woche gewesen ist und sich für Geister interessierte und Wolfgang Popp erzählte seinem Publikum, daß er, nachdem er das Rohkonzept hatte, eine Reise nach Marokko machte und sich sozusagen von oder zu seinem Plot treiben ließ.

Er machte dort auch Fotos, beziehungsweise Filmaufnahmen und die zeigte er während der Lesung her und dann gab es ein Gespräch mit Barbara Zwiefelhofer, die Anspielungen auf die Bibel in dem Road Movie gefunden hat und auch Anspielungen auf Musik und Filme und gleich verriet, daß am dritten März eine Austellung mit Fotos von Wolfgang Popp eröffnet werden wird und das auch Vögel in dem Roman eine große Rolle spielen.

Die gab es dann zu sehen und noch eine Textstelle zu hören, bevor Barbara Zwiefelhofer das Publikum zum Kauf des Buches aufforderte, das sich, als relativ trinkfest, beziehungsweise diskussionsfreudig erwies und ich habe einen weiteren mir bisher eher unbekannten Autor kennengelernt und heute  einen sehr literarischen Tag verbracht, nämlich sowohl den „Sommernanowrimo“ als auch den „Adventkalender“ durchkorrigiert.

Da ich bei der Sommergeschichte nur mehr einen Fehler fand, wird es das Buch vielleicht bald geben. Ein kleiner Hinweis für die, die vielleicht noch beim Gewinnspiel mitmachen wollen und bezüglich der „Nika“ gibt es schon den Einband, allerdings noch mit einem falschen Foto, nämlich mich vor der Harlander Bücherwand auf den Schaukelpferd sitzend, das wir der Anna zum ersten Geburtstag schenkten.

Das richtige mit der Puppe plus Weihnachtsmütze müßen wir erst machen, wenn wir wieder in Harland sind und das sind ja auch zwei Teile einer Trilogie.

Meine „Paul und Paula“-„Kurzgeschichte“ habe ich jetzt auch einmal Szene für Szene durchkorrigiert.

2016-01-26

Reisen wir?

Während im Literaturhaus die GAV beziehungsweise Helmut Rizy drei oberösterreichische Autoren vorstellte, ging es in der „Gesellschaft für Literatur“ zumindest auf dem ersten Blick ums reisen, stellte nämlich Mirko Bonne seinen ersten Erzählband „Feuerland“ und Wilhelm Hengstler den bei „Droschl“ erschienen Roman, Memoir oder „doppeltesReisebuch“ „flußabwärts, flußabwärts“ vor und ich habe mich gegen Rudolf Habringer, Waltraud Seidlhofer und Walter Kohl entschieden, weil ich Mirko Bonne, den 1965 in Tegernsee geborenen und in Hamburg lebenden n Autor kennenlernen wollte, der 2013 mit „Nie wieder Nacht“ auf der Shortlist des dBp und 2009 mit „Wie wir verschwinden“, da habe ich ihn kennengelernt.

Dann kam Alfred bibliophile WU-Kollegin und verkaufte um je zwei Euro ihre Buchbestände darunter „Der eiskalte Himmel“ 2006 erschienen, das steht immer noch auf meiner Leseliste und „Nie mehr Nacht“ habe ich dann voriges Jahr im Schrank gefunden.

Daß er einen Erzählband namen „Feuerland“ geschrieben hat, wußte ich nicht und die „Gesellschaft für Literatur“ war auch nicht besonders voll, Marianne Gruber moderierte und entschied im Vorgespräch, daß der 1944 in Graz geborene Willi Hengstler, der mir  vom Namen her ein Begriff war und von dem ich „fare“ auf der LL habe, beginnen soll.

Sie hielt auch eine ihrer sehr langen und sehr gelehrten bemühten Einleitungen, die Mirko Bonne, glaube ich, zum Lächeln brachte, wies auf Gemeinsamkeiten zwischen beiden hin, daß sie nämlich daß „er“ zum „Ich“ machen würden oder umgekehrt, wenn ich es richtig verstanden habe.

Und“ flußabwärts flußabwärts“ ist, wie schon der Name sagt eine doippelte Reisegeschichte und auch ein deja vue Erlebnis, denn da will einer mit dem Rad die Donau hinunter ans schwarze Meer fahren, bereitet sich darauf schon vor, dann bekommt er einen stechenden Schmerz im Bein und muß den Sommer statt auf dem Rad im Spital verbringen. Da beschließt er aus dem Spitalsaufenthalt eine Reise im Kopf oder Zimmer zu machen und als er später gesund wird, holt er die Reise nach und geht dabei, wie Marianne Gruber in ihrer Einleitung erwähnte, an seine Grenzen, denn er ist ja offenbar schon über siebzig, will, wie alle Männer, wie Marianne Gruber vermutete, keine Schwäche zugeben, ringt sich die Fahtrt also ab und die beiden Geschichten dürften auch ineinander verschachtelt sein und richtig, außer seiner Frau nimmt er noch „Proust auf seine Reise mit.

Wo ist da das Deja vue Erlebnis werden meine Leser vielleicht fragen?

Nun 2007 bin ich mit Ruth Aspöck und der Dichterkarawane die Donau von Ybbs bis Regensburg entlanggefahren und dann zurück gekommen und habe in „Und Trotzdem“ meine Helga Schwarz eine Krebsdiagnose bekommen lassen, worauf sie beschließt mit dem Rad bis an das schwarze Meer zu fahren.

Interessant, interessant, die Parallelen und dann kam Mirko Bonne an die Reihe und Marianne Gruber erzählte von den elf Erzählungen, die den Band umfassen, die erste heißt der „Eichelhäher“.

Da erzählte sie den Inhalt nach und interessant ist, daß es dem Protagonisten, der sich vorher von seiner Mutter verabschiedet hat, um auf eine Reise ins „Feuerland“ zu gehen, ähnlich schlecht, wie vorher vielleicht Wilhelm Hengstlers Erzählfigur ging. Er kommt auch, wie Mirko Bonne dann erklärte, gar nicht ins Feuerland an und das ist das Gemeinsame der Geschichten, das zwar in allen irgendwo das Feuerland vorkommt, aber keine der Geschichten dort spielt.

Mirko Bonne hat lange an den Erzählungen gearbeitet, Romankapitel, Auftragsarbeiten und auch Geschichten, die Romane werden hätten sollen, hineinverwoben und las die zwölfte, die nicht in dem Buch enthalten ist, weil sie der Verlag nicht wollte, wo Väterlein Stalin Boris Pasternak anruft und von ihm will, daß er sich für Ossip Mandelstamm einsetzt.

Das hatte ich schon einmal, beziehungsweise vor kurzem über Ossip Mandelstamm gelesen und Mirko Bonne las dann noch eine „Der Kuß“ genannte Geschichte, wo sich das Feuerland in einem Buch befindet und ein Vermieter sich in die Freundin seines Mieters verliebt, bezeihungsweise mit ihr Pfingsten verbringt.

„Ist der Kuß real?“ fragte am Ende Marianne Gruber.

„Er eröffnet dem Leser Vorstellungen oder Weiten!“, antwortete, glaube ich, Mirko Bonne und ich fragte mich, wie wohl er sich bei der Lesung gefühlt haben mag?

Er hatte aber, glaube ich, Fans beziehungsweise Experten im Publkum und die wollten wissen, wieso einer der soviele Romane geschrieben hat plötzlich Erzählungen schreibt?

Die Antwort habe ich schon beschrieben und  ist auch für mich interessant, denn ich habe ja als nächstes auch ein Erzählprojekt vor und meine persönliche Antwort wäre, weil ich ein wenig ausgeschrieben bin, will ich mich an kürzere Texte wagen.

Das mag ein wenig unprofessionell klingen oder auch sein, „literarische Restlverwertung“ hat es Christl Greller, die auch im Publikum war, genannt und Mirko Bonne hat ihr widersprochen, aber ich werde mir meine Themen ja erst erwerfen oder finden.

Habe heute wieder einen sehr interessanten literarischen Abend gehabt und einen Autor kennengelernt, den ich, wie ebenfalls Marianne Gruber, die von ihm noch wissen wollte, ob er Hemingway mag, erwähnte, wahrscheinlich sobald nicht mehr sehen werde, freue mich auf „Nie mehr Nacht“, den „Eiskalten Himmel“ und natürlich auch auf die Erzählungen, wenn ich sie mal finden sollte, bezeihungsweise auf die, die ich vielleicht demnächst schreiben.

2016-01-25

Josef Winklers Abschiede

Der 1953 in Kamering geborene Josef Winkler, der 2008 den „Büchner-Preis bekommen“ hat, hat ein neues Buch geschrieben, beziehungsweise herausgegeben „Abschied von Vater und Mutter“, das offenbar die Texte „Roppongi- Requiem für einen Vater“ 2007  und „Mutter und der Bleistift“ 2013 erschienen, vereinigt, das heute von Angelika Reitzer kommentiert und moderiert in der „Alten Schmiede“ vorgestellt wurde.

Vorher hat es noch eine „Stunde der literarischen Erleuchtung“ gegegeben, wo Andrea Grill und Alexandra Millners Albert Drachs „Vogeltexte“ vorstellten, da hatte ich leider eine Stunde, denn das wäre sicher auch sehr interessant gewesen, habe ich ja schon einmal eine „Literarische Erleuchtung“ über Albert Drach versäumt und Alexandra Millner hat ja glaube ich auch bei dem „Josef Winkler Symposium“ vor zwei Jahren mitgewirkt, wo glaube ich, auch der Text „Mutter und der Bleistift vorgestellt wurde.

Der diesbezüglich erschienene Symposiumbericht lag am Büchertisch, auch, die neuen und die alten Bücher und auch ein Buch Josef Winkler und Karl May, den der hat, glaube ich, den großen Kärtner Bauernsohn das Lesen beigebracht.

Ich habe übrigens vor kurzem auch ein Winkler-Buch in einem der Schränke gefunden, nämlich „Leichnam seine Familie belauernd“, das ich leider nur gerade nicht finden kann, habe ich doch heute meine Bücherstöße umgeräumt um Margot Kollers „Im Paradies der Bücher“ zu finden, damit ich es mitnehmen kann, wenn wir am Wochenende nach Salzburg fahren, was aber ohnehin nichts macht, weil ich zum Lesen des Winkler Buches derzeit ohnehin nicht komme und die Lesung war sehr sehr interessant, ist Josef Winkler ja einer, der über sein eigenes Leben schreibt und wie er selber sagte, vierzig Jahre nichts anderes als das in immer anderen Varianten und Wiederholungen getan hat.

Das erste waren die drei Kärntner Heimatromane „Menschenkind“ „Ackermann von Kärnen“ und „Muttersprache“ wie sie glaube ich auch „Das  wilde Kärnten“ genannt werden, dann kamen die Reiseberichte über Indien und Rom aber immer wieder die Auseinandersethzung mit dem Vater und der Mutter.

Zum Vater hat er ein schwieriges Verhältnis gehabt, der hat ihn offenbar erst später an und aufgenommen und ihm auch verboten zu seinem Begräbnis zu gehen und die Mutter ist schon als junge Frau verstummt, nachdem im zweiten Weltkrieg, ihr dritter Bruder Adam, gefallen ist.

Die Mutter soll sich auch wie Angelika Reitzer in ihrer Einleitung erwähnte, darüber beschwert haben, daß der Sohn soviel über sie und die Familie geschrieben hat.

Was ich verstehen kann, daß das für eine Kärntner Bauernfamilie nicht einfach war, einen Sohn zu haben, der berühmt damit wurde, daß er über seine Kärntner Kindheit schreibt und das ist in dem sogenannten „Mutterrequiem wo Ilse Aichingers Texte immer wieder mit dem Leichnam des toten Adams, dem Großvaters, dem Apfelbaum, dem Nußbaum und den Heiligenbildner im Schlafzimmer vernetzt werden, hervorragend gelungen.

Angelika Reitzer hat sich nach der Lesung auch nach der Bewandnis der Aichinger Texte erkundigt und Josef Winkler hat  geantwortet, daß er zum neunzigsten Geburtstag der Dichterin einen Text über sie schreiben sollte, es war aber wenig Zeit dazu, denn er war ja im Sommer in Indien, da hat er „Kleist, Moos, Fasane“ mitgenommen,  dort den Text gelesen, beziehungsweise in seine Muttergeschichte verwebt.

Josef Winkler war in dem Gesrpäch überhaupt erstaunlich offen und erzählte von seiner Bezeihung zu seinem Vater und seiner Mutter, über den Vater konnte er sehr viel schreiben und hat das auch getan. Die Mutter hat ihn mit ihrer Sprachlosigkeit offenbar angesteckt und er konnte, als er zu schreiben anfing auch Thomas Bernhard in der Furcht, daß er dann so schreiben würde, nicht lesen.

Nach seinen ersten drei Romanen hatte er auch eine Verstummungsphase, dann ist er nach Kärtnen zu seinem Vater zurückgegangen und hat in der Auseinandersetzung mit ihm, seine Sprache widergefunden und so schreibt er vierzig Jahre „den gleichen Stuss“ wie er es selber nannte und bewundere seine Kollegen, die so einfach eine Geschichte mit Plot und Handlung hinunterschreiben können, was ihm nicht gelinge und das finde ich sehr interessant und sehr ehrlich und habe, die ich damit ja irgendwie in der Mitte stehe, auch eine Auseinandersetzung mit meiner damaligen Kritikerin JuSophie gehabt, die meinte, daß nichts schwerer wäre, als Personen zu erfinden und, daß man von dem eigenen Ich wegkommen soll.

Die Literaturgeschichte lehrt, glaube ich, sehr gut, daß man das nicht muß, beziehungsweise nicht alle, es gibt eine Vielzahl von Autoren, die von ihrer Biografie leben und die wiederholen sich damit wahrscheinlich auch, wie es jetzt vielleicht gerade Robert Walser mit seinem neuen Roman „Ein sterbender Mann“ passierte, den ich zwar nicht gelesen habe, wohl aber Tobias Nazemis „Brief an Martin“, der in dem neuen Selbstbewußtsein der Bücherblogger meinte, von den ewig gleichen Romanen enttäuscht worden zu sein.

Das kann man Josef Winkler vielleicht auch vorwerfen und der Leser muß wohl entscheiden, ob er eine spannende Geschichte mit einem erfundenen Plot haben will oder die Autobiografie eines Autors, der sein Leben lang Dasselbe  in wechselnden Variationen schreibt?

Ich finde beides wichtig, lese beides, interessiere mich auch dafür, wenn sich  Autoren oder Autorinnen mit ihrem Krankheiten, etcertera beschäftigen und bin auch nicht so ungeduldig Bücher wegzuwerfen, beziehungsweise würde ich es sehr anmaßend finden, einen Autor zu sagen, daß er vor zwanzig Jahren zu schreiben aufhören hätte sollen! Finde es aber spannend, daß Josef Winkler sein Kreisen, um seine Kindheit, selbst als „denselben Stuss“ bezeichnet hat  und wahrscheinlich sollte ich mehr Josef Winkler lesen.

„Leichnam seine Familie belauernd“ wartet noch auf mich und ich, die ich ja auch sehr viel über mich und die Kränkung nicht und nicht in den Literaturbetrieb hineinzukommen, schreibe, kann fröhlich vermelden, daß dies bald der 2500 Artikel ist, in dem ich über Veranstaltungen, Bücher oder mein Schreiben berichte.

Es ist, glaube ich, der 2498, weil die Besprechung von Dimitri Verhulsts „Die letzte Liebe meiner Mutter“ für Mittwoch geplant ist und es von Pavel Kohouts „Henkerin“ erst einen Entwurf gibt, weil ich das Buch in Harland noch nicht ganz gelesen habe, also „auch sehr viel Stuss“, den ich schreiben muß und immer wieder schreibe, wie wahrscheinlich auch Josef Winkler weiterschreiben wird und gleich von einer Idee erzählte, die ihn beschäftigt.

Angelika Reitzer fragte dann auch nach den neuen Plänen und er meinte, daß er wieder eine Sammlung von Skizzen  herausgegeben wird, weil man ja alle paar Jahre einen neuen Text veröffentlichen soll und erwähnte einen mexikanischen Autor, der nur zwei Bücher veröffentlichte und danach erklärte, daß ihm das Schreiben nicht mehr interessieren würde.

Jerome David Salinger und Harper Lee haben es, glaube ich, ähnlich gemacht, andere, wie Josef Winkler, Martin Walser und auch ich müßen schreiben, wenn sie vielleicht auch schon ein wenig ausgeschrieben sind, aber „Man schreibt immer denselben Roman, ein Leben lang“, ist auch das Vorwort von einen meiner Bücher.

2016-01-24

Teufelsbruck

Nun geht es wieder zur Literatur, nämlich zu der 1940 in Essen geborenen Brigitte Kronauer, die 2005 den Büchner Preis bekam und die mir seit sie 2009 mit „Zwei schwarze Jäger“ auf der LL des dBp stand, ein Begriff ist, 2013 habe ich sie dann mit ihren „Gewäsch und Gewimmel“ auf der“Buch-Wien“ kennengelernt und ihren 2000 erschienenen Roman „Teufesbrück“ einmal in den Schränken gefunden und mir beim Lesen wieder nicht sehr leicht getan, obwohl das manchmal schwer Verständliche sehr sehr poetische ist und die, die mich kennen, wissen, daß ich mir mit Andrea Winklers und Richard Obermayrs schönen Sätzen oder bösartiger ausgedrückt „Wortgeschwafel“ manchmal schwer tue und mehr Realistik einfordere und ich glaube fast, bei Brigitte Kronauer wurde ich hier fündig, obwohl es eine sehr sehr phantastische Liebesgeschichte ist, die da auf über fünfhundert Seiten erzählt wird und ich, bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, bei „Amazon“ nachgegooglet habe,  leicht abgeschreckt werden und denken können, schon wieder so ein Buch, das Tobias Nazemi in die Wüste schmeißt oder eine Kürzung um die Hälfte empfiehlt, hat da doch jemand eine Zitatsammlung zusammengestellt, wo auch einige Stilblüten und die Frage „Auch nichts verstanden?“, enthalten ist.

Wenn man zu den Buc beschreibungen geht, schaut das natürlich anders aus, schärmt da doch der große MRR „Brigitte Kronauer ist die beste Prosa schreibende Frau der Republik“ und ein bißchen stimme ich ihm zu, obwohl ich mir beim Lesen schwer getan habe, relativ lange brauchte und die ersten Male mich auch dabei erwischte, mehr an mein „Paul und Paula“ als an Maria Frauenlob, Zara Johanna Zoern, Leo Ribbat und Wolf Specht zu denken, macht es einen die Autorin oder soll ich sagen Dichterin nicht gerade leicht und ich mir auch öfter dachte, eine Kürzung wäre da recht gut, denn Brigitte Kronauer kommt vom Hundersten ins Millonste, ob sie beim Schreiben wohl schon daran dachte, daß sie einen ihrer späteren Romane „Gewäsch und Gewimmel“ nennen wird? Denn so könnte man das fast bezeichnen, was da die Schmuckdesignerin Maria Frauenlob in neun und keinen Abend erzählt.

Sie wohnt in Hamburg und geht daher ins EEZ, Elbe-Einkaufszentrum habe ich mir zusammengereimt und stößt dort mit einem Paar zusammen, besser sie stürzt in den Mann, Leo Ribbat und ist dahin, die beiden haben ein Haus im „Alten Land“, das ist ein offenbar berühmteGegend an der Elbe und man kommt mit der Fähre über „Teufelsbruck“ dahin.  Dörte Hansen ist vor kurzer Zeit mit einem gleichnamigen Roman berühmt geworden.

Eine Schuhräuberin, ein junges Mädchen taucht auf und Zara Johanna Zoern, Leo Ribbats Begleiterin hat im alten Land eine berühmte Schuhsammlung und lädt die Ich-Erzählerin dorthin ein.

Dort gibt es Vogelvolieren, Papageien, Täubchen und läßt an Valerie Fritschs Garten denken, Feste werden gefeiert, wo junge schöne Kellner Täubchen auf Tabletts servieren, die dann davon fliegen und Maria Frauenlob, die Witwe, Mann und Kind hat sie verloren, verliebt sich in Leo Ribatt.

Zara wird als dämonische Übermutter geschildert und sie ist es auch, stellt sich heraus, später in einer schönen Schneelandschaft, als alle schon gestorben und alles aus ist, Maria die Geschichte erzählt.

Die hatte noch, das hätte ich jetzt fast vergessen, einen Liebhaber namens Wolf Specht, der ihr Briefe unter den Türschlitz schiebt, später einen Selbstmordversuch macht und von seiner Familie von ihr ferngehalten wird.

Vorher hat er ihr noch eine Sammlung von Selbstmordversuchen mit den entsprechenden Motiven geschickt. Eine Sophie, eineBuchhändlerin im EEZ und Tierpflegerin, die Zara bei den Vögeln und ihren Büchern hilft, gibt es auch und viele schöne Geschichten, die manchmal nicht sehr verständlich sind, manchmal aber in schönen Worten von den Zuständen in diesem EEZ erzählt, die Geschäftleute wurde aufgefordert ihren Einzelhandel aufzugeben und waren dann, ehe sie sichs versahen auf Teufel komm raus, dem Konzern ausgeliefert. Ene alte Optikerin klagt, daß sie nicht arbeiten kann, weil sie ihren Kunden ja aufmerksam bedienen soll, wie soll sie das aber , wenn hinter dem, eine ganze Schlange Wartender steht und sie ungeduldig anstarrt. Eine alte Greisin, die in der Ecke eines Gasthauses kauert, und gelegentlich Ausflüge durch die Gegend macht und dann zurückgebracht werden muß, gibt es und und und

Eine spannende Geschichte, sehr poetisch, manchmal unverständlich und wohl auch zu lang, ein paar Stilblüten scheint es zu geben, aber auch sehr viele sehr schöne Wortneuschöpfungen.

Hier habe ich mir sehr viel angestrichen, sehr viel Symbolik. Tiere spielen eine große Rolle, es gibt auch Tiergedichte und ich habe jetzt das Gefühl mich eine bißchen in Hamburg, im Alten Land und im Elbe Einkaufszentrum auszukennen, obwohl es dort wahrscheinlich lange nicht so poetisch zugehen wird und eine Dichterin, die trotz allen Gewäsch und Gewimmels, eine wunderschöne poetische Sprache hat, kennengelernt, die einen in Bann ziehen kann und die ich und das könnte ich jetzt, wie Johannes Brahms  auf einen Fächer schreiben, leider nicht besitze, aber natürlich trotzdem weiterschreibe….

2016-01-23

Wieder ein neues Buch

20160115-231744

Es ist da, das siebenunddreißigste selbstgemachte und mein vierzigstes Buch, wenn man die „Hierarchien“ und die beiden Fach- und Sachbücher übers Stottern mitzählt, der erste Teil der Flüchtlings-Trilogie sozusagen, das „Sommerbuch“ und der „Adventkalender“ werden noch folgen und so stelle ich hiermit die „Pensionsschockdepression oder Selmas Kopftuch“  vor und löse die Räteselfragen auf:

  1. Es geht in dem Buch um eine Büchersammlerin, um die Frage, ob man in einer öffentlichen Schule ein Kopftuch tragen darf und als Türkin Zahnärztin werden kann und, um ein beherztes junges Mädchen, das mit der „Romantherapie“ Schwung in die Sache zu bringen versucht, einem Herrn Minister eine Facebookeintragung macht und vielleicht Detektivin beziehungsweise Taxilenkerin wird oder auch Buchhändlerin.
  2. Die Puppe gehörte einmal meiner Mutter, mit der Selma hat sie zu tun, weil die, als gläubige Mulima ein Kopftuch tragen will und deshalb habe ich ihr eines als Symbol und Coverfoto aufgesetzt.
  3. Ursprünglich hätte es „Die Bibliophilin“ heißen  sollen und um das Büchersammeln beziehungsweise Depression gehen. Die Realität hat mich aber eingeholt. Ein Buch das mich dazu angeregt hat, war „Tolstoi und der lila Sessel“. Die „Romantherapie“ habe ich schon erwähnt.

Eine Neueinführung gibt es 2016 bei meinen Buchpromotionen auch. Nämlich die ersten Sätze:

„Als Thekla Morgenstern an diesem Morgen erwachte, hatte sie schlecht geschlafen und war naß vor Schweiß.“

Weiterlesen läßt sich das im Buch.

Auf der Website wird es das zweite Kapitel, das ich als „Selmas Kopftuch“ ursprünglich beim Fest zum „Tag des Buches“ bei den „Margaretner Wohnpartnern“ lesen wollte,  geben.

Das Gewinnspiel ist jetzt abgeschlossen, wer jetzt noch etwas gewinnen will, den  kann ich auf die gestern erschienene Vorschau auf „Die ereignisreichen Sommererlebnisse vier prekärer Literaturstudentinnen“, verweisen.

Die Bücher kann man bei mir bestellen, über Rezensionsanfragen freue ich mich.

2016-01-22

Vorschau auf „Die ereignisreichen Sommererlebnisse vier prekärer Literaturstudentinnen“

IMAG0201

Sommerfrische für Studentinnen:
Eva Jancak gab anlässlich ihrer Lesung Einblicke in
ihre neuesten Texte. Auslöser war die Idee einer
Sommergeschichte über Sandra Winter, eine prekä-
re Literaturstudentin, die nach sanften Druck der
Mutter ihren Sommer im Haus der Eltern verbringt.

Sandra Winters Mutter versah die Einladung mit
einem wahren kommunikativen „double-bind“.
Einerseits sollte die Tochter im Haus ihrer Eltern in
Harland bei St. Pölten die Sommerfrische genießen,
auf der anderen Seite war der implizite Wunsch vor-
handen, den slowakischen Pflegehelferinnen, die
die demente Großmutter betreuen, ein wenig auf
die Finger zu schauen. Nicht zuletzt wäre die Som-
merfrische ja dazu geeignet, die Diplomarbeit fertig
zu stellen.

Viel lieber hätte Sandra Winter ihre Freundin Eleni
in Griechenland besucht, aber dies war aus finanzi-
ellen Gründen nicht möglich.

Neil Y Trasher, read!!!ingroom, 14. 7. 2015

 

So wird es ausschauen mein neues Buch, das ich im letzten Sommer in der der Sommerfrische in Harland bei St. Pölten geschrieben habe und gleich, nachdem ich begonnen hatte, die ersten vier Szenen im „Read!!!ingroom“ geschrieben habe.

Ein brandaktuelles Buch könnte man so sagen, habe ich mich ja während ich auf der Terrasse saß oder mit dem Rad nach Wilhelms- oder Herzogenburg gefahren bin, an den aktuellen Nachrichten über Griechenland, die Flüchtlingsproblematik etcetera entlanggetastet und es ist, ohne, daß es mir damals bewußt war und ich es plante, der zweite Teil einer Anthologie geworden.

Der Erste ist vor kurzem erschienen, obwohl da die Fatma Challaki noch eine andere Geschichte hat und in einen anderen Zusammenhang auftritt, der dritte Teil liegt noch auf Alfreds Schreibtisch, wurde aber auch schon im „Reading!!!ingroom“ vorgestellt. Probekapitel gibt es hier zu lesen. Denn es ist in gewisserweise auch ein Blogroman, beziehungsweise soll er immer im Dezember einer werden und ein paar der Kapitel als Adventkalenderfenster in den Blog kommen.

Für alle Neugierigen, die das Buch, wenn es erschienen ist, lesen wollen, gibt es es jetzt drei Fragen und drei Bücher zu gewinnen, wenn man sie richtig beantwortet und dazu helfen Schreibberichte, die ich unten verlinke:

  1. Wie heißen Sandras Freundinnen und aus welchen Ländern kommen sie?
  2. Was hat es mit dem Hund am Cover für eine Bedeutung?
  3. und vielleicht überraschend, wer hat 2015 den deutschen Buchpreis gewonnen und was hat das mit diesem Buch zu tun?

Viel Glück beim Raten über reges Interesse würde ich mich freuen! Antworten bitte per mail: evajancak@fastmail.com

 

Und hier die Schreibberichte: 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Nächste Seite »

Erstelle kostenlos eine Website oder ein Blog auf WordPress.com.