Literaturgefluester

2016-01-20

Wir sind Cyborgs

Filed under: Bücher — jancak @ 00:45
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Jetzt kommt ein Sachbuch aus dem „Blumenbar-Verlag“ des auf „Grenzgänger-Reportagen“, spezialisierten  Alexander Krütztfeldts zu einem brissanten Thema, die Bindung des Menschen zur Maschine oder, „wie uns die Technik unter die  Haut geht“, beziehungsweise, ob wir unsere Leistung verbessern, wenn wir uns Chips einpflanzen lassen und ob wir das nur tun dürfen, wenn unsere Sehkraft schon im Argen ist oder ob es Sinn macht, sie von hundert auf hundertachtzig Prozent zu verbessern oder, ob wir nicht geradezu verpflichtet sind, das zu tun, weil wir unser Unfallrisiko und das unserer Kinder dadurch stark reduzieren?

Ein bißchen mag das alles noch in der Zukunft liegen und die Wissenschaftler, die Alexander Krützfeldt dazu befragte, wie beispielsweise Thomas Stieglitz, vom Instutut für Molekularbiologie in Freiburg, sehen das auch noch ein wenig skeptisch und abwartend, aber Alexander Krützfeldt, 1986 geboren, nahm sich ein Jahr dafür Zeit, bereiste die USA und Deutschland, befragte Experten und machte auch Ausflüge in Literatur und Film, um dieses Themas umfassend zu erleuchten.

Zuerst vielleicht die Definition, ein Cyborg, ist ein Mensch, der sich Technik, also Implantate, Chips, Magnete, etcetera einsetzen läßt, um seine Leistung zu steigern, Spaß zu haben, Defizite zu beheben und so weiter.

Das unterscheidet ihm vom Roboter, die Maschine, die dazu konstruiert wurde, um beispielsweise, den Haushalt zu steuern, alte Menschen zu pflegen, Kinder zu sitten, etcerta, in Japan sollen Pflegeroboter schon Standard sein.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, beziehungsweise in Amerika auf einer Cyborg-Konferenz. Da hat sich Krützfeldt mit einigen dieser Spezialisten unter anderen mit Tim Cannon „Cyborg, Hacker, Menschmaschine“, getroffen, übernachtet mit ihnen im Motel, resumiert über denamerikanischen Way of life, nämlich, daß man fast schon ein Taxi braucht, um von der einen Seite der Straße auf die andere zu kommen und, daß man Europäer daran erkennt, daß sie das zu Fuß versuchen wollen.

Der Cyborg Cannon raucht E-Zigareten und ernährt sich wahrscheinlich von Pizza aus der Schachtel und interessant, wird diese Konferenz dadurch, weil die Teilnehmer aufgefordert werden, sich einen Chip für fünzig Doller einsetzen zu lassen.

Krützfeldt, ein Brillenträger, lehnt ab, also käme eine Laserbehandlung für ihn in Frage und eine an der Konferenz teilnehmende Ärztin ist entsetzt, daß das von nicht medizinischen Personal durchgeführt werden soll.

Es sind, glaube ich, die Piercer, die das machen und dann wird gleich die Frage diskutiert, ob man schon ein Cyborg ist, wenn man ein Smartphone besitzt?

Nein, denn das kann man theoretisch weglegen, trotzdem beginnen viele ihren Tag damit und beenden ihn auch so.

Krützfeldt fährt nach Deutschland zurück, wo man vielleicht noch nicht so weit entwickelt ist, trifft aber einen Cyborg, der sich einen Magneten ein- und dann wieder auspflanzen ließ, um dieses Gefühl, das man dann hat, kennenzulernen und spricht auch mit einem, der, weil schwerhörig, Besitzer eines Cochlear-Implantates ist.

Da stutzte ich ein wenig, denn mit dieser Technoligie, bin ich schon in den Achtzigerjahren, als ich Assistentin an der  II. HNO-Klinik war, in Berührung bekommen, ja und ein Herzschrittmacher ist auch eine Cyborg-Technologie.

Die Literatur und die Filme kommen vor,  gibt es ja „Matrix“, sowie den“Terminator und Aldous Huxley hat ja schon vor vielen Jahren, die schöne neue Welt beschrieben, Dave Eggers erst vor kurzem, aber sein „Circle“ erinnert mich ein bißchen an die Cyborg-Theorien, beispielsweise an die Frage, ob man sich die Augen lasern muß, weil man damit für seine Kinder sicherer ist?

Krützfeldt beschäftigt sich auch mit den Technikverweigerern, also den Leuten, die Smarthphones, Chips zur Gesundheitsmessung und Leistungssteieigerung für unnötig halten und vergleicht sie mit den „Amish people“, das sind die Leute in Amerika, die immer noch mit Pferdekutschen fahren und altmodische Kleider tragen.

Das würde ich ein bißchen anders sehen und war über die Geschwindigkeit und die vielen Stil- und Perspektivenwechsel des Grenzgänger-Reporters, Krützfeldt bezeichnet auf der Danksageseite sein Buch selbst als „verrückt“, ein bißchen verwirrt, weil mir nicht immer ganz klar war, was ist jetzt real und was gehört in den „Sci Fi-Bereich“?

Aber die Idee mit der freiwilligen Selbstbeschädigung zur Leistungsotimierung, Schönheitsoperationen gehören auch dazu und sind wahrscheinlich schon „State of the Art“, läßt vielleicht ein bißchen an die Borderlineproblematik denken, Selbstverstümmelung scheint es bei den Piercern und Chipseinsetzern ja zu geben oder vorzukommen.

Also sicher ein interessantes Buch für die Handyverweigerin, die auch sehr oft als Erstes am Morgen nach dem Laptop  greift und nach dem sie ihn abgeschaltet hat, schlafen geht und bezüglich, der Zukunft, da stimme ich, Alexander Krützfeldt zu, ist es sehr spannend zu beobachten, was davon Wirklichkeit werden wird und was in der Spekulation verbleibt?

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