Literaturgefluester

2016-03-08

Cornelia Travniceks Lyrik zum Frauentag

Damit sind nicht nur Frauengedichte gemeint, denn es ist der achte März und im März hat die „Gesellschaft für Literatur“ immer einen Lyrikschwerpunkt, den Hans Weigel einmal einführte, um die Lyrik sichtbarer zu machen und so gibt es in diesem Monat immer einige diesbezügliche Veranstaltungen.

Die GAV hat eine Großveranstaltung, die meistens versäume, weil ich um diese Zeit nach Leipzig fahre und eigene Lyrikreihen gibt es inzwischen auch, alte und auch neue und einige ranken sich um den Literaturkreis „Podium“, der ja auch immer einen Fyler mit Gedichten zu diesem Anlaß herausgibt und auch die Reihe „Podium Portrait“ hat, bei deren Jahresproduktion ich  letzte Woche war und die Reihe „Lyrik in Österreich“ hat es im „Grasl Verlag“ auch lange gegeben.

Bis 2004 hat Hannes Vyoral heute glaube ich, erwähnt, von der ich  einige Bändchen habe, dann ist sie eingeschlafen und ist durch die Reihe „Neue Lyrik aus Österreich“, herausgegeben von Sylvia Treudl, Hannes Vyoral und Nils Jensen wieder aufgeweckt worden.

Da werden pro Jahr vier Gedichtbände herausgegeben, die man einzeln und auch im Abonnement beziehen kann. Bei der Präsentation der Bände von 2014 war ich glaube ich in der „Alten Schmiede“ und heute wurden in der „Gesellschaft für Literatur“, anläßlich des Lyrikschwerpuunktes, wie Ursula Ebel in ihrer Einleitung erwähnte,  zwei Bände von 2015 und zwei von 2016 vorgestellt.

Sylvia Treudl hätte das einleiten sollen und hat das schon in den vergangenen Jahren so gemacht, war aber krank, so hat das Hannes Vyoral für sie übernommen und als ich  in der „Gesellschaft“ saß und mir das Programm anschaute, habe ich gedacht, ich hätte mir die Veranstaltung eigentlich sparen können oder habe nun ein Deja vu, denn einiges kenne ich daraus schon.

Dabei lese ich ja gar nicht so viel Lyrik, schreibe keine und bin auch nicht so oft auf diesbezügliche Veranstaltungen oder doch vielleicht, denn ich war ja vorige Woche bei den „Podium Portraits“ und da hat Christoph Janacs sein Jahresbändchen vorgestellt und der Band 13, der neuen Lyrik Reihe, „Kains Mal“ ist ist ihm auch gewidmet und Gregor M. Lepka, dem der Band 12 „Die Sicht auf die Dinge“ gewidmet ist, habe ich aus seinen Bildbetrachtungen für die Eröffnung eines Museum bei Thalheim bei Wels vor kurzem in der „Alten Schmiede“ auch gehört.

Aber Gedichte kann und soll man ja öfter hören, um sie ganz zu erfassen, so liest Rainer Kunze seine Gedichte oft zweimal und fordert das Publikum auch auf, das von ihm bei Bedarf zu verlangen und dann gab es auch Neues nämlich, den Band von Cornelia Travnicek „mindestens einen der weißen wale“ und das ist eines der wenigen Travnicek Bücher, die ich nicht  zu Hause habe und Gerhard Jaschkes Band war auch neu für mich, denn er ist auch in diesem Jahr erschienen und hat auch gleich das „Firebord 3“ mitgebracht, das „Hundert Jahre Dada“ gewidmet ist und das „Feribord“ 19, während das Nummer 16, das ich ja in der „Alte Schmiede“ gesucht habe noch immer nicht erschienen ist.

Bekannte im Publikum und einige Begrüßungen, Lukas Cejpek, den ich auch am Sonntag bei Ruths Frauentagveranstaltung gesehen habe und dem Alfreds Fotos sehr gefallen haben, Monika Vasik, die ich vorige Woche bei den Podiums Portraits höre, Christl Greller, Stefan Eibl-Erzberg, Katharina Riese, Waltraud Seidelhofer und und…

Cornelia Travniceks Lyrik, die bezüglich des Frauentags, als erste gelesen hat, war auch sehr interessant und poetisch, kenne ich sie ja eher von ihrer Prosa und ihren Social Media Aktivitäten. Aber sie hat ein Gedicht Ingeborg Bachmann gewidmet, eines Volker Braun nachempfunden und in dem Bädchen ist ihre Lyrik von zehn Jahren enthalten, weil sie nicht so viele Gedichte schreibt.

Den meistens wird sie ja auch mit ihren Romanen „Chucks“ und „Junge Hunde“, die ich erst lesen muß, ein Begriff sein, woran man wieder sieht, daß die Lyrik hinter den Romanen verschwindet.

Dann kam Gregor M. Lepka an die Reihe und las wieder seine Bildbetrachtungen vor, aber Chrstoph Janacs Lyrik war neu auf mich, handelte sie doch von Gott und der Welt und die Irrungen und Wirrungen, die es darum gibt. Das war höchst beeindruckend,  klar, hat er doch einmal Theologe studiert, sich davon aber, wie er einleitend erwähnte, weit entfernt.

„Mensch und Gott wir müssen einander fürchten: wir sind einander so ähnlich“ lautet so ein Probegedicht, das auch im Verlagsfolger enthalten ist.

Dann kam Gerhard Jaschke mit „bis auf weiteres“, der wieder einen anderen Stil und Ton in die Reihe brachte. Lakonisch einfach, eindringlich und gerade deshalb zum Aufhorchen, schmunzeln und merken, wie auch das abgedruckte Gedicht beweist „Arme Sau bist du auf den Hund gekommen, ist alles für die Katz, Schwein gehabt falls dem nicht so ist. Du lieber Schwan!“

Am sechzehnten geht es weiter mit der von der GAV veranstalteten „Lyrik im März“, wie Gerhard Jaschke einlud.

Da sind wir wieder in Leipzig und Petra Ganglbauer wird da vielleicht ihren neuen bei „Keiper“ erschienenen Band präsentieren, auf dem ich schon warte, habe aber demnächste Anna Achmatovas „Poem ohne Held“ gelesen und Eugen Roth „Gute Reise“ wartet auf meiner Leseliste auch auf mich und das könnte ich fast nach Leipzig mitnehmen, weil es  zum Thema passt und was den Frauentag betrifft, 3 zu 1 ist ja nicht ein so guter Schnitt und dabei schreiben höchstwahrscheinlich  mehr Frauen, als Mäner Gedichte.

Aber El Awadalla veranstaltete im „Tschocherl“, glaube ich, einen extra Dialekt Poetry Slam und ist auch auf zwei Videos bezüglich ihrer Bundesprädsidentenkanditatur zu sehen, was vielleicht nicht ganz zum Tag der Lyrik passt, dafür aber zum Frauentag und unterschreiben kann man für sie auch noch, wenn man will und Österreicher ist.

 

2016-03-07

Vielen Dank für das Leben

Filed under: Bücher — jancak @ 00:07
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Die 1962 in Weimar geborene und in Zürich lebende Sibylle Berg hat mit „Vielen Dank für das Leben“, ein alptraumhaftes Szenario über das menschliche Leben geschrieben, das auf der einen Seite dicht und eindringlich, auf der anderen vielleicht etwas übertrieben verworren ist.

Daraufgestoßen bin ich im Zuge meiner „Paul und Paula- Recherche“, denn da habe ich mich ja erkundigt, was ich in Bezug „Transgender“ noch lesen könnte? Habe es empfohlen bekommen, nachgegooglet und bin auf dem ersten Blick gar nicht auf die Problematik gestoßen, denn die  Intersexualität der Hauptperson, wird in dem Alptraumszenario  irgendwie nur mitgeschleift  und wenn man das Buch gelesen hat, ist man wahrscheinlich so depressiv, daß man die Welt, wie hier geschildert, am liebsten  verlassen möchte.

Ich bin ja vor einigen Jahren in die Kartei der „Cornelia von Goethe Akademie“ geraten und habe auf einer der Buchmessen einen diesbezüglichen Schreibratgeber, „Nähkästchen des Schreiben“ heißt er, glaube ich, gefunden und bin da auf Sybille Berg und ihren Erstroman „Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“ gestoßen, der da sehr gelobt wurde.

Später habe ich den Kolumnen Band „Gold“ gefunden und auf der LL ist sie 2009 mit „Ein Mann schläft“ auch  gestanden.

Voriges Jahr habe ich sie in Leipzig am blauen Sofa über „Der Tag als meine Frau einen Mann fand“  reden gehört und gedacht „Was ist das für ein merkwürdiges Buch oder kapriziöse Autorin?“ und das stimmt wahrscheinlich auch für den 2012 bei „Hanser“ erschienenen Roman, obwohl er mich sehr beeindruckt hat, denn Sibyille Berg zeigt mit klaren Worten und einer sehr starken Sprache die menschlichen Grausamenkeiten und Absuditäten. Übertreibt zum Glück natürlich maßlos dabei, denn sonst müßte man wahrscheinlich noch depressiver werden und das, was sie da über das Aufwachsen des oder der kleinen Toto in der DDR erzählt, könnte genausogut in einem katholischen Heim in Irland oder Wien geschehen sein.

Da wird ein Kind in einer kalten DDR-Klinik von einer kalten Hebamme im kalten Jahr 1966 geboren. Die Mutter ist eine Trinkerin, hat keinen Mann und das Kind hat kein eindeutiges Geschlecht. Es wird der Mutter, ich glaube sie hat keinen Namen, vom Arzt übergeben, der ihr sagt, sie muß sich für ein Geschlecht entscheiden, so wählt sie Junge, nennt ihn Toto, nimmt ihn mit nach Hause und läßt das stille ruhige Kind gleich allein, um sich Alkohol zu besorgen. Dann kauft sie schon Windeln und Milchpulver, denn in der DDR stillte man damals nicht und nimmt ihn auch auf ihren Job als Altenpflegerin in entfernte Dörfer zu abgetakelten Alkoholikern mit (man sieht Sibylle Berg Welt ist mehr als trist) und gibt ihm etwas später in ein Kinderheim ab, wo die Kinder von Republikflüchtlingen und Alkoholiker aufwachsen.

Dort wird Toto von den anderen Kindern und der Erzieherin Genossin Hagen diskriminiert, wegen des zweideutigen Geschlechts, muß er allein duschen, als er gedankenlos eine Blume abbricht, wird er zum Dieb an der Volksgemeinschaft gebrandtmarktund als er alt genug ist, um in den Stock zu ziehen, wo die Knaben und die Mädchen vereint oder getrennt sind, verkauft ihn die Erzieherin an ein ebenfalls trinkendes Bauernpaar.

Toto nimmt das allein gleichmütig hin, er dissoziert würden die Psychologen sagen. Im Heim hat er viel gelesen Dostojewski, Zola, etcetera und ich frage mich nur, wie kommt ein Heim, das den Kindern, die Teddybären wegnimmt, damit sie ḱeine Gefühle entwickeln, zu einer solchen Bibliothek?

Am Land, beim Kühemelken fängt er zu singen an und als er die Grundschule abschließt, verläßt er die Pflegefamlie und geht einfach die Landstraße eintlang. Da kommt ein Bus mit westdeutschen Abweichlern, die den Sozialismus studieren wollen und die bringen Toto über die Grenze. Er bleibt eine Weile in deren WG, dann zieht er von Knepe zu Kneipe, putzt dort und schenkt aus, unterhält die Gäste aber auch mit seinem hohen Gesang.

Der dicke Junge, der wie ein Mädchen aussieht, er wird an eine Musikschule empfohlen, fällt bei der Aufnahmsprüfung aber durch, weil die Idioten dort sein Talent nicht erkennen und hantelt sich weiter durch dieses wunderbare Leben, bis in das Jahr 2000 hinein.

Ein Kasimir kommt auch immer wieder vor,  in den hatte sich Toto schon im Heim verliebt. Der ging noch vor ihm oder ihr in den Westen, wird Hedgefondmanager und verfolgt Totos Leben. Das heißt, er vermittelt ihm zu einer Nierentransplantation, denn der dicke Junge ist auch so selbstlos, daß er niemanden etwas abschlagen kann. Da wird dann Toto zum Mädchen gemacht, was aber auch nicht viel nützt. Es nimmt sie zwar ein Krankenpfleger nach Hause und sie reist mit ihm nach Asien.

Später wird Toto Metallarbeiterin und ebenfalls  Altenpflegerin und in dem Teil, der bis in das Jahr 2030 geht, fahren Toto und Kasimir  nach Paris.

Da hat sich die Welt dann wieder verändert, der Kommunismus ist durch den Kapitalismus ersetzt worden und die Welt teilt sich in die Reichen und die Arbeitslosen. Die Mittelschicht gibt es nicht mehr und aus der Stadt Paris wurde die in die Vorstädte verdrängt. In die Stadt kommen die Touristen aus der Unterschicht und die neue Welt ist so schön und heil, wie die von Aldous Huxley.

Man darf nicht rauchen, ißt kein Fleisch und in der Nacht holt die Polizei, die Obdachlosen ab und bringt sie in ein schönes neues Pflegeheim.

Igendwann, nachdem Kasimir sie verlassen hat, kommt auch Toto dorthin und fängt, ruhig gestellt durch Tabletten zu singen an. So schön, daß ein Aufnahmeteam von den Ärtzen geholt wird. Sie stirbt dann irgendwann, ihre Lieder, steht im letzten Kapitel, das wie viele die Überschrift „Und weiter“ trägt, „wurden eine Woche später veröffentlicht. Ihr Verkauf war ein unglaublicher Mißerfolg“.

Man sieht Sibylle Berg kann es nicht lassen mit dem Pessimismus in ihrem, wie am Buchrücken steht „wütenden schrillen Roman über das einzige, was im Leben zählt.“

Sie scheint nicht viel dazuzuzählen und läßt die Leserin, ich habe es schon geschrieben,  ratlos und betroffen zurück, die denkt „Na darauf, kann ich auch verzichten!“ (Das Leben nicht aufs Buch)

2016-03-06

Vom Künstlerinnenbrunch zu Ruths Frauentaglesung

Ruth Aspöck

Ruth Aspöck

Bettina Balaka

Bettina Balaka

Der Sonntag ein bewegter Tag mit Veranstaltungen in St. Pölten und in Wien, hat es doch mit der Finissage der von Doris Kloimstein literarisch kuratierten Ausstellung im St. Pöltner Sommerreflektorium „Kunst-Macht“ begonnen. Da waren wir vor drei Wochen bei der Vernisage, jetzt hat es um elf ein sogenanntes Künstlerinnenbrunch mit einigen Ansprachen, Aufstrichen, Kuchen, Kaffee,  Prosecco Rose gegeben.

Dann ging es  nach Wien, wo Ruth Aspöck, wie schon einmal  in der Galerie NUU, in der Wilhelm Exnergasse den Frauentag mit einer Lesung begangen hat.

Diesmal hat sie sich, da ja 1947 in Salzburg geboren, in Linz aufgewachsen und zum Studium nach Wien gekommen,  eine Lesung mit fünf in Salzburg geborenen  GAV-Autorinnen  „Wie wir  Wienerinnen wurden“ einfallen lassen und hat auch gleich damit begonnen, ihre diesbezüglichen Erfahrungen vorzutragen.

Zum Studium nach Wien und dann hängengeblieben, obwohl sie auch in Madrid studiert und später einige Jahre in Kuba gelebt hat.

Die nächste Autorin war die 1966 in Salzburg geborene Bettina Balaka, deren Texte ich, 1996, als ich  in der Jury für das Nachwuchsstipendium war, kennenlernte, sie ist auch zum Studium nach Wien gekommen und beschrieb in ihren Texte, daß sie von ihren Eltern darauf geprägt wurde, daß „Wien die schiachste Stadt der Welt wäre“.

Käthe Kratz

Käthe Kratz

Margret Kreidl

Margret Kreidl

Sie hat sich als Studentin auch sehr einsam gefühlt, dann aber den „Geßwein“- und andere Literaturpreise gewonnen, ein erster Roman ist bei „Droschl“, andere bei „Haymon“ erschienen.

„Kassiopeia“ habe ich gelesen, „Die Prinzessin von Arborio“, wird am 8. März, also am richtigen Frauentag erscheinen und die Lesung ist mit der Filmemacherin und Feministin Käthe Kratz weitergegangen, die die Ruth  schon lange kennt und die hat einmal „Salzburg lahmgelegt“, als sie für die „Lebenslinien“ drehte und beim letzten Kulturpolitischen Arbeitskreis, der auch von der Ruth organisiert wurde, das Impulsreferat gehalten.

Dann kam  die 1964 geborene Margit Kreidl, die dreizehn Jahre in Graz lebte, bevor sie sich nach Wien traute.

Jetzt lebt sie in der Kettenbrückengasse, in einem Haus, wo „Girdel Risten“ an die Wand gresprayt ist, so hieß ihr Text und sie beschrieb darin  die Wege, die sie vom fünften in den sechsten Weg, wo  auch der Naschmarkt ist, macht und betonte, glaube ich, auch, daß sie sich als Wienerin sehr zufrieden fühlt.

Margot Koller

Margot Koller

Denise Narick

Denise Narick (NUU)

Margot Koller, die wir ja vor kurzem in Salzburg besucht haben, war die letzte Lesende und die einzige, wie sie betonte, die in Wien maturiert hat, deshalb hat sie sich  ein paar Schulkolleginnen mitgebracht.

Sie ist auch die einzige, die in Salzburg lebt und als Lehrerin  einige Jahre mit ihren Schülern nach Wien zur Wien-Woche fuhr. Jetzt zieht die GAV und ihre Freundin sie her und sie erwähnte sogar unsere gemeinsame Arbeit an dem „Selbstmordbuch“-„Kälte frißt mich auf“, das wir vor langer Zeit herausgaben.

Dann gab es ein gemeinsames Tafeln, beziehungsweise Krautfleckerlessen, schöne Fotos und ein Gespräch mit dem Fotografen, der außer dem Alfred, noch aktiv war.

2016-03-05

…wie ein Roman entsteht

„Berührungen oder wie ein Roman entsteht“, so könnte mein nächster Roman heißen.

Ganz sicher bin ich mir ja nicht, ob etwas daraus wird oder, ob ich damit nicht wieder im schon zigmal aufgewärmten Einheitsbrei herumschwimme. Deshalb drücke ich mich derzeit wahrschein auch ein wenig vor dem Schreiben und schaue mir stattdessen lieber El Awadallas Facebookseite an, um herauszufinden, daß sie schon über zweitausend Unterstützungserklärungen hat. Ich habe am Montag unterschrieben oder Richard Lugners Wahlkampfvideos, der ja auch dafür sammelt, aber schon achttausendfünfhundert Alte in seinem Keller liegen hat.

Beziehungsweise habe ich mir auch Claude Lanzmanns Film „Der letzte Ungerechte“ über den Wiener Rabiner Benjamin Murmelstein angesehen, der der letzte Judenälteste in Theresienstadt war und über den Robert Schindel eine Farce geschrieben hat, die jetzt im Theater Hamakom aufgeführt wurde.

Etwas treibt mich dann doch zum Schreiben, wenn ichs aber tue, bin ich nicht zufrieden damit, denke mir „Das wird nichts! Das müßte man anders machen!“, etcetera.

Zwei Szenen oder 2236 Worte sind auf diese Art und Weise schon entstanden. Die Eingangsszene, wo die Schriftstellerin Anna Augusta Augenstern eine Literaturzeitschrift mit einer Rezension ihrer „Flüchtlingstrilogie“ zugeschickt bekommt, wo drinnen steht, daß sie nicht berühren würd und dann den Romananfang, wo die Lehrerin Hildegard Himmelblau ihren ersten Pensionsbetrag am Konto hat, jetzt wie geplant, un die Welt reisen könnte und nicht sicher ist, ob man das in Zeiten wie diesen tun kann, tun soll, etcetera.

Zwei Handlungsstränge, die Schriftstellerin geht dann zu ihren Psychotherpeuten Theo Hardenberg oder vorher zu ihrem Bücherschrank, um sich aus fünf Büchern fünf Worte herauszuschreiben und das mit der Widmung eines P.s an seinen Schatz zu finden.

Aus den Wurfgeschichten könnte der Roman entstehen, der sich in der zweiten Ebene entwickelt. Hildegard hat ja schon Zarah Shamit kennengelernt und die hat ihr Stefan Zweig aus St. Petersburg und Heimito von Doderer aus Sarjewo vorgestellt. Da geht es um ein Theaterstück in dem alle drei in einem Aktionstheater spielen, das am 12. 2. 1934 handelt, wo sich angeblich die beiden Dichter im Cafe Central getroffen haben, um die Weltlage zu besprechen.

Klingt gut, eigentlich, nicht wahr? Warum habe ich dann diese Sperre im Kopf, die diesmal stärker als je vorhanden ist? Die Stimme, die sofort denkt, nicht schon wieder, das ist doch nicht gut, das kann doch nichts werden, etcetera?

Nun ja, da gibt es ja schon an die vierzigmal Selbstgemachtes, von denen keiner ein Exemplar gewinnen will, wenn ich es dann auf die Vorschau stelle.

Jetzt ist es ja wieder soweit. Die „Sommerereignisse“ werden nächste Woche aus der Druckerei kommen und die Vorschau für die „Nika“ existiert bereits und „Paul und Paula“ mein letztes Kurzprojekt, an dem ich eigentlich sehr zügig und mit weniger Sperre im Kopf gearbeitet habe, wurde dann von meinem Testleser nicht für gut gefunden. Er oder sie haben sich zwar einige Male deshalb bei mir entschuldigt, haben aber auch nichts anderers gesagt, als die meisten vorher, eigentlich genau dasselbe. Die Sprache ist zu ungenau und zu schlampert, die Geschichte ist nicht fertig, es sind Rohentwürfe, die Figuren, wie aus Pappe, etcetera.

Was ich bei der „Paula“ eigentlich nicht finde, da sind die Themen nicht so abgelutscht.

Das hier sind die Ideen, die mir vor und nach meinen Recherchetag gekommen ist und da war das „Nicht schon wieder über Flüchtlinge schreiben!“, schon im Kopf und über die Pensionistin, die ihr Geld abhebt, habe ich ja auch schon geschrieben. Dagegen ist mir das von dem berührt, schon vorher eingefallen. Denn das höre ich ja immer, wenn jemand fragt, was ein guter Roman sein soll?

„Er muß mich berühren!“, lautet, die immer gegebene,  steeotype Antwort, die ich schon nicht mehr hören kann. Und weil sich keiner für meinen Arbeiten interessiert, berühren sie offenbar nicht.

Eigentlich eine gute Ausgangslage für einen Roman, allerdings auch sehr perslönlich und das könnte dann wieder eine Hemmschwelle sein, die die Sperre im Kopf auslöst und wahrscheinlich auch viel Arbeit, denn der Roman mit Hildegard, Zarah und den beiden Dichtern ist die eine Sache, beziehungsweise muß ich mich da auch in Stefan Zweig und Heimito von Doderer einlesen, auch wenn das Treffen 1934 eine fiktive Angelegenheit ist.

Doderer ist 1933 in die illegale NSDAP eingetreten, habe ich ergooglet und vorher ein paar Frühwerke geschrieben, Stephan Zweig hat 1934 in Salzburg gelebt und im Februar nach den Kämpfen Österreich nach einer Hausdurchsuchung verlassen.Da könnte er am 12. in Wien gewesen sein. Aber was die beiden da aushecken muß ich auch erst erfinden und die Wurfgeschichten müssen  auch zur Handlung passen und da ist  auch noch Zarah, die an einer Dissertation über Anne Frank schreibt, die ja  einige Jahre später in dem Versteck in Amsterdam sitzt und ihr berühmtes Tagebuch schreibt. Das könnte alles auch in das Stück, beziehungsweise Roman einfließen und seinen Bezug zur Gegenwart haben.

Also wieder sehr viel Arbeit. Zu viel vielleicht, denn wenn ich es nur umrunde, anreiße, wird es ja wieder nichts. Aber das wirklich einlassen, ist derzeit etwas schwierig, obwohl ich mir wieder denke, macht ja nichts, wenns nichts oder nicht gleich was wird! Du kannst es ja umschreiben, kommen lassen und vielleicht entsteht durch die Wurfgeschichten auch etwas ganz anderes.

Spannend eigentlich, wenn ich darüber schreibe und das geht auch besser, als das Schreiben selbst und war auch eine Idee, die ich das letzte Mal hatte, das ich mir den Roman vielleicht erbloggen kann. Die Blogberichte könnte dann auch in den Roman fließen, etcetera. Vielleicht mag mir einer meiner Leser auch Ezzes geben, beziehungsweise mich diesbezüglich begleiten?

Mal sehen, daß das Zeitlassen, eine gute Sache ist, weiß ich auch, nicht umsonst stöhnen ja der Alfred oder Wolfgang Helmart im MUSA, wenn ich  mein Neues zeigen will oder davon erzähle.

Ob ichs zusammenbringe ist eine andere Sache. Aber irgendwie kann ich ja doch schreiben, zumindest habe ich das  schon sehr viel getan. Warum soll dann ausgerechnet ich nicht interessieren oder berühren können? Die Themen sind ja interessant, Transgender genauso, wie die momentan aktuelle Situation und die Depression oder Schreiblockade einer Schriftstellerin wahrscheinlich auch.

Mal sehen, die anderen kochen auch mit Wasser oder schreiben mit Tinte. Da habe ich  zuletzt Sibylle Bergs „Vielen Dank fürs Leben“ gelesen, die hat eine sehr sehr scharfe Sprache, da kann ich mir sicher einiges abschauen, aber beschreibt auch nur das, was ich mir so denke, nämlich den Untergang oder den Zustand dieser Welt und eigentlich habe ich beim Lesen empfunden, so ganz auskomponiert ist das  nicht. Denn da wird ein Ereignis an das nächste gereiht, so daß ich mir da denken würde „Nicht so viel, nicht übertreiben, das ist  jetzt eigentlich nicht mehr logisch!“ Oder Hans Platzgumer, der mit „Am Rand“ inzwischen auf Platz eins, der „ORF Bestenliste“ steht, da habe ich mir in der „Alten Schmiede“ mehrmals gedach „So kitschige Metaphern dürfte ich nicht schreiben!“ und der Irving übertreibt in „In einer Person“ ja auch sehr ungebremst. Da darf ich mein Fräulein Paula vielleicht auch auf das Faschingsfest seiner Nichte schicken und der Dr. Scherzer von der „Berg-Galerie“ kann, wie die anderen, „Ist das Ihr Freund, Fräulein Paula?“, fragen.

Ich habe öfter das Gefühl, das ich das alles nicht darf und die Sperre im Kopf ist auch schon früher da, bevor jemand den Text zu sehen bekommt. Die, den inneren Kritiker, wie die Schreibratgeheber meinen, müßte ich als erstes wegbekommen, das raten sie ja auch im „Writersstudio“, für mich heißt das, aufschreiben und dann vielleicht bearbeiten und natürlich Zeitlassen, denn damit drücke ich mich wahrscheinlich um das Einlassen herum. Mich einarbeiten in die Biografien Doderes und Zweigs und  versuchen einen Bezug zur Gegenwart herzustellen. Die depressive Anna Augusta Augenstern kann ihrem Psychiater ihre Wurfgeschichten erzählen, die müssen dann aber  Bezug zum Text haben und am Ende ist vielleicht die Premiere des Stückes und  Hildegard geht nach Hause, um ihre Koffer für die große Reise zu packen ( und die Anna Augusta steht dann mit „Berührungen“ auf der nächsten LL).

Das weiß ich noch nicht zu genau, zuerst einmal muß ich das unangenehme Gefühl wegbringen, wenn ich denke, daß ich jetzt eigentlich schreiben soll, denn das hindert mich am Einlassen oder was ich  schon länger will, mich zuerst mit meinen schon geschriebenen Sachen in die Badewanne begeben und mich in sie einlesen. Das Wochenende will ich nur das und nichts anderes lesen.

„Die Dora Faust“ bietet sich dafür an, die „Bbibliophilin“, die „Mimi“ und wahrscheinlich anderes, das von depressiven Frauen oder Schriftstellern handelt.

Bis halb elf kann ich das jetzt tun, dann gehts auf den Markt, weil wir da die Ruth Aspöck treffen, weil der der Alfred seinen neuen Holzofen zeigen will. Morgen gibts dann in St. Pölten ein Künstlerbruch bei der von Doris Kloimstein kuraritierten Ausstellung im Sommerfrelektirium des Doms und am Sonntag Nachmittags ist Ruths Salzburger Frauenlesung zum Frauentag in einer Galerie beim WUK.

Die anderen schreiben auch nicht so viel besser als ich, das denke ich immer wieder, warum das dann bei mir nicht und nicht geht, habe ich noch nicht so ganz herausgefunden. Mal sehen, ob es mit dem Projekt geht. Aber vielleicht fällt mir noch etwas anderes ein, was weniger persönlicher ist und daher vielleicht leichter und ungehemmter vor sich geht?

Und, um von Jacquelinge Vegguth und ihrem zwölf Bücher Projekt, das ich mir eigentlich nicht zum Vorbild nehmen sollte, zu berichten, da ist zu schreiben, daß jetzt der Februar Roman on line gegangen ist, der auch der Beginn einer Trilogie ist, aber von übernatürlichen Kräften handelt und bei mir geht es ja sehr realistisch zu.

Vorschau auf „Nika, Weihnachtsfrau oder ein Dezember“

Filed under: Bücher,Buchpromotion — nagl @ 00:09
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20160214-005830

Die achtundzwanzigjährige Germanistikstu-
dentin Nika Horvath verdingt sich im Dezem-
ber prekär als Weihnachtsfrau, mit einem
roten Mantel weißen Kragen und einer rot-
weißen Nikolomütze, auf der Mariahilfer-
straße, um für ein Kaufhaus Werbezettel zu
verteilen und den Kindern Zuckerln und
Schokoladestückchen in den Mund zu schie-
ben. Dabei kommt sie in Kontakt mit Passan-
ten, Käufern, Flüchtlingen, Angepassten und
Ausgeschlossenen und ein Adventkalender
der besonderen Art eröffnet sich.

 

Und wieder gibt es eine Vorschau auf ein neues Buch, sozusagen der dritte Teil der“Flüchtlingstrilogie“ oder die Fortsetzung des „Sommerbuchs“, der im November im Rahmen des „Nanowrimos“ geschrieben wurde.

Das zweite Buch mit dem  Puppencover, diesmal mit der Weinhnachtsmannmütze, vielleicht nicht ganz passend zur Jahreszeit, aber es wird ja noch eine Weile brauchen, bis das Buch gedruckt und erschienen ist.

Daher jetzt schon die drei Fragen, mit denen man das Buch nach Erscheinen gewinnen kann:

  1. Wie ist es zu der Entstehung des Buches gekommen und in welchen Rahmen wurde es geschrieben?
  2. In welchen meiner vorigen Bücher gibt es schon eine „Nika, Weihnachtsfrau-Geschichte“?
  3. Wer ist Joe Proshaka und in welchen Theaterstück spielt er eine Hauptrolle?

Zur leichteren Beantwortung der Fragen gibt es wieder die Schreibberichte: 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Ich wünsche viel Spaß beim Raten und schicke dem Ersten, der die Fragen beantwortet, das Buch gerne zu.

Eine Lesung daraus hat es schon am 17. Dezember im „Read!!ingroom“ gegeben.

Ausschnitte daraus sind im Blog am 5. 19. und 25. Dezember zu finden.

Im Dezember werde ich im Blog sicher auf meinen Adventkalender hinweisen, beziehungsweise weitere Ausschnitte daraus einstellen, so daß es neben dem Printbuch nach und nach ein richtiger Blogroman werden kann.

2016-03-04

Nach dem Sturm

Filed under: Bücher — jancak @ 00:52
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Die 1963 in der SU geborene Nellja Veremej, die seit 1994 in Berlin lebt und 2013 mit ihren Debutroman „Berlin liegt im Osten“ auf der LL gestanden ist, der vom heutigen Alexanderplatz, alten Frauen und Altenhelferinnen erzählt ist mit ihrem zweitenbei „Jung und Jung“ erschienenen Roman „Nach dem Sturm“, sowohl in die Gegenwart, als auch in die Vergangenheit gegangen, erzählt von einem alternden Mann, ist man das mit sechzig heute wirklich schon, einer wahrscheinlich fiktiven Stadt am Mittelmeer und vorallem, genau wie Jan Böttcher in seiner Frühljahrsneuerscheinung von den entwurzelten Generationen aus aller Herren Länder, die sich dort niedergelassen haben und nach den Zeiten des erzwungenen Sozialismus  ihr schönes oder auch nicht so schönes neoliberales Leben leben.

Es ist ein stiller, leiser Roman, die Kathastrophen werden nur angedeutet, umschifft, beziehungsweise, wie auch der Klappentext lobt, in schöner Sprachen und eindrucksvollen Bildern erzählt.

Beginnen tut es tief in der Vergangenheit im siebzehnten Jahrhundert, wo der Hirtenjunge Damir in die Stadt Gradow kommt, wo sich die Flüchtlinge auf der Festung niederlassen dürfen und ihr neues Leben und ihren Aufschwung beginnen.

Richtig von den Flüchtlingen, die das letzte halbe Jahr die Festung Europa so zahlreich stürmen, wird auch erzählt , das tote Flüchtlingskind wird angeschwemmt, während der sechzigjänhre Ivo, der ein Restaurant neben dem Museum auf der Festung  hat, von seiner Frau längst entfremdet in der Bibliothek schläft, einen scheuen Blick auf die junge Praktikantin oder Mitarbeiterin Mira wirft, die dort in der Früh ihren Kaffee trinkt und alles umformen und reformieren will.

Ivo ist der Sohn, einer Mutter die Prag verlassen mußte, als dort die Nazis kamen, sie lernt Dragasch, einen Bauernsohn kennen, der es in Gradow bald zum Universitätsprofessor bringt und seinem Sohn nun eine riesige Bibliothek vermacht, die, weil ja sozialistisch und nicht mehr aktuell, niemand mehr haben will und Ivo hat sich auch längst seinen Kindern, Boris und Ana, die beide in Deutschland studierten, entfremdet.

Boris ist zurückgekommen, um Geschäftsmann zu werden, residiert nun in einen Glaspalast und läßt in seinen Waren Zettelschen mit angeblichen Hilferufen der ausgebeuteten Zwangsarbeiterinnen in der dritten Welt verstecken., Ana verweigert sich im Museum zu arbeiten und widmet sich stattdessen lieber Flüchtlingskindern und die Erben der Leute, die von den Kommunisten vertrieben wurden, melden sich auch bei Ivo und wollen ihre Wohnung zurück.

Dazwischen werden immer wieder Kaptiel beziehungsweise Geschichten aus der Vergangenheit eingeschoben, die Mira im Museum, zeigen will.

So wird die Türkenbelagerung lebendig und der Verrückte bekommt eine Stimme, der sich all dem widersetzen und eine seltsame Kirche errichten lassen will.

In der Stadt gibt eine eine Bruno Schulz Straße und ein geschlossenes Antiquariat in dem man die „Zimtläden“ bewundern kann. Überflüßig zu erwähnen, daß es in dem Gässchen mit den teueren Geschäften, wo Boris und seine Mutter Milly, eine verhinderte Opernsängerin einkaufen, nach Zimt riecht.

So geht es rund um und wir lernen auch hier ein anderes Europa kennen und die Menschen bekommen Gesichter, die uns vielleicht bisher nur aus der Zeitung oder als Gastarbeiter, beziehungsweise Emigranten bekannt waren.

Im Buch gibt einen Plan von der fiktiven Stadt und am Cover ist auch ihre Ansicht abgebildet, die das Buch seltsam altmodisch wirken läßt.

Wo sind die Zeiten der schönen alten „Residenz“ und frühen „Jung und Jung“ Covers mit ihrem einzigartigen Design könnte man fragen und wenn man mehr von Nellja Veremej und ihrer Frühjahrsneuerscheinung wissen will, am 27. 4. stellt sie ihn mit Angelika Reitzer in der „Alten Schmiede“ vor.In Rauris habe ich gerade ergooglet, wird sie auch daraus lesen.

2016-03-03

Y

Filed under: Bücher — jancak @ 00:02
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Jetzt kommt eine Frühjahrsneuerscheinung aus dem „Aufbau-Verlag“, nämlich Jan Böttchers Y, eine Geschichte, die von Entwurzelung,  dem Aufwachsen zwischen den verschiedensten Kulturen Europas und dem eines Kindes, für das seine Eltern, egal, ob im Krisengebiet des Kosovo oder dem computerverseuchten Berlin, keine Zeit haben, erzählt.

„Die Geschichte beginnt!“, schreibt der Erzähler, ein Schriftsteller, der mit seiner Frau und seinem vierzehnjährigen Sohn in Berlin lebt, als der, Benji, eines Abends einen schweigsamen Freund nach Hause bringt und ihn bei sich übernachten läßt.

Der Vater stellt den Sohn zur Rede und der Leka genannte Junge verschwindet dann auch wieder. Nicht nur aus der Wohnung des Schriftstellers, sondern überhaupt aus Berlin und als Benji seinen Vater vorwurfsvoll anblickt, beginnt der nach ihm zu suchen und trifft Jakob Schütte, einen Nerd, Workoholic und Computerspielerfinder und der beginnt ihm seine Geschichte zu erzählen.

Er ist mit Arjeta, einem Flüchtlingsmädchen aus dem Kosovo zur Schule gegangen, hat sie Jahre später, in den Neunzigern wieder getroffen, eine Beziehung begonnen, sie  auch bei ihren Eltern und ihren Brüder besucht. Die Beziehung klappte irgendwie nicht, haben Moslems doch andere Moralvorstellungen, außerdem hatte im Kosovo, der Krieg schon begonnen, so daß zuerst die Söhne zum Kämpfen zurückgingen, später die ganze Familie mit Arjeta, die dem Erzähler  ihre Sicht der Dinge erzählt.

Jakob Schütte folgte der Familie in den Kosovo, wo Arjeta, die in Deutschland studierte, Deutsch und Englisch Unterricht gibt und mit Leuten, die im Rundfunk einen neuen Kosovo aufbauen wollen, in Kontakt kommt. Sie wurde dann auch von Jakob schwanger. Heiratete aber nicht ihm, sondern einen Mann namens Bedri, denn der Deutsche, der sich schon mit Computerspielen zu beschäftigen beginnt, war ihr viel zu verrückt.

Jakob kümmert sich eine Weile noch um den kleinen Leka, eine Abkürzung von Alexander, dann geht er nach London. Kommt aber wieder, als Leka sechs Jahre alt ist und kauft ihm einen Computer. Als er in einer Bibliothek Bücher mitgehen läßt, um sie zu kopieren, wird er von der Securty zusammengeschlagen, sein Schlüßelbein wird gebrochen, er fliegt verletzt nach Berlin und kommt  nie mehr in den Kosovo.

Sein Sohn ist dann vierzehnjährig nach Berlin gekommen, ob er sich, von der Mutter allein gelassen, die sich inzwischen einem Künstler angeschlossen hat und mit ihm Videos dreht, selber auf die Suche nach seinen Vater macht oder von ihm entführt wird, bleibt unklar.

Leka ist auch nicht lange in Berlin geblieben, sondern hat sich selber der Poloizei gestellt und zurückbringen lassen.

Der Erzähler und sein Sohn werden ihm, es sind noch Ferien, in den Kosovo folgen. Dort wird er sich mit Arjeta und ihrem neuen Freund ihre Kunstprojekte ansehen.

Da stoßen wir auch auf den Namen des Buchs, das Geheimnisvolle „Y“, ein Symbol für das aufstrebende Kosova vielleicht. Wir begegnen aber auch dem Computerspiel, mit dem Jakob Karriere machte und vom Krieg im Kosovo profitierte und der Erzähler beginnt, als er mit seinem Sohn wieder in Berlin ist und die Fahnen für den Roman, den er darüber geschrieben hat, über sein eigenes Leben,  seine Beziehung zu seinen Eltern, im Nachkriegsdeutschland und in den Zeiten, als die DDR zusammenbrach, zu reflektieren.

„Jan Böttcher hat einen großartigen europäischen Roman geschrieben. Einen Roman, der einige der drängensten Fragen unserer Zeit neu stellt: Wie frei können wir sein, ohne die eigene Herkunft zu verleugnen? Wieviel Verantwortung übernehmen wir im Leben füreinander, für unsere Kinder, für die Gesellschaft? Und was macht uns eigentlich zu guten Eltern?“, steht so auch im Klappentext.

Jan Böttcher von dem ich vor kurzem seinen ersten Roman Lina oder: das kalte Moor“ im Schrank gefunden habe, wurde 1973 in Lüneburg geboren und hat 2007 beim „Bachmannpreis“ gewonnen.

 

2016-03-02

Musik im MUSA

Wieder einmal „Literatur im MUSA“, wieder einmal eine Stipendiatin und ein Stipendiat der Stadt Wien, diesmal war auch Musik dabei und die Ausgezeichneten waren mir zwei alte Bekannte, nämlich Christine Huber und Daniel Wisser und Daniel Wisser, den ich einmal, lang lang ist her, bei einer Wohnzimmer-Veranstaltung“ im Amerlinghaus kennenlernte, wo er sein „Ritter-Buch“ „Dopplergasse 8“ vorstellte und ich mir dachte, so realistisch bin ich auch, hat schon einmal das „Canetti-Stipendium“ bekommen und seinen „Weißen Elefanten“ im MUSA vorgestellt. Mit „Standby“ hat er beim Bachmannpreis glesen, mit dem „Elefanten“, war er bei den „Alpha-Finalisten“ und eine seiner „Solo-Performances“ habe ich im Literaturhaus auch einmal gehört und Christine Huber, die experimentelle Lyrikerin, GAV-Generalsekretärin und „Dicht-Fest-Veranstalterin“, kenne ich auch schon sehr lange. Einmal als sie noch nicht so experimentell war, wurden wir beide nach Klagenfurt zum „Preis der Arbeit“ eingeladen. Sie hat neben Bernhard C. Bünker mit einem Text über ein Zimmermädchen gewonnen und jetzt hat sie ihre Gedichte aus einem „Art und Science Band“ gelesen.

Sehr experimentelle Gedichte, deren Sprache ein wenig an Jandl erinnerten und sie hat dann Julia Danielcyck auch genau erklärt, wie sie ihre Lyrik verstanden haben will.

Wenn sie das Wort Pfirsich schreibt, stellt sich jeder das runde Ding vor. Sie will aber keine Geschichte darüber schreiben, sondern die Sprache verknüpfen und ärgert sich immer, daß es seit zwanzig Jahren keine Avantgarde mehr gibt, sondern, daß das Erzählen wieder in ist, weil sich die amerikanischen Romane angeblich so gut verkaufen lassen, was sie immer ärgert.

Mich ärgert das nicht so sehr, obwohl ich ja keine so goße Freundin der großen Amerikaner bin, aber realistisch psychologisch vor mich hin erzähle und Daniel Wisser, dessen „Ritter-Buch“ ich damals sehr realistisch fand, überraschte mich mit seiner Performance aus seinem eneuen „Klever-Buch“ „Kein Wort für Blau“ mit seiner Realistik oder war das erst bei dem Musikbeitrag, wo Liese Lyon einhändig begleitet von Oskar Aichinger vier seiner Lieder sang, die erstaunlich erzählend und erstaunlich konventionell klagen.

Ja so dreht und wendet sich alles nach vorne und auch nach zurück und das neue Buch besteht aus lauter kleinen Erzählungen, nach wahren Begebenheiten, wie Daniel Wisser betonte und so stand er wieder mit dem Wasserglas vor dem Mikrophon, sagte dreimal den Titel der Geschichte und dann sprach er seine Texte ab, von denen ich einige, wenn ich mich nicht irrte, schon bei seiner letzten Performance im Literaturhaus hörte.

Sehr viel Publikum, Gerhard Jaschke, Susanne Ayoub, die mich sehr freundlich begrüßte, Herbert J. Wimmer, Alexandra Millner, Walter Famler, Dine Petrik, Wolfgang Helmhart und und und es gab wieder Brot und Wein, Gespräche und die Bücher der beiden Stipendiaten konnte man sich auch kaufen und nach Hause mitnehmen, um dort in Ruhe lesen, was wie Julia Danielcyck im Gespräch erwähnte, vor allem bei Christine Hubers Gedichten sehr hilfreich ist.

2016-03-01

Wieder ein Jahr Podiumportraits

Bei der Präsentation der „Podium-Portraitreihe“, diesen kleinen Heftchen, die zu den runden Geburtstagen, ab fünfundfünfzig bis achtzig etwa, der Mitglieder des Literaturkreises herausgegeben werden, war ich schon öfter und ich bekomme auch öfter so kleine Heftchen von den Jubilaren oder deren Erben geschenkt und jetzt wurden Band 83 bis 88 präsentiert und der 1955 in Kärnten geborene Religionslehrer Axel Karner, der mehrmals bei dem von mir organisierten Tagen der „Freiheit des Wortes“ gelesen hat und mir auch schon einige seiner Gedichtbände zur Besprechung übergeben hat, hat mit einem sehr eindruckvollen Dialektgedicht über die Gewalt, die wir einander antun, begonnen „Die Goschn soll ich halten hast gsagt“ undt dann Auszüge aus den „Stacheln des Rosenkranzes“, den Lissabonnergedichten und den „Chansons grillee“, die ich auch schon einmal im Literaturhaus hörte, gebracht, die nächste war die einzige Frau und auch die jüngste in der Runde, die 1960 geborene Ärztin Monika Vasik, die seit 2011 literarisch tätig ist und die ich sehr oft bei Veranstaltungen sehe.

Barbara Neuwirth hat ihr Portrait eingeleitet, sie hat aber auch selber die Themen vorgestellt, die ihr wichtig sind.

Die Politik, die Liebe, Krankheit und Sterben, sowie Natur und  hat in ihr Portrait auch unveröffentlichte Gedichte, sowie Proben aus ihren bisherigen, in der „Edition Hernals“ entstandenen Gedichtbänden einfließen lassen.

Der nächste war der ebenfalls 1955 geborene und als Lehrer tätige Christoph Janacs aus Oberösterreich, der auch öfter bei den „Tagen der Freiheit des Wortes“ gelesen hat. Er hat jetzt einen Bart, so hätte ich ihn fast nicht erkannt und hat für sein Portrait Gedichte, die er nach japanischen Mustern geschrieben hat, ausgewählt.

Dann kam Bernhard Widder an die Reihe, er ist auch in Oberösterreich geboren und hat Architektur studiert, reist viel herum, was auch in seinen Gedichten, von denen er einige in den Siebzigerjahren, die meisten zwanzig Jahre später, geschrieben hat, zu hören war.

Der 1945 in Bayern geborene und in Ungarn aufgewachsene Übersetzer, György Buda, den ich von einigen Literaturveranstaltungen und von der Donau Lounge der „Buch Wien“ kenne, war der Älteste in der Runde, der seinen ersten Sologedichtband präsentierte, Einzelgedichte hat er schon in Anthologien veröffentlicht und der las von der „Mondstadt“ das ist die Gegend um den Donauturm und ein Gedicht, das er Christl Greller zu verdanken hat, die  auch schon einen Band in dieser Reiehe hat. Mercedes Echerer hat das Vorwort für seinen Band geschrieben und der letzte Autor war der 1956 geborene Georg Bydlinsky, der erst im Mai seinen runden Geburtstag hat, der sein Vorwort, wie Martin Auer selbst geschrieben hat und zuerst zwei Gedichtzyklen über Triest und London, das letztere auf Englisch und dann noch drei Kindergedichte las, denn er ist  auch ein Kinderbuchautor und hat unter anderen einen Kinderlyrikpreis bekommen.

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