Literaturgefluester

2016-05-21

Literarische Reisevorbereitung

Wir werden ja demnächst nach Kroatien auf Urlaub fahren und so haben meine Lektürevorbereitungen schon  begonnen, da ich mir  vor einiger Zeit angewöhnt habe, auf meinen Urlauben jeweils landesspezifische Bücher zu lesen, in Ungarn also einen Ungarn-Schwerpunkt mit Sandor Marai, Magda Szabo, Imre Kertesz etcetera, nach Litauen habe ich mir die Leseprobenhefterln mitgenommen, die ich in Frankfurt 2002 bekommen habe.

Bei der Radfahrt von Ulm nach Regensburg habe ich überhaupt gleicheinmal meinen schwarzen Reisekorb mit „Thalia-Abverkaufbüchern“ zum Deutschen Lesen angefefüllt und bin dann mit einem solcherart gekauften Clemens Meyer ein paar Wochen später nach Leipzig zu Utes Geburtstagsfest gefahren.

Die kroatische Buchauswahl hätte ich gedacht, sollte nicht  schwer sein, gibt es ja auf der Buch-Wien und auf den Messen immer  diesbezügliche Schwerpunkte von „Kultur-Kontakt“, „Wieser“ bringt mit seiner „Edition Zwei“ immer Zweisprachige und hat auch die „Europa-Erlesen-Reihe“, aber dann habe ich gesucht und gesucht und außer Marica Bodrozic, 1973 in Jugoslawien geboren,  seit 1973 in Deutschland lebend wie in der Erstausgabe von „Tito ist tot“ steht, die ich vor Jahren, als es noch keine Bücherschränke gab, in einer Kiste vor einem Antiquariat, um nur dreißig Cent, glaube ich, in einer Kiste gefunden und nicht gelesen habe, weil ich Erzählungen nicht mag, nicht so viel gefunden.

Bei „Europa erlesen“ gibt es bei mir nur „Belgrad“ und „Budapest“, neben „Niederösterreich“, „Linz“ und „Wien“, die ich vor einem Jahr etwa im Schrank gefunden habe und bei der „Eiition „Zwei“, gabs nur Stanko Andrics „Der Simurg“ und dann neben dem schon gelesenen,  eher slowenische Autoren, wie die überhaupt in der Mehrzahl zu sein scheinen, „Hermagoras“, hat mir da ja einmal eine ganze Kiste geschickt  und wenn ich nach einem mir bekannten Autorennamen googlete, habe ich sehr oft entdeckt, daß das Slowenien sind, wie sich ja vielleicht überhaupt die Frage stellt, wer als kroatischer Autor zu verstehen ist?

Bei Marica Borozic, steht im Buch „In Jugolslawien geboren“, sie lebt aber in Deutschland, das trifft auch auf Jagoda Marinic zu oder nicht einmal, denn die wurde 1977 in Waiblingen geboren, ihre Eltern stammen aber aus Dalmatien, dem südlichsten Zipfel von Kroatien und an die habe ich bei meiner Suche, als ich schon Marica Bodrozic und Bora Cosic herausgesucht hatte, gar nicht gedacht, da ist aber Alfred mit einem von ihr geschriebenen „Gebrauchsanweisung für Kroatien“ gekommen und ich habe mich daran erinnert, daß die Autorin beim „Bachmannpreis“ gelesen hat und ich einmal bei einem dieser „Ein Euro Buchlandungs-Abverkäufe“ von ihr den Geschichtenband „Eigentlich ein Heiratsantrag“ gekauft habe.

Es ist also gar nicht so leicht zu erkennen, ob der im ehemaligen Jugoslawien geborene Autor, jetzt ein Kroate ist oder nicht.

So wurde Bora Cosic, der im März auf der Liste für den „Leipziger Buchpreis“ stand 1932 in Zagreb geboren, lebt, wie  in meiner in der  „Edition Brigitte“ erschienenen Ausgabe von „Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution“ steht, in Rovinij, Istrien und Berlin, das Buch ist aus dem Serbischen übersetzt, Dragan Velikic, der ehemalige serbische Botschafter hat seine Jugend in Pula verbracht und auch einen Roman darüber geschrieben und Marica Bodrozic kann man wahrscheinlich auch nicht als typische kroatische Schriftstellerin bezeichnen.

Solche habe ich also nicht gefunden, beziehungsweise nicht in meinen Buchständen und ich kaufe mir für meine Reiselektüren ja nur selten extra was, sondern schöpfe aus meinen schon vorhandenen Bücherbergen.

Der Alfred aber kauft, nämlich bevorzugt Reiseführer und da hat er mir, wie schon erwähnt Jagoda Marinics „Gebrauchsanweisung“ gebracht und dann noch eine „Picus Lesereise Kroatien“ von Tomo Mirko Pavlocic, nämlich „Krawatten, Schlösser, Weinberghäuser“, einen uralten „Dubrovnik-Reiseführer“, aius dem Jahr 1976, sieht heute wahrscheinlich alles anders aus, habe ich im Schrank auch einmal gefunden und dann bin ich Leipzig auf der Buchmesse extra zum Kroatienstand gegangen, wo ich allerdings nur einen englischsprachigen Katalog „V B Z – the best of Coratian Literature“ entdeckte, wo ich Autorenportraits und Buchvostellungen von Ivica Prtenjaca, Ankica Tomic, Aleksandar Novakovic, Dragan Pavelic, Predrag Crnkovic, Hrvoje Salkovic, Nura Bazdulj-Hubijar, Davor Spisic, Marinko Koscec, Jelena Markovic und Josip Mlakic, Namen die mir eigentlich nicht viel sagen, gefunden habe, den ich mir aber auf meine Reise, neben den schon erwähnten Reiseführern, dem Bora Cosic Roman, den „Simurg“ und „Tito ist tot“ mitnehmen werden.

„Eigentlich ein Heiratsantrag“ werde ich für alle Fälle auch einpacken, damit ich in Kroatien keinen Lesenotstand bekomme, obwohl das Buch wahrscheinlich nichts damit zu tun haben wird und dann könnte ich auch andere Bücher von der Liste, wie Chick Lists oder Krimis, die ja immer für Reisen empfohlen werden, einpacken.

Da habe ich auch einen Eugen Roth Gedicht Band „Gute Reise“ auf meiner Leseliste, denn ich  lesen sollte, damit ich endlich zu meinem Vicki Baum-Schwerpunkt komme und während meiner Berührungsrecherchen bin ich auf ein anderes Buch gestoßen, das passen könnte oder, wie die anderen schon erwähnten Bücher auch wieder nicht, nämlich Heimito von Doderers  „Die Wasserfälle von Slunj“, die sich ja dort befinden, aber heute, wie Doderer in den Sechzigerjahren, wo er das Buch geschrieben hat, schreibt, wahrscheinlich gar nicht mehr existieren.

Das Buch werde ich bis zu meiner Abfahr wahrscheinlich schon ausgelesen und besprochen haben, also mit leichten Gepäck zwei alten und einem aktuellen Reiseführer nach Kroatien, Bora Cosic, Stanko Andric und Marica Bodrozic und ansonsten auf der Buch Wien, in Leipzig, etcetera die Ohren und die Augen aufhalten, wenn es wieder etwas über die kroatische Literatur zu hören und zu sehen gibt und vielleicht ist in Kroatien dann ohnehin nicht soviel Zeit zum Lesen, weil man sich im Urlaub ja das Land anschauen soll, so daß ich gespannt bin, was ich alles von dem Mitgenommen lesen werde.

Aber das Büchersammeln bin ich in Zeiten, wo in den Blogs überall die Bücher aussortiert werden und an Hand von einem tollen Buch über das tolle Gefühl des Loslassens und sich Befreien geschrieben wird, ist, bin ich daraufgekommen, in diesem Punkt nützlich und werde es höchstwahrscheinlich weiterbetreiben, da ich ja, wie man sieht, immer wieder alte Bücher hervorziehe oder auch schon Mal, was  Gelesenes nochmals lese, obwohl ich mich inzwischen gar nicht mehr so an meine Leseliste halte und herumjongliere,  Bora Cosic und Marica Bodrozic, beziehungsweise Stanko Andric stehen  noch gar nicht darauf.

2016-05-20

Polemik und Essays in der Rotlichtbar

Ich habe es ja schon einmal geschrieben, am Freitag gibt es eher wenige literarische Veranstaltungen, beziehungsweise gehe ich , seit der Alfred in Altersteilzeit ist, an diesem Tag nicht so gerne wohin und wir sind da manchmal auch schon in Harland.

Auf der anderen Seite drängt es mich aber täglich zu bloggen und da wir nächste Woche  auf Urlaub fahren, habe ich meine Artikel, die bis dahin erscheinen sollen, auch schon in etwa vorausgeplant.

Kurzer Sinn der langen Rede, ich brauchte für heute eine Veranstaltung, über die ich schreiben kann, fand aber nur im Literaturhaus eine, die mir nicht besonders literarisch erschien und dann ein Musikprogramm in der „Alten Schmiede“, also auch etwas über das ich nicht unbedingt bloggen will und dann erreichte mich das Programm des „Aktionsradius“, die jetzt Veranstaltungen in der „Arene Bar“ in der Margaretenstraße, also nicht sehr weit von mir, haben und da gab es am Freitag eine Buchvorstellung, Richard Schuberth von dem ich ja noch ein Buch auf meiner Leseliste habe, stellt Mladens Savics bei „Drava“ erschienene Essays, Reflexionen und Polemiken  „Mücken und Elefanten“ vor und das Problem war gelöst.

Kenne ich ja Richard Schuberth, der mir immer seine Aussendungen schickt, als kritischen Denker, wir haben glaube ich auch schon ein- oder mehrmals am Volkkstimmefest gelesen, deshalb bin ich vielleicht auch in seinem Verteiler, die „Arena-Bar“ kannte ich nicht, zumindestens nicht als literarischen Ort.

Es gibt dort aber eine Literaturrreihe, einen Rotlicht Poetry Slam“, wo nächste Woche  Christian Schreibmüller auftritt, gibt es auch und der heißt wahrscheinlich so, weil der Ort dieser literarischen Veranstaltung, die klassische Nachtbar ist, also Rotlicht, roter Samt und goldene Stühlchen, dort wo es früher  vielleicht Sex und Eroitk  gab und die Sektkorken knallten, jetzt aber gelesen wird und vor Jahren war ich einmal am Vormittag an so einem Ort, da hat glaube ich, der „Molden-Verlag“ eingeladen und man konnte über das künftige Verlagsprogramm abstimmen.

Jetzt stellte der1979 in Zagreb geborene Mladen Savic, der 1985 nach Österreich kam und 1988 nach Kanada übersiedelte, dort Philosophie studierte und 2007 wieder nach Wien kam, seine sechsundzwanzig Essays vor und der scheint ein sehr origineller ungewöhnlicher Geist zu sein, ein linker kritischer Denker, der aber allgemein verständlich und verrgnüglich schreibt, wie ihn ihn Richard Schuberth  einleitete.

Einige seiner Texte sind schon im „Augustin“ erschienen, so hat auch Robert Sommer, der im Publikum war, die Lesung vermittelt und dann ging es durch die radikalen Thesen und zu den Fragen, wo heute die Intellektuellen stehen?

Mladen Savic, hat die Texte nur jeweils kurz angelesen, so daß man sich das Buch dann auch zum Selbstkostenpreis und mit Unterschrift, wie das so üblich ist, kaufen konnte und begann mit der Rolle des Intellektuellen und der Frage des Geistes, der für Mladen Savic sehr wichtig zu sein scheint und der auch beklagte, daß manche Leute nurund demonstrieren, aber nicht diskutieren wollen.

Es ging dann  um Bildung,  aber auch um die Schere zwischen arm und reich oder überhaupt über die herrschenden Verhältnisse.

Ein Essay ging über Platon, beziehungsweise Sokrates, ein anderer erklärt das Werk Nietzsches, wozu der Philiosophieprofessor Konrad Paul Lissmann fünfhundert Seiten brauchte, wie Richard Schuberth anmerkte, in knappen zwölf Seiten und Mladen Savic erklärte dazu, daß er in der Schule den Lehrern durch seinen Wunsch zu diskutieren negativ aufgefallen ist, so daß ihm seine Mutter mit vierzehn Nietzsche schenkteund ihn damit verdorben, beziehungsweise zu dem Philosphen hingeführt hat.

Es gab aber auch einen Essay über die Wirtschaftskrise und einen über die Medien und danach eine Diskussion, wo es wieder, um die Bildung, aber auch über die Wahlprognosen für den kommenden Sonntag ging, die den Autor aber nicht besonders aufregte, ist er ja auch international ausgebildeter Wahlbeobachter und ich habe wieder einen neuen literarischen Ort und einen interessanten, unkonventionellen Autor kennengelenrt, obwohl die Philosophie ja nicht unbedingt mein Spezialgebiet ist.

2016-05-19

Fouche

Jetzt kommt eine andere literarische Seite Stefan Zweigs, neben seinen leidenschaftlichen Novellen, mit denen er berühmt wurde, der „Welt von Gestern“ und seinem Roman „Die Ungeduld des Herzens“, hat er auch viele Biografien geschrieben.

Die von „Marie Antoinette -Bildnis eines mittelmäßigen Charakters“, eine Büchergilde Gutenbergausgabe, aus dem Bücherkasten meiner Eltern, habe ich, glaube ich, noch als Hauptschülerin gelesen, wo ich mich sehr für Geschichte interessierte und Napoleon sehr verehrte, dann gibt es die von „Maria Stuart“ „Balzac“, „Magellan“ etcetera und dann die von Joseph Fouche, dem französischen Polizeiminister unter Napoleon „Der Mann, der Napoelon Furcht einjagte“, steht auf meiner Fischer TB-Ausgabe, aus dem Jahr 1964, ein Fund aus dem Bücherschrank, 1929 geschrieben, die ich nach dem Roman, der Autobiografie und den Novellen, jetzt gelesen habe, ein ganz anderer Stil des Vielschreibers, der auch noch sehr viel auf Reisen war, wie er das wohl alles machte, seine Manuskripte wird wahrscheinlich seine Sekretärin getippt haben und um an das Material heranzukommen, Google hat es damals noch nicht gegeben, dürfte er diverse Memoiren, zumindest erwähnt er das in dem Buch, benützt zu haben.

Interessant, interessant, obwohl ich mich für die Geschichte nicht mehr so interessiere und die französische Revolution für eine sehr blutige halte, so daß ich eigentlich gar nicht verstehen kann, daß sie heute noch am vierzehnten Juli gefeiert wird, habe ich auch schon einiges gelesen, am Pfingstmontag vor ein paar Jahren  Victor Hugos „1793 Frankreichs Schreckensjahr“ beispielsweise, das ich während des Lesemarathon, den ich damals machte, im Schrank gefunden habe und Joseph Fouche und Marie Antoinette passen zeitlich auch  zusammen, hat er ja das Todesurteil des französischen Königs unterzeichnet oder ausgerufen, der 1759 geborene, wie Zweig betont, häßliche Mann, der die unteren kirchlichen Weihen erhielt, eine zeitlang Mathematik in Priesterseminaren unterrichtete, bevor er sich der Revolution anschloß, zum Schlachter von Lyon wurde, Kirchen plünderte und dann zuerst Polizeiminister der Revolution wurde, Robespearre hat er auch zum Sturz gebracht. Dann war er zweimal ein solcher unter Napoleon, wurde von dem aber versetzt, als er  selbständig Friedensverhandlungen begann, ein gigantisches Spitzelwesen, wo er alle überwachte, hat er vorher auch noch eingeführt. Er der zuerst ein kommunistisches Manifest schrieb, die allgemeine Armut verordnete, wurde dann zum Millionär und zum Herzog, stürzte danach auch Napoleon, führte die Bourbonen wieder ein, die ihm aber den Königsmord nicht verziehen, so wurde er nach Linz versetzt, wo er sich mit seinen Verteidigungsschriften beschäftigte, beziehungsweise seine Memoiren schrieb.

Wenn man kurz vorher Stefans Zweig leidenschaftliche Novellen und seine sehr ehrliche Biografie gelesen hat, wird man den Stil vielleicht ein wenig trocken finden, die „Amazon Rezensenten“ schreiben allerdings etwas „von spannend von der erste Seite an“, wahrscheinlich liegt es auch am Gegenstand, der Darstellung des „Bildnis eines politischen Menschens“, wie der Untertitel heißt.

Interessant ist natürlich all das Faktenwissen. Zweig zieht auch Schlüße und macht Feststellungen. Der Aufstieg und der Fall eines französischen Polizeiministers zur Zeit der französischen Revolution interessiert mich aber heute nicht mehr sehr, spannender vielleicht die Verbindungen zum ersten Weltkrieg, die Zweig an ein paar Stellen zieht und spannend auch die Vielseitigkeit Zweigs, des überzeugten Europäers und spannend mich durch sein Werk zu lesen, das ich höchstwahrscheinlich demnächst mit dem 1941 geschriebenen „Brasilien-ein Land der Zukunft“, das vermutlich wieder eine andere Facette seines literarischen Schaffens zeigt, beschließen werde.

2016-05-18

Literatur Fälschungen

Im Literaturhaus wurde heute ein sehr interessantes und auch ungewöhnliches Buch präsentiert, „Mimikriy, der große Literaturschwindel“, erschienen bei „Blumenbar“ und als ich vor ein paar Wochen im Literaturhaus gesessen bin und das neue Programm studierte, ist mir die Veranstaltung aufgefallen, da ich ja eine Büchersammlerin, eine literarische Rätselraterin und Literaturquizzinteressierte bin und weil mir „Aufbau“ immer seine Bücher schickt, habe ich es  angefragt, leider bin ich dabei aber auf die Beantwortung der Herbstvorschauwünsche gekommen, so daß mein Wunsch wahrscheinlich untergegangen ist, was aber gar nichts macht, denn erstens habe ich ja schon eine so elendslange Bücherliste, daß ich bezüglich meines Recherchelesens nicht und nicht zu meinem „Vicki-Baum-Schwerpunkt komme, von allen anderen Plänen ganz zu schweigen und zweites stand im Programm, konnte man das Buch ja auch bei der Veranstaltung gewinnen und da ich ja keine so ganz unbedarfte Literaturkennerin bin, habe ich mir eine gewisse Chance ausgemalt, erstelle ich mir ja immer selber meine Leserätsel und wahrscheinlich auch meine Literaturspiele und, um ein solches handelt es sich auch bei „Mimikry“, dem von Philipp Albers und Cornelius Reiber herausgegebenen Buch, das auf Grund eines Spieles entstanden ist, das im letzten Sommer in Berlin stattfand und zwar wurden da immer einige Literaturexperten, Autoren, Kritiker, Intellektuelle etcetera zu einer Runde eingeladen und dann wurde aus dem jeweiligen Bücherregal ein paar Bücher herausgesucht, erinnert mich ein bißchen an meine „Wurf- und Greifworte“ mit denen ich mich ja in letzter Zeit bevorzugt beschäftigte.

Aber da wurden ein paar Seiten aus einem Buch vorgelesen, um auf den literarischen Stil des Autors hinzuweisen, danach der erste Satz und dann mußten die Anwesenden so zwischen fünf  und acht Personen, Rona von Rönne war dabei und Iloma Mangold, der aber angeblich immer falsch geraten hat, einer war der Spielleiter, die nächsten Sätze weiterschreiben.

Der Spielleiter schrieb die Richtigen und nachher mußte man raten, welcher Satz  vom Originalautor aus dem Originalbuch war. Da gab es, glaube ich, achtzig Bücher und einige Runden und so ist dann die Idee entstanden,  ein Buch daraus zu machen, wo die jeweiligen Spielabende mit Fotos und den falschen und den richtigen Texten enthalten sind.

Die beiden Herausgeber erzählten das, dem ziemlich leeren Literaturhaus, obwohl, glaube ich, in dem Vorraum sogar die Videowand hergerichtet war, falls ein großer Andrang wäre, weil ja als Literaturexperten und Rätselerrater Tex Rubinowitz, der Bachmannpreisträger vor zwei Jahren, bei dem ich schon einmal in einem sehr vollen Literaturhaus war und dann noch Hanna Engelmeier eingeladen wurden.

Das Publikum durfte  mitraten und das tue ich ja sehr gerne und würde ja auch einmal beim Literaturquizz der „Buch-Wien“ teilnehmen, so waren Zettel ausgeteilt und dann ging es los mit den vorbereiteten fünf beziehungsweise sechs Bücher.

Das erste war von Werner Herzog, die „Eroberung der Nutzlosen“, der ja, glaube ich, eher ein Filmregisseur war, so hatte ich keine Ahnung, was ich raten sollte und bin auch falsch gelegen, die beiden Experten lagen aber richtig, obwohl Tex Rubinowitz immer ziemlich herumredete und den Ahnungslosen markierte.

Beim zweiten war es dann leichter, denn „Amerika“ ist so ziemlich der einzige Kafka den ich gelesen habe und daß Karl Roßmann dorthin geschickt wurde, weil er das Dienstmädchen seiner Eltern geschwängert hat, habe ich mir gemerkt, obwohl ich mir das Buch, glaube ich, schon als Studentin kaufte.

Dann durfte man zwischen Houllebeque und Beigbeder wählen, das Publikum entschied sich für die „Ausweitung der Kampfzone“, das habe ich dann richtig erraten, während ich mir bei Nietzsche „Also sprach Zarathrustra“ und Felizitas Hoppe „Hoppe“, die ich ja vor kurzem in Göttweig aus diesem Buch lesen hörte, mehrere Alternativen vorstellen hätte können.

So brachte ich es dann schließlich auf vier richtige Antworten, habe das Buch aber trotzdem nicht gewonnen, das tat eine junge Kunststudentin, deren Hund man dann bewundern konnte und Wein und Bier und mehr oder weniger intellktuelle Gespräche gab es auch und wenn ich mit den „Berührungen“ dann fertig bin, kann ich ja wieder nach meinen „Wurf und Greifgeschichtenbüchern“ fassen und sozusagen für mich selber „Mimikry“ spielen und mir aus dem gefundenen Wort meine eigenen Geschichten machen und den Spaß meine eigenenen Romananfänge aufzuschreiben, habe ich mir auch einmal gemacht.

2016-05-17

Wochenbeginn

Am Sonntag war es dann beim Pfingstmarkt in Nußdorf an der Traisen ein wenig kalt und windig und die Gespräche, die man an den Weinfäßern vor den Ständen über die kommende Bundespräsidentenwahl machen konnte, waren auch nicht unbedingt erfreulich.

Der Alfred ist dann bei der Rückfahrt auch noch vom Rad gestürzt und hat sich den Arm geprellt und ich habe mir in der Nacht die „ATV-Diskussion“ mit Alexander van der Bellen und Norbert Hofer ohne Themenvorgabe und Diskussionsleiter angeschaut, die von den sie anschließend analysierenden Politikberatern, als untergriffig empfunden wurde.

Ich habe sie gar nicht so schlecht empfunden, denn es ist ja auch sehr wichtige Wahl, beziehungsweise Weichenstellung, ob wir jetzt einen „grünen“ oder „blauen“ Bundespräsidenten bekommen sollen, da diesmal die Farben der beiden Großparteien, die sonst üblich wären, beim ersten Durchgang weggefallen sind.

Gestern gab es noch ein Konzert auf Alexander van der Bellens Facebookseite „Stimmen für van der Bellen“ mit Hubert von Goisern, Andre Heller, Andreas Vitasek und noch vielen anderen Künstlern, beziehungsweise Botschaftsgebern, das mich auch einige Stunden gekostet habt und heute habe ich wieder mit dem Korrigieren der „Berührungen, das jetzt „Nicht berühren oder Variationen der Romanentstehung“ heißen wird, angefangen.

Da habe ich ja das letzte Mal geschrieben, daß ich mit den ersten zwei oder drei Szenen noch immer nicht einverstanden bin. Ab Szene fünf, wo die Anna Augusta in Theo Hardenbergs Praxis geht und der ihr einen Tip für eine Szene gibt, wird es besser.

Aber in den Anfang bin ich wieder viel zu schnell, beziehungsweise ohne recht zu wissen, wie, hineingegangen, denn nur mit dem „berühren“ oder „Angesichts der Flüchtlingskrise darf man nicht um die Welt reisen“ geht es vielleicht nicht.

Das habe ich jetzt, obwohl ich es ohnehin schon öfter machte, noch einige Male durchgenommen und diesmal je ein paar Sätze hinzugefügt, um das Ganze fülliger beziehungsweise verständiger zu machen.

Mal sehen, wie weit ich damit komme und wie zufrieden ich damit bin, ansonsten ist es vielleicht spannend, daß ich diesmal, womit ich ja früher immer Schwierigkeiten hatte, den Inhalt nacherzählen kann.

Es gibt drei oder vier Ebenen, die Himmelsgeschichte mit Zweig, Doderer und Anne Frank, die Ebene mit Zarah, den Studenten und Hildegard Hadringer und dann, die der Anna Augusta, die ihrem Psychiater Theo Hardenberg ihren Roman erzählt, beziehungsweise dieser in den drei Ebenen entsteht, deshalb der Titel und als Buchtext habe ich gedacht, könnte ich die „Bierdosen-Geschichte“ nehmen, die ich mir bei der letzten Schreibgruppe ausgedacht habe. Die müßte wahrscheinlich gekürzt werden, damit sie auf den Buchrücken passt, aber sonst ist das vielleicht ganz spannend.

Der Druckauftrag für „Paul und Paula“ ist gegeben, jetzt bin ich gespannt, ob das Buch noch kommt, bevor wir auf Urlaub fahren und die „Nika“ müßte auch noch fertig werden, damit wir das Dummie bestellen können. Das wird sich wahrscheinlich nicht mehr ausgehen, da es aber ohnehin ein Adventkalender ist, ist noch Zeit, bis das Buch zur Jahreszeit passt, denn für den Sommer liest man ja ohnehin besser ein Sommerbuch, also meine „Ereignisreichen Sommererlebnisse vierer prekärer Literaturstudentinnen“, beispielsweise.

Bezüglich Lesungen kann ich vermelden, daß sich jetzt Christoph Kepllinger gemeldet hat, der an der letzten „Linken Wort Anthologie“ arbeitet und für die nächste Lesung das Thema „Arbeit“ vorschlägt, da habe ich ja sicher einige Texte, obwohl ich noch nicht extra darüber nachgedacht habe, aber ein Text über eine Romanentstehung gehört ja auch zum Thema Arbeit.

Mit dem Zweig und Doderer lesen, komme ich auch bald an das Ende, beziehungsweise habe ich jetzt den „Fouche“, die Biografie über den französischen Polizeiminister angefangen und da ist erstens spannend, daß Stefan Zweig neben seinen leidenschaftlichen Novellen, auch vielleicht nicht ganz so erfreuliche Biografien schrieb, denn der Joseph Fouche war ja ein ziemlicher Wendehals, beziehungsweise sicher unangenehmer Zeitgenosse.

Mir ist er jedenfalls nicht sympathisch und zweitens ist interessant, daß er in den „Berührungen“ auch vorkommt und zwar sitzt er im Wolkencafe mit Marie Antoinette an einem Tisch, was vielleicht nicht ganz passend ist, weil er ihr Todesurteil unterzeichnete, aber im Himmel ist ja alles vorstellbar, ich kann ihn aber auch immer noch an den Nebentisch setzen und sie feindlich zu ihm hinübersehen lassen.

„Brasilien“, das Buch, das Stefan Zweig über seinen letzten Aufenthaltsort schrieb, ist jetzt auch gekommen, das ist dann wahrscheinlich der letzte Zweig, den ich zu Recherchezwecken lese, von Doderer warten ja noch die „Wasserfälle von Slunj“ auf mich, die ich auch nach Kroatien mitnehmen kann und wenn wir zurückkommen, läuft vielleicht der Film „Vor der Morgenröte“, wo Josef Hader, den Zweig spielt, der, um wieder zum Ausgangsthema zurückzukommen, auch in den „Stimmen für van der Bellen“ aufgetreten ist und spannend, wer dann am Sonntag unser neuer Bundespräsident werden wird, ist es sicher auch und kann in den „Berührungen“ auch noch ergänzt  werden, bevor die Hildegard Richtung Istanbul mit ihrem blauen VW-Bus fährt.

2016-05-16

Die Merowinger oder die totale Familie

Nun geht es weiter mit einem kleinen „Doderer-Schwepunkt“, denn ich habe in meinem Regalen, entgegen meiner Erinnerung nur die „Merowinger“ und „Die Wasserfälle von Slunj“, neben dem „Doderer-Buch“ und den „Dämonen, die ich in den Siebzigerjahren als Studentin gelesen habe, gefunden.

„Die Merowinger“, ein dtv-Taschenbuch aus den Siebzigern dürfte ich bis Seite 143 angelesen habe, da gab es jedenfalls eine eingelegte Karte und ein Eselsohr und außerdem habe ich die Stelle, wo der Professor Horn mit seinen Patienten, der Schwester Helga un den Pauken und Trompeten durch seine Praxis jagt, schon auszugsweise, glaube ich, in einer von meiner Großmutter abonnierten Zeitschrift gelesen.

Erschienen ist das Buch 1962, nach der „Strudlhofstiege“ und den „Dämonen“, irgendwo habe ich gelesen, daß Doderer es dazwischen geschrieben hat, um sich zu entspannen und auf der letzten Seite wird es von ihm selbst, beziehungsweise seinem Alter Ego? Doctor Döblinger als „Blödsinn?! Alles Unsinn-“ bezeichnet. Die „Amazon Leser“ tun sich ebenfall schwer, bezeichnen es als Nonsense oder schreiben, sie hättten es nicht verstanden und wenn ich es recht verstanden habe, gibt es vielleicht noch eine neuere dtv Ausgabe, aber sonst das Büchlein eher antiquarisch zu beziehen.

Hilde Spiel habe ich in einer alten „Spiegel Rezension“ gelesen, hat es als Parodie auf das dritte Reich interpretiert und dem würde ich mich anschließen. Sein historisches Wissen hat Doderer, der ja Geschichte studierte, darin auch ausgelebt und es geht um viel in mehreren Ebenen, um Gewalt, um Wut, um die Nibelungen, die damalagie Psychiatrie-Kritik, die Geheimbünde, etcetera, etcetera.

In den Kritiken wird neben der  Unverständlichkeit noch die schöne  Sprache erwähjnt und ich füge hinhzu, daß es mir  ganz gut gefallen hat, obwohl ich einiges überlesen habe und mich bei dem monogigantischen Doderer im Gegensatz zu Zweig bei dem ich mich jetzt schon so ziemlich durchgelesen habe, nicht ganz auskenne, obwohl das Doderer-Buch eine ganz gute Einführung gibt.

Und da treffen wir in den Erzählungen  auch den Doctor Döblinger, Doderer verwendet auch eine etwas altertümlich Schreibweise und die „Posaunen von Jericho“ sind wohl als Vorstudien zu verstehen..

Was mir aufgefallen ist, ist, daß in dem Buch mit DM bezahlt wird und die Stadt in der es spielt dürfte nicht Wien sein, beziehungsweise wäre es nicht zu erkennen, aber Doderer hat ja lange in Bayern gelebt.

Es gibt eine Ahnentafel der Merowinger, ein gezeichnetes Wappen und einiges in Reimen und ein scharfes Bild der Fünfzigerjahre, in dem das Buch ja spielt, wird, glaube ich, auch gezeichnet, das ich sehr beeindruckend finde, weshalb ich mich an das Buch auch gut erinnern konnte.

Sehr gut kann mans nicht nacherzählen, also vielleicht keine allzugroße Spoilergefahr, denn besonders scharf auskomponiert scheint es mir nicht zu sein, sondern die verschiedenen Ebenenen eher nacheinander angeführt und nebeneinander gestellt

Da gibt es Childerich III oder den Baron Bartenbruch, den Merowonger, der in seiner Jugend von seinen Brüdern verprügelt wurde und dessen Ehrgeiz es jetzt ist, durch Heirat sein eigener Großǘater, Neffe, Onkel, Enkel, etcetera zu werden, um sich da ganz auszukennen, müßte man genauer lesen oder die Ahnentafeln mit den verschiedenen Seitensträngen der Familie studieren. Er träg auch einen langen Bart und hat ein Stadt- und ein Sommerpalais, dort hält ein eine Menge Diener, sowie einen Hofzwerg, die er verprügelt, aber gut bezahlt, so daß ihm die „Kanaille“ dankbar ist und er wird auch von einer grimmigen Wut geplagt, so daß er die Privatpraxis von Prof Dr. Horn aufsuchen muß, der eine seltsame Therapiemethode entwickelt hat.

Mit seiner Schwester Helga jagt er die Patienten zum Krönungsmarsch von Mayerbeer durch seine Praxisräume, behandelt sie mit einem Nasenzwicker, läßt sie Figuren zerschmeißen und weil das alles ja nicht leise ist, sucht er die unter ihm wohnenen Herren, Dr. Döblinger den Schriftsteller und den frühpensiopnierten Oberlehrer Zilek auf, um ihnen Lärmmiete zu bezahlen. Die machen das dann nach und eröffnen auch eine Praxis für Heilgymnastik, das Haus tobt, die Krankenwägen müssen auffahren und die resche fesche Hausmeisterin, die es auch hier gibt, sperrt sich am Dachboden ein.

Einen Regierungsdirektor Schajo gibt es auch, denn die anderen Patienten Prof Horn haben sich ihre Wut von den Anstehen in den Ämtern geholt und der Direktor hat nun eine Gegentherapie entwickelt und so dem Professor Konkurrenz gemacht.

Die Firma „Hulesch und Quenzel“, eine Art  Geheimclub, der die Weltherrschaft übernehmen will,  gibt es auch, hier ist der Oberlehrer Mitrglied und die sucht ihre Mitglieder auf und überreicht ihne,n als Erkennungszeichen ein bestimmtes Buch, das man aber auch ganz normal im Buchhandel kaufen kann.

Childerich,  der Wütende hat durch die Karolinger beziehungsweise seinen Majordomus Pippin oder französisch ausgesprochen Pepin, Konkurrenz, der ihm vernichten will, was  nach dreihundert  auchSeiten gelingt. Childerich wird entbartet und entmannt, zieht  sich in eine zwei Zimmerwohnung zurück, zahlt seiner riesigen Familie ihr Erbe aus und watscht nun, weil er es doch nicht ganz lassen kann, gegen Bezahlung eine Nachbarin und der Doctor Döblinger sitzt in seiner vielleicht ruhigeren Wohnung und schreibt diesen „Blödsinn“ auf.

2016-05-15

Pfingststorming

Jetzt kann ich auf das übliche Pfingstprogramm hinweisen, daß in Harland aus der Radfahrt zum Pfingstfest nach Nußdorf an der Traisen besteht, als Studentin und junge Psychologin bin ich mit den logischen Denkern zum Pfingsttreffen nach St. Gallen in der Steiermark gefahren, einmal war ich in Wien und das gabs das Bachmann-Symposium, so daß ich mit einem netten Führer zu den Orten gefahren und gegangen bin, wo sie in Wien wohnte und der hat uns dann das Cafe Raimund gezeigt und gesagt, da hat einmal der Hans Weigel, der ja jetzt eine Tafel dort hat, einen Roman über sie geschrieben. Den habe ich seitdem gesucht und inzwischen (ohne den offenen Bücherschrank) gelesen und einen Lesemarathon habe ich einmal, als der Alfred auf Reisen war, auch gemacht und einmal habe ich einen Bücherstapel aus der Galerie Splitter auf den Judenplatz getragen.

Heuer sind wir wieder in Harland und das Wetter ist wieder nicht besonders schön, es ist eigentlich scheußlich, kalt und naß, was mich ja nicht so besonders stört, aber der Alfred jammert ständig und so habe ich in der „Schokolade“ auch einen „Wetternörgler“, der ihn zum Vorbild hat.

Was tut man an so einen Wochenende, außer am Samstag in der Regenjacke, wie gewohnt zum Markt fahren und dort ein Würstel oder wenn vorhanden einen Burger essen, eine Leberkässemmel steht auch zur Alternative, am Sonntag zu der Frau Herziger auf einen Kaffee bezeihungsweise ein Glas Wein und am Montag auf die Rudolfshöhe, aber dort hatte ja der Wirt im vorigen Jahr geschloßen?

An ein Pfingststorming habe ich am Freitag, als ich nicht schlafen konnte gedacht und mir die vorhandenen Alternativen ausgemalt, die hauptsächlich in einem Lese- und Schreibmarathon gipfelten und das habe ich dann auch  wenig spekulär getan.

Denn es gibt ja drei Schreibprojekte, um es mal, wie Annika Bühnemann ausdrücken, deren täglichen Vlogs ich mir ja seit Leipzig gerne ansehe und da ist am Donnerstag gerade rechtzeitig, so daß ich noch zum klinischen Mittag gehen konnte, wo es um das Trinken ging,  der Probedruck von „Paul und Paula“ gekommen und o Wunder, es gibt keine Fehler. Vielleicht habe ich was übersehen, aber ich habe es ja vorher zweimal dem Alfred wieder weggenommen und umgeschrieben, einmal um die Rückmeldungen meiner Testleserin einzuarbeiten, das zweite Mal um keine Personenrechte zu verletzten, jetzt kann es an die Druckerei gehen und wenn wir Glück haben, kommt das Buch schon vor dem Urlaub.

Das Probekapitel und das schöne Cover kann man sich auch schon ansehen und wenn man will noch die Gewinnspielfragen beantworten.

Dagegen hat mich das Fehlerteufelchen bei der „Nika“ noch immer nicht ausgelassen, so daß dieses Buch jetzt höchstwahrscheinlich nach der“Paula“ erscheinen wird, obwohl ichs ja im November beim „Nanowrimo“ geschrieben habe und die Transgendernovelle im Jänner, was aber gar nichts macht, denn es ja ohnehin ein Weihnachtsbuch beziehungsweise Adventkalender.

Und dann gibt es ja die „Berührungen“, die habe ich am Freitag eher lustlos, es gab in Ö1 ein Gespräch mit Renata Schmidtkunz und Klaus Amann über Christine Lavant, das ich mir anhören wollte,zum Korrigieren vorgenommen habe, da habe ich ja vorige Woche den Rohtext fertiggestellt, war eigentlich zufrieden und jetzt bin ich wieder über den Anfang gestolpert und  mir gedacht, das sitzt noch nicht so recht, da muß ich noch was ändern, aber was?

Da müßte ich vielleicht was umschreiben, den Beginn anders anlegen, da bin ich vielleicht zu schnell hineingesprungen, so daß nicht wirklich glaubhaft ist, warum die Hildegard keine Reise machen soll und die Anna Augusta zum Psychiater geht und dann könnte man es mir vielleicht auch wieder als Jammerrei oder larmojant auslegen und wirklich ausgefeilt ist das mit dem „berühren“ auch nicht….

Andererseits denke ich mir dann wieder, ist ja egal, wenn ich ohnehin keine Leser habe, schreibe ich es so, wie es mir gefällt und da stelle ich halt  meine Bücher und mein Schreiben vor.  Einige werden darin erwähnt und auch, daß die ausgeschriebene Anna Augusta schon so viel geschrieben hat, denn eine Reise kommt ja in den „Dreizehn Kapiteln“ vor, die depressive Thekla Morgenstern trifft die Jasmin im Park die ihr von der IS gefährdeten Selma erzählt, eine Agathe holt in der „Begrenzten Frau“ ihr ersparten von der Bank ab, um in den Waltd hinauszugehen und nicht mehr wiederzukommen, eine „Flüchtlingstrilogie“ kommt vor, etcetera

Interessant dazu vielleicht das Gespräch mit Klaus Amann, dem emeritierten Klagenfurter Literaturprofessor und Literaturarchivgründer, in dem auch erwähnt wurde, daß Christine Lavant irgendwann zum Schreiben aufgehört hat und, daß das viele Autoren tun, weil sie mit dem Druck endes zweite Jahr ein Buch schreiben zu müssen nicht mehr mitkommen und irgendwann, wenn man vierzig Bücher geschrieben hat ist man vielleicht auch ausgeschrieben und beginnt sich zu wiederholen. Martin Walser hat Klaus Amann angemerkt, schreibt zwar auch in den Neunzigern fleißig weiter, aber das wurde ja auch schon kritisiert und wiederholt sich, glaube ich, auch.

Nun ja , das Schreiben ist mir wichtig, obwohl ich keinen Erfolg habe es niemand außer mir bemerkt wahrnimmt und als interessant befindet, aber ich schreibe wahrscheinlich auch, entgegen der Ratschläge, die man in den Schreibratgebern und Marketingkursen für Autoren, hören kann, eher für mich, als für die anderen, sollte den Text aber trotzdem  noch  gründlich korrigeren und bearbeiten, den Anfang wenn ich es zusammenbringe, vielleicht doch noch umschreiben, etcetera.

In Harland, wo ich keine Drucker habe, muß ich das Ganze durchgehen, in Wien kann ich es wieder Szene für Szene machen und vielleicht bringe ich es hin, daß es mir gefällt.

Aber es ist mein über vierzigstes Buch und die Themen wiederholen sich, denn man schreibt ja immer dasselbe Buch, sein Leben lang, daß das nicht von mir, sondern von Doderer ist, weiß ich inzwischen und da bin ich schon beim nächsten, nicht nur Pfingstschwerpunkt und da habe ich mir jetzt auch  Doderer als Ziel gesetzt, beziehungsweise die Dtv- Taschenbüchlein aus den Achtzigerjahren, die Wasserfälle von Slunj“ und die „Merowinger“, die ich in Harland habe und ich habe außer dem „Doderer-Buch“ und den „Dämonen“ keine anderen „Doderer“ in meinen Regalen, obwohl ich im Gedächtnis hatte, daß ich mir den in der Studentenzeit sehr viel kaufte und gelesen habe.

Mit den „Merowingern“, die ich ja  angelesen habe, habe ich auch schon begonnen, die „Wasserfälle“ passen irgendwie in den Urlaub, weil sie in Kroatien sein dürften und Stefan Zweig habe ich auch noch ausgelesen. Da gibt es im Juni auch einen Film, wo  Josef Hader seine Rolle spielet und den ich mir vielleicht ansehen kann.

Das alte Bücher lesen ist sehr interessant, bezüglich Zweig habe ich ja noch den „Fouche“ in Wien liegen, „Brasilien“ soll auch noch kommen und ich könnte auch wieder habe ich gedacht zur Bücherzelle beim Viehofener See und nachschauen, ob mir da einer die „Strudelhofstiege“ oder „Die Sternstunden der Menschheit“ hineingelegt hat.

Das wäre ja auch so eine Idee für einen Pfingstmarathon, ein anderer wäre nach Wilhelmsburg oder nach Traisen fahren und dort ein wenig shoppen und das Baden mit den vielen Durftölen, die mir die Anna immer zu Weihnachten schenkt, gibt es natürlich auch, denn ich bin ja eine Badewanneleserin und in meine Bücherregalen kann ich mich auch umsehen, staunen, lesen, umsortieren, etcetera.

Es scheint also ein etwas leises Stürmen zu werden mit der Hoffnungen meine Begrenzungen ein wenig aufzulösen, mit dem Berühren vielleicht besser zu werden, meine Bücher und die Themen über die ich noch schreiben könnte, zu ordnen und am Montag fahren wir auch schon früher zurück, weil der Alfred am Dienstag immer seinen Betriebsausflug hat.

2016-05-14

Erstes Erlebnis

Gleich geht es weiter mit Stefan Zweig und seinen Novellen der Leidenschaft  „Erstes Erlebnis-vier Geschichten aus Kinderland“, 1930 im „Insel-Verlag“ in Leipzig erschienen.

Ein Buch aus der 41- 46 Tausender Auflage, Stefan Zweig war ein sehr gelesener Autor, von denen viele vielleicht auch am 10. Mai 1933 in den deutschen Städten brannten.

Meines hat ein  Dipl. Ing. aus dem sechsten Bezirk besessen und ich habe es, vielleicht eine Verlassenschaft, schon vor längerer Zeit in einem der Schränke gefunden, man sieht, auch bei mir gibt es Lesespuren und ein Archivieren, so habe ich es bezüglich meines Stefan Zweigs Schwerpunkts herausgeholt und mich in die alte Schrift eingelesen.

„Vier Geschichten aus Kinderland“, das scheint mir etwas untertrieben, denn die meisten der Erzählungen handeln von Pubertierenden und sie behandeln, dann stimmt es wieder „Das erste Erlebnis“ zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben und wir können raten, vergleichen und herausfinden, was in Zeiten der vielen Traumatisierungen nach einem möglichen oder tatsächlichen Mißbrauchs inzwischen anders geworden ist.

Das Buch ist Ellen Key, einer 1926 verstorbenenen schwedischen Reformpädagogin, „In herzlichem Gedenken der hellen Herbsttage von Gagni di Lucca“ gewidmet und beginnt mit einem Gedicht:

„O Kindheit, wie ich hinter deinen Gittern,

Du enger Kerker, oft in Tränen stand,

Wenn draußen er mit blau und goldnen Flittern

vorüerzog, der Vogel Unbekannt“,

da nichts anderes dabei vermerkt ist, nehme ich an, es ist von Stefan Zweig, sonst würde ich es Rilke zuschreiben, beziehungsweise es mich an den „Panther“ erinnern.

Es mit der „Geschichte in der Dämmerung“, wie die nachfolgende „Gouvernante“, schon in den „Novellen der Leidenschaft“ enthalten, aber dieses wurde erst 1966 von S Fischer, verlegt, meines war eine „Donaulandausgabe“ und erinnert  den „Brief einer Unbekannten“ oder „An die Frau und Landschaft“

Sie wird in der Dämmerung vom Erzähler erträumt, hat er sie aus einem Buch gelesen oder von einem Bekannten erzählt bekommen? Da kommt jedenfalls das Bild eines fünfzehnjährigen Knaben, der in Schottland in der Dämmerung die Treppen eines Schloßes hinabsteigt und in den Garten geht, dort hat er eine erotische Begnung. Eine Frauengestalt schmiegt sich an ihn, küßt und herzt ihn und verschwindet. Er forscht unter den anwesenden Frauen, eine Gräfin, eine Tante, drei Cousinen nach, wer es gewesen sein könnte? In der nächsten Nacht trifft er sie wieder und presst das Medaillon ihres Armbandes in seine Haut, es ist achteckig und seine Cousine Margot trägt am nächsten Morgen ein solches, er spricht sie beim Ausritt darauf an, sie reagiert unwirsch, meint er wäre ungezogen, ihre Schwester Elisabeth reagiert besorgter und am Abend kommt es zur nächsten Begegnung und weil in Margots Zimmer  noch Licht brennt, steigt er auf einen Baum, um mit ihr zu sprechen, fällt aber hinunter, bricht sich das Bein und die Schwestern  besuchen ihn dann in den Wochen, wo er in seinem Zimmer stillsitzen muß. Einmal, er hat die Augen geschloßen, es kommt eine Besucherin und streicht über seine Hand, als er sie öffnet, erkennt er mit Schrecken, es ist Elisabeth und nicht Margot, die eine liebt er, die andere ihn. Der Sommeraufenthalt ist bald vorüber, die beiden Schwestern heiraten später und Bob irrt rastlos durch die Welt.

„Die Gouvernante“ hat mich bis auf ihren etwas rührseligen Schluß sehr gepackt, denn klarer kann man vielleicht nicht in die Schlafzimmer der bürgerllichen Wohnungen mit ihren verschiedenen Stände blicken, zu Beginn des vorigen Jahrhunderts blicken.

Das sind zwei namenlose Kinder, zwei Mädchen zwölf und dreizehn Jahre alt, liegen im Bett und sprechen von ihrem „Fräulein“, das ebenfalls keinen Namen hat. Den hat nur der Cousin Otto, ein Student, der in der Familie wohnt und dem, plaudern die beiden Mädchen aus, scheint das Fräulein zu gefallen, kommt er doch oft zu ihnen, wenn sie mit ihr in den Prater, im Stadtpark oder Volksgarten spazierengehen. Dann erlauschen sie ein Gespräch zwischen ihm und ihr und die Ältere kennt sich nicht aus, denn das Fräulein spricht von einem Kind, das sie hat. Wo ist es, denn das haben ja nur die verheirateten Frauen und sie ist mit Otto ja gar nicht verheiratet. Der zieht auch bald aus, um ungestört zu Ende zu studieren,  die Mutter bittet das Fräulein in ihr Zimmer und entläßt die „unmoralische Person“. Die ist verstört, die Kinder sind es auch, beschließen noch vor dem Frühstück aufzustehen und ihr einen Strauß weißer Rosen in ihr Zimmer zu legen, weil sie ja, wenn sie von der Schule kommen, schon fort sein könnte. Allein, das Zimmer ist leer, die Sachen durcheinender geworfen, es gibt einen Abschiedbrief. Jetzt reagiert auch die Mutter, Otto wird geholt und den Kindern wird wieder nichts rechtes erklärt, so daß sie sich verstört von den Lügen der Erwachsenen abwenden, aber selbst schon etwas unwahr werden und sich vielleicht später in ihrer Hochzeitnacht, die Geheimnisse erklären können. Stefan Zweig hat ja auch in der „Welt von Gestern“ sehr deutlich von den Unterschieden in der Erziehung der männlichen und weiblichen Jugend geschrieben. Den heranwachsenden Knaben werden hübsche Dienstmädchen engagiert, damit sie sich nicht im Bordell anstecken müßen, den Mädchen kann passieren, daß sie in der Hochzeitsnacht erschrocken nach Hause laufen und „Er hat versucht mich zu entkleiden!“, rufen.

Ein bißchen fies erscheint heute vielleicht die „Sommernovellette“ eine kleine Geschichte, die der Erzähler in Italien von einem älteren Herrn berichtet bekam. Der scheint sehr anspruchsvoll und auch gelangweilt, sucht niemals die gleichen Orte auf, aber in dieser Pension war er schon vor Jahren. Damals wohnten dort zwei Damen mit einer heranwachsenden Sechzehnjährigen, die sich sichtlich langweilte und in den ewig gleichen zwei Gedichtbänden „Goethe und Baumbach„, nie von ihm gehört, blätterte. Da „erbarmte“ er sich ihrer oder machte sich einen Scherz .Er schrieb ihr Liebesbriefe und beobachtete darauf am Tisch ihre Reaktion und das Wunder geschah, sie blühte auf. Er trieb das Spiel weiter, erfand den Liebhaber in den Nachtbarort, so daß sie die ankommenden Schiffe zu beobachten begann. Später mußte sie abreisen und wird wahrscheinlich auch geheiratet haben und der Erzähler meint, daß sein Interesse nicht dem Mädchen oder dem jungen Mann der dann tatsächlich mit einem der Schiffe ankam, gegolten hätte, sondern der Psyche des Briefschreibers und daß er die Novelle mit ihm weitergeschrieben hätte.

Dazwischen gibt es die längste Novelle „Das brennende Geheimnis“, das auch in der „Arte-Dokumentation“ erwähnt wurde, 1911 erschienen, 1933 als die Bücher brannten, schreibt Zweig, glaube ich, in der Welt von gestern, lief der Film gerade in den Beriner Kinos und die Menschen strömten hin.“

„Hoffentlich die Treue! Sie ist kein leerer  Wahn!“, hat jemand, der Diplomingenieur oder seine Frau vielleicht, in Kurrentschrift darüber geschrieben und man kann die Geschichte hundert Jahre später, sicher wieder in sehr vielen Schichten betrachten und interpretieren.

Da fährt ein Baron  in den Frühjahrsurlaub auf den Semmering, langweilt sich, schaut die Gästeliste durch, da ertönt auf einmal eine weibliche Stimme ruft  „mit affektieren Akzent“ „Mais tais -toi docc, Edgar!“, das ist die Mama, die mit dem kränklichen Sohn, selbstverständlich nur französisch spricht, obwohl sie offenbar, den damals üblichen weiblichen Bildungsansprüchen entsprechend, gar nicht so gut kann und der Jagdinstinkt ist geweckt. Aber wie kann er an die Frau heran, die sich ein Ansprechen, wieder nach den damaligen Sitten verbieten würde?

Er versucht es über den Zwölfjährigen, der sich in der Einsamkeit der Bergwelt ohnehin schon langweilt, geht mit ihm spazieren, verspricht ihm einen Hund und kommt so, wie gewünscht mit der Mutter in Kontakt. Enttäuscht wird der Kleine, als die Beiden am nächsten Tag dann keine Zeit mehr für ihn haben, ihn auf die Post schicken und, als er zurückkommt, sieht er sie in den Wagen steigen, obwohl die Mutter ihm zu warten versprochen hat.

Das weckt nun die Jagdinstinkte des Kinde, er ahnt das Geheimnis, das er offenbar noch gar nicht versteht, will ihm aber auf die Spur kommen, stellt den Baron, als die Zwei zurückkommen in der „Hall“ zur Rede, muß daraufhin allein im Zimmer speisen, springt aber aus dem Fenster und schlecht den Beiden nach und als die Mama dann doch, zögernd natürlich, dem Baron in sein Zimmer folgen will, steht er bereit und schlägt ihn nieder.

Am nächsten Tag, der Baron ist abgereist, soll er einen Entschuldigungsbrief schreiben, er tut es nicht, sondern fährt mit den zwanzig Kronen, die er mal bekommen hat, nach Baden zu der Großmama. Dort erwartet ihn der strenge Papa, auch ein Rechtsanwalt und stellt ihn zur Rede. Als er alles sagen will, sieht er hinter ihm das Gesicht der Mutter, die ängstlich schaut und den Finger auf die Lippen legt. Da sagt er nichts und entschuldigt sich nur und fängt wahrscheinlich erst viel später zu begreifen an, daß er die „Unschuld“ der Mutter gerettet hat und die sich nun, wie Stefan Zweig weiter schreibt „ein Gelöbnis der alternden Frau (wahrscheinlich ist sie fünfunddreißig), daß sie von nun ab nur ihm, ihrem Kinde gehören wollte, eine Absage an das Abenteuer, einen Abschied von all en eigenen Begeherlichkeiten“ gibt.

Interessant diese Talfahrt der erwachendenen, beziehungsweise erschlummernden Gefühle, das Erwachsenwerden der bürgerlichen Kindheiten vor hundert Jahren und das Beobachten was sich alles inzwischen geändert und vielleicht doch, wenn auch in veränderter Form, gleichgeblieben ist.

Interessant auch die Auffmachung und die Zusammenstellung des Bandes, das Widmung für die Reformpädagogin  und das Gedicht an die Kindheit, denn es sind ja alles, irgendwo habe ich gelesen, an Schnitzler angelehnte, erotische Geschichten, die aus der Perspektive des Kindes erzählt wurden.

Und dazu noch ein Bonmot aus den heutigen Tagen, vor ein paar Wochen bin ich im Literaturhaus beim Wein gestanden und habe einer Erzählung zugehört, wo ein Mädchen den Stiefvater nur mit einem Anagramm anredet, also seinen Namen rückwärts ausspricht.

„Sie lehnt ihn ab!“, habe ich interpretiert und noch dazu kreativ, antwortete die Erzählerin, hier hat der Junge, die „Ehre seiner Mutter verteidigt, was heute vielleicht ein wenig kitschig klingt und hat dabei auch, wie Zweig andeutet, die eigene Erotik gespürt und ist, wie er weiterschreibt, frühzeitig erwachsen geworden.

2016-05-13

Novellen der Leidenschaft

Nach den Spätwerken geht es wieder zurück in Stefan Zweigs Schaffen, mit der „Donauland-Ausgabe“ „Novellen der Leidenschaft“, die mit einem Nachwort von Richard Friedenthal, zehn seiner berühmten Novellen enthält.

In dem Nachwort wird die „Welt von Gestern“ beziehungsweise Zweig zitiert, wie er in Amerika, sich vorstellend er sei ein armer Einwanderer durch New York wandelte und so wahrscheinlich Stoff für seine  Erzählungen fand,  die er dann zu seinen meisterhaften Novellen verdichtete.

Der 1930 bei Insel erschienenen Band „Erstes Erlebnis“ wird erwähnt, der als Nächstes auf meiner Leseliste steht und dann geht es los mit der 1922 erstmals veröffentlichen Erzählung „Der Amokläufer“ mit der ich, ich muß es bekennen meine Schwierigkeiten hatte.

Die Klarheit würde ich es definieren, die mir sowohl in der „Ungeduld des Herzens“ als auch besonders in der „Welt von Gestern“ so gefallen hat, geht mir hier ab und ich weiß ich nicht, ob ich es damit begründen kann, daß es halt ein Frühwerk ist.

Die Novelle ist, habe ich, gelesen und in der „Arte-Dokumentation“ gehört, unter dem Einfluß Freuds entstanden, das kann ich nachvollziehen, logisch erscheint mir diese Geschichte einer „Besessenheit“, aber nicht und aus heutiger Sicht gesehen, wahrscheinlich auch ein bißchen rassistisch.

Es gibt einen Erzähler, der fährt 1912 mit einem Schiff von Kalkutta nach Europa zurück undhat da des Nachts auf dem Deck eine seltsame Begegnung mit einem seltsamen Mann, der ihn zuerst bittet, er soll nichts von seiner Anwesenheit erzählen, ihm in der nächsten Nacht dann seine Geschichte erzählt, dabei eigenartig wirkt.

Er ist Arzt und hatte in Leipzig, wo er in einem Spital arbeitete,  Schwierigkeiten mit den Frauen und dem Gesetz, so mußte er sich nach Indonesien in die Kolonien versetzen lassen, lebte da sieben Jahre in der Wildnis, ohne weiße Frauen, nur von “ gelben Weibern“  und Whisky umgeben.

Dann kommt eines Tages eine verschleierte Dame zu ihm und bittet ihn, um eine Abtreibung, beziehungsweise bietet sie ihm zwölftausend Gulden dafür, wenn er danach verschwindet.

Er will sie aber haben, sie verläßt beleidigt sein Haus, er fährt ihr nach in die Stadt, gebährdet sich wieder seltsam und begründet das seinem Zuhörer mit „Amok“, „einer Art Trunkenheit bei den Malaien“, die man eben  in den Tropen durch die Hitze oder die Abstinenz der weißen Frauen so bekommt.

Die Dame hat sich inzwischen zu einer chinesischen Kurpfuscherin begeben und liegt in ihrem Blut, der Arzt wird geholt, sie stirbt in seinen Händen, aber nun hat sie ihm das das Versprechen abgenommen, daß ihr Mann, der ein paar Tage später aus Holland zurückkommt, von ihrer Schande nichts wissen darf, so bedroht oder besticht er den Amtsarzt, der ihren Tod feststellen muß, um einen falschen Totenschein, läßt dann alles stehen und liegen und geht auf das Schiff, wo sich der Ehemann mit dem Sarg ebenfalls befindet, so versteckt er sich und hält sich nur in der Nacht auf dem Deck aus, erzählt  seine Geschichte und verschwindet dann wieder, beziehungsweise kommt es in Neapel, als alle an Land gehen, zu einem Vorfall, als der Sarg ausgeladen werden soll, stürzt sich „ein Irrsinniger“ auf ihn und reißt den Witwer ins Wasser, der wird gerettet, der Sarg  geht unter und eine männliche Leiche wird dann auch gefunden.

In den Rezensionen, die ich gelesen habe, wird die Meisterleistung des Erzählers gerühmt, logisch erscheint mir diese Besessenheit, die aus einem ziemlichen Zick-Zack besteht, aber nicht, sondern eher,  aus dem Kopf, in dem Bestreben eine psychologische Erzählung zu verfassen, nachempfunden.

In „Die Frau und die Landschaft“, die ich fast eine wenig, wenn es auch ganz anders ist,  mit der „Stunde zwischen Frau und Gitarre“ vergleichen möchte, kann ich die Psychologie der Leidenschaft, wenns auch für den heutigen Geschmack wahrscheinlich kitschig ist und vielleicht  deshalb zu dem Rauswurf aus dem Kanon führte, besser nachvollziehen. Hier steht der, es gibt wieder einen auktorialen, Erzähler in Tirol in einem heißen Sommer vor dem Hotel und wartet auf den Regen, hinter ihm steht ein junges Mädchen, die Tochter seiner  Tischnachbarn, eine bürgerliche Familie und wartet auch, der Regen kommt nicht gleich, beim Essen wundert sich der Erzähler über die Gleichgültigkeit der Hotelgesellschaft, dann geht er spazieren und, als er spät in sein Zimmer kommt, findet er die Schöne in einem somnabulen Zustand in seinem Zimmer, es kommt fast, aber doch nicht ganz zur Verführung, das einsetzende Gewitter hindert ihn daran, sie erwacht,erflieht in der Helle des Blitzes. Am nächsten Morgen sitzen sie sich im Speisesaal gegenüber und sie sieht ihn fragend an.

Ja, so warns, die Phantasien der bürgerlichen junge Männer zu Anfangs des vorigen Jahrhunderts, die noch dazu Freud gelesen haben, könnte ich jetzt vorlaut unken, gehe aber weiter zum „Brief einer Unbekannten“, ebenfalls 1922 erschienen, die auch verfilmt worden sein dürfte, jedenfalls gibts bei „Arte“ daraus einen Auszug und die psychologisierte Leidenschaft geht weiter. Da kommt diesmal der Schriftsteller R. aus dem Gebirge zurück, sein Diener gibt ihm einen Brief und die Unbekannte schreibt ihm, daß ihr (gemeinsames) Kind gestorben ist und gesteht ihm ihre Liebe. Als sie dreizehn war, ist er in das Haus gezogen, wo sie mit ihrer Mutter lebte und der Backfisch verliebte sich in ihm, als er zu ihr „Danke Fräulein!“, sagte, nachdem sie ihm eine Tür öffnete. Sie steht fortan am Spion um ihn, seine Bekannten und Besucherinnen zu beobachten, als sie sechzehn ist, heiratet die Mutter wieder und zieht mit ihr nach Tirol. Sie kommt als Angestellte eines Geschäftes wieder nach Wien zurück und geht täglich nach der Arbeit vor sein Haus, einmal spricht er sie an, nimmt sie mit in sein Zimmer und wundert sich, daß sie gleich arglos mitkommt ohne das sonst so übliche schamhafte Verhalte zu bemühen. Das wiederholt sich ein paarmal, dann geht er auf Reisen und meldet sich nie mehr. Sie bekommt das Kind, läßt sich, um ihm eine gute Ausbildung zu ermöglichen, von anderen Männern aushalten, schickt ihm aber jedes Jahr zum Geburtstag einen Strauß Rosen. Bei einer Gesellschaft sieht sie ihn dann nochmals wieder und geht nochmals mit ihm und jetzt liest er den Brief, den er nach ihrem Tod bekommen hat und wundert sich, daß diesmal keine Rosen kamen.

Mit der „Mondscheingasse“ geht es weiter und die ist nicht im siebenten Bezirk, sondern irgendwo an einer Küste, war ja Stefan Zweig ein weitgereister Mann und er ist wahrscheinlich wieder der Erzähler, kommt an Land, geht in die hintersten Gassen der Hafenstadt, wo es keine elektrische Beleuchtung mehr gibt spazieren und gerät in eine Art Bordell, von einer Frauenstimme angelockt, die den „schönen grünen Jungfernkranz“ aus dem „Freischütz“ auf Deutsch singt, obwohl man in dieser Stadt Französisch spricht. er folgt der Stimme nach, gerät zu dem Haus, das gerade ein verstörter Mann verläßt, er geht hinein, läßt sich von der Schönen ein Bier kredenzen, der Mann kommt wieder hinein und sieht sie flehentlich an, sie verhöhnt ihn, nennt ihn geizig, kuschelt sich an den vermeintlichen Freier. Aber der Erzähler veräßt auch das Lokal um sich von dem Mann, der ihm dann zu seinem Hotel begleitet seine Geschichte zu erzählen.

Dann folgen die Novellen „Geschichte der Dämmerung“ und „Die Gouvernante“, die auch mit dem „Brennenden Geheimnis“ in  den „Kinderland-Band“ enthalten sind, so daß ich sie, um diesen Blog nicht zu lang werden zu lassen, ausließ und gleich zu „Buchmendel“ übergegangen bin, wo es um eine andere Art von Leidenschaft geht, die Erotik scheint jetzt schon vorbei, denn „Buchmendel“ ist ein alter galizischer Jude, der für nichts anderes als für Bücher Gedanken hat, so daß er gar nicht mitbekommen hat, daß in Wien und in dem Cafe Gluck, wo er täglich sitzt, der erste Weltkrieg längst ausgebrochen ist, er schreibt weiter Briefe nach Frankreich und nach England, um Bücher zu bestellen oder sich zu beschweren, daß sein bezahlten Abonnent nicht eingetroffen ist, diese Briefe erwischt die Geheimpolizei und weil er auch noch russischer Staatsbürger ist, wird er als Feind verhaftet und kommt in ein KZ und als er zwei Jahre später zerstört wieder zurückkommt, hat das Cafe Gluck einen anderen Bezsitzer und er wird als Schnorrer hinausgeschmissen.

„In unvermutete Bekanntschaft mit einem Handwerk“ können wir vielleicht wieder erfahren, wie Zweig zu seinen Geschichten kam, er sitzt, im April 1931 in einem Pariser Straßencafe und beobachtet ein merkwürdiges Bürschlein mit einem gelben Anzug. Wer ist es? Zuerst denkt er an einen Detekiven, dann vermutet er einen Taschendieb und folgt seinen Spuren nach.

Weiter gehts mit der Leidenschaft der „Angst“ und den Methoden eines an der Psychologie interessierten Rechtsanwaltes, der seiner Frau eine diesbezügliche Lehre gehen will. So schickt er ihr, als sie verschleiert, die Wohnung ihres Liebhabers verlassen will, eine junge Schauspielerin, die sie erpresst, ihr Briefe schreibt, immer mehr und mehr von ihr verlangt, während er mit den Kindern, das Mädchen hat das Pferdchen des Bruders in den Ofen gesteckt, eine Gerichtsaufführung demonstriert, um ihr dann, als sie sich in der Apotheke schon das Gift besorgt, verstehend zu folgend und ihr alles erklärt.

Ein umgekehrter Leutnant Gustl, glaube ich und wahrscheinlich eine der ersten Erzählungen dieser Zeit, die Novelle wurde 1910 geschrieben, die sich mit den Gefühlen einer Frau beschäftigt, ich weiß, „Effi Briest“ und „Madame Bovar“y habe ich noch nicht gelesen. Der Ton der Geschichte erscheint mir wieder frisch und erstaunlich modern. Die Frau tut mir leid, denn was soll sie, aus bürgerlichen Haus,  vermögend, aber an ihr Geld kommt sie nach den damaligen Gesetzen ohne Einverständnis des Mannes nicht heran, tun, eine Ohrfeige geben und ihn verlassen, wird sie sich nicht trauen und nicht können, da der Liebhaber als sie ihn verzweifelt besucht, gerade bei einem Schäferstündchen ist und nur „Gnädige Frau“ zu ihr sagt, so wird sie wahrscheinlich mit Schuldgefühlen weiterleben und wir können uns nur freuen, daß unsere Gesellschaft hundert Jahre später diesbezüglich etwas offener geworden ist, so daß sich die Ehebrecherinnen nicht mehr verschleiert aus den Türen ihrer Liebhaber schleichen, müßen, wo dann die Erpresserinnen lauern.

Um die Psyche, in diesem Fall, um Krankheit, Schmerz und Älterwerden, geht es auch in „Untergang eines Herzens“, 1926 geschrieben und ist vielleicht wieder etwas schwer verständlich. So würde ich es jedenfalls anders deuten, als im „Wikipedia-Eintrag“ steht.

Da ist ein alter Mann, Jude, der, wie „In der Ungeduld des Herzens“ reich geworden ist, aber unter der Armut seiner Jugend, seiner Ungebildetheit, er spricht im Gegensatz zu seiner Frau und seiner Tochter, die das selbstverstränlich lernten, kein Französisch, leidet. Jetzt ist er alt, fünfundsechzig, heute müßte man das wohl zwanzig Jahre hinaufdrehen, leiet an Gallenkrämpfen, fährt aber nicht, wie vom Art geraten zur Kur nach Karlsbad, sondern mit der Famalie nach Italien, damit sich die amüsieren. Nachts sieht er die Tochter aus dem Zimmer eines vermeintlichen Liebhabers schleichen, ob das wirklich so ist, bin ich mir nicht sicher, das löst bei ihm aber einen Wirbel der Gefühle aus, er will abreisen, die Frau lacht ihm aus, die Tochter sagt einige Male, „Was hast du, Papa?“, zu ihm, die Frau schüttelt den Kopf und meint nur, daß er gratig ist und sich besser kleiden soll.

Er reist allein ab, die Familie kommt dann aber nach, denn irgenwer muß das Hotel ja zahlen, er zieht sich in seiner Wohnung immer mehr zurück, geht nicht mehr ins Geschäft, benützt die Dienertreppe, geht aber in den Tempel und, als der Arzt sagt, jetzt muß man doch operieren, geht er an das Grab der Eltern, verschenkt sein Geld an Bettlein und verstirbt danach im Spital. Zu einer Versöhnung mit seiner Familie ist es nicht mehr gekommen.

Eigentlich auch eine sehr starke Geschichte, die ich mir weniger mit der Erotik der Tochter, als mit dem Älter werden, vielleicht sogar mit einer möglichen Demenz, aber über die hat man damals wahrscheinlich noch nicht geschrieben, deuten würde. Die Schuldgefühle oder die Unzufriedenheit des alten Mannes wegen des nicht gelebten Lebens, immer nur Geld „ruacheln“ und es dann nicht für sich ausgeben, solche Motive gibt es ja auch bei der „Ungeduld“ und beim „Buchmendel“.

Starke Geschichte der inneren Gefühle, diese Novellensammlung, die alle wahrscheinlich früher in anderen Ausgaben erschienen sind, die gegen Ende immer dichter werden und sicher auch heute noch gelesen werden sollten und ich wiederhole es, Stefan Zweig doch als großen Autor ausweisen, der neben Michael Felder in den Kanon gehört.

2016-05-12

Das Doderer-Buch

Jetzt kommt wieder Doderer für Eilige oder nicht, schreibt doch der Herausgeber, meiner 1976 erschienenen „Donauland-Ausgabe“ Karl-Heinz Kramberg am Büchrücken „Ein solches Buch ist für Leser gemacht, die keine Bevormundug brauchen. Sie haben ihre Lust am Erlesen, aber sie lesen sich daran nicht satt“

Das klingt für den eiligen Schnelleser zwar tröstlich, ganz sicher, daß er damit recht hat, bin ich mir aber nicht oder ganz ehrlich, glaube ich schon, daß man den ganzen Doderer sehr genau,  sorgfältig und wahrscheinlich auch mehrmals lesen sollte, um sich auszukennen.

Aber wer bitte hat dazu schon die Zeit, heute wahrscheinlich noch viel weniger, als im Jahre 1976 oder war das schon 1977, als ich gerade die „Dämonen“ las, die mich sehr beeindruckt haben, die ich sicher auch nochmals lesen sollte.

Diese Zeit nehme ich mir aber, wie bei der „Welt von gestern“ nicht, habe ich Doderer im Vergleich zu Zweig in meiner Studentenzeit doch mehr gelesen und mir auch einige der kleinen DTV-Büchlein gekauft.

So habe ich noch „Die Merowinger“ und „Die Wasserfälle von Slunj“ in meinem Bibbliothekskatalog eingetragen. Jetzt habe ich mir vor ein paar Wochen in Harland das „Doderer-Buch“, das ich mir wahrscheinlich einmal von meinen Eltern zu Weihnachten oder zum Geburtstag schenken habe lassen und nicht gelesen habe, aus den Regalen geholt, weil ich in den „Berührungen“  über Stefan Zweig, Heimito von Doderer und Stefan Zweig schreiben will.

Inzwischen ist es um Doderer  ein wenig still geworden, die „Strudelhofstiege“, die ich einmal lesen sollte, wird zwar häufig zitiert, ich gehe auch manchmal an ihr vorüber und Eva Menasse ruft auf, ihn zu lesen und spricht dabei von einer Pflichtlektüre, aber sonst war ich, glaube ich, nur einmal in der „Gesellschaft für Literatur „bei einer diesbezüglichen Veranstaltung. Dort hängt auch ein Portrait mit der berühmten Pfeife, in den Fünfziger- und sechzigerjahren hat er wahrscheinlich dort auch gelesen, aber damals bin ich noch zu keinen literarischen Veranstaltungen gegangen.

1966 ist der 1896 Geborene gestorben und in dem Buch gibt es „Anstelle eines Vorwortes“ eine Rede die auf Einladung des „Österreichischen Schriftstellerverbandes“ im Jänner 1960 in der Nationalbibiothek gehalten wurde.

„Der Fremdling Schriftsteller“ und hätte ursprüglich „Der Schriftsteller – ein Fremdling in der Wirtschaftswunderwelt“ heißen sollen und darin erzählt Doderer wahrscheinlich ironisch, wie er zu seinen Figuren kommt und, wie er es, der in einem Interview mit Heinz Fischer-Karwin einmal erzählte, daß er nicht ins Kino geht und nicht fernsieht, mit der Wirtschaftswunderwelt hält.

Dann beginnt es mit den „Erzählungen und Kurzgeschichten“ oder den Auszügen daraus. Die erste ist die 1932 entstandene „Zwei Lüge oder antikische Tragödie auf dem Dorf“ und  spielt wahrlich im bäuerlichen Milieu. Da kommt zu  einem Kleinbauern ein jüngerer Mann mit einem Sack voll Geld und will gegen Bezahlung übernachten. Der Bäuerin gibt er seine Sachen, die bemerkt das Geld und beschließt ihn umzubringen, denn sie brauchen Geld. Sie sagt das ihrem Mann Stacho, der denkt sich offenbar, mach was du willst und geht ins Wirtshaus. Dort erfährt er, der Fremdling ist sein älterer Sohn, der im Krieg in Sibirien gefangengehalten wurde. Er kehrt zurück und findet den Toten, der jüngere Sohn hat ihn mit der Mutter erschlagen. Er bahrt ihm auf, bringt die Frau dazu sich zu erhängen, schickt den anderen Sohn ins Bett und geht wieder ins Wirtshaus zurück, um sich als Mörder zu bekennen.

Die zweite Geschichte „Die Posauen von Jericho“ ist noch hintergründiger oder „Doderischer,“ so daß es dazu schon ein Deutungsbändchen gibt, im Internet gibt es keine Interpretationen zu finden, so muß ich es mir selber deuten und denke, sehr psychoanalytisch, aber vielleicht von hinten aufgezäumt.

Es geht um den Herrn Rambausek, einem Pensionisten und offenbaren Mädchenschänder. Der wird von den Eltern des Mädchens erpresst, er braucht also Geld und geht zu dem Erzähler, offenbar ein Schriftsteller. Der gibt es ihm und zwingt ihn dafür auf offener Straße ein paar Kniebeugen ab. Dann trifft er im zweiten Teil das Mädchen, das zu einer Tante an den Stadtrand geschickt wurde. Im dritten Teil gerät der Schriftsteller in schlechte Gesellschaft, treibt sich in seiner großen Wohnung mit Betrunkenen herum, es kommt zu Schägereien und ein Orchester wird engagiert, das die „Posaunen von Jericho“ spielen soll, während die Gesellschaft eine „Spitzmaus“ überfallen will. Es kommt zur polizeilichen Anzeige und zur Beschäung des Erzählers, der zieht aus, trifft dann die Tante und auch den Herrrn Rambausek wieder und am Schluß zieht der das Mädchen aus dem Wasser, in das es beim Spielen gefallen ist  und beide überleben.

Dann gibts eine Geschichte, die in dem Gasthaus Blauensteiner, ich glaube bei der Josefstädterstraße spielt, das Doderer auch freqentiert und dort seine Stelzen gegessen haben würde.

Fünf Kurzgeschichten auf einer Seite gibt es auch, da ist mir von der Hausmeisterin, die die Hemden des Erzählers verschwindet läßt, um sie ihren Freunde zu schenken, in Erinnerung. Es gibt eine Erzählung namens „Oger“, da wird ein Kellner in einem Gasthaus aufgegessen, hui, wie makaber, daber Doderer scheint einen diesbezüglichen Hang zu haben und noch ein paar andere Texte und wir kommen schon zu den Romanauszügen, schön chronologisch aufgegliedert und vom Herausgeber mit dem Rat versehen, sich weiter in die Texte zu vertiefen.

Der erste Auszug ist aus dem 1938 erschienenen, ich glaube, eine Art Kriminalroman „Ein Mord, den jeder begeht“, die ersten vier Kapitel. Da wächst der kleine Kokosch oder Conrad Castilez auf, der zwar ein Durschschnittstyp zu sein scheint, ein Mitläufer, der nicht besonders auffällt, aber gerne in den Auen Molche fängt und sie dann in großen Gläsern auf den Kasten seines Zimmers stellt und mit Regenwürmern füttert.

Die 1962 erschienenen „Merowinger oder die totale Familie“ habe ich wie schon geschrieben auf meiner Leseliste, ob ichs ganz gelesen oder abgebrochen habe, weiß ich nicht, wahrscheinlich letzteres, ich glaube mich aber erinnern zu können, daß ich durch eine von meiner Großmutter abonnierte Zeitschrift, darauf aufmerksam wurde und der Textausschritt weckte tatsächlich die Lust zum Wiederlesen. Geht es darin ja um einen Psychiater, der seine „Wutpatienten“ mit einem Nasenzwicker und Musik, das war schon in den „Posaunen von Jericho“ so zu finden, behandelte und die totale Familie ist Cholderich der II, der durch geschicktes Heiraten sein eigener Großvater, beziehungweise Schwiegerenkel geworden ist.

„Die Strudlhofstiege“ ist 1951 erschienen und dürfte ein Vorläufer der „Dämonen“ sein, zumindest kommen in beiden Romanen die gleichen Personen vor. Frau Mary die ihr Bein durch einen Straßenbahnunfall verlor, mit ihrem Mann und ihren schönen Kindern in einer gutbürgerlichen Wohnung beim Franz Josefs Bahnhof wohnte, die habe ich einmal bei einem literarischen Rundgang an Hande eines literarischen Führers gesucht, von einem rumänischen Arzt behandelt und besucht wird, von ihrer ersten Liebe Leutnant Melzer träumt. Der Gymnasiast Rene Stangeler kommt vor, der über die berühmte Stiege geht, einem jungen Fräulein in einer Konditorei bei Schokolade und Indianerkrapfen die Geschichte der „Einhörndln“ erzählt und bei der abendlichen Tafel zum Gaudium aller perfekt einen lateinischen Trinspruch übersetzt.

Dann gehts zu den 1956 erschienenen „Dämonen“, an denen Doderer schon in den Neunzehndreißigerjahren geschreiben hat, ein Buch das ich mit Begeisterung und wahrscheinlich eher geringen Verständnis im Sommer 1977, als ich gerade in die Otto Bauergasse gezogen bin, wie ich mich erinnern kann im Stadtpark las und abends mit dem Willi in den Volksgarten tanzen ging. An die Ereignisse von Schattendorf kann ich mich dabei erinnern, an den Arbeiter Leonhard Kakabska, der mich sehr beeindruckt hat. Der kommt in den siebzig Seiten Textauszug, in dem es eher um bürgerliche Abendgesellschaften den Dr. Körger, den alten Siebenstein etcetera ging, nicht vor, wohl aber die Musikstudentin Quapp, an die ich mich ebenfalls noch erinnern kann und die streitet sich um einen Tee mit dem Imre Gyukicz.

„Die Wasserfälle von Slunj“, 1963 erschienen und gemeinsam mit dem posthum erschienenen Fragment „Der Grenzwald“, als „Roman No 7“, geplant, werden von Eva Menasse für den Doderer-Einstieg empfohlen und ich werde mir das Buch, gemeinsam mit den „Merowingern“, wenn ich wieder in Harland bin, aus den Regalen holen, denn der Auszug klingt sehr spannend, es geht wieder um Wien, obwohl sich die Wasserfälle in Kroatien befinden scheinen und das Buch daher vielleicht auch für den geplanten Urlaub geeignet wäre, um eine Wohnung beim Donaukanal, wo die Hausmeisterin Wewerka, was auf Tschechisch Eichhörnchen heißt, dem Mieter Chwostik, einem Prokuristen einer englischen Firma, zwei Hurenmädel, als Untermieterinnen aufschwatzte. Jetzt ist er aber aufgestiegen und will umziehen, der Rechtsanwalt Epinger hilft ihm dabei, während Feverl und Fini, die beiden burgendländischen Huren, das damals offenbar noch zu Ungarn gehörte, beide Wasserratten, das kleine Töchterlein von dessen Schwester aus dem Kanal herausziehen und später dem „Globus von Ungarn“, das Schwimmen beibringen.

Im Posthum erschienenen „Grenzwald“ geht es, ähnlich makabraer skuril, das ist offenbar das typisch Doderische und unterscheidet sich wahrscheinlich von leiseren Konvention des Stefan Zweigs in den zweiten Bezirk, Wien spielt in den Romanen ja eine große Rolle. Hier steht ein junger Arzt in seiner Praxis in der Rotensterngasse, es ist kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, sein Vater, den er nachher besucht ist, vierundachtig, die Mutter, als gäubige Jüdin mit Perücke, ist 1884 mit Dreiundzwanzig, ein Jahr nach seiner Geburt gestorben und deren Spuren geht er nach. Holt sich die Krankengeschichte, die damals noch im Keller neben der Zentralheizung ausgeschieden wurde, geht zu dem Maler, um sich die Portraitskizzen zu holen, dann wird er Militärarzt, wird in Sibirien gefangengenommen und ordiniert dort weiter, während es ein Stückchen zu dem in Groß-Schweyntzkreuth  1865  geborenen Heinrich Zienhammer geht, der darf ein Jahr vor seiner Matura seinen Onkel in der Leopoldstadt besuchen, flaniert durch den Bezirk und folgt einer schönen Dame in ein Hotelzimmer nach…

Dann  kommt. das „Repertorium“, ein „Begreifbuch von höhren und niederern Lebens-Sachen“, das Doderer viele Jahre fühtre, wo es eine Sammlung von A „Alkoholismus“ bis Z „Zugehörigkeit“ gibt.

Zwei Beispiel daraus: „Objekitivität: Es hat alles zwei Seiten. Aber erst wann man erkennt, daß es drei Seiten hat, erfaßt man die Sache.“ oder „Prostitution: Die Prostitution ist nur eine Fatamorgana des Sexuellen für Wanderer in der Wüste der Erfahrung“, bei der  Feverl und der Finerl habe ich das zwar anders gelesen und Doderer scheint sich auch seinen Schriften, viel mit diesem Phänomen befaßt zu haben.

„Reden und Aufsätze“ gibt es in diesen Doderer-Schnellkurs auch und zwar „Die Wiederkehr der Drachen“, wo es in die Botanik geht, während „Die enteren Gründe“ eine lateinische Übersetzung des Hausmeisterstandes  „foetor concciergicus“ geben und Doderer uns belehrt, daß es die, zu der Zeit, als das geschrieben wurden meistens „Powondra und Soukop“ hießen, auch das wird jetzt anderers sein und die Enkelkinder der Hausmeisterin Soukop haben es möglicherweise zu Großpraxen und einem Primariat gebracht und nach der „Weltstadt der Geschichte-„, wo es wieder um die Wienerstadt, die mir auch sehr am Herzen liegt und wie, Eva Menassemuß auch ich bekennen, „unbewußt viel von Doderer gestohlen“ zu haben, so findet man den Namen Wewerka auch in meinen Werken,- sind wir durch mit den Doderer-Schnellverfahren, denn das „Nachwort des Herausgebers“ habe ich schon vorher gelesen und muß bekennen, dieser Chrashkurs ist, anders, als vielleicht bei Handke wirklich empfehlswert, gibt einen guten Einblick, man kann bei Gesellschaften mitreden, obwohl heutzutage vielleicht gar nicht mehr soviel über Doderer gesprochen wird und natürlich sollte man sich dann an sein Bücherregal oder in die nächste Bibliothek begeben und Doderer lesen…

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