Literaturgefluester

2016-09-16

Geschlossene Gesellschaft zur guten Literatur

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 22:10
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In der „Alten Schmiede“ hat ja, wie schon berichtet die neue Saison mit einem Projekt und der Buchvorstellung „Was ist gute Literatur“ begonnen.

Daran hat sich am Donners- und am Freitag ein Symposium, wo diese Fragen weiterdiskutiert wurden, angeschlossen.

„Interessant!“, habe ich gedacht, als ich das Programm vor ein paar Wochen zur Hand genommen habe, meine Donnerstag fünf Uhr Stunde, die ich schon eingetragen hatte, verschoben und dann erst gesehen, die vier Sessions finden im Schmiederaum, als geschlossene Veranstaltung mit Übertragung ins Literarische Quartier in den Kellerraum statt und das hat mir nicht gefallen.

Die „Alte Schmiede“ hat ja schon länger an den Nachmittagen Veranstaltungen für angemeldete Schulklassen, da stand früher dabei, Restplätze für das allgemeine Publikum, jetzt wird das in den Schmiederaum und zur Videowall verbannt, was mir auch nicht gefällt, so daß ich da eigentlich nicht hingehe und ich habe die zwei Veranstaltungstage aus meinem Kalender auch wieder hinausgestrichen.

Für den Donnerstag Stunden eingeteilt, am Freitag hatte ich keine und bin am Mittwoch zu der öffentlich zugängigen Veranstaltung ins literarische Quartier gegangen.

Dort habe ich meinen Psychologiekollegen Wolfram Huber getroffen, den ich fragte, ob er zu den geschlossenen Sessions kommt, er hat nur vage geantwortet, wahrscheinlich hat er das Problem, das ich damit hatte auch nicht erkannt und am Donnerstag habe ich mich den ganzen Tag gefragt, ob ich am Freitag zu Hause bleiben und an meiner Klara-Geschichte, zu der ich wegen meines intensiven „Buchpreis-Lesens“ ohnehin nicht richtig hineineinkomme, weiterschreiben soll oder doch in in die „Alte Schmiede“ gehen?

Kurt Neumann hat das allgemeine Publikum am Mittwoch ja in den Kellerraum eingeladen, erklärt, warum diese Trennung, die ich eigentlich ganz ehrlich, als Diskriminierung empfand, hat er nicht dazu gesagt.

Es gab aber auch eine Alternativveranstaltung, nämlich Freitag und Samstag Kleinliteratur und Kunstfilme beispielsweise von der neuen „Veza Canetti-Preisträgerin“ Ilse Kilic im WUK, aber da begannen die interessanten Veranstaltungen erst am Nachmittag und so bin ich etwas hin- und hergerissen heute morgen in die „Alte Schmiede“ gegangen.

Man findet ja jetzt immer genau dort hin, wo die Veranstaltungen stattfinden, weil die Alternativtüren verschlossen sind, obwohl die Vortragenden sich schon im Schmiederaum befanden und die Assistenten, die anderen Teilnehmer und zu meiner Überraschung. auch Kurt Neumann, nahmen im Kellerraum Platz, wo eine Leinwand aufgestellt war und einige der Teilnehmer hatten Kaffee und Kipferln in der Hand, obwohl es unten nur Getränke gab.

Etwas, was mir auch nicht gefällt und nicht mit der nötigen Konzentration, die die Diskutanten im geschlossenen Raum haben würden, wie mir Annalena Stabauer begründete, als ich sie fragte, „Warum es diese komische Präsentationsform geben würde?“, zu erklären wäre.

Sie war sehr freundlich und hat gemeint, es hätten sich auch schon andere beschwert und ich habe mich, wie schon beschrieben, diskriminiert und ausgeschlossen gefühlt und finde, die Kommunikationsform auch nicht gut, denn dann hat man keinen Kontakt zu den Vortragenden, kann nicht fragen und nicht mitdiskutieren und könnte sich das Ganze eigentlich auch zu Hause als Video oder Livestream ansehen und bräuchte nicht extra hingehen.

Die erste Session begann, Thomas Eder diskutierte mit den zwei Literaturwissenschaftlerinnen Katja Mellmann und Christiane Schildknecht, den Anne CottenFerdinandSchmatz Briefwechsel. Es gab Hangouts und das Ganze war sehr interessant, weil es dabei, um psychologische beziehungsweise philosophische Literaturaspekte ging und daß es eine psychologische Literaturwissenschaft, beziehungsweise Forschungen zum „Erzähltrieb“ gibt, habe ich gar nicht gewußt.

Die Session dauerte drei Stunden mit einer Pause in der Mitte. Da stieg ich mit meinem Wasserglas, die Stiegen hinauf und beobachtete, wie das Publikum die Türen öffnen wollte, um zum Kaffee zu gelangen, aber die waren ja geschlossen und Helmut Neundlinger, bei dem ich mich auch beklagte, erklärte mir, daß ihm die konzentrierte Diskussion angenhemer wäre, weil die Leute wahrscheinlich eh nur „Blödsinn“ fragen würden.

Es ging aber im zweiten Teil und auf den Hangouts, um die Kommunikation und das gibt es ja einen Sender und einen Enmpfänger und das ist der Bestandteil der guten Diskussion und wenn ich im Keller sitze und auf einer Leinwand sehe, daß einen Stock über mir konzentriert diskutiert wird, kann ich eigentlich nicht wirklich kommunizieren.

Zu Mittag bin ich nach Hause gelaufen und habe mir Fischstäbchen gebraten, weil ich wengen der Bücherpost, die ich vielleicht versäume, eigentlich nicht mit einem Cheeseburger am Donaukanal spazieren gehen wollte.

Dann kam wieder eine Autorensession, nämlich die drei eher experimentellen oder sprachkünstlerisch arbeitendenen Autorinnen Birgit Kemper, Anja Utler und Martina Hefter moderiert von Florian Huber und das war sehr interessant, obwohl die Autorinnen sehr viel vom Tanz gesprochen haben.

Es wurden auch Gegenstände besprochen, die die Autorinnen mitgebracht haben, aber dann ging es ins Medias Res und zu den Fragen, ob Literatur verständlich sein müsse oder nicht und der Autor für den Leser schreibt beziehungsweise, wie das mit den großen Literaturgöttern, wie Thomas Bernhard etcetera sei, die die kleinen Autorinnen verdrängen.

Oswald Egger und seine Performances in Berlin wurden einige Male erwähnt und dann gabs nochmals eine lange Pause mit zugesperrten Türen, bis es dann, um halb acht mit dem Schlußplenum weiterging, wo man Fragen stellen durfte und die vier Herausgeber, die vier Sessions kurz vorstellten, so daß ich eine Ahnung bekam, was ich versäumt habe.

Denn da gab es auch eine Autoren- beziehungsweise eine Bibliothekar- und Übersetzerrunde.

Die Autoren waren Ilma Rakusa, Semir  Insayif und Alois Hotschnig moderiert von Anna Kim und die Bibliothekarinnen und Übersetzer diskutierten, glaube ich, auch über die Verständlichkeit beziehungsweise, ob Bücher wie beispielsweise, das von Thilo Sarrazin zum Bildungsauftrag gehören oder nicht.

Eigentlich doch ganz gut, daß ich mich in den Keller setzte, denn ich interessiere mich ja für Literatur und habe im Sommer noch vor meinem Longlistenlesen mich ja auch mit dieser Frage, beziehungsweise mit Tobias Nazemis Kriterien beschäftigt.

Ob ich bei dem Symposium wirklich herausbekommen habe, was gute Literatur ist, bin ich ich mir nicht ganz sicher, was höchstwahrscheinlich auch gar nicht möglich ist, die Verständlichkeit gehört aber sicher dazu und die Vielschichtigkeit.

Für mich ist es, wie schon beschrieben die Authentizität und auch der gesellschaftliche Anspruch, während mir die wunderschöne oder auch die experimentelle Sprache alleine eher doch zu wenig ist.

Und für die nächsten Symposien würde ich mir wieder eine Einraumlösung mit der Möglichkeit zur allgemeinen Diskussion und Fragen stellen, auch wenn die vielleicht nicht sehr genützt wird, wünschen und Kaffee und Wasser für alle oder für keinen, weil irgendwie gehört ja auch der demokratische Anspruch und die Gleichheit zur guten Literatur oder sollte ich mich da irren?

Die Verteidigung des Paradieses

Buch neun der LL, ist eines von den dickeren, bis jetzt waren es ja eher dünne, die ich gelesen habe, aber jetzt kommen die umfangreicheren an die Reihe und es ist ein Abenteuerroman.

Das steht zwar auch auf den „Witwen“, aber dieser ist ein richtiger, ein Weltuntergangsroman, wahrschein auch ein Sci Fi und meiner Meinung nach, eher etwas für solcherart begeisterte Jugedliche, um auf die LLzu kommen, bedarf es aber wahrscheinlich des philosophischen Hintergrunds und so steht das auch am Buchrücken und der 1977 geborene, in Augsburg lebende Thomas von Steinaecker ist ein mir bis dato eher unbekannter Autor, mag sein, daß ich schon einmal den Namen hörte, aber sonst nicht viel.

Um was geht es, um die Fortsetzung von Heinz Helles „Eigentlich müßten wir tanzen“ könnte man unken, jedenfalls heißt der Held auch Heinz und möchte ein guter Mensch werden.

Aber ist er das überhaupt?, steht, glaube ich, als Frage auf dem Klappentext und es passiert sehr viel in dem  vierhundertsechs Seiten Buch.

Zuerst geht es in ein Kinderzimmer oder in eine Erinnerung, an die Zeit, wo der kleine Heinzi des Nachts aufwachte und sich aus dem Kühlschrank was zum Trinken holte.

Dann kommt ein Schnitt oder es geht elf Jahre später los auf einer Alm. Da feiert Heinzi seinen fünzehnten Geburtstag. Die Katastrophe hat stattgefunden und Heinzi lebt mit seinem elektronischen Kuscheltier, das Ganze dürfte in der Zukunft spielen mit fünf weiteren Überlebenden und einigen Affen dort und ist sauer, weil sie seinen Geburtstag vergessen haben.

Dem ist nicht ganz so, denn Cornelius der „welteste Leader,“ wie es im Neudeutsch heußt, während sich Heinz  an die „Vountergangssprache“ zu erinnern versucht, schenkt ihm am Abend ein paar bunte Hefte und gibt ihm den Auftrag, die Geschichte aufzuschreiben, denn Heinz hat auch einen sonderbaren Chip und kann die  die berühmten Romananfänge rezitieren, während ihm sein elektronisches Haustier Märchen erzählt.

Dann kommt die nächste Katastrophe, die Schleusen brechen, der Fluß trockenet aus und sie müßen das, was ein bißchen an die „Wand“ erinnert, verlassen.

Fliehen über die ehemalige Autobahn, treffen auf Leichen, es gibt also doch Überlebende, Mutanten und Plünderer und  Jorden, ein ehemaliger Berufssoldat, schießt alles nieder, was ihm in den Weg kommt.

Anne, die demenzkranke Krankenschwester verläßt die Gruppe, während Özlem auf der Alf ein Baby geboren hat, das sie auch mitschleppen.

Sie kommen in eine Art ehemaliger Zirkus, wollen auf ein Schiff nach Frankreich, das sich als eine Falle erweist. Die Toys erproben aber den Aufstand und erretten ihre Meister. Nun bleibt auch Cornelius zurück und wird  von den anderen aufgefressen, Özlem wird geopfert, Heinz kümmert sich um die kleine Xiwang.

Verliert auch sie und landet in seinem letzten gelben Heft in Paris in einem Kloster, das sich in einem Hochhaus befindet, wo er, glaube ich, siebenundachtzig Jahre später stirbt.

Er war auch noch ein Klon, der zum Schriftsteller bestimmt war, nur das Programm funktionierte nicht so ganz, so daß seine Aufzeichnungen, die er in den schwarzen, gelben und was auch immer Heften, nicht, den Erwartungen der Leser entspricht, wie Anita, seine Betreuerin vorsichtig andeutet und ich bin auch  ein bißchen erstaunt über die Bandbreite der heurigen Longlist und eigentlich ist das Buch, die „Philosophie über den Sinn des Lebens“, auch ein bißchen eine Fälschung oder ein Fake, wie man so sagt, denn einen eigentlichen Weltuntergang hat es ja nicht gegeben, aber viele andere Sachen und  Ebenen und das alles kunterbunt durcheinandergemacht, so daß man genug darüber zu diskutieren hat.

Ob der Kannibalismus und die Freigabe zur Vergewaltigungs beispielsweise unbedingt notwendig war oder eben vorkommt, weil es für die spannende Haltung nötig war?

Aber die letzte LL war auch breit gefächert, bin neugierig, ob das Buch auf die Shortlist kommt, am Dienstag werden wir es  wissen.

Auf den anderen Blogs ist von dem Buch, das über eine ganze Bandbreite von Stilen verfügt, Denglisch ist die Umgangssprache und es gibt sogar Zeichnungen und die berühmte „Pfandbriefwerbung“ aus der „Rororo-Reihe“ in Sci Fi- Mutierung darin, noch nicht viel zu lesen.

Ich bin wahrscheinlich nicht die richtige Schience Fiction  und Weltuntergangsleserin, aber Abwechslung muß sein und einige jüngere Leser werden von dem Buch vielleicht auch begeistert sein.

2016-09-15

Lyrik und bildendende Kunst in der Edition NÖ

Die „Edition NÖ“, der Verlag der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich, geleitet von Gabriele Ecker gibt es seit fünfundzwanzig Jahren.

Da gibt es dann am achtzehnten November eine Festveranstaltung im Palais Niederösterreich in der Herrengasse, verbunden mit der Vergabe der Hans Weigel– Stipendien, das einmal vor langer Zeit Cornelia Travnicek bekommen hat.

Da ist dann auch die „Asche meiner Schwester“ herausgekommen, ein Roman der offenbar keiner ist, gilt doch „Chucks“ als der Debutroman, seit damals schnorre ich Gabriele Ecker gelegentlich um Bücher an und heute wurden zwei Lyrikbände der Edition, die beide gemeinsam mit  Werken bildender Künstler herausgegeben wurden, i2n der „Gesellschaft für Literatur“ vorgestellt.

Richard Walls Irland-Gedichte „Achill-Verse vom Rande Europas“, die von Martin Anibas illustriert wurden und der Gedichtband „Sprachvorspiele-55 Liebesgedichte“, von Herbert J. Wimmer, bemalt von der Tänzerin Marion Steinfellner, die ich schon beoi zwei Performances, eine davon gemeinmam mit Herbert J. Wimmer gesehen habe.

Also sehr interessant, der Lehrer Christian im Publikum, ihm habe ich gleich erzählt, daß ich gerade mein zehnten dBp Buch begonnen habe, während die östBp nur spärlich eintreffen, was schade ist oder auch nicht, daneben saß Elfriede Haslehner, Richard Wall begrüßte und dessen Gedichtband hat ja Doris Kloimstein, wie sie mir auf Alfreds Geburtstagsfest erzählte sehr gefallen.

Das 1953 geborene GAV-Mitglied Richard Wall, der sowohl in OÖ als auch in Nö lebt, war Stipendiat bei der „Böll- Stiftung in Irland, hat da seine Gedichte geschrieben und Gabriele Ecker suchte dafür einen Illustrator, den sie in  Martin Anibas fand, der heute nicht anwesend war, so wurden nur seine Bilder gezeigt und Richard Wall las dazu Textproben, während Herbert J. Wimmer, der, wie ich meine, experimentelle Dichter, gemeinsam mit Marion Steinfellner auftrat.

Sie hat sich einige Tage oder Wochen mit seinen Texten beschäftigt, dazu gemalt und ihren Bildern dann auch noch Überschriften gegeben, die sich auf jeweils eine Gedichtzeile, die dann von ihr ergänzt wurden bezogen.

Spannend spannend, danach gabs Gespräche und was zu trinken und zu knabbern und was die experimentelle Literatur betrifft, kann ich vermelden, Ilse Kilic, welch Überraschung ist die neue „Veza Canetti-Preisträgerin“, die im MUSA am fünften Oktober präsentiert wird und von Gabriele Ecker habe ich mir noch die von Barbara Neuwirth herausgegebene Anthologie „AuserLesen“ gewünscht, die die Texte der NÖ Stipendiaten enthält.

Ich habe ja früher, weil ich ja einen NÖ- Zweitwohnsitz habe auch um ein NÖ-Stipendium angesucht, aber nie eines bekommen, die schlechte Kritik von Peter Zumpf in  der „Literatur in NÖ“ hat das vielleicht verhindert, aber ich kenne Gabriele Ecker von der Zeit, als ich im Rahmen der GAV, ich glaube am Hammerweg zuerst „Literatur von Frauen“ und dann noch die „Selbstmordanthologie“ präsentiert habe.

2016-09-14

Acht Korrespondenzen zur guten Literatur

Die „Alte Schmiede“ wurde, glaube ich, im Vorjahr, während meines LL-Lesens mit der Frage „Was ist gute Literatur?“, eröffnet, eine scheinbar leichte Frage, für die es aber nur subjektive Kriterien gibt und mich das mit dem „Berühren“ immer etwas nervt und eigentlich, ganz ehrlich ,weiß ich die Antwort noch immer nicht, denn die meine gilt ja nicht als solche, wahrscheinlich wegen meiner „s“ und Beistrichfehler und abgehoben, beziehungsweise experimentell schreibe ich ja auch nicht, deshalb verteidige ich mein Schreiben höchstwahrscheinlichauch immer sehr und habe mit dem sogenannte „schlechten Schreiben“ meine Probleme.

Kurt Neumann wollte es aber ganz genau wissen und hat so vor ein oder zwei Jahren Literaten, Literaturwissenschaftler, Kritiker, etcetera zu diesem Thema angefragt, mich natürlich nicht, denn ich bin ja nicht im Insiderkreiss, aber im Vorjahr tauchte die Creme de la Creme des österreichischen Literaturbetriebs in der „Alten Schmiede“ auf und Kurt Neumann kündigte ein Projekt und ein Buch an und das gibt es jetzt „Eine einfache Frage: Was ist gute Literatur?“, weil zu diesem Thema schon ein anderer ein Buch geschrieben hat und das Projekt der „Alten Schmiede“ wurde heute im „Literarischen Quartier“ vorgestellt.

Morgen und übermorgen wird es ein diesbezügliches Symposium geben, wo die literarische Creme de la Creme im Keller geschlossen diskutiert und das sogenannte Publikum darf sich das  im Schmiede Saal auf der Leinwand ansehen.

„So nicht!“, habe ich gedacht, obwohl ich eigentlich hingehen wollte und deshalb auch eine Stunde verschoben habe, als ich das aber mit der geschlossenen Veranstaltung gelesen habe, habe ich mir wieder welche eingeteilt und heute hatte ich auch eine sechs Uhr Stunde, denn ich habe ja einen Brotberuf von dem ich lebe und jetzt auch eine Pension beziehe, der Klient kam aber früher, so daßich pünklich die „Alte Schmiede“ erreichte, wo mich die literarische Prominenz prompt wieder übersah.

Ein Ppaar haben mich aber, um nicht ungerecht zu sein, auch gegrüßt und meinen Psychologiekollegen Wolfram Huber, der sich ja sehr für Bertha von Suttner interessiert, habe ich auch getroffen.

In der letzten Reihe gerade noch einen Platz bekommen und dann ging es los mit Kurt Neumanns Projekt-Erklärung.

Anna Kim, Thomas Eder, Florian Huber und Helmut Neundlinger, die Herausgeber hatten schon am Podium Platz genommen und Kurt Neumann erklärte, daß  von den zweiunddreißig angeschriebenen, sechzehn übergeblieben sind, die dann acht Paare bildeten: Anne Cotten-Ferdinand Schmatz, Leopold Ferdermayr-Retro Ziegler, Karin Fleischanderl-Markus Köhle, Lydia MischkulnigVladimir Vertlib, Anna Mitgutsch-Christian Steinbacher, Samuel Moser-Andrea Winkler, S.J.Schmidt-Hermann Wallmann und Anne WeberThomas Stangl, die sich zum Teil kannten, zum Teil auch nicht und dann über diese Frage diskutierten.

Der Dialog ist in dem Buch abgebildet, ein paar diesbezügliche „Hammer-Ausgaben“ gibt es auch und ein sozialwissenschaftliches Institut hat das Ganze valuiert und das tabellarisch dargestellt, was Helmut Neundlinger und Ruth Pfosser dann erläuterten.

Sie haben nämlich die Autorennamen abgezählt, die die Paare erwähnten, etwa fünfhundert waren es, der Star war aber Franz Kafka, das heißt, die Toten dominierten über die Lebenden, die Männer über die Frauen und das stellten sie dann dar und setzten es zueinander in Beziehung.

Interessant, obwohl es für mich noch immer nicht die Frage nach der guten Literatur klärt, aber Karin Fleischanderl beschäftigte sich in ihrem Tandem sowieso eher mit der schlechten und Textproben aus den Korrespondenzen wurden dann auch noch vorgelesen.

Dann konnte man Fragen stellen und ich denke, daß es für mich ja nach wie vor eigentlich keine schlechte Literatur gibt, zumindestens sind das für mich die Realisten nicht und auch nicht die Selfpublisher.

Wenn sich jemand echt und ehrlich bemüht und in seinen Texten auseinandersetzt, dann bin ich interessiert und das mit dem „Berühren“ habe ich sowieso immer für Quatsch empfunden.

Die Authentizität wäre für mich ein Kriterium und natürlich auch der Gesellschaftsbezug, während ich es mit der angeblich so schönen Sprache nicht so sehr habe, der Inhalt ist für mich auch wichtig oder wichtiger und experimentell bin ich sowieso nicht.

Ich weiß nicht, ob ich mit meinen Kriterien alleine dastehe, wahrscheinlich, bin aber wieder sehr mit dem Longlistenlesen beschäftigt und jetzt kommt ja auch der östBp dazu, der mich aber höchstwahrscheinlich nicht sehr beschäftigen wird, weil ich außer dem Buch der  Daniela Emminger und dem des Reinhard Kaiser-Mühlecker noch nichts bekommen habe.

Der Peter Waterhouse und das Buch der Anna Mitgutsch sollen zwar noch kommen und zwei der Debuts habe ich auch, aber das Buch der Anne Cotten, die mich beispielsweise sehr interessierten würde, scheint nicht zu kommen, die schreibt aber sicher gute Literatur, weil sie auf der Bp-Liste steht.

Also lesen lesen lesen und zumindest bei dem deutschen, wo ich diesmal fast alle Bücher bekommen habe, kann ich ja mein Urteil und meine Kriterien schulen, ich bin jetzt beim neunten Longlisttitel, weiß noch immer nicht wirklich was gute Literatur ist oder, um nicht tiefzustapeln wahrscheinlich doch ein wenig. Habe nachher mit dem Wolfram noch zwei Achterln Wein getrunken und mir sein Projekt angehört.

Am Freitag gibt es einen Abschlußabend, wo das allgemeine Publikum, glaube ich, wieder life teilnehmen darf, da gibt es aber im WUK auch eine Paralellveranstaltung, wo die „kleineren Autoren,“ wie Ilse Kilic, Gerhard Jaschke, also um den „Wohnzimmerkreis“ lesen werden, die mich eigentlich auch sehr interessiert.

Mal sehen also, wo hin es mich verschlagen wird, die zweiundvierzigste Saison hat also begonnen, literarische Herbst hat angefangenund es geht neben dem LL-Lesen wieder mit dem Veranstaltungsreigen los.

2016-09-13

Die Welt im Rücken

Buch acht des LL-Lesens um den besten Roman dieses Jahres und das wird, auch wenn das Tobias Nazimi für sich schon so entschieden hat, Thomas Melles „Die Welt im Rücken“ ganz einfach aus dem Grund nicht sein, weil das Buch kein solcher ist.

Ist es ein Sachbuch?, habe ich irgenwo die ratlose Frage im Netz gelesen. Nein auch das nicht, denn eine manisch depressive oder wie das ja heute mildender heißt, bipolare Störung ist, keine Sache, wohl ist das Buch aber eine großartige Information, für, wie auch selber darin steht, alle „angehenden Psychiater“ und als solches sehr zu empfehlen.

Vor dem Weihnachtsgeschenk für die berühmte Schwiegermutter würde ich etwas warnen, denn die meisten literaturinteressierten Schwiegermütter kennen sich bei den bipolarischen Störungen nicht so aus, wollen vielleicht auch nicht so ins Detail gehen und brauchen, wenn sie nicht selber familiär betroffen sind, das wohl auch nicht.

Aber, um den Unsinn von den „Irren und Verrückten auf dieser Welt vor denen man sich so fürchten muß!“, ein bißchen mehr aus der Welt zu räumen oder ihn zu revidieren, taugt es allemal.

Und was ist das Buch dann?

Ein „Memoir“ oder „Personal Essay“ sagen wohl die Amerikaner und das „Writersstudio“, das bald wieder seine Gratisseminare hat und um es in einfacheren Worten auszudrücken, es ist das Outing des 1975 geborenen Thomas Melle, der mit seinen zwei vorigen Romanen, die in entschlüßelter Weise auch schon von seinen psychischen Problemen Berichten „Sickster“ und „3000 Euro“, die beide schon auf der LL gestanden sind. „3000 Euro“ hat es auch auf die Shortlist gebracht.

Deshalb vielleicht auch noch ein paar Worte zu der berühmten Frage mit der Autobiografie, die ich am letzten Donnerstag lachend und verschämt an die Debutanten von „K.u.S“ stellen gehört habe,  die auf gleicherweise, das, was ich etwa so sagen würde „Es ist alles autobiografisch und alles auch gleichzeitig nicht!“, beantworteten.

Und da trennt sich die Streu vom Weizen oder die Romandefinition. Denn der Roman darf oder ist es ja angeblich nie, die Biografien der Autoren widersprechen zwar ständig, aber die Frage wird als naiv bewertet, die „Memorien“ und „Biografien“ sollten es sein.

In Wahrheit wird es wohl eine Mischung sein, auch bei diesem Buch, denn Thomas Melle ist ja nicht zu beneiden, wenn er sich mit diesem Outing so in die Öffentlichkeit stellt, die Journalisten werden kommen, die neugierigen Leser, die Schwiegermütter, das Fernsehen, etcetera und das muß man ja alles auch aushalten und Maniker und Depressive haben ohnehin eine sehr dünne Haut, sonst würde das nicht passieren und Schriftsteller auch.

In drei großen Kapiteln, die 1999, 2006 und 2010 zur Überschrift haben, wird das erzählt. Ein kleineres 2016 und einen Prolog gibt es auch und das springt Thomas Melle gleich hinein in das Medias Res, erzählt von seiner großen Bibliothek, die er verschleudert hat, von seinen sexuellen Beziehungen zu Madonna und wir haben gleich ein bißchen hineingeschnuppert in die manisch- depressiven Seiten und dann kommt, wie bei Personal Essays typisch und wichtig, die Theorie, nämlich die Definition, was diese Krankheit ist, woher sie kommt und wie sie sich verändert hat.

Dann beginnt es und das finde ich auch sehr interessant, mit einer Feststellung eines Freundes, als die erste „Seltsamkeit“ auffiel „Da stimmt doch etwas nicht!“ und Thomas Melle schreibt, wie heilsam solche Fragen sein und, wie sie den „Verwirrten“ ein Stück Stabilität zurückbringen können, denn alle gehen ja meistens aus Hilflosigkeit oder auch aus Neugier auf die „Verrücktheit“ ein und das hilft wahrschein weniger, weiter, als die lapidare Feststellung „Das kann nicht sein!

Es gibt verschiedene Formen der Bipolarität, bei Thomas Melle haben die Phasen von Manie und Depression jeweils lange angehaltenen und eine paranoide Form hat es auch gegeben und so stürzt der Sohn einer depressiven Mutter, den Vater hat er, glaube ich, nicht gekannt, in diesen Wahnsinn hinein.

Als Student beginnt es, die Freunde bringen ihn irgendwann auf die Psychiatrie, dort entläßt er sich wegen mangelnder Krankheitseinsicht nach wenigen Tagen, so geht es weiter bis zum ersten Selbstmordversuch. Dann wird er stationär aufgenommen und behandelt.

Er rappelt sich hoch, schließt sein Studium ab, liest 2006 beim „Bachmannpreis“, da ist er schon in der zweiten Phase, arbeitet an einem Theater an einer Stückentwicklung, kommt wieder in die Psychiatrie, bekommt auch mit der Polizei Schwiergkeiten, als er in seiner Wohnung zu laut ist, in Auseinandersetzungen verwickelt wird, in „Wikipedia“ seine eigene Ermordung bekannt gibt, so was Ähnliches habe ich vor einem Jahr erlebt und mich gefragt, wie man darauf reagieren soll?

Melles Freunde haben auch die Polizei geholt und die Feuerwehr hat die Wohnung zertrümmert.

Die Manie wirkt sich bei Melle auch so aus, daß er überall Prominente erkennt, Obama auf der Rolltreppe zum Beispiel und alle winken ihm zu,  reden über ihn und widmen ihm ihre Werke.

Er macht auch Schulden, verliert seine Wohnung, bekommt Zwangsbetreuung und wohnt in Übergangswohnungen, dazwischen legt er sich auch mit „Suhrkamp“ an, wo seine ersten Werke herauskommen. Sein Agent wird zum Betreuer und regelt seine Schulden. Er übersetzt Bücher, schreibt seine zwei Romane, steht auf den schon erwähnten Listen und hat nun ein grandioses Buch über seine manisch depressive Krankheit oder bipolare Störung, wie es jetzt heißt, geschrieben, das ich allen daran Interssierten wirklich nur empfehlen kann.

Ich wünsche es mir auf die Shortlist und Thomas Melle alles Gute! Wenn es der „beste Roman des Jahres“ werden sollte, habe ich auch nichts dagegen, obwohl ich weiß, daß es keiner ist und den Verlagen auch dringend mehr Differenzierung Genauigkeit wünschen würde!

Denn so bleibt es ja bestehen dieses Kuddelmuddel der Verwirrung und die Frage, ist das jetzt alles wahr, erfunden oder erdacht, wird auch so bleiben.

Der mündige Leser hat eigentlich das Recht, sich besser auszukennen und solche Bücher sind interessant und sehr wichtig und zur Pflichtlektüre für angehende Psychiater, Psychologen, Sozialarbeiter, etcetera gehört es allemal, vielleicht auch auf die Leseliste in die Gymnasien, falls es die noch gibt und, als Thema für die nächste Zentralmatura, aber das nur behutsam, weil ein solches Thema ja auch überfordern kann.

2016-09-12

Neuer Naschmarktkrimi

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 22:02
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Inmitten meiner Buchpreisblogeuphorie, vom dBp habe ich schon fast alle Bücher, vom östBp scheinen sie nicht zu kommen, wieder einmal seit langem, in die „Wien-Bibliothek“ ins Rathaus zur Präsentation des neuen von Edith Kneifls bei „Haymon“ erschienenen Krimi „Tot bist du mir lieber“.

Eine kleine Abwechslung vom stressigen Buchpreislesen zwischen Thomas Melle und Thomas von Steinaecker und von Edith Kneifl, der Psychoanalytikerin, die mit mir zeitgleich, glaube ich, Psychologie studierte, habe ich ja schon einiges gelesen und einen Krimi „Die Kinder der Medusa“ von meiner überlangen Leseliste, auch schon wieder auf den St. Nimmerleinstag zurückgeräumt.

Der Weg in die Wien-Bibliothek, im ersten Stock, über die Stiege acht, war diesmal mit Hindernissen vollgeräumt, aber das große FPÖ-Wahlauftaktfest hat schon eine Woche früher stattgefunden und über die neuerliche Wahlverschiebung könnte man wahrhlich einen Kriminalroman schreiben, der es sich gewaschen hat.

Edith Kneifl, die ja auch schon über den fünften Bezirk schrieb, hat diesmal ihre Ermittler in Naschmarktnähe, in den berühmten Jugendstilhäusern auf der Wien-Zeile angesiedelt.

Und da wohnt sie, die Detektivassistentin, die in Krems die Detektivakademie in Krems besuchte, keine Ahnun,g ob es eine solche gibt. Magdalena Musil, man sieht, auch Edith Kneifl verwendet sprechende Namen, wohnt dort mit ihrer Freundin, die Kosmetikerin ist und die vermittelt ihr auch den ersten Fall.

Eine Frau, die in einer Internetbörsen betrogen worden ist, so geht die Nachbarin Sophia, die Frau von einem Kriminalinspektor zum Date ins Cafe Ritter auf die Mariahilferstraße.

Erkennungszeichen Jane Austen „Stolz und Vorurteil“, den sie erkennen soll, ist der eigene Mann und der, der die Klientin um fünfzigtausend Euro betrog, wird ermordet, das werden auch die von ihm betrogenen Frauen.

„Eine Katze gibt es auch, die überlebt aber und wenn sie weiter lesen wollen, kaufen Sie das Buch!“, empfahl Edith Kneifl. Ih unterhielt mich aber mit der Angela und der Helma Giannone bei Brot und Wein und, hörte am Nebentisch ein paar Lehrer über Wendelin Schmidt- Dengler reden. Die ließen sich dann auch das Buch signieren und holtem Edith Kneifl an ihren Tisch und jetzt weiterlesen mit dem dBp.

Morgen geht es kurz ins kunsthistorische Museum zu einer Führung und einem Vortrag übers Erbrecht, die Hilfsaktionen laden dazu ein und verteilen, was mich interessiert ,dazu Broschüren zur Patientenverfügung und ob ich dann in die „Gesellschaft für Literatur“ zum neuen Residenz-Buch der Cordula Simon komme, ist fraglich, wäre aber interessant.

2016-09-11

Kafka.Wege um das Sanatorium Hoffmann

Bei der „Gesellschaft für Literatur“ finden immer wieder Kafka-Veranstaltungen statt und Manfred Müller ist, glaube ich auch, in der „Österreichischen Kafka Gesellschaft“ aktiv, die ihren Sitz in Klosterneuburg hat, so gibt es auch dort regelmäßige Veranstaltungen, bei denen ich noch nicht war und vor einigen Monaten hat es auch eine „Kafka-Wanderung“ von Neuwaldegg übers Hameau bis zum Dreimarkstein gegeben.

Das war an einem Sonntag und an einem Sonntag verlasse ich ja nicht so gern meine Familie und außerdem waren wir da, glaube ich, auch in Harland.

Bin also nicht mitgegangen, obwohl ich mich zu erinnern glaube, daß, als das Buch „Kafka in Wien“ in der Gesellschaft vorgestellt wurde, erwähnt wurde, daß Franz Kafka diesen Spaziergan einmal, ich glaube, mit Dora Diamant, unternommen hat. Eine Gegend, die mir sehr vertraut ist, weil auf der Höhnenstraüe ja das Gartenhäuschen meiner Eltern stand und ich solche Spaziergänge früher öfter machte.

Und jetzt ist der Alfred in Harland und es war ein zweiter Spaziergang „Rund um das Sanatorium hoffmann“, Sonntag ab elf, angekündigt, zu dem ich mich angemeldet habe und dann auch mit der U4 nach Heiligenstadt und  mit dem Bus nach Kierling gefahren bin, denn Franz Kafka hat sich 1924 zuerst wegen seiner Lungenkrankheit in ein Sanatorium im Wienerwald, dann ins Allgemeine Krankenhaus und schließlich in das Sanatorium Hoffmann nach Klosterneuburg begeben, weil ihn da Dora Diamant begleiten und für ihn kochen konnte und ist dort auch im Juni 1924 gestorben.

Dreißig Leute haben sich, glaube ich, für die Wanderung angemeldet, die von Manfred Müller, Veronika  Seyr, von der ich vor zwei Jahren ein Buch gelesen habe und Charlotte Spitzer begleitet wurde und der Treffpunkt war beim Kafka-Denkmal in Klosterneuburg Kierling.

Ja, das gibt es, 1963, glaube ich, aufgestellt, eine kleine Büste und neben den Mistkübeln und den Halteverbotsschild fast gar nicht zusehen, daneben stand auch ein Ringelspiel, denn in Klosterneuburg Kierling fand am heutigen Sonntag auch ein Straßenfest statt.

Manfred Müller begrüßte und zeigte auf die Stelle, wo früher ein Gasthaus gegstanden ist, in dem die Kafka Besucher logierten und eine Post hat es auf dem Platz auch gegeben, wo Dora Diamant mehrmals täglich Kafkas Briefe aufgab oder abholte.

Auf einem Spazierweg sind wir dann zu dem Sanatorium gegangen, ein kleines Haus, ich glaube für acht Patienten, das von einem Dr. Hoffmann geleitet wurde und von dem Spazierweg konnte man den Balkon sehen, wo Kafka sein  Zimmer hatte.

Der damals nicht mehr soviel spazierengegangen ist, sondern am Balkon lag und seine Briefe schrieb, beziehungsweise seine Gesprächszettel schrieb, denn sein Kehlkopf war so angegriffen, daß ihm die Ärzte eine „Schweigekur“ verordneten.

Heute ist das Sanatorium, ein eher kleines Haus, wieder ein Wohnhaus, zwei Räume sind aber Kafka Gedenkräume und gehören, glaube ich, der „Kafka-Gesellschaft“ und dort sind wir hingegangen und dort fand auch eine sehr intensive Performance statt. Texte wurden aber auch schon vorher gelesen.

Kafka hatte vorher, glaube ich, eine Geschichte „Josefine, die Sängerin oder das Volk der Mäuse“ geschrieben, die er in dem Sanatorium korrigierte.

Charlotte Spitzer las daraus einen Stück vor und in den Schauräumen gab eine Performance, wo sie zu zwei Texten tanzte und dann wurden auch die Gesprächszettel verlesen, die auch auf dem Luster angebracht sind.

In den Schauräumen gibt es ein Krankenbett, das offenbar aus dem Sanatorium oder auch aus der Larynologischen Abteilung im allgmeinen Krankenhaus stammte und dann gibt es auch sehr viele Bücher, um und über Kafka, darunter auch eine Anthologie von vierzehn Gegenwartsautoren, herausgegeben von Manfred Müller und Nadine Kegele, die sich mit einem Zitat aus einem der Werke von Kafka, mit der Flüchtlingssituation auseinandersetzen und das bei „Luftschacht“ erschienen ist.

Auf den Balkon konnte man auch hinausgehen und sich in das Gästebuch eintragen und dann wurde spazierengegangen, nämlich über das Gugginger „Haus der Künstler“ zur „Redlinger-Hütte“, wo Kafka warhscheinlich nicht war, zum Mittagessen, wo es auch eine Linzer Torte gab, die Kafka angeblich gern gegessen hatte oder noch essen konnte und eine weitere Performance und Lesung gab es auf einer Wiese dann auch.

Die Nachrufe wurden verlesen, die in verschiedenen Zeitungen erschienen sind und die schon auf die große literarische Stimme Kafkas, der „Hungerkünstler“ war, glaube ich schon geschrieben und vielleicht auch erschienen, hinwiesen, die großen Romane noch nicht, die hätte Max Brod auf Wunsch Kafkas ja verbrennen sollen, was er aber nicht tat.

Charlotte Spitzer las  noch zwei Texte, eine davon im Liegen und dann ging es übers Grüntal zurück zum Bus und wieder nach Wien.

Die Kafka-Wege soll es, wie Manfred Müller erwähnte, weitergeben und Veronika Seyr verriet mir, daß der nächste nach Prag gegen soll, also eine Kafka Fahrt oder Reise auf seinen Spuren, das ist mir wohl zu weit und ich bin ja auch keine unbedingte Kafka-Kennerin.

„Amerika“ habe ich mir kurz nach meiner Matura gekauft, die „Tagebücher“ vor einigen Jahren gelesen und seine großen Romane, sowie, die „Verwandlung“ hatte ich zwar auf meiner Leseliste, aber jetzt habe ich die ja wieder gelöscht, mal sehen also, wie meine Kafka Lektüre weitergeht. Zur „Gesellschaft für Literatur“ werde ich aber sicher wieder kommen und vielleicht komme ich auch wiedermal nach  Klosterneuburg hinaus.

Es war jedenfalls bei wunderschönen Spätsommerwetter ein interessantes Wochenende mit zwei literarischen Ausflügen ins schöne Niederösterreich und jetzt werde ich wahrscheinlich weiterlesen, um mein selbsterlegtes LL-Pensum zu erfüllen.

2016-09-10

Kramer-Preisverleihung in Niederhollabrunn

Zur „Theodor Kramer-Preisverleihung für das Schreiben im Exil und Widerstand“, den es, glaube ich seit 2001 und der lange Zeit in Krems und jetzt in Kramers Geburtsort in Niederhollabrunn stattfindet, gehe ich ganz gerne.

Das heißt in Krems war ein paar Mal, in Niederhollabrunn im letzten Jahr, heuer ist der Alfred wieder auf Reisen, so bin ich mit dem Bus gefahren, der um fünf vom Praterstern wegfuhr.

Ein kleiner Bus, mit den jungen Leuten von der Kramer Gesellschaft, Karl Müller vom Vorstand, Werner Grüner und ich glaube noch zwei Damen.

In Niederhollabrunn wartete schon Harald Maria Höfinger und führte wieder auf den Spuren des großen Lyrikers herum und las ein paar seiner Gedichte vor.

Das letzte Jahr sind wir ja verspätet zu der Führung gestoßen, diesmal habe ich sie ganz genossen, das Geburtshaus, das bis 2012 der Gemeindekindergarten war, das Schild und den Spielplatz gibt es noch, jetzt ist eine Ausstellung darin und Harald Maria Höfinger erwähnte wieder das Foto, wo der Kleine Theo oder Teddy, wie ihm die Mutter nannte, zum Fotoshooting zum vierten Geburtstag seines Bruders Richard auf einer Windel lag. Der Vater, der Gemeindearzt, ist 1935 gestorben, die Mutter in Theresienstadt umgekommen.

Theodor Kramer emigrierte nach England, kam dann schon sehr krank nach Wien zurück und ist bald im Wilhelminenspital gestorben.

Die Führung ging wieder zum Michelberg, wo ein entsprechendes Gedicht verlesen wurde.

Da stießen dann die Preisträger hinzu, nämlich Stefan Horvath, der nach dem Tod seines Sohnes, der bei dem Attentat von Oberwarth 1995 zu schreiben angefangen hat und dem Historiker und Essayisten, der sich auch mit Oberwart beschäftigt hat, Gerhard Scheidt.

Dann ging es zur Schule, kurz zur Ausstellung und dann schon in den Pfarrsaal, wo Konstantin Kaiser wartetete. Der Vizebürgermeister war auch da und Gabriele Ecker von der NÖ Landesregierung.

Konstantin Kaiser hielt die Laudatio. Es gab Musik und eine Lesung der beiden Preisträger. Stefan Horvath las mit Tränen in den Augen ein Gedicht das er nach dem Tod des Sohnes geschrieben hat, der ihn fragt, ob er nach seinem Tod in den Himmel kommt und ein Engel wird und Gerhard Scheidt einen Teil des Vorwortes aus seinem neuen Buch, von dem er gar nicht wußte, daß es schon am Büchertisch lag.

Dann gab es wieder ein Buffet, Sturm und Gespräche und um zehn fuhr der Bus zurück und Morgen wird es auf den Spuren von Franz Kafka einen weiteren literarischen Spaziergang oder Ausflug geben.

Und was die Wiederholung der Bundespräsidentenwahl betrifft, die ja eigentlich am 2. Oktober stattfinden sollte, so kann die da, weil für die Wahlkarten ein schlechter Kleber verwendet wurde, so daß die Aufgabe, da wahrscheinlich doch nicht stattfinden.

Ach ja, der freiheitliche Kanditat hat uns ja schon im April prophezeit, daß wir uns noch wundern werden. Das scheint, wie man sieht, leider wirklich einztutreffen.

2016-09-09

Widerfahrnis

Buch sieben meiner aktuellen Longlistenlektüre, Bodo Kirchhoffs „Widerfahrnis“, macht mich ein wenig ratlos, habe ich doch zuerst die Besprechung von Tobias Nazemi und Marina Büttner gelesen und die haben, vielleicht nicht etwas anderes gelesen, aber jeweils nur einen Teil beschrieben und vielleicht auch andere Empfindungen gehabt.

Es ist also, um es vorweg zu nehmen, ein sehr vielschichtiges Buch und der 1948 geborene Bodo Kirchhoff, von dem ich einmal, lang lang ists her und noch keine Blogerfahrung, den „Schundroman“ gelesen habe, ist sicherlich ein Routinier.

Tobias Nazemi spricht von der Altmodischheit, die ihm, ein Kirchhoff Fan, an dem Buch stören würde, die ist mir bei den „Witwen“ eigentlich viel mehr aufgefallen.

Ich habe das Buch ähnlich, vielleicht ärger oder auch anders konstruiert, wie das von Hans Platzgumer empfunden und seltsam in beiden Büchern gibt es ein gefundenes Kind und Marina Büttner schreibt, ein anderer hätte aus diesem Buch etwas Kitschiges gemacht. Ich habe es zum Teil kitschig gefunden, am Schluß dann wieder nicht, da kam dann schon die Ratlosigkeit und die Flüchtlingsfrage, die Marina Büttner etwas störte, stört mich ja nicht so sehr, wenn ich mir jetzt auch nicht wieder sicher bin, ob diese Begegnungen mit den Flüchtlingen, die der Julius Reither und die Leonie Palm da machen, sich nicht überhaupt nur in der Phantasie abspielen?

Oh ja, natürlich, denn es ist ja, kein Roman, sondern, wie betont, am Anfang steht, eine Novelle und Julius Reither, ich würde ihn mehr gegen siebzig als sechzig schätzen, ist ein ehemaliger Verleger.

„Aus der Zeit gefallen“, schreibt, Tobias Nazemi, nun Bodo Kirchhoff ist auch bald siebzig und das seltsame Wort „Widerfahrnis“ kommt von widerfahren, also erleben und nun bleibt noch zu klären, ob das Ganze ein Liebesroman, eine Liebesgeschichte ist?

Nun ja, natürlich, aber vermutlich mehr ein Lebensbericht und weil der Julius Reither ja mal ein Verleger und Kleinbuchhändler war, erzählt er sich diese auch selber:

„Die Geschichte, die ihm  noch immer das Herz zerreißt, wie man sagt, auch wenn er es nicht sagen würde, nur hier ausnahmsweise, womit hätte er sie begonnen“, beispielsweise oder auch „Kein Erzähler hat gleich seinen Fuß in einer Geschichte…“

Da ist also Julius Reither, der seinen Verlag verkauft hat und sich, in eine vermutliche Seniorenanlage, auch wenn das nicht so genannt wird, zurückzieht, „weil die Leute ja mehr schreiben, als lesen“, Achtung Ironie, würde ich hier anmerken, man könnte auch sagen, er ist in Pension gegangen und jetzt sitzt er da in seiner Wohnung, trinkt Rotwein, raucht Zigaretten und hört am Gang Geräusche.

Es ist Leonie Palm, ein paar Jahre jünger als er, eine ehemalige Hutmacherin, die ihr Geschäft verkaufte, „weil die Leute keine Hutgesichter mehr haben“ und jetzt auch in der Anlage wohnt und dann gibt es noch ein Buch, ein kleines Böses, ein BoD, selbstgemachtes wahrscheinlich, ohne Titel von einer Ines Wolken, sicherlich ein Pseudonym, geschrieben, das Reither vorhin in der Bibliothek gefunden hat.

Es stellt sich bald heraus Leonie hat es geschrieben, es handelt von einer Frau, die ihre Tochter verloren hat. Das hat Leonie so erlebt und Reither wurde von seiner Frau verlassen, als sie schwanger war und beide das Kind abtreiben wollten.

Leonie will etwas von Reither, am nächsten Tag will sie es mit ihm besprechen, fängt sie an, was damit endet, daß die beiden, um oder nach Mitternacht aufbrechen, die beiden ausländischen Frauen, die den Empfang während der Nacht betreuen, helfen noch beim Schneeabschaufeln von Leonies Auto, Reither hat keines mehr und sie wollen zum Achensee hinauffahren, den Sonnenaufgang beobachten.

Sie fahren und fahren, die Nacht durch und gelangen nach Sizilien, dort gehen sie endlich in ein Privatquartier und treffen  auf ein stummes Flüchtlingsmädchen, hat das Bodo Kirchhoff von Michael Köhlmeier oder umgekehrt oder ist das den beiden getrennt voneinander eingefallen, weil die Flücnhtlingsfrage momentan so aktuell ist und sich jeder renomierte Autor damit beschäftigen will, was Marina Büttner etwas stört?

Eine Szene hat das Buch, die mich sehr beeindruckt hat, Leonie ist kinderlieb, wohl wegen des Schicksals, des Selbstmordes ihrer Tochter und so laden sie das Kind mit dem zerfetzten Kleid zum Essen in ein Restaurant ein. Der Wirt scheucht es weg.

„Es gehört zu uns!“, sagt Reither, so serviert der Wirt die Sardinen und das Cola, holt aber die Polizei und die Kleine läuft weg.

Sie kommt aber wieder, schläft in der Wohnung und Leonie will sie genauso, wie Platzgumers Erzähler mit seiner Elena mitnehmen und über die Grenze bringen. Das scheitert schon am Polizeiaufgebot bei der Fähre. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, Reither wird an der Hand verletzt, Leonie und das Kind verschwinden, er fährt alleine weiter, kauft sich Rotwein, kann ihn mit seiner Verletzung nicht öffnen und blutet immer weiter, bis ein Afrikaner zu ihm kommt und „Can I help you, men?“, fragt.

Er trifft dann Leonie wieder ohne dem geheimnisvollen Kind, tauscht mit ihr das Auto gegen seine Lieblingsjacke, der Afrikaner chauffiert ihm heim und nun „bliebe nur noch zu erklären, womit die Geschichte, die ihm noch immer das Herz zerriß, enden sollte?“

„Bodo Kirchhoff erzählt in seiner Novelle „Widerfahrnis“ die Parabel von einem doppelten Sturz“, steht noch am Buchrücken und dem kann ich mich anschließen und würde vielleicht noch ein paar Ebenen dazu legen.

So wunderschön, wie die anderen Rezensenten schreiben, habe ich das Buch wahrscheinlich nicht empfunden, mich stört ja, wie gesagt, das allzu Routinierte und da ist wahrscheinlich wieder einer, der sehr gekonnt mit der Schreiberfahrnis seines Lebens spielt und auch ein bißchen überheblich dabei wirkt.

Bin aber gespannt, ob es auf die Shortlist kommt. Der Platzgumer und er hätten von den von mir bis jetzt gelesenen Büchern, wohl die meisten Chancen, würde ich vermuten, aber jetzt kommt Thomas Melles Bericht über seine bipolare Depression an die Reihe, ein Thema, das mich ja sehr interessiert und Tobias Nazemi hat es schon, als sein Siegerbuch erklärt, ich bin also sehr gespannt.

Katharina, Marie & ihre vier Männer

Nun kam eine kleine LL-Lesepause, obwohl ich da im Stress bin und sich die Bücher schon im Badezimmer türmen, aber Literaturtest hat mir auch eine „Neuerscheinung“ geschickt, die gelesen werden will.

„Katharina, Marie & ihre vier  Männer, ein „Goldmann TB“, ein Briefroman oder fast schon ein Sachbuch in Sachen Liebe, Ehekriese, unerfüllter Kinderwunsch und erfüllte oder unerfüllte Seitensprünge.

Katharina und Marie sind zwei Frauen Mitte Dreißig, beide verheiratet, beide Kinderlos, beruflich mehr oder minder erfolgreich, Banangestellte, die eine, in einer Pharmafira, die andere tätig und sie schreiben sich Briefe oder besser Mails, wie man das ja heutzutage macht und das viel schneller geht.

Es beginnt damit, daß sie feststellen, daß es in ihren Ehen nicht so absolut glücklich zu geht, obwohl sie das voneinander nicht erwartet hätten.

Katharina, die als Kind ihren Vater verlor und sich deshalb nach Stabilität sehnt, hat das zwar mit ihrem Simon, aber der geht auf ihren Kinderwunsch nicht ein, vertagt ihn auf das nächste oder übernächste Jahr und da ist Carsten, OA, erfolgreicher Handchirurg, zwar natürlich verheiratet, aber davon will er nichts erzählen und er will Kinder mit Katharina und Marie ist mit ihren Michael auch nicht glücklich.

Theorien werden ausgetauscht, wieviel Prozent Glück man sich in einer Ehe erwartet darf, etcetera und Srüche der Oma  „Willst du, gelten, mach dich selten!“

Das finde ich das theoretische an dem Buch und dann kommt in die Bank, ein Unternehmensberater, um die Fehler der Chefs wieder auszubügeln, steht vor Marie. Er heißt Tom, ist auch verheiratet, hat zwei Kinder in Berlin. Marie lebt und arbeitet, glaube ich, in Frankfurt, aber seine Ehe ist nicht glücklich, weil er Sandra nie heiraten wollte, die dann, als er das vorsichtig sagte, gleich schwanger wurde und das Haus in Berlin ist auch viel zu groß und zu teuer, so daß er sie nie verassen kann. Er führt aber ohnehin eine Wochenendehe, weil er ja soviel umstrukturieren muß und verliebt sich in Marie.

Es kommt bei beiden, zuerst zaghaft, dann tatsächlich zu sexuellen Beziehungen., Marie kündigt ihre Stelle, geht nach Berlin. Tom verläßt seine Frau, das ist eine Kathastrophe, weil die zuerst die Kinder entführen will, dann finanzielle Forderungen stellt und Tom will die Kinder bei sich haben, so sucht er eine Wohnung, die zu groß ist für Marie und hat auch keine Zeit für sie und Simon bemüht sich, aber als er nachgeben will, findet er die SMSs von Carsten und schmeißt sie aus der Wohnung.

Langsam langsam kommt dieses Paar wieder zusammen, während Marie endgültig ausrastet, weil, was auch ein wenig übertrieben ist, Tom zu Weihnachten natürlich mit Sandra und den Kindern, wie immer irgendwo eine Woche hinfahren will, dabei ist ohnehin schon eine gemeinsame Kambodschareise der beiden Freundinnen geplant und ein Kollege, eine Ex-Bezieung, der Ehemann Michael ist sang und klanglos nach Australien verschwunden,  ist auch in Sicht.

Der Briefform macht es vielleicht ein wenig schwer zu lesen und ich brauchte lange mir zu merken, daß die mit dem Simon und den Carsten, die Katharina und nicht die Marie ist, weil ich irgendwie auch finde, daß das besser gepasst hätte.

Es ist auch kein ChickLit, sondern eher eine narrative Abhandlung sich zu überlegen, wie es mit der eigenen Ehe weitergehen kann und  wie man es mit den Seitensprüngen und den Dreier oder Vierbeziehungen machen soll?

Das Buch haben zwei Journalistinnen,  Tine Ratig und Hannah Wilhelm geschrieben und mich würde interessieren, ob die eine den Katharina-, die andere den Marie-Strang übernahm, weil das ja gut passen würde.

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