Literaturgefluester

2016-11-12

Vom Leben und Sterben des Herrn Vatern, Bauer, Handwerker und Graf

Noch ein Buch aus dem steirischen „Keiper-Verlag“ mit dem ich vor einigen Jahren auf der „Buch-Wien“ über Andrea Stift in Kontakt gekommen bin, ich habe danach einige Bücher daraus gelesen, darunter Andrea Wolfmayrs „Roter Spritzer“ und mit der 1953 in Gleisdorf geborenen Andrea Wolfmayr, Buchhändlerin und ÖVP-Politikerin, habe ich einmal, lang lang ists her gemeinsam in „Mädchen dürfen pfeifen, Buben dürfen weinen“ eine Geschichte gehabt.

Dann habe ich lange nichts mehr von ihr gehört, ihr Buch „Spielräume“ aber einmal im Schrank gefunden und  im Oktober 2013 mit ihr gemeinsam bei den „Textvorstellunge“ gelesen.

Da war „Rot- Weiß-Gin“, das Thema, ich habe aus „Kerstins Achterln“ gelesen, Andrea Wolfmayr aus der „Weißen Mischung“ und bei den „Buch-Wien“ treffe ich sie auch regelmäßig.

Bei der letzten hat sie mir, glaube ich, gesagt, als ich ihr von meinem Gefühl ausgeschrieben zu sein erzählte, daß die Themen bei ihr seit sie in Pension ist, herausrquellen und sie das bearbeitet, was sich  angesammelt hat.

Jetzt liegt wieder ein sehr interessantes Buch vor mir, eines das wahrscheinlich jeden betrifft und jede Frau besonders, weil sich die ja meist auch besonders intensiv mit der Pflege ihrer alten Eltern auseinandersetzen.

In dem Roman, der nehme ich an, sehr viel Autobiographisches enthält, also wieder ein „Memoir“ seindürfte, er ist jedenfalls Andrea Wolfmayrs Vater gewidmet, geht es um Magdalena, die mit ihrem Mann Sepp im Haus ihres Vaters lebt, der an Harnwegsinfektionen leidet, Demenz und Parkinson hat und den sie bis zu seinem Tod begleitet.

In Tagebuchform von 2005 bis 2009 wird das beschrieben. Das Haus befindet sich in Weiherbach, eine Hütte als Zufluchtsort, für die fünfzigjährige Tochter gibt es auch und eine Familie, zwei Schwestern, einen Bruder, einige Tanten und die Putzfrau Eva, die sich, um den alten Mann kümmern.

Aber Ebva und Sepp wohnen im Haus mit ih, und der in den Neunzehnzwanziger Jahren geborene, wird von Magdalena auch als Tyrann beschrieben, der Herr Graf, der anschafft, mit dem Geld herumschmeißt, die Türen offen läßt, Auto fährt, obwohl er es nicht mehr kann, mit der Tochter schimpft und vorallem überall sein Blut und seinen Harn verbreitet, denn er hat eine Ziste an der Niere, will aber keine Medikamente, will nicht zum Arzt gehen, wie das bei alten Leuten oft so ist.

Ein „Feuchtgebiete desAlters“ könnte man das Buch literarisch überhöht, vielleicht nennen und Magdalena ist mitten drin, hat noch ihre Kindheit aufzuarbeiten, hat Schuldgefühle, muß sich um alles kümmern, geht auch zur Therapeutin, die mit ihr bespricht sich abzugrenzen und den Verfall des Vaters nicht als persönliche Kränkung zu erleben.

Andrea Wolfmayer ist auch sehr direkt offen und erstaunlich ehrlich. So wird ihre Wut und ihr Zorn auf den alten Mann, auch sehr direkt beschrieben.

Loslassen und ihn beispielsweise in ein Heim geben, kann und will sie aber ebenfalls nicht. So werden die letzten Jahre sehr anstregend und das Aufschreiben und Berichten darüber, einerseits eine Entlastung für sie, andererseits sicher auch eine Hilfe für andere Töchter, Frauen, Schwestern, die das Gleiche durchmachen.

Das Auto wird verkauft, im ersten Stock eine Tür eingebaut, damit Magdalena und Sepp wenigstens etwas Rückzug haben und der Gestank von Urin und Kot, der Vater hat bald einen Dauerkatheder, dessen Stöpsel sich aber fortwährend löst oder vielleicht aus Widerstand gegen die Hilflosigkeit und Bevormundung herausgerissen wird, haben.

Dann kommt zuerst eine Altenpflegerin, dann die vierundzwanzig Stundenbetreuerinnen aus der Slowakei. Der Vater wird immer hilfloser und schwächer und die Tochter muß um ihre Selbständigkeit ringen, aufpassen, daß sie sich trotz aller Valditation, die ebenfalls betrieben wird, nicht verliert und schließlich doch loslassen.

Trotz aller Drastigkeit oder vielleicht gerade deshalb, ein wirklich eindrucksvolles Buch, das wahrscheinlich allen Töchtern, Müttern, Schwestern und vielleicht auch den Männern und den Söhnen, Brüdern zu empfehlen ist.

Anna Mitgutsch hat in ihrer „Annäherung“ etwas Ähnliches beschrieben und ich habe sowohl, die Pflege meines Vaters, die mich auch oft genug überforderte, sowie, die meines Schwiegervaters, der kurz ebenfalls eine vierundzwanzig Stunden Betreuung hatte, hinter mich gebracht und kann daher das hier Beschriebene auch gut nachvollziehen.

Ob, wie am Buchrücken steht, wirklich „Nie zuvor das Leben mit alterskranken Angehörigen so packend geschildert wurde, bin ich mir gar nicht so sicher, habe ich doch schon einige diesbezügliche Bücher gelesen und auch geschrieben. Ist es ja auch ein Thema das wahrscheinlich jeden betrifft, so daß man sich wahrscheinlich auch damit beschäftigen sollte.

2016-11-11

Mein literarischer Geburtstagssalon

Lidio Mosca Bustamante

Lidio Mosca Bustamante

Eva Jancak

Eva Jancak

Die Idee zu meinem Geburtstag ein Fest mit einer Lesung zu machen, wozu ich immer ein paar Autoren einlade, gibt es, glaube ich, schon seit 1987.

Vorher wollte ich eigentlich einen literarischen Salon mit einer monatlichen Veranstaltung machen, habe beim zweiten Versuch aber  gesehen, daß mir dazu der Bekanntenkreis fehlt. so wurde einmal im Jahr das Geburtstagsfest daraus. Ich lade drei oder vier Leute zum Lesen ein und alle meine Bekannten, es gibt ein Buffet.

Ein paar Mal habe ich es ausgelassen, beziehungsweise stattdessen ein Praxiseröffnungsfest gemacht und zum fünfzigsten und zum sechzigsten Geburtstag habe ich allein gelesen. Ein paar Mal dachte ich auch daran, damit aufzuhören oder hatte Angst, daß vielleicht zu wenig Leute kommen könnten.

Das ist jetzt vorbei, denn es kommen eigentlich immer genug. Ich lade alle ein, die ich kenne, das sind so fünfzig Personen ein, so fünfzehn bis zwanzig kommen dann auch, für mehr hätte ich keinen Platz und es ist immer sehr schön, auch wenn es schon einige Leute eingebildet oder narzissistisch gefunden habe, daß ich um meinen Geburtstag ein so großes Tamtam mache.

Ich lese  aber gerne und gehe auch gerne zu Lesungen, so ist es meistens eine interessante Abwechslung in meinem literarischen Alltag, aber diesmal ist  mein Geburtstag mitten in die „Buch-Wien“ gefallen und den „Ohrenschmaus“, der diesmal auch besonders aufwendig war, hat es auch gegeben.

So daß der Alfred mit der Hilfe von der Iris, den ganzen Tag alleine das Buffet gemacht hat, während ich auf die Messe gegangen bin, wo es ja am Nachmittag ab zwei „Ohrenschmausveranstaltungen“ zum zehnjährigen Jubiläum  gegeben hat.

Die Letzte, die Diskussion auf der „ORF-Bühne“ war um fünf, danach gab es noch eine intensive Fotosession und dann bin ich zurückgefahren, wo schon außer der Iris, der Rudi anwesend war und nach und nach sind die Leute eingetroffen.

Auch das war diesmal sehr interessant, weil ich einige Überraschungen erlebte, ein paar der Angemeldeten sind nicht gekommen, während andere erschienen sind, von denen ich es nicht erwartet habe.

Und es gab  auch wieder einige schöne Bücher als Geburtstagsgeschenke, das „Kontinent Doderer“ von der Trude, Herr Blaha hat mir sein neues Buch gebracht,  Bob Dylans „Lyrics“ auf Englisch hats gegeben, so daß ich meine Bildungslücken nachholen kann, damit ich ihn erkenne, wenn ich wieder einmal auf einem Bücherquiz teilnehmen sollte.

Doris Kloimstein

Doris Kloimstein

Rudolf Lasselsberger

Rudolf Lasselsberger

Ingeborg Reisner hat mir ebenfalls sehr überraschend ihre „Reisegeschichten“ geschickt, vom Wolfram habe ich ein schönes Buch gekommen und dann gab es natürlich wieder Wein, Süßigkeiten, etcetera und um acht begann die Lesung.

ich habe da ja auch meine Stammleser, Lidio Moca Bustamente und Hilde Schmölzer lesen oft und melden sich von selber an, Hilde Schmölzer hatte diesmal aber mit der Judith Gruber-Rizy eine Lesetheaterprobe und mußte sich entschuldigen und auch die Ruth, die ich meistens einlade, war diesmal in Linz bei ihrer Enkeltochter, dafür hat  Doris Kloimstein gelesen, die das nur einmal, als das Fest noch in der Reinsprechtsdorferstraße stattfand machte und dann natürlich Rudi Lasselsberger, der schon seit einigen Jahren regelmäßiger Stammgast ist und durch seine Schreigedichte und seinen Aktionismus großen Eindruck macht.

Gloria G. hat zum zweiten Mal bei mir gelesen und schon vor zwei Jahren ein Stück aus dem Roman gebracht, an dem gerade geschrieben wird.

Diesmal war es eine Collage, die aus sieben Teilen bestand, die mich ein wenig an Sybilles Berg „Vielen Dank für das Leben“ erinnerte und in dem es auch um ein Kind geht, das im falschen Geschlecht steckt und im Waisenhaus aufwächst, weil die Mutter bei der Geburt gestorben ist. Sehr beeindruckend und eigentlich sehr passend zu meiner „Paula-Geschichte“ aus der ich eine Szene gelesen habe, in der es auch um das Transgender Themas geht.

Doris Kloimstein brachte einige Kalendersprüche und zwei Kurzgeschichten, Rudi las aus einer Erzählung, die er seinem verstorbenen Verleger witmete, in der wieder ein Franz heim zu seiner Mutter fährt.  Lidio Moca Bustamante brachte wieder einige seiner „Tangogeschichten“.

Ein Teil derzeit genössischen Literatur den ich mir da Jahr für Jahr zu meinem Geburtstag ins Haus holte, nachher gabs das Buffet, den Lachs, den Lungenbraten im Blätterteig und den Apfelstrudel. Die von der Iris gestrichenenen und belegten Brötchen hat es schon vorher gegeben und der Rudi hat mir eine Einladung zu seinen nächsten zwei Lesungen, die im Dezember im „Glücksschweinmuseum“ beziehungsweise bei den „Wilden Worten“ sein werden, hinterlassen.

Und „Aufbau“ kann ich noch vermelden hat mir Karl Olsberg „Mirror“ geschickt und „Hool“ angekündigt.

2016-11-10

Der zehnte Ohrenschmaus

Dani Linzer und Ronny Pfennigbauer

Dani Linzer und Ronny Pfennigbauer

Urkundenverleihung EHRENLISTE, Hakan Alkis, Melanie Corn, Peter Gstöttmaier, Herwig Hack, Kevin Neubauer, Elisabeth Stachl, Anna Traunig, Klaus Willner

Urkundenverleihung EHRENLISTE, Hakan Alkis, Melanie Corn, Peter Gstöttmaier, Herwig Hack, Kevin Neubauer, Elisabeth Stachl, Anna Traunig, Klaus Willner

Der „Ohrenschmaus-Literatur von und mit Menschen mit Lernschwierigkeiten“, wurde heute schon zum zehnten Mal vergeben, da er 2007 von Franz Josef Huainig anläßlich seines vierzigsten Geburtstag gegründet wurde.

Die erste Preisverleihung fand im Literaturhaus statt. Da habe ich noch nicht gebloggt. Ab 2008 wurde er dann im Museumsquartier vergeben und man kann die Berichte bei mir lesen.

Die Jury hat sich seither verändert, in den ersten Jahren war noch Friedl Hofbauer dabei und Kurt Palm. Niki Glattauer kam später, Andrea Stift habe ich mit Ludwig Laher hineingebracht, ist aber wieder daraus verschwunden und ich habe auch schon sehr lange nichts mehr von ihr gesehen und gehört.

Sybille Grafl

Sybille Grafl

Eva Jancak

Eva Jancak

Franzobel ist neu hinzugekommen, die anderen, wie Heinz Janisch, Barbara Rett sind unter dem Ehrenschutz von Felix Mitterer gleichgeblieben.

Inzwischen gibt es aber auch ein vom Bundesministerium vergebenes Startstipendium, das Ludwig Laher ausgearbeit hat und das heute an David Sylvester Marek, einem früheren Preisträger vergeben wurde und die Preisverleihung findet heuer nicht mehr wie bisher Ende November, Anfang Dezember, sondern schon ein Monant früher im Rahmen der „Buch-Wien“ statt, da wird es auch am Freitag, eine Reihe von Veranstaltungen mit Lesungen aus dem neuen Buch, das es jetzt wieder mit den Siegertexten gibt und, um fünf auch eine Diskussion „Quo Vadis -Ohrenschmaus?“ auf der ORF-Bühne geben, an der unter anderen auch ich teilnehmen werde und am Donnerstag hat es die sehr festliche zehnte Preisverleihung geben.

Dani Linzer und Ronny Pfennigbauer haben wieder, wie schon seit einigen Jahren, durch das Programm geführt.

Gelesen haben diesmal Kristina Spenger und Gregor Seberg zuerst die Texte, die diesmal auf die Ehrenliste gekommen sind.

Herbert Schinko

Herbert Schinko

Heinz Janisch

Heinz Janisch

Da waren wieder bekannte Namen dabei, denn der „Ohrenschmaus“ hat seine Stammeinreicher. So stand Peter Gstöttmeier, der ja schon 2011 und 2015 gewonnen hat und auch einmal einen seiner Texte auf der Schokolade hatte und von dem es jetzt auch ein eigenes Buch gibt, auf der Liste, dann Klaus Willner, Hakan Alkis und und und..

Und auch Sabine Grafl, die den ersten Hauptpreis bekommen hat, früher gab es da eine Kategorie, die Lebensberichte hieß, jetzt gibt keine Kategorien mehr, es kommen aber immer wieder Texte, die von persönlichen Lebenserfahrungen erzählen, ist schon auf der Ehrenliste gestanden.

Jetzt erzählte die 1978 in Nenzing Geborene, die in Vorarlbert im „Springbrett-Lädle“,tätig ist, in ihrem Text „Sie hat sich  richtig entschieden oder wir haben es zusammen geschafft“, von ihren einschneidenen Kindergartenerfahrungen, wo sie ausgegrenzt wurde und sich nicht wehren konnte, während sie sich jetzt, stark und selbstbewußt geworden, das nicht mehr gefallen lassen würde.

Auch Herbert Schinko, der in seinem Text die „Zeit“ poetisch behandelt hat, „Die Zeit bleibt nicht stehen.

Viktor Noworski

Viktor Noworski

Ludwig Laher

Ludwig Laher

Die Zeit muß man ganz fest halten. Die Zeit bleibt bei mir…, ist, glaube ich schon von der Ehrenliste gestanden, während der 1940 in Pennsylvania geborenene Viktor Noworski, der mit seiner sehr ungewöhnlich gestaltenten Sprache aufffiel: „Da is amay aus da Shtadmittn an kumma  mit an auto und woytat uns Autos  fakaufn. Da san a SAPSUCKER und a SQIRREL und a CHIPMUNK und a SKUNK (des san neigirige Ficha aus n Wayd in sei Auto greut.“,noch nie eingereicht  hat.

Was ebenso  für den 1982 geborenen Paul Text, der Name ist ein Pseudonym und der schon in einer Anthologie veröffentlich hat, dessen Text „Der fliegende Tisch fliegt immer wenn er dreckig ist wohin es gerade regnet“, es auf die Schokolade schaffte, zutrifft.

Dazwischen gab es wieder eine Musikeinlage von der inklusiven Band „Mundwerk“.

Richard Pils von der „Bibliothek der Provinz“ stellte das neue „“Ohrenschmaus-Buch“: „Zu zweit ist man weniger allein“ vor.

Es gab auch eine Geburtstagstorte und den Hinweis auf die „Buch-Wien“, wo alle, die sich dort morgen mit dem Wort „Ohrenschmaus“ melden, verbilligten Eintritt haben.

Paul Text

Paul Text

Franzobel

Franzobel

Ein paar weitere „Ohrenschmaus-Bücher“ gibt es auch. So hat zum Beispie.  die Caritas Bludenz, die ja das „Springlädle“ betreibt, in dem sowohl Sybille Grafl, als auch Hakan Alkins und Herbert Offenhuber, sowie Josefine Bitschau, zwei frühere Preisträger tätig sind, ein Buch mit Texten der Mitglieder „Durch Erfahung wird man klug“ herausgegeben.

Also hingehen, zuhören, einlesen, entweder morgen auf der „Buch Wien“ oder im nächsten Jahr bei der Preisverleihung und damit es die geben wird, hat sich inzwiswchen auch ein „Crowdfounding Projekt“ gebildet, das man unter www/startnext.com/ohrenschmaus oder auf der entsprechenden Facebookseite unterstützen kann.

Robert Stocker (Bundeskanzleramt), David Sylvester Marek

Robert Stocker (Bundeskanzleramt), David Sylvester Marek

Franz-Joseph Huainigg mit Verleger Richard Pils

Franz-Joseph Huainigg mit Verleger Richard Pils

Geburtstagstorte

Geburtstagstorte

Alle

Alle

2016-11-09

FanniPold

Nun ist der zweite Roman, der vorjährigen „Alpha-Preisträgerin“ Karin Peschka, aus dem ich schon ein bißchen im „MUSA“ und dann bei der Vorstellung in der „Alten Schmiede“ etwas hörte, doch zu mir gekommen und ich muß sagen, er ist sehr interessant und gekonnt geschrieben.

Fast ein bißchen spannender als das Debut aus dem Nachkriegs-Wien der Neunzehnhundertfünfzigerjahre, weil es den Miff einer oberösterreichischen Kleinstadt perfekt beschreibt.

Ich glaube mich zu erinnern, daß Karin Peschka im „MUSA“ sagte, daß sie sehr viel von dem beschriebenen, selbst erlebt habe, ist sie ja eine oberösterreichische Wirtstochter und die Fanni, die da mit dem Poldi nach einem mißglückten Tandemflug, beziehungsweise nach einer im wahrsten Sinn des Wortes haarsträubenden Harakiri-Aktion, in den Bäumen hängt, ist eine mittelalte Verkäuferin im Supermarkt der kleinen Stadt, wo die Geschäfte langsam sterben, ein neues Einkaufszentrum aber gebaut werden soll.

Sie ist verheiratet mit Bernhard, einem Bauernsohn, hat zwei Kinder und ist unzufrieden, denn sich nur jeden Mittwoch Abend mit den drei Freundinnen, bei Mario in der Pizzeria auf einen Salat zu treffen und sich sonst über ihren Chef zu ärgern, ist ihr zu wenig.

Es gibt aber auch einen jährlicher Ausflug der Freundinnen und der muß geplant werden, Grado oder Venedig?

„Sag, Fanni, deine Meinung?“, aber die spielt nicht mit und sagt stattdessen, sie habe Krebs.

Das löst eine Lawine von Hilfsbereitschaft, Adressen von Wunderheilern und Psychotherapeuten landen in Fannis Manteltasche, aber auch eine von Gerüchten aus und obwohl alle das Schweigen versprechen, weiß es bald der ganze Ort.

Fanni wird inzwschen zur Rebellin, schleudert Steine gegen ehemalige Trafiken, die jetzt als Kunstinstallationen genutzt werden und wird von einer alten Geschirrhändlerin, schnell in ihr Geschäft gezerrt.

Und während das alles, ganz genau mit Angabe von Datum und Ort des Geschehens erzählt wird, gibt es immer wieder die Szenen im Wald, wo Fanni mit dem Podl, einen Baumstamm in der Brust blutend am Baum hängt und keine Hilfe will.

Das Handy und die Perücke fallen auf den Boden und die Hilfe der Kurdin oder Inderin Nergis, die beherzt hinaufgeklettert kommt oder die des Lehrings Kreshnik, der auf Weisung seines Vaters etwas Nützliches in der Feuerwehrjugend tut, damit er nicht in den Kosovo abgeschoben werden kann, wird verweigert und langsam, ganz langsam wird man in den Bann des Buches gezogen und erkennt seine Dramaturgie und rafninierte Gestaltung, während am Anfang vieles Rätesel blieb oder unlogisch erschien.

Aber so soll es ja bei einem guten Roman sein und das öde Kleinstadtleben der sterbenden Stadt und das einer frustrierten Verkäuferin wird auf einmal sehr phantastisch und absurd geschildert.

Ameisen krabbeln in das Herz und über den Körper und gibt es wirklich einen Herzkrebs ersten oder zweiten Grades?

Ich habe nicht nachgegoolet und brauche das auch nicht, weiß nur, daß Panikattacken, wie auf Seite 267 steht, keine Psychose sind, aber das wird die Sozialarbeiterin, die aus der Wirtstochter wurde, auch wissen und zur Hebung der Spannung dient es allemal.

Ein Buch zum Nachdenken und Berühren lassen, in dem auch sehr viel Aktuelles steht, die Flüchtlingssituation, das Sterben der ländlichen Gemeiden, ja und ein Beispiel muß ich noch erwähnen, obwohl Karin Peschka, wie ich aus der ersten Besprechung weiß, nicht viel vom Spoilern hält.

Aber der Klatsch in den Kleinstädten ist ja unerbittlich und sieht jemand die halbwüchsige Tochter in das Auto eines älteren Mannes mit Wiener Kennzeichen steigen, der sie küßt und ihr Zigaretten überreicht, wird die Mutter schnell in die Sprechstunde der Frau Porfessor zitiert. Mmit der Tochter, die dann die Schokoladezigarettenpackung aus der Tasche zieht und der Mutter erzählt, daß die vom Onkel Hans seien und die Mutter erzählt, der erstaunten Lehrerin, daß der ihr Bruder ist und die Begrüßungsküßchen unter Verwandten zumindestens in unserer Gegen immer noch erlaubt und kein Fall für den Psychologen oder gar das Jugendamt.

Und FanniPold schreibt man als Ergänung für alle Rechtschreibfanatiker zusammen, weil das die Tandemsituation am Baum ausdrücken will, das habe ich auch erst nachher kapiert und in meinem „MUSA-Bericht“ noch falsch geschrieben.

oder so

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Zur Abwechslung nach all dem Buchpreis- und Debutlesen, das in der letzten Zeit ja sehr politisch war, jetzt ein bißchen Lyrik, die mir Anita Keiper, vor cirka einem Monat überraschend in das Haus schickte, nämlich den  14. Lyrikband, der neuen „Keiper Lyrik-Reihe“, die von Helwig Brunner herausgegeben und kommentiert wird.

Die „avagardistischen Textminiaturen“ von Petra Ganglbauer habe ich ja vor einiger Zeit gelesen, bei der  1937 in Dessau geborenen und seit 1985 in Berlin lebenden Ingeborg Görler, die als Volksschulllehrerin und Journalistin gearbeitet und schon mehrere Gedichtbände herausgegeben hat, wird es naturgemäß etwas traditioneller.

Helwig Brunner spricht in seinem Nachwort von „inhaltlicher Aussagekraft und unaufgeregter aber intensiver Bildsetzung“, meint, daß es bei ihr „kaum noch gebräuchliche Vokabel, wie „Blattwerk, Krumen, Dickicht und Gestirn“ gibt, daß sie  aber immer wieder mit Wendungen, wie beispielsweise „Den Apfelkern legen wir in ein Stück unerprobter Erde“ überrascht.

Vier Kapitel oder Abteilungen hat das sechsundneunzig Seiten Buch, „Und du wirst dem Nichtgemeinen bald  begegnen“, „Man fängt jeden Morgen bei Null an“, „Nach sieben Jahren sehen wir uns dann wieder“ und „Der Tag und der Tag danach“.

„Letzen Endes“ heißt das Gedicht, das der zweiten Abteilung seinen Namen gibt:

„Man fängt jeden Morgen bei Null an und zählt jetzt leiser vor jeden Schritt auf den Gipfel zu.“

Das ein Gedicht hat, das mich sehr an Elfriede Gerstl erinnert „ein Baum werden vögel zu gast haben  das wär was worauf man sich freuen könnte“– heißt es ja da in „schöner tot“ sein. Während Ingeborg Görler in  „Verwurzelung“ schreibt:  „Sich vorstellen ein Baum zu sein. Und bei der Vorstellung nicht sofort an Fotos aus Kriegs oder Umweltreportagen denken-“

Überraschung gibt es auch in der dritten Abteilung, bestehen die „sieben Jahre“ doch aus den sechzehn  namengebenden „Oder so- Gedichten“:

„Mal an einen Engel glauben- nicht in Not, aus reinem Überfluß“ oder „Wenn schon, dann alles schwarz sehen! Und glauben, dies sei eine neue Epoche der Kunst-“ oder „Zum Schluß das Haus bestellen, quasi besenrein.“

In der Abteilung vier begegnen den Wörtern:

„DIE FARBE DER WÖRTER genau aufs Papier setzen, sie auslaufen lassen, heller und heller, bis jedes Wort weiß, es ist zu Ende und die Farbe ausgesagt.“

„DIE WÖRTER VOM ABEND angereichert durch Schlaf und Mond, stehen am nächsten Morgen ums Bett: Wald mit Lichtung. Deren Getier im Tag zutraulich bleibt oder flieht.“

Und dann gibt es noch die „LETZTEN WÖRTER auf dem Dezemberfeld. Zu ernten nach dem ersten Frost. Fürs Eisgericht.“

Man sieht, es sind kleine feine Miniaturen, in die uns da die alte Dame führt, die trotz aller Tradition Witz haben, ungewöhnlich sind und auch eine sehr überraschende Übereinstimmung mit einer avantgardistischen Wienerin bringen, die kurz einmal sogar der Wiener Gruppe angehörte.

Berlin grüßt Wien könnte man so sagen und „Baumkronen“ gibt es bei Ingeborg Görler, die, wie noch aus ihrer Biografie zu ersehen ist, mit Vorlieben in ländlichen Grundschulen gearbeitet und auch längere Reisen nach Brasilien und Fernost machte, auch:

„WER IN BAUMKRONEN groß geworden ist, von Ast zu Ast, weil unbewohnbare Häuser fehlten, sollte sich nicht wundern, wenn er es  zwischen Möbeln schwer aushält und seine Habe am Körper tragbar bleibt.“

Trotzdem lebt die alte Dame seit dreißig Jahren in Berlin und verschafft sich auch, wie  Helwig Brunner weiterschreibt „im Überangebot der pulsierenden Literaturstadt Gehör über die Grenzen der Stadt und Deutschland hinaus.“

Und Dank Anita Keiper habe ich nach all dem pulsierenden lauten oder leiseren Buchpreislesen jetzt eine literarische Endeckung gemacht und eine für mich neue lyrische Stimme kennengelernt.

2016-11-08

Verleihung des ersten österreichischen Buchpreises an Friederike Mayröcker

Nun also ist er vergeben der erste österreichische Buchpreis, die kleine Schwester des großen deutschen, den die Autoren, glaube ich, habe wollten, die schon mehr als drei Bücher hatten, also für den „Alpha“ nicht mehr in Frage kamen.

Zuserst hat es geheißen „Brauchen wir nicht!“, dann ging es sehr schnell und der Preis wurde ausgeschrieben. Meiner Meinung nach sehr unpassend, ein Monat nach dem Deutschen.

Aber was soll man machen? Ein Monat nachher ist ja die „Buch Wien“ und was ich so in den deutschen Blogs lese, ist er sehr unbemerkt geblieben und wahrscheinlich auch in der österreichischen Öffentlichkeit. Da habe ich doch mehrmals gehört zum Beispiel in der „Gesellschaft für Literatur“ aber auch bei Ö1 bei den Beispielen, daß Reinhartd Kaiser Mühlecker für die deutsche Shortlist nominiert war, daß er auch auf der öst. LL stand wurde dabei nicht erwähnt.

Auf die öst. SL ist er nicht gekommen, da standen naturgemäß und zu erwarten Friederike Mayröcker, Peter Henisch mit seinem neuen Buch, das ich sehr gerne lesen würde, aber leider hat „Deuticke“ auf meine Anfrage nicht mehr reagiert, dann Sabine Gruber, Anna Mitgutsch und für mich die Überraschung und sehr sehr toll, Peter Waterhouse mit seinen „Auswandernden“.

Bei der deutschen LL habe ich diesmal auch achtzehn von den zwanzig Büchern bekommen, bei der österreichischen waren es nur fünf, was aber insofern nicht so viel machte, daß ich die meisten Bücher schon bei den „O-Tönen“ kennenlernten und die die mir bisher unbekannt waren, wie der „Gemischte Satz“, das Buch der Kathrin Röggla und eben den Peter Waterhouse, habe ich ja bekommen.

Wie weit die österreichische Bevölkerung etwas vom österreischishen Buchpreis mitbekommen habe, bin ich mir nicht sehr sicher. Ich glaube nicht sehr viel, obwohl es heute, einen Bericht im „Kurier“ gegeben hat und in den Berichten, hat man meistens das Gesicht der Friederike Maxyröcker gesehen, also ganz klar, daß die alte Dame der Literatur diesen Preis gewinnen muß und das, das schreibe ich jetzt gleich, auch hat.

Vielleicht ein wenig unfair, den vier anderen Nominierten gegenüber, die da ja vielleicht nur eine Art Staffage bildeten und dann gab es  auch den Debutpreis mit Sacha Battyani, Friederike Gössweiner und Katharina Winkler und da hätte ich mir bei einer Beurteilung ja sehr schwer getan, das heißt, eigentlich bin ich nach der Leseung schon der Meinung, daß Katharina Winklers Buch das literarischtste der drei ist, obwohl ich andererseits nicht ganz sicher bin, ob die in dem Buch geschilderte Frau, tatsächlich so sprechen würde.

Ich war ja schon ganz sicher daß Katharina Winkler den „Alpha“ gewinnen wird, was nicht so war, was mir die Möglichkeit einräumte, irgendwann einmal auch Barbi Markovics  „Superheldinnen“ zu lesen und nach einem Gespräch mit dem Alfred, daß dieser Preis ja von der Arbeiterkammer vergeben wird, war wahrscheinlich auch klar, daß Friederika Gösweiners Schilderung des Prekariats der Dreißigjährigen, die größten Chancen haben wird und so sage ich es wieder gleich, Katharin Winkler ist wieder übrig geblieben und hat jetzt noch eine oder vielleicht auch viele andere, aber jedenfalls, die Chance auf den „Blogger-Debutpreis“, denn da ist sie ja mit neunundvierzig anderen, darunter ebenfalls Friederike Gösweiner nominiert und wenn ich so lese, was die Blogger schreiben, ist sie da so gar nicht chancenlos.

Ich würde es ihr jedenfalls wünschen, muß aber erst die Bücher der anderen Nominierten lesen und heute ging es ja um Österreich und, um den ersten öst Bp, der am Vorabend der „Buch-Wien“ im Casino am Schwarzenbergplatz, vergeben wurde.

Man mußte eine Einladung haben, um hineinzukommen und am Eingang auch eine Weile Schlage stehen, bis der Name abgehakt war. Vor mir warteten beispielsweise Hubert Winkels, der Vorsitzende der „Bachmannpreisjury„, also prominent besezt. Der Buchhandel, die Verlage und alle anderen Literaturmenschen waren da, darunter auch ich, die kleine Schreiberin und Bloggerin, die angeblich so unverständlich ist, aber Klaus Khittel, der ja mit Peter Henisch befreundet ist, Robert Huez vom Literaturhaus und und und.

Zwei Schauspieler haben ähnlich wie beim „Ohrenschmaus“, der ja übermorgen vergeben wird und, wo ich eine Laudatio halten darf, moderiert und auch gelesen, vorher haben sie aber den neuen zuständigen Minister, sowie Benedikt Föger vom Hauptverband und Rudi Kaske von der AK, zu ihrem Leseverhalten befragt.

Das haben sie sich wohl vom „Bachmannpreis“ abgeschaut, die Fragen, die die Geldgeber auch immer beantworten müssen und die zählen dann auch brav auf, daß sie gerne Krimis oder auch was anders lesen, aber leider, leider nicht  viel Zeit haben!

Dann kamen fünf Minuten oder so Leseproben aus den nominierten Büchern. Zuerst die Debuts und da hat, wie schon erwähnt, Friederike Gösweiner gewonnen.

Danach wieder Musik, da improvisierten zwei junge Männer, glaube ich, sehr leidenschaftlich und dann die Texte der fünf nominierten Hauptautoren und weil ich mich bei meinen Prognosen ja immer irre, habe ich gedacht „Hoffentlich irre ich mich nicht schon wieder!“, denn etwas anderes als die F. M. wäre ja sehr schlimm und da ist es ganz egal, was in den Büchern steht, die ja sehr interessant sind und allesamt, wie ich schon beschrieben hab,e einen sehr guten Einblick in die österreichische Gegenwartsliteratur geben kännen.

Die Blumen der Frau Mayröcker sind sehr poetisch, Peter Henisch geht in seine Kindheit und das Nachkriegs-Wien zurück, Peter Waterhouse beschäftigt sich sehr poetisch mit der Flüchtlingsrfrage, nimmt die Worte auseinander und setzt sie neu zusammen und hat auch noch sehr schöne Ilustrationen dabei.

Anna Mitgutsch schildert eine sehr schwierige Vater Tochter Beziehung beschäftigt sich dabei mit dem Älterwerden und dem Sterben, sowie mit der leidigen Frage, „Papa, was hast du im Krieg gemacht?“, die sich inzwischen schon an die Groß- und bald an die Urgroßväter richtet und Sabine Gruber, von der ich auch schlechte Rezensionen gelesen habe, beschäftigte sich mit einem Kriegsfotografen und auch mit der Flüchtlingsfrage.

Sehrinteressant das alles und wir haben nun die erste österreichische Buchpreisträgerin, bin gespannt, wie weit das nach Deutschland und in die schweiz dringen wird?

„Lesen Sie all die Bücher!“, forderten auch die Moderatoren auf, bevor sie die Leute  an das Buffet entließen und ich habe mich mit Klaus Khittel und Matthias Fallenstein intensiv unterhalten, Susanne Ayoub kurz begrüßt und dann auch Henirke Blum vom „Literaturbüro“ angesprochen und mich für ein Rezensionsexemplar bedankt, das sie mir sehr schnell und freundlich zukommen ließ.

Es gab Fingerfood, sowas zu trinken und morgen geht es  los mit der neunten „Buch Wien“ und für mich in eine sehr literarische Woche.

Gibt es ja am donnerstgag beim „Ohrenschmaus“ im Museumsquartier auch eine Preisverleihung und am Freitag bei der „Buch Wien“ einen diesbezüglichen Nachmittag.

Dann geht es heim zu meinen literarischen Geburtstagsfest und die Bücher die ich mir zum  Geburtstag wünschte, stauen sich auch schon im Badezimmer.

Den Tomer Gardi, die Isabelle Lehn und die Marlene Streeruwitz vom Alfred und die Anna hat mir einen „Thalia Buchgutschein“ geschenkt, wo ich mir „Tram 83“ und Tillman Rammstedts „Morgen mehr“ besorgte und jetzt mǘßte noch das Buch vom Peter Henisch zu mir kommen, aber die Blumen der Friederike Mayröcker und Anne Cottens Versroman sind sicher auch sehr interessant.

2016-11-07

Wiener Wissen in Kunst, Kultur und Alltag

Offenbar eine Reihe bei den „WienerVorlesungen“ und eine Diskussion zwischen Daniela Strigl und Eva Bliminger  mit Hubert Ch. Ehalt, dem ich heute den Vorzug vor der „Lesart“ mit Hanno Millesi und Dieter Sperl in der „Alten Schmiede“ gegeben habe, weil die Hans Weigel-Veranstaltung in der „Wien-Bibliothek“ erst am Mittwoch ist und da wird ja die „Buch-Wien“ eröffnet, zu der ich erst die Einladung bekommen muß.

Ich gehe ja nicht sehr oft zu den Wiener Vorlesungen, die ja nicht nur literarische Themen zum Inhalt waren, aber das letzte Mal, war ich kurz nach der Präsidentenstichwahl da, wo ich schon glaubte, daß wir einen mit dem Namen van der Bellen haben, während jetzt gerade wieder die ersten Ständer für die Wahlwiederholung aufgestellt werden und da präsentierte Daniela Strigl ihr Buch über die Marie Ebner von Eschenbach und Daniela Strigl ist ja ein Name, der anzieht und mich interessiert und der Wiener Alltag besteht ja auch aus Literatur.

Zumindest habe ich einmal unter diesem Titel auch mein „Literaturgeflüster“ im Amerlinghaus vorgestellt und als ich  den Festsaal im Wiener Rathaus betrat und mit einen Platz suchte, winkte mir auch gleich Elfriede Haslehner zu, dann wurde es aber gleich etwas weniger literarischer, begann die Rektorin der „Akademie der bildendenen Künste“ ihr Eingangsstatement doch mit der „Wiener Küche“, nun ja die gehört auch zum Wiener Alltag, keine Frage und ein diesbezügliches Wissen kann auch nicht schaden.

Daniela Strigl wurde dann auch literarischer, ging ins Barock und las ein Stück aus Abraham a Santa Clara „Merkks Wienn“, wo es um den Wiener und sein Verhältnis mit dem Tod geht und alle Straßennamen mit dem Tod bezeichnet werden. In der Singerstraße singt er, in der Herrengasse, trägt man diese hinaus, denn Angesichts des Todes sind ja alle gleich und da gibt es keine Standesunterschiede.

Der Wiener Dialekt kam auch vor und die Wiener Gruppe, die ja diesen „mit aner schwarzn Tintn“ beschrieben hat, kurz ging es noch um Nestroy, dann ging es schon zu Elfriede Jelineks „Burgtheater“, das, wie Danieal Strigl listig anmerkte, nie in diesem gespielt wurde, aber dem Dialekt eine besondere Nuance gibt, wenn damit die Euthanasie und das Sterben am Spiegelgrund beschrieben wurde.

Diese beiden Statements waren nur kurz, dann schaltete sich das Fernsehen mit einer Signation ein, es gab noch einmal eine Antrittsrede und dann eine einstündige Diskussion mit Hubert Christian Ehalt, die Elfriede Haslehner zu lang war, so daß sie früher weggegangen ist und auch einige Klischees bediente, nämlich ausgehend mit dem Wiener Kongreß und der Revolution von 1848, zu den Wiener Titeldünkeln kam, den wirklichen und unwirklichen Horäten, obwohl es den ja schon seit 1918 nicht mehr gibt, die Hofrähte aber schon. Dann ging es zu den Talaren, der Univ-Professoren mit dem falschen oder echten Hermelin.

Ich habe Anfangs 1980 ja noch eine solche Promotion hinter mich gebracht und Daniela Strigl meinte auch, daß ihr solche Traditionen gefallen würden und die Eltern für ihre Kinder sie auch wünschen, wenn diese in das akademische Leben entlassen wurden.

Die Diskussion endete mit Josef Weinhebers „Wann i verstehst was zreden hätt, i schaffert alles ab“, was Eva Blimiger, die sich ja auch mit den Restitutionen beschäftigt hat, nicht gefiel, denn ja, Weinhaber war ein Nazi, aber auch ein guter Dichter und sein „Wien wörtlich“ ist ein Stück Literatur, das vielleicht von der Wiener Kultur nicht wegzudenken ist, aber dann kamen schon die Publikumsfragen und da hat man sich auch nach dem „Mundl“ erkundigt, jenem proletarischen Wiener, der Österreich, als die Serie, ich glaube, es war in den späten Siebzigerjahren gesendet wurde, erschüttert hatte, denn der Wiener ist ja, wie Daniela Strig erklärte, außerhalb Wiens sehr unbebliebt und jetzt „kann er nicht einmal richtig Deutsch!“.

Sehr interessant, die Diskussion, wenn sie auch etwas Klischee behaftet war und den K und K-Mantel noch ein bißchen um hatte, denn Hubert Ch. Ehalt fragte nach den Kreisen, die man, wie Eva Bliminger korrigierte, heute Netzwerke nennen würde.

Da wären wir schon bei der Social Media, aber die wurde nicht erwähnt, denn auch Eva Bliniger schwenkte „von der Partie zu der Partei“ oder auch umgekehrt und meinte überhaupt, daß das „Scha ma mal!“ ein sehr beliebter Wiener Ausdruck ist und dazu kann man vielleicht  die Wien Literatur des „Holzbaum-Verlags“ empfehlen, die ja vom „Unmöglichen Wien Wissen“ bis zum „Schimpfen wie ein echter Wiener“ reicht und ich bin es sie ja auch, eine echte Wienerin, mit der „behmischen“ Großmama.

Die Ermordung einer Stadt namens Stanislau

Die  „Theodor Kramer Gesellschaft“ hat das 1986 erschienene „politische Buch“, der Journalistin und Schriftstellerin Elisabeth Freundlich „über die NS-Vernichtungspolitik in Polen von 1939-1945“ wieder aufgelegt und mit mehreren Vorworten und Nachworten, Bildmaterial, sowie einem Interview mit Rabbi Moyshe-Leib Kolensik versehen, das von Paul Rosdy herausgegeben wurde.

1986 war die 1906 in Wien geborene Elisabeth Freundlich, achtzig, die 1938 mit ihren Eltern nach Zürich und Paris emigirierte, später in die USA kam, dort eine Ausbildung zur Bibliothekarin machte, in Wien hat sie Germanistik, Romanistik und Theaterwissenschaft studiert und 1950 nach dorthin zurückkehrte.

Sie war die Frau des Philosophen und Schriftstellers Günter Anders und ist 2001 gestorben.

1986 ist zeitgleich mit dem genau recherchierten Buch, ihr Familienroman „Der Seelenvogel“ und die vier Erzählungen „Finstere Zeiten“, herausgekommen, wo eine  einmal von Ruth Aspöck im Rahmen des Lesetheaters im Literaturhaus aufgeführt wurde.

Nun also das „politische Buch“ der Journalistin, die auch als Kulturkorrepondentin bei der Berichterstattung von NS-Prozessen gearbeitet hat und 1986 ein sehr umfangreiches Werk über die Geschehnisse in der Stadt Stanislau, die heute Iwano Frankowsk heißt, vorlegte.

In sieben Kapiteln nähert sie sich dem „Schauplatz Galizien“ an, erwähnt, daß „das bunte Völkergemisch“, das in der K und K Monarchie in der  heutigen Ukraine lebte, „Ruthenen“ hießen und beschreibt in der „Neuordnung Euopas“, die vielseitige Besatzungsgeschichte der Ukraine, die einmal zur K und K Monarchie, dann zu Polen und zur Sowetunion gehörte, bevor sie 1941 von den Deutschen besetzt wurde.

In Briefen und Dokumenten wird, die sogenannte „Bevorzugung der Ukrainer“ beschrieben, die sich offenbar, um der SU Herrschaft zu entkommen teilweise gerne von den Deutschen „beschützen“ ließen und beschreibt auch sehr genau, die „Kindertransporte“, wo im Rahmen der Aktion „Lebensborn“ unter der Leitung, der Wiener Psychologin Hildegard Hetzer, von der ich während meines Studiums, ich habe die Entwicklungspsychologie noch bei Prof .Bayer-Klimpfinger besucht, einiges hörte, die blonden und bläuäugigen Kinder nach ihrer „Eindeutschungsfähigkeit“ ausgesucht und  nach Deutschland verschickt wurden.

Im vierten Kapitel geht es, um die „Sache“ oder die Ermordung der „Professoren“ der Universität Lemberg, die sie mit Zeugenberichten beschreibt und anmerkt, daß die „Besetzung durch die Nationalsozialisten im „District Galizen“, bevorzugt durch die „alten Kämpfer aus Österreich“ erfolgte.

Nach einem kurzen „Exkurs über die Zigeuner“, geht es zum „Massaker von Stanislau“ dem Kernstück des Buches, da diese Stadt in Ostgalizien, beziehungsweise in der Westukraine, die erste war, die im Juni 1943, als „judenfrei“ nach Berlin gemeldet wurde, wurden doch am 12. Oktober 1941, „an einem Sonntag und dem letzten Tag des Laubhüttenfests“ im Friedhof zwölftausend Menschen erschossen.

Peinlich genau und zu lesen schwer erträglich, hat dies Elisabeth Freundlich in Zeugenberichten Stück für Stück dargestellt.

Im Interview mit der Autorin Susanne Alge, die ihre Dissertation über Elisabeth Freundlich schrieb, meinte sie, daß „ihr das Buch deshalb so wichtig war, weil sie es als  Danksagung betrachtete, daß sie und ihre Eltern den Holocaust überlebten.“

Heute ist Elisabeth Freundlich, wie Konstantin Kaiser in seinem Vorwort schreibt, als Schriftstellerin ziemlich vergessen, deshalb ist die Wiederauflage des Buches sehr wichtig, obwohl die Anneinanderreihung von Fakten, Tatsachen und Protokollen nicht sehr leicht zu lesen ist, es gibt aber immer wieder einen leicht ironischen Unterton,  der den Inhalt ein wenig erträglicher werden läßt.

Das Buch wurde inzwischen auch, wie der Herausgeber in seinem Vorwort schreibt, in der Ukraine herausgebracht. Einige in der Erstausgabe vorhandene Ungenauigkeiten und Fehler wurden von dem ukrainischen Professor Jaroslaw Hryzak in seinem Nachwort aktualisiert und richtiggestellt.

 

 

2016-11-06

Von Debuts und Debutpreisen

Daß Debuts, also die ersten Romane von jungen Autoren, sehr wichtig sind und in letzter Zeit besonders beachtet und vorgestellt werden, ist zu bemerken.

So kümmert sich „Kremayr & Scheriau“ in seiner neuen Literaturschiene hauptsächlich und bevorzugt, um junge Autoren und da die mir ja ihre Bücher schicken, habe ich in letzter Zeit einige dieser Debuts gelesen und dann gab es bei den O-Tönen, dem großen Sommerliteraturfestival im Museumsquartier, heuer, ich glaube, erstmals eine Debutschiene, wo Daniela Strigl sich mit den Debuts des letzten Jahres auseinanadersetzte und diese vor dem jeweiligen Hauptautor vorstellte und lesen ließ.

Daß es dabei manchmal zu Ungenauigkeiten oder Überschneidungen kommen kann, ist mir auch aufgefallen, ist ja Richard Schuberths „Chronik einer fröhlichen Verschwörung“ schon 2015 erschienen und ist auch nicht das erste Buch des Autors und Cornelia Travnices „Chucks“ wurde als Debutroman betrachtet, obwohl die „Asche meiner Schwester“ schon 2008 erschienen ist und, glaube ich, so etwas wie ein Roman oder zumindestens eine längere Erzählung ist.

Sonja Harter gilt glaube ich schon als sehr bekannte Lyrikerin und hat jetzt einen Debutroman geschrieben, aber die Beachtung und die Aufmerksamkeit auf Werk und Autor ist ja glaube ich das Wichtigste und da brauchen junge Autoren wahrscheinlich schon ein bißchen Bevorzugung, weil sie sonst vielleicht leicht neben den großen Romanen von Martin Walser, Thomas Glavinic, Michael Köhlmeier, Norbert Gstrein, etcetera, untergehen können.

Das mag sich vielleicht auch das Initiatorenteam um den österreichischen Buchpreis, den es heuer ja das erste Mal gibt und der kommenden dienstag am Vorabend der „Buch-Wien“ vergeben wird, gedacht haben und so gibt es neben der Long und der Shortlist, auf der Peter Henisch, Sabine Gruber, Anna Mitgutsch, Peter Waterhouse und Friederike Mayröcker, von der ich ja annehme, daß sie den Preis bekommt, auch einen Debutpreis mit Katharina Winklers „Blauschmuck“, Sacha Battyhays „Und was hat das jetzt mit mir zu tun?“ und „Friederike Gösweiners „Traurige Freiheit“ stehen.

Damit habe ich mich also in den letzten Wochen und Monaten intensiv beschäftigt, habe fast die ganze deutsche Longlist mit Ausname von Philip Winklers“Hool“, der ja, glaube ich, auch ein Debutant ist und der den „Aspekte-Literaturpreis“, der sich an solche Autoren wendet gewonnen hat und  Ernst Wilhelm Händlers „München“, die halbe öst LL und dank „Alpha“ alle drei Debutanten, gelesen, so daß ich mich jetzt ein bißchen in der gegenwärtigen Literaturszene und auch, was ihre Debutanten betrifft, auszukennen glaube.

Bezüglich der deutschen Longlist wurde auch allgemein beanstandet, daß sie nur wenige Romane junger Autoren enthält, die sich mit der gegenwartigen Flüchtlings- und anderen Situationen beschäftigen und die stammen zum Teil auch von jungen Debutanten und sind Erstlingsromane.

Vorige Woche, als ich gerade Friederike Gösweiner und Katharina Winkler gelesen habe, bin ich auch auf einen Debut-Blog gestoßen, der sich bevorzugt mit diesen Romanen beschäftigt und jetzt zum ersten Mal auch einen „Blogger Debutpreis“ ausgeschrieben habe, wo man bis Ende Oktober Debutromane einreichen konnte und ein bißchen kürzer konnte man sich auch melden, wenn man einen Literaturblog betreibt und daher in der „Bloggerjury“ mitmachen wollte, was ich insbesondere bemerkenswert fand, weil ja zum Beispiel die „Buchpreisblogger“ von der offiziellen Seite offiziell ausgesucht und die anderen, die auch die Bücher lesen mehr oder weniger ignoriert werden und beim „Blogbuster-Preis“, den Tobias Nazemi ins Leben gerufen hat, wurden auch sechzehn Blogger ausgewählt, die mitmachen dürfen.

Hier konnte man sich aber melden, wenn man schon ein Jahr bloggte und wurde vorgestellt.

Zwanzig Blogger hatten das schon getan, als ich am 30. Oktober, glaube ich, auf diese Seite kam und mich ärgerte, daß ich wieder einmal zu spät am falschen oder richtigen Ort war.

Dann habe ich aber hingeschrieben und es ist sich noch ausgegangen, für die offizielle Vorstellungsrunde zwar zu spät, wurde ja inzwischen aus den fünfzig vorgeschlagenen Büchern, die Shortlist mit den fünf, aus denen dann die einundzwanzig Blogger, wählen dürfen, ausgesucht, so daß ich diese Fragen für mich selber hier beantworten möchte, warum ich mich für Debutromane interessiere, ob ich einen Unterschied zwischen ihnen und anderen Romane mache und ob Debutanten, bei mir „Welpenschutz“ genießen?

Mit diesen Ausdruck tue ich mir auch ein wenig schwer, obwohl ich nicht glaube, daß ich besondere Auswahlkriterien anwende, wenn ich lese.

Ich verrreiße ja nie oder nur eher selten, sage höchstens, wenn etwas falsch ist oder ich mit etwas Geschilderten meine Schwierigkeiten habe und habe auch mit dem, daß ein guter Roman angeblich berühren muß und etwas Neues in ihm dargestellt werden soll, meine Schwierigkeiten.

Obwohl ich natürlich auch bemerke, ob mich das, was ich lese, interessiert. Aber ich lese  fast alle Bücher fertig, versuche mich auf sie einzulassen, komme oft erst am Schluß darauf, daß ich was versäumt oder das Buch nicht verstanden hätte, wenn ich es, wie es in Zeiten, wie diesen, wo die Zeit begrenzt und die Konzentration immer weniger wird, andere machen, weggeschmissen hätte.

Habe aber gerade bei meinen heurigen Loglistenlesen mehrmals bemerkt, daß die Autoren mit den sogenannten großen Namen, wie Arnold Stadler, Bodo Kirchhoff, Gerhard Falkner, etcetera, oft sehr maniriert und abgehoben schreiben und, daß die Themen, die sie behandeln, oft dieselben sind, was mache Blogger, dann wieder langweilt.

Alter Mann hat Schwierigkeiten mit dem Sex, wird krank und fürchtet sich vor dem Sterben beispiesweise, ein wichtiges Thema auf jeden fall und auch wichtig für den Autor, sich damit zu beschäftigen.

Man hat es aber vielleicht schon öfter gelesen, wird ungeduldig und schimpft im schlechtesten Fall, daß er endlich zu schreiben aufhören sollte.

Ich tue das nicht, habe mir aber andererseits gerade bei iris Blauensteiners „Kopfzecke“, die da ja den Umgang mit einer dementen Mutter beschreibt, ob eine so junge Frau, das schon wirklich so beschreiben kann, als jemand, der schon älter ist.

Die jungen Autoren, die bei den Bloggern, wie die öfter schrieben „keinen Welpenschutz“ genießen, kommen schon sehr oft aus den Literaturinstituten aus Leipzig, Hildesheim, Biel oder Wien und werden, wie ich mir sagen ließ, da auf den Markt und die Veröffentlichbarkeit trainiert.

So schreiben sie vielleicht sehr professionell von etwas, was sie persönlich noch so gar nicht erleben konnten und so habe ich mit den „Sommertöchtern“ von  Lisa Maria Seydlitz, die andere sehr toll fanden, gar nicht so viel anfangen können.

Aber natürlich sind Debuts und die ersten Romane von jungen Autoren sehr interessant und wenn ich so auf diese fünfzig Bücher Langlist schaue, zum selber vorschlagen, wie man das auch hätte können, bin ich aus den bewußten Zeitgründen nicht gekommen, so finde ich sehr viel interessantes darauf stehen.

Da ich ja sehr Österreich zentriert bin habe ich die meisten diesbezüglichen Bücher schon gekannt und habe sowohl „Lucy fliegt“, als auch die „Notunterkunft“ und „Kofpfzecke“ schon gelesen, auch „Blauschmuck“, obwohl da die Autorin ja in Berlin lebt und die „Traurige Freiheit“.

Das Buch der Sonja Harter war für mich eine Überraschung und ich werde es demnächst lesen.

Ansonsten hört man ja auch auf den Blogs, die ich  regelmäßig lese, von neuen Büchern und die der jungen Migranten wurden sehr gelobt.

Also steht sowohl Shida Bzayar mit „Nachts ist es leise in Teheran“, als auch Rasha Kayat „Weil wir längst woanders sind“, Bücher, die an mir bisher vorbeigegangen sind, darauf.

Ich habe wohl kurz einmal überlegt, ob ich sie mir nicht zum Geburtstag schenken lassen sollte, mich dann aber über Isebelle Lehns „Binde zwei Vögel zusammen“ entschieden, das ebenfalls auf der Liste steht und für Tomer Gardis „Broken German“, das steht nicht auf der Liste, weil es kein Debut ist, beide Bücher  bzw. Autoren habe ich aber beim letzten Bachmannlesen kennengelernt und Debuts, die mir außer dem von Philiph Winkler fehelen, wären Ronja von Rönnes „Wir kommen“, das bei den Bloggern ja nicht so gut angekommen ist und das  dBp Longlist- und Schweitzer Shortlist Buch der Michelle Steinbeck.

Aber Schweizer stehen, glaube ic,h überhaupt keine auf der Liste, nur Österreicher und Deutsche und auf die Debuts der Paula Fürstenfeld und der Nelle Pollatschek bin ich ich auch schon vorher aufmerksam geworden und habe sie angefragt, wie auch das „Jung und Jung- Buch“ der Birgit Birnbacher, das dem Blogger Marc ja, glaube, ich sehr gefallen hat.

Ich habe also fünf der fünfzig Bücher schon gelesen, zwei weitere stehen auf meiner Leseliste und zwei werden wahrscheinlich noch kommen, abgesehen von den Shortlistbüchern, die ja noch nicht offizielle bekanntgegeben wurden, aber schon angefragt sind.

Also lesen, lesen, lesen, seit August tue ich es sehr intensiv und finde es sehr spannend.

Von einer Lesemüdigkeit keine Spur, obwohl mich auch das andere, jenseits des Tellerrandes, also auch die Älteren, die Krimis, die Chick Lits, etcetera sehr interessieren und mein geplanter Vicki Baum Schwerpunkt noch immer wartet.

Ob ich den heuer wirklich so noch schaffe wird immer fraglicher.

Aber selber schuld und kein Grund sich  zu beschweren und für das nächste Jahr habe ich ja wieder vor. meine Bücherstapel hinunterzulesen.

Mal sehen, ob ich es schaffe, ich bin sehr gespannt und freue mich, als nächstes auf die Vergabe des österreichischen Buchpreises und die „Buch-Wien“, die darauf folgt.

Im Glashaus gefangen zwischen Welten

Gleich nach „Blauschmuck“ geht es mit den „fremden Kulturen“, beziehungsweise dem Leben in Deutschland mit Migrationshintergrund weiter, hat mir doch der, wie er sich selbst bezeichnet, Deutsch-Tamile mit dem langen Namen Devakumaran Manickavasagan, sein 2012 im „Engelsdorfer Verlag“ erschienenes Buch mit dem Untertitel „Ein Leben zwischen zwei Kulturen“ geschickt, auf das er wahrscheinlich in Zeiten, wie diesen, wo wir mit und in sehr vielen Kulturen leben, verstärkt hinweisen will und es ist auch, denke ich, sehr wichtig sich mit der Frage zu beschäftigen, wie leben Kinder, die mit türkischen, tamilischen oder was auch immer Eltern in Deutschland oder Österreich aufwachsen und von zu Hause andere Werte, als die, die sie in der Schule lernen mitbekommen?

Daß, das eine Vielzahl von Problemen aufwirft, können wir täglich sehen und so richtet sich das Buch, des 1987 in Ratlingen geborenen, der heute, glaube ich, als Flüchtlingshelfer arbeitet, auch an zwei Zielgruppen.

Erstens einmal an die betroffenen Jugendlichen, die zwischen den zweiWelten oder Wertsystemen gefangen sind und nicht hinauskönnen und zweitens und das finde ich für mich besonders wichtig, an die westliche Welt, um ihr die Kultur der Tamilen näherzubringen und zu beschreiben, wie man in Sri Lanka aufwächst, welche Werte und Einstellungen man dort vermittelt bekommt.

Und das tut er, sowohl auf eine sehr persönliche Art, in dem er von sich, seiner Familie und seinen Schwierigkeiten beim Aufwachsen zwischen den Kulturen erzählt, als auch auf eine sehr allgemeine sachliche, indem er die Religion und das Gesellschaftsbild der Tamilen beschreibt und ich finde, daß sich die Schwierigkeiten in zwei Welten aufzuwachsen, auch auf andere  Kulturen übertragen lassen, so daß, die jungen Türken, wahrscheinlich die gleichen Schwierigkeiten beim Aufwachsen in Berlin oder Wien, als, die mit tamilischen Hintergrund haben.

Deva Manickavasagans Vater ist 1982 nach Deutschland gekommen und hat seine Frau und, die damals schon geborenen zwei Kindern in Sri Lanka zurückgelassen, wo bald der Krieg kam, so daß die Mutter mit den Töchtern ebenfalls nach Deutschland kam, traumatisiert von den Kriegserfahrungen.

Ein Punkt, auf den der Autor auch mehrmals hinweist, daß viele Flüchlinge oder Migranten traumatisiert sind, in Deutschland keine dieszegüliche Hilfe bekommen und so ihre Wunden und Verletzungen an die nächste Generation weitergeben.

Arbeit und materileller Wohlstand beschreibt er, ist für die Tamilien ein sehr wichtiger Wert, so stürzte sich der Vater in seine Arbeit, vergaß darüber Deutsch zu lernen, das war 1982 vielleicht auch nocht keine so große Voraussetzung für Migranten, wie es wahrscheinlich heute gefordert wird.

Die Mutter führte den Haushalt. Beide Eltern waren verletzt und versuchten, den Kindern ihre Kultur, an die sie sich vielleicht auch klammerten, weiterzugeben, während die in der Schule etwas ganz anderes lernten und die westlichen Werte, wie Ausgehen, Sex, Freunde, Alkohol, auch ausleben wollten, was in der Pubertät naturgemäß zu Konflikten führt.

So ist es den tamilischen Mädchen beispielsweise nicht gestattet, sich am Abend draußen aufzuhalten und sie dürfen auch keine Klassenfeste besuchen und werden so naturgemäß  zu Außenseitern.

Es ist in Sri Lanka auch üblich sich in arrangierten Ehen zu vermählen und hat so keine Zeit den anderen kennenzulernen, was wieder zu Konflikten, seelisches Leid und Unglück führt.

Die Ehe von Devas Eltern wurde trotzdem geschieden, als er zwölf war, was ihn in die Rolle des Familieoberhauptes versetzte, was ihn naturgemäß überforderte, dann wurde auch noch die ältere Schwester, die nach dem Wunsch der Eltern Medizin studierte, die ja für ihre Kinder nur das beste Studium, schon um das eigene Statusdenken zu befriedigen, wollen und die Mutter starb noch 2008.

Deva, der, wie er beschreibt, in seiner Pubertät „einige Dummheiten und es seinen Eltern nicht sehr leicht machte“, ist es inzwischen, auch mit Hilfe einer Psychotherapie, die er allen betroffenen Jugendlichen sehr empfielt, seinen eigenen Weg zu gehen und das empfiehlt er auch denen, die im Glashaus zwischen den beiden Kulturen gefangen sind und ich denke, daß es wichtig ist, beide Werte und Welten miteinander zu verbinden, was wahrscheinlich gar nicht so einfach ist.

Denn Devakumaran Manuickaasagan fühlt sich, wie er schreibt, als Deutscher, ist er dort auch geboren und aufgewachsen und war, glaube ich, 2003,  das erste Mal in Sri Lanka.

Die Deutschen werden es ihm wegen seines Namens und seines Aussehens aber höchstwahrscheinlich  nicht so einach machen, ihn als ihren zu erkennen und ihn wahrscheinlich noch bis zu seinem Lebensende fragen, wie lange er schon in Deutschland ist?

Ich denke auch, daß das Besondere an Menschen mit Migrationshintergund, die zweite oder die beiden Kulturen sind. Die zweite Sprache, die sie sprechen und auch die Kenntnis, des anderen Weltbildes.

Aber natürlich ist es nicht leicht, das eine mit dem anderen zu verbinden und man braucht wahrscheinlich auch Hilfe und Unterstüzung dabei, damit das gelingen kann.

Das Buch ist, glaube ich, auch eine solche Hilfe für die betroffenen Jugendlichen, ermutigt sie der Autor doch immer wieder ihren eigenen Weg zu gehen, ruhig auszubrechen und sich auf ihre Werte zu besinnen, die nur sie selber bestimmen können.

Und für die Deutschen und die Österreicher kann es sehr interessant sein, zu erfahren, was ein junger Tamilie, der sich auch als Deutscher fühlt, denkt und mit welchen kulturellen Wurzeln, die er persönlich vielleicht gar nicht erlebte, sondern nur aus Sicht seiner Eltern vermittelt bekam, er aufwuchs und es ist auch interessant, daß Manickavasagan beschreibt, daß er in Sri Lanka, als Tourist betrachtet wurde.

Natürlich, denn es ist ja eine Sprache der Diaspora, die er vielleicht gar nicht mehr vollständig und akzentfrei spricht, auch wenn er den Wert des Fernsehen betont und beschriebt, daß auch die srilankischen Programme zu den Werten gehörte, an denen sich die Familie klammern und die sie zu Hause hören.

Beides ist, denke ich, wichtig und ich nehme mir von dem Buch mit, daß ich jetzt ein bißchen mehr von Werten und der Kultur in Sri Lanka, wo ich nie gewesen bin, weiß und das gilt natürlich auch für die Türken, die Serben, die Russen, die Ägypter, etcetera, daß man sich für ihre Werte interessieren sollte, damit ein Zusammenleben in Deutschland oder Österreich besser gelingt.

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