Vor einigen Monaten habe ich von „Literaturtest“ eine Maske zugeschickt bekommen, die mich auf das bei „S.Fischer“ erschienene Buch, des in Kalifornien lebenden Jarett Kobek, „Ich hasse dieses Internet“, aufmerksam machen sollte.
Im Trubel meines doppelten Buchpreislesens, das ich damals sehr intensiv betrieben habe, ist das bei mir ein wenig unter gegangen und ich bin erst auf das Buch aufmerksam geworden, als ich es bei einigen Blogs erwähnt fand.
Denn es ist sicherlich interessant, eine „Internet-Kritik“ zu lesen oder einen „nützlichen“, wie am Cover steht, beziehungsweise „schlechten Roman“, wie der Autor mehrmals schreibt, zu lesen. Ein Buch gegen oder für den „Zeitgeist“, wie man in der Beschreibung lesen kann, das mit Houellebecqs „Unterwerfung“ und mit Dave Eggers „Circle“ verglichen wird.
Ich füge noch Gary Sthengarts „Super sad true love story“ und John Jeremian Sullivans „Pulphead“ hinzu.
John Dos Passos „Manhattan Transfer“ wäre auch ein Buch, an das man sich beim Lesen erinnern könnte und bleibe, wie die „Amazon-Rezensenten„, die zwischen eins und fünf Sterne verteilen, ein wenig ratlos zurück.
Einer der Ein Stern rezensenten hat von einer „Nicht-Handlung“ geschrieben, die es wahrscheinlich trifft, denn auf den über dreihundertsechzig Seiten wird alles und auch nichts erzählt.
„Zeitgeist ist sein zweiter Vorname“, beschreibt es wahrscheinlich genauso treffend, denn es ist eigentlich eine Amerika-Kritik, ein Buch, kein Roman wahrscheinlich, zumindestens nicht das, was man sich im traditionellen Sinn darunter vorstellt, gegen den Kapitalismus, die Unterdrückung, die Sklaverei, die Ausbeutung, etcetera.
In der „Triggerwarnung“ werden auf einer dreiviertel Seite, die Gedanken beschrieben, die in dem Buch enthalten sind.
Gegen das Internet und über die berühmte Frage, was uns Menschen, so bereitwillig dazu bringt, unsere intimsten Angelegenheit in Twitter, Facebook und Konsorten, auszubreiten, so daß die Konzerne, wie „Google“ oder „Amazon“,daran verdienen, wird gewettert und das Ganze wird, weil es ja ein Roman sein soll, ein „schlechter“, der „nützen“ soll, denn gegen den „guten“ wehrt sich der Autor, wie er schreibt, weil sich, die, in den Händen des CIAs befinden, am Beispiel von drei oder eigentlich einer Hauptperson erzählt, nämlich der Protagonistin Adeline, eine Comiczeichnerin, die sich ein männliches russisches Pseudonym zugelegt hat, in San Francisco lebte, die einmal „einen unverzeihlichen Fehler“ machte, in dem sie bei einer Vorlesung „unbeliebte Ansichten“ äußerte.
„Die unverzeihlichste Sünde, des einundzwanzigsten Jahrhunderts“ nennt es Kobek, worauf sie, die Nachricht „Liebe Schlampe, ich hoffe, du wirst von einer Gruppe illegaler Einwanderer mit Syphilis vergewaltigt“, bekommt, worauf sie zu twittern anfängt und eines der dreiunddreißig Kapitel des Buches, sich mit ihren Twitternachrichten beschäftigt.
Eine Ellen, die wegen ihrer Großmutter wieder in die Kleinstadt zurückgegangen ist und eines Tages im Netz ihre Sexfotos findet, gibt es auch,sowie eine Christina, eine Hilfsbibliothekarin, die einmal ein Christian war.
Aber Adelinas „unverzeihlicher Fehler“ zieht sich durch das ganze Buch, in dem auch über Thomas Jeffersons angebliche Sexvorlieben berichtet wird, sowie, wie die Mieten in San Francisko steigen und Leute delogiert werden, um Wohnungen für die „Google Arbeiter“ freizumachen.
Es wird betont, daß unsere i Phones und i Pads, auf denen wir unser Intimleben verbreiten, damit „Google“ und Co Geschäfte machen können, von billigen Sklavenarbeitern erzeugt werden und es zieht sich auch der Satz durch das ganze Buch, beziehungsweise seine dreihundertsechzig Seiten, daß der oder die, einer der vielen Freunde Adelinas beispielsweise, die schon viele „um den Verstand gevögelt hat“, „kein oder nicht viel Eumelanin in der Basalschicht seiner Epidermis hat“, womit erklärt wird, ob er ein Weißer oder Farbiger ist.
Und dann wird in dem Buch, auf den dreihundertsechzig Seiten von Gott und der Welt, beziehungsweise dem Kommunsismus und der Unterdrückung, etcetera erzählt.
Begriffe tauchen auf, die eigentlich ganz selbstverständlich sind, aber immer wieder, wie die Zitierung, des oben erwähnten Satzes, erklärt werden, beispielsweise:
„Jane Austen war eine Autorin aus dem 19. Jahrhundert, die Bücher über die Ehe und Geld geschrieben hat“ oder
„Das i Phone war ein Smartphone, das Apple auf den Markt gebracht hatte. Smartphones waren kleine Computer, die fast alle Aufgaben größerer Computer erledigten, aber gleichzeitig als Handies fungierten“ und so weiter und so fort.
Ein umfangreiches Personen Inventar taucht auf, es gibt einen J Karacehennen, einen Kevin Kilian, ein Baby, etcetera, alles meistens Künstler in Adelines Freundeskreis, die Science Fictions oder auch realistische Romane geschrieben haben und damit mehr oder wenig berühtm wurden.
„Rettet Anne Frank“ heißt beispielsweise einer, aber auch reale Namen von Personen, wie Jonathan Franzen, Marc Zuckerberg, Walt Disney etcetera kommen vor, so daß es mir manchmal, wie auch in dem Buch beschrieben wird, schwer fiel, die Fiktion von der Realität zu unterscheiden, was an dem Beispiel erläutert wird, daß sich ein Cosby Player auf einer Messe, als eine Kunstfigur verkleidet, die dann von allen, für real gehalten wird, was vielleicht auch auf die Nachrichten zu trifft, die im Internet verbreitet werden und, die dann alle glauben und die Konzerne daran verdienen, obwohl sie erfunden sind.
„Eine schonungslose, herrlich wutentbrannte Satire“, schreibt Greil Marcus von „Pitchfork“ auf der Buchrückseite und das „Zyzzyva Magazine“ meint „Kobek liefert einen umwerfenden Abgersang auf das digitale Zeitalter“, während die „Amazon-Rezensenten“ gelegentlich“das Lesen auf Seite 87 aufgegeben haben“.
Ich habe zu Ende gelesen, es auch als eine Satrie empfunden, die manchmal etwas anstrengend zu verstehen war und habe das Buch eigentlich mehr, als einen Abgesang auf die amerikanische Kultur und den Kapitalismus, als auf das Internet gelesen, das mir manchmal in den dreihundertsechzig Seiten Weltanalyse auch etwas verloren ging.
Interessant habe ich das Buch trotzdem empfunden und füge, weil ich mich in der letzten Zeit auch mit Haßpostings oder Ratgeber dagegen, beschäftigt habe, hinzu, daß ich das Internet nicht hasse, sondern im Gegenteil manchmal sogar recht nützlich empfinde, aber das lesen von dreihundertsechzig Seiten Büchern, auch wenn dieses von den Autoren, satirisch oder nicht, als schlechte romane bezeichnen werden, einen davon abhalten können.
Nicht umsonst wird ja am Buchrücken noch der Rat „Gehen Sie einen Tag offline und lesen dieses Buch!“, gegeben.
Aber wahrscheinlich kann man das auch im Netz beziehungsweise auf dem E-Bookreader tun.
Kommentar verfassen