Als es klar war, daß die Bundespräsdientenwahl vom 22. Mai wiederholt werden mußte, hat die politsch engagierte Autorin Marlene Streeruwitz ihren dritten Wahlkampfroman geschrieben, wo sie vom 4. 8. bis zum 1. 2. 2016 jeden Donnerstag ein Kapitel auf ihrer Website einstellte und das noch immer jeweils einer Person oder einem Personenkreis gewidmet hat.
„Allen Kindern“ beispielsweise, „die weltweit in Kriegen leben müssen“ oder „Sohair-al Bata`a, die 2013 mit 13 Jahren an den Folgen eines von ihrem Vater erzwungenen Genitalvetrstümmelung starb“, etcera.
Von ersten beiden Romanen, die wahrscheinlich den Nationalratswahlen vor oder schwarz-blau gewidmet waren, habe ich, glaube ich, auch ein bißchen mitgelesen und jetzt bin ich mitten in den Roman hineingekommen, auf der Seite von „Lit 21- dem literarischen Megablog“ bin ich, glaube ich, daraufgestoßen und habe mir gestern in Folge meines „Wahlkampfromanes“ – „Vor dem Frühstück kennt dich keiner“, wo ich jetzt war eine Handlung habe und die vormals achtundvierzig Seiten auch schon auf sechsundvierzig beziehungsweise 21 654 Wort schrumpfte, mir das Ganze aber wiedermal, als viel zu flach, unfertig, eindimensional, nicht so gut gelungen, etcetera, erschien, gestern die Kapitel ausgedruckt und jetzt sozusagen als Rechercheliteratur gelesen.
Vorher bin ich die einzelnen Kapiteln, die von einer Vroni handeln, die in Wien auf die Wohnung eines Onkels aufpassen sol lund dabei in wilde Turbulenzen gerät, nur überflogen. Sie erschienen mir auch irgendwie eindimenisonal und vielleicht nicht ganz so ausgebaut, wie die veröffentlichten Streeruwitz Romane von denen ich ja einige gelesen habe und mir auch „Ysut“, den letzten, zum Geburtstag wünschte.
Die Wahlkampfromane erscheinen nur im Internat und auch das ist interessant, daß die großen österreichischen Autorinnen, wie Elfriede Jelinek und Marlene Streeruwitz das gern tun. Und das Lesen des Kurzromanes, die einzelnen Kaptieln sind jeweils nur etwa ein bis zwei Seiten lang, waren auch sehr lehrreich, denn sie haben mir, glaube ich, geholfen, erstens meine schon halbfertige Handlung fertig zu konzipieren und zweitens hoffe ich auch dazu, mehr zu mir und meinem Schreiben zu stehen, denn auch ich schreibe eher lineal, realistisch, gesellschaftskritisch und stelle meine Werke im Internet vor.
Und wenn man von vorn nach hinten liest, dann bekommt man auch die Handlung und das Romankonzept mit und der so typische unverwechselbare Streeruwitz Stil „Vroni war dann viel zu früh dran. Im Cafe Leopold waren spätnachmittäglich alle Tische leer“, beispielsweise.
Da ist also die Vroni, eine Geschichtsstudentin aus Graz, die auf die Wohnung ihres Onkel Franz, der auf Reha ist, aufpassen muß und wo sie sich wundert, daß der alte Herr, die Türen dreimal verschließt und ihr genau aufträgt, daß sie alles gut abschließen soll.
Sie kapiert auch gleich warum, denn da hämmert es an ihrer Tür, es ist der Nachbar Chrobath, ein zuckerkranker alter Herr, der in seiner Wohnung einen brauen Wasserfleck bemerkt haben will und nun Onkel Franz beschuldigt, daß er von seiner Wohnung herkommen soll.
Er beschimpft den Onkel auch als „schwule Schwuchtel“ und kriecht auf dem Boden des Klos herum, um den Wasserfleck zu orten, da läutet es plötzlich noch einmal und es steht ein junger Mann mit einer Zorromaske davor und schlägt den Nachbarn nieder.
„Nicht mich ihr Deppen, das war doch für den Kanindlinger gedacht!“, schreit der und Vroni, die ihm helfen wollte, muß ins AKH, um sich ihre geprellte Hand verarzten zu lassen.
Das wird von einer jungen Ärztin erledigt, die ihr zwar ein paar „Parkemed“ gibt, die anderen Medikamente, soll sie sich vom Hausarzt verschreiben lassen. Der ist aber in Graz und so braucht Vroni ihren Bruder Toni, den Medizinstudenten, der ihr schwarz, die Pulvern besorgt, denn „Bei der Mafia kann es nicht schlimmer sein. So viel zu unserem tollen Gesundheitssystem!“
Ja, Marlene Streeruwitz legt den Finger auf die sozialen Wunden und Vroni hat inzwischen erkannt, daß sie den mit der Zorromaske vom Hörsaal kennt. Da stehe ich ein bißchen an, denn eigentlich hätte ich gedacht, daß Vroni in Graz studiert, der Schläger aber in Wien, nun gut.
Vroni lernt nun noch ein paar andere Nachbarn kennen, die Frau Doktor Fischer zum Beispiel mit ihrer Tochter Mia und die Frau Prokesch, die zwei Flüchtlinge betreut. Sie bekommt wegen des Schlages auch das „Stockholmsyndrom“ und der Nachbar muß deshalb oder wegen seines Zuckers auch ins Krankenhaus. Zwei Zivildiener bringen ihm zurück. Da tauchen plötzlich vier stramme Burschenschaftler auf, entführen den Rollstuhl und bringen den Alten in einer Art Porzession in seine Wohnung. Dann demolieren sie allerding den Rollstruhl, so daß der Zivi Markus, Vroni, um Hilfe ersuchen muß, weil sie ihre Zeugenaussage brauchen, weil sie sonst selbst für den beschädigten Rollstuhl aufkommen müßen.
Es taucht noch eine Journalistin, die Kristi, auf, die erzählt, daß sie eine Schriftstellerin interviewte, die einen „Wahlkampfroman“ schreibt, sie aber das Interview nicht in ihrer Zeitung bringen durfte. Ja und um die Wahl geht es auch. Der blaue Kanditat heißt Höflein und der Herr Dr. Chrombath und seine Burschenschaftler feierten, daß im Radio gerade die Wahlverschiebung bekanntgegeben wurde.Sehr gut, sehr gut, da bleibt den Blauen noch mehr zum Gewinnen Zeit.
Kristi versucht sich inzwischen a la Tom Turbo, als Detektivin und bekommt heauas, daß der resche fesche Student Sven Mitterer heißt, der sich dann noch, was vielleicht ein wenig übertrieben ist, als Transgender entpuppt.
Aber schön langsam, vorerst überlegt sich Vroni, ob sie nicht doch eine Anzeige machen soll. Fürchtet sich aber vor der Polzei, beziehunsweise deren freiheitlichen Gewerkschaft. Sie geht aber in die Höhle des Löwens, beziehungsweise in das Burschenschaftslokal, wo gerade Herr Höflein auftritt und eine brennende Rede hält und damit Sven, Vroni nicht erkennt, schneidet sie sich noch die Haare ab, beziehungsweise bekommt sie eine trendige blondgefärbte Punkfigur von ihren Freundinnen verpasst.
Die Realität holt sie auch immer ein. So muß nach Klagenfurt, weil dort die Großmutter stürzte und ins Krankenhaus mußte und wieder gibt es eine absurde Szene. Die Großmutter wird nämlich von der Polizei nach Haus gebracht. Denn dann mußen die Patienten, beziehungsweise die Angehörigen den Transport zahlen. Denn Kärtnen ist ja wegen der „Hypo Alpe Adria Affaire“ bankrott und die resche Tante Roswitha gibt Vroni telefonische Anweisungen, ja nicht die Tür aufzumachen.
Sehr bizarr und vielleicht übertrieben, vielleicht auch nicht. Marlene Streeuwitz legt jedenfalls den Finger auf die Wunden, erzeugt von Woche zu Woche eine spannende Handung, in die dann die gesammt Sozialkritik von den Schwierigkeiten unserer globalen Gesellschaft enthalten ist.
Zum Schluß klärt sich alles auf und Onkel Franz kommt wieder zurück und da haben wir den ersten Dezember:
„Alle trinken Kaffee. Die Vroni lächelt. „Es ist alles so anstrengend“ fügt sie hinzu. Der Markus nickte.“ Ich glaube, ich weiß , was du meinst.“ Vronis Handy läutet“
Ja, einen türkischen Freund, der auf Grund der politischen Unruhen nach Chicago flüchten mußte und Vroni nun nicht weiß, wie sie sich zwischen ihm und Markus entscheiden soll, gibt es auch.
Donald Trump hat die Wahl gewonnen und wie, wir inzwischen wissen, im Roman aber nicht steht, Alexander va der Bellen hat am darauffolgenden Sonntag, die Wahl gewonnen und wenn es heuer oder nächstes Jahr eine Nationalratswahl geben wird, können wir vielleicht einen vierten Wahlroman im Netz lesen und ich werde jetzt auch an meinem Roman weiterschreiben.
Die Handlung meiner drei Stränge habe ich, wie schon etwähnt jetzt ja. Noch ein weiteres Mal alles druchkorrigieren, damit das mit der Felizitas Fee und Dorotheas Vergangenheit richtig sitzt, muß ich auch noch und ein bißchen selbstbewußter hat mich das lineare sozialkritische Schreiben der Marlene Streruwitz gemacht, auf dessen wahrscheinlich künsterlischer ausgearbeiteten Roman „Yseut“ ich mich auch schon freue.
Und was mich wieder vielleicht ein bißchen erstaunte war, daß der „Wahlkampfroman“ eigentlich von so viel anderem, als von dem Wahlkampf der beiden Kanditaten Norbert Hofer und Alexander van der Bellen handelte.
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