Literaturgefluester

2017-05-13

Der Augenblick der Liebe

Filed under: Bücher — jancak @ 00:36
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Es ist ja vielleicht ein naheliegender Einfall ein Buch von Martin Walser mitzunehmen, wenn man um den Bodensee radeln will, ist der doch 1927 in Wasserburg geboren und so habe ich mir „Der Augenblick der Liebe“ auf meine Reise einepackt, weil ich das Buch auf meiner Leseliste stehen hatte und wohl einmal im Schrank gefunden habe.

Ich habe zwar auch einmal einen „Walser“ aus der Abverkaufkiste einer der damals noch auf der Wiedner Haptstraße existierenden Buchhandlungen gezogen, das wird aber „Das Schwanenhaus“ gewesen sein, weil in dem jetzt gelesenen Buch, die erste Seite, in der wohl eine Widmung gestanden ist, herausgeschnitten wurde und so mußte ich erst nachgooglen, das „Der Augenblick der Liebe“ 2004 erschienen ist und der erste Walser-Roman ist, der schon bei „Rohwohlt“ erschien, da er sich wohl nach dem „Tod eines Kritikers“ von „Suhrkamp“ trennte.

Genauer kann man das wahrscheinlich in dem „Spiegel-Sonderheft“ nachlesen, das zum neunzigsten Geburtstag des Dichters erschienen ist, und das mir die Ruth freundlicherweise zur Verfügung stellte, nachdem sie mitbekam, daß ich mich auf unserer Reise für den großen deutschen Dichter interessierte, obwohl so eine Walser Spezialistin bin ich eigentlich nicht.

Aber den „Tod eines Kritikers“ habe ich gelesen, „Messners Gedanken“, „Ein liebender Mann“ und dann noch seine „Sonntagsrede“, ein paar andere Bücher, über die ich noch nicht bloggte, höchstwahrscheinlich auch und interessant ist  daß „Im Augenblick der Liebe“ derselbe Held vorkommt, der auch der Protagonist vom „Schwanenhaus“ nämlich Gottlieb Zürn oder Wendelin Krall, wie er sich auch nennt und das Sujet ist wieder das Klischee, alter Mann verliebt sich in junge Frau oder auch nicht.

Das ist ja das berühmter Walser Klischee, das der das in den letzten Jahren immer wieder schreibt, ich habe  nur den Goethe Roman gelesen,  in diesen Buch, das „Schwanenhaus“ muß ich erst lesen, kommt es aber auch sehr stark vor.

Das Buch hat vier Teile, „Kommen und Gehen“, „Zusammenfinden“, „Auseinanderkommen“, „Kehre“ und eigentlich ist die Handlung sehr schnell erzählt.

Gottlieb Zürn ist ein Ex-Makler und Privatgelehrter, der mit seiner Frau Anna, einer erfolgreichen Immobilienmaklerin, von der er auch zu leben scheint, am Bodensee lebt und  bekommt eines Tages Besuch von einer jungen Doktorantin aus Amerika, die ihre Disseration über den französischen Philosophen La Mettrie schreibt, über den Zürn auch forschte.

Sie bringt ihm eine Sonnenblume mit. Er verliebt sich in sie, reist ihr nach nach Amerika, um dort ein Referat bei einem Kongreß zu halten, dort verliert er aber seine Stimme. So reist er wieder zurück zu Frau und Töchtern, da überfällt ihn aber die Sehnsucht nach der Geliebten. So bucht er fast wieder einen Flug, bekommt aber vorher die Nachricht, daß sie schon geheiratet hat.

So weit, so what und ein Unglück für den alten Helden und ein ganzes Kapitel über den mir bisher unbekannten Philosophen gibt es in dem Buch auch.

Ein Buch, das das Klischee bestätigen könnte, aber ich bin keine Walser-Spezialistin, habe nicht wirklich viel von ihm gelesen und bin jetzt während unserer Reise, sozusagen in das Buch, das ich in Friedrichshafen zu lesen begonnen habe, hineingefallen, denn der Ort Langenargen, durch den wir an diesen Tag geradelt sind, kommt darin vor und in Überlingen, wo Martin Walser laut dem Buch ja leben soll, in anderen Beschreibungen, wird der Ort Nußdorf genannt, sind wir sogar spazierengegangen.

Das war also sehr interessant, obwohl ich Martin Walsers Bodensee Bezüge  ja  noch in einem anderen Buch viel näher gekommen sind.

So ist mir das Klischee von dem Begehren eines alternden Mannes nach einer jungen Frau und das sich vielleicht darüber lutstig machen in sehr schönen und sehr komplizierten Worten, mit sehr schönen und sehr komplizierten Anspielungen, hängen geblieben und da ich dann noch viel später, als wir schon in Feldkirch waren, noch den  „Springenden Brunnen“, den ich möglicherweise schon gelesen habe, im Bücherschrank gefunden habe, kann ich diesen Klischee dann vielleicht auch noch nachgehen oder  die „Spiegel-Rezensionen“ nachlesen, die auch den politischen Walser, den Essayisten und viele andere seiner Facetten zeigen, die er höchstwahrscheinlich auch noch hat.

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