Literaturgefluester

2017-05-24

Das Gespräch

Lily war noch eine Weile den Kaffebecher in der Hand auf der Küchentheke sitzen geblieben und starrte auf den Brief, als ob sie sich nicht entscheiden könne.

Sie sollte ins Institut fahren, Slavenka Jagoda kennenlernen und die heutige Veranstaltung organisieren. Das war klar und wichtig. Daran gab es keinen Zweifel und trotzdem hinderte sie etwas daran, aufzustehen, den Brief wegzulegen, die Jacke anzuziehen und das Loft zu verlassen.

Mit der Mami hatte sie vorhin telefoniert, hatte ihr das Versprechen abverlangt, auf das Begräbnis zu gehen und ihr darüber zu berichten. Also war alles erledigt, wie der praktische Phil sagen würde, der sicher nicht verstehen konnte, warum sie trotzdem sitzen blieb und trostlos vor sich hinstarrte.

Auf den Brief in ihrer Hand schaute, den Brief ihrer ihr unbekannten und inzwischen auch verstorbenen Tante, die ihr nicht nur den Namen ihres Vaters, sondern auch seine Adresse und Telefonnummer verraten hatte.

„Das war es!“, dachte Lily, atmete erleichtert auf und griff wieder nach dem Handy, beziehungsweise nahm sie einen Schluck Kaffee, um Kraft und Energie in sich aufzutanken, die sie für das, was sie tun würde sicher brauchen konnte, dachte sie und stürzte mit hastigen Schlucken, die halbwarme Flüßigkeit in sich hinein. Dann nahm sie das Handy in die Hand, schaute noch einmal in den Brief und tippte die Nummer ein.

Erst als das getan war, begann sie nachzudenken, ob das wirkliche einge gute Idee und bezüglich der Zeitverschiebung zu Deutschland der richtige Zeitpunkt war?

Aber die Mami hatte sie vorhin auch angerufen und die hatte nichts dagegen gehabt, sondern nach anfänglichen Sträuben sogar versprochen auf das Beräbnis zu gehen. Also würde es auch hier klappen und sie nicht so falsch liegen.  Und wenn sie schon  dreißig Jahre auf diesen Zeitpunkt gewartet hatte, war die Urzeit eigentlich  egal, dachte sie und schluckte, weil sich jetzt eine rauchige Männerstimme meldete.

„Lichtenstern!“

Aha, ach  richtig und was sollte sie jetzt sagen?

„Hallo, hier ist Lily Schmidt, aus New York, Mathildes Tochter, die Nichte von Tante Natalie und da habe ich jetzt einen Brief von der Tante beziehungsweise deren Notar bekommen, die mir mitteilte, daß ich deine Tochter bin!“, stammelte sie in das Telefon und war schon bereit abzubrechen, als sie die rauchige Stimme übern Ozean, in dem ihr nicht sehr bekannten Berlin, erstaunt sagen hörte „Lily! So ein Zufall, ich wollte gerade selbst nach dem Hörer greifen und dich anrufen, habe ich doch auch einen Brief von Dr. Höllmoser bekommen, wo mir Natalie, die offenbar gestorben ist, mitteilte, daß ich eine Tochter habe! Verzeih, dem alten Mann, daß er nicht so schnell reagierte und du mir zuvorkamst! Aber das ist wunderbar, ich habe nicht gewußt, daß ich eine Tochter habe! Mathilde ist damals so schnell verschwunden, als ich mich von Natalie düpieren und ohne, daß ich die Verwechslung merkte, zum Traualtar schleppen ließ und hat sich nie mehr gemeldet! So erfahre ich erst, als alter Mann etwas von dir!“, stammelte  auch er verwirrt und wollte von ihr wissen, ob sie auf das Begräbnis käme und sie sich dort kennenlernen könnten?“

„Das nein, das nicht, ich fürchte, ich komme vom Institut nicht weg! Aber die Mami, das hat sie mir gerade versichert geht dorthin, wenn du das vielleicht auch tun willst, dann könntest du-!“, stammelte nun wieder sie und die rauchige Stimme am anderen Ende des Ozeans schien sich gefaßt zu haben und sagte beruhigend „Natürlich, Lily und dann schnappe ich deine Mutter und komme mit ihr zu dir, falls sie das will und jetzt fahre ich nach Wien, um mich mit ihr auszusprechen!“
Sie nickte, sagte „Ja!“ und „Natürlich, Papa!“, erzählte ihm von Phil, ihrem derzeitgen Lebensabschnittspartner, der sie höchstwahrscheinlich nicht so einfach verwechseln würde, aber sie hatte auch keine Zwillingsschwester, so daß, das gar nicht möglich war.

Dachte dann an Slavenka Jagoda, die schon im Institut auf sie wartete und stammelte weiter in die Leitung, daß sie sich freue, ihn so leicht erreicht zu haben und sie jetzt wisse, daß ihr bisher unbekannter Onkel auch ihr Vater wäre!

„Und jetzt muß ich ins Institut, Papa, die neue Praktikantin, die ich einführen muß, wartet sicher schon auf mich!“, stammelte sie erneut.

Er nickte und antwortete „Natürlich, Lily, mach dir keine Sorgen! Ich muß, glaube ich, jetzt auch nach Wien und melde mich wieder, wenn ich mit deiner Mutter gesprochen habe! Dann komme ich, das verspreche ich,  entweder mit ihr oder allein  nach New York und schaue mir das Kulturinstitut, das sehr berühmt sein soll und wenn du möchtest auch deine Praktikantin an! Aber die Hauptsache ist natürlich mein mir unbekanntes Töchterlein!“, hörte sie seine Stimme in der Leitung und hatte Tränen in den Augen, als sie das Handy weglegte, beziehungsweise Phil schnell ein SMS schickte, damit auch er erfuhr, was in dem Brief gestanden hatte und, daß sie jetzt wußte, wer ihr Vater war und sie gerade mit ihm gesprochen hatte.

2017-05-23

Ostende

Filed under: Bücher — jancak @ 00:26
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Vom Bodensee geht es jetzt nach Ostende und von der Zerstörung der Arbeiterkultur in den Sommer 1936, wo sich Stefan Zweig, Joseph Roth und noch einige andere aus Deutschland Vertriebene trafen.

Ich habe mich ja im vorigen Jahre für meine „Berührungen“ intensiv mit Stefan Zweig beschäftigt, da fast alles, was ich im Hause hatte von ihm gelesen, die Ausnahme war die Biografie von Marie Antoinette aus der Arbeiterbibliothek meiner Eltern, denn die hatte ich noch in meiner Hauptschulzeit gelesen und wollte es nicht nochmals  tun.

Da bin ich auch auf zwei Bücher über Stefan Zweig gestoßen, nämlich auf Volker Weidermanns, dem 1969 in Darmstadt geborenen, der jetzt das literarische Quartett moderiert, „Ostende“ gestoßen, sowie auf Ulrich Weinzierls „Stefan Zweigs brennendes Geheimnis“, wo dieser nachweisen will, daß Zweig ein Exhibionist und Homosexuell gewesen ist.

Etwas, was ich mit Skepsis  betrachtet, es geht mich auch nichts an, auf das Weidermann-Buch war ich aber sehr neugierig und hoffte es irgendwann in einem der Bücherschränke zu finden. Dann bin ich im März nach Leipzig gefahren, habe mich dort mit Ulrike Meier von „Kiepenheuer & Witsch“ getroffen, die mit mir die Herbstvorschau ihres Verlags durchgegangen ist und mich darauf hinwies, von VolkerWeidermann wird ein neues Buch erscheinen.

Da habe ich sie gefragt, ob sie mir vielleicht „Ostende“ schicken könne?

Sie tat es und jetzt habe ich das knapp über hundertfünzig Seiten dünne Büchlein gelesen, das, wie man vielleicht sagen könnte, ein Zeitbild von 1936 gibt, wo sich Stefan Zweig mit seiner damaligen Sekretärin, die auch schon seine Geliebte war, Lotte Altmann nach Ostende begab, um eifrig seine Bücher zu schreiben. Deshalb sollte das Fräulein Lotte auch die Schreibmaschine mitbringen und, wie Volker Weidermann meint, noch einen schönen Sommer zu verleben, bevor der Krieg ausbrach und das Anfang vom Ende begann.

Zweig ist schon einmal, nämlich 1914 in Ostende, wo ja auch ein Krieg begonne hat, gewesen und er war mit Joseph Roth befreundet, dem Monarchisten und Trinker, der damals schon so versoffen war, daß Stefan Zweig dem amerikanischen Verleger vor dem Abfall der Qualität warnte, worauf sich der weigerte, die weiteren Bücher zu verlegen. Sonst hat Zweig, der Millionär, wie er im Buch genannt wird, Roth aber finanziell untersützt. Hat ihm zuerst eine Hose und dann noch eine Anzugjacke nähen lassen und sich mit ihm auch regelmäßgi im Cafe Flore getroffen. Er hat auch geschaut, daß der Trinker regelmäßig eine warme Mahlzeit zu sich nahm und an die frische Luft kam, was Roth nicht so wollte, weil, wie er laut Volker Weidermann sagte, „Die Fische ja auch nicht in Kaffeehaus gingen.“

Es gab aber noch andere Künstler, die im Sommer 1936 Ostende besuchten. Eine davon war die einzige Nichtjüdin in der Runde, nämlich Irmgard Keun, deren Bücher aber von den Nazis verboten wurden. Sie klagte zwar dagegen, hatte aber keine Chance. So kam sie nach Ostende, verliebte sich in Roth, der wie Volker Weidermann erkärt, schon dünn wie ein Gespenst war und kaum Zähne mehr hatte und begann mit ihm eine Beziehung, wo er sie, wie Weidermann schreibt zum Trinken, sie, ihn davon wegbringen wollte, aber Roth hat gesiegt.

Außerdem war noch der rasende Reporter Egon Erwin Kisch mit seiner Frau Gisela da, das Ehepaar Troller, Hermann Kesten und Arthur Koestler und Volker Weidermann erzählt ein bißchen die Bigorafien der Freunde „Sommer der Freundschaft“, ist ja der Untertitel, aber auch was sonst noch in diesem Jahr passierte.

Schuschnigg ließ sich auf einen Pakt mit Hitler ein, in Deutschland gab es die olympischen Spiele, Klaus Mann hat seinen „Mephisto“ herausgebracht und als der Sommer zu Ende war, zerstoben die Freunde in alle Richtungen.

Zweig fuhr zuerst zum Pen-Kongreß nach Argentinien und dann zum ersten Mal nach Brasilien um zu erkunden, ob das Land eine Lebensform für ihm wäre, wo er sich ja 1942 umbrachte.

Der Film „Vor der Morgenröte“– „Ich grüße alle meine Freunde, mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger gehe ihnen voraus!“, zeigt davon.

Joseph Roth befand sich in finaziellen Nöten, ging mit Irmgard Keun nach Paris, wo sie sich bald von ihm trennte und starb  im Mai 1939.

Irmagard Keun wurde  in den Siebzigerjahren durch die Zeitschrift „Emma“ wiederentdeckt. Da habe ich jedenfalls von ihr gehört, mir ihre Bücher gekauft und gelesen und Volker Weidermanns Zeitbild über den Sommer 1936 kann ich allen an der Geschichte und der Literatur interessierten sehr emfpehlen und mein Buch über die Schreibkrisen und das Theaterstück einer jungen Exil-Iranerin, wo sie Stefan Zweig und Heimito von Doderer am 12. 2. 1934 im Cafe Central treffen, natürlich auch.

2017-05-22

Eine Roman genannte Textcollage

Heute bin ich, was mir ja nicht sehr oft passiert, zu einem mir völlig unbekannten Autor zu einer mir völlig unbekannten Buchpräsentation in die „Alte Schmiede“ gegangen. Gut, Markus Köhle moderierte, das war ein Anhaltspunkt und eine andere Alternative hat es auch nicht gegeben.

Aber gut, ich bin ja neugierig und der „Verbrecher-Verlag“ in dem Markus Binders „Teilzeitrevue“ erschienen ist, war mir auch von der Anke Stelling und dem dBp-Preislesen 2015 ein Begriff und war auch beim „Indie-Bookday“ beim „Lhotzkys Literaturbuffet“, wo übrigens auch Markus Köhle anwesend war, präsent.

Daß der 1963 in Enns geborene Autor und Musiker, den meisten durch das Sängerduo Attwenger ein Begriff ist, hat dann Markus Köhle in seiner Einleitung erklärt und dazu gefügt, daß der Sänger-Musiker schon 2005 im „Verbrecher-Verlag“ ein Prosa-Debut namens „Testsiegerstraße“ hatte.

„Teilzeitrevue“ ist eine Fälschung oder Täuschung erklärte Markus Köhle noch und hielt das Buch hoch, um das Cover zu präsentieren.

Roman hat es der Autor genannt, Markus Köhle hat, glaube ich, gesagt, daß man die 550 Textbestandteile aus denen es bestehen würde, auch so bezeichnen könnte und es gibt auch einen Handlungsbogen, nämlich ein Paar, eine Sie und ein Er, beide nicht nähbe benannt und beschrieben, weil das wie der Autor erklärte, nicht so wichtig wäre, fliegen von Mexiko nach Europa und die fünfhunderfünfzig Textbestandteile, die aus Songtexten, Gedichte, Dialogen, etcetera bestehen, spielen sich in sechsunddreißig Stunden ab.

Markus Binder hat schon zweimal in Wien aus dem Buch gelesen und ein Kritiker hat, glaube ich, gesagt, was ich auch schon einmal zu hören bekommen habe, daß die Protagonisten zu passiv wären.

Dem hat Markus Binder widersprochen, denn die zwei reisen ja von Mexiko nach Europa, verbringen eine Nacht in verschiedenen Lokalen, fahren mit dem Zug, etecerta, also eigentlich passiert, sehr viel an Fragmenten, Täuschungen Beobachtungen, Wahrnehmungen, aber nichts, was einer linearen Handlung oder einem Plot entsprechen würde.

Es ist also eher eine konstruierte Textfläche und um das Ganze noch spannender oder mulitmedialer zu machen, gibt es dazu noch Songs und Videos, die man sich auch, gratis, wie der Autor betonte, im Internet abrufen könne.

Drei davon hat er gesungen und dazu die Videos gezeigt, einer heißt  „Ich kaufe nichts“ und man sieht dazu Märkte in Odessa, Modawien und noch an einem Ort, den ich nicht ausschreiben kann, denn Markus Binders Textcollage ist auch sehr konsumkritiksch.

Dazu gibt es einen Text von Markus Köhle im Programm: „Markus Binder hat ein Ohr für den Sound der Zeit. So eigenwillig wie seine musikalische Arbeit ist auch seine literarische. Ja in Teilzeitrevue gibt es einen Er und eine Sie, die erfreulich gesellschaftskritisch und geräuschsenibel sind. Ja es gibt auch ein Handlungsgerüst: es wird gereist, er wird getanzt, es wird geliebt, es wird konsumiert, nein Konsum kritisiert. Aber vor allem wird beobachtet.“

Das sagt eigentlich schon alles und zuerst hat es, wie schon beschrieben, eine Einführung von Markus Köhle, die eigentlich auch schon ein Gespräch mit dem Autor war, gegeben. Dann hat der durch sein Buch geführt, Textstellen vorgelesen, gesungen, die Filme gezeigt und sich selbst dazu immer wieder kommentiert:

„Diese Stelle gefällt mir auch sehr gut“, beispielsweise oder „Das habe ich nicht ganz verstanden!“ und ich habe wieder einmal eine sehr spannende Variante des zeitgenössischen Schreibens erlebt und glaube sogar, daß ich ähnlich beschreibend begonnen habe, dann bin ich erzählender geworden.

Markus Binder ist, wie er sagte, bei den Fragmenten geblieben und das finde ich sehr schön, daß die Gegenwartsliteratur so vielfältig und verschieden ist und denke, daß sie das auch soll und habe jetzt ein Buch und einen Autor kennengelernt, die sonst vielleicht an mir vorbeigegangen wären.

Das heißt es kann sein, daß ich das Duo Attwenger schon einmal im Literaturhaus oder bei einer anderen Veranstaltung gehört habe.

2017-05-21

Weiter mit den Schreibvorbereitungs- und Recherchemonaten

Den Mai und den Juni habe ich mir als Studien und Recherchemonate bezüglich des nächsten Schreibprojektes vorgenommen und habe da, da es in dieser Zeit ja auch Annika Bühnemann zehn Geschichten-Callenge gibt, einiges vor, beziehungsweise mit dem Geschichtenschreiben schon begonnen.

Ich beginne meine neuen Schreibprojekte ja immer mit Recherche beziehungsweise beende ich die Niemandszeit zwischen dem Alten und dem Neuen mit Ritualen, wie Fensterputzen, Aufräumen, dann sammle ich Material bezüglich des nächsten Projektes, laufe in der Stadt herum, um zu recherchieren oder aber auch, um einzukaufen oder mich und mein Schreiben ein bißchen zu „feiern“ und zu belohnen.

In der letzten Zeit kam dann ja eine gewissen Ausgeschriebenheit dazu und die Frage, da ich schon soviel geschrieben habe, über was ich noch schreiben soll.

So kam  da irgendwann die Idee, bevor ich mit den nächsten Projekt anfange, mir Zeit zu lassen, Studien zu machen, Wurf oder Kurzgeschichten zu schreiben, etcetera und während ich all das plante, ein bißchen hat mich das ja schon im vorigen Jahr beschäftigt, als ich die „Berührungen“ geschrieben habe, kam Annika Bühnemann daher mit ihrer Schreibcallenge und ich dachte „Wow, da schließe ich mich an und mache mit!“

Und sie gibt auf ihrer Twitterseite ja auch immer sehr konkrete Schreibimpulse und das ist eine Idee, die ich auch in unserer Schreibgruppe für mich entwickelt habe.

Haben wir da ja immer ein Thema, das wir uns zu Beginn, des jeweiligen Treffens ausmachen und wenn ich gerade ein aktuelles Projekt habe, schreibe ich  eine Szene zu diesem Thema und das kann ich empfehlen, das ist sehr produktiv und gibt der Geschichte manchmal einen besonderen Kick.

Und ich bin ja eine sehr Schnelle, die das Zeitlassen, obwohl sie  immer davon schreibt, eigentlich nicht kann und so ist es auch diesmal, denn irgenwann, als ich noch beim Schreiben oder beim Korrigieren des „Frühstücks“ war, kam ja die Idee über eine Frau zu schreiben die jeden Abend in einer Pizzeria sitzt und dort ein Glas Rotwein trinkt, weil ich eine solche regelmäßig sehe, wenn ich von der „Alten Schmiede“ oder der „Gesellschaft für Literatur“ nach Hause gehe.

Das habe ich aufgeschrieben. Aber da kam dann gleich der Gedanke „Nicht schon wieder eine depressive Frau. Du hast doch schon so oft über solche geschrieben!“

Das war auch der Auslöser für die Idee mir für den Beginn des nächsten Projekts sehr viel Zeit zu lassen und statt zu schreiben oder zu planen mit Skizzen zu beginnen.

Zufällig bin ich dann, um den ersten Mai mit dem „Frühstück“ fertig geworden, was der Ausläöser war zu sagen, die nächsten zwei Monate, bis zur Beginn der „Sommerfrische“, die ja jetzt nur aus verlängerten Wochenenden bestehen wird, werden der Recherche und den Skizzen dienen, sozusagen ein selbsterteiltes Stipedium, wie ich mich vor ein paar Jahren ja auch selbst zur „Stadtschreiberin von St. Pölten“ erinannt habe und zwei Monate diesbezügliche Texte verfasste.

Das habe ich beschrieben, dann meine Fenster geputzt und bin am Freitag vor zwei Wochen auch schon ein paar Stunden durch Wien gelaufen, um damit zu beginnen und dann ging es, die zwei Monate sind ja zufälligerweise gut geplant, zuerst ein paar Tage mit der Ruth und dem Alfred um den Bodensee unser Geschenk an sie, um ihren siebzigsten Geburtstag zu feiern und ein bißchen an die „Dichterradkarawane“ vor zehn Jahren zu erinnern.

Da hatte ich dann schon ein paar Schreibimpulse der Annika Bühnemann gesammelt und die waren teilweise sehr konkret, so war einer über „Hausarbeit eine fetzige Szene“ zu schreiben und ich dachte, wenn ich dann die Fenster putze, werde ich schauen, was ich dabei Fetziges erlebe und darüber schreiben.

Weil ich aber eine Schnelle bin, habe ich nicht so lange damit gewartet, sondern das Fensterputzen in der Vorstellung vorweg genommen und so ist „Die Stipendiatin“ entstanden, sozusagen, wenn man will, die erste der zehn Challenge-Geschichten und bis zum Juni, wie Annika Bühnemann vorschlägt, habe ich mit dem Veröffentlichen auch nicht gewartet.

Am zweiten Mai war dann wieder unsere Schreibgruppe und da habe ich einen zweiten Bei Annika Bühnemann gefundenen Schreibimpuls, als Thema vorgeschlagen, nämlich über „Sucht“ zu schreiben, da sie vorgeschlagen hat, eine Geschichte zu schreiben, in dem ein Süchtiger seiner Sucht nicht nach gehen kann.

Und während „Die Stipendiatin“ Züge von mir hat, beziehungsweise diese ganze Hoyyautorenfrage über die ich mich in den letzten Monaten mit meinen Kritiker Uli herumgestritten habe, der übrigens dazwischen auch darüber eine Geschichte geschrieben und seine Satirekunst zum Bestengegeben hat, ging es da schon, um die Mathilde Schmidt. Eine Szene über die einsame alte Frau, die mit Grippe im Bett liegt und daher nicht in ihre Lieblingspizzeria gehen und, wie gewohnt ihr Glas Rotwein trinken kann.

Und weil ich ja sehr fleißig bin, sind in der Zeit zwischen dem zweiten und dem sechsten Mai, wo wir ja nach Bregenz gefahren sind, zwei weitere Geschichten nach Annika Bühnemanns Vorschläge entstanden, die die Mathilde Schmidt zur Protagonistin haben.

In „Eine unerwartete Aufforderung“ habe ich den Impus verarbeitet: „Lass uns abhauen.“ Emils Augen glänzten. „Einfach wegfahren und das Leben genießen“ und dann gab es noch „Deine jugendliche Figur findet heraus, dass ihre Eltern gar nicht ihre Eltern sind. Was steckt dahinter?“

Da hatte ich schon das Konzept, daß die Mathilde eine Zwillingsschwester, sowie eine Tochter hat und Lilys Vater könnte Moritz Lichtenberg sein, den ihr ihre Zwillingsschwester ja einmal weggeschnappt hatte.

Drei Kurzgeschichten, die ich noch vor unserer Abfahrt geschrieben und während unserer Reise nach und nach veröffentlicht habe, die eigentlich schon zu dem Roman gehören, den ich ja erst im Juli zu schreiben beginnen will.

Man sieht, ich bin eine Schnelle, aber durch die Bodenseerundfahrt ohnehin aus meinen Konzept herausgekommen, denn da bin ich ja geradelt, Schiff gefahren, in eine Paul Klee-Ausstellung gegangen, habe Walser, Köhlmeier,  Arno Geiger und Erika Kronabitter gelesen und habe nicht an meinem Romankonzept weitergearbeitet.

Aber ich nehme mir ja seit einigen Jahren vor, wahrscheinlich seit ich „Mit achtzig Seiten um die Welt“ gelesen habe, aus meinen Urlauben Kurzgeschichten mitzubringen, beziehungsweise nachher Reisegeschichten zu verfassen und in den Blog einzustellen.

Da war ich diesmal ein bißchen blockiert, denn außer mir vorzustellen, wie ich durch Überlingen spaziere und dabei Martin Walser sehe, der gerade zum Zahnarzt oder sonstwohin geht, ist mir nicht viel eingefallen und das habe ich dann geleassen, weil ich ja inzwischen auch das Buch „Mit Martin Walser um den Bodensee“ gelesen habe, das wahrscheinig einige diesbezügliche Inspirationen wegnimmt oder schon erfüllt.

So bin ich letzten Montag, als wir zurückgekommen waren, zwar bis vier Uhr früh des nächsten Tages an meinen Laptop gesessen, habe die gelesenen Bücher besprochen und meinen Reisebericht geschrieben, aber keine Reisegeschichte und vielleicht ein bißchen schlechtes Gewissen deshalb gehabt.

Denn ich will ja, auch wenn mir das niemand glaubt, alles perfekt machen und bin auch sehr bestrebt, die mir gesetzten Ansprüche zu erfüllen.

So habe ich die Geschichte inzwischen nachgeholt und der „Grenzverkehr“ ist, wenn man so will, meine fünfte Challenge-Geschichte und dabei haben wir noch gar nicht Juni und ich bin inzwischen ins verlängerte Wochenende nach Harland aufgebrochen, obwohl es am Donnerstag und Freitag ein sehr vielfältiges Literaturprogramm in Wien gegeben hätte, so findet ja beispielsweise das Centrope- Festival auf das ich mich ja das ganze Semester mit den demensprechenen Textanalysen vorbereite, an diesen Tagen statt.

Ich bin aber am Donnerstag mit dem Alfred und einigen Büchern nach Harland gefahren und war da ein wenig ratlos, wie ich es mit meinem Schreibcampmonat halten soll, bin aber am Freitag mit dem Alfred und der Schwiegermutter im „Bootshaus“ Mittagessen gewesen und dann zur „Seedose“ beziehungsweise zum Traisencenter gefahren und habe dort ein wenig eingekauft.

Slips, Socken, ein Leiberl, ein Eis gegessen und am Donnerstag fährt der Alfred ja mit dem Karli für ein paar Wochen nach Amerika.

Da habe ich auch schon einiges vor, beziehungsweise, hat sich ja die Ruth schon um Ostern bei mir gemeldet und mir vorgeschlagen, mit ihr in dieser Zeit, den öffentlichen Raum zu erforschen.

Ich will das „Blogbuster-Leseprobenbuch“ lesen und dann die noch fehlenden Geschichten und vielleicht, weil ich ja so fleißig bin, noch ein paar mehr, schreiben und dann irgendwie und ganz allmählich zu meinem neuen Roman kommen, für den ich die drei schon erwähnten Geschichten sicherlich verwenden kann. Konzept dazu habe ich noch keines, beziehungsweise noch kein wirklich ausgereiftes.

Ich weiß also wieder nicht so genau, wie beginnen, fortsetzen und beenden oder doch ein bißchen. Am Anfang steht vielleicht die Grippe, dann kommt Lilys Aufforderung doch zum Begräbnis der Tante zu gehen, dort triff Mathilde Moritz Lichtenstern wieder und daztwischen rollt sie ihre Vergangenheit auf. So weit, so what und sehr fleißig.

Annika Bühnemann rät zwar auch in ihren Videos seine Schreibideen nicht zu sehr zu verraten, auf daß sie nicht gestohlen werden, aber da bin ich ich eher unbedenklich, denn natürlich kann jeder über eine Frau schreiben, die abends einsam in der Pizzeria sitzt, aber es kommen bei zwei oder drei Schreibenden sicher zwei oder drei verschiedene Geschichten heraus.

So weit, so what und sehr zuversichtlich meine zwei Schreibcampmonate sehr intensiv zu verleben und etwas kann ich noch verraten, das „Etcetera Köpfe-Heft“ für das ich ja im Februar in unserer Schreibgruppe eine Geschichte geschrieben habe und die dann beim Osterspaziergang der LitGes vorgelesen habe, ist inzwischen zu mir beziehungsweise zum Alfred gekommen.

Denn der hat ja Eva Riebler seine Fotos, die auch in dem Heft enthalten sind, zur Verfügung gstellt. Da kann man also auch ein Foto von mir finden und nachlesen, daß ich meine Geschichte beim Osterspaziergang gelesen habe.

Sonst kann ich noch vermelden, am Mittwoch, um zehn werden die Namen der Glücklichen oder Auserwähleten bekanntgegeben, die heuer beim Bachmannpreis lesen dürfen, da habe ich diesmal noch keine Überlegungen angestrengt, wer das denn sein könnte und wen ich davon kenne. Bin also sehr gespannt iund schreibe beziehungsweise recherchiere bis dahin eifrig weiter und dann gibt es auch bald „Neun Jahre Literaturgeflüster“ zu feiern.

2017-05-20

Grenzverkehr

Wir leben in Zeiten der offenen oder schon wieder geschlossenen Grenzen, wie man merken kann, wenn man beispielsweise im März nach Leipzig zu der Messe fährt oder, wie ich das im Vorjahr mit dem Alfred machte zu einem Kabarettbesuch nach Salzburg.

Denn seit wir in der EU sind, gibt es ja den Schengenraum und so kann man, was damals sehr gepriesen wurde, innerhalb Europas ungehemmt die Grenzen passieren, kann von Deutschland nach Österreich oder Holland fahren und natürlich selbstverständlich auch umgekehrt und das Schöne ist, man muß auch kein Geld mehr wechseln, braucht den Schilling nicht mehr in DM, Gulden oder Lira tauschen und erspart sich so die Umtauschgebühr.

„Fein!“, könnte eine EU-Gegnerin, wie ich es eigentlich bin, sagen und den ungehemmten Grenzverkehr mit der Erinnerung an die finsteren Zeiten beginnen, als die Zwölfjährige im VW-Käfer  ihrer Eltern mit ihnen nach Deutschland und, ich glaube, auch Holland und nach England zu Onkel Alois und Tante Margret fuhr und  ein vielleicht schlecht aufgelegter Grenzbeamter den Vater das ganze Auto von vorne bis nach hinten ausräumen ließ.

Sehr fein, zum Glück gibt es das alles nicht mehr und man kann ungestört herumreisen und  seine Einkäufe machen. Braucht den eingekauften Wecker oder die Flasche Wein, nicht mehr im Hut oder im Büstenhalter verstecken, wie ich als Schülerin einmal, als Schreckgeschiche von einer Lehrerin erzählt bekommen habe, wie ich mich erinnern kann.

Fein, sehr fein sogar, doch dann kam das Jahr 2015 und die Flüchtlingskrise, die Grenzen wurden von den syrischen Flüchtlingswellen überschwemmt, die Wogen des Unmuts und die schlechte Stimmung schwellte hoch, die Angst kam auf und als wir im Jänner darauf, wie schon erwähnt nach Salzburg reisten, also gar keine Grenze passierten, standen am Bahnsteig, die Grenzbeamten oder Polizisten und ließen sich von denen, die nach Rosenheim oder München weiterfahrenwollten, die Pässe zeigen und zwei Monate später auf der Fahrt zur Leipziger messen, mußten wir zwar keinen Pass herzeigen, die deutsche Grenze aber im Schritttempo passieren und überall standen Grenzer und schauten in das Auto.

Das hat sich, wie man täglich in den Nachrichten hören kann, inzwischen noch verschlimmert. Die Grenzen sind trotz Schengenraum wieder zu, vorübergehend aus Angst von den Flüchtlingsmassen überrollt und verschluckt zu werden verschlossen und dann kam Ruths siebzigster Geburtstag und wir machten uns auf mit unseren Rädern den Bodensee zu umrunden, weil wir ja zehn Jahre früher mit ihr und ihrer Radkarawane von Ybbs nach Regensburg gefahren sind, wo  auch eine Grenze im Schenkgenraum unkontrolliert zu überwinden war.

Und der Bodensee hat, da zu  drei Ländern gehörend, ja auch seinen kleinen oder großen Grenzverkehr und eines davon liegt nicht einmal im Schengenraum und so fuhren wir die letzte Woche lustig von der einen Grenzen zu der anderen.

Passierten sie mit dem Schiff am Rhein gleich mehrmals, weil dieses von Station zu Station zwischen der Schweiz und Deutschland eifrig hin- und herpendelte, wobei sich auch die Frage stellte, wie man seine Konsumation bezahlen soll?

„Nehmen Sie Franken?

„Selbstverständlich!“

Und auf dem Schiff wurde auch darauf Rücksicht genommen mit welchem Geld man zahlte, in der Schweiz, Schaffhausen, Rorschach, etcetera sollte es dann anders sein.

Da kostete das Bier, die Bratwurst und der Kaffee neunzehn Franken und das Wechselgeld betrug selbstverständlich einen Franken, weil man muß ja nicht in Euro zahlen und später wurde auch in Franken retourniert mit dem höflichen Bedauern des Kellners, der Kellernerin, der oder die vielleicht, um ihr Trinkgeld fürchtet, daß es der Chef „Leider, leider!“, so wünschen würde.

Aber dennoch, trotzdem ein kleiner oder großer Greznverkehr und ein erhabenes Gefühl von dem Schiff in Gottlieben auszusteigen, in der Konditorei wo es die guten Hippen gab, einzukehren und da wurde, wenn ich recht informiert bin, der Euro auch in Franken umgerechnet und danach die vier Kilometer auf dem schönen Uferweg an Radfahren und Joggern zuerst vorbei und dann ungeheuert durch die Schweizer Grenze nach Konstanz gegangen, wo wir drei Nächte im schönen City-Hotel übernachteten.

Ein kleiner oder großer Grenzverkehr und wenn man, wie beispielsweise es Erika Kronabitter  einmal tat, in Feldkirch wohnt, hat man die Franken immer in der Tasche, denn der Weg nach Lichtenstein ist ja nicht weit und dort wohnen vielleicht die Kinder, ist der Arbeitsplatz oder man trifft sich beispielsweise zum Muttertag mit der Tochter im Kunsthaus, um dort ein Schälchen Kaffee zu trinken und den dann in Euro oder auch in Franken zu bezahlen.

Ein großer und ein kleiner Grenzverkehr und auch ein schöner Urlaub. Eine schöne Radrundfahrt im Dreiländereck am Dreiländersee und dann wieder nach Hause und die Nachrichten aufzudrehen, um vom Schließen der Greznen, dem Bauen der Grenzzäune und dem Flüchtlingsstop zu hölren und man weiß, der Urlaub ist zu Ende. Man ist wieder da und die Regierung hat sich während der schönen Urlaubszeit zufälligerweise auch umgebildet und Neuwahlen ausgerufen.

2017-05-19

Es geht uns gut

Auf unsere Bodenseeradrundfahrt zu Ruths siebzigsten Geburtstag, habe ich ja, wie ich das bei Reisen immer mache, versucht mir die entsprechende landesspezifische Literatur aus meinen Bücherschränken herauszusuchen und da habe ich ja einmal Arno Geigers ersten dBp- Buchpreisroman von 2005 im Schrank gefunden und da habe ich gedacht, das passt, weil ja Arno Geiger in Bregenz geboren wurde, wenn er auch längst inzwischen in Wien lebt und mit den Bodensee vielleicht gar nicht so viel zu tun hat.

Aber ich will ja für mein Buchpreisbloggen, die Buchpreisbücher auch auflesen und Arno Geiger kenne ich seit 1996, denn da bin ich auf eigene Kosten, zum Zuhören nach Klagenfurt gefahren und da war er ein sehr junger Autor und hat dort wahrscheinlich einen seiner ersten Texte gelesen, ist dort, glaube ich, auch nicht so aufgefallen oder doch wahrscheinlich, einmal mir und dann hat auch seine Karriere, wie ich einmal in einem Interview mit Martina Schmidt vom „Deuticke-Verlag“, wo dann seine ersten Bücher erschienen sind, damit begonnen.

2004 hat er mit einem Ausschnitt aus „Es geht uns gut“ noch einmal dort gelesen und ist, glaube ich, auch nicht sehr aufgefallen, aber dann kamm 2005, das österreichische Jubiläumsjahr mit fünfzig Jahre Staatsvertrag und genau davon handelt der Famimilienroman, der in meiner Lizenzausgabe, einen rötlichen VW mit zwei kleinen Kindern in jetzt altmodischen Badeanzpgen auf dem Titelbild hat.

Als wir den Bodensee schon umrundet hatten und zum zweiten Mal nach Bregenz zurückgekommen sind, um dort das Wochenende mit Erika Kronabitter zu verbringen, habe ich das Buch zu lesen begonnen und bin jetzt damit fertig geworden, das auch in einer Hietzinger Villa im Jahr 2001 beginnt.

Da hat wohl Arno Geiger den Roman zu schreiben begonnen und sein Protagonist Philipp hat da von seiner verstorbenen Großmutter Alma, die Villa geerbt, jetzt geht erauf den Dachboden und ein Schwall Tauben und ihr Dreck empfängt ihn dort, sowie seine Vergangenheit und Familiengeschichte, von der er eigentlich nichts hören will.

Ein raffinierter Zug, um die Handlung in Schwung zu bringen, denn während sich Philipp über seine verheiratete Freundin Johanna ärgert, die am Küniglberg beim ORF, Wettervorhersagerin ist, schwarz zwei Handwerker bestellt, um das Dach zu sanieren und die Sachen ausräumt und wegwirft, wird diese Geschichte aufgerollt.

Denn da gibt es die Großeltern Richard und Alma. Alma hat glaube ich, wie das früher so war, ihr Studium für die Familie aufgegeben und züchtet jetzt Bienen.

Richard ist dafür 1955 Minister und am Staatsvertrag beteiligt, kann aber zu dem Festakt nicht higehen, weil er von Zahnschmerzen geplagt wird, auch so ein Kunstgriff, außerdem betrügt, er seine Frau ständig mit seinen Sekretärinnen und Kindermädchen, das braucht man für einen Familienroman, der die letzten fünfzig Jahre des vorigen Jahrhunderts behandelt, vielleicht auch oder die Leser, beziehungsweise der Verlag, wollen es haben.

Es gibt auch zwei Kinder Otto und Ingrid. Otto, der Hitlerjunge überlebt glaube ich, das Jahr 1945 nicht, dafür verliebt sich die Tochter Ingrid in einen anderen ehemaligen Hitlerjungen nahmens Peter, von dem der Vater nichts wissen will.

Sie heiratet ihn trotzdem, bekommt zwei Kinder Sissi und Philipp, studiert Medizin, was ihrer Mutter wohl nicht glückte und eine Szene beschreibt, wie sie in den Siebzigerjahren Nachdienst hat, dann nach Hause kommt und sich ärgert, daß ihr Peter nicht beim Haushalt hilft, der ist Straßenexperte, hat aber auch ein „Österreich-Spiel“ entwickelt, das sich durch das ganze Buch zieht und am Ende des Romanes, wie der Vater dem Sohn am Telefon erzählt, eingestellt werden soll.

Ingrid stirbt sehr früh bei einem Badeunfall und Philipp ist irgendwie orientierungslos. Das Dach wird von den zwei Schwarzarbeitern, von denen einer ein Ukrainer ist, der dorthin zu seiner Hochzeit muß, repariert und am Ende fährt Philipp mit ihnen mit, die ihn eigentlich gar nicht dabei haben wollten, aber die Vergangenheit ist vorbei und Philipp winkt dem Haus zum Abschied nach.

Es gibt in dem nicht chronologisch erzählten Roman, der immer wieder durch seine Detailgetreuheit auffällt, noch eine Szene, wo der Vater schon Witwer ist und mit seinen halbwwüchsigen Kindern, das heißt, der siebzehnjährigen Tochter, die das gar nicht mehr will, auf Zelturlaub nach Jugoslawien fährt und die hat Arno Geiger einmal bei einer der „Rund um die Burg-Veranstaltungen“ gelesen, wie ich mich erinnern kann.

2017-05-18

Das Geheimnis

„Verdammt,  verdammt!“, murmelte Lily und starrte trübsinnig vor sich hin.

„Was hast du Darling? Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, erkundigte sich Philip, der ihr Lebensabschnittspartner seit genau zweieinhalben Jahren war und schaute sie besorgt an.

„Du schaust so grimmig drein! Gibt es Probleme mit dem Chef und deinem Institut? Aha, ich sehe, du hast einen Brief vor dir liegen! Post aus  Bloody old Europe bekommen? Ist es die Mama, die sich meldet und sich sorgt, ob sich das Töchterlein in dem so gefährlichen Manhatten auch warm genug anzieht, wenn es auf die Straße geht?

„Nein!“, antwortete Lily Schmidt, blickte auf ihre Uhr und stellte erleichtert fest, daß es knapp vor elf war, Zeit für Phil in die Redaktion zu gehen und sie für den Rest des Tages allein zu lassen, was gut war, denn sie wollte, konnte ihm nicht sagen, was in dem Brief stand, den sie von Tante Natalie aus dem schönen Berlin erhalten hatte. Konnte es noch nicht und mußte es vielleicht trotzdem bald tun, denn Phil der, freiberuflicher Reporter bei der New York Times war, hatte einen scharfen Blick und Tante Natalies Absenderstempel schon erkannt.

„Dr. Natalie Lichtenstern-Schmidt, Psychoanalytikerin!“, stand darauf zu lesen und Phil nickte befriedigt vor sich hin.

„Alles klar, der Brief kommt von der Tante! Was will die Gute denn von dir? Laß, wenn ich raten darf, sie nicht zu viel in deiner Seele herumklempern, das tut nie gut!“,wollte er wissen, dann wandte er den Blick von dem Briefkuvert ab und sah sie noch einmal besorgt an.

„Ist alles in Ordnung? Kann ich dich alleine lassen? Du weißt, ich muß in die Redaktion, um elf Uhr dreißig ist Sitzung und wenn ich da nicht pünktlich bin- Aber ich verspreche, ich rufe so bald wie möglich an, um mich zu erkundigen, was das Tantchen von dir wollte und rate dir, wie du ihren Psychoanalytikerkrallen entkommen kannst!“, sagte er in seiner zuversichtlichen Art,  griff dann nach dem Handy, den Kopfhörern und seinen Rucksack und drückte ihr einen leichten Kuß auf die Stirn.

„Klar!“, antwortete Lily und bemühte sich ein zuversichtliches Lächeln auf ihre Lippen zu bringen.

„Klar, kannst du das, keine Sorge, ich muß den Brief erst lesen!“, behauptete sie. Presste diesen fester an sich, dann winkte sie ihm nach und wartete, bis er die Tür zu dem Loft, das sie in einer ehemaligen Fabrik bewohnten, geschlossen hatte.

„Klar kannst du das!“, hatte sie behauptet und damit gelogen. Denn nichts war in Ordnung, ganz und gar nicht. Denn der Brief, den die Tante, die Zwillingsschwester ihrer Mutter ihr aus Berlin gesendet hatte, war das absolut nicht gewesen und hatte sie so durcheinandergebracht, daß ihre Hände zimmterten und sie unwillkürlich zum Küchenkasten ging, um sich ein Glas Whisky einzugießen, denn sie brauchte jetzt etwas Starkes zur Aufmunterung und Beruhigung. Ein Gläschen Whisky on the Rocks, das Phil von einem Arbeitskollegen geschenkt bekommen hatte, wenn schon kein Rotwein im Hause war, den die Mutter, wie sie wußte, so gern am Abend trank, wenn sie sich  in der einsamen Position, in der sie sich befand, abend für abend in die Pizzerie, die es in ihrem Wohnhaus gab, begab, um sich dort von einem jungen Kellner oder auch vom Chef des Hauses ein Glas Chianti servieren zu lassen. Das war eigentlich etwas, was beunruhigen und Anlaß zur Sorge geben könnte. Die Einsamkeit der Mutter, die wie sie fürchtete, in Wien ganz alleine war, weil sich ihre Tochter nach Abschluß ihres Studiums  nach New York geflüchtet hatte und ihre Zwillingsschwester Natalie in Berlin seit Jahren eine psychoanalyltische Praxis führte. Mehr Verwandte gab es nicht, außer Moritz Lichternstern, dem geschiedenen Mannn der Tante, der aber längst aus ihrem Leben verschunden und daher eine Legende war, weil sie selber keinen Vater hatte, beziehungsweise den Namen desselben  nicht kannte, denn der war noch früher, als Moritz Lichtenstern aus der Tante Leben, aus dem der Mutter verschwunden, was heißt, das es ihn schon nicht gegeben hatte, als Lily mit ihrer Mutter in dem alten Zinshaus mit der Pizzeria in Margareten aufgewachsen war.

„Frag mich nicht, Lily!“, hatte sie auf ihre Fragen immer sehr energisch geantwortet.

„Du hast keinen Vater und wir brauchen ihn auch nicht, weil ich versuche, so gut es geht, ihn dir zu ersetzen und du weißt ja, deine Kindergartenfreundinnen haben auch oft keine Väter, weil die ihren Müttern davon gelaufen sind, was ich dir hiermit erspare!“

„Wie der Mann von Tante Natalie!“, hatte die vorwitzige Gymnasiastin einmal gefragt, die diese Nachricht von der Großmutter gehört hatte, aber sofort verstummte, als sie den eisigen Blick der Mutter sah, mit dem die darauf reagierte.

„Genau, Schätzchen und das will ich dir ersparen! Deshalb frage nicht! Woher weißt du das überhaupt von Tante Natalie?“, setzte sie dann hinzu und Lily hatte aufgeseufzt, weil sie schon weise befürchtete, daß die Antwort, ein Besuchsverbot bei der Großmutter einbringen könnte, denn die Mutter, das hatte sie schon als Kind geahnt, verstand sich weder gut mit ihrer Mutter, noch mit ihrer Zwillingsschwster.

Die Großmutter war dann auch gestorben, noch bevor sie ihre Matura abgeschlossen hatte und so hatte sie nie mehr etwas von der Tante in Berlin und dem entlaufenen Onkel gehört, denn die Mutter sprach nicht mehr davon und auch nach ihrem Vater hatte sie nicht mehr gefragt, obwohl sie, das konnte sie nicht leugnen und nicht bestreiten, sehr neugierig auf ihn war und schon daran gedachte hatte, ob sie nicht einen Detetktiv engagieren solle, der ihr dieses Geheimnis lüften sollte.

Und jetzt war das offenbar durch den Brief geschehen, der zwar den Praxisstempel ihrer ihr sehr unbekannten Tante trug, aber ihr eigentlich von einem Notar abgeschickt worden war.

„Sehr geehrte Frau Schmidt! Im Auftrag meiner Mandantin, die letzte Nacht im christlichen Hospitz, am Weissensee, gestorben ist, übersende ich Ihnen diesen Brief!“, hatte er förmlich geschrieben und als sie ihn aufgerissen hatte, lag darin ein Bild eines braunhaarigen lockigen Mannes, der eine Lederjacke und eine Brille trug, der, wie sie von dem Hochzeitsbild der Tante, das ihr die Großmutter einmal gezeigt hatte, erkannte, jener Moritz Lichtenstern war.

„Das ist dein Vater!“, hatte die Tante in ihrer energischen Psychoanalytikerinnenhandschrift darunter geschrieben. „Wenn deine Mutter auch ihr Geheimnis in ihr Grab mitnehmen will, werde ich, die ihr offenbar vorausgehe es lüften und dich informieren. Denn Geheimnisse, liebes Kind, habe ich im Laufe meines Lebens gelernt, tun nicht gut und machen nur Probleme! Also sollst du es wissen und auch, wenn du dich das fragst, warum deine Mutter ihr  so böse auf mich war und keinen Kontakt  zu mir wollte und auch dich nicht in mein Leben lassen wollte!“

„Aha!“, dachte Liliy und ihre Finger zitterten jetzt so stark, daß der Brief mit dem Bild auf den Boden gefallen war.

„Aha!“ und nocheinmal nach der Whiskyflasche gegriffen, um sich ein zweites Glas einzuschenken. Das brauchte sie jetzt und tat ihr gut und Phil war  auch nicht mehr hier und konnte daher nicht sehen, daß seine große starke Liliane, die er doch so bewunderte, gerade dabei war, sich aus der Welt zu trinken.

Aber vorher bückte sie sich gehorsam, um den Brief und das Bild aufzuheben und da bemerkte sie, daß der vorsorgliche Notar ihr den Patenzettel beigelgt hatte.

„Nach kurzen schweren Leiden und tapferen Kämpfen!“ stand darauf zu lesen und nichts von einer treusorgenden Schwester. auch nichts von der Nichte oder war es jetzt die Tochter Liliane, die diese hinterlassen hatte. Auch der geschiedene Ehemann war nicht darauf vermerkt, dafür aber das Datum, das, wie Lily trotzdem sich ihr Kopf schon etwas benommen anfühlte, klar erkannte, schon übermorgen, am Wiener Zentralfried Hof stattfinden würde, wo sich, wie sie wußte, die Grabstatt ihrer Großeltern befand.

Übermorgen gab es im Kulturinstitut eine größere Veranstaltung, da konnte sie nicht weg und es wäre ihr auch ein wenig unpassend erschienen, zum Begräbnis einer Tante zu fliegen, die sie eigentlich nicht gekannt hatte. Da wäre ein Besuch der Mutter, um ihr dieses Brief zu zeigen, schon passender, aber auch das mußte sie sich abschminken. Sie hatte Dienst im Instutut und bekam so schell  auch keinen passenden Flug.

Aber anrufen konnte sie sie, die, wie ihr jetzt einfiel, sich gerade von einer Lungenentzündung erholte. Ihr von dem Begräbnis erzählen und  ihr den Brief vorlesen und das würde sie auch tun, weil, wie die psychoanlalytische Tante richtig geschrieben hatte, Geheimnisse nichts brachten und nur unnötige Probleme verursachten. So atmete sie durch, nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Whiskyglas. Dann suchte sie nach ihrem Handy und tippte die Nummer ihrer Mutter ein.

„Hallo, Mami!“, sagte sie, nachdem die sich meldete, dann kurz entschloßen mit schriller Stimme und einem hohen pfeifenden Ton.

„Hast du gewußt, daß Tante Natalie gestorben ist und übermorgen, um fünf am Zentralfriedhof begraben wird. Leider haben wir da eine große Veranstaltung, so daß ich nicht hinkommen kann! Ich will aber, daß du das für mich tust! Bitte, Mami, sie ist doch deine einzige Schwester, bitte Mami, tue es für mich!“ wiederholte, sie mit ihrer schrillen alkoholgeschwängerten Stimme und wunderte sich nicht, daß die Mutter aufgelegt hatte und auch nicht darüber, daß sie der Mutter zwar von dem Begräbnis, aber nichts von dem Brief der Tante und dem Bild des ihr unbekannten Ex-Onkels, der eigentlich ihr Vater sein sollte, erzählt hatte, obwohl das der eigentliche Grund ihres Anrufs war.

2017-05-17

Zum siebzigsten Geburtstag von Manfred Chobot

Nach dem Centrope-Workshop, wo ich meine analysierte Seite aus Markus Mittmannsgrubers „Verwüstung der Zellen“ vorstellte und wir uns dann ein bißchen mit Ilija Trojanows „Macht und Wiederstand“ beschäftigten, ist es dann zu Manfred Chobot, gegangen, von dem ich, glaube ich, das erste Mal in den Siebzigerjahren durch die Wochenendbeilage der AZ etwas gehört habe, denn der ist am dritten Mai siebzig geworden und das wurde in der „Alten Schmiede“ mit einem Fest gefeiert, beziehungsweise wurde dort sein neues, bei „Löcker“ erschienenes Buch, der Erzählband, „Franz eine Karriere“ vorgestellt.

Christian Katt, Peter Henisch, Wladimir Fried und noch andere sind gekommen und Helmut Schönauer, der ja viele von den vielen Chobot Büchern rezensiert hat, hat eine Hommage  unter dem Titel „Einfahrts- und Ausahrtssignale“ verfasst, die von Markus Köhle vorgetragen wurde.

Daniel Terkl hat den Erzählband eingeleitet, der eine Reihe von Erzählungen enthält, darunter eine Neufassung von Schnitzlers „Fräulein Else“, die der Autor auch gelesen hat.

Eine ganz moderne Else, die ein Gemisch von Englisch und Deutsch vor sich hinbrabbelt, wo dann nur mehr der „Papa“ und die „Mama“ störend klingen, aber die werden ohnehin oft nur Erzeugerin oder Samenspender genannt und das Fräulein bringt ganz selbstbewußt, herzlos und gefühllos, den, den sie um Geld bitten soll, dann auch zum Herzinfarkt und das Geld, das sie bekommen hat, teilt sie natürlich nicht mit dem „Papa“, sondern begnügt sich damit ihn ab und an im Gefängnis, das sie „prison“, nennt, zu besuchen.

Nun ja, nun gut, wahrscheinlich auch eine Satire und  sehr lustig, wenn auch gar nicht so leicht zu verstehen und ich habe es  auch nicht so sehr mit dem Humor, habe aber Manfred Chobots Karriere, den ich auch in der GAV angetroffen habe, als ich dort aufgenommen wurde und den ich bei denIG-Autoren immer wieder sehe, von Anfang an mitverfolgt.

Er ist auch ein großer Reisender und hat schon viele Bücher und Gedichtbände geschrieben.Im Jänner habe ich mit ihm in Salzburg gelesen und sein Buch über die „Wichtelgasse“ habe ich, glaube ich, auch einmal im Schrank gefunden.

Nach der Lesung gab es in der Zeitschriftengalerie Wein und Brötchen, man konnte mit dem Autor anstoßen und diskutieren und natürlich auch seine Bücher kaufen und sie sich von ihm signieren lassen.

2017-05-16

Zerstörung der Arbeiterkultur durch Faschismus und Nationalsozialismus

Kaum vom Bodensee zurückgekommen, geht es schon weiter mit dem Literaturbetrieb, mein Kritiker Uli, der ja jetzt ganz friedlich ist, hat auf meine „Stipendiatin“ einern Text geschrieben „Albttraum in der Ulmenstraße – eine Satire aus gegebenen Anlaß“, wo er aus dem Literaturhaus eine ziemliche schäbige Absteige macht, aber vieleicht ist das in Deutschland so und eine Frau Jahnke auftreten läßt, die dort mit ihren Büchern herumwachelt, die habe ich dem Herrn im Literaturhaus Wien zwar gezeigt, Bluttropfen hat es dabei keine gegeben, aber in den Schreibseminaren sollen ja die Hobby- und auch die anderen Autoren lernen, daß nur etwas schlimm und blutig genaug sein muß, damit es die Leser interessiert und Alptraum schreibt, was die leidige Rechtschreibfrage betrifft, zumindestens der „Standard“ wieder mit harten „p“ so weit, so gut, aber wie hängt das mit der Arbeiterkultur zusammen?

Eigentlich überhaupt nicht oder nur insofern, daß ich ja einmal ein Arbeiterkind war das in einem dieser schönen sozialistischen alten Gemeindebauten aufwuchs, weil der Vater engagiertes Parteimitglied war und jedes Jahr zu Weihnachten gab es von den „Kinderfreunden“ der sozialistischen Jugendorganisation, ein Kinderbuch als Geschenk, so bin ich mit Friedrich Feld, Vera Ferra Mikura, den „Drei Stanisläusen“ und anderen in Berührung gekommen und von dem erstenen war heute auch in der Arbeiterkammerbibliothek die Rede, da hat er zwar noch Fritz Rosenfeld geheißen und hat in der Zwischenkriegszeit tausend oder hundert Filmrezensionen geschrieben und das weiß ich, weil es vor ein paar Jahren in einer Volkshochschule ein von der „Kramer- Gesellschaft“ organisiertes Symposium gegeben hat, das sich mit der Arbeiterkultur der Zwischenkriegszeit beschäftigt hat und jetzt ist das diesbezügliche Buch „Rote Tränen“ herausgekommen, das in der Arbeiterkammer-Bibliothek präsentiert wurde und als ich hingekommen bin, haben gerade Thomas Reimer und Eva Feimer mit Kontrabaß und Keyboard „Die Arbeiter von Wien“ gespielt und das war sehr angenehm, denn das Kollegium Kalksburg hat dieses schöne Lied „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“ und dann auch noch die ziemlich verhunzt, um damit den Niedergang der Sozialdemokratie zu zeigen und den gibt es ja, denn durch den Bürgerkrieg und den Faschismus, wurde ja, wie ich alsbald hören konnte, sehr viel zerstört, waß es nachher nicht mehr gegeben hat.

Das habe ich als 1953 in einem Gemeindebau Geborene zwar nicht so sehr erlebt, denn meine Eltern, die als Kinder den World War I erlebten und als junge Eltern, mit meiner Schwester Uschy, den zweiten, haben ja in dieser Zeit ihren ersten Aufstieg erlebt.

Die Mutter hat in Kindergärten geputzt oder geholfen, sie war gelernte Stickerin, der Vater hat die Statistik der WGKK in der Wipplingerstraße gemacht, dann war er noch am Abend im Tanzclub Hernals Billiteur, der auch der SPÖ gehörte und die die Bücher der Büchergilde Gutenberg hat er auch vertreten, daher wohl meine Bücherliebe und meine literarische Sozilisation und als ich dann die Haushaltsschule oder die höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe beendet hatte, waren die Siebzigerjahre angebrochen, Bruno Kreisky an der Macht, Johnna Dohnal zuerst Staatssekretärin für Frauenfragen, dann Frauenministerin, es hat sich die AUF gegründet, es hat die Freifahrt für Studenten und die Grratisschulbücher gegeben und ich habe in sehr aufbruchsorietierten Zeiten Psychologie studiert.

Seither hat sich viel geändert, die gläserene Decke war bald da und der Neoliberalismus, der Sozialismus ist zurückgegangen, in meinen Herzen aber, obwohl ich höchstens einmal SPö gewählt habe, geblieben und ich interessiere mich auch sehr für Zwischenkriegszeit und den Faschismus, so hat die Zeit nach dem Urlaub gleich sehr politisch begonnen, ich habe mit einem höheren Gewerkschaftsfunktionär neben dem ich gesessen bin, diskutiert, Klaus Dieter Mulley, der Leiter des Institus für Gewerkschafts- und AK-Geschichte, was es nicht alles gibt, hat eröffnet und für die Herausgeberinnen hat  Sabine Lichtenberger eingeleitet.

Dann war schon Konstatntin Kaiser am Wort, hat das Podium vorgestellt und jeden der vier Teilnehmer eine Frage gestellt. So hat Derek Weber vom Arbeitersynfonieorcheste erzählt, das in der Zwischenkriegszeit Mahler und Bruckner gespielt hat,  bis zum elften Februar 1934 hat es das getan. Dann war es aus damit und hat nie wieder begonnen und Primus-Heinz Kucher, ein Literaturwissenschaftler von der Uni Klagenfurt hat von denschon erwähnten Filmkritiken von Fritz Rosenfeld gesprochen. Dann kam Eva Geber mit der Frauenbewegung der Zwischenkriegszeit, die beklagte, daß die heutigen Frauen sehr müde geworden seien, klar, es gibt ja Ronja von Rönne oder Zeitschriften, die jungen Frauen tatsächlich den Auftrag erteilen, gegen dien Feminismus anzuschreiben, aber die haben studiert und sogar beim Bachmannpreis gelesen und Traude Bollauf, die Redakteurin bei der schon erwähnten „Frau“ war, in der ich einmal auch einige Texte hatte, lang lang ists her, denn die sozialistischen Zeitungen gibt es  nicht mehr, hat von Stella Klein Löw gesprochen, die nach dem Anschluß als Hausangestellte nach London gegangen ist, später aber wieder Lehrerin in der Rahlgasse war, in die ja auch die Anna gegangen ist.

Danach gab es eine Diskussion mit einigen kritischen Fragen aus dem Puplikum, dann Wein und Brötchen, man konnte sich das Buch verbilligt kaufen, ich habe es mir für das „Literaturgeflüster“ genommen und habe also nach Volker Weidermanns „Ostende“, das auch nicht sehr weit vom Thema abliegt, noch etwas zu lesen, bevor ich zur Gegenwart und der ebenfalls sehr frauenbewegten und kritischen Marlene Streeruwitz komme.

Zwei Herren am Strand

Ich habe mir auf unserer Bodensee-Radrundfahrt ja eifrig heimische, sprich Vorarlberger Literatur mitgenommen. Literatur von Vorarlberger Autoren, obwohl der Bodensee ja nur zu einem eher kleinen Teil in Österreich liegt.

Aber Schweizer- Bodensee-Autoren sind mir keine eingefalen, von den deutschen nur der Martin Walser, der aber dort lebt und auch sehr viel darüber schreibt, während der Vorarlberger Michael Köhlmeier, zwar  in Hard am Bodensee, wo wir, glaube ich, waren und ein Eis gegessen haben, geboren wurde, aber in Hohenems und in Wien lebt.

In Hohenems sind wir, dank Erika Kronabitter und der Konditorei, wo man sehr gute Schokolade kaufen konnte, auch gewesen und der 1949 geborene Michael Köhlmeier ist mir auch ein Begriff.

Also ein Vorarlberger und kein so besonderer Bodensee-Autor, aber als wir mit Erika Kronabitter im Bregenzer Wald gewesen sind und Clou am Rande dort ausgerechnet Antonio Fian und das Kollegium Kalksburg hörten, hat der erstere, als Zugabe auch eine Köhlmeier Hommage gebracht, beziehungsweise sich in einem Dramulette darüber lustig gemacht, daß der das Telefonbuch vorliest und alle sind begeistert und wollen die CDs haben.

Michael Köhlmeier ist ein fleißiger Schreiber, er ist auch, glaube ich, GAV-Mitglied und ich kann mich an eine GAV- GV vor Jahrzehnten erinnern, wo Thomas Rothschild  aufstand und sagte, er würde jetzt das Buch des Mitgliedes Köhlmeier lesen.

Damals war er mir noch nicht so ein Begriff, inzwischen habe ich einiges von ihm gelesen und gefunden und die „Zwei Herren am Strand“, ein Buch über Charlie Chaplin und Winston Churchill, beziehungsweise über die Depressionen der zwei berühmten Männer stand 2014 auf der Longlist des dBps.

Da waren wir, wieder Detail am Rande gerade im Elsaß urlauben und sind einen Tag nach Bekanntgabe der Liste nach Ansbuach zurückgekommen, wo mir die freundliche Buchhändlerin die Liste ausdruckte.

Damals habe ich noch nicht Buchpreis gelesen, das Buch aber später einmal im „Wortschatz“ oder im „Bücherschrank“ gefunden und es noch nicht gelesen. Was lag also näher, als es auf meine Leseliste zu setzen und es auf die Radreise mitzunehmen?

Eigentlich nichts, außer daß es  gar nichts mit dem Bodensee zu tun hat und Michael Köhlmeier auch nicht sehr oder doch vielleicht wieder, denn wir sind ja zweimal kurz in Hohenems gewesen, haben da zwar Michael Köhlmeier genausowenig gesehen, wie in Überlingen Martin Walser.

Das Buch habe ich aber in Konstanz zu lesen angefangen, dann in Rorschach weiter gelesen und im Hotel Bodensee in Bregenz beendet und es spielt hauptsächlich in Amerika, wo  laut Michael Köhlmeier, also wieder nicht sehr klar, ob jetzt wirklich oder erfunden, Charlie Caplin und Winston Churchill bei einer Party in Sanct Monica aufeinander trafen, dort am Strand spazierengingen und beide eine Freundschaft für das Leben schlossen.

Das Buch ist in fünf Teile gedliedert und wird von einem wahrscheinlich wieder fiktiven Ich-Erzähler erzählt, der höchstwahrscheinlich nicht Michael Köhlmeier ist, sondern von seinem Vater Unterlagen vererbt  bekam und jetzt schildert er in fünf Teilen einen Teil des vergangenen Jahrhunderts. Er schildert auch Charlie Chaplins Flme „Der Tramp“, „Der Große Diktator“ und und und…

Ich bin, wahrscheinlich im Gegensatz zu Michael Köhlmeier, keine Chaplin Spezialistin und habe, glaube ich, auch keinen dieser Filme gesehen und von Winston Churchill war ich bis jetzt nur sehr erstaunt, daß der 1953 den „Nobelpreis für Literatur“ bekommen hat.

Wie bitte? Das war doch ein Staatsmann und Politiker und hat trotzdem hitstorische Romane geschrieben. Laut Köhlmaeier soll er in seinen Depressionen auch gemalt haben und die Depression wird in dem Buch „der schwarze Hund“ genannt.

Roman steht in dem Buch und es ist wieder keiner, sondern biografphische Episoden über die beiden Männer. Es wird nicht chronologisch erzählt, sondern in den fünf Teilen hin und hergesprungen und die Buchhändlerin in der Margaretenstraße, die ich ja irgendwie in Verdacht habe, daß es ihr Leseexemplar ist, das ich da auf meiner Radrundfahrt gelesen habe, hat mir im Vorjahr, als ich nach dem Leseprobenbüchlein des östBp fragte, das Buch sehr empfohlen.

Es sei besser als das „Mädchen mit dem Fingerhut“ hat sie gemeint. Das kann ich nicht beurteilen, denn „Deuticke“ oder „Hanser“ schicken mir ja keine Rezensionsexemplare und bei diesen war ich vielleicht nicht in der richtigen Stimmung, interessiere ich mich ja ganz ehrlich weder so besonders für Charlie Chaplin, als für Winston Churchill und in diesen Fall war ich auch eher an Bodenseebezügen interessiert.

Aber wir haben in dem Schloßcafe Fenkart in Hohenems Kaffee getrunken und Schokolade für die Anna eingekauft und die „Idylle mit Hund“ muß ich erst lesen, das „Mädchen mit dem Fingerhut“ finden, der „Joel Spzierer“ hat mir, soweit ich mich erinnern kann, gefallen und die letzte Köhlmeier-Helfer Lesung in der „Alte Schmiede“ habe ich leider versäumt, weil ich eine achtzehn Uhr Stunde hatte und dann zu spät hingekommen wäre.

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