Literaturgefluester

2017-07-09

Wieder einmal Bachmannpreis

Es ist der Einundvierzigste, glaube ich oder korrekter ausgedrückt, die „Einundvierzigsten Tage der deutschsprachigen Literatur“, die da am Mittwoch in Klagenfurt eröffnet wurden.

Von Humbert Fink und Marcel Reich Ranicki wurden sie, glaube ich, 1977 in der Nachfolge der Gruppe 47 initiiert und ich hätte schon immer gerne dort gelesen, damals hätte ich meine „Einladung zum Tee“ gehabt, die ja der Monika J. und dem Gerhard K. nicht sehr gefallen haben und damals waren auch die iG Autoren sehr empört, daß da öffentlich über die Autoren gerichtet wurde und haben sich sehr über diese Idee des öffentlichen Preislesens entsetzt.

Das hat sich inzwischen sehr geändert, der „Bachmannpreis“ gilt als der schönste Betriebsausflug der Literatur, alle kommen hin,  vierzehn ausgesuchte Autoren dürfen lesen, Wolfgang Tischer berichtet in seinem LiIeraturcafe darüber und ich tue das seit 2009 auch, 1996 war ich einmal live am Ort.

Ein paar Mal, aber nicht sehr oft, habe ich meine Texte eingereicht, aber dann mußte man dazu ja eine Verlagsempfehlung haben und die habe ich  nicht und eingeladen würde ich, weil ich wahrscheinlich, als zu wenig literarisch gelte, wohl auch nicht werden und wenn, wahrscheinlich sehr kritisiert.

Trotzdem interessiert mich der Preis und ich sehe ihn mir seit einigen Jahren per livestream an, blogge darüber, was auch ziemlich unbemerkt bleibt und habe auch schon einige der preisgekrönten oder vorgestellten Bücher gelesen.

Vom vorigen Jahr zum Besipel das der Julia Wolf, des Tomer Gardi, der Isabell Lehn, denn ich bin ja sehr belesen, obwohl heuer im Mai und Juni so viel los war, daß ich eigentlich gar nicht dazugekommen bin, mich für den Preis zu interessieren.

Die Videosportraits der vierzehn Auserwählten habe ich mir natürlich nach und nach angehört und da kenne ich eigentlich nur die Österreicher, Karin Peschka, die „Alpha Preisträgerin“, ihre Bücher habe ich gelesen, Barbi Markovic hat auch den „Alpha“ gewonnen, ihr Buch liegt noch im Badezimmer, ich werde es aber am Wochenende nach Harland mitnehmen, Ferdinand Schmalz habe ich einmal im Musa gehört, John Wray in Göttweig, mit Verena Dürr habe ich im Amerlinghaus gelesen, das ist aber schon alles, also kann ich sehr gespannt bin und habe wie Wolfgang Tischer auch keine Preisfavoriten, weil heuer ist so viel los, daß ich mir die Lesungen und diskussionen eigentlich nur nebenbei anhören kann.

Denn wie 2014 ist die Veranstaltung zumindest am Donnerstag gleichzeitig mit der Sommerakademie und bei der Eröffnung war ich auch nicht zu Haus, sondern im Literaturhaus bei der Tanzperformance von Marion Steinfellner und Herbert J. Wimmer, dann hatte ich als ich zu Hause kam,  einiges zu bloggen, bin aber noch in den Lifestreame und zur Festrede von Franzobel, der ja den Preis 1995 gewonnen hat und damit berühmt geworden ist, zurechtgekommen.

Die hatte den schönen Titel „Seelenfutter oder das süße Glück der Hirngerichteten“ und war eigentlich sehr  kritisch, handelte von den inhaftierten Autoren in der Türkei an die, die Autoren denken sollen, während sie lesen oder sich beim Buffet tumeln, dann gab es noch ein Musikstück von Wolfgang Puschnig zu dem Susanna Riedel Texte vom ersten Bachmannpreisgewinner Gert Jonke las und die Reihenfolge der Lesenden wurde auch ausgelost.

Da beginnt morgen, was sie wahrscheinlich nicht freuen wird, Karin Peschka, gefolgt von Björn Treber und Jhn Wray, am Nachmittag folgen dann Noemi Schneider und Daniel Goetsch, die ich irgendwie nachhören werde, weil ja am Donnerstag noch einmal Sommerakademie ist, am Abend befginnen dann die „O Töne“, dann werden wir nach Harland fahren und da kann ich mir dann ab Freitag die Lesungen anhören und meinen Senf dazu abgeben.

Den ersten Lesetag also komplett versäumt und durch die „Bachmann-Seite“ erfahren, daß Karin Peschka gut angekommen ist.

Sie hat einen „Wienerischen-Text“ mit dem Namen „Wiener Kindl“, der ein bißchen an den „Watschenmann“ erinnern könnte gelesen, der aus dem Erzählband „Autolyse-Wien“ ist und aus dem wird sie ja auch bei den O-Tönen vortragen.

Was  Wolfgang Tischer an den „Kindle“ denken ließ, am der 1992 in Klagenfurt geborene Björn Treber mit einem Begräbnistext und der lese ich auf der Seite, die Videos konnte ich mir vorläufig nicht anhören, eher verissen.

Aber der Amerikaner mit der Kärntner Mutter john Wray, den ich ja schon bei „Literatur und Wein“ hörte und der einen Roman namens „Das Geheimnis der verlorenen Zeit“ geschrieben hat, der auch in Frankfurt vorgestellt wurde, scheint als Favorit zu gelten.

Dann kamen die mir bisher unbekannten Noemi Schneider, 1982 in München geboren mit einem Text mit einem geschützten Titel, nämlich „Fifty Shades of gray“ und der Schweizer Daniel Goetsch, der schon einmal gelesen hat und der wie ich lese, ebenfalls verrissen wurde.

Am Freitag wo ich mir dann die Videos anschauen will, beginnt dann der Dramatiker Ferdinand Schmatz, dessen Name angeblich ein Pseudonym ist um Ferdinand Schmatz zu ärgern und der ist, glaube ich, sehr experimentell, scheint aber sehr erfolgreich.

Der Text heißt „mein lieblingstier heißt winter“ und handelt von einem Tiefkühlkostzusteller der einem Dr. Schauer jahrelang Rehragout zustellt, der dieser im Keller im Tiefkühlschrank hortet, Krebs hat und Franz Schlicht erzählt, daß er Selbstmord durch Tiefgefrieren machen wird und von ihm fordert, daß er seine Leiche dann wieder auftauen helfen soll.

Das Ganze kleingeschrieben und episch vorgetragen und der Jury scheint es, wie man merken kann, sehr zu gefallen.

Mit Österreich ist es dann an diesem Vormittag mindestens eineinhalb Mal weitergegangen, wohnt da doch die 1980 in Belgrad geborenen und in Wien lebenden Barbi Markovic, die ich glaube seit der Buch-Wien, auf der sie mit Cornelia Travnicek bloggte, kenne und die ja auch mit ihren „Superheldinnen“, die ich gerade lese, den letzten „Alpha“ gewonnen hat.

Ihre Familiengeschichte „Die Mieter“, habe ich wohl wegen der anstrengenden letzten Tage komplett verschlafen und muß noch nachgeholt werden.

Bei der 1982 in Wien geborenen Verna Dürr, mit der ich ja auch beim „Amerlinghaus-Solidaritätsfest“ gelesen habe, bin ich dann wieder aufgewacht, als sie sehr sachlich von einen „Zollfreilager“ , „Casablanca“ und einem „Kunstkenner“ las.

Die Diskussion war dann auch entsprechend gespalten, ob man so schreiben kann oder nicht und das Zollfreilager am Ende vielleicht nicht eine Karikatur auf das Bachmannlesen ist.

Dann ging es in die Mittagspause, ein Film über die Schweizer  Schriftstellerin S. Corinna Bille, von der ich auch noch nichts gehört habe, wurde gezeigt und ein Interview mit Franzobel.

Die 1972 in Halle an der Saale geborene und in Berlin lebende Jackie Thomae schilderte in ihren Text „Cleanster“ relativ ungewöhnlich die Beziehung zwischen einer Frau und ihrem Putzmann und es wurde dann sehr lange über die politische Correct- oder Uncorrectness diskutiert.

Als letzter am Freitag kam dann der 1960 geborene Jörg-Uwe Albig und einem „In der Steppe“ heißenden Text und hier verliebt sich ein Mann in eine Kirche.

Den Freitagabend habe ich dann dazu  benützt mich ein bißchen durch die versäumten Texte zu lesen und zu hören, habe Barbi Markovic „Superheldinnen“ fertig gelesen und am Samstag ging es weiter mit dem 1966 in Frankfurt an der Main geborenen Eckhart Nickel, der eine Dissertation über Thomas Bernhard geschrieben hat, dessen Text „Hysteria“, wo ein Mann auf einem Biomarkt seltsame Himbeeren findet und dann in ein fantastischen Laboratorium der Firma „Sommerfrische“ gerät, ich äußerst spannend fand und mich wiedermal darüber wunderte, daß die Jury dann den Lesern aufs Genaueste erklärt, wo man erkennen kann, was man vielleicht alles vorher gar nicht verstanden hat.

Dann kam die 1988 geborene Schweizerin Gianna Mollinari, die in Biel studiert und wie ihr Video verrät Steine sammelt und ihr Text heißt „Loses Mappe“, der von einem Mann erzählt, der einen vom Himmel fallen sah und ihn nicht gerettet hat.

Der Text war noch nicht fertig gelesen,  die Diskussion hatte noch nicht stattgefunden, als mich die Anna mit dem Ouzo abholte, damit wir ins Bootshaus radeln konnten, weil wir dort den fünfundachtzigsten Geburtstag der Oma feierte und jetzt habe ich wieder zwei Texte nachzuholen, bevor ich meine Stimme für den Publikumspreis abgeben kann.

Bis acht kann ich das tun und dann auch noch für den besten Juror stimmen, habe heuer, da dieser Preis ein wenig an mir vorbeigegangen ist, ja früher war man noch enthusiastischer, inzwischen hat einen die „Klassenliteratur“ und das Bewußtsein, daß man sowieso wie sehr man sich auch bemüht, immer ganz unten stehen wird, ein wenig  eingeschüchtert, wahrscheinlich meine Schwierigkeiten.

Aber mal sehen, wie weit ich komme und erst einmal den Text der 1970 geborenen Maxi Obexer, „Europas längster Sommer“ lesen  in dem es, um die Einbürgerung beziehungsweise die Flüchtlingsfrage  geht.

Als Letztes kam dann der 1975 geborene Urs Mannhart, der wie aus seinem Video zu sehen ist, eine landwirtschaftliche Ausbildung macht und in seinem Text „Ein Bier im Banja“ eine Wolfsgeschichte brachte.

Und das wars dann, auffällig viele Texte, die sich mit der Flüchtlingsfrage beschäftigen, was ich sehr interessant und sehr schön finde und jetzt soll ich mich entscheiden.

Ein wenig habe ich mich ja in alle Texte eingelesen, mit dem von dem, der sich in die Kirche verliebt hat, habe ich am wenigstens anfangen können, der mit den Himbeeren hat mich beeindruckt, obwohl ich das mit der Paranoia nicht so ganz nachfolgen konnte und ein „Wiener Kindl“ ist für mich kein E-Bookreader und ich wehre mich auch wenig über die deutsche Arroganz, die von Karin Peschkas Lektor fordert, das Kindl in ein Kind zu verwandeln, damit man sich beim Lesen nicht ärgern muß. Aber zum Glück ist „Otto Müller“ ja ein österreichischer Verlag und hat wahrscheinlich nicht solche Schwierigkeiten.

Wie also abstimmen und soll ich das überhaupt tun? Es gibt ja auch einige Leser, die meinen, daß ich, weil ich ja nicht so perfekt rechtschreibe, mich nicht überall einmischen und tun, als ob ich etwas von Literatur verstehe, soll.

Vielleicht also gerade deshalb für Maxi Obexas „Europas letzter Sommer“ stimmen, die ja auch sehr kritisiert wurde, und wieder einmal, wie vor zwei Jahren für Klaus Kastberger, der immer wieder nonchalant Unterricht in die österreichische Literatur zu geben pflegt.

Wenn ich den Empfehlungen der Bachmannseite folge, werden ja morgen John Wray, Ferdinand Schmalz, Eckhart Nickel und vielleicht auch Karin Peschka und Verena Dürr etwas gewinnen.

Mal sehen, ich bin gespannt und eine „Bachmann-Hymne“ unter anderen von der vorjährigen Publikumspreisträgerin Stefanie Sargnagel gibt es auch.

Wolfgang Tischers Schätzung der Shortlist, die er gemeinsam mit Andrea Diener und Doris Brockmann gab, sind John Wray, Karin Peschka, Ferdinand Schmalz, Barbi Markovic oder Verena Dürr, Jacky Thomae, Eckhart Nickel und Gianna Mollinari Die Preise würden sie an Wray, Schmalz, Nickel und Peschka, trotz ihres Wienerischen Kindls vergeben. Beim Publikumspreis denken sie auch an Schmalz oder Wray. Mal sehen ob sich die Jury daran hält.

Und der beliebteste Juror, sehe ich gerade auf der „Literaturcafe-Seite“ ist wieder Klaus Kastberger geworden, obwohl er den Partezettel von  Björn Triebers Großvater getwittert hat.

Die Jury hat sich dann bei der Shortlist für Urs Allemann, Barbi Markovic, Gianna Molnari, Eckhart Nickel, Ferdinand Schmalz, Jacky Thomae, John Wray entschieden und wir haben uns wieder ein bißchen geirrt.

Beim Bachmnnpreis gab es dann eine Stichwahl zwischen Schmalz und Wray und Ferdinand Schmalz hat wie erwartet gewonnen.

Der neugestiftete „Preis des Deutschlandfunks“ ging dann nach an zwei Zwischenabstimmungen, wie ebenfalls erwartet, an John Wray.

Dann kam der „Kärntner-Kelag-Preis“ und der ging an Eckhart Nickel mit seinen gefälschten Himbeeren.

Der „3Sat-Preis“ erging an Gianna Molinar mit dem Mann, der vom Himmel fiel, was offenbar wirklich einmal geschehen ist und die hat sich einmal bei der Jurorin Hildegard Keller beworben, während die anderen Preisträger ausgewählt wurden und dann ging es an den „Publikumspreis“, den, wie vielleicht von mir und vom Alfred erwartet, Karin Peschka, die nicht auf der Shortlist war, für ihr „Wiener Kindl“ erhielt. Die Laudatio erhielt dazu Stefan Gmünder, der sie wahrscheinlich eingeladen hat.

Hubert Winkels hielt das Schlußwort und eine Pressekonferenz gab es wieder auch.

 

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