Literaturgefluester

2017-09-21

Außer sich

Jetzt kommt Buch zwöf der LL, mein erstes Shortlist Buch, eines von den vier mir bisher unbekannten Autoren, ein Debut, denn die 1985 in der Sowetunion geborene und in Berlin lebende Sasha Marianna Salzmann, die 2009 auch den Exil -Dramatikerpreis der Wiener-Wortstätten gewonnen hat, ist bisher als Theaterautorin bekannt und leitet auch ein Studio im Maxim Gorki Theater.

Ein Buch das hochgelobt wurden und von dem ich vorher mindestens drei verschiedene Inhaltsangaben gehört habe.

Da ist die von dem Anton der aus Deutschland mit seinen Addias- Schuhen nach Moskau zurück auf Besuch zu den Großeltern kommt und von seinen ehemaligen Freunden, die sauer sind, weil sie nicht ausreisen dürfen, als „Schwuchtel“ und „Judensau“ beschimpft wird.

Dann die von Alissa die nach Istanbul reist, um dort ihren Zwillingsbruder Anton zu suchen, das deutsche Asylbewerberheim, in dem die aus Russland emigrierte Familie zuerst wohnt, kommt auch vor und dann scheint es auch ein Transgenderthema zu geben.

Ganz schön verwirrend, aber auch etwas das neugierig auf das Buch machte, mit dem ich dann, ich schreibe es am besten gleich, nicht so ganz warm geworden bin.

Es hat, da die Autorin in Hildesheim Theater, Literatur und Medien studierte, eine sehr schöne Sprache, eine „You Tuberin“, die Russisch spricht, hat lobend, die kyrillischen Worte erwähnt, die immer wieder in dem Buch vorkommen.

Das ist ungewöhnlich, der Ton ist stark und frisch, das Transgenderthema habe ich selten so brutal offen behandelt gesehen, der Gezi Park und die politischen Unruhen in Istanbul kommen vor und irgendwo habe ich auch gelesen, daß es jetzt schick ist, seine Romanhandlungen nach Istanbul zu verlegen.

Das weiß ich nicht so genau, da ich wahrscheinlich mehr ältere Männer Mainstreamliteratur als die von aufmüpfigen jungen Frauen lese, dachte aber beim Lesen und das war nicht so ganz leicht, da die Autorin chronologisch hin und herspringt, daß es erstens eigentlich keine Handlung hat, sondern eher, wie eine autobiografische Auseinandersetzung mit seiner persönlichen und der Familiengeschichte klingt und das gilt, habe ich auch gehört, ja eigentlich nicht, als große Literatur und es ist auch nicht die erste russisch jüdische Familien-Auswanderungsgeschichte, die ich gelesen habe.

So habe ich mir beim Lesen der Geschichte, es beginnt damit, daß Ali oder Alissa, lobenswerter Weise ist dem Buch am Beginn ein Personenregister angefügt, sonst hätte ich mich nicht ausgekannt, nach Istanbul reist, um ihren verschwundenen Zwillingsbruder Anton, der seiner Mutter eine Karte von dort geschrieben hat, zu suchen, nicht leicht getan.

Eigentlich beginnt es aber mit der Ausreise aus Moskau der Familie, wo Alissa, die sich Ali nennt, ein Marmeladeglas an die Brust drückt.

In Istanbul sucht, beziehungsweise findet sie ihren Bruder nicht, lebt beim Onkel ihres Exfreundes, lernt in einem Szenelokal Katho oder Katüscha kenne, eine Frau, die sich selber Testosteron spritzt. Ali macht das auch, so sprießt der Bart und sie wird immer mehr zu Anton, zu dem es auch so was, wie ein inzestiöses Verhältnis oder eine Geschwisterliebe gegeben hat und dazwischen während sie sich zum Mann verwandelt, interessant, es wird dann auch die männliche Erzählform gewählt, wie ich es dann ja auch in „Paul und Paula“ machte, geht sie die Familiegeschichte durch.

Da gibt es Valentina und Konstantin, die Eltern, die Mutter ist Ärztin, der Vater Techniker, hat sich zu Tode gesoffen, beziehungsweise ist er vom Balkon gestürzt, was Anton, der auch eine Stimme hat, „peinlich“ nennt.

Emma und Daniil sind die Großeltern, der Großvater ist mit nach Deutschland gekommen und spricht immer davon, die Großmutter nachzuholen. Schura und Etja, die Urgroßeltern, alle oder die meisten jüdischer Abstammung, die meisten auch Ärzte, die Unterdrückung, der Krieg und die Gewalt wird auch erzählt, während sich im Gezi Park die Unruhen abspielen.

Anton, den Alissa nie findet und vielleicht auch nicht wirklich sucht, sie wird ja währenddessen selbst zu ihm, lebt eigentlich dicht an ihrer Seite, hat die gleichen Istanbuler Bekannten und sie begegnen auch einander, aber erkennen oder treffen sich nicht.

Später bin ich mit dem Buch, nachdem ich schon geschrieben habe, daß ich den Hype, um es herum, nicht verstehe und auch nicht ganz, warum es auf die Shortlist gekommen ist und es eigentlich das ist, das mir bis jetzt von den LLs am wenigsten gefällt, wärmer geworden. Die Shortlistplazierung verstehe ich noch immer nicht, sie ist mir aber eigentlich egal, weil ich  ohnehin gegen jede Platzierung bin und denke, daß das ja nicht geht und immer irgendwie, falsch und ungerecht sein wird.

Aber „Das Jahr der Frauen“ und „Das Singen der Sirenen“, Bücher von vielleicht auch noch nicht so bekannten Autoren, die ungewöhnlich, kompliziert und verwirrend geschrieben sind, die auch nicht auf die Shortlist gekommen sind, was ich auch gar nicht annahm, haben mir wahrscheinlich besser gefallen. Aber das ist natürlich nur mein subjektiver Eindruck und ich wünsche Sasha Marianna Salzmann für den Buchpreis alles Gute.

2017-09-20

Sexismus im Literaturbetrieb?

Mit dem Thema gehts gleich weiter, denn offenbar kann man dast gut verkaufen oder anlocken, aber eigentlich war der dritte B u K – Buch und Komminikation „Ist der Chef auch hier?“ eine Themenverfehlung, denn um Sexismus, das Grapschen und das Kneifen, ist es eigentlichim Siebenstern kaum gegangen, sondern um die Quote.

En prominent besetztes Podium, Max Freudenschuß von der „Buchkultur“, Ulla Harms von „Buchkontor“, Jochen Jung vom gleichnamigen Verlag, Doris Knecht, die Autorin und Journalistin beim „Falter“, moderiert von Evelyn Steinthaler, die, glaube ich, auch gestern in der „Gesellschaft für Literatur“ moderierte.

Einleiter gab es auch und die verkündeten 441 Likes für die Veranstaltung, soviele waren nicht im Siebenstern, es war aber ganz voll und vorwiegend Frauen, denn die machen ja die Branche aus, als Leserinnen, Buchändlerinnen, Verlagsmitarbeiterinnen in den unteren Etagen und Evelyn Steinthaler begann auch gleich mit dem Aufhänger, Shortlist vier Frauen zwei Männer oder umgekehrt, eigentlich ein Skandal sowas zu thematisieren?

Nun denke ich wird bei der heugigen dBp SLja auch thematisiert, daß da drei „Suhrkamp Bücher“ dabei sind und der eigentlich Skandal oder das Problem wäre für mich ohnehin die Limitierung und, daß da soviele wahrscheinlich Frauen und Männer überbleiben und ansonsten denke, stimmt das Vorurteil, daß nur Männer Preise bekommen nicht mehr, zumindest was den „Buchpreis“ betrifft, beim „Büchner- und  Nobelpreis“ wird es wohl noch so sein.

Ulla Harms widersprach auch gleich und meinte eine solche Schlagzeile verschafft Aufmerksamkeit und ist daher sehr gut und bei der öst Debutliste sind ja  beispielsweise nur Frauen nominiert. Die Männer verhielten sich in dieser Runde vage, Max Freudenschuß wich aus und der Herr Jung sprach eigentlich ganz klar, daß nur die Qualität zählen würde und alles andere ist Quatsch.

Dann sagte er auf die Frage, ob dann Männer besser schreiben würden, zuerst „Ja!“, dann meinte er aber von den Einreichenden sind fünzen Frauen und neun Männer oder ist das schon seine Verlagsquote?

Ich begann nachdenken, welche seiner Buchpreisnominierten Männer wären? De Frau Helfer nicht, die Olga Flor nicht, die Ursula Krechl nicht und und…

Aber die Diskussion ging schon weiter, nämlich dahin, daß die Leser zu fünfundsechzig Prozent weiblich wären und die Männer keine Bücher von Frauen lesen würden und die jungen Frauen oft un- oder schlecht bezahlt im Buchhandel oder im Verlag arbeiten würdeen, weil das so interessant ist. Die <männer dagegen nicht, die melden sich nicht, als Lehrlinge. Hier widersprach Doris Knecht vehemt,  sagte, das dürfte man sicht so machen und selbst schuld, wenn das eine tut, sie kann es sich aber leisten.

Es ging dann, um die Cover und ein bißchen darum, daß die jungen Frauen von den männlichen Chefs im Buchbetrieb schon einmal bedrängt würden, aber gleich wieder vom Thema weg und zurück zur Quote.

Dann gings ins Publkum und da kamen dann die Fragen, ob es Sexismus nur in der Buchbranche gäbe?

Natürlich nicht, aber „Buch und Kommunikation“ brauchte wohl ein Thema und hatte hier ein interessantes. Eine andere Frau griff dann den Herrn Jung mit seiner Qualitätsmeinung an und wunderte sich, daß die Moderatorin hier nicht unterbrochen oder eingebriffen hätte.

Sprachlosigkeit am Podium, die mich dann doch die Frage stellen ließ, ob einer seiner Buchpreis Nominierten jemals männlich war?

War er nicht und ich denke jetzt nicht, daß der Herr Jung besondern femministisch ist, glaube ihm aber, daß er die Qualität über die Quotenfrage stellt und zufällig oder, wie man sieht, schreiben die Frauen dann doch besser und spannend ist es ja auch, wenn ich mich jetzt wieder an die Buchpreisbücher halte und da an die vielen mittelalten Männern mit ihren Leiden an den Frauen und da könnte ich dann noch den Herrn Walser und den Philph Roth dazu tun denke, daß es dann vielleicht schon seltsam ist, daß die Frauen das so geduldig lesen und da kann ich mich ja einschließen, während Männer wie man noch hörte, keine Krimi kaufen würden, wenn von einer Frau geschrieben, deshalb gibts da sehr viel neutrale Namen wie Alex Beer, die man am ersten Blick gar nicht als Frau erkennt, aber vorige Woche den „Perutz Preis“ gewonnen hat.

Spannend, spannend dieses Thema, wenn auch hier wohl ein bißchen um den Brei geredet wurde, aber ich denke, da hat sich auch schon sehr viel getan, wenn auch in Chefetagen immer noch sehr viele Männer sitzen und den „Büchner-Preis“ mehr Männer als Frauen bekommen und ich lese, glaube ich, gleich viel Männer als Frauen oder ist mir das eigentlich gleich, aber dann mokiere ich mich über die Midlifekrises des intellektuellen Mannes und dem Herrn Freudenschuß hätte ich noch sagen können, daß es in Deutschland einen Kleinverlag gibt, der von zwei jungen Türkinnen betrieben wird und, daß dort, glaube ich, auch sehr viel Buchhändlerinnen studierte Literaturwissenschafterlinnen sind, was vielleicht auch ein bißchen über die prekären Verhältnissen diese Brachne oder überhaupt aussagt.

Und die Evely Steinthaler könnte man auch fragen, warum „Milena“ jetzt auch Männer verlegt und das habe ich auch schon getan und da die Antwort bekommen, daß ein reiner Frauenverlag heute nicht mehr wichtig wäre?

2017-09-19

Sex and Crime zur Saisoneröffnung

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In der „Alten Schmiede“ ist, wie Kurt Neumann erläuterte, die dreiundvierzigste Saison mit „Sex und Crime“ beziehungsweise einer „Stunde der literarischen Erleuchtung“ losgegangen und zwar haben da der Rechtsanwalt Alfred J. Noll und Alexandra Millner, die inzwischen die Präsidentin der „Albert Drach Gesellschaft“ ist, Albert Draches 1971 erschienenen Roman „Untersuchung an Mädel“ vorgestellt.

Ich bin ja keine Kennerin des 1902 in Wien geborenen und 1995 in Mödling verstorbenen Juristen und Schriftstellers und weiß auch gar nicht, ob ich je eines seiner Protolkolle gelesen habe, daß er aber, als großer und auch eigenwilliger Schriftsteller galt, habe ich gewußt, persönlich aber, glaube ich, ihn nie gesehen, obwohl er, wie mir Kurt <neumann sagte in der „Alten Schmiede“ in den Neunzehnhundertsiebzigerjahren aufgetreten ist, aber nicht selbst gelesen hat.

Ich glaube ,ich bin einmal in die „Alte Schmiede“ gegangen, wo Peter Henisch ihm eine Stunde der literarischen Erleuchtung wiedmen wollte, die dann aber ausgefallen ist und daß das Kriminalprotokoll „Untersuchungen an Mädeln“ 1999 verfilmt wurde, habe ich auch gewußt, denn da habe ich im Literaturhaus oder sonstwo eine diesbezügliche Promotionskarte gefunden.

Alexandra Millner erläuterte den Abend und erzählte den Inhalt des Romans, beziehungswweise des Protokolls, denn das war ja die Schreibweise von Albert Drach. Im ersten Teil wird der Kriminalfall geschildert, zwei Mädeln Stella Blumentrost und Esmaralda Nepalek werden beim Autostoppen vom Stechviehhändler Joseph Thugut, man sieht die sprechenden Namen, vergewaltigt, worauf sie ihm mit einem Wagenheber ermorden.

Im zweiten Teil kommt es dann zur Untersuchung, da treten bei paar Untersuchungsrichter mit ebenfalls sprechenden Namen auf und im dritten Teil kommt es zur Verhandlung.

Dabei gibt viele Verwirrungen und Verwicklungen, Alfred Noll, der drei Stellen aus dem Roman gelesen hat, erklärte, daß Albert Drach, der, wie er meinte kein guter Rechtsanwalt war, weil er die Moral höher, als die Gesetze gestellt hat, in seinen Schriften immer aneckte und von der Justiz auch nicht viel hielt und erläuterte dann eine Stelle, wo der Untersuchungsrichter Baldur Mausgrub sehr verwirrt ist, weil er bei der Untersuchung einen Beistift zwischen die Schenkel von Esmaralda Nepalek fallen ließ und sich diesen dann holte.

Die wird, wie Alexandra Millner erläuterte, der bildungsfernen Schicht zugeordnet, mit einer Verganenheit, wie Josefine Mutzenbacher, während Stella Matura hat und eine Haushaltungsschule besuchte. Die zwei hatten ein Verhältnis zu einem sehr selbstbewußten Exmatrosen namens Harald Puppinger, der sich dem Gericht nicht unterordnen will und beim Verhör einen Sitzplatz einfordert.

Am Schluß kommt es zur Verhandlung, obwohl man die Leiche des Viehhändlers nie gefunden hat und das letzte Wort hat Stella, die nur „Ich“ sagt.

Alexandra Millner erläuterte dann auch die Schreibweise. Drach hat schon in den Sechzigerjahren mit dem Schreiben angefangen und wurde auf der Autobahn davon inspiriert, als er dort zwei Autostopperinnen gesehen hat.

Alexandra Millner nannte Albert Drach einen Feministen, weil er sich für die Rechte der unterdruückten Frauen einsetzte, etwas das meiner Meinung nach ein Mann nicht sein kann. Alexandra Millner ist da anderer Meinung und meinte auch Arthur Schnitzler wäre ein solcher gewesen.

In der Schmieden Galerie habe ich nach der Veranstaltung die bildende Künstlerin Linda Christanell getroffen, die wieder von dem Wort „Mädeln“ sehr entsetzt war und daher an dem Protokoll keinen Gefallen fand, aber in den Sechzigerjahren hat man wohl  so gesprochen.

„Lesen sie das Buch, es ist nicht leicht, man muß sich in den Stil einlesen, dann lohnt es sich aber!“, erläuterte noch Alfred Noll und, ich glaube, ich habe mein Interesse an Albert Drach gefunden und hoffe, ich komme einmal zum Lesen dieses oder auch eines anderen Buches. Bei „Zsolnay“ gibt es jetzt  auch eine neue Werkausgabe.

Dann gab es eine Pause, wo ich Marie Therese Kerschbaumer, Ruth Aspöck, Hilde Langthaler, Susanne Ayoub und noch viel andere traf.

Dann ging es weiter mit dem zweiten Crime, nächmlich dem sechsten „Herrn Groll“, Erwin Riess neues Buch, das er schon am „Volksstimmefest“ vorgestellt hat.

„Herr Groll  und die Stromschnellen des Tiber“ und das ist auch sehr kompliziert und hat diesmal zwei Handlungsstränge. Herr Groll und der Dozent fahren nach Rom, aber der Dozent trifft sich dort mit einer polnischen Historikerin, die über den Koran forscht und seltsame sexuelle Vorlieben hat. Herr Groll soll einen verschwundnen Priesterzögling finden und auch hier gibt es einige Verwicklungen, die damit enden, daß plötzlich Herr Groll mit dem Papst in einem Taxi sitzt.

Sehr interessant, aber mehr hat Erwin Riess, der durch das Buch gelesen und geführt hat, nicht verraten. Denn man soll auch das selber lesen. Aber ich lese ja gerade mein zwölftes Longlist und erstes Shortlist Buch nämlich Sasha Mariana Salzmann  „Außer sich“.

Das heißt, ich wollte eigentlich in der Pause zwischen den zwei Veranstaltungen damit beginnen, habe aber mit der Ruth geplaudert, vor uns saß Renata Schmidtkunz, die Erwin Riess ja kürzlich für Ö1 interwiewte und neben der Ruth Karin Peschka, die ich wieder fragte, ob sie glaube, daß sie auf die öst. Shortlist kommt.

„Nein!“, sagte sie oder „Ich laß mich überraschen!“

Sie hat aber gute Chancen und hat ja einmal auch nicht geglaubt, daß sie und nicht Valerie Fritsch den „Alpha“ gewinnt.

2017-09-18

Peter Holtz

Jetzt kommt Buch elf der LL 2017, eines das nicht auf der Shortlist steht, obwohl ich mir auf Grund des Namens des Autors, des1962 in Dresden geborenen Ingo Schulze, der glaube ich 2009 mit „Adam und Evelyn“ darauf stand, das dachte und mir beim ersten Drittel des fünfhundertsiebzig Seiten dicken Schelmenromans dachte, daß ich es mit Zaimoglu und Regener auf meine tun würde.

Inzwischen bin ich mir nicht mehr so sicher. Einen Rekord hat das Buch auf jeden Fall. Es ist das zweit oder dritt dickste der LL.

Da gibt es ein You Tube-Video, das die Bücher der Dicke nach präsentiert. Das Dickste ist der Lehr, dann kommt Franzobel und danach Ingo Schulze. In fünf Badewannensessons und an einem Wochenende habe ich das Lesen geschafft. Es liest sich leicht, ist aber insgesamt, glaube ich, etwas zu lang und, wie ich bei „Amazon“ und den Blogs entnehme, gefällt das Buch nicht allen, einige fühlen sich verarscht dabei und sagen so wars in der DDR nie.

Ach richtig, es ist auch ein DDR-Roman, das mögen die Blogger ja auch nicht so sehr, der wievielte wahrscheinlich, soviel Jahre nach der Wende. Aber ich lese DDR-Romane sehr gerne und eigentlich, wenn auch nicht alles neu ist, was in dem Buch steht, ist Ingo Schulze damit schon ein Schelmenstreich gelungen.

Das Buch ist in zehn Büchern aufgesplittet, die alle so zehn oder mehr Kapitel haben und als Überschrift wird in jedem auch genau erzählt, wie es dem Peter in dem Kapitel geht. Das stammt, glaube ich, von E. T. A  Hoffmann und Ingo Schulze von dem ich ja schon einiges gelesen habe und ihn auch, langs lang ists her einmal in der alten „Alten Schmiede“ hörte, tut das so bei seinen Büchern und der Anfang ist, glaube ich, wenn schon nicht genial gewählt so doch sehr eindrucksvoll.

Da ist der zwölfjährige Peter aus dem Waisenhaus, in dem er lebt, ausgerissen, um den Heimleiter Paul Löschau, der jetzt ein Heim in der Ostsee leiten soll, zu suchen und ihm heimzubringen, denn mit dem neuen Heimleiter geht es bergab, da wird der Sozialismus nicht genügend hochgehalten.

Wir sind mitten in den Siebzigerjahre und Peter verzehrt ein Eisbein mit Sauerkraut und Brause in einer Gaststätte, hat kein Geld und erklärt dann dem Personal, das der Staat für alle und sowieso für seine Kinder zu sorgen hat. Die Logik ist einleuchtend, ob das Kinderheim oder die Gaststätte ist eigentlich egal und der Peter kommt damit auch durch, findet an der Ostsee den Heimleiter aber nicht. Er macht Rast in einem Bungalow, wo das Paar, das dort lebt, so begeistert von ihm ist, das es ihm gleich adoptiert.

Jetzt geht es rassant aufwärts mit Peters sozialistischer Karriere, er vernadert gutmeinend andere, will Berufssoldat werden, gerät aber in die junge Gemeinde, wird irrtümlich oder weil sich der Sozialismus mit dem Christentum ja gut verträgt, Christ, also ists aus mit der Karriere. Die Stasi verhört ihn, macht ihn zum Informanten und fühlt sich von ihm verarscht.

Mit der Armee ist es auch aus, so wird er Bausoldat und später Maurer und bekommt von der Besitzerin des Hauses, der Frau Schöntag dieses, als er achtzehn oder so ist mit einem Trabi geschenkt, damit er sich besser, um die Verwaltung kümmern kann. Ja, es ist auch eine Hans im Glück-Geschichte „Peter Holtz-sein glückliches Leben von ihm selbst erzählt“, steht am Cover.

Peter tritt dann, weil ihm die SED nicht mehr will, in die CDU ein und als das Jahr 1989 und die Wende kommt, engagiert er sich in Reden für die CDU und für den Sozialismus, er hat inzwischen einige Häuser übertragen bekommen und nach der Wende ist er plötzlich reich.

Wird zum Kapitalisten ohne es zu wollen, alles fliegt ihm zu, er will seine Häuser, es gehört ihm inzwischen auch ein Bordell, verschenken, aber irgendwie gelingt ihm das nicht umd am Ende steht unser Peter da, verkauft alles, stiegt zuerst in die Kunst ein und steht schließlich auf der Straße um seine Tausend-Mark-Scheine zu verbrennen, weil nur das der Sinn des Lebens ist und landet schließlich in der Psychiatrie und ist dort auch noch glücklich.

Ein wahrer Schelmenstreich könnte man so sagen und denkt mituntert mehrfach, das ist ja alles wahr.Einige Sachen sind in dem Buch trotzdem unlogisch, beziehungsweise habe ich sie nicht verstanden. So beginnt es ziemlich am Anfang mit Peters Lese-Rechtschreibschwäche, die aber später nicht mehr vorkommt und zum vierzehnten Geburtstag oder so läßt er sich von seinen Adoptiveltern einen Föhn schenken und föhnt sich später mehrmals die trockenen <haare, warum und wieso ist mir nicht ganz klar geworden. Ist das ein Phallus-Symbol? Die einzelnen Kapitel erscheinen oft auch in sich abgerundet, haben dann aber manchmal keine Übergan zum nächsten. So als ob sie für sich geschrieben worden wäre.

Dem Autor, würde ich meinen, hat das Schreiben großen Spaß gemacht.Beim Lesen denkt man manchmal, das weiß ich doch schon alles oder habe es schon gelesen. Diese Abrechnung mit der DDR und dem Kapitalismus ist aber recht vergnüglich, obwohl unterm Strich gesagt, so einfach ist es wohl nicht und deshalb haben manche Leser das Buch vielleicht auch so schlecht bewertet oder fühlen sich verarscht.

2017-09-17

Wiedermal ein Schreibbericht

Filed under: Schreibbericht — jancak @ 20:01
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Für die, die sich dafür interessieren, wie es neben meinem doppelten Buchpreislesen, mit meinem Schreiben weitergeht, es geht so solala, so recht und schlecht.

Jedenfalls habe ich inzwischen fünf Szenen, sechzehn Seiten oder sechzehntausendsiebenhunderteinundsiebzig Worte meiner „Unsichtbaren Frau“ geschrieben, bin damit aber nicht so recht zufrieden und denke wieder einmal mehr denn je, das kann nicht!

Einen ungefähren Handlungsplan und auch die Figurenbögen habe ich inzwischen. Da wird es zwei Ebenen geben. Die Lily Schmidt und die Slavenka Jagoda schreiben in New York einen Blogroman über eine „Unsichtbare Frau“. Das ist die prekäre Literaturstudentin Amanda Siebenstern, die am Tag „Deutsch als Fremdsprache“ unterrichtet und in der Nacht mit einer Tarnkappe Donald Trump etcetera aufsucht.

In der einen Ebene schreiben Lily und Slavenka diese Geschichten in der zweiten kommen die dann vor. Es gibt dann noch einen Kritiker und einen Litteraturprofessor und der Moritz Lichtenstern, den man schon aus „Besser spät als nie“ kennt, könnte auch eine Rolle spielen.

Das klingt in der Theorie ganz gut, in der Praxis bringe ich es nicht, wie ich es will, zusammen, bin in die Geschichten vielleicht zu schnell eingestiegen und denke beim Schreiben, nach wie vor ständig „Das ist nicht gut, so geht das nicht!“, etcetera.

Das Gefühl mich wieder einmal an die Wand gefahren zu haben, ist da und wenn ich dann denke, Zeit assen umschreiben, hilft das wohl auch nicht wirklich, weil ich das dann ja, wie die Erfahrung zeigt, meistens nicht zusammenbringe.

Es war auch die Frage, wann ich mit der Geschichte anfange, jetzt schon oder, ob ich sie mir bis zum „Nanowrimo“ aufsparen soll, bei dem ich wieder mitmachen möchte?

Ich habe inzwschen angefangen. In der ersten Septemberwoche bei der Schreibgruppe mit der ersten Szene, dann bin ich noch einen Tag spazieren gegangen,  habe ich die Figurenbögen gemacht und in meinem Notizbuch die Szenenfolgen aufnotiert, aus dem Jonathan Smidt wird jetzt ein Jonathan Larsen, ein Mitglied der schwedischen Akademie werden, weil es in New York wahrscheinlich nicht so auffällt, wenn man einen amerikanischen Follower hat.

Ich denke jetzt wieder, ich sollte die vier Geschichten nacheinander hinunterschreiben und für die Amanda-Geschichten müßte ich mir wahrscheinlich mehr Zeit lassen.

Schreibe dann los, bringe sie nicht so, wie es will, zusammen , bin ein bißchen unzufrieden und denke wieder, ich kann es nicht, ich kann es nicht….

Das ist  nicht wirklich etwas Neues und da ja eigentlich  kein Feedback kommt, zumindestens kein Positives, ist es auch nicht  so leicht den Inneren Kritiker auszuschalten. Ich denke dann, du mußt nicht schreiben, laß dir Zeit, warte, bis es von selber kommt oder auch, warte, bis ein Feedback kommt.

Ein guter Ratschlag der zumindestens beim zweiten, wie beschrieben, nicht so funktioniert und so wurschtle ich eher mißmutig herum, trödle erst, schaue mir You tube Videos an, schreibe dann doch eine Szene, denke das ist nicht gut und dann gleich wieder, in Wien ausdrucken, verbessern, die Fallen auflösen, die schon wieder drinn sind. Die Amanda- Szenen neu und extra schreiben und wenn ich dann am ersten November vielleicht zwanzigausend oder so Worte habe, aber noch nicht fertig bin, kann ich ja wieder schummeln, beim „Nanowrimo“ ist das ja egal und den kann ja eigentlich ein jeder, wie es für ihn passt, machen, da er ja eher  eine Schreibmotivation für sich selber ist und da weiterschreiben oder neu anfangen, um vielleicht den Text so hinzukriegen, wie ich ihn will oder ich denke, daß er dann passt.

Aber das ist auch ein Problem für mich, denn mit den Texten, die mir eigentlich gefallen, komme ich auch nicht weiter und eigentlich ist die Idee ja gut, nur stelle ich mir offenbar selber die Haxerln, indem ich vermutlich zu schnell einsteige. Da war das Schreiben nach Schreibimpulsen, wie ich das ja bei  „Besser spät als nie“ praktizierte, besser, weil ich dadurch, daß ich immer nach einem Impuls geschrieben habe, die Fallen offenbar umgangen bin, dafür ist es aber sehr kurz geworden und immer ist diese Methode warhscheinlich auch nicht anwendbar.

Ich denke eher, ich müßte es schaffen, vier Geschichten zu schreiben, die von Lily und Jagoda, die von der Amanda, die des Alfons Tratschke, wie er jetzt heißen wird und die des JonathanLarsen und miteinander verweben. Mal sehen, wie mir das gelingt, ich gebe ja nicht auf, auch wenn ich jetzt vielleicht nicht sehr motiviert und mit dem Lesen auch sehr beschäftigt bin.

Da bin ich jetzt  beim elften Longlistenbuch, Ingo Schulzess Schelmenrom „Peter Holtz“, das lenkt aber natürlich auch sehr ab und ich denke manchmal, ich sollte mich vielleicht mehr auf mein Schreiben, als auf die Bücher der anderen konzentrieren.

Aber noch warten siebzehn Neuerscheinungen auf mich, die ich lesen sollte oder muß und dann gibt es noch die vielen anderen SUBs, die mich auch sehr interessieren und die Mischung macht es ja und eigentlich bin ich  auch sehr konsequent und muß vielleicht nur wirklich länger dran bleiben und nicht so schnell vorpreschen, mal sehen, wie es geht.

Das „Bibliotheksgespenst“ wird dagegen bald fertig. Ich bin jedenfalls schon beim Endkorrigieren, also bei dem, was mir der Alfred korrigiert und gesetzt übergeben hat. Da gibt es ja meistens noch ein paar Fehlerrunden und dann kommt das Buch und ich kann mir  eigentlich wirklich bis November Zeit lassen. Abwarten, wie es dann steht und ob ich die „Unsichtbare Frau“ beim „Nanowrimo“ weiter- oder neu schreibe oder da schon wieder korrigiere. Was ja eigentlich nicht Sinn der Sache ist, beziehungsweise ich mir heute nicht vorstellen kann, daß ich dann schon so weit bin. Aber vielleicht schreibe ich beim „Nanwrimo“ meine Amanda-Geschichten oder einen anderen Handlungsstrang und verwebe es dann mit dem, was ich schon früher geschrieben habe.

Die Shortlist des Bloggerward, gibt es jetzt auch schon. Wie erwartet, bin ich nicht dabei, obwohl mir der Frans aus Holland gemail hat, daß er für micht gestimmt hat. Die Liste ist aber eigentlich ganz gut, denn es hätten da ja auch nicht so qualitätsvolle Blogs die meisten Stimmen haben können. Mal gespannt, ob da das Literaturcafe, das ja eigentlich nicht mit dem Blog einer vierzehnjährigen Phantasyleserin, die sich sicher auch beworben haben, zu vergleichen ist, gewinnen wird und auch die Booktuber, die daraufstehen, gefallen mir.

Ich habe ja, wie ich immer schreibe eigentlich drei Blogs in einen. Einen über Bücher, dann den über die Veranstaltungen, beziehungsweise dem Wiener Literaturbetrieb und dann den über mein Schreiben. Mache das ganz allein neben Beruf und Familie  und mit ein paar Flüchtigkeits- und Rechtschreibfehlern, die die anderen offenbar oft nicht so aushalten, aber mit Herzblut und mit Konsequenz und wenn mein Schreiben über mein Schreiben, auch nicht so interssieren sollte, für mich ist es, glaube ich, wichtig und soetwas, wie ein Schreibecoaching, was mich weiterbringt, wenn ich meine eigenen Ratschläge, wie Zeit lassen und noch einmal von vorne anfangen, nur annehmen könnte.

2017-09-16

Nach Onkalo

Jetzt kommt Buch zehn der LL und eines das Malte Bremer vom „Literaturcafe“ gut gefallen hat, er hätte es auf die Shortlist gesetzt. Dorthin ist es nicht gekommen, es ist aber wirklich ein beeindruckendes Buch, denn es erzählt einmal nicht von der Milifekrise des intellektuellen Mannes, sondern von den kleinen Leuten, die irgendwo dort wohnen, wo man eigentlich wegzeht, wenn man es kann, dort wo die Füchse gute Nacht sagen und die Mütter vielleicht immer noch ihre vierzigjährigen Söhne mit dem Besenstil an der Decke wecken und ihnen das Frühstück richten.

Das hat einer You-Tuberin, die sich durch sie Longlistproben las, nicht gefallen und hat von Sklaverei gesprochen. ich denke es ist aber nur die ganz gewöhnliche Beziehung zwischen einer Mutter und dem noch bei ihr wohnenen erwachsenen Sohn, der keine Familie hat.

Da kenne ich einige davon und es ist, glaube ich, auch nicht die Geschichte einer Depression, sonder ein  depressives oder depressiv machen könnendes Buch, das die 1981 in Mecklenburg geborene Kerstin Peiwuß, die am  „Literaturinstitut in leipzig“ studierte und beim „Bachmann-Preis“ las, da geschrieben hat.

Ich habe es übriges für alle die es wissen wollen, doch in Buchform gelesen, obwohl es das einzige Buch  war, was ich bei „Netgalley“ öffnen konnte und es beginnt sehr eindrucksvoll.

„Mutter ist weg. Stimmt nicht, sie liegt noch im Bett, aber Matuschek kann nichts anders mehr denken.“

Das ist, denke ich, wirklich sehr eindrucksvoll beschrieben, das was wir alle vielleicht einmal erleben werden oder schon erlebt haben und das uns dann ratlos macht.

Bei Matuschek, dem wortkargen Wetterbeobachter am Flughafen, gibt es soetwas noch, ist das so und er rennt erst einmal durchs Haus, dann zu seinem Nachbar Igor, der mitkommt, Kaffee macht, die Ärztin ruft und den „Towarischtsch“ dann in sein Haus nimmt um ihm Wodka zu kredenzen.

Er verschafft ihm auch eine Frau, nämlich die Cousine seiner Frau, Irinia und es ist auch nicht so, daß Matuschek noch keine Erfahrungen hat. Die Mutter hat sehr oft wegen der hohen Telefonrechung an Sexhotlines geschimpft, nur ins Haus durfte ihr offenbar keine kommen und mit Irina, der ebenfalls wortklargen Russin klappt es auch nicht so ganz, denn die hat schon einen Sohn und verheimlicht ihm das.

Matuschek hat noch ein Hobby, nämlich das Taubenzüchten und außer Igor noch den alten Witt mit seinen Weltuntergangsphantasien als Freund.

Er verliert dann seine Arbeit und Igor mit dem er öfter angeln war, ertrinkt. Der hinterläßt ihm sein Boot, Galina zieht aus. Ein anderer Nachbar, ein rauer Kerl namens Lewandowski, der alle übern Tisch ziehen will, zieht ein und es macht vorerst den Eindruck, als würde es mit Matuschek bergab gehen. Er macht seine Post nicht auf, Staub liegt überall, auch die Tauben verkommen und er liegt schließlich nur besoffen in dem Boot, so daß ihn der Nachbar retten muß, der das mit rauhen Ton auch tut, dafür aber das Boot haben will.

Es kommt dann zu einer Kehrtwende, Matuschek nimmt sich zusammen, geht einkaufen, beobachtet dort, auch eine berührende Szene, eine alte Frau, die stundenlang vor einer Ampel steht und wartet und die er dann ins Pflegeheim zurückbringt.

Der alte Witt hat sich in seinen strahlensicheren Kellner eingebunkert und dort gestorben, so daß Matuschek seinem rauen Nachbarn, der von Inport und Export lebt, sprich, alles verkauft, anbietet auch sein Haus zu verkaufen und mit seinen und mit Witts Tauben in einen Wohnwagen zieht und dort offenbar in einem aufgelassenen Kernkraftwerk neue Arbeit und Freunde findet.

Für eine gewöhnliche Depression passiert hier eindeutig zu viel, das ist schon der Einfluß des Literaturinstituts zu merken und Mariki Fallwickl eine der heurigen offizielen Buchpreisblogger schreibt bei ihrem Buchpreischeck auch, das es kein Buch für jeden wäre.

Ja und nein, würde ich da antworten, eigentlich schon, weil wir ja alle einmal sterben und unser Leben meistern müßen, aber es kann in seiner Tristesse einen oder eine auch ganz schön hinunterziehen. Es ist aber sicher ein sehr literarisches Buch und eines das in schöner Sprache vom Leben der kleinen Leute, die es nicht so einfach haben in diesem Leben und dieser Welt und das mir deshalb ebenfalls sehr gut gefallen hat.

2017-09-15

Das Singen der Sirenen

Weiter geht des mit dem dBp und da mit dem achten Buch und, wie ich irrtümlich glaubte, mit dem zweiten mir bis dato unbekannten Autor.

Dabei habe ich den 1958 geborenen Michael Wildenhain wahrscheinlich 2015 in Leipzig gesehen, denn da wurde „Das Leben der Alligatoren“ für den „Preis der Leipziger Messe“ nominiert und das Lesen des bei „Klett-Cotta“ erschienenen Romans „Das Singen der Sirenen“ war anfänglich, glaube ich, genauso schwierig, wie „Das Jahr der Frauen“ und das Buch hat,  genauso einen ungewöhnlich frischen Ton und es erzählt viel, wahrscheinlich wieder einmal viel mehr, als man erfassen kann und daher war es zumindest am Beginn sehr kompliziert. Später wird es einfacher und entpuppt sich wahrscheinlich sogar als ein „ganz gewöhnlicher Liebes- oder Lebensroman“.

Also, da geht es um einen Frankenstein-Forscher namens Jörg Krippen und der fährt nach London weil er dort auf  einer Uni ein Schreibseminar halten, beziehungsweise über den berühmten Roman der Mary Shelley schreiben will.

Er kommt an und das ist schon kompliziert, weil man vorher schon auf ein paar anders gedruckten Seiten in den Text hineingeworfen wurde.

Er wird, weil er verwirrt ist und sich nicht recht auskennt, wo er jetzt hinsoll von einer Inderin angesprochen, die zu ihm sagt „You look so lost“

Die kommt dann in sein Schreibseminar, wo man einen Text schreiben soll, „in dem ein künstlich erschaffenes Wesen… eine tragende Rolle spielt.“

Sie heißt Mae und forscht im Bereich der Stammzellenforschung und der Klappentext verspricht etwas von den „Fragen nach dem Verhältnis von Geistes- und Naturwissenschaften.“

Das klingt sehr interessant und das hat mich auf das Buch auch neugierig gemacht, umsomehr, da es bei „Katie“ und bei „Ikarien“ um ähnliche Inhalte geht.

Michael Wildenhain hält aber nicht, was er verspricht, könnte man so sagen oder aber auch, er erzählt sehr viel mehr und wenn man so in seinem Lebenslauf nachschaut, ist wahrscheinlich wieder einiges Autobiografisches dabei.

Jörg Krippen  älter als die junge Mae, war nämlich bevor er Wissenschaftler wurde, Dramatiker und hat da einige Theaterstücke geschrieben, dann aber damit aufgehört und Mae hat ihn auch nicht zufällig angesprochen, sondern ihn erwartet, sie war nämlich vor Jahren in Berlin und hat ihn da beobachtet.

Das Ganze wird in abwechselnden Kapiteln erzählt, die in London oder Deutschland spielen und von seiner Familie ist auch sehr viel die Rede. Seine Frau Sabrina, eine Supermarktkassierin ist nämlich  mit ihm sehr unzufrieden. Er hat auch einen fünzehnjährigen Sohn. So etwas hatten wir schon bei „Kraft“ und sie wirft ihm auch vor ihn zu betrügen.

Jörg Krippen fliegt dann, was mir nicht so ganz klar wurde, bald auch aus dem Seminar heraus, muß aus seiner Uniunterkunft ausziehen und zieht zu seinem Kollegen Simon, der, was heutzutage wahrscheinlich auch ein wenig ungewöhnlich ist, sich weigert ihn zu duzen und er hat dann eine Begegnung mit einem elfjährigen indischen Buben einen Schach- und Rugbyspieler. Eine andere Inderin führt ihn zu ihm oder ist es umgekehrt und es stellt sich heraus, daß er sein Sohn sein soll.

Das ist dann zwar nicht ganz sicher, ein Vaterschafttest scheint es zu widerlegen und es beginnt auch ein leidenschaftliches Liebesverhältnis zwischen Mae und jörg, die die jüngere Schwester der anderen Inderin ist.

Dazwischen wird auch von der Vergangenheit Jörg Krippen erzählt. Er war wie sein Autor politisch aktiv und er versöhnt sich trotz der großen Liebe am Ende wieder mit seiner Frau und kehrt, obwohl er inzwischen mit Mae auch in Amerika war, zu seiner Familie nach Berlin zurück.

Wo bleibt da der Frankenstein und der Konflikt zwischen der Natur und der Geisteswissenschaft könnte man so fragen, denn eigentlich geht es ja um die anarchistische Vergangenheit des Protagonisten und um die politischen Verwirrungen auf dieser Welt.

Ich fand das Buch  trotzdem literarisch spannend, werde mir den Autor sicher merken und es war auch sehr interessant es in Vergleich zu den anderen Buchpreisbüchern zu setzen.

Einen kritischen Nachsatz muß ich auch noch anfügen. Das Buch hat mein zweimaliges Badewannenlesen nur sehr schlecht ausgehalten.

2017-09-14

Buchblog-Award

Filed under: Buchpreisbloggen — nagl @ 01:25
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Jetzt kommt ein kleiner Beitrag in eigener Sache. Ich habe es ja schon geschrieben, es gibt einen von „Netgalley“ und vom „Börseverein des deutschen Buchhandels“ veranstalteten „Buchblog-Award“, für den ich mich mit meinen neun Jahren“ Literaturgeflüster“ und über dreitausend Artikel, über das Lesen, das Schreiben und die literarischen Veranstaltungen, die es darum gibt, nominieren habe lassen.

Dem Sieger winkt ein Buchgutschein, ein Hotelaufenthalt und er wird im nächsten Jahr Buchpreisblogger, was ich zwar schon seit 2015 „inoffiziell“ betreibe, aber dann wäre es offiziell, so daß auch ich mein Glück versuchen und meine Leser, um ihre Hilfe beziehungsweise um ihre Stimme bitten möchte.

Drückt man auf den Button unten, kommt man auf meine Seite und kann für mich bis vierzehnten September abstimmen. Würde mich sehr freuen, wenn das ein paar täten, denn es steckt viel Engagement, Liebe und Herzblut in diesen Blog, auch wenn er ein paar Flüchtigkeiten enthält und er ist, wie ich finde, inzwischen  schon ein sehr umfangreiches Archiv, in dem man vor allem über den Wiener Literaturbetrieb viel erfahren kann! Vielen Dank!

Longlist

Wiener Strasse

Nun gehts nach Berlin und nicht ,wie der Titel glauben machen könnte nach Wien oder wenigstens St. Pölten und zu dem neunten Buch der dBp LL und einem das, was ich nicht nur aus Lokalpatriotismus sehr schade finde, nicht auf die Shortlist gekommen wäre, denn das wäre, glaube ich, zumindestens für Berlin der Verkaufshit, den sich die Buchhändler immer für den Buchpreis wünschen und beklagen, daß da soviel „Kunstscheiß“ daraufsteht, aber das ist schon die Sprache von Kerstin, der reschen feschen Schwester von Erwin, dem Besitzer des Cafe Einfall und steht in der Wiener Straße in Berlin und wir gehen, was ich auch sehr sympathisch finde, weil es Erinnerungen an die „Jugend“ weckt, in die Achtzigerjahre des vorigen Jahrhunderts zurück und den Erwin und den Frank kennen wir schon vom „Herrn Lehmann“, denn der heißt ja Frank mit Vornamen und will nicht Frankie genannt werden und das Buch könnte man so sagen ist ein einziger Klamauk, aber auch eine Satrie auf den Kustbestrieb und es ist, was ebenfalls sympathisch findet, sehr einfach, kein „Kunstscheiß“ eben, geschrieben und reißt eine trotzdem mit.

Es beginnt in einem Baumarkt, denn dahin gehen die wackeren Kunden des Cafes, die eigentlich Künstler sind, um, was man erst später mitbekommt für eine Vernissage im Kunsthaus Werkzeug zu besorgen, während ins Cafe Einfall dauernd Leute kommen, die einen Job wollen.

Erwin Kächle ärgert sich mit seiner Nichte Chrissie und heuert dann Frank Lehmann zum Putzen an, was der mit großer Hingabe versieht. Chrissie wird dann als Kellnerin angestellt und soll am Morgen schon aufsperen und Kaffee ausschenken, denn es gibt ja eine alte, zwar unbrauchbare Kaffeemaschine in dem  Cafe. Sie soll auch Kuchen backen, der erste brennt an. Dann wird gleich ein Kunstwerk mit deutscher Fahne daraus gemacht und je für zwei Mark am Stück an Japaner verkauft, worauf sich die Diskussion entspinnt, ob sowas überhaupt geht und man den Verkäufer auf Schadenersatz klagen kann?

Sowas hatte, glaube ich, schon Beuys mit einer Putzfrau, die seine Kunst ahnungslos in den Mülleimer schmiß und richtig, österreichische Aktionskünstler, als Anklang wohl auf die Wiener Straße, gibt es auch und da eine urige Slapstickszene auf dem Dach.

Köstlich, köstlich und die Behauptung, daß es in Berlin keinen Tafelspitz zu kaufen gäbe. Ich weiß nicht, ob das stimmt, habe aber durch einen österreichischen Film erfahren, daß man das sogar in New York kann. Es geht aber gleich weiter, denn Kerstin, Chrissies Mutter und Erwins Schwester macht sich Sorgen, um die Tochter im geteilten Berlin und fährt deshalb, was man ja damals mußte transit durch die DDR, was natürlich auch zu Schwierigkeiten führt.

Indes wird im Cafe Einfall Apfelkuchen gebacken und Kakao ausgeschenkt. Die Vernissage wird vorbereitet, dafür ein Baum geklaut, was den Kontaktpolizisten, der sich, um seinen Bezirk kümmer soll, auf den Plan bringt. Frank Lehmann wird zum Weinausschank im Kunsthaus angeheuert und Erwin geht indessen mit seiner Freundin Helga, die schwanger ist, zum Geburtsvorbereitungskurs und rennt einen Tag lang mit einem Schwangerschaftsbauch herum, um auch mitzubekommen, was die armen Frauen so durchmachen müßen.

Köstlich, köstlich, die Satire, würde ich wieder sagen und am Schluß gibt es noch einen Knalleffekt im Kunsthaus, der damit endet, daß Erwin mit verrutschten Bauch und seinen Kellner Karl im Straßengraben sitzt. Der öffnet sein Kunstobjekt, nimmt eine Flasche Bier heraus und antwortet auf Erwins Frage „Und das soll Kunst sein?“, genüßlich „Jetzt nicht mehr!“

Das Buch ist es, würde ich sagen und auf jeden Fall sehr unterhaltsam, obwohl ich das ja an sich gar nicht so sehr mag und schadem schade, liebe Leute von der Jury, daß es nicht auf die Shortlist gekommen ist.

„Aber ihr habt ja nur Augen für das schwer Verständliche und Experimentelle!“, würden jetzt wohl die Buchhändler sagen.

Dem Buch ist noch ein Lesezeichen beiglegt, wo man Sven Regeners Lesetourneetermine ablesen kann. Er kommt für alle Interessten am sechzehnten und siebzehnten November in den Rabenhof.

Da muß man  sicher Eintritt zahlen. Aber das muß man in Deutschland auch und Erwin hat den Kaffee und den Kuchen im Cafe Einfall ja auch pro Portion um zwei Mark verkauft.

2017-09-13

Leo Perutz-Preisverleihung

https://literaturgefluester.wordpress.com/2012/09/13/elisabeth-chovanec-leo-perutz-preis-und-shortlist-des-dbp/Den „Leo Perutz-Preis“ für den besten in ovativen Krimi mit Wien-Bezug gibt es  vom „Hauptverband des Buchhandels“ und der Stadt Wien veranstaltet, seit einigen Jahren und meistens fand die Veranstaltung im Palais Fürstenberg in der Grünangergasse statt. Einmal war die die Veranstaltung im Bestattungsmuseum und diesmal überraschend in der Wien Bibliothek, in der es ja auch manchmal Krimilesungen gibt und fast wäre ich aus Gewohnheit in die Grüngangergasse gegangen ,denn auf der Seite www. buchhandel. at, wo ich meine Informationen beziehe, gab es zwar vor einigen Monaten oder Wochen einen Hinweis auf die Shortlist und, daß die Veranstaltung am 13. September stattfinden würde, mehr aber nicht.

Dann habe ich aber am Freitag doch ein Mail an Teresa Preis geschickt, die jetzt die Pressearbeit macht und sie hat mir auch schnell geantwortet, Mittwoch 19 Uhr Wien Bibliothek, ich setze Sie gerne auf die Liste.

Das war dann gar nicht so notwendig, denn der der Chemiker Manfred, ein regelmäßiger Wien Bibliothek Besucher, der gestern  bei einer Veranstaltung über Johann Strauß war, war auch da und sonst die üblichen Perutz-Besucher.

Christopher Just, der mit seinem „Modsdetektiv“ nicht nur niminiert war, sondern auch bei den O-Tönen Debuts gelesen hat, habe ich im Lift getroffen und ihn gleich frech gefragt, ob er den Preis gewinnen würde?

Aber das hat er wahrscheinlich weder gewußt noch gewonnen. Er hat mir aber den Vortritt in die BibliotheK gelassen und dort trafen dann nach  und nach die Horoatoren ein. Roman Kollmer hat moderiert, vom „Picus“ waren Alexander Pootyka und Dorothea Löcker da, hatten sie ja auch einen Kanditaten und Günter Kaindlsdorfer, der bisher moderierte, war verschwunden.

Die sogenannte Shortlist bestand aus fünf mir außer Theresa Pramer, der vor zwei Jahren Preisträgerin und Christopher Justaus lauter unbekannten namen und ich denke ja auch, das ist ein schräger Preis, denn Leo Perutz hat ja eher Gespenstergeschichten als Krimis gechrieben und es sind ja auch meist eher schräge <Kimris die da nominiert werden, obwohl Eva <menasse, Stephan Slopethzky, Thomas Raab, etcetera haben schon gewonnen und diesmal war die Shorthlist mit

  1. Alex Beer „Der zweite Reiter“
  2. Christopher Just „Der Modsdetektiv“
  3. Stephan Peters Erstbezug“
  4. Theresa Prammer „Die unbekannte Schwester“ und
  5. Hans-Peter Vrtacnik „Totenvorgel“

bestückt und diesmal war diePreisverleihung eher ungewöhnlich. Das heißt Roman Kollmer hat moderiert. Eine Vertreterin von der Stadt Wien hat Grußworte gesprochen und dann kam Erwin Riedesser vom Hauptberband, der in ein Streitgepräch mit Roman Kollmer verwickelt wurde, beabcbsichtig oder unbeabsichtigt, habe ich keine Ahnung. Er sagte jedenfalls ein paar Worte zu dem Preis, den Preisträgern, Leo Peruthz und möglichen Veränderungen. Dann stellte Roman Kollmer die Preisträger vor, die diesmal nach und nach den Lesetisch füllten. Es gab eine jeweilige Kurzlesung von drei bis fünf Minuten und ein Gespräch zwischen Roman Kollmer und den Autoren, wo man erfuhr, daß Alex Beer, deren Namen ein Pseudonym ist und die in Bregenz geboren wurde, Roman ein historischer ist, der im 1919 nach dem ersten Weltkrieg spielt. Andreas Pittner, ich glaube, auch ein Preisträger, hat einmal auch etwas Ähnliches geschrieben, wo der Kommissar in der geheitzten Straßenbahn fährt.

Die Krimihandlung des Moddetekiven habe ich immer noch nicht verstanden und der bei „Picus“ erschienene Krimi „Erstbezug“ handelt von einem Afghanen, der in eine überfüllte Wohnung gestopft wurde.

Die Preisträgerin von vor zwei Jahren hatte dagegen etwas von einer unbekannten Schwester und Hans Peter Vertacnik ist offenbar ein pensionierter Pensionist, der sich jetzt im Krimigenre versucht und dabei gleich einen Innenminister ermorden läßt.

Dann kam Andreas Gruber, der Vorjahrspreisträger, der heuer in der Jury saß, erzählte etwas von den Juurysitzungen, verkündete, daß Alex Beer gewonnen hat und verlas die Laudatio.

Großer Applaus und Juchu Geschrei, Alex Beer, die noch unter einem anderen Namen offenbar schon einmal nominiert war, hatte sich ihr Fan Publikum mitgebracht, dann gabs Wein und Brötchen.

Ich habe mich mit dem Chemiker Manfred unterhalten und das Geschehen, um mich herumbetrachtet und werde, da ich ja jetzt doppelten Buchpreislese wohl in der nähsten Zeit kaum zum Krimilesen kommen. Benedikt Föger der Präsident des <Hauptverbandes erwähnte aber etwas, das die Krimis dem Buchhandel den Ummsatz bringen und wieder neu, es gab diesmal einen Büchertisch, wo man alles kaufen konnte. Sehr viele Interessenten habe ich dabei aber nicht gesehen.

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