Literaturgefluester

2017-12-13

Vom Partisanenworkshop zur Exilpreislesung

Ich bin ja seit Montag ein bißchen oder ziemlich krank,  ich bin, auch wenn mir das der Uli nicht glaubt, auch sehr gewissenhaft und so habe ich Dienst nach Vorschrift, also meine Stunden gemacht und bin heute am Nachmittag wieder in die „Dokumentationsstelle für ost und mitteleuropäische Literatur“ gegangen und habe weiter in dem Kapitel das mir Jakob Eder schickte nach den literarischen Motiven gesucht und am Abend war im Litertaturhaus. dieLesung der Exilpreisträger und die wurden ja bis 2009, glaube ich, immer im Amerlinghaus vorgestellt, dann gab es ein tolles Buffet das das Beisel stiftete im unteren Veranstaltungsraum, aber ab 2010 wurden die Preise am Samstag um fünf auf der „Buch Wien“ vergaben und da gab es kein Buffet. ob es sonst eines gegeben hätte, wäre mir entgangen. Aber heute im Literaturhaus war es wieder so weit, weil ich aber eine sechs Uhr Stunde hatte, bin ich wieder erst nach Viertel ins Literaturhaus gekommen und habe da weit hinten einen Platz hneben Cornelia Stahl gefunden, die ich einmal auf der „Anderen Buchmesse“ kennenlernte und die mir versprach, sie würde mich im Juni interviewen. Das war, glaube ich, so 2014, jedenfalls habe ich damals das „Gruftiemädel“ gelesen und das Interview hat seither, erraten, noch immer nicht stattgefunden und wahrscheinlich sind es meine selbstgemachten Büchern, mein Bloggen und vielleicht auch meine Flüchtigkeitsfeher, die das verhindert haben.

Ich treffe Cornela Stahl aber regelmäßig und als ich das Literaturhaus erreichte, haben gerade die Schüler der Htl-Braunau gelesen, die den Schülerpreis gewonnen haben. Denn das gibt es beim „Exil-Preis“, den Christa Stippinger schon lange organisert und diemal waren Jessica Beer, Klaus Nüchtern und Sina Tajajori eine früherer Peisträger in der Jury, der hat dann auch ein Stück aus seinen noch nicht fertigen Roman die „Paradiesstraße“ gelesen und dann kamen schon die vier Prosapreisträger, denn der für Lyrik wurde wieder nicht vergeben, so gab es zwei erste und zwei zweite <preise und einen Jugendpreis gab es auch, den hat ein fünfzehnjähriger Asiate, der glaube ich, ein Asperger Syndrom hat, gewonnen  und die beiden ersten Üreisträgerinnen waren die Tschechin Helena Srubar mit ihrem Text die „Deutschstunde“ und ich glaube auch Joanna Michalczuk aus Polen.

Zdenka Becker, die auch in der CSSR geboren wurde, in Bratislava studierte, aber schon lange in St.. Pölten lebt, hat auch eingereicht und gewonnen und zwar mit einer wahren Geschichte, die „Die Frau mit den vielen Namen“ heißt.

Irene diwiak die mit „Liebwies“ auf der Shortlist für die Sparte Debut des dBp stand und leider nicht auf die des Bloggerpreises gekommen ist, hat den „Preis für Deutsch als Erstsprache“ mit einer Geschichte wo sich die Fatima, die immer ein  schwarzes Kopftuch trägt für die Hauptrolle im musical „Hair“ bewirbt. Wie wird sie das machen?, stöhnt der Musiklehrer und rauft sich die Haare.

Dann wurde noch ein dramtikerpreis vergeben und den hat der Iraner Amadiraz Gudarzi mit seinem Stück „Zwischen uns und denen“ gewonnen, wo Christen und Muslime auf einen Rettungsboot sitzen und sich gegenseitig ins Meer schmeißen.

Jetzt fehlt noch, richtig, ein Preisträger, nämlich ich glaube der Bulgare Gabriel Furmuczachi für seinen Text „Klick“, wo  ein Fotograf sein krankes Kind in ein Spital bringt.

Dann  gab es ein Buffet, bei dem ich nur sehr vorsichtig zugegriffen habe, obwohl es lauter gute Sachen, wie Schnitzel Falaffel, Humus, Linsen, Reis und auch Schokoladetorte gegeben hat und mich dabei sowohl mit Cornelia Stahl, als auch mit Zdenka becker als auch mit Irene Diwiak unterhielt, die sehr freundlich war, während ja andere Debutanten oder Newcomer ganz schön arrogant sind.

Und ein Adventkalenderfenster, eine „Nika-Vorform“ gibt es heute auch.

2017-12-12

Heinrich Böll und die Deutschen

Filed under: Bücher — jancak @ 09:11
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Von dem 1917 geborenen und 1985 verstorbenen Nobelpreisträger Heinrich Böll habe ich vor kurzem seine posthum herausgegebenen und eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmten „Kriegstagebücher“ gelesen.

Denn er würde am einundzwanzigsten Dezember seinen hundertsten Geburtstag feiern und so sind bei „Kiwi“ zwei Bücher über oder von ihm herausgekommen.

Das erste sind die schon erwähnten Tagebücher, das zweite ist die Biografie oder der Essayband „Heinrich Böll und die Deutschen“, des 1943 in Oldenburg geborenen Literaturprofessors Ralf Schnell, den ich in Frankfurt bei „3-Sat“ über die Bücher reden hörte.

Das Buch ist in dreizehn Themenkapitel gegliedert. Das erste „Ich bin ein Deutscher“, das sich auf eine Tagung bezieht, die 1974 in Jerusalem stattfand, befaßt sich mit  „Fremdsein, Heimat, Sprache.“

Dann wird in „… das Herz eines Künstlers“ Bölls Herkunft der in einer christlichen Familie mit sieben älteren Geschwistern aufgewachsen ist, beschrieben und dann geht es schon in den Krieg.

Heinrich Böll wurde ja 1939 einberufen, seine Briefe aus dem Krieg, die er an seine Familie, sowie an seine Frau Annemarie geschrieben hat, wurden 2001 ebenfalls posthum herausgegeben und werden in dem Buch als „Entwicklungsroman“ bezeichnet. Klar, der junge Mann wuchs an der Front heran und wurde dadurch geprägt.

1945 ist er dann mit dem Wunsch Schriftsteller zu werden, zurückgekommen. Geschrieben hat er, glaube ich, schon vorher. Es wird eine Kurzgeschichte erwähnt, in den Kriegstagebüchern gibt es auch einen Bezug darauf.

Das dritte Kapitel „..das Brot der frühen Jahre“, beschftigt sich mit dem literarischen Aufstieg, der schon früh durch die Gruppe 47 gelungen ist. Zuerst wird aber ein Brief eines Verlags erwähnt, an den er den Roman „Der Engel schweigt“ schickte.

Der junge Familienvater hat sich nach dem Krieg zuerst als Hilfsarbeiter verdingt, die Frau Annemarie als Lehrerin die Familie erhalten und ihren Mann literarisch beraten, sie hat auch mit ihm übersetzt.

Der erwähnte Roman  wurde erst viel späterveröffentlicht. Denn Böll hat ihn wieder zurückgenommen und ihn in Kurzgeschichten, wohl des erhöhten Honororas und der Steigerung des Bekanntengrads verteilt, die in Zeitschriften veröffentlicht wurden.

1951 hat er dann mit der Erzählung „Die schwarzen Schafe“ den Preis der „Gruppe 47“ gewonnen und der literarische Aufstieg begann.

Dann kommt ein Kapitel über Heinrich Bölls Katholizismus, der 1976 mit seiner Frau „aus der römisch katholischen Kirche in ihrer Eigenschaft als Körperschaft“ ausgetreten ist, aber sich schon als Schüler sehr mit den Werken des französischen Theologen  Leon Bloy beschäftigt hat.

Der Stadt Köln, in der Böll lebte und der er auch in seinen literarischen Werken ein Denkmal setzte, ist ein Kapitel gewidmet und mit dem Judentum hat Böll sich auch sehr auseinandergesetzt.

So war er mit Paul Celan, dessen „Todesfuge“ ja bei der „Gruppe 47“ nicht sehr gut angekommen ist, befreundet und hat auch die „Germania Judaica“ gegründet.

Es gibt ein Kapitel über Bölls Beziehung zu Konrad Adenauer, dessen Erinnerungen er im „Spiegel“ kritisierte und dort hat er auch einen Artikel über die Bader Meinhof- Gruppe nicht Bande mit dem Titel „Soviel Liebe auf einmal“ veröffentlicht, was ihm jahrelang den Vorwurf ein „RAF- Sympathisant“ zu sein einbrachte und ihm verschiedene Hausdurchsuchungen bescherte, wie er  1977 in einem Brief an seinen Freund Lew Kopelew bemerkte.

Das Verhältnis zur DDR des sehr politischen Autors, der zu vielen gesellschaftspolitischen Themen Stellung genommen hat wird analysiert und dann geht es zu Marcel Reich Ranicki,der zu Böll ein ambivalentes Verhältnis hatte und eines seiner Bücher auch verrissen hat.

„Die fürsorgliche Belagerung“ und „Frauen vor Flusslandschaft“ wurden sehr kritisiert und im letzten Verhältnis geht es, um Bölls Nachruhm. Da meint der Autor, daß die Bücher in großer Auflage immer noch erscheinen und wahrscheinlich in vielen Buichhandlungen zu finden sind, zitiert aber auch einen FAZ-Bericht von 2008, wo MMR schreibt: „Reden wir offen: Schon jetzt ist nur wenig geblieben. Es wird naturgemäß immer weniger werden. Seine Romane sind inzwischen allesamt in Vergessenheit geraten.“

Wenn ich dagegen zu meinem Bibliothekskatalog gehe, finde ich viele Bölls , ob ich alle gelesen habe, kann ich nicht sagen, denke aber, daß dieser thematisch gegliederte Streifzug durch die Biografie, den Bezug zu den „Deutschen“ konnte ich nicht immer finden, außer, daß es das Land war, in dem Heinrich Böll lebte und die Nation der er angehörte, eine Aufforderung zur literarischen Wieder- oder Neuentdeckung sein kann.

Also lesen, lesen, lesen und ich bin gespannt, was ich außer den beiden „Kiwi-Büchern, „Kiepenheuer und Witsch“ ist ja Bölls Verlag und es gibt, glaube ich, eine siebenundzwanzigbändige Gesamtausgabe, noch vom Böll hören oder lesen werde.

2017-12-11

Writers Retreat und Wilde Worte

Richard Weihs

Richard Weihs

Nadine Kegele

Nadine Kegele

Ich interessiere mich ja für jede Form des Schreibens, bin so auf das „Writersstudio“ gestoßen, wo ich ziemlich regelmäßig zu den Schnupperworkshops gehe, da kann man dann immer etwas gewinnen, einen Gutschein, für die Schreibnacht vielleicht oder das „Writersreatreat“, das ich gerne einmal machen wollte, aber nicht gewonnen habe. Ich glaube, man hätte auch schon ein anderes Seminar dafür haben müßen, deshalb habe ich vielleicht etwas anderes angekreuzt.

Dann kam der „Nano-Marathon“, wo es sozusagen zwei Wochen lang so ein Retreat gab, man konnte ein Foto davon auf Facebook stellen und einen Gutschein für ein Retreat gewinnen. Ich habe gebloggt und den Gutschein bekommen und heute war es so weit.

Irene Steindl hat mir schon gestern ein Mail geschickt, daß ich mir bequeme Schreibkleidung und mehrere Projekte mitnehmen soll, ich habe aber nur eines, die „Unsichtbare Frau“ korrigieren, die ich ein bißchen für den Nano geschummelt habe, denn ich habe die fünfzigtausend Worte diesmal nicht in einem Monat sondern wahrscheinlich in zwei geschrieben, wurde aber fertig und habe das Wochenende in Harland getrödelt, so daß ich nicht zum Korrigieren kam, weil ich wahrscheinlich dachte, ich fange das dann auf der „urbanen Insel“ an.

Ich habe mich für diese Schreibtage  immer schon interessiert und auch versucht sie mir selber zu machen. Das Schreiben in der Gruppe ist aber anders, obwohl ich inzwischen auch alleine schreiben kann und das „one day writerretreat“, ist anders als der Marathon, man sollte das auch nicht glauben.

Nadine Kegele

Nadine Kegele

Nadine Kegele

Nadine Kegele

Es ist von neun bis fünf und beginnt mit einem Frühstück, man muß sich anmelden und normalerweise füfnzig oder siebzig Euro dafür zahlen, dafür bekommt mab ein Skriptum und die Teilnehmerzahl ist auch sehr klein. Sechs Frauen und ein Man. Man saß im Kreis in der Lounge, gab ein Blitzlicht ab und verlas dann die Regeln, daß man nicht im Hof rauchen darf, den Schreibplatz wechseln soll und eben an mehreren Projekten arbeiten.

Man bekam auch einen Schreibpartner und mit dem hat man dann sein Ziel besprochen, meine Partnerin war eine Üpsychologin, die ich, glaube ich, schon bei den Schnupperseminaren gesehen habe. Die anderen Teilnehmer waren mir eher unbekannt, obwohl sie, glaube ich, alle einen Gutschein hatten.

Eine hat schon einen Preis bekommen, eine andere sechs Bücher vor sich liegen, die dritte suchte einen Verlag und wünschte sich dafür ein Coaching und der Mann in der Runde hat an seinem Roman gearbeitet, wo er schon vierhundert Seiten hat.

Ich bin dann mein graues Buch durchgegangen und habe zu korrigieren angefangen, das erste Drittel ist ja schon ziemlich fertig, weil das habe ich  schon mehrmals korrigiert und ich fühlte mich auch ein bißchen krank, so daß ich öfter die Augen schloß, zu Mittag mich noch einmal am Frühstückbuffet bediente, dann waren die anderen schon weg, man sollte ja, glaube ich, gemeinsam auf eigene Kosten Mittagessen gehen. Ich habe die Zeit ein bißchen vor mich hingedöst und die Psychologin, die an ihrer Websseite schrieb und an einem ein Sachbuch über „Traumatherapie“ arbeitet, wollte mir Feedback geben.

Nadine Kegele

Nadine Kegele

Nadine Kegele

Nadine Kegele

Ich glaube, sie war ein bißchen neugierig von meiner „Unsichtbaren Frau“ zu hören. Aber gut, immer zu, ich las die erste Basti Quasti Szene und hatte dazu auch eine Frage, ob ich das so lasssen kann, daß der Minister nichts sagt und nicht die Polizei holt, auf die Psychiatrie kommtm etcetera.

Sie meinte ich solle es so lassen und ich habe am Nachmittag weiterkorrigiert, neun Szenen, dreißig Seiten, also ein knappes Drittel und der Rest wird dann zu Weihnachten drankommen und das „Writerretreat“ ist toll.

Es giab zu Miittag und am Nnachmittag immer Runden, wo man mit seinem Partner den Fortschritt brsprach und dann um halb fünf eine Abschlußrunde.

Kekse und Tee gab es auch und wieder viel Applaus, obwohl ich diesmal sehr verhalten war, bin aber mit mir zufrieden und habe außer an den Schupperworshops auch schon mal an einem Schreibcafe mit Joga teilgenommen und an einer „Schreibfabrik“, von der ich gar nicht mehr weiß, ob es das noch gibt. Und wer es wissen will, es hingen noch viele Schreibmarathonfiguren an der Wand, manche sind über den Anfang nicht hinausgeklommen, mache waren schon am Ende, ich habe meine aber schon am fünften November mitgenommen und hier gepostet.

Am Abend hätte ich sowohl in die „Alte Schmiede“ zu Laura Freudenthaler und Anna Elisabeth Mayer gehem können, war aber bei Richard Weihs im Amerlinghaus, weil dort der Alfred lieber hingeht, obwohl ich Nadine Kegeles „Leben muß man unfrisiert“ schon gelesen habe und auch in Leipzig aus dem Buch hörte.

Diese Lesung war aber anders, hatte Nadine Kegele, sie doch als szenische Lesung angekündigt, so daß sie in die verschiedensten Rolle schlüpfte und eine vierzig Minuten Performance aus ihrem Buch bot.

Nadine Kegele

Nadine Kegele

Nadine Kegele

Nadine Kegele

Margit Heumann war da, ihr habe ich das „Bibliotheksgespenst“ für die Leserunde übergeben, bis ich merkte, das Buch gehört  auchRichard Weihs, weil  der hat mir statt einem Gedicht.den Brschreibungstext geliefert und bei den „Wunschgedichten“. ich hatte mir zwei Zetteln genommen, war ich zuerst ganz brav und wünschte mir was vom Winterbeginnn. Dann habe ichumdisponiert und schrieb „Unsichtbare Frau“ auf dem Zettel, Tarnkappe, Schäfchen und schwarz blau und bin jetzt sehr gespannt, was herauskommt und ob ich das Gedicht für mein Buch brauchen kann.

Einen Orangenpunsch haben wir dann mit Margit Heumann, im Hof des Amerlinghauses auch getrunken.

2017-12-10

Man möchte manchmal wimmern wie ein Kind

Filed under: Bücher — jancak @ 00:26
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Am 21. Dezember 1917 wurde Heinrich Böll geboren, der 1972 den Nobelpreis bekommen hat und inzwischen, wie man meinen könnte, fast ein wenig vergessen wurde, während ich ihn in meiner Studentenzeit und auch nachher relativ viel gelesen habe.

So kann ich mich erinnern, daß ich den Frühling 1984 mit der kleinen Anna in dem Häuschen am Almweg verbracht habe und dort „Gruppenbild mit Dame“ gelesen habe.

An die „Verlorene Ehre der Katharina  Blum“ kann ich mich auch erinnern. Die habe ich aber schon vorher gelesen und ich habe sicher auch noch ein paar andere Bölls in meiner Bibliothek und sehe solche auch gelegentlich in den Bücherschränken.

Das mit der Vergessenheit wird sich jetzt ein bißchen ändern, hat doch „Kiwi“ zwei neue Bücher über und von ihn herausgebracht  und zufälligerweise habe ich auch vor kurzem, als ich sehr erschöpft von dem langen Marathonschreibens vom „Writersstudio“ nach Hause gegangen bin, im Bücherkasten den es vor der Buchhandlung Kuppitsch gibt, Werner Höfers „Deutsche Nobel Galerie“ gefunden, die anläßlich der Nobelpreisverheihung von 1972 herausgegeben wurde und ein großes Böll-Spezial enthält.

Ralf Schnel,l der den Band „Heinrich Böll und die Deutschen“ herausgebracht hat, habe ich bei meinem Frankfurter Buchmessensurfing, ich glaube bei „3-Sat“ gehört und der ist auch auf die von dem Bölls Sohn und Nachlaßverwalter Rene herausgegebenen Kriegstagebucher von 1943 bis 1945 eingegangen und hat erwähnt, was auch im Vorwort steht, daß die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

Dann hat  sich die Familie aber doch entschlossen, daß man sie der Öffentlichkeit vorenthalten sollte und Böll es wahrscheinlich ohnehin so gewollte , weil er sie sonst vorher vernichtet hätte, etcetera.

Bei Thomas Bernhard habe ich  etwas Ähnliches erlebt und gehört und da ich mir das Buch in Leipzig bestellt habe, als ich mit Uli Meier die Herbstvorschau durchgegangen bin, hatte ich auch keine Wahl, als das Buch zu lesen, obwohl es wahrscheinlich schon  sehr private Momentaufnahmen des jungen Wehrmachtsoldaten sind, der 1939 knapp seiner Matura, er hatte da gerade eine Buchhändlerlehre abgebrochen und Germanistik zu studieren begonnen hat, eingezogen wurde.

Er hat, wie ich in den Erläuterungen lesen konnte, seit Beginn des Krieges Tagebuch geführt, die ersten sind aber verloren gegangen und jetzt sind in dem schönen schwarzen Buch drei Tagebücher wiedergegeben die, das muß ich lobend erwähnen, von Rene Bölls Frau digitalisiert wurden, so daß man zuerst die Originalseiten sieht und darunter die abgedruckte Form lesen kann.

Das erste Tagebuch ist ein in Belgien gekaufter Kalender und es ist schön, die alten Tagebücher zu sehen. Die beiden anderen scheinen auch eher kleine Bchlein zu sein, so daß eigentlich nicht sehr viel Platz für die Eintragungen ist, die oft nur aus groß geschriebenen Worten, wie „Das Gelübde! Anne-Marie“ „Post von Anne-Marie“ oder „Ich darf in Urlaub fahren „Das Messer“ „Das Messer“ bestehen, was mich eigentlich auch bestätigt, daß es wohl eher eine Privateintragung ist.

Annemarie ist die Frau, die Ehe wurdem glaube ichm während des Krieges geschlossen, das erste Kind, das schon 1945 gestorben ist, in dieser Zeit geboren und die große Gläubigkeite und das Klammern an Gott ist auch immer wieder zu merken.

„Gott allein kann mir helfen! Gott allein kann mir helfen“, am17. 4. 44 beispielsweise oder am 18. 4. 44 „Das absolute Elend in den Kasernen“ Gott helfe mir!“

Es sind drei Tagebücher, das erste 1944 bis 1945, dasnn eines von 1944 bis 1945,  das dritte betriff nur das Jahr 1945 bis zum Kriegsende.

„Entlassung in Bonn“ lautet  der letzte Eintrag.

Das Buch ist gut kommentiert. so wird im Anhang immer wieder an die Briefe aus dem Krieg hingewiesen, die Böll ebenfalls geschrieben hat und die schon veröffentlicht wurden. Da kann man das Geschehen auch genauer verfolgen, hier kann man wahrscheinlich eher die unmittelbare Emotion mitnehmen.

Das Titelzitat stamm vom 29. Jänner 1943: „Man möchte vor Dreck und Müdigkeit manchmal wimmer wie ein Kind“ und auf den Dreck und den Hunger wird  noch öfter hingeweisen.

Im Nach- oder Vorwort steht noch, daß der junge Böll kein aktiver Kriegsverweiger war, sich aber von der Front öfter durch Urlaube und Krankheiten drücke. Davon kann man auf den Seiten auch lesen. Die Route erfährt man eher aus den Erläuterungen. So war Böll zuerst in Frankreich, kam dann in die Ukraine, war dort auch in den berühmten Stanislau über deren Vernichtung, ich im Vorjahr gelesen habe.

Interessant ist es also schon die unmittelbare Emotionen, die Verzweiflung, die Sehnsucht nach der Geliebten, nach Gott und der Erlösung so hautnah mitzuerleben.

Es gibt im Anhang auch Landkarten und ein paar Fotografien, wo man Böll in der Uniform sehen kann. Ich habe in Harland ja auch ein Album mit Kriegsfotografien meines Vaters und meine Mutter hat auch ein Tagebuch geschrieben, das wir gefunden haben, als wir die Wohnung in der Wattgasse auflösten.

Also interessant ist das Buch allemal und während man noch überlegt, ob man es lesen oder nicht lesen soll, weil man damit vielleicht doch eine Privatsphäre verletzt, kann man zu dem gleichzeitig erschienenen „Heinrich Böll und die Deutschen“ greifen, wo es diese Bedenken nicht gibt und ich werde mich auch noch ein bißchen in das Nobelpreisdossier einlesen und am besten ist es wahrscheinlich überhaupt zu den Originalwerken zu greifen und sie wieder oder vielleicht  erstmals zu lesen.

2017-12-09

Punschtrinken und neuntes Adventkalenderfenster

Filed under: Alltagsgeplauder,Textbeispiel — jancak @ 22:59
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Zu den Weihnachtsritualen gehört das jährliche Punschtrinken mit der Anna, wo wir regelmäßig auf den Spittelberg gingen. Dort durch den Adventmarkt streunten und dann meistens im Hof des Amerlinghauses einen Orangen- oder Ingwerpunsch tranken, der Alfred bevorzugte Feuerzangenbowle.

Jetzt wohnt die Anna aber in Harland und so sind wir am Nachmittag mit dem Bus nach St. Pölten gefahren und haben eine Weihnachtsmarktrunde gemacht.

Zuerst im Sparkassenpark, wo alles feierlich beleuchtet war und wir die Feuerzangenbowle probierten, die sehr köstlich schmeckte. Es war zwar ziemlich kalt, es waren aber überall Ofen aufgestellt, wo man sich wärmen konnte und dann sind wir noch auf den Rathausplatz gegangen, wo es traditoneller ist und wir schon einmal mit dem Karli waren. Da habe ich, kann ich mich erinnern Eierlikörpunsch getrunen, was ich wieder machte, der aber glaube ich, etwas anders schmeckte und weil das Punkschtrinken zum Advent passt, gibt es hier prompt das neunte Adventkalenderfenster und die Nika geht mit ihrem Freund  auch auf einen Weihnachtsmarkt, aber das passiert, glaube ich, erst später. Jetzt wird erst einmal die Mordsache aufgeklärt, weil es eigentlich eine Art Krimi werden sollte, obwohl ich keine Krimis schreiben kann.

„Mittwoch, 9. Dezember

Am Mittwoch prangte nicht zu übersehen, das Konterfei von Andrea Herbst auf der Gratiszeitung

„Wende in der Mordsache Kronauer? Hat Stieftichter ihren jahrelangen Peiniger erschlagen?, stand groß geschrieben und darunter teilte die Zeitung ihren Lesern mit, daß die Hausmeisterin Andrea Herbst, um halb sechs am letzten Montag das Haus betreten und an Veras Türe läuten gesehen habe. Slavica Miletevic hatte gerade den Boden aufgewaschen und so Gelegenheit gehabt, alles genau zu beobachten und das junge Mädchen, das eine große Sporttasche getragen hatte, war ihr aufgefallen, weil sie sich gewundert hatte, was ein so junges Mädchen in der Praxis einer Psychotherapeutin verloren habe?

„Aber die Welt wird immer verrückter und eigentlich wundere ich mich über gar nichts mehr!“, hatte die Frau noch hinzugefügt.

„Daß die Leute zum Zahnarzt gehen, ist selbstverständlich, aber ein so junges Mädchen sollte eigentlich keinen Therapeuten brauchen!“, hatte sie gedacht, die Achseln gezuckt und war mit ihrem Schrubber und dem Wasserkübel ein Stockwerk hinuntergestiegen, um dort weiterzuwaschen. Als sie in der Zeitung gelesenhatte, welche <patientin die Therapeutin behandelte, sei ihr erst Recht ein Schauer der Angst den Körper hinuntergeronnen und eigentlich wolle sie,  wenn sie ehrlich war, als Mutter von zwei Kindern, die oft genug allein in der Wohnung seien, nicht, daß solche Menschen im Haus ein- und ausgehen! Vorher habe sie sich nichts dabei gedacht! Aber jetzt würde sie immer Angst bekommen, wenn sie einkaufen oder in die Waschküche mußte und die Kinder allein waren! Wer weiß, was sonst noch für Leute zu der Therapeutin gingen und wenn die den Kindern auflauerten, sie verführten oder ihnen Gewalt antäten? Das wolle sie in ihrem Wohnhaus eigentlich nicht! Aber bei dem jungen Mädchen, das da die Praxis betreten hatte,  hatte  sie das nicht vermutet! Vor dem hatte sie sich nicht gefürchtet und nur „Armes Kinderl!“, gedacht. Dann hatte sie in den nächsten Tagen von dem Mordfall gelesen und sich an die Sporttasche erinnert, die das Mädchen über der Schulter hängen hatte. So ein Leuchter mit dem der Täter erschlagen worden war, hätte da sicher Platz gehabt! Sie hatte zwar keine verdächtige Geräusche aus der Wohnung gehört! das nicht, was sie auch nicht konnte, war sie doch zuerst in dem ersten Stock, dann in das Erdgeschoß hinuntergegangen und zuletzt in ihrer Wohnung verschwunden, so daß sie das junge Mädchen auch nicht das Haus verlassen gesehen hatte! Die Polizei, bei der sie ihre Beobachtung gemeldet hatte, hatte ihr das Foto von Adrea Herbst gezeigt und sie hatte sie sofort erkannt!

„Das ist sie gewesen!“, hatte sie ausgerufen! Die Gratiszeitung hatte wieder eine Schlagzeile und vermutete in Andrea Herbst die Mörderin ihres Stiefvaters.

„Hat Stieftochter ihren  Peiniger erschlagen?“, fragte sie in großen Lettern  und Nika schüttelte den Kopf, hatte sie doch gedacht, daß Peter Kronauer einem Schlaganfall erlegen war. So hatte es ihr die Schwester am Telefon gesagt und Harald, der sie wieder abgeholt hatte, hatte das auch bestätigt. Es war eindeutig ein Schlaganfall, wenn Peter Kronauer auch Spuren von diesem Leuchter im Gesicht hatte. Aber vielleicht war er darauf gefallen und Andrea Herbst hatte den Leuchter in Veras Praxis, den diese vorher noch nie gesehen hatte, gebracht? Das war eine Erklärung! So könnte es gewesen sein, dachte Nika, steckte die Zeitung in ihren Rucksack und stieg aus. Vielleicht hatte die Stieftochter ihr Trauma noch nicht bewältigt? Vielleicht ärgerte es sie auch, daß ihr Stiefvater, statt eingesperrt zu sein,  einfach einmal in der Woche zu einer Therapeutin ging? Das hatte sie in ihren vorigen Interviews so angedeutet! Das war die Erklärung und Ruth und Vera konnten aufatmen! Vera ihre Patienten weiter behandeln und Ruth hatte genug zu tun, sich mit dem Vater ihres Kindes zu einigen, beziehungsweise diesen loszuwerden und sie mußte in ihr Kostüm schlüpfen und damit auf die Mariahilferstraße hetzen.

„Hallo, Frau Magister, wie war es am gestrigen Feiertag? Gab es genug zu tun? Wie ich höre, kommen Sie mit Ihrem Job gut zurecht! Die Muttis und die Kinder sind zufrieden und loben sie sehr! Nur, daß Sie zuviel Süßigkeiten austeilen, habe ich ebenfalls gehört und darüber wollte ich mit Ihnen sprechen! Sie scheinen ein gutes Herz zu haben! Das ist an sich nicht schlecht! Da man aber sparsam sein und nicht übertreiben soll, merken Sie sich bitte, für jedes Kind ein Zuckerl, beziehungsweise ein Schokoladestückchen und die Erwachsenen bekommen das Prospekt! Das gilt auch für die alten Männer! Die Sandler und die Alkoholiker können Sie guten Gewissens irgnorieren, denn die kaufen ohnehin nicht bei uns und bitte keine Privatgespräche! Ihre Freunde treffen Sie am besten nach der Arbeit, wenn Sie dazu noch Energie haben und nicht dazwischen!“, mahnte Widerling Seidler sie, der wieder im Haus schien und sich ihr in den Weg stellte, als sie aus der Damengarderobe kam und ins Erdgeschoß wollte. Wer hatte sie verpetzt? Hatte vielleicht Rade Jovanovic sie verraten? Aber den hatte sie gestern genauso wenig wie Widerlich Seidler gesehen. Vielleicht war es eine der Verkäuferinnen gewesen oder ein Kaufhausdetektiv,  der sie am Montag mit Fatma Challaki sprechen gesehen hatte. Aber die war bald gegangen und am Feiertag waren weder sie, noch Hassan Arawani zu sehen gewesen. Nur die kleine Jessica Nikolic war gekommen und hatte, das stimmte, wieder tief in den Sack gegriffen und eine Handvoll Zuckerln herausgeholt. Dabei war sie also erwischt worden und sollte vorsichtiger sein, denn Jessica Nikolic war, wie sie sich selbst bezeichnete, eine Personaltochter! Kind einer alleinerziehenden Verkäuferin, die sich zu Hause langweilte. Deshalb war sie am Feiertag auf die Mariahilferstraße gekommen.  War aber, weil ihre Mutter Angst vor ihrem Chef hatte, nicht ins Kaufhaus, sondern zu Max Schröder gegangen, um für ihn einhzukufen  und im Haushalt zu helfen. Das konnte nicht verboten sein und ging Klaus Seidler nichts an. Also die Achseln zucken, Herrn Widerling anlächeln „Aye, Aye, Chef!“, antworten und treuherzig versprechen, das nächste Mal bei der Zuckerlverteilung nicht so großherzig zu sein!

„Wissen Sie, das ist ohnehin im Sinn der meisten Mütter,  die ihre Kinder vor dem Zahnarzt warnen und alten Männern habe ich auch nicht soviele Süßigkeiten gegeben! Nur vielleicht ein oder zweimal ist es mir passiert,  daß einer in meinen Sack greifen wollte, aber da werde ich jetzt streng sein und aufpassen!“, hatte sie geantwortet und „Wiederlich!“, gedacht.

„Eigentlich ist mein Job widerlich, wenn ich Herrn Widerlich anlügen muß, weil ich sowohl Jessica, als auch Max Schröder einen Nikolo und einen Krampus zuviel gegeben habe! Und das war alles, denn den FPÖ-Wählern, die vielleicht die Informationsträger sind, habe ich nichts gegeben und Hassan Arawani hat nichts aus meinem Sack genommen! Aber ich werde aufpassen und mich genau umschauen, wenn ich der kleinen Jessica wieder ein Zuckerl mehr gebe, was ich ganz ehrlich möchte, weil ich finde, da sich ein Weihnachtswichtel, das dem alten Max beim Einkaufen hilft, ein solches verdient hat! Aber heute ist sie in der Schule und wird vielleicht nicht kommen! Hassan Arawani ist nicht zu sehen und der alte Max ist auch nicht da! Also kann nichts passieren!“, hatte sie gedacht, als sie auf die Straße trat und sich umgesehen hatte. Dann war sie zusammengezuckt, als Klaus Seidler, der ihr gefolgt war, mit der Gratiszeitung vor ihrem Gesicht hin- und herwackelte und „Haben Sie das gelesen?“, fragte.

„Der Mordfall in der Praxis der Freundin Ihrer Schwester geht weiter! Die Stieftochter hat den Stiefvater mit einem Weihnachtsleuchter erschlagen! Wenn Sie mich fragen, ist es nicht schade, um den Kerl und eigentlich tut es mir viel mehr leid,  wenn die Kleine ins Gefängnis muß!“

„Muß sie wahrscheinlich nicht, weil sie mit Fünfzehn noch nicht straffähig ist und wenn Sie es nicht weitersagen, Herr Seidler, kann ich Ihnen verraten, was mir meine Schwester erzählt hat, die es von einem Journalisten hörte, der es von einem Polizeijuristen weiß! Peter Kronauer ist an einem Schlaganfall gestorben! Er hatte zwar Spuren von  diesem Leuchter auf der Stirn, ist aber wahrscheinlich bei seinem Sturz darauf gefallen! Die Stieftochter, die zur Zeit der Therapiestunde, offenbar die Praxis betreten hat, könnte höchstens den Leuchter auf das Klo gestellt haben! Das ergibt aber keinen Sinn und ist auch nicht so wichtig! Beziehungsweise habe ich keine Zeit darüber nachzudenken, muß ich doch meine Zettel verteilen und auf meine Süßigkeiten aufpassen, damit ich nicht zuviel vergebe, damit Sie nicht wieder mit mir schimpfen! Ich werde also sehr genau sein!“, versprach Nika hinterhältig, griff in ihren Sack und hielt eines der Prospekte einer älteren Dame hin, die begierig danach schnappte und keinen Krampus oder Nikolo von ihr haben wollte.

„Bis später also, Herr Seidler! Vielleicht sehen wir uns in der Kantine!“, versprach sie vage und überlegte, ob sie in einer stillen Minute ihre Schwester anrufen sollte, um sich zu erkundigen, was sie von dem Besuch von Kronauers Schwester in Veras Praxis hielt?“

Neugierig geworden.

Das 1. 5. und 7. Fenster gibt es hier, die vom 19. 25. 29. und 30. werde noch kommen,  vielleicht streue ich sogar zwischendurch wieder etwas ein und ein paar Schmankerl wird es am 13. und am 23. Dezember auch noch geben.

Meine Blogger Debut Preis-Entscheidung

Filed under: Buchpreisbloggen,Literaturpreise — jancak @ 00:57
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Die letzten zweieinhalb Wochen war ich intensiv mit dem Bloggerdebutpreislesen beschäftigt, nachdem ich  vorigen Oktober, nach dem ich gerade mit dem doppelten Buchpreislesen fertiggeworden bin, mich im letzten oder leicht verspäteten Moment für die Bloggerjury angemeldet habe.

Heuer war ich etwas früher dran und habe mich auch schon vorher mit den nominierten Bücher beschäftigt, das heißt schon im Frühjahr zwei gelesen, die Juliana Kalnay und den Tijan Sila,  war dann im Sommer wieder bei den O-Tönen wo es ja auch eine Debutlieste gab, habe Bücher vorgeschlagen und bei den Buchpreislisten waren auch einige Bücher darauf, die auch auf der Debutlongliste standen, so daß ich vor der Shortlistenbekanntgabe schon acht Bücher gelesen habe.

So hatte ich dann auch bald meine eigene Shortlist, die bestand dann auch aus Julia Webers „Immer ist alles schön“, das ich vorgemeldet bekommen habe, so daß ich es schon gelesen hatte, als ich meine Shortlist erstellte und sehr erstaunt war, auf der offiziellen vier Bücher zu finden, die vorher an mir vorbei gegangen waren.

Das ist jetzt vorbei. Ich habe alle fünf gelesen und wunderte mich wieder, wie im letzten Jahr, über die heterogene Auswahl.

Das heißt, so ganz hertogen ist sie nicht, waren ja drei sehr poetische, sprachlich anspruchsvolle Bücher von drei Debutantinnen, die auch schon anderen Debutpreise gewonnen haben, dabei und ich dnchte lange, meine Reihung, jetzt sollen wir ja drei Namen nennen und die mit fünf, drei und einen Punkt bewerten, weil ja im letzten Jahr mit nur einer Nennung Sonja Harters „Weißblende“, obwohl mir das Buch gut gefallen hatte, keine einzige Stimme  bekam.

Also habe ich gelesen und dachte lange, meine Auswahl wäre:

  1. Julia Weber „Immer ist alles schön“, weil mich die Metapher von dem Sozialarbeiter, der ein Riese ist und der erste Satz, daß sich der Sohn einen Urlaub ohne Alkohl wünscht und ihn doch nicht bekommt, sehr beeindruckt hat
  2. Juliana Kalnay „Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“, weil mich auch hier die Poetik der Sprache, den magische Realismjus und das Haus-Thema, ich hatte damals gerade ein paar Bücher gelesen, die sich mit Häusern beschäftigten, sehr beeindruckt hat.

Dann habe ich aber als drittes Buch, die „Chronik“ habe ich schon im Februar gelesen. „Alles ist immer schön“ gleich nachdem ich das PDF bekommen habe, Klaus Cäsar Zehrers „Das Genie“ gelesen. Eine fiktionale Biografie über ein Wunderkind und dachte, das ist mein Buch nummer drei, obwohl das Debut, des  1969 geborenen Journalisten, der dafür schon für den bayrischen Buchpreis nominiert war, eigentlich im Stil und Thema so überhaupt nicht zu den zwei oben Genannten passend.

Aber wer sagt, daß ein Debutpreisbuch immer ein poetisches Sprachexperiment sein muß? Niemand sagt das und die Vorauswahl war wohl auch bewußt heterogen und so habe ich zu Jovana Reisingers „Still halten“ gegriffen und schwankte beim Lesen hin und her, denn jetzt das dritte sprachlich schöne sehr poetische Buch, wo ich auch viele österreichische Vorbilder erkannte, obwohl Jovana Reisinger in München geboren ist.

Es mir aber  ein bißchen zuviel Bernhard und Jelinek enthielt, obwohl die Wende in die persöbliche Psyche, das Burn- Out und das Absetzen der Tabletten, dann wieder gegeben war und für mich das Neue war, das ein Buch ja haben soll, um als literarisch zu gelten.

Aso doch Weber, Kalnay, Reisinger und die anderen Bücher halte ich, eine realistische Autorin, außen vor?

Denn da hatte ich  schon gehört, daß es bei Christian Bangels „Oder Florida“ um einen DDR-Nachwenderoman geht und das ist ja ein Thema das mich interessiert. Allerdings bin ich nicht ganz so leicht in das Buch hineingekommen, vielleicht auch deshalb, weil ich vor kurzem „Peter Holtz“ gelesen habe und mich in der letzten Zeit mehr mit den Patrioten von 2017, als mit den Neonazis von 1998 beschäftigte?

Das hat sich aber geändert, denn eine realistische Autorin soll und kann den Realismus und die politische Situation auch wenn sie schon von 1998 ist und die Welt sich inzwischen sehr geändert hat, vorne weglassen, also hier meine Reihung, wie folgt:

  1. Julia Weber „Alles ist immer schön“, weil das in dem Buch zwar gar nicht so ist, Julia Weber aber gelungen ist, ein sehr bedrückenden Thema  in einer poetisch schönen Sprache auszurdrücken und das auf eine Art und Weise tat, wie ich sie vorher noch nicht gelesen habe, immer noch von der Riesenmetapher beeindruckt bin und ich mich, als Psychologin und Psychotherapeutisch auch sehr für überforderte Mütter und vernachläßigte Kinder interessieren. Also fünf Punkte.
  2. Christian Bangel „Oder Florida“ hier war es das Thema, weil mich DDR Romane sehr interessieren und wenn sich auch die Neonazis inzwischen in Patrioten umgewandelt haben und die Ossis wahrscheinlich mit dem Kapitalismus ein bißchen besser umgehen können, haben mir hier vor allem die Ideen mit mit „Mehr Sonne für Frankfurt!“, eine Wahl gewinnen,  der SPD einen Kaptilastien unterjubeln und den zum Bürgermeister machen zu wollen, sehr gefallen und da man wahrscheinblich immer noch „sowohl politische als auch gefühlvolle Bücher über Deutschland nach der Wende braucht“, vergebe ich hiermit dafür drei Punkte.
  3. Und zuletzt habe ich mich doch für Klaus Cäsar Zehrers „Genie“ entschieden, weil die Psychologie das Geniethema natürlich sehr interessiert und es eine sehr spannende Geschichte war, zu erfahren mit welchen Ehrgeiz man Wunderkinder erzeugen kann und, wie die dann vereinsamen und siebzig Jahre nach ihrem Tod schon ganz vergessen sind. Also ein Punkt für die fiktionale Wunderkindbiografie von der ich viel gelernt habe und die mich ebenfalls sehr beeindruckt hat.

Das war es, kurz und bündig. Nach einigen Hin- und Herschwankungen und Umentscheidungen, was natürlich wieder dem geschuldet ist, daß man Bücher weder vermessen, noch wie Äpfel und Birnen vergleichen kann und eigentlich jede Einkastelung Unsinn ist und ich immer noch gerne auch „Liebwies“, „Tierchen unlimited“ und und und auf der Liste haben möchte.

Jetzt bin ich gespannt auf das Voting der mitstimmenden Blogger und Bloggerinnen und natürlich, was am Ende dabei herauskommt.

Im Vorjahr hats gepasst, da hat mein Tip dann auch gewonnen, aber heuer kann natürlich alles ganz anders sein und letztlich ist es wahrscheinlich gut, die Bücher selbst zu lesen und sich sein eigenes Urteil zu bilden.

2017-12-08

Von alten und von neuen Bücherbergen

Filed under: Büchergeschichten — jancak @ 19:10
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Jetzt zwischen der Bücherpromotion, die Leserunde ist ja angesagt und Luis Stabauer hat sie schon eröffnet, Manfred Lager-Regall der getreue, hat mit die Gewinnspielfragen für das nächste neue Buch aufgelöst, dem Korrigieren der „Unsichtbaren Frau“, die ich am Montag beim „Writerretreat“ so richtig angehen möchte, mein Kritiker Uli hat sich auch wieder mal gemeldet und mich wissen lassen, daß ich in seinen Augen keine ernstzunehmende Autorin bin, die Veranstaltungen werden wegen Weihnachten weniger, dafür mehren sich die Feste, die Punschmärkte,  die Adventkalender und die Bücherstapel in meinem Badezimmer, das heißt die Bücher, die ich heuer noch lesen sollte, werden auch nicht weniger- und während ich mich tapfer durfch einen kleinen Böll-Schwerpunkt zu dessen kommenden hundersten Geburtstag lese, wieder einmal etwas über Bücher.

Denn das ist ja auch ein Schwerpunkt des „Literaturgeflüsters“, das ich über meine Bücher schreiben will und ich habe  sehr viele, ich würde einmal an die zehntausend schätzen.

Die genaue Zahl weiß ich nicht, obwohl ich einen Bibliothekskatalog führe. Aber in diesem Computer kann ich sie nicht zählen, im früheren hatte ich genaue Zahlen, damals waren es an die dreitausend. Das ist aber schon länger her, daß ich den Katalog erstellte, es war 2005, glaube ich, als ich in Harland nach Thomas Bernhards „Heldenplatz“ suchte, wußte, das muß in dem Regalen sein, aber erst nach stundenlangen Suchen fand.

Inzwischen gibt es die offenen Bücherschränke, vor denen ich ja nicht vorbei gehen kann und seit ich Buchpreisblogge und da einmal die deutschen Verlage anfragte, vorher habe ich mich das eigentlich nicht getraut und mich mit den heimischen den „Haymon“ und den „Residenz“ beispielsweise begnügt, schicken die mir die Vorschauen und ich suche mir dann auch immer eifrig aus, bin ich ja an sehr vielen interessiert und dann lese ich und lese….

Wenn man auf meine Bücherliste geht, über die sich manche meiner Leser wundern und „Wow!“, oder „Verrückt!“, ausrufen, sieht man, daß meine jährliche Bücherzahl abnimmt von 90 2010 bin ich auf 176 2013 gekommen. vorher habe ich nicht alle Bücher besprochen und die <leseliste gibts auch erst seit 2011 bin ich 2016 nur auf 148 gekommen, bei 2017 habe ich bis jetzt 177 Bücher eingetragen,  18 1/2 aber derzeit noch nicht gelesen.

Ich weiß selber nicht genau warum, da ich bewußt nicht weniger lese, vielleicht nur etwas strukturierter. Das heißt, fast ausschließlich in der Badewanne und da während der Woche meistens nur am Morgen, weil ich ja am Abend bei Veranstaltungen bin und dann darüber blogge.

Im vorigen Jahr habe ich mir dann während des Buchpreislesens, als ich beispielsweise wartend in der „Gesellschaft für Literatur“ saß und darauf wartete, daß die Veranstaltung anfängt, mir vorgenommen, mir ein Buch mitzunehmen, was ich jetzt auch tue. Mit der Straßenbahn fahre ich selten und da habe ich auch erst in der letzten Zeit ein Buch in der Tasche, weil ich ja weiß, daß im Bad noch sehr viele Bücher auf mich warten.

Gelesen habe ich, glaube ich, schon immer sehr viel, mich für Bücher interessiert und sie gesammelt. Zum Besprechen habe ich auch schon vor dem „Literaturgeflüster“ angefangen, nämlich als es da eine Zeitlang von „Thalia“ eine Akton gab, wo man eine Rezension hinschicken konnte und wenn sie sie veröffentlichten, einen Zehn Euro Gutschein bekam. Sehr wenig eigentlich, mich hat es aber motiviert. Ich habe damals eine Menge Bücher besprochen, wahrscheinlich auch alle die ich gelesen habe und vier oder fünf Rezensionen sind, glaube ich, erschienen.

Zu meiner Bücherliste ist es dann 2011 glaube ich gekommen, denn da habe ich bei „Leselustfrust“, die ich ja damals sehr häufig las, von einer Herbst und Winterchallenge gelesen oder war es die Challenge „Hundert Bücher“ in einem Jahr zu lesen?

Ja, ich glaube, das war die, da ist dann meine „Hundert Bücher-Liste“ entstanden, da habe ich dann schon mehr gelesen, weiter Bücher aufgeschrieben und die Leseliste war geboren, die ich dann nachgetragen habe.

Seit 2010 gibt es die Bücherschränke, da wuchs mein SUB, der schon vorher groß war, weil es  auch bei der „Literatur im März“ die „Büchertürme“ gegeben hat, an und ich habe dann, glaube ich, 2013 mir vorgenommen, jetzt aber wirklich alle Bücher zu lesen und sie, ich glaube, auf zehn Jahre in voraus in meiner Liste aufgeschrieben. Da habe ich mir auch vorgenommen wirklich und wahrhaftig niemals mehr ein Buch zu kaufen, anzufragen oder aus den Schränken zu nehmen, ein Vorhaben, bei dem ich, glaube ich, schon am allerersten Tag gescheitert bin.

Artikel über Bücher gibt es auch einige in diesem Blog, für das „Lliteraturgeflüsterbuch“ habe ich die schönsten ausgesucht, aber das ist ja auch schon vor einiger Zeit erschienen und so gibt es inzwischen neue, durch die man sich gerne surfen kann, um einen Eindruck von meinen Leseverhalten zu bekommen.

Büchersucht nenne ich es nicht, obwohl ich eine Sammlerin bin und gerne alle Bücher lesen oder haben möchte und so war meine Bücherliste 2016, als ich gerade zum zweiten Mal Buchpreis bloggte schon sehr lang und weil ich ja damals hundertfünzig im voraus aufgeschrieben hatte, sind Ende des Jahres dann zig ungelesene übergeblieben, denn es gab ja schon die Rezensionsexemplare, die ich immer genau und gewissenhaft vorziehe, so habe ich mich damals entschloßen umzuräumen, die Liste zuerst gelöscht und dann auf je fünfzig von den wirklich feinen Schmankerl, die sich da im Lauf der Zeit angesammelt haben, aufgefüllt.

Da bin ich auch schon wieder sehr im Voraus, denn man findet ja sehr viel und ich muß, glaube ich, sehr genau aufpassen, daß ich 2018, die inzwischen 54 vorgemerkten, die alle wirklich interessant sind, lesen kann.

Denn ich habe in den letzten Wochen  sehr viel von den Frühjahrsprduktonen bestellt, die auch sehr interessant sind und da ich wahrscheinlich ab August wieder Buchpreisbloggen möchgte, die deutsche und die österreichische Liste und dann bin ich ja auch in der „Blogger Debutpreisjury„, muß ich mich wahrscheinlich wirklich sehr bemühen, da nicht wieder kläglich zu scheitern und ob ich, die achtzehn noch Ungelesenen noch heuer schaffe, weiß ich nicht wirklich, haben wir ja schon den 8. 12. und da kann ich mich erinnern, habe ich  vor ein paar Jahren auch umgeräumt, die ungelesen Büchern aus dem Badezimmer geräumt, die neuen herausgesucht und dann ist mir der Bücherstapel, den ich in der Krongasse im Schlafzimmer habe umgefallen.

Ein paar Bücherregale habe ich mir inzwischen auch gekauft und muß so leid es mir tut, inzwischen bei der Auswahl auch selektieren, also mich vielleicht auch auf das „qualitativ hochwertige“ obwohl ich von diesem Begriff ja nicht sehr viel halte, zu konzentrieren und das andere die Chicklits, die Krimis etcetera ablehnen, weil man ja nicht alles lesen kann. So ganz halte ich mich dann doch nicht daran, nehme zwar eher keine Kinderbücher, oder Gruselgeschichten, habe aber in Meredeith Winter, die sich im vorigen August bei mir meldete, eine sehr interessante Autorin kennengelernt, bei Csilla Bekes war das ebenso, und wenn ich die Bücher nicht gelesen hötte, hätte ich bestimmt einiges versäumt, während sich bei den Buchpreislisten, wie mir aufffiel, ja die Midlifkrisis Romane der mittelalten Männern mit den berühmten Namen höufen und ob siie wirklich immer so einzigaritg und außergewöhnlich sind undk ich statt dessen vielleicht nicht besser nach einem selbstgemachten Buch greifen sollte, kann man wahrscheinlich beweifeln.

Nun gut, ich tue was ich kann, frage an, obwohl sich die Bücher bei mir biegen und ich sehr aufpassen muß, daß ich noch alles finde und ich mit dem Lesen nachkommen und das Schreiben dabei nicht vernachläßige.

Aber nein, das tue ich nicht. Da bin ich, glaube ich, sehr strikt und habe, obwohl mich der Uli  für chaotisch hält einen sehr strukturierten Tagesplan, schließlich bin ich  Verhaltenstehrapeutin und rate das auch meinen Klienten und ich halte mich auch ziemlich daran.

Am Morgen lesen, dann meine Praxis machen und dazwischen schreiben, in der letzten Zeit, wo ich mehr Klienten nehmen kann, gelingt mir das nicht mehr so. Da bleibt dann das Wochenende oder die Ferien dafür.

Am Abend gehe ich zu Veranstaltungen, die sind für mich  auch sehr interessant und dann blogge ich schon manchmal mehrmals täglich, da sind mir die Flüchtlingkeitsfehler, was der Uli nicht verstehen kann, eigentlich egal, denn ich bin, glaube ich, auch sehr ökonomisch, eine Stunde sollte reichen, weil ich ja auch schlafen muß.

Ich reflektiere aber gerne über mein Schreiben und mein Lesen, habe da schon ein wunderbares Archiv und wer wissen möchte, was in den letzten fast zehn Jahren in Wien in der „Alten Schmiede“, oder im Literaturhaus geschah, also auch was gelesen wurde, wer dort war, nicht nur die Programmzettel, die es natürlich auch gibt, kann bei mir, glaube ich, fündig werden, weil ich ja ziemlich regelmäßig dorthin gehe und dem wird dann ein Beistrichfehler wahrscheinlich auch egal sein.

So komme ich mit meiner Litertaturleidenschaft meinem Lesen und Schreiben als Lebensstil, glaube ich, auch gut zurecht, möchte das auch präsentieren, finde es schade, daß es mir nicht so ganz gelingt, aber eigentlich tut es das auch und, um wieder auf die Bücher zurückzukommen,  bin ich durch die Bücherschränke wirklich auf Sachen gekommen, die sonst an mir vorbeigegangen wäre.

Das Buchpreisbloggen, das ich höchstwahrscheinlich weiter machen werde, ist auch sehr sehr interessant, denn nur, wenn man die Bücher gelesen hat, kann man wirklich was dazu sagen und die Debuts sind das auch.

So wurschtle ich mich  durch den Berg und schaffe das, glaube ich, auch ganz gut, auch wenn ich natürlich nicht alles lesen kann und ich bin wohl sowohl eine Quantitätsleserin, wie eine solche Schreiberin. Ist das wirklich so schlecht? Ich glaube eigentlich nicht!

Auf den anderen Blogs werden schon die ersten Bücherhighlights von 2017 veröffentlicht. Wer von mir wissen will, welche der bis jetzt gelesenen über hundertfünfzig Bücer mir am besten gefallen haben, wird mich ein wenig ratlos sehen.

Denn Lieblingsbücher habe ich eigentlich nicht und an eine so besondere Highlightspitze kann ich mich auch nicht erinnern.

Ich habe das Jahr mit Hans Fallada angefangen, habe dann das „Hochhaus“ entdeckt und gleich darauf die Juliana Kalnay.

„Tierchen unlimited“ hat mir gut gefallen, Tim Krohns Projekt ebenso, von Andreas Okopenkoa Klassiker „Kindernazi“ war ich ein wenig enttäuscht,

Viktors Klemperers Briefe haben mich beeindruckt, dann kam schon das Buchpreisbloggen. Da haben mich vor allem die politischen Romane „Die Hauptstadt“ und die „Außerirdischen“, beindruckt.

Meine <nummer eins wäre allerdings Marion Poschmann gewesen und bei den Deburts „Liebwies“ und „Reibungsverluste“, das stand aber nicht auf der Debut-Shortlist. Also habe ich mich da für „Immer ist alles schön“ entschieden. Cornelia Travnicek habe ich in diesem Jahr viel gelesen und bin jetzt auf die noch ungelesen 2017 Bücher und auf das Bücherjahr 2018 sehr gespannt

Oder Florida

Buch fünf der Shortlist des Bloggerdebuts eine Auswahl aus vierundsechzig Longlistbüchern ist wieder komplett anders und eigentlich in meinem Sinn, nämlich ein DDR-Roman und die lese ich doch gerne.

Da waren also drei poetisch sprachlich anspruchsvolle Bücher, die ich wie folgt reihen könnte:

  1. Immer ist alles schön
  2. Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens
  3. Still halten

Dann die Biografie des Genies James William Sadis und jetzt ein „So lustiges und trauriges, ein so politisches und gefühlvolles Buch über das Deutschland nach der Wende, habe ich schon sehr lange nicht mehr gelesen!“, wie Jana Hensel am Buchrücken schreibt.

Die 1976 in Borna geborene Jounalistin und Autorin die  „Zonenkinder“ geschrieben hat, meint das.

Nicht ich, denn ich habe ja erst vor kurem „Peter Holtz“ gelesen und hätte dieses Buch gern auf der Shortlist des dBp haben wollen und  muß auch gestehen, daß ich nicht gleich in den Roman, des 1979 in Frankfurt an der Oder geborenen Christian Bangel hineingekommen bin.

Am Anfang erschien er mir etwas langatmig und unverständlich, aber dann habe ich mich hineingelesen und habe mir gedacht, daß das realistische Erzählen ja etwas für mich ist, obwohl es natürlich auch ironisch und komisch ist.

Natürlich ist es das und damit habe ich auch meine Schwierigkeiten und deshalb hab ich mir anfangs beim Lesen vielleicht ein bißchen schwer getan. Velleicht lag es auch am Format, denn es ist das zweite Buch das ich bei „Netgalley“ öffnen konnte. Das Erste war Kerstin Preiwuß „Nach Onkalo“.

Das habe ich dann aber als Printausgebe gelesen. Als ich aber am Freitag mit diesem Buch anfangen wollte, war die noch nicht da, also habe ich das PDF oder E-Book angefangen und das ist ja ein bißchen schwieriger, obwohl man auch da hineinkommt.

Dann habe ich das Buch bekommen und habe es mir auch ins Literaturhaus mitgenommen und in den Pausen des „Fried Festtivals“, darin gelesen.

Wir gehen, womit man wieder sehen kann, daß die meisten Bücher und auch sehr viele Debuts etwas Autobiografisches haben, nach Frankfurt an der Oder und in das Jahr 1998 und da ist der zwanzigjährige Matthias Freier und der hat gerade seinen Zivildienst hinter sich, ist Redaktuer eines Magazins, das sein Freund  Fliege gegründet hat und der hat noch andere Pläne. Er will nämlich, es sind gerade Wahlkampfzeiten und Gerhard Schröder wird etwas später Helmut Kohl ablösen, einen Kapitalisten zum SPD Bürgermeister machen, der heißt Franziskus und hat sehr neobliberale Ansichten, obwohl oder gerade, weil er aus dem Osten kommt und Freier, wie Matthias genannt wird, wird zu seinem Pressesprecher.

Frankfurt (Oder) heißt der erste Teil des Buches, weil es dort spielt und 1998 ist die Stadt offenbar sehr von den Neo Nazis bevölkert, die Freier auch krankenhausreif zusammenklatschen und der der frisch gebackene Pressesprecher eines Kapitalisten, der ihm von Florida vorschwärmt, weil dort ja alles so kapitalistisch ist, deshalb heißt das Buch auch so, hat gerade genug Probleme.

Lebt er doch in einer leeren Wohnung mit einem leeren Kühlschrank, die Mama, die die Wende in ein Callcenter verpflanzt hat, schickt ihm zwar Carepakete, beiehungsweise stellt sie ihm Letschodosen in die Küche, die Freier dann hinter im Bücherradel versteckt, weil er kein Letscho mag.

Die Mama ruft ihn auch mitten in ihren Meinungsforschungsinterviews an und fragt ihm dann nach seiner Meinung und erst wenn die Luft von den Supervisorn rein ist, wie es ihm geht.

Ja, so sans die Kapitalisten und Franziskus Wahl geht gehörig schief, weil man im Osten 1998 offenbar auch schon das Dirty Campaining kannte und da wird aufgedeckt, daß Franziskus in Florida ein Geschäft aufbauen will ,um die faulen Ossis zur Schulung dorthin zu schicken.

So wird er ausgepfiffen und verliert die Wahl, macht Freier aber, der auch um seine Jugendliebe Nada trauert, die mit ihrer Mutter  in den Westen mußte, weil die im Osten keine Arbeit mehr bekam, die er aber jetzt wiedergesehen und einen Kurzausflug nach Berlin mit ihr gemacht hat, wo er aber auch von den Nazis verfolgt wurde, ein moralisches oder unmorialisches Angebot.

Er nennt ihn jedenfalls einen Rohdiamanten, den er schleifen will. Das heißt Freier soll nach Hamburg und sich im Zoofachgeschöft eines befreudeten Kapitalisten in die BWL einarbeiten, dann nach Florida fliegen, für Franziskus ein Geschäft aufbauen und bekommt dann von ihm hunderttausend Dollear.

Die Mutter rät davon ab. Freier sagt zu und muß bei dem befreundeten Kapitalisten nun Kartons falten, Dosen aussortieren, Fischbecken putzen, etcetera und wird immer wieder vertröstet und zusammengeschißen, so daß er schließlich vor der Wahl steht, ob er sich weiter verskalven lassen oder nach Berlin abhauen und mit Nadja ein schönes neues freies Leben beginnen soll?

Ein interessantes Buch, vielleicht nicht ganz so knallhart iroinisch wie  „Peter <holtz“ erzählt. Aber knallhart komische Stellen hat es schon. Etwa gleich am Anfang, als Fliege mit dem Slogan „Mehr sonne für Frankfurt!“, in den Wahlkampf tzieht oder knallhart grausam, als er im zweiten Teil „(Oder ) Hamburg draufkommt, daß die Kapitalisten die Azubis aus dem Osten alle Udo nennen „unser dummer Ossi“.

Ansonsten ist Deutschland weit von Österreich weg und und das Jahr 1998 weit von 2017, wo die Neo Nazis ja nicht mehr Türken klatschen, sondern sich „Patrioten“nennen,  den Linksfaschismus bekämpfen und auf der Buchmesse „Wir alle hassen Antifa“, einem hilflos daneben stehenden messedirektor ins Gesicht schreien und ich denke mir 1998 ist lang vorbei. Die blauschwarze zweite Wende oder die „Orbanisierung“ Österreichs fängt hier erst an und begann zu überlegen, ob ich für Debutpreis wirklich nur drei poetisch schöne Bücher rangreihen will und, obwohl ja eine realistische Autorin, die realistischer geschriebenen außen vorn lassen will?

Ich will, das kann ich gleich verraten, nicht und werde das noch genauer in einen eigenen Artikel begründen.

2017-12-07

Anton Blitzsteins Geburtstag mit Nika-Lesung

Das GAV-Mitglied und Mondkalb- und Katzenzeichner Anton Blitzstein, den ich, glaube ich, durch den „Ohrenschmaus“, wo er immer einreicht und fast etwas gewonnen hätte, kennengelernt habe, aber nein, das war, glaube ich, schon vorher in einer seiner Ausstellungen, die er zum hundertsten Geburtstag des OWS gestaltet hat, hat mich zu seinem achtundfünzigsten Geburtstag eingeladen.

„Serviert werden selbstverständlich Leckereien aus der vegetarischen BlitzsteinKüche“, stand auf der Einladung und ich hatte, glaube ich, schon vor zwei Jahren eine, konnte da aber nicht kommen und habe daher nur das grüne Mousse gekostet, die es anläßlich einer anderen Ausstellung gegeben hat.

Diesmal hat es zwar auch eine Paralelleveranstaltung gegeben, nämlich das „Auge-Weihnachtsfest“, das zufäligerweise in dem Haus stattfindet, wo einmal Soma Morgenstern lebte.

Da ist diesmal nur der Alfred hingegangen, ich bin nach meiner fünf Uhr Stunde mit der  U4 nach Heiligenstadt hinausgefahren, wo Anton Blitzstein unweit des berühmten Karl Marx Hofes am zwölften Februarplatz, wie das jetzt heißt, auch in einem der schönen alten Gemeindebauten, eine Wohnung hat, die eigentlich eine Galerie mit Bett, beziehungsweise Eßtisch ist, in der alle seine Bilder hängen und ein Regal mit seinen schönen Keramikfiguren gibt es auch.

In der U-Bahn, bin ich neben einem Großvater und seinem Enkelsohn gesessen, die beide auch nach Heiligenstadt fuhren. Der Opa hat den Enkel, es war offenbar ein Erstklasser Rechnungen abgefragt. Hat dann wissen wollen, wie die Lehrerin heißt und, ob die Kinder aufstehen müßen, wenn die sie sie etwas fragt?

Nein, und die Kinder heute reden ihre Lehrer mit den Vornamen an. Dann wollte der Opa noch wassen, wann der Enkel, der offenbar bei ihm und der Oma übernachtete, schlafengehen würde?

„Um zwölf Uhr Mitternacht!“, war die Antwort.

„Das müssen wir der Oma erst beibringen!“, hat der Opa nach einer Pause gesagt.

Noch eine Pause. Dann kam vom Enkel: „Das war ein Scherz!“

So weit die kleine U- Bahn Leute Beobachtungs Anektodte. Mal sehen, in welchen meiner Bücher das einmal Einklang finden wird?

Dann habe ich schon bei Anton Blitzstein angeläutet, der mir am Montag sagte, daß er zwölf Leute eingeladen hat, aber nicht alle kommen würden.

Gekommen ist  nur eine Freundin und die vegetarische Küche hat sich  auch als ein thailändisches Huhn, also etwas nicht ganz Vegeetarisches entpuppt. Im Anschluß gab es noch einen Schokoladekuchen mit Zuckerglasur und ich habe Anton Blitzstein aus den zwei Büchern, die ich in der Handtasche hatte, der „Nika“, denn im Dezember trage ich in der Weihnachtstasche, die ich einmal von einer Klientin bekommen habe, den Adventkalender mit mir herum und dann das das Neue, aussuchen lassen, was er als Geschenk haben will. Er hat sich für das „Bibliotheksgespenst“ entschieden und die „Nika“ habe ich der Freundin, als die wissen wollte, was ich schreibe, gezeigt.

Darf ich ein Stück lesen!“, hat sie mich gefragt und hat dann laut den siebenten Dezember vorgelesen und voila, eröffnet sich meinen Lesern, als Überraschung heuer doch noch ein neues Adventkalenderfenster.

Den ersten und den fünften Dezember gibt es schon und hier also:

„Montag, 7. Dezember

Am Montag war der junge Syrier oder Iraker mit seiner grauen Decke wieder da und starrte Nika, als sie mit Sack und Mütze aus dem Kaufhaus kam, mit seinen traurigen Augen an, als wäre er nicht zwei Tage verschwunden gewesen. Für einen Einzigen, um genau zu sein. Am Samstag, als die Mariahilferstraße von Menschenmassen bevölkert war, hatte er gefehlt. Ob er am Sonntag hier gesessen war, hatte sie keine Ahnung. Denn da war sie nach ihrem süßen Frühstück in Jeans und Parka und ohne Weihnachtsmütze zum Hauptbahnhof gefahren. Hatte sich danach mit einer weißen Schürze dem Backen hingegeben. Als die Vanillekipferln und die Linzeraugen fertig waren und sie sich an das Kneten der Rumkugeln machte, läutete sie an der Tür. Sandra Winter war mit einem schüchteren jungen Mädchen, das ein hellblaues Kopftuch tief in die Stirn gezogen hatte, davor gestanden und hielt ihr einen kleinen Schokonikolaus entgegen.

„Kommt herein!“, hatte Nika aufgefordert, die beiden in ihr Wohn-und Arbeitszimmer gebeten, wo der Couchtisch gedeckt war und auf zwei Tellern Linzeraugen, Vanillekkipfern und schon einige Rumkugeln lagen und es in der Wohnung nach frischen Keksen duftete.

„Ich hole gleich Kaffee bot sie an!“ und nahm die Schürze ab.

„Du hast gebacken, fein!“, rief Sandra Winter erfreut. Fatma Challaki sagte nichts, sondern schob ihr Kopftuch ein Stückchen weiter in die Stirn und lächelte Nika schüchtern an.

„Sie sprechen schon ein bißchen Deutsch!“, hatte die sich erkundigt und Sandra nickte energisch.

„Natürlich, ist sie doch in Damaskus in die deutsche Schule gegangen und hat einen österreichischen Deutschlehrer gehabt, der mit seinen Schülerinnen Joseph Roths „Radetzkymarsch“ und Thomas Bernhards „Heldenplatz“ gelesen hat. Deshalb ist sie auch nach Wien gekommen, nachdem die IS ihren Bruder entführte. Sie spricht ein reineres Deutsch als ich, die ich meinen niederösterreichischen Dialekt nicht so leicht verbergen kann! Sie geht auch jeden Nachmittag auf die Nationalbibliothek und trifft sich dort mit einem Lehrer, um mit ihm über Literatur zu diskutieren und für eine ukarainische Germanistin, die in Odessa über Bertha von Suttner forscht, Material zu sammeln, das dort nicht zu bekommen ist.“

„Ich versuche es!“, sagte die junge Syrierin in tatsächlich reinen Deutsch, wurde ein bißchen rot  und setzte etwas lauter hinzu, daß sie der Freundin ihrer Freundin, die so nett sei, sie in ihrem Wohngemeinschaftszimmer schlafen zu lassen, bis es mit ihrer Aufenthaltsgenehmigung klappte und sie einen Platz in einem Studentenheim bekommen würde, gern behillflich sei und sich als Dolmetscherin zur Verfügung stellen wolle.

„Dann kommen wir gleich morgen auf die Mariahilferstraße, besuchen die Weihnachtsfrau, lassen uns von ihr mit guten Gaben beschenken und Fatma kann sich um den traumatisierten Flüchtling, falls es ein solcher ist, ein wenig kümmern! Es laufen derzeit viele traumatisierte junge Männer und Frauen in der Stadt herum, die verzweifelt versuchen Asyl zu finden und die Vergangenheit loszuwerden! Da ich mich mit Fatma manchmal am Westbahnhof betätige, habe ich einiges mitbekommen! Morgen habe ich aber nicht viel Zeit, denn da muß ich auch zum Westbahnhof, den Zug um halb zwölf nehmen, denn der „Residenz-Verlag“ hat mich um zwei bestellt, um mich danach anusehen, ob ich eine geeignete Volontärin bin und sie mich ein paar Wochen in ihrem Verlagshaus schnuppern lassen! Das wäre gut für mich, da meine Eltern in der Nähe wohnen und ich mit dem Rad hinfahren kann! Fatma hätte dann auch mehr Platz! Der Verlag übersiedelt aber, habe ich gehört, nach Salzburg zurück! Also müßte ich bald schnuppern! Mal sehen! Es ist nicht so leicht für uns Geisteswissenschaftler! Das kannst du mir sicherlich bestätigen, obwohl du nur deine Dissertation fertigstellen mußt!“, hatte Sandra gesagt, sich ein Vanillekipferl in den Mund geschoben und „Köstlich, köstlich!“, aufgerufen.

„Du hast Talent zum Backen, liebe Weihnachtsfrau, wenn du keinen Platz als Assistentin findest und dich nicht auf der Mariahilferstraße prostiutieren willst, könntest du dich als Konditorin  versuchen!“, hatte sie gescherzt und mit verlegenen Blick auf Fatma schnell abgebrochen, die das mit der Prostitution nicht verstanden zu haben schien, denn sie hatte sich mit dem gleichen schüchternen Lächeln bedankt, dann ein wenig zögernd nach einer Rumkugel gegriffen und sie in den Mund geschoben. Ob sie der Rum, der dieser Süßigkeit den Namen gab, störte, eine gläubige Muslima durfte, wie Nika sich zu erinnern glaubte, keinen Alkohol trinken, ließ sich sich nicht anmerken. Griff aber nach keiner zweiten, sondern nahm nur noch ein Vanillekipferl und sagte ebenfalls „Das schmeckt sehr gut!“

Das war am Nikolaustag gewesen. Jetzt begann sich die Mariahilferstraße wieder zu füllen. Der Bursche mit der grauen Decke, starrte nach wie vor auf Sandras Weihnachtsmütze und weigerte sich immer noch in ihren Sack zu greifen. Widerlich Seidler war wieder in seinem Büro und hatte sich mit widerlichen Grinsen erkundigt, wie es ihr an ihrem ersten Samstageinsatz ergangen sei und ob sie sich an den süßen Nilkolausfigurene den Magen verdorben habe?

„Die habe ich an die Kinder verteilt, Herr Seidler!“, hatte sie ein bißchen geschummelt und er hatte wieder blöd „Brav, brav!“, gesagt und sie erinnert, daß sie morgen mit einer starken Schicht rechnen könne.

„Morgen ist ein Feiertag, wir haben aber offen und da kommen die Leute nach dem Frühstück und stürmen unser Haus! Da können Sie sich auf einen großen Andrang einstellen, aber das sind Sie jetzt schon gewöhnt!“

„Ich hoffe es, Herr Seidler und werde mich bemühen!“, hatte sie gewantwortet und die Frage unterdrückt, ob sie ihn morgen sehen würde oder ob er den Feiertag zu Hause beziehungsweise in der Kirche verbringen würde? Sie fragte nicht, denn es war ihr egal oder eigentlich lieber, wenn er nicht in ihren Ausschnitt starrte. Das tat inzwischen Mister Trauma, aber er schien ins Leere und nicht auf ihren Busen zu schauen und da kamen schon Sandra und Fatma Challaki, die wieder das blaue Kopftuch tief in die Stirn geschoben hatte.

„Da sind wir, liebe Nika!“, wir haben uns verspätet. Die U-Bahn ist nicht gekommen und wenn ich ehrlich bin, habe ich auch verschlafen! Muß daher gleich weg, aber ihr kennt euch schon und Fatma kennt sich inzwischen auch gut in der Stadt aus und geht dann wieder in die Nationalbibliothek, um sich mit ihrem Deutschprofessor zu treffen!“

„Ich werde es versuchen!“, antwortete die junge Syrierin schüchtern, blickte auf den Deckenmann, der nun auch sie anstarrte und schien nicht recht zu wissen, ob sie stehenbleiben oder ihn ansprechen sollte?

„Vielleicht könntest du ihn fragen, ob er Arabisch versteht?“, ermunterte die forsche Sandra.

„Ich muß zu meinen Zug. Wir sehen uns am Abend und da kann ich vielleicht schon berichten, ob es mit dem Praktikum klappt oder ich in Wien weitersuchen muß!“, sagte sie und Nika setzte nögernd „Das wäre vielleicht hilfreich!“, hinzu. Fatma Challaki zog ihr Kopftuch noch ein bißchen gtiefer in die Stirn, biß sich auf die Lippen, dann machte sie einen Schrittt in seine Richtung und flüsterte ihm etwas zu.

„Hallo, Frau Weihnachtsfrau, hast du etwas Süßes für mich?“, fragte hingegen ein kleiner Mann. Die dazugehörende Mutter zog ihn weg und rief mit schriller Stimme „Du weißt doch, Dario, du sollst nicht soviel Süßes essen! Das ist schlecht für deine Zähne und der Zahnarzt muß dann bohren! Wir gehen in den Supermarkt! Da gibt es eine Saftbar und du magst sicher einen gesunden Gemüsesaft!“

Dario machte ein Gesicht, das deutlich zeigte,  daß er mit dem Vorschlag nicht einverstanden war. Konnte sich gegen die energische Mutterhand aber nicht wehren. Fatma Challaki schien von dem Deckenmann erstaunlicherweise eine Antwort bekommen  zu haben und sie sah in das schöne Gesicht eines Mannes mit Nikelbrille, das ihr bekannt erschien.Ehe ihr einfiel, wo sie es schon gesehen hatte, war er, der Jeans und eine schwarze Lederjacke trug, auf sie zugekommen  und wollte von ihr wissen, ob sie Nika Horvath sei?

„So ist es!“, antwortete sie erstaunt, weil sie ihn noch immer nicht einordnen konnte.

„Dann sind wir bald verschwägert!“, behahptete er mit scharfer Stimme und stellte sich als Joe Prohaska vor.

„Ich bin der Vater Ihrer noch ungeborenen Nichte und habe mir gedacht, meine künftige Schwägerin zu besuchen und mich zu erkundigen, was sie von der Idee Ihrer Schwester hölt, ihr Kind vaterlos aufzuziehen? Als Weihnachtsfrau dürften sie sich für Kinder interessieren und werden wissen, daß die Anwesenheit eines Vaters wichtig für eine gesunde Entwicklung ist! Das wollte ich übrigens Ihrer Schwester persönlich sagen! Aber sie hebt nicht ab und öffnet nicht die Tür, wenn ich bei ihr läute, sondern hat mir nur gemailt, daß ich sie nicht belästigen und nicht stalken soll, weil sie sich sonst bei irgendeiner Menschenrechtsorganisation über mich beschwert! Aber das werde ich vor ihr tun, denn ich habe schon einen Termin beim Jugendamt, das sicher meiner Meinung ist, daß es nichts mit Stalking zu tun hat, wenn ich mich um meine Tochter kümmern will!“

So das wars. Am 19. 25. 29. und 30. wird es noch ein Fenster geben und wer weiß, in welchen meinen Büchern, die „Nika, Weihnachtsfrau“ noch ein Kapitel hat, bekommt ein Buch von mir, wenn er sich bei mir meldet.

Still halten

Jetzt kommt Buch vier der heurigen Bloggerdebutpreis-Shortlist. Eine der anderen Mitjurorinnen hat, glaube ich, etwas von der ausgewogeneheit der Verlage geschrieben. „Limmat“, „Diogenes“, Verbrecher-Verlag, „Wagenbach“ und „Piper“.

Daß die Auswahl für mich sehr überraschend war und die Bücher sehr unterschiedlich sind, habe ich schon geschrieben. Das stimmt aber, glaube ich, nur zum Teil, denn drei der vier, die ich jetzt gelesen habe, sind sehr poetisch und das Debut der mir bisher unbekannt gewesenen Jovana Reisinger, eine Filmemacherin, die 1989 in München geboren wurde und in Österreich aufgwachsen ist, hat es in sich.

Es sprüht, glaube ich, von literarischen Anspielungen und Vorbildern, ein weiblicher Thmomas Bernhard habe ich mir  an einer Seite angestrichen und mir sonst überhaupt an die hundert wunderschöner poetischer Sätze herausgeschrieben. Und immer schön, das kann ich gleich anmerken, ist hier auch nichts.

Sehr viel Jelinek würde ich bei den Anspielungen über die armen Frauen heraushören, dabei ist die Heldin, die namenlose Ich- Erzählerin, glaube ich, gar nicht so arm, sondern eine Täterin.

„Die Frau ist immer ein Opfer“ und wenn man nach dem Neuen in dem Debut fragt, was ein gutes Buch ja haben muß, deren Autorin, glaube ich, sowohl Wolf Haas, „Das ist schon wieder nichts passiert!“, als auch Cornelia Travniceks „Chucks“ gelesen hat: „Darf  man denn noch überhaupt  noch Ausflüge machen, wenn die eigene Mutter im Sterben liegt“,  denke ich, daß es der Sprung von der Bernhardschen und Jelinekschen Österreich Beschimpfung zu der eigenen Psyche ist, der das Buch neu macht, obwohl  wieder wahrscheinlich viel zu viel in es hineingepackt wurde und daher manches, wenn man es durchdenkt, nicht so sehr logisch, sondern widersprüchlich erscheint.

Aber das soll die Literatur ja sein, überhöht und poetisch und den Leser von einer Methaper zur nächsten jagen, bis er atmemlos liegenbleibt in dem Wald, wo die Krähen und Füchse kommen und die guten Innviertler Knödeln serviert werdeen.

Ja, richtig, das hätte ich jetzt fast vergessen, an den schönen Heimatroman von Petra Piuk kann das Buch auch erinnern, obwohl Jovana Reisinger wohl mehr  auf Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek anspielt und auch im Tonfall erhabener klingt. Dann wird das „Still halten“ aber wieder alltäglich, wird zum Frauenleiden und dem,was der Durrchschnittsfrau wenn sie nicht aufpasst in diesem schönen Österreich oder auch Deutschland, jeden Tag passieren kann.

Die Heldin wird für ein Jahr krankgeschrieben, hat ein „Burnout“ oder auch ein „Psychose“, das Diabolische an Jovana Reisingers Debut ist wohl, daß sie gekommt den Spagat von der Psychose zu den ganz normalen österreichischen Abgründen a la Bernhard „Es ist alles fürchterlicher, als das fürchterlichste!“, beziehungsweise, Petra Piuks schönen Heimatroman, wo das Grauen nur idyllisch ist, zieht.

Die Erzählerin wird also krankgeschrieben, soll still halten und sich erholen. Ihr Mann fährt daraufhin, wie sich das so gehört, zu einem Kongreß oder einem Symposium und läßt sie allein und dann ruft auch noch ein Pfleger aus einerm Krankenhaus an und verkündet ihr, ihre Mutter liegt im Sterben und sie soll sie doch, bitte schön, besuchen.

Das habe ich noch vergessen, die Erzählerin ist vom Land in die Stadt gekommen und soll jetzt wieder dort zurück in das Krankhenhaus und was dann passiert ist auch ganz schön diabolisch. Denn das arme schwache Weibchen, das Opfer a la Elfriede Jelinek entwickelt jetzt ganz eigenartig durchtriebene Kräfte, als sie beschließt, der Mann, der sie im Auto hinbringen könnte, ist ja weg und Bus und Bahn kommen offenbar erst später in Erwägung, zu Fuß dorthin zu gehen. Dafür kauft sie sich in der Buchhandlung der Frau Pola, die sie vorher im Gasthaus traf, eine Wanderkarte von Österreich und das wird sehr schön fillmschnittartig beschrieben, obwohl ich anmerke, dieser Platz auf dem die Heldin dann sitzt, ist nicht der einer Großstadt, sondern eines Dorfes.

Der Wirt taxiert sie, bevor er ihr das Schnäpschen bringt, der Sparkassendirektor schimpft mit der Putzfrau, aber die ist eine Medizinstudentin und läßt ihn nur lächelnd weiter gestieren. Frau Pola verkauft dieLandkarte und die Heldin wird nun wohl ein paar Tage brauchen, bis sie über „Maria Bitter und Maria Eldend nach Maria Schmoll, etcetera“, die Mutter erreichen wird.

Deshalb gibt sie auch ihr Vorhaben auf, geht in die Wohnung zurück und wartet auf den Anruf, daß die Mutter gestorben ist. Dann nimmt sie den Bus, kauft sogar Blumen und da gibt es wieder eine filmreiche Farce im Krankenhaus, wie die Pfleger und die Oberschwester mit der nicht wirklichen Anteilnahme und des  Mitleides umgehen.

Danach kommt der der zweite Teil, denn der Mann ist nicht da, der sie in die Stadt zurückbringen könnte. Im Krankenhaus kann sie, obwohl ihr das angeboten wurde, doch nicht schlafen. So kommt der Pfleger auf die Idee, sie soll doch in das Haus zu dem auch ein Wald gehört, der Mutter, das sie jetzt erben wird, gehen.

Ein Taxi bringt sie dorthin und dann beginnt sie, während sie auf die Abholung des Mannes wartet, der sich dafür Zeit läß, das Buch spielt von April bis Juli, einen Kampf mit der Natur, wie in der Beschreibung steht.

Und das ist auch eine Farce, beziehungsweise Thomas Bernhard in Reinkultur, allerdings, um wieder realistischer zu werden, steht an einigen Stelle geschireben, daß die Erzählerin ihre Tabletten abgesetzt hat.

Und wer sich schon voher über die scheinbare Herzlosigkeit am Totenbett der Mutter „Der Vater ist hin und die Mutter auch“, wunderte, bekommt jetzt Aufklärung.

Der Vater hat sich nämlich in einer Hütte am Wald erhängt und die Mutter hat daraufhin, wie der Pfleger später erzählen wird, der Tochter  die Schuld gegeben und sie in Hütten und Zimmer eingesperrt.

So fühlt sie sich von den Krähen, die überall lauern, bedroht. Es gibt aber einen Nachbarn, einen Förster namens Jäger, der ihr anbietet, sich statt ihr, weil die Frauen das nicht können, um den Wald zu kümmern. Der läßt also abholzen und bringt bei Besuchen tote Rehe mit. Die Heldin findet indessen in einer ihr verboten gewesenen Hütte im Garten fünfunddreißig Liegestühle und stellt sie dort auf.

Sie überlegt auch, ob sie eine Pension aufmachen soll? Vorerst schießt sie aber auf die Vögel, hat zwar Bezug zu der Katze, die ihr auch ein Kätzchen bringt, die kommt aber um. Ratten und Mäuse liegen im Haus. die toten Vögel werden immer mehr. Die Tiere werden zur Bedrohung. Der Pfleger taucht wieder auf. Läßt sich von ihr zuerst, weil das  das Los der Frauen ist, bekochen. Dann wird sie aber offebar von ihm und vom Förster im Wald erschossen und, als der Mann endlich kommt, um es sich im Eigentum der Frau gemütlich zu machen, macht sie ihm nicht mehr auf. Das stört ihm aber vorerst nicht und offensichtlich auch nicht die toten Tiere, denn er legt sich in einen der Liegestühle und beginnt die ländliche Idylle zu genießen.

Ein sehr abtrünniger Heimatroman. Ene Satire mit einer sehr schönen Sprache, könnte ich schreiben und mir überlegen, wer ist jetzt Platz drei bei meinem Rankig, wenn ich bei meiner schon gesetzten Reihung bleibe?

Der journalistische Roman über ein Genie oder Jovana Reisingers Österreich Beschimpfung, die vielleicht doch nicht nur so dahingeplappert und abgeschrieben ist, wie ich an manchen Stellen dachte?

Mal sehen, ein Buch habe ich noch zu lesen und da habe ich das, was ich bisher davon hörte, auch sehr interessant gefunden.

Die Shortlist, die Auswahl aus den vierundsechzig vorgeschlagenen Büchern sorgt also für Überraschungen und bleibt spannend und so soll es auch sein!

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