Jetzt kommt eine kleine Pause von meinem heurigen dBp-Lesen, da ich, da ich ja soviele andere Neuerscheinungen habe, die nicht auf der Liste stehen, parallel, beziehungsabwechselnd lesen werde, nämlich das Debut des 1967 geborenen „Streiflichter- Redakteurs“ HiIlmar Klutes „Was nachher so schön fliegt“ und es ist eines, das durchaus daraufstehen könnte und auch eines, das meine Themen, das Schreiben und den Literaturberieb worüber ich ja auch schon sehr viel geschrieben hate, in einer wie im Klappentext schreibt, Weise behandelt, wie man es noch nie gelesen hat. Was ich zum Teil auch bestätigen wüede
Es geht um Volker Winterberg, der zwanzigjährig, im Jahre 1987 im Ruhrgebiet seinen Zivildienst in einem Altersheim macht, aber eigentlich schreiben will, der größte Dichter der Welt wahrscheinlich und dabei sehr sehr viel von der deutschen Literatur weiß. Es ist ein Lobgesang der „Gruppe 47“ kann man sagen und es ist wahrscheinlich auch sehr viel Autobiografie des Autors dabei, über das er sich sehr lustig macht, nur mit den verschiedenen Ebenen, die das Buch beleuchtet, bin ich ein wenig durcheinander gekommen und hätte mir da vielleicht mehr Straffung gewünscht.
Denn der Volker Winterberg erzählt sehr schnoddring aus seinem Leben. Erwähnt auch durchaus, daß er die Literatur aufsaugt und noch keinen eigenen Stil hat.
Liest er die Bachmann, dann schreibt er, wie sie und am nächsten Tag, wie Heiner Müller etcera. Er hat sehr viel gelesen, hat seine Idole, aber, was mich auch ein wenig irriterte oder wunderte, mag er Erich Fried nicht, das habe ich nicht so ganz verstanden, denn ich mag ihn gern und halte ihn auch für ein Idol, aber Volker, der am Morgen die Alten in dem Heim betreut und mit der Schwester Erika vögelt, die ihm erklärt, ob er weiß, daß die Generation, die er da pflegt, die ist, die Auschwitz ermöglicht hat, geht einerseits wieder sehr kritisch und leicht ironisch mit den Pflegenotständen in dem Heim um. Er macht auch Gedächtnistraining mit den Alten und kümmert sich um sie, andererseits macht er sich auch über die Zustände lustig.
Dann war ein einmal in Paris und hat da ein Gedicht geschrieben und deshalb wird er zu einem Nachwuchswettbewerb nach Berlin eingeladen, wo er sich in eine junge Studentin verliebt, also wieder Liebesabenteuer hat, andererseits sehr schön beschrieben wird, wie die „konstruktive Kritik“ zu MMRs Zeiten passierte.
Da gibt es einen Workshop, wo man seine Gedichte vorstellen kann, eine junge Frau zeigt ihre Gefühle und wird heruntergeputzt. Da ist Volker wieder einfühlsam und mahnt, die anderen, sie doch nicht in den Selbstmord zu treiben. Dann verhält er sich wieder ein wenig arschhaft.
Einige junge Dichter werden beschrieben, wo mir nicht ganz klar war, ob die fiktiv und erfunden sind und die besten Stellen, die nicht ganz durchgehalten werden, sind, glaube ich, auch die, die der Klappentext meint, wo sich Volker neben seinem realen Aufenthalt bei jenem Seminar, immer wieder die „Gruppe 47“ die ja schon viel früher stattfand, vorstellt und da auch einen Günter Grass beschreibt, mit dem er Auto stoppt und der den mitnehmenden Autofahrer von seiner „Blechtrommel“ erzählt oder er erzählt, wie er mit Erika an einem solchen Treffen teilnimmt und Hans Werner Richter stürzt sich gleich auf sie.
Es sind starke Stellen in dem Buch, die wahrscheinlich, die Biografie eines besessenen jungen Dichters erzhlen, was ich sehr nachvollziehen kann, weil ich mich ja auch seit fünfundvierzig Jahren mit dem Schreiben beschäftige. Dann sehr viel Literaturgeschichte, die eingewoben wird, die mich auch sehr interessiert und dann gibt er auch indirekte Schreibtipps, wo er seine Protagonisten nach Paris oder Berlin ziehen läßt, um etwas zu erleben, über das man dann schreiben kann und das ist ja etwas, was ich auch gerademache.
Ein spannendes Buch, das vielleicht deshalb nicht auf die LL gekommen ist, weil das Schreiben und die Literaturgeschichte nicht so viele Leute interessiert. Ich würde es aber hinauf tun und könnte es mir auch gut auf der Debutpreisshortlist vorstellen. Kann das Lesen daher allen Literaturinteressierten sehr empfehlen.
Über die Mißstände in den Altenheimen und über die Erfahrungen eines Zivis erfährt man auch sehr viel und da ist ja in Österreich vor einem Jahr auch ein anderen Buch eines jungen Wunderkindes erschienen, das zwar, glaube ich, nicht über die „Gruppe 47“ sogut Bescheid weiß, aber sehr intensiv über seinen Zivildienst in einer betreuten WG schreibt und Clemens J. Setz hat das auch einmal getan.
Der Buchtitel ist übrigens ein Gedichtzitat, das, glaube ich, von Peter Rühmkorf stammt.
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