Nun kommt ein Buch aus dem „Holzbaum-Verlag“, der mir ja immer so getreulich seine Bücher schickt und zur Abwechslung ist es, was mich besonders freut, kein Cartoon, da liegt noch einer in meinem Badezimmer, sondern ein Thriller, ich bin ja mehr für die Literatur, als die Satire, denn der „Holzbaum-Verlag! hat einen Thrillerwettbewerb ausgeschrieben und den hat die 1976 in Wien geborene Journalistin Nicole Marcarewicz gwonnen, die ich aus Thomas Wollingers „Texthobelwerstatt“ kenne und auch ihren Erzählband „Jede Nacht“ gelesen habe.
Aus dem Vorliegenden Buch habe ich sie beim letzten „Buchquartier“ lesen hören und jetzt habe ich mich ein bißchen durch das Kinderpornographiethema gelesen und ich muß sagen, es ist eigentlich kein Thriller, obwohl die Handlung Spannungselemente von mindestens drei ausweist, die mehr oder weniger geglückt ineinander verwoben sind.
Es geht, denke ich, Nicole Makarewicz, wie auch im Vorwort steht, um das Thema, das sie gekonnt aufgebreiten wollte. Im Vorspann wird auch noch genau erwähnt, daß alles an der Handlung und an den Personen erfunden ist. Recherciert scheint es dennoch genau zu sein. Im Anhang ist auch weiterführende Literatur und die Adressen von den entsprechenden Beratungsstellen angegeben.
Ein Thema also, das mich als Psychologin sehr interessiert und wo ich denke, daß alles, was hier geschildert wird, sehr realistisch ist.
Sehr viel Psychologisches kommt auch darin vor, die Heldin Leah ist keine Superfrau, sondern eine mit sehr viel Kanten und Schwächen, Emotionen, Allergien und psychischen Zusammenbrüchen. Trotzdem erscheint mir viel zu viel in die zweihundertzwanzig Seiten hingeingepackt zu sein und einiges an der Handlung auch unlogischk, so wußte ich schon in etwa der Mitte, wer der Täter ist, denn Leah hat ja nur einemMenschen von ihrem Verdacht erzählt und auch so ist die Leah, die Journalistin, die sich für das Thema Kinderpornographie interessiert und ein Buch darüber schreiben will, viel zu viel von den Fakten umgeben, als, daß es abgesehen von der Sachlage, wirklich realistisch sein könnte.
Es beginnt mit einem sehr beeindruckenden Bild, ein kleines Mädchen mit leeren Augen wird am Straßenrand gefunden, an ihm hängt ein Zettel „An Leah Sebelia“ , aber eigentlich hat es schon viel früher begonnen. Nämlich mit Leahs Recherchen für ihr Buch, in die sie sich verbeißt und sie bekommt auch einen Zugang zu einen Pädophilenforum geschickt.
Es passiert aber noch etwas anderes. Sie liest plötzlich in der Zeitung, daß ein Mann, der den Namen ihrers Vaters trägt und von dem ihr ihre Mutter immer erzählte, daß er gestorben ist, als sie ein Kleinkind war, jetzt wirklich verstarb. Sie geht zum Begräbnis und lernt da ihre gehörlose Halbschwester Mara kennen, die als Hackerin sehr erfolgreich ist.
Von ihrer Mutter erfährt sie dann noch, daß der Vater sie als Baby mißbraucht hat, so daß sie sich von ihm trennte, was schon einmal zu einem psychischen Zusammenbruch Leahs führt.
Das ist aber nur eine Nebengeschichte, denn Leah bekommt auch seltsame Mail von einem, der sie auf eine Fährte führen will und wenn sie das tut, Mara heckt für sie die Mitglieder des Pädophilenrings, die alle Namen aus Kinderbücherm, wie „Sindbald“ oder „Baloo“, der Bär tragen, werden die dann ermordet und die Polizei findet Leah am Tatort, während der Täter entwischt.
Sie hat aber einen Zugang zur Polizei, nämlich den Leiter der Kinderportnograhieabteilung, der sie unterstützt und dem sie vertraut und sie hat auch einen Freund namens Max und dann noch einen anderen mit dem sie recherchieren geht.
Aber Max, der, glaube ich, Jurist ist, ist über Leahs verbissene Recherche nicht so erfreut, so trennt er sich von ihr. Sie kommt ihm aber, als sie wegen ihres Vater in der Krise steckt besuchen und da entdeckt sie eine „Winniepuh-Figur“, beginnt ihn zu verdächtigen, teilt ihren Verdacht auch mit und er wird dann auch ermordet, obwohl es offenbar ein Irrtum war.
Der Täter wird dann schließlich entlarvt. Vorher gibt es aber noch eine Spur zu dem entführten Kind einer ukrainischen Prostituierten. Das ist das kleine Mädchen an der Autobahn. Leah recherchiert in „Wolfis Bar“, wo sie arbeitete. Eine andere Ukrainierin, die ihr einiges erzählt, wird ermordet und die Spuren führen und das ist, glaube ich, nach einem realen Fall erzählt, der schon länger her ist, zu einem höheren Beamten eines Ministeriums, der an den entführten Kindern der Prostiuierten, die dann dem Ring als „Frischfleisch“ zur Verfügung gestellt werden, beteiligt sein könnte, wobei hier einiges auf Leahs Speukaltionen beruht und nicht wirklich aufgeklärt wird.
Es geht trotz der vielen Mordfälle gut aus. das heißt die kleine Elina wird gerettet, bekommt eine Psychotherapie und eine Pflegefamilie und Leah besucht sie einmal in der Woche, um mit ihr zu spielen und wir haben viel über das Thema Kinderponrographie in allen seinen Facetten erfahren und einen sehr spannenden, ein wenig zu klischeehaften Krimi gelesen von dem mir vor allem gefallen hat, daß diese Leah ein Mensch mit Emotionen und Schwächen ist, die auch mal zusammenbricht, aber eigentlich viel zu viel erlebt, als daß es realistisch sein könnte.
Aber das lernt man ja in den Schreibwerkstätten und Romanschulen, daß alles spannend und übertrieben sein soll und so hat sich Nicole Markarewicz wahrscheinlich an dieses Prinzip gehalten.
Ich hätte es realistischer gefunden, wenn kurz der Mißbrauch als Baby erwähnt werden würde, um Leahs Besessenheit für dieses Thema zu erklären, statt nach dem Show not tell Prinzip ein Begräbnis und eine gehörlose Schwester zu erschaffen.
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